Auf dem Weg zum PayTV?
Privatsender wollen TV-Verschlüsselung / Digitales Fernsehen wird teurer
BERLIN 15.8.2006 (t-off). Deutschlands Privatsender wollen die Verschlüsselung ihrer
digital verbreiteten Fernsehprogramme egal, ob die Verbreitung
terrestrisch via DVB-T, via Satellit (DVB-S),
via Kabel (DVB-C) oder via Internet (IPTV) erfolgt. Den
Anfang beim Satelliten-TV machen ab 2007 die RTL- Gruppe mit den Programmen RTL, VOX, RTL-II, Super RTL,
n-tv, RTL-Shop und Traumpartner- TV sowie MTV mit Viva, Nick und Comedy Central, die über das ASTRA-
Satellitensystem des Betreibers SES (Luxemburg) abgestrahlt werden.
Die Telekom hat bereits am 2. August 2006 mit ihrem
IPTV-Start mit einer noch anderen Möglichkeit der TV-Verschlüsselung begonnen [Ed-24.8.2006: ARD
und ZDF werden via Telekom-IPTV unverschlüsselt
verbreitet].
Zum Empfang der digitalen TV-Programme via SES-ASTRA müssen
sich die Nutzer entweder für jedes Gerät (also
auch für den Videorecorder) eine neue SetTop- Box oder einen neuen geeigneteren Satelliten- Receiver
mit SmartCard- Einschub kaufen. Die speziellen Boxen sollen wie die zum Empfang notwendigen
SmartCards von der SES-Tochter APS in München vertrieben werden. Der Preis für die
SetTop-Box und Freischaltung ist noch nicht bekannt, dürfte sich aber zwischen 100 und 200 Euro
bewegen. Die SmartCard soll 3,50 Euro pro Monat kosten. Das digitale
Fernsehen wird also teurer, ohne daß es inhaltlich
besser zu werden verspricht. Außerdem wird selbstverständlich auch noch die monatliche
GEZ-Gebühr fällig.
Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF lehnen jegliche Grundverschlüsselung ihrer
TV-Programme (noch) vehement ab. Über den Einstieg ins
‚Bezahlfernsehen‘ ist es inzwischen zum Streit
gekommen, zumal sich die Politik überrascht von den SES-Plänen zeigte. Ein regulatorischer
Kompromiß zwischen dem Ansinnen der Kommerzsender und den Interessen der Fernsehkunden ist aber
kaum zu erwarten. Insofern muß der Markt entscheiden, ob sich hierzulande ein PayTV für
bislang freiempfangbare, werbefinanzierte Programme durchsetzen kann. Denn sollten sich viele
Fernsehnutzer dem teuren Zuzahl-Fernsehen verweigern, dann dürften die Pläne der SES und der
Privaten nicht aufgehen. [Links zur Entwicklung beim DVB-S]
Mehr zum Thema "TV-Verschlüsselung":
[siehe auch Rubrik "PayTV"]
[29.11.2005:
Privatsender wollen Gebühren nehmen] (SPIEGEL ONLINE)
[17.02.2006:
Ärger um "Free-TV-Gebühren" im digitalen Kabel] (HEISE)
[02.03.2006:
Gebühr für Satelliten-TV] (BERLINER MORGENPOST)
[02.04.2006:
An der Fernsehkasse] (DER TAGESSPIEGEL)
[03.04.2006:
SES organisiert Einstieg ins gebührenpflichtige Satelliten-TV] (HEISE)
[02.08.2006:
RTL und MTV Deutschland grundverschlüsselt über Astra Dolphin] (HEISE)
[03.08.2006:
Landesmedienanstalten kritisieren Verschlüsselungspläne von RTL] (HEISE)
[07.08.2006:
Es ginge auch anders] (BERLINER ZEITUNG)
Abenteuer HDTV
Mit halbfertiger Technik angetreten / Das HDCP-Problem / Murks könnte beste Technik
unvermarktbar machen
BERLIN 9.6.2006 (khd/t-off). Heute beginnt in Deutschland die
Fußball- Weltmeisterschaft. Sehr viele Fans
werden diese nicht live in den Stadien erleben können, da das Kartenkaufen so etwas von kompliziert
war und außerdem noch einen Internet- Anschluß voraussetzte. Aber es gibt ja noch das
Fernsehen, um wenigstens etwas dabeizusein. Und diesmal werden sogar alle Bilder des Fußball-
Festes von vornherein im
hochauflösenden digitalen
Fernsehformat HDTV produziert die
Japaner wollten das so.
In Großbritannien sind diese HDTV-Bilder frei via ASTRA- Satellit
von der
BBC zu empfangen (ASTRA 2D auf 28,2° Ost,
10,847 GHz vertikal, der in Deutschland große Schüsseln erfordert).
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Zum Vergleich das gleiche Bild, wie es die herkömmliche Auflösung von PAL-plus liefern
würde. Es ist keine Frage: HDTV ist eine feine Sache wenn nur die Industrie endlich ihren
Job im Sinne der Konsumenten machen würde...
(Foto: 10.6.2006 khd/mopo) |
Hierzulande werden die scharfen Fußball- Fernsehbilder nur vom PayTV-Anbieter
Premiere via Satellit (ASTRA auf 19,2° Ost) angeboten. Aber das
kostet neben dem Abo extra und hat auch sonst noch seine technischen Tücken. ARD und ZDF werden schon
gewußt haben, warum sie sich diesmal noch nicht am HDTV-Abenteuer beteiligen.
[weiter in t-off]
Letzte Chance fürs HighSpeed-Internet via TV-Kabel
Ein Kommentar zur FT-Meldung
Providence holds key to Internet revolution.
BERLIN 10.12.2005 (t-off). Der Autor Peter Smith in London scheint die deutsche Situation
nicht unbedingt gut zu kennen und erst recht nicht die strategischen Hintergründe zu verstehen.
Denn die VDSL- Strategie der
Deutschen Telekom zielt vor allem auf die Abwehr von City-Carriern ab.
Diese Konkurrenten sollen möglichst aus dem aufkommenden
TriplePlay- Wettbewerb herausgehalten
werden.
Da aber die absehbaren TV-over-DSL-Angebote auch in der wegweisenden
HDTV-Technik die
Kabel Deutschland (KDG) ernsthaft bedrohen, muß diese
ihre bisher recht passive Strategie ändern. Das wird aber nur gehen, wenn sie auch den finanziellen
Spielraum für Investitionen bekommt. Wie t-off bereits kommentierte, ist die KDG zwar operativ
hochprofitabel (das reine Verteilen von TV-Programmen via Kabel ist noch immer sehr lukrativ), durch die
hohe Verschuldung muß der operative Gewinn der KDG jedoch weitgehend für Zinszahlungen und die
Schuldentilgung verwendet werden. Ob sich das durch die Providence- Übernahme nun ändern wird,
bleibt abzuwarten.
Es liegt jedoch im Rahmen des Möglichen, denn wie t-off schon die bisherige Strategie der KDG
kommentierte: "Ein Erfolg kann das eigentlich nicht mehr werden." Dennoch: Es besteht bei der KDG
dringender Handlungsbedarf. Sie muß mit attraktiveren Angeboten stärker im TriplePlay- Markt
agieren statt mehr oder weniger nur auf den Wettbewerb zu reagieren. Sonst wird ihr Kabelnetz in den
Ballungszentren künftig völlig an Bedeutung verlieren.
Auch muß die KDG schleunigst ihre arrogante Haltung gegenüber den Kunden aufgeben, denn sie
verknüpft noch immer ein Internet-Abo mit der Abnahme von Kabelfernsehen. Im Zeitalter von
‚kostenlosem‘ DVB-T rechnet
sich das schlichtweg nicht für die Endkunden, der heute mit jedem Cent rechnen muß. Und so
liegen in vielen Wohnungen von Ballungsgebieten wie Berlin die bereits voll Internet- tauglichen
Kabelsteckdosen brach, nur weil die KDG mit dem Koppelgeschäft doppelt verdienen will, wo sie doch
das Geschäft mit dem HighSpeed- Internet machen könnte.
[14.11.1997:
High-Speed Internet via TV-Kabelnetz Bleibt Deutschland außen vor?] (khd-research)
[07.12.2005:
Investor baut Rivalen zur Telekom auf] (FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND)
[12.12.2005:
Kabel Deutschland rüstet auf] (BERLINER MORGENPOST)
[12.12.2005:
"Heuschrecke" gegen Telekom] (MANAGER MAGAZIN)
[12.12.2005:
Providence übernimmt KDG alleine] (YAHOO-NEWS)
Marsch zurück ins Monopol
Von der unendlichen Geschichte des deutschen TV-Kabelnetzes / Kabel-Fernsehen wird teurer
MÜNCHEN 29.2.2004
(khd/t-off).
Wer hätte das gedacht: Die Deutsche Telekom hatte hierzulande das Monopol des
TV-Kabelnetzes. Dann wurde dieses Breitbandnetz nach EU- Intervention in
9 Teile zerlegt und
ein paar Jahre lang
verkauft, nicht verkauft und
doch wieder verkauft. Auch das Kartellamt mischte sich
kräftig ein,
als sich US-Cable-King John Malone 2001 mit der Liberty Media anschickte
fast alle deutschen Kabelnetze aufzukaufen. Anfang 2003 kaufte nun die Kabel
Deutschland (München) fast alle Regional- Gesellschaften für rund 1,8
Mrd. Euro zusammen [Ed: die Telekom
wollte mal dafür 18 Mrd. Euro haben!]. Nur noch in Nordrhein- Westfalen,
Hessen und Baden- Württemberg existieren die autonomen Kabelgesellschaften
Ish,
Iesy und
KabelBW. Aber wohl nicht mehr lange.
Denn Kabel Deutschland schickt sich an, auch diese zu erobern.
Und so entsteht demnächst mit Kabel Deutschland ein
neues (privates)
Monopol in der Hand internationaler Finanzinvestoren, die auf den Shareholder-
value zu achten haben. Für Kabel- Abonennten drohen nun saftige
Preiserhöhungen. Die Kunden- Abzocke könne beginnen,
heißt es bei Verbraucherschützer. Den 18 Millionen Kabel- Kunden bleiben
aber preiswertere Alternativen wie die
Schüssel oder das digitale
Überall- Fernsehen
via Antenne (DVB-T), das in den
nächsten Jahren in allen Bundesländern zu empfangen sein wird.
[31.12.2003: Stand des deutschen TV-Kabelmarkts (Netzebene 3)]
[01.03.2004: Der große Kabel-Salat] (SPIEGEL10/2004, Seite
188191)
Ältere Artikel findet man im Archiv.
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Hintergrund
15.08.1996:
ZVEI-Leitlinien zur Normung des Digital-TVs.
16.12.1997:
Über das Fernsehkabel ins Internet.
02.03.1998:
Mulimedia: Goldmine oder Kohlengrube?
01.06.1998:
Das Innenleben bleibt geheim. (d-Box)
24.08.1998:
DVB: Die letzte Bastion des Analogen fällt.
08.07.1999:
Der Regenbogen im Kabel. (Glasfaser-Technik)
05.02.2000:
Mächtige Männerfreunde. (Kohl + Kirch + d-Box)
21.02.2000:
Ron Sommer arbeitet an europäischem Medienkonzern.
24.02.2000:
Interview mit dem Erfinder des World Wide Web.
04.04.2002:
Leo Kirchs letzte Chance. (Von der Bedeutung des Fernsehens)
05.12.2003:
Tief greifender Wandel der Medien durch Digitalisierung.
24.12.2003:
Vom Urknall des Webs 10 Jahre World-Wide-Web.
18.12.2004:
KDG Kabel-Salat.
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