In der Ausgabe 19/99 vom 6. Mai 1999 beschäftigte sich die Wirtschaftswoche (WiWo) in zwei Artikeln mit dem Investitionsboom beim Verlegen von Glasfaserleitungen und -ringen quer durch Deutschland. Damit werde das neue Gold, d. h. die dringend benötigten Backbones für die Infogesellschaft, geschaffen. Und in der Ausgabe 22/99 vom 27. Mai 1999 beschäftigte sich dann die Wirtschaftswoche mit den Global Playern AT&T, Bertelsmann, IBM, MCI WorldCom, Microsoft, Sony, Deutsche Telekom, Time Warner wie sie nun alle ums Internet kämpfen, von dem zumindest die Deutsche Telekom und Microsoft zunächst so gar nichts wissen wollten.Diese drei WiWo-Artikel "Gold vergraben" [Original], "Die Ausbaupläne der Herausforderer" [Original] und "Kampf ums Internet" [Original] sind im folgenden dokumentiert und durch einige Anmerkungen ergänzt.
Im Oktober 2001 veröffentlichte die CommunicationsWeek International im Artikel "Pan-European Networks Searching for direction" eine aktuelle Übersicht der Situation bei den Backbone- Betreibern in Europa.
Auch beim Goldvergraben wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Und so gerieten seit 2000 einige Goldgräber wie Global Crossing und Carrier1 in ernste finanzielle Schwierigkeiten. Im Februar 2002 berichtet Spiegel-Online über gigantische Überkapazitäten und eine gigantische Wertvernichtung bei den Glasfaserkabeln. Und auch noch 2005 sind die Glasfasernetze noch immer ein Reich der Finsternis.
Sämtliche Links und Verweise sowie aktuelle Kommentare [Ed: ...] sind in den Dokumentationen redaktionell von t-off hinzugefügt.
I n h a l t :
- 06.05.1999: Gold vergraben.
- 06.05.1999: Die Ausbaupläne der Herausforderer: MCI Worldcom Colt Telecom Level 3 Viatel Carrier1 Global Crossing.
- 27.05.1999: Kampf ums Internet: AT&T Bertelsmann IBM MCI Worldcom Microsoft Sony Deutsche Telekom Time Warner.
- 22.10.2001: Pan-European Networks Searching for direction.
- 13.02.2002: 500 Milliarden Dollar vernichtet.
- 26.03.2002: Viatel Rises Again: Phoenix or Flop?.
- 20.03.2002: Ergänzungen von t-off: Global Telesystems Group Iaxis Interoute KPN-Qwest LambdaNet Global Crossing Carrier1.
- 23.04.2005: Glasfasern sind ein Reich der Finsternis.
- 21.07.2006: Eunetworks übernimmt 50% des Viatel-Glasfasernetzes für 35 Mio. Euro.
legten ihre Glasfaserkabel bereits neben die Leitungen der Deutschen Telekom. Jetzt rückt die dritte an. Auf einer Länge von 600 Metern hat die US-Gesellschaft Level 3 mit dem Bau des ersten Teilstücks ihrer weltweiten Datenautobahn begonnen.Gold vergraben
US-Discounter investieren in Deutschland Milliarden in Datenautobahnen / Telefonieren wird noch billiger
Von JÜRGEN BERKE 6. Mai 1999
Der Weg in den deutschen Telefonmarkt führt über die Mainzer Landstraße. Nirgendwo in Deutschland ist in den vergangenen drei Jahren mehr Glasfaser vergraben worden als in der Frankfurter Bankenmeile. Zwei private Telefongesellschaften MCI Worldcom und Colt Telecom
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Glasfaser: Die Pläne der Herausforderer.
E-Commerce: |
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Bislang kamen private Telefongesellschaften gut ohne eigene Netzinfrastruktur aus. Erfolgreiche Discounter wie TelDaFax (Netzvorwahl: 01030) und MobilCom (01019) kauften Ferngespräche zum Durchschnittspreis von 2,7 Pfennig bei der Telekom ein und verschafften sich so preiswerten Zugang zum Telekom- Netz. "Wer gräbt, verliert" lautete die Devise der Stars des ersten Wettbewerbsjahrs.
Jetzt schwärmen fast alle von eigenen Infrastrukturen. "Wer kein Festnetz hat, geht unter", heißt die neue Losung. Selbst Protagonisten der Netzunabhängigkeit wie die Büdelsdorfer MobilCom AG suchen nach Übernahmekandidaten, um sich den schnellen Zugang zu einem eigenen Glasfasernetz zu verschaffen.
Je länger ein Ferngespräch über eigene Infrastrukturen transportiert wird, so ihr Kalkül, um so geringer ist der Einkaufspreis bei der Telekom, umso mehr Spielraum gewinnt man für weitere Runden im Preiskampf. "Der möglichst lange Transport auf eigenen Leitungen ist der effektivste Weg, Geld zu verdienen," fühlt sich Colt-Telecom- Chef Horst Enzelmüller, ein erklärter Infrastrukturanhänger, jetzt bestätigt.
Die privaten Telefongesellschaften wollen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Vor allem US-Unternehmen trauen der deutschen Regulierungspraxis nicht mehr und wollen ihre Geschäftsstrategie nicht abhängig machen von Kurskorrekturen der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP). Auch die Durchleitungspreise von 2,7 Pfennig pro Minute gelten nur noch bis Ende dieses Jahres. Danach, so der Eindruck der jüngsten RTP- Anhörungen, können nur Anbieter mit weitgehend flächendeckender Infrastruktur mit niedrigeren Gebühren rechnen.
Glasfaserkönig Deutsche Telekom (Netzlänge: 157.000 Kilometer) könnte die Privaten im großen Stil beliefern. Doch allzu lange Lieferfristen verprellen die Kundenschaft. In den vergangenen Wochen reichten die Konkurrenten Bestellungen für 60.000 weitere Zusammenschaltungsverbindungen bei der Telekom ein. Bei durchschnittlichen Wartezeiten von neun Monaten ordern die meisten über den eigentlichen Bedarf hinaus (Motto: "Lieber das Doppelte, als zu wenig"), um künftigen Kundenanstürmen gewachsen zu sein. Zusammen mit der Regulierungsbehörde sucht die Telekom jetzt nach einem Verfahren, das die privaten Telefongesellschaften zu realistischeren Planungen ermutigt.
Kein Wunder, daß die Privaten von Investitionslenkung sprechen und nach Alternativen suchen. Nur: Die Auswahl ist begrenzt. Die Glasfasernetze der Deutschen Bahn sind exklusiv für Mannesmann Arcor reserviert. Mit dem Kauf von Otelo sicherte sich Arcor- Chef Harald Stöber auch Zugriffsrechte auf die Netze von Veba und RWE [Ed: nicht aber auf das TV-Kabelnetz von TeleColumbus, der ehemaligen Otelo- Tochter]. Andere regionale Energieversorger wie Energie Baden-Württemberg und die VEW, die ebenfalls mehrere tausend Kilometer besitzen, liefern mehr Stückwerk als Flächendeckung.
Mehr erwarten die privaten Telefongesellschaften von Neubauprojekten: Vor allem das Internet nährt die Zuversicht der Netzinvestoren. Kapazitätsengpässe zeichnen sich bereits ab. Während die klassische Telefonie jährlich um höchstens 5 % wächst, verdoppelt sich die Datenflut aus dem Internet alle 3 Jahre. "2003 kommen schon 80 % des gesamten Übertragungsvolumens aus dem Internet," prophezeit Robert Mirbaha, Managing Direktor beim Frankfurter Newcomer Level 3.
Die Neulinge haben den Bau von Datenautobahnen [Ed: Backbones] als neues Geschäftsfeld entdeckt und drücken aufs Tempo. Besonders US-Gesellschaften beschleunigen den Aufbau europaweiter Netze, die direkte Verbindungen zwischen Wirtschaftsmetropolen wie London, Frankfurt, Paris, Zürich und Mailand knüpfen und Übertragungskapazitäten im Gigabit- Bereich schaffen. Möglichst schnell wollen sie einen schwunghaften Handel mit Glasfaserkapazitäten für den europäischen Telekommunikationsmarkt eröffnen, der auch netzunabhängigen Telefongesellschaften gute Einkaufsmöglichkeiten bietet.
Ein rasanter Preissturz bei Auslandsgesprächen kündigt sich an. "Ein Telefonat zwischen Köln und Amsterdam wird nicht mehr kosten als zwischen Köln und Frankfurt", prophezeit Stefan Hischer, Deutschland-Geschäftsführer von MCI Worldcom in Frankfurt nach heutigen Stand zehn Pfennig pro Minute.
Die deutschen Teilstücke der neuen Datenautobahnen genießen höchste Priorität. Als erster begann MCI Worldcom im vergangenen Jahr mit dem Ausbau eines eigenen Glasfasernetzes, das zu 90 % entlang der Autobahnen verläuft und zuerst die Citynetze in Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf miteinander verbindet.
An vier Baustellen gleichzeitig buddeln sich die Amerikaner durch Deutschland. Von der Kriechspur der Autobahn aus zieht ein Kabelpflug den schmalen, etwa einen Meter tiefen Schlitz neben der Leitplanke, der Platz für drei Leerrohre schafft. Höchstgeschwindigkeit: Drei Kilometer pro Tag. "In den ersten acht Wochen schafften die Bautrupps eine Strecke von 200 Kilometern," freut sich MCI-Worldcom-Chef Hischer.
Die Frankfurter Colt Telecom mit der US-Anlagegesellschaft Fidelity Investments als finanzstarker Mutter verlegt ihre Glasfaser nur im Osten entlang neugebauter Autobahnen. In der alten Bundesrepublik stehen so viele Fahrspurerweiterungen an, daß den Colt-Managern das Risiko von Fehlinvestitionen zu hoch ist. Ohnehin nimmt der Netzausbau "gigantische Dimensionen" (Enzelmüller) an: 1.100 Fluß- und Bachläufe, 115 Autobahnen, 190 Bahnstrecken und 2.875 Straßen müssen unterquert werden, bis der 2.600 Kilometer lange deutsche Glasfaserring Mitte nächsten Jahres geschlossen ist.
Kein Wunder, daß hinter den Kulissen noch um Baugemeinschaften gerungen wird. Einerseits will jede Telefongesellschaft den Wettlauf mit der Zeit gewinnen und vor der Konkurrenz ein eigenes Glasfasernetz in Betrieb nehmen. Andererseits sinken die Baukosten, wenn sich zwei Anbieter auf eine gemeinsame Trassenführung verständigen. Nach Viatel und Carrier 1, die ihre Leerrohre gemeinsam verlegen, suchen auch Colt Telecom und Level 3 noch Partner.
Um wertvolle Planungszeit zu sparen, arbeiten immer mehr Telefongesellschaften eng mit der Essener Gasline GmbH zusammen. Das Gemeinschaftsunternehmen von 15 deutschen Gasversorgern mit der Ruhrgas AG an der Spitze (Anteil: 25 %) besitzt die Wegerechte für das 30.000 Kilometer lange Gasleitungsnetz. Gasline-Chef Friedrich Wolf startet ein ehrgeiziges Ausbauprogramm. Auf 3.500 Kilometern liegen bereits Glasfasern, 2.500 Kilometer sind noch in Bau. "Das Netz wird bald ausverkauft sein," erwartet Wolf, dem immer mehr Bestellungen ins Büro flattern.
Einer von zwölf Gasline-Kunden ist auch Global Crossing. Die US-Gesellschaft, die mit dem Bau von Unterseekabeln begann und gerade die Kabelflotte von Cable & Wireless für 840 Milliarden Euro (1,6 Milliarden Mark) gekauft hat, will die Glasfasernetze auf dem europäischen Festland nicht der Konkurrenz überlassen.
Die Hälfte des deutschen Netzes, die Strecke Hamburg Karlsruhe, steht schon. In den nächsten Monaten folgt der östliche Teil des Mammutprojekts, der über Berlin, Leipzig und München nach Karlsruhe. Wie Riesenspinnen steigen mehrere Föckersperger Kabelpflüge dabei mit ihren hydraulisch- beweglichen Achsen über alle Wald- und Wiesenhindernisse hinweg und vergraben das Gold der Zukunft mit einer Höchstgeschwindigkeit von sechs Kilometern pro Tag.
Gasline-Geschäftsführer Wolf würde die neue Technik gerne in den Nachbarländern einsetzen. Ein Gemeinschaftsunternehmen aller europäischen Gasversorger, so seine Idee, könnte den Datenautobahnbau noch mehr beschleunigen.
Die Ausbaupläne der Herausforderer
Telekommunikation: US-Gesellschaften investieren in Deutschland Milliarden in eigene Datenautobahnen / Telefonieren wird noch billiger
Von JÜRGEN BERKE 6. Mai 1999
Die privaten Telefongesellschaften schwenken um. 16 Monate nach dem Fall des Telefonmonopols investieren die Telekom- Herausforderer soviel wie noch nie in den Ausbau eigener Glasfaserinfrastrukturen. Vor allem US-Telefongesellschaften treiben den Bau europaweiter Glasfasernetze voran.Sie verbinden alle wichtigen Wirtschaftsmetropolen zwischen London und Madrid miteinander. Ein Großteil der Netzinfrastruktur wird dabei in Deutschland verbuddelt. Die Wirtschaftswochegibt exklusiv einen Überblick über die Pläne der Neulinge:
MCI Worldcom: Die US-Gesellschaft pflügt eigene Glasfaserkabel entlang der deutschen Autobahnen unter. 2.100 Kilometer, die Verbindungen zwischen Düsseldorf und Hamburg sowie Düsseldorf über Frankfurt nach Karlsruhe, sind bereits verlegt. Bis Ende des Jahres kommen weitere 1.000 Kilometer hinzu die Strecken nach Berlin und München werden bis Ende 1999 noch abgeschlossen. Netzinvestition in Europa: 950 Millionen Euro (1,9 Milliarden Mark), das meiste in Deutschland.
Colt Telecom: Die Londoner Telefontochter der US-Fondsgesellschaft Fidelity Investments investiert 770 Millionen Euro (1,5 Milliarden Mark) in den Bau eines europäischen Glasfaserrings, der auch die in den vergangenen Jahren aufgebauten Citynetze in Frankfurt, Hamburg, Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart und Köln miteinander verbindet. Allein in Deutschland werden bis zum Jahr 2000 Glasfaserkabel auf einer Gesamtlänge von 2.600 Kilometern vergraben. Erster Spatenstich war vergangenen Freitag an der Pumpstation einer Ölpipeline in Hünxe bei Dinslaken.
Level 3: Die US-Gesellschaft hat mit dem Bau ihres europäischen Glasfasernetzes Mitte April von Amsterdam nach Rotterdam und in der Frankfurter City begonnen. In der ersten Ausbaustufe sollen London, Paris, Amsterdam, Brüssel und Frankfurt über 3.200 Kilometer miteinander verknüpft werden. Weitere vier Städte (Hamburg, Berlin, Düsseldorf, München) sollen in der Ausbauphase im nächsten Jahr folgen. Geplantes Investitionsvolumen in Deutschland: 470 Millionen Euro (920 Millionen Mark).
Viatel und Carrier1: Die beiden Telefongesellschaften bauen mit dem Partner Metromedia ihr 8.700 Kilometer langes europaweites Netz, deren zweiter Ring im Juli 1999 mit der Strecke Essen Karlsruhe in Betrieb geht. Bis Anfang 2000 soll auch der dritte Ring betriebsbereit sein, der 13 weitere deutsche Großstädte verbindet. Gesamtinvestition: 1,1 Milliarden Euro (2,2 Milliarden Mark). [mehr Carrier1] [mehr Viatel] [t-off berichtete über Circe]
Global Crossing: Die in Hamilton auf den Bermudas beheimatete Telefongesellschaft verlängert ihr globales Unterseekabelnetz bis auf das europäische Festland. In Kooperation mit der Essener Gasline GmbH, einem Verbund aus 15 Gasversorgern, entsteht allein in Deutschland ein 2.400 Kilometer langes Glasfasernetz, das die Städte Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Köln, Berlin, Dresden, Leipzig, Karlsruhe, München, Stuttgart und Frankfurt mit anderen europäischen Metropolen verbindet. Das Netz ging 1999 in Betrieb. [mehr]
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Und das sind noch gar nicht alle Backbone-Aktivitäten. Besonders zu erwähnen sind noch (Stand: 20.3.2002):
Global Telesystems Group:
8.1.2000 (t-off). Diese betreibt derzeit das größte pan- europäische Backbone- Netz (Hermes Europe Railtel) mit 6 Netzknoten in Deutschland (Berlin, Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg) und baut außerdem zusammen mit dem FlagTelecom- Konsortium eine Terabit- Atlantik Querung.
Iaxis:
8.1.2000 (t-off). Der britische "carriers' carrier" baut ein 12.000 km langes paneuropäisches Backbone- Netz (Iaxisenroute) auf. Die ersten beiden bereits im Betrieb befindlichen Netzausbaustufen decken 8.000 km ab. Die dritte Ausbaustufe wird voraussichtlich im 2. Quartal 2000 vollendet werden. Ausbauphase 1 deckt London, Paris, Strasbourg, Frankfurt, Düsseldorf, Amsterdam, Antwerpen und Brüssels ab. In Phase 2 wurde das Netz auf Stuttgart, München, Nürnberg, Leipzig, Berlin, Basel, Bellinzona, Genf und Zürich ausgedehnt. Phase 3 fügt Madrid, Barcelona, Valencia, Bordeaux, Wien und Mailand hinzu.
[28.09.1999: Telekom kauft Leitungskapazitäten ein]
[25.09.2000: Iaxis collapse reflects bandwidth oversupply]
1.10.2007 (t-off). Iaxis wurde 2001 zunächst vom US-Konzern Dynegy übernommen, dann 2003 an den Finanz-Investor (Private-Equity) Klesch & Company verkauft. [PR-Mitteilung vom 23.1.2003]
Interoute:
8.1.2000 (t-off). Das im Mehrheitsbesitz der Sandoz Family Foundation befindliche Telekom- Unternehmen baut ein europäisches Backbone-Netz i-21 (Internet 21st Century), das über eine Kapazität im Petabit- Bereich (1015 Bit/s) verfügen soll. Während i-21 Kapazität auf dem Festland bereitstellt, verlegt die Interoute- Tochter Flute Glasfaserringe in der Nord- und Ostsee (bestehend aus 48 Glasfaserpaaren). Mit diesem "Concerto 1"- Netz wird Flute eines der ersten Backbone-Betreiber sein, der "underwater dark fibre" anbieten wird.
[30.06.1999: Interoute to launch cut-price European network]
[30.06.1999: t-off berichtet über i-21]
KPN-Qwest:
8.1.2000 (t-off). Das im Aufbau befindliches Backbone-Netz soll bereits bis zum Jahr 2000 bis zu 30 europäische Großstädte verbinden. [mehr]
LambdaNet:
8.1.2000 (t-off). Das Unternehmen LambdaNet (Hannover) hat zum Jahresbeginn 2000 das erste bundesweite Terabit- Glasfasernetz in Betrieb genommen. Die Ringstruktur verbindet dabei 18 deutsche Städte, zwei weiter sollen diese Frühjahr noch folgen. Das Streckennetz, das LambdaNet von der GasLINE- Telekommunikationsgesellschaft angemietet hat, verläuft entlang der Trassen von 15 deutschen Ferngasunternehmen und umfasst 3.500 Kilometer verbessertes "Dark Fiber". Zur Übertragung verwendet das Unternehmen die DWDM- Technologie (Dense Wavelength Division Multiplexing) von Nortel Dasa Network Systems, die mittels 224 verschiedener Wellenlängen die Leitungskapazität bestehender Glasfasernetze dramatisch erhöhen können. Die hohe Netzkapazität nutzen bereits die ersten Kunden, zu denen die Telefongesellschaften Drillisch und Telia sowie einige Internet- Provider zählen. [Netzstruktur] [Ed-2007: Ein großer Teil von LambdaNet wurde vom Carrier-Discounter Cogent Communications Inc. aufgekauft].
Global Crossing:
2.2.2002 (t-off). Diese Telco ist 2001 in Schwierigkeiten gekommen. Der hochverschuldete Konzern hat deshalb im Januar 2002 bei einem New Yorker Konkursgericht und beim obersten Gericht in Bermuda Gläubigerschutz gesucht. Mit dem Konkursverfahren im Rahmen des Chapter 11 des US-Konkursrechtes will sich Global Crossing sanieren. Außerdem hat das Unternehmen mit dem Mischkonzern Hutchinson Whampoa Limited (Hongkong) und mit der Telco Singapore Technologies Telemedia Pte Ltd. die Absicht für ein Bar- Investment in Höhe von 750 Millionen US-Dollar vereinbart. Die beiden Firmen sollen dafür eine Mehrheitsbeteiligung an Global Crossing erhalten. Die Aktionäre Global Crossings gehen leer aus. Der Wert der Global Crossing- Aktien war im vergangenen Jahr bereits um 98 % eingebrochen. Die Gläubiger des Unternehmens sollen hingegen Barmittel, neue Schuldtitel und neue Aktien erhalten. Global Crossing betreibt ein weltweites Glasfasernetz, was inzwischen mehr als 200 Städte in 27 Ländern versorgen kann. Global Crossing hatte nach Informationen von Bloomberg am 30. September 2001 11 Milliarden US-Dollar Schulden.
Carrier1:
14.2.2002 (t-off). Im Februar 2002 besteht auch für Carrier1 wenig Hoffnung. Das Unternehmen teilte am 12.2.2002 mit, daß es die Einleitung des "gestion contrôlée"- Verfahrens bei dem zuständigen Gericht in Luxemburg beantragt hat. Carrier1 hofft damit, eine "geordnete Verwertung seiner Vermögenswerte" zu erreichen. Carrier1 geht davon aus, daß das Unternehmen im Verlauf des Verfahrens liquidiert wird. Die Aktionäre werden wohl keine finanzielle Entschädigung erhalten [Ed-2007: Carrier1 wurde vom Carrier-Discounter Cogent Communications Inc. aufgekauft].
Viatel:
1.10.2007 (t-off). Auch Viatel geriet in die Insolvenz und ist inzwischen nach dem Konkursverfahren und Wandlung von Fremd- in Eigenkapital (debt to equity swap) im Besitz der ehemaligen Anleihebesitzer. Der Umsatz betrug 2006 rund 33,5 Mio USD. Aber im Jahresbericht 2006 heißt es:We may not be able to generate sufficient wholesale revenues to meet ongoing network operating costs. We operate a high-capacity fiber optic network connecting 19 cities in 6 European countries (the "European Network"). At present, the European Network does not generate sufficient revenues from the sale of wholesale services to meet current operating costs [Ed: somit ist es dringend notwendig, mehr Kunden und somit Geld in die Kasse zu bekommen, anderfalls lohnen sich die Betriebsausgaben für das Netz gar nicht].
We are continually investigating opportunities to realise value from the European Network whether through organic sales growth, or cost minimisation and/or corporate transactions, including the transaction completed on June 21, 2006, by which the Company effectively transferred certain of its network assets to Global Voice Group Limited ("Global Voice"), in consideration for, amongst other things, a cash payment of EUR18.5 million (approximately US$23.7 million), the transfer by Global Voice to the Company of certain metropolitan network infrastructure and a commitment (effective as from June 21, 2007) to contribute to the European Network's operating costs (the "Global Voice Transaction") (see "Item 4. Information on the Company Global Voice Transaction"). Following conclusion of the Global Voice Transaction, a new wholesale strategy has been developed both to exploit the market opportunity we believe is now available through the acquisition of Global Voice metropolitan network assets and to offer competitive market pricing for our wholesale product portfolio ( see "Item 4. Information on the Company Sales and Marketing"). No assurance can however be given that implementation of this new wholesale strategy will result in additional revenues or profits. [mehr]
Kampf ums Internet
E-Commerce: Die Großkonzerne schlagen zurück
Von ??? 27. Mai 1999
Die Kommunikations- Dinosaurier drücken aufs Tempo. Mit Fusionen und Allianzen versuchen sie sich auf das Internetzeitalter vorzubereiten eine Übernahmewelle ohnegleichen rollt an. Das Gerangel um Telecom Italia und die US-Fusionen waren dabei dabei erst der Anfang.Doch wie lauten die Paradigmen für den Online-Erfolg? Diese Frage beschäftigt derzeit vor allem die Lenker der internationalen Großkonzerne, die über Jahrzehnte unangefochten als Schrittgeber der technischen Entwicklung fungierten.
Denn Pionier-Unternehmen wie America Online (AOL), Yahoo, Amazon und Ebay, die vor wenigen Jahren noch niemand kannte, spürten viel schneller das Potential des Internets. Der Urteil der Börse ist eindeutig: Der weltgrößte Online-Dienst AOL hat die Deutsche Telekom im Marktwert weit hinter sich gelassen.
Jetzt, darüber sind sich die Traditionskonzerne einig, muß der Gegenschlag beginnen. Vom Monopolzeitalter geprägte nationale Telefongesellschaften wie die Deutsche Telekom suchen internationalen Anschluß und wagen den Sprung in Auslandsmärkte. Medienkonzerne wie Bertelsmann erklären das Internet zum Kaufhaus der Zukunft. Und Softhäuser wie Microsoft strecken ihre Finger nach Fernsehkabelnetzen aus, um mit ihrer Software zu den Betreibern der virtuellen Shoppingwelt aufzurücken.
Das Internet wird zur Chefsache. Plötzlich stoßen die Tycoone der bislang getrennten Telefon-, Computer- und Medienwelten direkt aufeinander. Jeder redet mit jedem über Allianzen, Zusammenschlüsse und Übernahmen. AT&T- Chef Michael Armstrong beispielsweise kaufte von IBM- Sanierer Louis Gerstner das weltweite Computernetz mit Stützpunkten in über 100 Ländern. Microsoft-Gründer Bill Gates steigt mit 3 % bei AT&T ein, um sich frühzeitig einen potenten Vertriebspartner für sein Internet-Betriebssystem Windows CE zu sichern. AT&T-Lenker Armstrong kauft die TV-Kabelanbieter TCI und MediaOne, um 25 Millionen US-Haushalten Fernsehen, Telefonie und Internet aus einer Hand anbieten zu können. Und Gates wiederum verhandelt mit Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff über einen gemeinsamen Ankauf der TV-Kabelnetze der Deutschen Telekom.
Acht Konzerne sind es, die derzeit um die Vorherrschaft im Internet streiten. Die Wirtschaftswoche hat zu allen darunter Microsoft, Deutsche Telekom und Sony kompakte Informationen zusammengestellt. Auf einen Blick erfahren Sie alles über Position und Strategie der Konzerne und vor allem [Ed: was hier weggelassen wurde] über Ihre Chancen und Risiken als Anleger.
Die Global Player:
AT&T
Der US-Fernmelderiese AT&T muß erst das Ortsnetz-Monopol der Regionalgesellschaften knacken. Als Alternativinfrastruktur hat AT&T-Chef Michael Armstrong die Fernsehkabelnetze entdeckt. Innerhalb weniger Monate kaufte er für gut 100 Milliarden Dollar die beiden großen TV-Kabelnetzanbieter TCI und MediaOne und sicherte sich so den direkten Zugang zu 25 Millionen Haushalten. Und mit dem Kauf des weltweiten IBM-Datennetzes baut AT&T seine Position im Großkundengeschäft stark aus.Außerdem schluckte Armstrong über die Tochter AtHome den Internet-Anbieter Excite für 6,7 Milliarden Dollar. Das Ziel ist vorgegeben: AT&T will nach Jahren der Tatenlosigkeit Größe demonstrieren. Immer wieder kochen Gerüchte hoch, als nächstes wolle sich Armstrong die Premium-Marke Yahoo einverleiben.
Die Zeit drängt: Fachleute sind überzeugt, daß der Telefonverkehr schon in wenigen Jahren nur noch einen Bruchteil des weltweiten Kommunikationsaufkommens ausmachen wird. Für die ehemaligen Telefonkonzerne gilt es, sich rasch zu Multimediakonzernen zu wandeln, über deren Leitungen eben nicht nur telefoniert, sondern ebenso auch Daten verschickt und Videos angesehen werden können.
Bertelsmann
Thomas Middelhoff, der Chef von Bertelsmann, dem nach Disney drittgrößten Medienkonzern der Welt, respektiert Time Warner als Wettbewerber mehr als alle anderen Traditionshäuser. Zwar setzt er seinen eigenen Konzern auf Platz eins unter den Internet- tauglichen Medienkonzernen und fürchtet vor allem die schnellen Startups wie Amazon oder Ebay. Doch Time Warner, das weiß er, ist ziemlich nah dran an seinen Plänen.Die Gütersloher verfügen über ähnliche Schätze wie die Amerikaner: zum Beispiel über mehr als 80 Zeitschriften; über Deutschlands beliebtesten Privatfernsehsender RTL; über eine Beteiligung an AOL und Compuserve Europe; über die Musiktochter BMG mit namhaften Künstlern; oder über Internetshops wie barnesandnoble.com oder bol.com.
Nur eines hat Middelhoff nicht: den freien Zugang zu den Verkaufsstraßen der neuen Ära, den Kabelwegen. Ein entscheidender Nachteil. So kommt AOL in Deutschland und Europa langsamer als gewünscht voran, weil Ex-Monopolisten wie die Deutsche Telekom hohe Leitungskosten diktieren.
So muß Middelhoff sich gar mit AOL-Erzfeind Microsoft verbünden, um eine finanzielle Chance zum Erwerb des deutschen Fernsehkabelnetzes zu bekommen. Auch beim künftigen Hoffnungsträger Nummer eins, den schnellen ADSL- Telefonleitungen, hat der Bertelsmann-Chef mit einem Preisdruck durch die Telekommunikationsfirmen zu rechnen.
Immerhin gilt es, sich eine möglichst gute Ausgangsposition im größten Wachstumsmarkt des 21. Jahrhunderts zu sichern. Mehr als 2,8 Billionen Mark (1,43 Billionen Euro) wurden im vergangenen Jahr weltweit für Informations- und Kommunikationstechnik ausgegeben. Das ist mehr als in jeder anderen Branche. Und keine Industrie wächst schneller.
IBM
IBM -Chef Louis Gerstner hat die Internet-Ära früher als viele seiner Konkurrenten herannahen gesehen. Konsequent richtete er in den verangenen Jahren das Hard-, Software und Dienstleistungsgeschäft der IBM auf die neue Ära aus. Mit Erfolg: Im Geschäftsjahr 1998 kamen bereits 25 % oder 20 Milliarden Dollar des IBM-Umsatzes aus dem Bereich E-Business. Und jedes Jahr wächst dieser Bereich um weitere 20 %.Rund 10.000 Firmen weltweit haben sich bereits mit Hilfe der IBM- Spezialisten elektronische Läden im Internet aufgebaut. Darunter befinden sich auch so renommierte Firmen wie die US-Kaufhauskette Macy's, die im World Wide Web bereits mehr als 250.000 verschiedene Produkte vermarktet.
Angesichts dieser Zahlen nutzte Gerstner vor wenigen Tagen ein Analystentreffen in New York, um gegen die Konkurrenz zu wettern: "IBM erwirtschaftet mit seinem elektronischen Geschäft heute mehr Umsatz und Gewinn, als die zehn größten Internetfirmen zusammen".
Gerstner glaubt nicht, daß Firmen wie Yahoo, Amazon und E-Bay eine große Zukunft haben. Seiner Meinung nach werden die meisten von ihnen "niemals Geld verdienen". Dagegen würden Konzerne wie Wal-Mart oder Ford schon bald zu den führenden Internet- Händlern aufsteigen. Die Rede zeigte Wirkung: Zahlreiche Internetwerte gingen nach Gerstners Rede in die Knie.
MCI Worldcom
MCI-Worldcom hatte als erste Telefongesellschaft mit dem Aufbau einer rein internationalen Telefongesellschaft begonnen, die heute in über 65 Ländern aktiv ist. Ein Schwerpunkt ist dabei Westeuropa. Allein in diesem Jahr will MCI- Chef Bernie Ebbers Ebbers knapp drei Milliarden Mark in den Ausbau weiterer Glasfasernetze investieren, die alle europäischen Metropolen untereinander verbinden sollen. Und mit UUnet verfügt er über eine Internet-Tochter, die im Geschäftskundensegment stark ist.
Microsoft
Für Microsoft-Chef Bill Gates ist das Internet ein schwieriges Terrain. Sein erster bereits Mitte der 90er Jahre erfolgter Versuch, den weltgrößten Softwarekonzern ganz aufs Web auszurichten, zeigte nur geringen Erfolg. Es gelang ihm zwar, dem Konkurrenten Netscape die Marktführerschaft bei Internet- Zugangssoftware (Browser) abzunehmen. Der Plan, mit einem eigenen Online-Dienst (MSN) den Weltmarktführer AOL das Wasser abzugraben, scheiterte jedoch kläglich. Während heute weltweit über 16 Millionen Kunden die Angebote von AOL nutzen, verfügt MSN erst über zwei Millionen Kunden.Doch Gates läßt nicht locker. Mit einer Offensive versucht er jetzt seinen Einfluß auf das Internet zu erweitern. Sein Ziel: Das Microsoft- Produkt Windows CE als weltweites Standardbetriebssystem für jede Art von internetfähige Geräte durchzusetzen. So wie heute fast kein Computer mehr ohne Windows funktioniert, so sollen nach Gates Vorstellungen schon bald auch Internet-Telefone, Handies, Set-Top- Boxen und Taschencomputer ausschließlich von der Microsoft- Software Windows CE gesteuert werden.
Rund um diese Produkte entsteht ein gigantischer Markt. Allein die Zahl der Handy-Nutzer soll sich weltweit in den nächsten zwei Jahren auf 450 Millionen verdoppeln. Und Unternehmen wie 3Com, Psion, Casio oder Texas Instruments wollen bis 2001 mehr als 800 Millionen online- fähige Taschencomputer absetzen.
Um diesen Markt zu beherrschen, ist Gates bereit, jeden Preis zu zahlen. Mit 22 Milliarden Dollar in der Kriegskasse geht er auf Shoppingtour. Nach dem Deal mit AT&T kauft sich Gates auch in Europa bei einer Kabelgesellschaft nach der anderen ein. Anfang dieses Jahres beteiligte er sich an den englischen Kabelgesellschaften NTL und Telewest Communications. Und in den Niederlanden übernahm er für 300 Millionen Dollar Anteile an United Pan-Europe Communications.
Zugleich ist der Microsoft-Chef auch eine Beteiligung an dem französischen Elektronikanbieter Thomson Multimedia eingegangen. Auf diese Art und Weise kann er sicherstellen, daß die Set-Top- Boxen, die Thomson entwickelt, auf Windows CE basieren. Eine vergleichbare Allianz hat Microsoft mit dem niederländischen Philips- Konzern vereinbart.
Doch es gibt immer mehr Firmen, die das permanente Vordringen von Microsoft fürchten. So verabredeten die weltgrößten Handy- Hersteller Nokia, Ericsson und Motorola einen Gegenallianz. Sie wollen ihre internetfähigen Mobiltelefone nicht von Microsoft- Software, sondern von einem Programm des kleinen britischen Herstellers Psion steuern lassen. So wollen sie wenigstens das drahtlose Internet "Microsoft-frei" halten.
[Microsoft will die Herrschaft über das Internet]
Sony
Während die Medienkonzerne bei ihrem Bemühungen, sich auf das Internet-Zeitalter vorzubereiten, schon recht weit fortgeschritten sind, beginnt Nobuyuki Idei ziemlich spät mit dem Umbau von Sony. Anfang 1998 etablierte Idei eine neue Organisation unter dem Markenzeichen Digital Network Solutions (DNS), die unmittelbar ihm unterstellt ist. "Wir haben keine Zeit, uns zurückzulehnen und die Erfolge von Wettbewerbern wie Dell oder Compaq im Internet-Handel zu bewundern", drängt Idei.DNS soll aber nicht nur den Internethandel mit Sony-Fernsehern und -computern in Schwung bringen, sondern auf allen wichtigen Internet- Hochzeiten tanzen: Internet soll sowohl am Fernsehbildschirm im Wohnzimmer für Laien zugänglich gemacht werden, andererseits sollen Videobilder via Internet ins Heim kommen. Internetfähig soll auch Playstation II, die zweite Generation der Spielkonsolen, werden, die im Winter auf den Markt kommen wird.
Die Crux bei Sony: Der japanische Konzern hantiert äußerst vorsichtig zu vorsichtig. Die Web-Box, die das Internet dank kinderleicht zu bedienender Tastatur auf den Fernsehbildschirm bringt, ist fast nur in den USA erhältlich, ein eigenes Netz existiert nur als Idee in den Köpfen der Planer und die Einführung des E-Commerce auf breiter Ebene hat Sony Deutschland-Chef Karl Pohler für seinen Beritt, erst einmal ausgeschlossen, weil er sich nicht mit den mächtigen Fachhändlern anlegen will.
Deutsche Telekom
Ron Sommer hatte sich viel vorgenommen. Erst wollte der Chef der Deutschen Telekom die Ehe mit Telecom Italia besiegeln, dann den Sprung nach Großbritannien und in die USA wagen. Binnen weniger Monate sollte der erste transatlantische Telefonkonzern entstehen.Alles gewagt und viel verloren. Seit vergangenem Freitag [Ed: 21. Mai 1999] ist klar, daß Sommers ehrgeiziger Expansionsplan vorerst gescheitert ist. 51,87 % der Telecom-Italia- Aktionäre nahmen das Angebot von Olivetti an und verkauften ihre Aktien zum Preis von 11,50 Euro. Sommer steht vor dem Scherbenhaufen seiner Globalisierungsstrategie: Der Deal mit Telecom Italia ist geplatzt, die Allianz mit France Télécom zerbrochen und die Idee einer mächtigen europäischen Telefongesellschaft, die den US-Gesellschaften Paroli bieten kann, in weite Ferne gerückt.
Einen großen Nachholbedarf im globalen Online-Geschäft hat die Deutsche Telekom. Zwar verfügt sie über das modernste Kabelnetz der Welt und über T-Online, den größten Online-Anbieter der Republik. Doch beide Geschäftsfelder sind regional begrenzt. Und damit, gemessen im Internet- Maßstab, provinziell.
Das will Telekom-Chef Sommer möglichst schnell ändern. Wenn auch der Fusions-Coup mit Telecom Italia mißlungen ist, soll wenigstens T-Online die Grenzen überschreiten und zur "Weltmarke" (Sommer) werden. Die Chancen stehen indes schlecht. Denn bislang ist T-Online ein rein deutschsprachiges Portal. Und mit einer Verspätung von zwei Jahren den englischsprachigen Markt aufzurollen, halten Branchenbeobachter für ein nahezu aussichtsloses Unterfangen.
Eher Schmunzeln löst bislang auch Sommers Versuch aus, die digitalen Fernsehkabelnetze gegen die Fernsehmächte mit eigenen Inhalten zu vermarkten. Produziert von @TV, einer jungen Firma unter der Leitung des ehemaligen MTV-Chefs Michael Oplesch, soll ab August ein elektronischer Kiosk mit zehn Sparten- und 14 Pay-per-View Programme öffnen. Ob sich das Angebot je refinanzieren läßt, bezweifeln Marktkenner.
Time Warner
Bei der Nummer eins der Medienkonzerne, Time Warner, hält Unternehmenschef Gerald Levin alle Karten in der Hand, um im Internetzeitalter einer der Großen zu bleiben. Er muß das Blatt freilich richtig ausspielen. Und das fällt Levin nicht leicht: Der Konzern erwies sich in der Vergangenheit oft als schwerfällig und langsam.Und eine echte Internet- Strategie läßt auf sich warten. Levin hat sich bereits eine blutige Nase geholt mit dem Web- Portal Pathfinder, das Time Warner 1994 als Dachmarke für "Fortune", "Entertainment Weekly" und "Time" eingerichtet hat, das aber im Wettbewerb mit den Suchmaschinen Yahoo, Excite und Lycos keine Schnitte bekam. Viele Millionen Dollar wurden versenkt. Pathfinder wird deshalb im Sommer als Portal eingestellt.
Trotz solcher Online-Flops macht Levin Druck. Jüngst formulierte er sein Ziel für das Zeitalter der unbegrenzten Kabelnetze: Er will seine bekannten Hausprodukte so im digitalen Markt plazieren, daß "jeder Verbraucher genau das findet, was er sucht." Sämtliche Medien sollen "wie nie zuvor" miteinander verknüpft werden. Fernsehen bekomme damit eine "wirklich enorme Bedeutung".
Konkret sollen sich in einem unternehmensumspannenden virtuellen Kaufhaus mit den Fachabteilungen Busineß, Nachrichten, Sport, Lifestyle und Unterhaltung konsumfreudige Zielgruppen ("Communities") aus aller Welt zusammenfinden, miteinander plaudern, mailen und natürlich einkaufen.
Time Warner, der größte Medienkonzern der Welt (14,6 Milliarden Dollar Umsatz), ist finanzkräftig genug, um solch eine Vision rasch umzusetzen. Auch die Produkte stimmen: bekannte und erfolgreiche Printmarken, quotenstarke Fernsehsender wie CNN und TNT sowie der führende Pay-TV- Sender Home Box Office (HBO). Nicht zu vergessen das etablierte TV- und Filmgeschäft Warner Brothers.
Selbst bei den Zugangswegen hat Levin durch Time Warner Cable, dem mit zwölf Millionen Kunden zweitgrößten TV-Kabelnetz der USA, ein Faustpfand in der Hand. Cable soll jetzt mit dem High-Speed- Internetanbieter Roadrunner zum Multimedium erweitert werden. Internet- Fernsehen oder Video on demand über das Web sind damit möglich.
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