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Roß & Reiter – Internet in Deutschland – Teil 1 khd
Stand:  14.8.2004   (67. Ed.)  –  File: Internet/Ross_und_Reiter.html *




28.12.1998 (t-off). Es wird Zeit, einmal kurz und knapp im Weltwissensnetz festzuhalten, wer in Deutschland eine gesunde Entwicklung des Internets durch Ignoranz oder Nichtwissen massiv behindert hat. Und Deutschland hatte schon einmal eine wichtige technische Chance verschlafen – die (Hardware-) Entwicklung des Computers. Eigentlich sollte das nicht wieder passieren.

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Weil aber Politik & Wirtschaft wenig lernfähig waren, geschah es erneut – beim Internet. Über den technischen Hintergrund der verfehlten deutschen Internet- Entwicklung hat bereits der Karlsruher Informatik- Professor Werner Zorn an anderer Stelle berichtet. Die folgende „Hall of Blame“ nennt nun Roß und Reiter. Sie beschäftigt sich aber mehr mit den politischen Aspekten und erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit der (nicht-) handelnden Figuren. Bei neueren Erkenntnissen wird sie fortgeschrieben.


The Hall of Blame
Wer hat die Entwicklung des Internets in Deutschland behindert?
Stand: 3. Oktober 2000 (Links bis 10.10.2003)

Dr. Helmut Kohl   (CDU) [Homepage] – [E-Mail]

Dem Alt-Bundeskanzler (1982–1998) fiel nie viel zum „Information- Highway“ (Daten- Autobahn) ein. So verwies er auf die Frage nach einem Ausbau der Daten-Autobahn auf den Verkehrsminister. Als promovierter Historiker galt sein politisches Wirken der Einheit Deutschlands und Europas. Vielleicht glaubte er einfach der rosa gefärbten Selbstdarstellung der Deutschen Telekom. Stichwort: "modernstes Telefonnetz der Welt in den neuen Bundesländern".

Merkwürdig ist nur, daß dieses bei Einführung von Pauschaltarifen im Ortsbereich zusammenbrechen soll. Warum sind diese aber in Nordamerika netztechnisch möglich. Und warum wird in Japan vom Ministerium für Telekommunikation die Einführung eines Pauschaltarifs (Flat-rate) als sinnvoll angeordnet?

Dr. Wolfgang Bötsch   (CSU) [Homepage] – [E-Mail]

Der letzte Bundespostminister hat am 18.3.1994 die hohen Ortstarife der Telekom genehmigt (Tarifreform 1996), ohne die Folgen für die Entwicklung des Internets zu bedenken. Im TKG von 1996 wurde der Auftrag der Regulierungsbehörde (RegTP) fast ausschließlich auf die (De-)Regulierung der Sprachkommunikation beschränkt.

Im Herbst 1997 genehmigte Bötsch zeitabhängige Interconnection- Tarife für den Ortsbereich, undifferenziert nach Sprach- und Datenkommunikation. Sinnvoll wären im Ortsbereich dagegen zeitunabhängige Interconnection- Entgelte für Call-Zuführung und -Terminierung gewesen, damit das faktische Telekom- Ortsnetzmonopol nicht als Minutenbremse beim Internet- Zugang wirkt. Dazu fehlte es ihm aber an Visionen. Außerdem klammerte Bötsch die Ortstarife der Telekom trickreich bis Ende 2002 aus der Regulierung aus. [Telekom-Regulierung 1998] [2002: Lukrative Aufträge von Post und Telekom]

Gerhard O. Pfeffermann   (CDU) [Homepage] – [E-Mail]

Bereits als Bundestagsabgeordneter der CDU galt Pfeffermann als der Telekom besonders nahestehend. Er wurde dann als Poststaatssekretär CDU-Watchdog beim CSU-Postminister Bötsch. In dieser Funktion streute er dann reichlich Pfeffer in die deutsche Volkswirtschaft. Denn vor allem ihm ist es zu verdanken, daß die Deutsche Telekom AG zum 1. Januar 1996 die Gebühren für Ortstelefonate – und damit die Internet- Zugangskosten – ohne rationalen Grund drastisch um bis zu 161 % erhöhen durfte. Die Jobmaschine Internet konnte so 1996 nicht anspringen. Nur um einem Veto des parlamentarischen Infrastrukturrats zu entgehen, einigte er sich im Auftrag von Bötsch Anfang 1994 mit der Telekom auf deren "Tarifkonzept 96". [mehr]

Als Poststaatssekretär saß er im Aufsichtsrat der Telekom AG und war Vorsitzender des Verwaltungsrats der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation (BAPT). Pfeffermann war der Post- Experte der CDU, verstand aber nichts vom Internet und dessen Auswirkung auf die Entwicklung der Telekommunikation. Im Bundespostministerium war Pfeffermann der direkte Vorgesetzte von Scheurle (CSU), dem heutigen Präsidenten der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post.

Anfang Februar 1995 trat Pfeffermann von seinem Posten als Aufsichtsratsmitglied der Telekom AG zurück. Der Druck der Industrie war zu groß geworden. Diese hatte immer wieder Pfeffermanns fragwürdige Doppelrolle als Poststaatssekretär und Telekom- Aufsichtsrat sowie seine offensichtliche Tätigkeit als Telekom- Lobbyist kritisiert. Dennoch spannte die Telekom Pfeffermann weiterhin für ihre Anliegen ein. So hat er 1997 im Hintergrund entscheidend an der zu hohen Festlegung der ersten Interconnection- Tarife mitgewirkt.

Dr. Günter Rexrodt   (FDP) [Homepage] – [E-Mail]

Als Bundeswirtschaftsminister befürwortete Rexrodt noch 1996 die Erhöhung der Telekom- Ortstarife. Später kritisierte er dann zaghaft die hohen Internet-Zugangskosten und vertraute auf die Selbstregulierung des Marktes. Um dessen Kraft zu entfalten ist jedoch die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen eine unabdingbare Voraussetzung. Die Förderung von echtem (Ortsnetz-) Wettbewerb, auch zwischen verschiedenen Zugangsinfrastrukturen, unterblieb. Hier versagte Rexrodt kläglich.

Zwar mag es juristisch nicht möglich sein, die Telekom zum Verkauf ihrer TV-Kabelsparte zu zwingen. Rechtlich möglich wäre aber, notfalls die Kabelsparte so abzuspalten, daß sie als völlig getrenntes Unternehmen in den Händen der T-Aktionäre bleibt. Dazu ist aber der Gesetzgeber gefordert (Beispiel: Cable Act in den USA, der gegenseitige Beteiligungen zwischen Telefon- und Kabelgesellschaften verbietet).

Arne Börnsen   (SPD) [Homepage] – [E-Mail]

Als Vorsitzender des Ausschusses für Post und Telekommunikation des Deutschen Bundestags befürwortete Börnsen die drastische Erhöhung des Telekom- Ortstarifes (Tarifreform 1996). Inzwischen gilt Vizeregulierer Börnsen als der wahre Präsident der Bonner Regulierungsbehörde (RegTP), nachdem die Rot/Grüne- Koalition im Oktober 1998 die Bundesregierung übernommen hatte. Bereits kurz nach Marktöffnung erwarb er sich den Ruf des Telekom- Amigos, indem er trotz seiner Neutralitätsverpflichtung auffallend viel Verständnis für die Telekom zeigte und sich sogar persönlich für die Entscheidung seiner Behörde entschuldigte.

Wiederholt kritisierte Börnsen die Auswirkungen des Preiskampfs auf (ausbleibende) Investitionen, was aber inzwischen durch die Praxis widerlegt ist. Speziell den Telefongesellschaften, die zwangsläufig nur mit wenig eigener Infrastruktur starteten, dennoch aber schnelle Erfolge als Ferngesprächsanbieter verzeichneten, erklärte er eine Kampfansage an die schnelle Mark und setze sich dazu für eine Interconnection- Preisreform ein.

Sinnvolle Forderungen nach einem auf Infrastrukturwettbewerb abzielenden Regulierungsansatz bewegen sich bei Börnsen leicht in der Grauzone des Mißbrauchs, um den Ex-Monopolisten Deutsche Telekom zu schützen und den Wettbewerb einzuschränken. Zugute halten muß man dem umstrittenen Vizeregulierer, daß er wenigstens die in Nordamerika herrschende Dynamik im Bereich breitbandiger Datenkommunikation erkannt hat. Hätte die hohe Dynamik dort aber im gleichen Ausmaß entstehen können, wenn die dort üblichen Monatspauschaltarife (Flat-rates) ein Tabuthema wie hier in Deutschland wären?

Elmar Müller   (CDU) [Homepage] – [E-Mail]

Der CDU-Drahtzieher im Hintergrund hatte 1996 große Mühe, Internet-Nutzern zu erklären, was die Alt-Bundesregierung mit der Telekom-Liberalisierung beim Internet bezweckte. [mehr]

Hans Martin Bury   (SPD) [Homepage] – [E-Mail]

Der postpolitische Wasserträger aus Bietigheim soll ab 1. August 1999 große Karriere als Staatsminister im Bundeskanzleramt machen. Aufgefallen war der 33jährige Diplom- Betriebswirt bislang durch flotte Reden und ein merkwürdiges Verständnis von moderner Wirtschaftspolitik („eine gesonderte Netzgesellschaft [aus der Telekom] auszugliedern, wurde [von der SPD] nicht aufgegriffen“). Digitale Internet-Kompetenz zieht mit Bury nicht ins Kanzleramt ein. Er verwendet "Microsoft FrontPage 2.0" für seinen Web-Auftritt.

Bury gehört zu den Unterzeichnern des heftig umstrittenen Grundsatzpapiers vom Juli 1999, in dem 13 SPD-„Youngster“ Gerhard Schröders Kurs einer „modernen Wirtschaftspolitik“ unterstützen. Das "Zukunftsprogramm 2000" der Bundesregierung sieht Bury als den „Paradigmenwechsel“ an. [mehr]

Klaus-Dieter Scheurle   (CSU) [Homepage] – [E-Mail]

Der eigentliche Vater des TKG möchte nicht mehr „auf dem Schleudersitz“ sitzen und die Absetzung von seinem hochdotierten Posten als Präsident der Bonner Regulierungsbehörde (RegTP) fürchten. Deshalb wohl fallen numehr viele Regulier- Entscheide (unter der SPD-Regierung) wenig markt- sondern eher Telekom- freundlich aus. Beispiele: Die Miete der letzten Meile sowie der Optionstarif AktivPlus, der eigentlich Änderungen im Interconnetion- Regime implizieren müßte.

Dr. Peter Fischer   (SPD) [Homepage] – [E-Mail]

Der niedersächsische Wirtschaftsminister hat als Vorsitzender des Beirats der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post und früher im Regulierungsrat die digitale Datenkommunikation (Internet) nicht so gefördert, wie es für diese – alles entscheidende – Schlüsseltechnik angemessen gewesen wäre. Laut einem Bericht des Computer-Magazins "iX" hielt er noch 1998 monatliche Internet- Nutzungskosten von 50 DM für 10 Stunden als Ultima ratio. Die volkswirtschaftliche Notwendigkeit von „unmetered calls“ – auch zur Beseitigung von Arbeitslosigkeit – wurde nicht erkannt.

Jürgen Stark   (CDU) [Homepage] – [E-Mail]

Ex-Finanzminister Waigels Staatssekretär sorgte sich 1998 um den Wert des noch im Staatsbesitz befindlichen T-Aktienpakets. Wegen angespannter Staatsfinanzen gilt es beim anstehenden Verkauf der noch im Staatsbesitz befindlichen T-Aktien, möglichst viel Geld in die Staatskasse zu spülen. Das Bundesfinanzministerium räumt deshalb fiskalischem Interesse eine höhere Priorität ein als dem ordnungspolitischen Ziel eines freien (Ortsnetz-) Wettbewerbs.

Während die US-Amerikaner mit Stolz von ihrer "technology driven & service based economy" sprechen und inzwischen einen beeindruckenden Haushaltsüberschuß (budget surplus) erzielen, hat das deutsche Finanzministerium die volkswirtschaftliche Bedeutung des Internets in einem globalen Markt noch nicht erkannt. Das Wirtschaftswachstum in den USA wird bereits zu einem Drittel von der Informationstechnologie getragen. [mehr]

Dr. Martin Bangemann   (FDP) [Homepage] – [E-Mail]

Der Überflieger war als EU-Kommissar in Brüssel für die Telekom- Regulierung zuständig. Er rechtfertigte die Verteuerung im Ortsbereich als normal, auch wenn dabei der Begriff des "Rebalancing" nicht immer ganz im Sinne der OECD verwendet wurde. Um die Internet- Entwicklung Europas kümmerte sich Bangemann eigentlich nie.

Für Schlagzeilen sorgte der Wechsel von der EU-Kommission als Berater zur spanischen Telefónica. Das Interesse des spanischen Ex-Monopolisten sind wohl kaum technische Kenntnisse zur Telekommunikation, sondern vielmehr politische Kontakte. Auch in Spanien sind die Internet-Zugangskosten noch sehr hoch. Allerdings entsteht dort regionaler Wettbewerb durch die TV-Kabelnetzbetreiber wie Ono Cable (früher Cableuropa) und Supercable.

Dr. Ron Sommer   (Deutsche Telekom) [Homepage] – [E-Mail]

Für Ron Sommer ist Lobbyarbeit für die Deutsche Telekom ausnahmsweise der offizielle Auftrag. Speziell bei Vergleichen mit anderen Ländern (insbesondere Nordamerika) wird es mit der Wahrheit schon mal nicht so genau genommen. Angelastet werden müssen Sommer eklatante Management- Versäumnisse. [Die Lage ist verheerend]

Mit einer visonären, zukunftsweisenden auf die Datenkommunikation ausgerichteten Investitionspolitik hätte die Deutsche Telekom so positioniert werden müssen, daß ein leistungsfähiger und dennoch günstiger Netzzugang längst für jedermann Realität sein könnte. Um Deutschland wirklich zur "Online-Nation" zu machen und nicht nur davon zu reden. Weltmarktstratege Sommer beschäftigt sich dagegen lieber mit Fusionsplanungen und der Auslandsexpansion. Auch zu deren Finanzierung möchte Sommer an hohen Internet- Tarifen im Inland festhalten. [Cash-cows der Telekom] [2002: Ron Sommer muß gehen]

Gerd Tenzer   (Deutsche Telekom + SPD) [Homepage] – [E-Mail]

Der Telekom-Vorstand für Technik- und Netze gilt als der eigentlich starke Mann im Konzern. Er war bis 1982 in Bonn als Assistent von Franz Arnold (SPD) im damaligen Postministerium tätig. Später bei der Telekom klüngelte das Duo die Verzögerungsstrategie für den von der EU-Kommission geforderten Verkauf des TV-Kabelnetzes aus. Auch heute noch werden die Kartellwächter an der Nase herumgeführt.

Denn eine vollständige Trennung von der Kabelsparte war nie geplant, per Sperrminorität will die Telekom echten Wettbewerb verhindern. Weltweit einmalig und volkwirtschaftlich wenig sinnvoll soll so die Telekom- Doppelherrschaft über Telefon- und TV-Kabelnetz zementiert werden. Daß aber ist nur mit erstklassigen politischen Connections erreichbar. Die Telefonkosten seien sowieso kein großes Hemmnis, sondern lediglich die Inhalte würden den Grad der Internet-Nutzung bestimmen, entgegnete Tenzer auf Kritik.

Kurt Beck   (SPD) [Homepage] – [E-Mail]

Unter Politikbeobachtern gilt der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder als "Hardliner", wenn es darum geht, die kontinuierliche Ausweitung des Versorgungsauftrags der öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten zu rechtfertigen. Damit Deutschland wenigstens beim staatlich verordneten Pay-TV mit weitem Abstand Weltspitze ist. In Sachen Internet blieb Beck bisher weitgehend in der Versenkung. Einzige Ausnahme: Der Streit um die Rundfunkgebühren für Internet- Computer, ein Sekundärthema.

Wolfgang Clement   (SPD) [Homepage] – [E-Mail]

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident ist kein Al Gore des Internets, dafür um so mehr des digitalen (Pay-)TVs. Er möchte Deutschlands Medienstandort Nordrhein-Westfalen fördern und gilt dem Bertelsmann-Konzern als nahestehend. Zum Schutz der Deutschen Telekom vor zuviel Wettbewerb setzte er sich für die "Berechenbarkeit" der Entscheidungen der Regulierungsbehörde ein und regte dazu sogar eine Gesetzesänderung an. Medienwirksam forderte der gelernte Journalist Clement, "die Schnellen" (Microsoft) zu holen, um das Telekom TV-Breitbandkabel zum Multimedianetz (ohne Telefonie- Nutzung) aufzurüsten.

Richtige Impulse für eine ernsthafte Kabelnetzausgliederung gingen von Clement aber nie aus. Auch nicht für bezahlbare Internet- Zugänge. Erst nachdem nun mehr als deutlich ist, daß die Telekom den Verkauf ihrer Kabelfernsehnetze nach langer Verzögerung noch immer nicht ernsthaft durchführt, meldete sich der SPD-Ministerpräsident wieder zu Wort. Bei den Netzen handele er sich um ein „ungenutztes Potential“. Für die Unternehmen der Medien- und Telekommunikationsindustrie sei das Kabel von „großer Bedeutung“.

Zu fragen ist nun allerdings, warum die Kritik von einem der einflußreichsten Wirtschaftspolitiker in der SPD auch jetzt noch so verhalten bleibt. Mit einem Machtwort hätte Clement schon längst seine Partei auf (Erfolgs-) Kurs bringen können. Vielleicht sollte er sich ein Beispiel an Irlands Regierung nehmen. Denn dort ging – auch aufgrund von politischen Drucks – der hunderprozentige Verkauf des staatlichen Kabelfernsehnetzes (Cablelink) sehr schnell über die Bühne. Eine industriepolitisch abenteuerliche Minderheitsbeteiligung mit Sperrminorität hätten die ambitionierten Iren auf keinen Fall toleriert.

Dr. Werner Müller   (SPD-nah) [Homepage] – [E-Mail]

Als es im Vorfeld der Bundestagswahl 1998 Kritik an den Telekom-Absichten der SPD gab, versicherten die Sozialdemokraten, den Telekom-Markt im Falle eines Wahlsiegs nicht zum Schutz des faktischen Ortsnetz- Monopolisten Deutsche Telekom zurückdrehen zu wollen. Doch bereits in seinen ersten Amtstagen als Bundeswirtschaftsminister erklärte Werner Müller es zu seinem Ziel, nun „Fehlentwicklungen“ am Telekommunikationsmarkt zu korrigieren.

Unter "Fehlentwicklungen" verstand der parteilose Wirtschaftsminister dabei kaum die prohibitiv hohen Internet- Zugangskosten in Deutschland, als deren Folge Deutschland sich bei der Internet-Nutzung auf der Kriechspur bewegt und selbst viele deutsche Unternehmen aus Kostengründen bei der Internet-Nutzung nur in der dritten Liga spielen. Vielmehr bezeichnete Müller sich selbst als „Anwalt der T-Aktionäre“ und schlug sich auf die Seite der Telekom. Als die Regulierungsbehörde am 26.11.1998 nach langer Prüfung und bereits zuvor im Sommer erfolgter Vertagung nun endlich die Monatsmiete für die Teilnehmeranschlußleitung festsetzen wollte, stoppte Müller das Verfahren und bewirkte eine erneute Vertagung.

Für die Letzte Meile wollte der Regulierer eigentlich einen Mietpreis von 23,20 DM netto festsetzten, was bereits als Eingeständnis auf erheblichen politischen Druck gewertet wurde (noch im Sommer wurde aus dem Regulierer-Umfeld signalisiert, die wahren Kosten würden unter 20 DM liegen). Erst am 8.2.1999 genehmigte der Regulierer dann eine monatliche Netto-Miete von 25,40 DM. Spätestens seitdem nun das Notopfer Telekom durchgedrückt wurde, ist mehr als deutlich, daß die Regulierungsbehörde nur wenig politisch unabhängig ist.

Heute wäre der Bundeswirtschaftsminister zuständig für eine Novellierung des TKG, um so die Versäumnisse der Alt-Regierung zu heilen und dem Internet in Deutschland den Weg zu ebnen. Doch passiert ist bislang nichts. Immerhin weigert er sich im Juli 1999, den gerade erst aufkeimenden Energie-Wettbewerb abzuwürgen, was doch Teile der SPD ernsthaft fordern. Aber schon im September 1999 ist er offensichtlich umgefallen. Müller will nun wohl doch den Strom-Wettbewerb zügeln, zu Lasten der Privatkunden. Und die wahre Bedeutung des Internets für die deutsche Volkswirtschaft hat der Strom-Mann Müller offenbar noch immer nicht erkannt. Denn erst für 2005 soll in seinem Haus ein sogenannter "Internet- Masterplan" in Arbeit sein. Dann aber dürfte der Internet-Kuchen weltweit verteilt sein.

Gerhard Schröder   (Bundeskanzler + SPD) [Homepage] – [E-Mail]

Im "Zukunftsprogramm 2000" der neuen Bundesregierung unter Bundeskanzler Schröder ist die Beförderung des Internets – und dadurch die Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze – bisher nicht vorgesehen. In seiner Regierungserklärung vom November 1998 hatte aber der Bundeskanzler neue Initiativen zur Beförderung des Internets („Neue Medien“) angedeutet. Warum wird das nun nicht – angesichts von noch immer 4 Millionen Arbeitslosen – zügig umgesetzt? Und wer das bezahlbare Internet in einem Zukunftsprogramm für 2000 und danach nicht prominent berücksichtigt, der betreibt keine „innovative moderne Wirtschaftspolitik“ (G. Schröder), von sozialer Verantwortung ganz zu schweigen.   [1998: Koalitionsvertrag – Vom Internet keine Rede]


[ The Hall of Blame ]   —   [ Ergänzungen (und URLs) mitteilen ]   —   [ The Hall of Fame ]

Anmerkungen:


Edit-History:

  1. Diese Webseite "The Hall of Blame" wurde seit dem 28.12.1998 recherchiert und zusammengestellt. Die Editionen 1–24 wurden nicht veröffentlicht.
  2. Die Erstpublikation erfolgte im Internet am 1. August 1999 mit der 25. Edition unter dem Pfad http://userpage.fu-berlin.de/~dittbern/Telekom/Internet/Ross_und_Reiter.html.
  3. In den Editionen 26–32 wurden weitere Verweise (Links) hinzugefügt.
  4. Edition 33 vom 22.8.1999: WebTip-Logo 1999 (Die besten Websites aus Deutschland, Österreich und der Schweiz) sowie Text zu Dr. Peter Fischer zugefügt.
  5. In der Edition 34 wurden weitere Verweise (Links) hinzugefügt bzw. verbessert.
  6. Edition 35 vom 15.9.1999: Hinweis auf Einschränkung des Strom-Wettbewerbs bei Werner Müller ergänzt.
  7. In den Editionen 36–43 wurden weitere Verweise (Links) hinzugefügt sowie einige angepaßt.
  8. Edition 44 vom 3.10.2000: Eintrag "Pfeffermann" hinzugefügt.
  9. In den Editionen 45–47 wurden nur einige Links aktualisiert.
  10. In der Edition 48 wurden einige aktuelle Links sowie die Anmerkung zum Line-Sharing zugefügt.
  11. In den Editionen 49–50 wurden weitere Links aktualisiert.
  12. In den Editionen 51–56 wurden bis zum 10.10.2003 alle Links ag. der Situation beim neuen Webhoster (ProHosting.com) überarbeitet.
  13. 57. Edition: Das Layout etwas verbessert.
  14. 58. Edition vom 1.7.2004: Das Layout wg. der geplanten PDF-Ausgabe nochmals modifiziert.
  15. 59. Edition vom 12.7.2004: Die Anmerkungen "Was machen diese Leute heute?" zugefügt.
  16. 60.–62. Edition vom 14.8.2004 usw.: Anpassung an neuen Speicherort unter http://t-off.khd-research.net/.



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