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ausgewählte und in einer Zusammenstellung besonders interessante
Artikel aus dem SPIEGEL. Tippfehler
gehen zu meinen Lasten. Presseberichte zu den Pannen der Telekom sind auf
den Seiten "Neue Telekom- Ungereimtheiten"
zu finden.
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"Falsche Kalkulation"
Telekom-Chef Ron Sommer über die T-Aktie und die Auseinandersetzung mit dem Postminister
Auszug aus: Der Spiegel 39/1997, 22. September 1997, Seite 126 (Wirtschaft). Der vollständige Artikel.SPIEGEL: Warum reagieren Sie so gereizt auf die vom Postminister festgesetzten Preise für die privaten Herausforderer?
Sommer: Was heiß hier gereizt? Wir haben eine Verantwortung für fast 200.000 Mitarbeiter und die langfristige Sicherung des Unternehmens.
SPIEGEL: Ihre Äußerung, die Kostenstrukturen der Telekom seien nicht von Volksschülern nachvollziehbar, wurde im Postministerium aber wohl so interpretiert.
Sommer: Ich habe damit keine Person gemeint, sondern wollte nur auf die Komplexität aufmerksam machen, die solche Tarifstrukturen haben. Wir sind der Meinung, daß die Kalkulation des Ministers falsch ist, und das werden wir von den Gerichten überprüfen lassen. Es kann doch nicht sein, daß sich der Regulierer, der laut Gesetz neutral sein muß, eindeutig auf die Seite der Wettbewerber schlägt.
[Ed: Hm, und 1996 waren (mindestens) über eine Million Telekom-Kunden der Meinung, daß die Kalkulation der Telekom bei der unsozialen "Tarifreform 96" falsch ist. Sie protestierten mit ihrer Unterschrift, und in Musterprozessen lassen sie das nun von den Gerichten bis herauf zum Bundesverfassungsgericht überprüfen. Für die arrogante Telekom lediglich: "Viel Lärm um nichts". Aber dennoch befürchtet sie nun Schlimmes, weil etwa der Postminister bei der "Tarifreform 96" nicht neutral war und ihr 1994/95 "entgegenkam"?].
SPIEGEL: Mit der Klage bringen Sie sich aber in den bösen Verdacht, den Wettbewerb noch vor dem Start am 1. Januar 1998 abwürgen zu wollen.
Sommer: Davon kann keine Rede sein. Wir bestreiten hier bloß den vom Gesetzgeber festgelegten Weg, und der dumme Vorwurf soll von den Tatsachen ablenken. Erstens hat jeder Wettbewerber von uns klare Angebote bekommen, mit denen er den Kunden vom 1. Januar an überall in Deutschland eigene Dienste offerieren kann. Zweitens gibt es für diese Leistung konkrete Preise, die der Minister selbst festgelegt hat.
SPIEGEL: Aber mit Ihrem Angebot können die Konkurrenten vorerst keine anderen Dienstleistungen anbieten, als die Technik der Telekom zuläßt. Und für die Preise gibt es keinerlei Planungssicherheit, wenn die Telekom vor Gericht zieht.
Sommer: Solche Risiken sind in der Wirtschaft normal. Wir haben ja auch keine Planungssicherheit, bevor nicht das Gericht entschieden hat.
"Völlig unangemessen"
Postminister Wolfgang Bötsch über seinen Streit mit Sommer
Aus: Der Spiegel 39/1997, 22. September 1997, Seite 126 (Wirtschaft).SPIEGEL: Telekom-Chef Ron Sommer hat Ihre Entscheidung über die Durchleitungspreise als "wettbewerbsverzerrend" kritisiert. Die Kostenstruktur der Telekom sei äußerst komplex und nicht von Volksschülern zu begreifen. Haben Sie etwa kein Abitur?
Bötsch: Ich kann damit nicht gemeint sein, ich bin promovierter Jurist. Nach dieser unberechtigten Kritik muß sich der Mathematiker Sommer jedoch fragen lassen, ob das Beherrschen der Differentialrechnung allein schon ausreicht, um ein Unternehmen wie die Telekom erfolgreich zu führen.
SPIEGEL: Ist der Ärger des Telekom-Chefs nicht verständlich? Immerhin befürchtet er eine "Enteignung".
Bötsch: Diese Aussage ist völlig unangemessen. Die Telekom ist eine der marktstärksten Telefongesellschaften der Welt. Für die Leistungen, die sie zur Verfügung stellt, erhält sie ein Entgelt, das sich an internationalen Preisen orientiert. Sommer weckt mit dem Begriff "Enteignung" Assoziationen, die durch nichts gedeckt sind.
SPIEGEL: Die Telekom behauptet aber, daß die angeordneten 2,7 Pfennig pro Minute ihre Kosten nicht deckt. Glauben Sie den Zahlen Sommers nicht?
Bötsch: Das ist keine Frage des Glaubens. Die Telekom hat uns Kosten- unterlagen vorgelegt, die nicht nachvollziehbar und nicht prüfungsfähig waren. [Ed: zum Hintergrund]
SPIEGEL: Die Telekom will gegen diese Entscheidung erneut gerichtlich vorgehen. Den Konkurrenten fehlt damit wieder die Planungssicherheit. Ist der 1. Januar als Starttermin für einen freien Telefonmarkt noch zu halten?
Bötsch: Der Termin schon. Allerdings könnten die Verfahren dazu führen, daß ein effizienter Wettbewerb mit fallenden Telefonpreisen für die Kunden erst später einsetzt. Ich glaube nicht, daß Herr Sommer dem Unternehmen mit dieser Gangart einen Gefallen tut.
Bundestag fordert von Telekom mehr Kulanz
Aus: Spiegel Online 25. September 1997 (nur elektronisch publiziert).BONN. Zu mehr Kulanz bei der Abrechnung von Telefongebühren hat der Petitionsausschuß des Bundestages die Deutsche Telekom AG (Bonn) aufgefordert. Nach Angaben des Parlamentspressedienstes beschloß das Beschwerdegremium am Mittwoch einmütig die Eingabe einer Telekom-Kundin an die Bundesregierung zu übergeben, die entsprechend auf das Unternehmen einwirken soll. Die Frau beanstandete, daß die Telekom ihr für einen Zeitraum von vier Wochen Telefongebühren von insgesamt 1207,45 Mark berechnet hatte. Von der Telekom sei ihr dazu mitgeteilt worden, daß die hohen Kosten vor allem durch Anrufe bei besonders teuren 0190-Nummern angefallen seien. Der Petitionsausschuß hielt jedoch Angaben der Kundin für glaubhaft, wonach weder sie noch ihr Mann solche Nummern angewählt haben. Der Ausschuß weist in seinem Beschluß darauf hin, daß nach der einschlägigen Rechtssprechung keine Einigkeit darüber bestehe, ob und unter welchen Umständen die automatische Gebührenerfassung der Telekom als Beweis für die Richtigkeit von Abrechungen angenommen werden könne. Nach Auffassung des Gremiums müssen daher in Zweifelsfällen grundsätzlich die einzelnen Umstände berücksichtigt werden.
Kabelkunden sollen Preiserhöhung nicht hinnehmen
Aus: Spiegel Online 10. Oktober 1997 (nur elektronisch publiziert).BONN. Kabelkunden sollten nach einer Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände die von der Telekom angkündigte Preiserhöhung zum 1. November 1997 nicht einfach hinnehmen. Die Verbraucherverbände prüften eine Verbandsklage, berichtete die AgV am Donnerstag in Bonn. Sie kritisierte die Erhöhung als "einseitiges Preisdiktat", das nur durch die exklusive Marktmacht der Telekom durchsetzbar sei. Für die Kabelkunden gebe es meist keine Alternative zum Angebot der Telekom.
Die Verbraucherschützer raten den Kunden, gegen die Erhöhung schriftlich zu protestieren. Dabei sollten sie die Fortführung des Vertrages zu alten Konditionen verlangen und darauf verweisen, daß man den neuen Preis nur unter Vorbehalt zahlt. Wer die Rechnung einzeln überweist, sollte auf dem Überweisungsträger ebenfalls den Vorbehalt vermerken. Allerdings sollten Kunden nicht ausdrücklich widersprechen, weil sie sonst Gefahr liefen, daß die Telekom den Anschluß kappt.
Ein Telekom-Sprecher wies die Kritik der Verbraucherverbände zurück. Die Telekom habe die erste Anhebung der Kabelgebühr seit fünf Jahren mit den erheblichen Investitionen zur Ausweitung des Programmangebots begründet. Zudem verfüge das Unternehmen nur über etwa ein Drittel der 17 Millionen Kabelanschlüsse. So exklusiv sei die Marktmacht also nicht. Der Sprecher wies zudem darauf hin, daß nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Streit um Satellitenschüsseln an Mietwohnungen im Zweifelsfall für den Mieter zu entscheiden sei, insofern also eine gesicherte Rechtslage für eine Alternative zum Kabelanschluß vorliege.
Talkline prescht vor
Aus: Der Spiegel 43/1997, 20. Oktober 1997, Seite 111 (Trends).
Mit einem überschaubaren Tarifkonzept eröffnet die Telefonfirma Talkline als erster Wettbewerber der Telekom den Kampf um die Privatkunden im Festnetz. Vom 1. Januar 1998 an berechnet Talkline seinen Kunden tagsüber für innerdeutsche Ferngespräche einheitlich 44 Pfennig pro Minute. Abends und nachts sowie an Sonn- und Feiertagen halbiert sich der Minutenpreis. Dabei verlangt der deutsche Ableger von Tele Danmark, der zur Zeit etwa 430.000 Handybesitzer in Deutschland zu seinen Kunden zählt, weder Anmelde- noch Grundgebühr. Ein Mindestumsatz ist nicht erforderlich. Mit dieser "äußerst transparenten und einfachen Preisstruktur", so Talkline-Chef Kai-Uwe Ricke, ergeben sich bei Telefongesprächen über eine Entfernung von mehr als 50 Kilometern Einsparungen von 35 bis knapp 40 Prozent gegenüber den zur Zeit geltenden Preisen der Telekom. Bei Auslandsgesprächen unterbietet Talkline die Telekom-Tarife um bis zu 45 Prozent. Einziges Handicap: Der Kunde muß vor der eigentlichen Rufnummer die fünfstellige Netzkennzahl (01050) von Talkline wählen. Nur die so gewählten Ferngespräche werden über Talkline abgerechnet, für alle anderen Telefonate kommt die Rechnung vorerst weiterhin von der Telekom. Für Geschäftskunden will Talkline zusätzliche Mengenrabatte anbieten. [Ferntarife der Telekom]
Otelo: Alle Möglichkeiten offenhalten
Die Stromriesen Veba und RWE haben sich beim Aufbau ihrer Telefontochter Otelo übernommen, sie kann die Erwartungen noch nicht erfüllen.
Aus: Der Spiegel 43/1997, 20. Oktober 1997, Seite 126 (Wirtschaft).Zweifel ließ Ulrich Hartmann erst gar nicht aufkommen: "Wer im Januar nächsten Jahres von der Telekom zu unserer Telefontochter Otelo wechseln will", verkündete der Veba-Chef noch vor wenigen Monaten, "braucht nur bei uns anzurufen." Vom Start weg, so Hartmann, werde Otelo zur "Nummer 1" der privaten Telekom-Konkurrenten aufsteigen. Sein Versprechen wird der Veba-Chef kaum noch halten können. Konkurrent Mannesmann Arcor liegt auch dank einer internationalen Kooperation deutlich besser im Plan. Der Start in den freien Telefonmarkt am 1. Januar droht für Otelo zum Fehlstart zu werden.
Das Düsseldorfer Gemeinschaftsunternehmen der beiden milliardenschweren Stromkonzerne Veba und RWE hat massive Probleme. Eine störungsfrei arbeitende Technik steht noch nicht zur Verfügung, und das Abrechnungs- system funktioniert noch nicht. Schon im August auf der Internationalen Funkausstellung hatte Otelo-Chef Ulf Bohla vorsichtig durchblicken lassen, daß seine Mannschaft nicht in der Lage sei, die hochgesteckten Erwartungen der Mutterkonzerne in vollem Umfang umzusetzen. "Schritt für Schritt", so hatte der sonst eher forsche Manager in Berlin angekündigt, werde man den Wettbewerb gegen die Telekom aufnehmen.
Hinter den zarten Andeutungen des ehemaligen IBM-Manns verbirgt sich eine Serie von Rückschlägen. So wird Otelo am 1. Januar des kommenden Jahres voraussichtlich noch nicht über eine technische Plattform verfügen, die es erlaubt, Millionen von Telefonaten störungsfrei abzuwickeln. Erst sprang der britische Partner Cable & Wireless ab, dann spielte die Technik nicht mit. Immer wieder fallen die von Ericsson gelieferten Vermittlungsstellen im Sprachverkehr aus, und auch im Datennetz gibt es massive Beschwerden der Geschäftskunden. Schon jetzt drohen Otelo wegen nicht eingehaltener Leistungszusagen wie etwa bei der Verfügbarkeit des Netzes Strafen in Millionenhöhe. Solche Strafen, beruhigt Bohla, könne kein Unternehmen ausschließen. Man setze alles daran, das Netz durch umfangreiche Tests in den Griff zu bekommen. Die Behebung der Fehler und der Aufbau der Anlagen kommen nur schleppend voran. Zu schleppend, fürchten die Manager, um im Januar mit der gesamten Angebotspalette auf dem Markt zu sein.
Hauptkonkurrent Mannesmann Arcor ist besser dran, die Firma konnte schon beim Aufbau des D2-Handy-Netzes wertvolle Erfahrungen im Telefongeschäft sammeln. Außerdem steht mit dem Partner AT&T, dem zweitgrößten Telefonkonzern der Welt, ein erfahrener Helfer zur Seite. Bohla dagegen ist Neuling in diesem Geschäft. Viele Fragen stellten sich ihm und seiner Manschaft zum erstenmal. Das Entscheiden fiel den Managern schwer.
Mal wollte Otelo die Priorität auf Geschäftskunden legen, dann wieder auf Privatkunden. Mal sollte der Anschluß der Haushalte über TV-Kabel-Netze erfolgen, dann wieder über Telekom-Leitungen oder Funk. Bis zum Schluß wollte sich Bohla "alle Möglichkeiten offenhalten". Deshalb wurden immer neue technische Konzepte diskutiert und erprobt. Selbst hochsensible ATM- Richtfunkstrecken, High-Tech, die bisher nicht einmal bei amerikanischen Telefonfirmen verwendet wird, sollte zum Einsatz kommen. Die über zehn Millionen Mark teuren Systeme sind jetzt nur schwer zu integrieren. Auch das TV-Kabelnetz, für das Bohla mehr als eine Milliarde Mark ausgab, hat an strategischer Bedeutung verloren. Seit Postminister Wolfgang Bötsch die Preise für Ortsmietleitungen der Telekom auf weniger als zwei Pfennig festsetzte, ist ein Umbau für den Telefonverkehr kaum noch lohnend. Selbst der Verkauf der Netze ist nun denkbar.
Wesentliche Ausrüstung für das eigentliche Telefongeschäft wurde dagegen erst spät installiert. Der jüngste Rückschlag: Das Abrechnungssystem, ein komplexes Gebilde aus Hochgeschwindigkeitsrechnern und Software, das die Millionen von Telefonaten erfassen und auf Rechnungen drucken soll, wird voraussichtlich erst einige Wochen später mit voller Leistung zur Verfügung stehen.
Nun ist auch bei Otelo von einem fulminanten Start nicht mehr die Rede. "Wir wollen", so Bohla, "lieber grundsolide Leistungen anbieten, anstatt am 1. Januar Tausende Kunden anzuschließen, die später unzufrieden sind." Die Maschine werde langsam hochgefahren. Im Januar sollen nach derzeitiger Planung dennoch die ersten Kunden probeweise an das Otelo-Netz angeschlossen werden. Kleinere Systeme werden die nicht funktionierende Abrechnungsmaschine fürs erste ersetzen.
Schmerzhaft müssen Hartmann und sein RWE-Kollege Dietmar Kuhnt erfahren, daß prall gefüllte Kassen aus dem Strommonopol in der Telekommunikationsindustrie allein nicht ausreichen. Die Kritik konzentriert sich jetzt auf den Mann, der das ehrgeizige Projekt zum Laufen bringen sollte, auf Bohla. Mit einer großen Werbekampagne will Otelo trotz aller Probleme für sich werben. Einer der Slogans lautet: "Darauf können Sie sich verlassen."
19.10.1997 (t-off/khd). Man kann nur noch staunen, und man fragt sich dann, was eigentlich haben die denn in den letzten zwei Jahren gemacht? Und wer wirklich erfahren will, wo es auf der Welt gute Telekommunikations- Ausrüstung zu kaufen gibt, der kann das erfahren, zum Beispiel im Internet! Bisher ließ sich aber trefflich über die Telekom oder den Postminister schimpfen, um so auch von eigenen Versäumnissen abzulenken. Eigentlich erwarteten wir jetzt die Bekanntgabe der Preise, und auch Antwort auf die Frage, ob es denn einen Internet- Telefontarif geben wird. Aber nun, wo endlich Farbe bekannt werden muß, kommt nur noch heiße Luft, in Form von Werbesprüchen. Na, das kennen wir doch.
Der Berliner "Tagesspiegel" schrieb am Sonntag in einem Kommentar: "Wenn der Wettbewerb zu Beginn des nächsten Jahres nicht zustandekommt, dann liegt das nicht an den Vorschriften sondern an den Privaten, die sich mit ihrem Debut auf dem neuen Wachstumsmarkt schwerer tun als erwartet. Vor allem für den Einstieg in das Massengeschäft sind überzeugende Strategien bislang nicht erkennbar." So ist es. Also nochmals etwas Nachhilfe: Der Wettbewerb wird im Ortsnetz entschieden. Denn dem Internet wird bei der Telekommunikation künftig die zentrale, die entscheidende Rolle zukommen, was übrigens schon vor zwei Jahren ganz klar zu erkennen war. Und der Zugang zum Internet erfolgt am wirtschaftlichsten über die Ortsnetze, bald in der schnellen ADSL-Technik. Deshalb müssen alle Telefongesellschaften attraktive Konzepte des Zugangs zum Weltnetz in ihrem Programm haben. Das wissen wir aus den USA, vom Sun-Gründer, aber inzwischen auch aus Frankreich.
Telekom "bestraft" ARD
Aus: Spiegel Online 1. November 1997 (nur elektronisch publiziert).BONN. Die Deutsche Telekom hat ihre Werbespots in der ARD storniert und sich damit die Kritik des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) zugezogen. Das Unternehmen habe sich dem Verdacht ausgesetzt, Kritiker mit wirtschaftlichem Druck mundtot machen zu wollen, erklärte der DJV am Freitag in Bonn. In der "Panorama"-Sendung war am Donnerstag abend darauf hingewiesen worden, daß die Telekom nach einem kritischen Beitrag des NDR-Magazins über die Erhöhung der Kabelgebühr alle Werbebuchungen bei der ARD fristlos gekündigt habe.
Telekom-Sprecher Ulrich Lissek erklärte, in dem Beitrag sei ohne Genehmigung rund 50 Prozent eines Werbespots des Unternehmens ausgestrahlt worden. Dies sei ein "klarer Rechtsbruch" und eine Verletzung bestehender Verträge. Deshalb sei die Werbung storniert worden. Nach Gesprächen unter anderem mit dem Justitiar der ARD und deren Versicherung, so etwas komme nicht mehr vor, sei die Mediaplanung aber wieder angelaufen.
Der DJV kritisierte das Vorgehen der Telekom als ungeschickten Versuch, der den Verdacht einer Abstrafung zumindest nähre. Im Umfeld einer ausschließlich juristischen Auseinandersetzung sei eine solche Reaktion ungewöhnlich. Die öffentliche Aufgabe der Presse umfasse in Demokratien gerade die Kritik und Kontrolle von Politik und Wirtschaft, betonte der DJV. Dazu könne es auch gehören, Werbeaussagen und tatsächliches Handeln einander gegenüberzustellen. Solche Konfliktfälle bestätigten, daß die Verbindung zwischen Wirtschaftsmacht und Medien, vor allem die Werbeabhängigkeit von Medien, ein immanenter Gefahrenpunkt für die Pressefreiheit sei.
Telekom bleibt bei Kabel-Preiserhöhung hartnäckig
Aus: Spiegel Online 1. November 1997 (nur elektronisch publiziert).BONN. Die Telekom will trotz einer drohenden Verbandsklage der Verbraucherverbände an der Erhöhung der Kabelanschlußgebühren zum 1. November 1997 festhalten. Das teilte ein Sprecher des Unternehmens am Freitag in Bonn mit. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände hat die Telekom in einem Abmahnschreiben aufgefordert, die Gebührenerhöhung zu stoppen. Falls die Telekom die angekündigte Preiserhöhung bis zum 19. November nicht zurücknehmen werde, wollen die Verbraucherschützer nach eigenen Angaben voraussichtlich eine Verbandsklage anstrengen.
Der einzelne Kabelanschluß wird nach Angaben der Telekom durchschnittlich um 15 Prozent teurer; der Preis steigt von 22,50 auf 25,90 Mark. Kabelkunden, die vor dem 1. Juli 1991 einen Vertrag abgeschlossen haben, müssen sogar 22,6 Prozent mehr zahlen statt 15,90 Mark nun 19,50 Mark. Und die Konditionen für die jährliche Vorauszahlung verschlechtern sich ebenfalls: Hier beträgt die Preiserhöhung 27 Prozent. Die Telekom begründete die Preiserhöhung mit den erheblichen Investitionen zur Ausweitung des Programmangebots. Zwei neue Programme seien in das Kabelnetz eingespeist worden.
EU-Verfahren gegen Bonn wegen fehlender Telekom-Gesetze
Aus: Spiegel Online 6. November 1997 (nur elektronisch publiziert).BRÜSSEL. Die Europäische Kommission hat gegen Deutschland und sieben weitere EU-Staaten ein Verfahren eröffnet, weil deren Gesetze für einen umfassenden Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt noch mangelhaft sind. In diesen Staaten fehlten einige Regelungen, um einen fairen und freien Wettbewerb vom 1. Januar 1998 an zu garantieren, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Sollten die Staaten nicht Abhilfe schaffen, kann die Kommission sie vor dem Europäischen Gerichtshof verklagen.
Im Falle Deutschlands bemängelt die Kommission, daß die Deutsche Telekom AG ein Kostenrechnungssystem benutze, aus dem nicht hervorgeht, ob die Telefongebühren sich tatsächlich an den Kosten orientierten. "Ein solches System hätte am 13. Dezember 1996 in Kraft sein müssen", schrieb die Kommission. Zudem sei nicht sichergestellt, daß die Telekom die Bedingungen, insbesondere die Preise, für den Zusammenschluß mit Netzen von Konkurrenten veröffentliche. Mängel in der Gesetzgebung stellte die Kommission auch in Belgien, Dänemark, Griechenland, Italien, Luxemburg, Portugal und Spanien fest.
EU-Kommission droht BerTelKirch
Aus: Spiegel Online 6. November 1997 (nur elektronisch publiziert).BRÜSSEL. Die EU-Kommission droht den Medienkonzernen Kirch und Bertelsmann sowie der Deutschen Telekom [Ed: = BerTelKirch] mit drastischen Geldstrafen, falls Geschäftsbereiche ihres gemeinsamen digitalen Fernsehprojektes bereits arbeiten. Wie ein Sprecher der EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel vor Journalisten sagte, warte die Behörde noch immer darauf, daß das Projekt in Brüssel zur Prüfung angemeldet wird. "Wenn sie bereits Teile ihres Unternehmens umgesetzt hätten, wäre EU- Wettbewerbskommissar Karel van Miert darüber verärgert", sagte der Sprecher. Van Miert hatte sich nach den Angaben am Dienstag mit Vertretern der Unternehmen getroffen.
Nach der Fusionskontrollverordnung müssen Gemeinschaftsunternehmen in Brüssel angemeldet werden, wenn die beteiligten Unternehmen innerhalb der EU mehr als 250 Millionen Ecu (492,5 Mio Mark) oder weltweit mehr als fünf Milliarden Ecu gemeinsam umsetzen. Van Miert ordnete eine Untersuchung an, ob die Unternehmen die Vorschriften verletzt haben. "... die Parteien wären gut beraten, eine solche Verletzung umgehend einzustellen, da die Kommission anderenfalls Geldbußen bis zu einem Wert von zehn Prozent des Gesamtumsatzes der Parteien verhängen könnte", hieß es.
"Nach jüngsten Presseberichten in Deutschland sollen Bertelsmann und Kirch begonnen haben, ihre jeweiligen digitalen Fernsehprogramme Premiere und DF1 zu senden", schrieb die Kommission. "Sie sollen sich auch mit der ARD und der Deutschen Telekom über die Verwendung von Kirchs d-box geeinigt haben." Die d-box ist ein Dekoder, der für den Empfang digitaler Programme nötig ist. Das Gemeinschaftsunternehmen Beta Research soll diese Technologie bereitstellen. CLT/Ufa, eine Tochter der Bertelsmann AG, die Kirch-Gruppe und die Deutsche Telekom AG hatten sich im Juni darauf geeinigt, gemeinsam das digitale Fernsehen in Deutschland zu entwickeln. Die Telekom bringt ihr Kabelnetz ein. Kirch löste seinen Abonnement-Fernsehsender DF1 als eigenständige Gesellschaft auf. CLT/Ufa und Kirch konzentrieren sich nun auf den Sender Premiere, an dem beide je 50 Prozent der Anteile halten. Geplant ist, von Anfang kommenden Jahres an das Programmangebot beider Sender unter dem Dach von Premiere zusammen anzubieten.
Telekom will Kabel-TV teilweise privatisieren
Aus: Spiegel Online 22. November 1997 (nur elektronisch publiziert).HAMBURG/BONN. Die Deutsche Telekom AG (Bonn) will ihr Kabelfernsehgeschäft nach einem Bericht der Hamburger Zeitschrift "Manager Magazin" zum Teil privatisieren. Das Unternehmen plane die Sparte in eine Tochtergesellschaft auszugliedern und diese später in regionale Gesellschaften aufzuteilen, schreibt das Magazin in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe. Damit erhielten private Unternehmen die Möglichkeit, sich am Telekom- Geschäft mit Kabel-TV und dem neuen digitalen Fernsehen zu beteiligen und entsprechende Anschlüsse aggressiver zu vermarkten. Ein Telekom- Sprecher wollte den Bericht auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren.
Wie das "Manager Magazin" weiter berichtet, plant die Telekom die Teilprivatisierung auch im Hinblick auf eine Prüfung der EU- Kommission in Brüssel. Dabei untersucht die Behörde, ob es wettbewerbsrechtlich zulässig ist, daß die Telekom sowohl ein Telefon- als auch ein Kabelnetz besitzt. Konkurrenten des Konzerns fordern seit längerem eine Privatisierung des Kabelbereichs [Ed: und das ist wohl auch eine Voraussetzung dafür, daß auch über deutschen TV-Kabelnetze ein schneller Internet-Zugang angeboten wird].
Telekom-Konkurrenten dürfen Preise vergleichen
Aus: Spiegel Online 3. Dezember 1997 (nur elektronisch publiziert).DÜSSELDORF. Private Telefongesellschaften dürfen ihre Preisangebote mit den Tarifen der Deutschen Telekom vergleichen, wie der Privatanbieter First Telecom am Dienstag mitteilte. Das geht aus einem Urteil des Landgerichts Düsseldorf zur Transparenz und Vergleichbarkeit für die Kunden in dem ab 1. Januar 1998 total freien deutschen Telekommunikationsmarkt hervor. Anlaß für den Richterspruch war ein Unterlassungsantrag der Deutschen Telekom gegen First Telecom.
Der Exmonopolist hatte sich unter anderem dagegen verwahrt, namentlich und ausschließlich bei einem Preisvergleich mit der First Telecom genannt zu werden. Doch die Forderung, First Telecom diese Werbestrategie grundsätzlich zu untersagen, wurde in der mündlichen Urteilsbegründung abgewiesen. Auflage des Gerichts an First Telecom war allerdings, bei einer Preisgegenüberstellung die Unterschiede zur Telekom im Hinblick auf Tarifphasen und Abrechnungsmodalitäten deutlich darzustellen.
Die seit September bestehende deutsche Niederlassung der britischen Telefon- gesellschaft First Telecom bietet Auslandstelefonate für Festnetz- und Mobilfunkkunden insbesondere im Privatkundenbereich an. Weitere Leistungen für den Inlandstelefonverkehr plant das Unternehmen mit der vollständigen Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes ab Januar 1998. Knapp drei Dutzend Gesellschaften wollen der Deutschen Telekom ab Neujahr mit teilweise deutlich niedrigeren Preisen Privat- und Firmenkunden abjagen.
Arcor sagt Telekom mit Niedrigtarifen den Kampf an
Aus: Spiegel Online 9. Dezember 1997 (nur elektronisch publiziert).FRANKFURT/MAIN. Das private Telefonunternehmen Arcor will der Deutschen Telekom ab 1. Januar mit niedrigeren Tarifen und Rabatten für Vieltelefonierer Kunden abjagen. Wie Arcor-Chef Harald Stöber am Montag in Frankfurt am Main mitteilte, peilt das Gemeinschaftsunternehmen von Bahn und Mannesmann schon im ersten Jahr der Öffnung des deutschen Telefonmarktes eine sechsstellige Kundenzahl an. Geplant sind außerdem Milliardeninvestitionen in das Telefonnnetz und die Schaffung von 500 Arbeitsplätzen pro Jahr.
Bei den Taktlängen und damit bei den Kosten stellt Arcor die Telekom meist in den Schatten. In der Hauptzeit (Montag bis Freitag 918 Uhr) hat ein Takt für zwölf Pfennig bei einem Arcor-Gespräch in der Fernzone 14 Sekunden, bei der Telekom hingegen von 912 Uhr nur zwölf und von 1218 Uhr 13,5 Sekunden. Die Ersparnis bei einem Drei-Minuten-Gespräch von Hamburg nach München beträgt laut Arcor 24 Pfennig, beim höchsten Vieltelefoniererrabatt sogar 47 Pfennig das sind 26 Prozent. Noch mehr sparen läßt sich, wenn der Kunde statt der Takt- die genauere Sekundenabrechnung wählt.
Die Tarifstruktur bei Arcor ist einfacher als bei der Telekom, ermöglicht dafür dem Kunden aber auch nicht eine solch genaue Differenzierung seiner Telefongewohnheiten. Statt wie der frühere Monopolist fünf Zeitzonen jeweils für Werktage und Wochenden sowie drei Ferngespräch-Bereiche bietet Arcor nur drei Zeitzonen für die ganze Woche und nur zwei innerdeutsche Fernzonen an. Ortsgespräche kann das Unternehmen nach eigenen Angaben frühestens im Lauf des kommenden Jahres abwickeln, auf diesem Gebiet behält also die Telekom ihr Monopol noch für einige Monate.
Stöber zufolge können sich die Verbraucher ab Neujahr zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden: Sie nutzen nur für bestimmte einzelne Telefonate das Angebot des Telekom-Konkurrenten. Bei diesem Schnupperangebot wählt der Kunde die Netzkennzahl 01070 und dann wie gewohnt die Rufnummer des gewünschten Gesprächspartners. Für diese Call-by-call-Variante muß man kein fester Arcor-Kunde werden und auch keinen Vertrag unterschreiben, die Gespräche werden einzeln auf der gewohnten Telekom-Rechnung ausgewiesen.
Wer jedoch ganz bei der Telekom kündigen und zu Arcor wechseln will, dem bietet das Unternehmen zusätzlich zu den meist billigeren Tarifen noch einen Rabatt für Vieltelefonierer ab 75 Mark monatlichem Rechnungsbetrag fünf Prozent, ab 150 Mark zehn Prozent und ab 300 Mark 15 Prozent. Die Formlitäten für den Wechsel übernimmt Arcor. Eine neue Telefonnummer, ein neuer Anschluß oder gar Bauarbeiten in der Wohnung sind nicht nötig. Wer D2-Handy-Kunde ist, bekommt künftig für Mobil- und Festnetztelefonate nur noch eine Rechnung. (...)
Neue Verordnung soll Rechte von Telefonkunden schützen
Aus: Spiegel Online 10. Dezember 1997 (nur elektronisch publiziert). [Vollständiger TKV-Text]BONN. Die Bundesregierung hat die Rechte der Telefonkunden gegenüber den Telekommunikationsunternehmen gestärkt. Das Kabinett beschloß am Dienstag eine entsprechende Verordnung, die zeitgleich mit der vollständigen Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes zum 1. Januar 1998 in Kraft tritt. Dann sind auch Privatkunden beim Telefonieren nicht mehr auf die Deutsche Telekom AG angewiesen. Sie können unter rund 30 Anbietern wählen, die vor allem bei Ferngespräche günstigere Tarife als die Telekom bieten wollen.
Die Telekommunikations-Kundenschutzverordnung (TKV) soll sicherstellen, daß die Verbraucher die neuen Möglichkeiten voll ausschöpfen und gleichzeitig ihre Rechte gegenüber den Firmen durchsetzen können. Die wichtigsten Inhalte im Überblick:
Telefonnummer: Beim Wechsel des Netzbetreibers kann der Kunde seine Rufnummer grundsätzlich behalten, es sei denn, er zieht um.
Call-by-call: Damit die Verbraucher stets den jeweils günstigsten Telefontarif in Anspruch nehmen können, erhält jeder Verbindungsnetzbetreiber eine eigene, fünfstellige Kennzahl. Damit können Telefonnutzer auch für einzelne Gespräche (Call-by-call) von ihrer Gesellschaft auf einen alternativen Anbieter ausweichen.
Kündigung: Wechselt der Kunde das Unternehmen, so muß er sich nicht selbst bei seiner bisherigen Gesellschaft abmelden. Die Kündigung kann vom neuen Anbieter entgegengenommen und weitergeleitet werden.
Telefonrechnung: Jeder Kunde hat Anspruch auf eine Rechnung, die auch alle Verbindungen ausweist, die über andere Netzbetreiber geführt wurden. Die Rechnung muß der Diensteanbieter erstellen, der den Anschluß des Kunden ans öffentliche Telefonnetz herstellt. Ferner ist die Telefongesellschaft auf Verlangen dazu verpflichtet, die Rechnung kostenlos nach Einzelverbindungen aufzuschlüsseln.
Rechnungshöhe: Ab 1. Januar 1999 muß jeder Anbieter gewährleisten, daß eine vom Kunden vorgegebene Rechnungshöhe nicht überschritten wird. Beanstandet der Verbraucher die Rechnung, muß das Unternehmen gegebenfalls eine technische Prüfung durchführen. Werden dabei Mängel festgestellt oder ist eine Manipulation durch Dritte nicht auszuschließen, so braucht der Kunde künftig nur den Durchschnittsbetrag der letzten sechs Monatsrechnungen zu zahlen.
Sperren: Anbieter von Sprachtelefondiensten müssen auf Wunsch des Kunden dafür sorgen, daß die Anwahl einzelner Rufummern etwa von besonders teuren Telefonsexdiensten von seinem Anschluß nicht mehr möglich ist. Die Unternehmen sind ihrerseits berechtigt einen Anschluß zu sperren, wenn der Inhaber mit mindestens 150 Mark in Verzug ist oder von dem Anschluß eine Gefahr für das Netz ausgeht.
Telefonbücher: Jeder Anschlußinhaber hat auch künftig das Recht, sich mit Namen und Adresse in ein allgemein zugängliches Telefonbuch eintragen zu lassen. Dabei muß es sich nicht unbedingt um ein Teilnehmerverzeichnis der eigenen Telefongesellschaft handeln.
Entstörung: Marktbeherrschende Anbieter müssen einer Störung unverzüglich, das heißt auch nachts sowie an Sonn- und Feiertagen nachgehen.
US-Kabelfernsehriese TCI mit Milliardenauftrag für neue Technologie
Aus: Spiegel Online 15. Dezember 1997 (nur elektronisch publiziert).NEW YORK. Der US-Kabelfernsehkonzern Tele-Communications Inc. (TCI) verhandelt mit Microsoft, Intel und anderen Technologieunternehmen über den Kauf von bis zu zehn Millionen "Set-Top-Boxen" für Fernsehgeräte. Diese TV-Zusatzgeräte sollen nicht nur digitales Fernsehen ermöglichen, sondern auch schnellen Zugang zum Internet über das TV-Gerät, interaktive Dienste auf dem TV, hochauflösendes Fernsehen und Internet- Telefongespräche. Der Auftragswert könnte mehr als drei Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Mark) erreichen, berichtete die US-Tageszeitung "Wall Street Journal" am Montag. Falls auch die an TCI angeschlossenen anderen Kabelfernsehfirmen Interesse zeigen, könnten später bis zu 25 Millionen Geräte ausgeliefert werden. TCI will den Preis bei 300 Dollar je Box halten.
Der Personal-Computer-Marktanteil in den USA sei bei 40 Prozent der Haushalte festgefahren. Deshalb wollten die Hersteller und Softwarefirmen über die Kabelfernsehbranche ihre Kundenbasis auf fast alle der 100 Millionen US- Haushalte mit TV-Anschlüssen ausdehnen. Der TCI-Auftrag sei für das Wachstum der PC-Branche und insbesondere der beiden dominierenden Mitspieler Microsoft und Intel besonders wichtig. Er könnte den Standard für das digitale Fernsehen setzen. TCI wolle sich aber nicht in die gleiche Abhängigkeit von Microsoft und Intel begeben, wie sie am PC- Markt existiere. Deshalb verlange das Unternehmen vielfältige und kompatible Technologien für die neue Box, hieß es.
Netzanbindung Über das Fernsehkabel ins Internet
Aus: Spiegel Online 16. Dezember 1997 (nur elektronisch publiziert).MÜNCHEN. Für Internetnutzer ist der Gedanke an die nächste Telefonrechnung neben Viren und Programmabstürzen wohl der größte Alptraum. Ein Traum wäre es da doch, ganz ohne Telefonkosten im Netz der Netze zu surfen. Ein Traum, der für manche schon Wirklichkeit geworden ist: Statt Modem und Telefonleitung nutzen sie das Netz des Kabelfernsehens und zahlen keinen Pfennig an zusätzlichen Telefonkosten.
Chris Janssen, ein 54jähriger Lehrer aus Ijsselstein in Holland, möchte die neue Technik nicht mehr missen. Umgerechnet rund 30 Mark zahlt er monatlich an Gebühren, hinzu kommen 20 Mark Miete für das Kabelmodem. "Die Telefongebühren kosten abends knapp zwei Mark pro Stunde. Und weil mein Sohn und ich täglich stundenlang surfen, sind die 50 Mark unterm Strich viel günstiger." 3.000 Kunden nutzen in den Niederlanden derzeit die Technik der Firma "kabelfoon", die bislang nur in einem Pilotprojekt im Norden des Landes angeboten wird.
Auch in Deutschland steckt die Technik noch in der Anfangsphase. Der Telekom-Konkurrent Otelo hat in den Ballungsgebieten in Nordrhein-Westfalen etwa 17.000 Haushalte an das "InfoCity"-Netz angeschlossen und ermöglicht nach eigenen Angaben mit bis zwei Megabit pro Sekunde eine 30mal schnellere Datenübertragung als per ISDN. Mit der Liberalisierung des Telekom-Marktes 1998 soll das Angebot weiter ausgebaut werden. Fünf Elektronikfirmen, darunter auch die Konzerne Sony, Samsung und der Modemhersteller Hayes, einigten sich im November auf einen Standard für Kabelmodems. Für Rudy Genar vom Elektronikkonzern Motorola ist das Kabelmodem die Technologie der Zukunft: "Die Telefongebühren fallen weg, die monatliche Gebühr ist meist nicht höher als die Kosten für einen herkömmlichen Internetzugang, die Telefonleitung bleibt immer frei, und man ist rund um die Uhr online, ohne sich einwählen zu müssen."
Die Deutsche Telekom sieht die Entwicklung eher skeptisch. "Das ist bei uns momentan kein Thema", sagt Telekom-Sprecher Stephan Althoff. Das Kabelmodem sei zwar ein beliebtes Schlagwort, aber zunächst mal müsse sich herausstellen, ob die Kunden dies überhaupt wollten. "Den meisten Anwendern reicht ISDN völlig aus." Der Durchschnittsnutzer mit vier bis fünf Online-Stunden monatlich sei nicht bereit, höhere Kosten für einen schnelleren Zugang zu tragen, meint Althoff. Und zudem sei das Kabelnetz nur für Fernsehprogramme gebaut worden. "Bei einer Internetnutzung würde es in kürzester Zeit zusammenbrechen", fürchtet der Telekom-Mann.
Für den Motorola-Experten Genar jedoch ist die Aufrüstung des Kabelnetzes "keine allzu große Sache". Es sei sowieso notwendig, die Kabel für den Empfang von mehr TV-Kanälen auszubauen. Dazu sei es auch nicht notwendig, neue Kabel zu verlegen. Die Telekom hingegen sieht ein Problem darin, daß das Kabelnetz von 6.000 verschiedenen Anbietern betrieben wird, und setzt daher zunächst mal auf andere Technologien, die eine schnellere Datenübertragung per Telefonleitung ermöglichen. Kein Wunder: Schließlich würde das Kabelmodem die Telefonrechnung der meisten Internetnutzer drastisch sinken lassen. [High-Speed Internet via TV-Kabelnetz]
Die neuen Telekomgebühren
Aus: Spiegel Online 17. Dezember 1997 (nur elektronisch publiziert) mit einigen Zusätzen [Ed: ...] aus anderen Quellen.BONN. Die neuen Telefon-Standardtarife ab 1. März 1998 sollen die Telekom-Kunden um fast zwei Milliarden DM entlasten. Zwei Drittel davon soll auf die Privatkundschaft, ein Drittel auf Geschäftskunden entfallen. Im einzelnen:
[Pressemitteilung der Deutschen Telekom] [vwd-Kommentar]
- Ortsgespräche: [Ed: Die zum 1. Januar 1996 bei der "Tarifreform 96" eingeführten Ortstarife bleiben unverändert. Auch werden die monatlichen Grundgebühren sowie die Anschlußgebühren nicht billiger.]
- Internet-Telefontarif: [Ed: Für Internet-Nutzer wird der Optionstarif "City-Plus" erweitert. Künftig lassen sich hier bis zu 800 (bisher 400) Tarifeinheiten einkaufen, was lediglich tagsüber bis zu 20 Online-Stunden pro Monat verbilligen kann, die aber auf jeden Fall bezahlt werden müssen. Einen echten Internet- Telefontarif wie in Frankreich oder Österreich wird von der Telekom nicht eingeführt. Eine Würdigung des neuen "City-Plus" erfolgt demnächst in den Internet- Fakten.]
- Tarif "10plus": Es wird ein neuer Langtelefonierer-Tarif eingeführt. Ab der 10. Minute gibt es einen Gebührennachlaß von zehn Prozent bei analogen und 30 Prozent bei ISDN-Anschlüssen. Ein 20minütiges Vormittagstelefonat von Berlin nach New York kostet dann statt 26,39 nur noch 13,67 DM (analog) und 12,23 DM (ISDN). Dieser Tarif gilt nicht für die Kurzentfernungen nach dem "City"-Tarif, Verbindungen zu anderen Mobilfunknetzen sowie zu Auskunftsdiensten.
- Wochenende I: Die Tarifzonen "Fern" (mehr als 200 Kilometer) und "Region 200" (bis 200 Kilometer) verschmelzen zu besonders günstigen Angeboten an Wochenenden. So kostet ein fünfminütiges Telefonat von München nach Hamburg am Sonntag vormittag statt 1,68 DM nur noch 1,20 DM. Dauert das gleiche Telefonat 20 Minuten und wird von einem ISDN-Anschluß geführt, verbilligt sich das Telefonat von 6,72 auf 4,08 DM.
- Wochenende II: Hier wird die Taktzeit von 21,5 auf 30 Sekunden verlängert. Ist der Wochenendtelefonierer auch ISDN-Nutzer, sinken seine Gesprächskosten für 30 Minuten bei einer Entfernung von mehr als 50 Kilometern von 10,08 auf 5,76 DM.
- Paket/Festnetz-Mobilnetz: Für Telefonate aus dem Festnetz ins D1- oder C-Netz und umgekehrt verbilligt sich ein 20minütiges Gespräch vom Analoganschluß aus vormittags von 26,75 DM um 32 Prozent auf 18,23 Mark, beim ISDN-Anschluß um 39 Prozent auf 16,31 DM.
- Auslandstarife: Die Neuordnung der Auslandstarife soll zu Preissenkungen in 78 Zielländern führen, bei Verbindungen in die USA und nach Kanada bis zu 45 Prozent. Die Ermäßigungen werden noch größer, wenn das Telefonat länger als zehn Minuten dauert. Ein 30- Minuten-Gespräch über ISDN in diese beiden Länder wird in der Normalzeit 20,11 DM statt bisher 43,18 DM kosten (minus 53 Prozent).
Telekommunikation:
"Worauf warten Sie noch?"Deutschland in Aufbruchstimmung:
In: Der Spiegel 1/1998, 29. Dezember 1997, Seite 6467 (Wirtschaft) mit 3 Fotos und 4 Grafiken (Tarif-Dschungel, Deutschland privat, Große Freiheit, Preissturz). [Der vollständige Artikel]
Am 1. Januar beginnt ein neues Telefonzeitalter. Die Telekom verliert ihre Monopolstellung, Dutzende von Privatfirmen wollen die Kunden in ihr Netz locken. Die Preise kennen derzeit nur eine Richtung: steil abwärts.
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