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Telekom will Preise stärker differenzieren
Gebühren für Geschäftskunden sinken voraussichtlich um 4,5 Prozent ab nächstem Jahr / Schneller Internet-Zugang
Aus: Berliner Zeitung, 29. Oktober 1997, Seite ?? (Wirtschaft).MÜNCHEN 28. Oktober. Die Deutsche Telekom AG will mit gesenkten Preisen und neuen Dienstleistungen auf die Wettbewerber im liberalisierten Telekommarkt ab 1998 reagieren. Telekom-Vorstand Herbert May kündigte am Dienstag in München auf der Fachmesse Systems 97 noch mehr differenzierte Preise je nach Kundengruppe und Nutzung an. Erst vor kurzem hatte die Telekom Preissenkungen von 4,5 Prozent für Geschäftskunden beim Telefon zum Januar 1998 angekündigt. Über neue Tarife für Privatkunden werde aber erst geredet, wenn die Wettbewerber ihre Preisstruktur offengelegt hätten.
May trat Berichten entgegen, der Telekom liefen mit Blick auf das Ende des Netz-Monopols scharenweise Großkunden davon. Tatsache sei, daß keiner der 50 größten Telekom-Kunden "komplett" zu einem der neuen Wettbewerber gewechselt sei. (...) Weiterhin steigend sei die Zahl der T-Online-Kunden und der Online-Zugriffe. Im abgelaufenen September wurde T-Online 45millionenmal angewählt. Die Zahl der ISDN-Basiskanäle wachse monatlich um 80.000. Für Privat- und Geschäftskunden, die am herkömmlichen Glasfaserkabel angeschlossen sind, aber auch mit der ISDN-Bandbreite von bis zu 64 Kilobit pro Sekunde nicht mehr auskommen, könnte sich schon bald eine interessante Alternative eröffnen.
Im Frühjahr 1998 startet die Telekom in einigen ausgewählten Städten Nordrhein- Westfalens ein Pilotprojekt auf der Basis der "Asymmetric Digital Subscriber Line (ADSL)"- Technik. Über den normalen Kupferdraht können dabei bis zu acht Megabit pro Sekunde an den Kunden übertragen werden. In der Gegenrichtung kann ein Datenstrom bis zu 768 Kilobit bewältigt werden. Wenn der Versuch mit 100 Geschäfts- und 300 Privatkunden erfolgreich ist, werde man ADSL bald auch in anderen Regionen anbieten, sagte der Telekom-Leiter des Geschäftsfelds Datenkommunikation, Peter Kahl. ADSL soll unter anderem auch einen schnellen Zugang zum Internet bieten. Im Internet werde sich die Kommunikation der Zukunft abspielen, sagte Kahl. Die Telekom will führender Internet Service Provider für Geschäftskunden in Europa werden. Im Jahr 2000 werden einzelne Branchen bis zu fünf Prozent ihres Umsatzes über das Internet abwickeln. Deshalb wolle die Telekom erreichen, daß sie mit dem Begriff "Internet" in Zukunft genauso verbunden werde wie heute mit dem Begriff "Telefonie".
Gericht verbietet Reklame über E-Mail
Aus: Yahoo-News, 29. Oktober 1997, 21.02 Uhr (Vermischtes).
TRAUNSTEIN. Erstmals hat ein deutsches Gericht einer Internet- Agentur verboten, über elektronische Post (E-Mail) ungewünschte Werbung an Privatleute zu senden, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Ein Nutzer des weltweiten Computernetzwerkes Internet hatte vor einem Landgericht in Traunstein (Bayern) gegen die Agentur geklagt, berichtet die am Donnerstag erscheinende "Süddeutsche Zeitung". Den Dienstleistern droht ein Ordnungsgeld von bis zu einer halben Million Mark für jeden Verstoß gegen die einstweilige Verfügung im Extremfall sogar Haft. Zwar habe das Landgericht nur in dem Einzelfall entschieden, schreibt das Blatt weiter, doch komme dem Urteil richtungweisende Bedeutung für die künftige Rechtsprechung zu. (...) [Ed: Das Aktenzeichen: LG Traunstein, 2 HK O 3755/97. Das Urteil kann im Volltext in der Entscheidungssammlung der Berliner Internet-Akademie nachgelesen werden].
Vertrag zwischen Telekom und Otelo
Aus: ARD/ZDF-Teletext, 31. Oktober 1997, 18.41 Uhr, Tafel 143, Rubrik Wirtschaft.
BONN. Die Deutsche Telekom AG hat sich mit ihrem Konkurrenten Otelo auf einen Vertrag über die Zusammenschaltung der Kommunikationsnetze geeinigt. Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Die Telekom will diese in der nächsten Woche mitteilen.
Stoiber fordert billige Sondertarife
Aus: ARD/ZDF-Teletext, 31. Oktober 1997, 14.18 Uhr, Tafel 583, Rubrik Computer.
MÜNCHEN. Bayerns Ministerpräsident Stoiber hat die Deutsche Telekom aufgefordert, das Surfen im Internet über Sondertarife zu verbilligen. "Es wäre widersinnig, wenn wir in Deutschland zwar über leistungsfähige Daten- Autobahnen verfügen, die Interessenten aber dauerhaft durch zu hohe Gebühren von ihrer Nutzung abhalten", sagte der CSU-Politiker auf der "Systems 97" in München. Gerade mittelständische Firmen könnten durch das Netz zu weltweit agierenden Unternehmen werden, so Stoiber. [mehr]
2.11.1997 (ws). Eine verspätete Einsicht, schließlich war es gerade der Parteikollege Bötsch, der in Einmütigkeit mit anderen Parteien (CDU, SPD, FDP) die Gebührenerhöhung im Ortsbereich genehmigte, ohne an die Internet-Nutzung zu denken. Trotzdem muß man Stoiber aber lassen, dieses wichtige Thema aufgegriffen zu haben. Wo bleiben die Stellungnahmen der SPD-Ministerpräsidenten (Lafontaine, Schröder, Beck, Simonis, ...)? Und wann fordern die Grünen Internet- Telefontarife? Denn gerade Telearbeit ist ökologisch sinnvoll, um die Straßen von Berufspendlern zu entlasten. Die politischen Gestaltungsspielräume sind bei weitem nicht genutzt. Beispielsweise besteht für den Staat keine Notwendigkeit, die Internet- Nutzung mit der Mehrwertsteuer noch zu verteuern.
Digital-TV nun im Telekom-Kabel
Aus: n-tv-Teletext, 1. November 1997, 22.55 Uhr, Tafel 307, Rubrik Business.
BERLIN. Von diesem Wochenende an können digitale Fernsehprogramme in Deutschland [Ed: mit Versuchslizenzen der Bundesländer] auch über das Kabelnetz der Deutschen Telekom empfangen werden. Bisher war das nur über Satellit möglich. Das teilten die Deutsche Telekom und das digitale Abonnenten- Fernsehen DF1 am Samstag mit. Die entsprechenden Decoder seien ab sofort im Handel erhältlich [Ed: der Preis für die d-Box soll rund 1200 Mark betragen].
[Ed: Und in ganzseitigen Zeitungsanzeigen teilten heute außerdem Premiere und DF1 mit: "Premiere, DF1 und die Deutsche Telekom haben sich geeinigt. Es gibt nur noch einen digitalen Decoder die d-box. Das bedeutet, daß Sie ohne Risiko auf die neue Technik umsteigen können. Mit der d-box können Sie über das Kabel der Deutschen Telekom und den Astra-Satelliten alle Sender empfangen, die digital senden. Natürlich auch ARD, ZDF und die anderen. Mit der d-box treffen Sie schon heute die richtige Entscheidung für die digitale Zukunft. Digitales Fernsehen bringt viele Vorteile für Sie. In Zukunft werden Sie mehr individuelle Programmvielfalt haben und Sie haben garantiert mehr Spaß." Aber, wie ist das mit der d-Box? Nach einem Bericht des SPIEGEL (45/1997, Seite 112) ist der Streit um die d-Box mit der ARD beigelegt. Man habe der ARD einen Platz in "einem technischen Sachverständigenrat" eingeräumt. Und dieser solle nun über die "digitale Chancengleichheit wachen". Unlängst hatte noch die unabhängige Lizenz- Kommission (KEK) am Vorgehen der Landesmedienanstalten bei der großzügigen Vergabe der Versuchslizenzen massive Kritik geäußert. Offensichtlich ohne Wirkung.]
80 % nutzen Internet nur für E-Mail
Aus: Sat.1-Teletext, 1. November 1997, 15.59 Uhr, Tafel 511, Rubrik Internet.
BONN. Homebanking, Online-Shopping, Werbung, Vertrieb oder Service für die deutschen Internet-Nutzer scheinen dies immer noch Fremdworte zu sein. Das Angebot ist zwar da, aber es wird noch zu wenig genutzt, so eine Studie der Bundesregierung. Demnach stieg zwar die Zahl der deutschen Online-Anschlüsse um 42 % auf 2,3 Mio, aber erst 4 % der Haushalte haben einen Zugang zum Internet (USA: 20%). Hauptproblem für die Werbe- treibenden. WWW-Nutzer benutzen das Internet zu 80 % nur für E-Mails kaum Verdienst...
2.11.1997 (ws). Bleibt die Frage offen, ob die deutschen Politiker endlich auch mal die Ursache für die mangelnde Internet-Nutzung erkennen. Vielleicht sollten sie "t-off" lesen. Denn die "t-off"- Leser wissen schon seit langem, daß es die hohen, zeitabhängigen Zugangstarife der Telekom sind, die für viele Internet- Anwendungen äußerst prohibitiv wirken. Wie stellte schon der Firmengründer von Sun Microsystems, Andreas von Bechtolsheim, treffend fest: "Die Online- Nutzer, die sich ins Ortsnetz einwählen, müssen hier [in den USA/Kanada] nicht, wie in Deutschland, ständig auf die Uhr schauen, wenn sie sich informieren, Geschäftsdaten verschicken oder Waren bestellen. (...) Hier im Silicon Valley ist es nichts Außer- gewöhnliches, 100 Stunden monatlich im Internet zu sein. In Deutschland kostet das mehrere hundert Mark, in Kalifornien nur etwas mehr als zehn Dollar." Kommerzielle deutsche Web- Angebote können sich jedenfalls auf Dauer nur bei ausreichenden Benutzerzahlen amortisieren. Und dazu ist ein spezieller Internet- Telefontarif (einer bis 50 km, um die ländlichen Regionen nicht zu benachteiligen) notwendiger denn je. Sonst verspielt Deutschland weiterhin das riesige Potential für viele neue Arbeitsplätze im Bereich der Internet- Dienstleistungen und koppelt sich vom Wachtumsmotor Internet weiter ab.
Alles geregelt
ARD und Telekom einigen sich doch plötzlich beim Digital-TV. Pleitgen begrüßt's
Aus: TAZ, 3. November 1997, Seite 16 (Flimmern & Rauschen).KÖLN. Die Anzeige sah aus wie schnell zusammengeschustert und wurde bundesweit plaziert: "Wir haben uns geeinigt", ließ sie wissen, "ein Decoder für Deutschland". Auch "ARD, ZDF und die anderen" seien dabei. Dabei war zum Zeitpunkt der Anzeigenschaltung noch gar nichts klar. Ungeachtet dessen, daß die Kirch-Bertelsmann- Pläne noch längst nicht durch den Kartell-TÜV in Brüssel sind, daß Konzentrationswächter Jochimsen, dessen KEK sein OK geben muß, heftige Zweifel anmeldet (taz von Samstag), daß die Praxis der Medienanstalten, Kirch und Bertelsmann das Senden schon einmal über Versuchslizenzen zu erlauben, unter Staatskanzleien und Medienrechtlern höchst umstritten ist, blies man nun zum Auftakt.
Und irgendwie scheint die normative Kraft des Faktischen, mit der Bertelsmann, Kirch und Telekom im Verbund mit einigen Medienanstalten den Novemberbeginn als Starttermin für das Zukunftsding Digitalfernsehen im Kabel ausgerufen hatten, nun auch die Letzten ergriffen zu haben: Ende der Woche einigte sich auch die ARD mit der Telekom auf einen Vertragsentwurf. WDR-Intendant und ARD-Verhandlungsführer Fritz Pleitgen zur taz: "Die grundsätzlichen Sachen sind eigentlich geregelt." Nun muß nur noch die Intendantenrunde bei ihrer Schaltkonferenz am Dienstag dem Papier zustimmen [Ed-4.11.1997: was sie getan hat].
Pleitgen teilte mit, sowohl die unverschlüsselte Ausstrahlung der Öffentlich- rechtlichen Programme als auch ihr gleichberechtigter Zugang zur technischen Plattform des künftigen Fernsehens seien nun gesichert. Die ARD hat demnach detaillierte Zusagen über ihre Mitwirkung an einem technischen Beirat der Kirch/Bertelsmann und Telekom gehörenden Plattform bekommen. "Wir haben jetzt die Möglichkeit, Daten sehr schnell zu bekommen", so Pleitgen. Die umstrittene Einspeisung ihres Programmführers wurde der ARD jedoch nach wie vor erst zum 31.12.1998 zugesagt. Pleitgen zur Einigung: "Es ist im unteren Bereich der Akzeptanz. Ich hätte es mir insgesamt anders gewünscht." Aber: "Die Weichen waren ja gewissermaßen gestellt." Ende der Woche beschloß die NRW-Medienanstalt LfR die Kirch/Bertelsmann- Angebote nun auch dort einzuspeisen. [Ed: und es sieht nun so aus, als wenn sich wieder einmal Murks durchgesetzt hat].
4.11.1997 (t-off). Der ARD-Vorsitzende Udo Reiter sagte heute in der ARD-Tagesschau (17.00 Uhr), daß in dem für die d-Box zuständigen Sachverständigenbeirat die ARD und ZDF "nicht überstimmt" werden können. Bis Ende 1998 soll die d-Box "mit neuer Software ausgestattet" werden. Außerdem habe man durchgesetzt, daß die öffentlich-rechtlichen Digital- Programme im Telekom- Kabelnetz "unverschlüsselt verbreitet" werden. Auch eine zusätzliche Bezahlung dieser Programme konnte verhindert werden. Und für den Fall, daß BerTelKirchs Digital-TV nicht von den Wettbewerbshütern in Brüssel und Berlin genehmigt werde, werde der "gesamte Vertrag mit der Deutschen Telekom hinfällig". Die Frage ist nun, sollte es der ARD tatsächlich durch die Verhandlungen gelungen sein, aus Kirchs proprietären d-Box-System eine zukunftsweisende wirklich offene (offen auch im Sinne der ZVEI-Forderung vom August 1996) Set-top-Box-Plattform geschaffen zu haben, mit der beispielsweise auch alle via Satellit digital ausgestrahlten ausländischen TV-Programme im gemeinsamen Europa empfangen werden können? Sehr nachdenklich stimmt da, daß im Internet noch immer nicht die Beschreibung der Schnittstellen der d-Box (das API) wie beim OpenTV-System per Mausklick nachzulesen ist. Was haben die zu verbergen?
Auch ARD sendet über Kirch-Decoder
Aus: ARD/ZDF-Teletext, 4. November 1997, 18.13 Uhr, Tafel 610, Rubrik ARD-Intern.
LEIPZIG. Auch die Sender der ARD werden für ihr digitales Fernsehangebot den von der Münchner Kirch-Gruppe entwickelten Decoder "d-Box" verwenden. Die ARD-Intendanten einigten sich am Dienstag in einer Schaltkonferenz darauf, den von der Kirch-Gruppe, Telekom und CTL-Ufa [Bertelsmann] vereinbarten Decoder-Standard zu verwenden. Auch sollen die digitalen ARD-Programme in das Kabelnetz der Deutschen Telekom eingespeist werden. Das werde zunächst in fünf Bundesländern geschehen, hieß es. [mehr] [nun droht die EU]
Telefonieren mit Power
In Leverkusen bald Daten und Gespräche aus der Steckdose
Aus: Rheinische Post, 6. November 1997, Seite ?? von JÜRGEN STOCK.LEVERKUSEN. Es klingt nach Utopie, doch für viele Leverkusener wird es schon bald alltägliche Wirklichkeit werden: das Telefonieren über die Steckdose. Bereits im nächsten Jahr will TeleLev, eine Tochter von RWE- Telliance, Energieversorgung Leverkusen und des Gründer- und Informationszentrums Leverkusen, die neue Technik marktreif entwickelt haben. Bewährt sich das Übertragungsverfahren namens Powerline, wird die Telekom ab Juli 1998 bundesweit Konkurrenz bekommen. "25 bis 26 Prozent aller Haushalte wären für RWE und Veba erreichbar", rechnet TeleLev- Geschäftsführer und Telliance-Manager Gerhard Schumacher vor.
"Wir beobachten die Anstrengungen mit Spannung", sagt Telekomsprecher Ulrich Lissek. Angst vor der Konkurrenz hat er nicht: "Wir haben ja immer gefordert, daß die Wettbewerber in alternative Technologien investieren sollen. Wenn die Übertragung über das Stromnetz klappt, müsssen wir wenigstens unsere Leitungen nicht mehr zu Dumpingpreisen an die Konkurrenz vermieten." Der Verbraucher hätte gleich mehrere Vorteile:
Die einmaligen Anschlußkosten veranschlagt Schumacher auf 500 bis 1000 DM pro Haushalt. Dort muß im Verteilerkasten ein Filter eingebaut werden, der die huckepack reisenden Telefon- und Datensignale sauber von den Frequenzen der Energieversorgung trennt schließlich möchte sich niemand mit seiner Stehlampe unterhalten und vom Telefon einen elektrischen Schlag bekommen. Ein weiteres Filter muß in Trafostationen installiert werden.
- Powerline soll billiger sein als das Telefonieren über das Festnetz.
- Über das Stromnetz können theoretisch sehr viel größere Datenmengen, etwa für das Internet gesendet werden als über den ISDN- Anschluß: Statt zweimal 64 Kilobit pro Sekunde wären mehrere Megabit möglich.
- Das Telefonieren wäre von jedem Zimmer mit Steckdose möglich, ohne daß zusätzliche Kabel verlegt werden müssen.
In Manchester läuft ein Feldversuch mit 2000 Teilnehmern seit zwei Jahren erfolgreich. Am Montag überzeugte sich der RWE-Vorstand in Leichlingen, daß die Powerline-Technik auch unter den Bedingungen des deutschen Stromnetzes funktioniert. Die Demonstration fiel so überzeugend aus, daß schon in den nächsten Wochen im Ruhrgebiet zwei weitere Telliance- Töchter gegründet werden sollen, die wie in Leverkusen neben dem Powerline-System auch das drahtlose DECT- Verfahren vertreiben werden. Während der schnurlose Anschluß vorrangig Firmen schmackhaft gemacht werden soll, zielt die "Energieleitung" auf Privatverbraucher. Mindestens 4.000 der 34.000 örtlichen Telefonkunden will TeleLev der Telekom abspenstig machen. Doch auch die Festnetzkunden dürfen sich freuen: Die Konkurrenz wird auch die Telekom- Preise drücken.
Einfacher als Mobilfunk
RP-Gespräch mit Professor Klaus Dostert
Aus: Rheinische Post, 6. November 1997, Seite ?? (Kasten zum Artikel).Professor Klaus Dostert von der Technischen Universität Karlsruhe ist Fachmann für die Nachrichtenübermittlung über das Stromnetz. Mit ihm sprach RP-Redakteur Jürgen Stock.
RP: Ist die Powerline-Technologie bereits ausgereift?
Dostert: Nicht ganz. Es ist noch ungeklärt, wie sich ein Netz mit vielen Teilnehmern verhält.
RP: Wo liegen die Probleme?
Dostert: Innerhalb eines Netzes gibt es unterschiedliche Kabeltypen, Frei- und Erdleitungen mit entsprechend unterschiedlichen Übertragungsqualitäten. Wir arbeiten jetzt an den Modellbildungen und Rechnersimulationen.
RP: Kann das lange dauern?
Dostert: Nein, die Untersuchungen sollen in Kürze abgeschlossen sein.
RP: Telliance will schon im nächsten Jahr ans Netz. Ist das realistisch?
Dostert: Das hängt vom Einsatz von Geld und Manpower ab. Grundsätzlich ist die Powerline- Technik einfacher als etwa Mobilfunk. Aber die Industrie in Deutschland hat lange Zeit nichts getan, um entsprechende Geräte zu entwickeln [Ed: fehlende Innovationsphantasie ist eben typisch für den Standort Deutschland, im Ausland war man wieder mal schneller].
Brits bolt past America with Internet access via power lines
Aus: Nortel-Server, 6. November 1997 von LESLIE GORNSTEIN.The British are coming again. This time they may very well take over the Internet, now the near-exclusive enclave of ugly Americans and their flat phone rates. It seems that the clever blokes at Northern Telecom have crafted a way to deliver the Internet through power lines the ones that carry electricity to homes in England. If it pans out, the lines could transmit data up to 30 times faster than speeds currently available to home users. The transmission rate would be about one megabit per second, enough to send an entire Jackie Collins novel in a blink.
Americans aren't too likely to see a system like this anytime soon, because our Internet culture is already thriving on all-you-can-eat telephone-based plans as low as $8 a month. That's why we dominate the Net, accounting for as much as 90 percent of activity. But that could quickly change if the royal empire gains a technological edge. For years, Brits have been moaning that it costs a bomb, as they say, to hook up with other lads and lasses on line. That's because local phone charges there are based on the length of the call. In fact, ringing up anybody in Europe costs enough to make even the healthiest chaps faint into their morning scones. With the new technology, a small box, called a tap, would sit next to the electric meter and separate the data signals from electricity.
The Canadian Nortel and British partner Norweb Communications will test the system in about 2,000 British homes in the spring. You could hang in cyberspace 24 hours a day, perhaps for mere pence. A flat-rate pricing plan would charge as little as $32 worth a month up to 50 percent less than what England pays now, according to British media reports.! We could see regular cultural upheaval in cyberspace, eh what! "Consumers have been promised an Internet revolution," London Times media editor Raymond Snoddy wrote last month. "Two companies, Northern Telecom and Norweb Communications, said they had found a `holy grail' of telecommunications the ability to send vast amounts of data along power lines without its being distorted by interference."
BerTelKirch bietet EU-Kommission die Stirn
Unbeeindruckt von den Drohungen der EU-Kommission ordnen Bertelsmann und Kirch ihre Digital-Allianz als "Unternehmensgruppe Premiere". Die Genehmigung dafür fehlt
Aus: TAZ, 7. November 1997, Seite 5 (Aktuelles).PARIS (taz). Noch bevor die europäischen Kartell- und Medienwächter ihre Pläne abgesegnet haben, beginnen die Medienkonzerne Kirch und Bertelsmann ihre Digital-Pläne unternehmerisch zu ordnen: Schon Mitte des Monats soll Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn für ein Jahr an die Spitze des gemeinsamen Senders Premiere wechseln. Später wollen beide Konzerne alle Aktivitäten, die mit der Durchsetzung des künftigen Fernsehens zu tun haben, in einer "Unternehmensgruppe Premiere" konzentrieren.
Nach der Aufforderung der EU-Kommission, die Pläne zur Digital-Allianz der Behörde endlich zur Prüfung vorzulegen, erklärte der Chef von Bertelsmann TV- Tochter CLT/Ufa, Rolf Schmidt- Holz am Mittwoch in Paris: "Wir wollen die beiderseitigen Aktivitäten in einer Gesamtgruppe zusammenfassen." Das Unternehmen hoffe, auf durch die spätere Zusammenlegung von dem sogenannten "Vorvollzugsverbot" des Kartellrechts unbehelligt zu bleiben, erklärte Schmidt-Holz. Das verbietet den Partnern, vor Abschluß der Kartellprüfung vollendete Tatsachen zu schaffen.
Bereits am Dienstag hatte die Europäische Kommission den beiden Unternehmen Bertelsmann und Kirch sowie der deutschen Telekom hohe Geldstrafen angedroht, sollten sie sich mit ihrer Zusammenarbeit beim Digitalfernsehen gegen Wettbewerbsregeln der EU verstoßen. Ein Firmenzusammenschluß dieser Art muß erst der Kommission zur Prüfung vorgelegt und genehmigt werden.
In die geplante Premiere-Holding sollen neben den Sendern Premiere und DF 1 das Sportfernsehen DSF und die Technikfirma BETA-Digital eingehen. Unklar blieb, ob auch Teile der mit der Telekom betriebenen BETA-Research [Ed: zuständig für die d-Box] an die Holding angebunden werden, welcher die Rechte an der geplanten Technikplattform gehören. Schmidt-Holz zum Vorteil dieser Konstruktion: "Sie können da etwas angliedern, was jetzt noch gar nicht da ist." Innerhalb von 14 Tagen sollen die Verträge zwischen Bertelsmann und Kirch, die noch nicht einmal unterschrieben sind, in Brüssel vorgelegt sein. Schmidt- Holz befürchtet, die Genehmigung aus Brüssel werde erst im März vorliegen. (...) [Ed: Die BerTelKirch-Leute wollen nun ihre unterschriebenen Verträge am Montag (10.11.1997) nach Brüssel schaffen].
WorldCom kauft MCI für 37 Mrd. Dollar
Teuerster Firmenaufkauf in US-Geschichte
Aus: Yahoo-News, 10. November 1997, 16.00 Uhr (Wirtschaft).NEW YORK. Die amerikanische Telefongesellschaft WorldCom Inc. (Jackson/Mississippi) wird den zweitgrößten der Branche in den USA, MCI Communications Corporation (Washington), für 37 Milliarden Dollar kaufen. Es handelt sich um den teuersten Firmenaufkauf in der US-Wirtschaftsgeschichte. Damit hat WorldCom die US-Telefongesellschaft GTE deutlich überboten, die 28 Milliarden Dollar in bar für MCI offeriert hatte. Bisher steht allerdings noch nicht fest, wie GTE auf die Aufstockung der WorldCom-Offerte reagieren wird.
WorldCom und MCI haben am Montag die Fusions-Vereinbarung gemeinsam bekanntgegeben. WorldCom bietet den MCI-Anteilseignern im Zuge eines Aktientauschs WorldCom-Aktien im Wert von 51 Dollar je MCI-Aktie an. WorldCom hatte ursprünglich 41,50 Dollar je MCI-Aktie geboten. Die British Telecom (BT), die mit 20 Prozent an MCI beteiligt ist, zieht ihr eigenes Übernahmeangebot von mehr als 20 Milliarden Dollar zurück. Der britische Telefonriese erhält von WorldCom für sein MCI- Paket 51 Dollar je Aktie in bar. MCI WorldCom wird allerdings auf "nichtexklusiver Basis" auch weiter die globalen Telekommunikationsprodukte der Concert Communications Services anbieten, die von BT und MCI gemeinsam betrieben wurde.
Die neue MCI WorldCom-Gruppe wird es 1998 auf einen Umsatz von mehr als 30 Milliarden Dollar bringen. AT&T hat als amerikanischer Telekommunkations- Branchenführer einen Konzernumsatz von 52 Milliarden Dollar. MCI und WorldCom verfügen auch über expandierende internationale Telekommunikations-Netze. MCI und WorldCom haben auch im Unternehmensgeschäft eine starke Position. Sie sind in der Internet- Telekommunikation führend. Die beiden Konzerne versprechen sich durch die Fusion ab dem Jahr 2002 jährlichen Kosten-Ersparnisse von 5,6 Milliarden Dollar. Außerdem sollen jährlich zwei Milliarden Dollar an Investitionen eingespart werden. (...) Der Zusammenschluß muß noch von den WorldCom- und MCI-Aktionären gebilligt werden. Außerdem müssen die amerikanischen Aufsichtsbehörden und Brüssel noch ihre Zustimmung zu der Mammuthochzeit geben.
Die Franzosen werden zu "Internauten"
Die Aufholjagd ist in vollem Gange / Jede Grundschule soll einen Internet-Anschluß bekommen
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 15. November 1997, Seite 18 (Wirtschaft) von ERIC BONSE.PARIS. Es ist noch gar nicht so lange her, da war "Internet" für die meisten Franzosen ein Buch mit sieben Siegeln. Kaum jemand nutzte die "toile", wie das Netz auf neufranzösisch heißt. Umso heftiger war die Debatte: Während der ehemalige Kulturminister Jacques Toubon in dem amerikanisch geprägten Netz eine "neue Form des Kolonialismus" erblickte, bejubelte Ex-Präsidentenberater Jacques Attali den neuen "siebten Kontinent", den es schnellstmöglich zu erobern gelte. Seit einigen Wochen jedoch hat sich die französische Haltung grundlegend gewandelt. Präsident Jacques Chirac ließ sich von Microsoft-Chef Bill Gates persönlich die Benutzung der Computer-Maus erklären. Premierminister Lionel Jospin, der bei seinem Amtsantritt im Hôtel Matignon im Juni bescheidene drei Personalcomputer vorfand, hat dem "französischen Rückstand" den Kampf angesagt.
Nun nimmt die französische Aufholjagd Gestalt an: In den nächsten Tagen will Bildungsminister Claude Allègre einen ehrgeizigen Plan zur Vernetzung der französischen Schulen bekanntgeben. Bis zum Jahr 2000 [Ed: also in gut zwei Jahren!] will er alle Bildungseinrichtungen von der Grundschule bis zur Universität ans Internet anschließen [Ed: die deutsche Bundesregierung hat keine solche wegweisenden Pläne. Das zwar nützliche Projekt "Schulen ans Netz" ist nur ein Marketinginstrument der Deutschen Telekom AG, das vom Bundesbildungsminister mit rund 60 Mio. DM unterstützt wird, aber nur die eine oder andere ausgewählte Schule für einen bestimmte Zeit am Netz schnuppern läßt]. Obwohl die Multimedia-Terminals zwecks Kostenersparnis nur gemietet und nicht gekauft werden sollen, schlägt das Programm mit stolzen 4,5 Mrd. FF (1,4 Mrd. DM) zu Buche. Und dies ist erst der Anfang. In einem Aktionsplan hat Premierminister Jospin neben der Bildung weitere fünf Prioritäten definiert. So soll das kulturelle Erbe digitalisiert und ins Internet eingespeist werden. Die Pariser Linksregierung will elektronischen Handel und spezialisierte HighTech-Firmen fördern, den öffentlichen Dienst ans Netz anschließen sowie einen Rechtsrahmen für den reibungslosen Datenverkehr schaffen [Ed: sollte endlich das von der Rechtsregierung verhängte wirtschaftsfeindliche Kryptoverbot aufgehoben werden? Es wäre geboten, denn...]. Bald schon werden die Franzosen ihre Steuererklärung per E-Mail abschicken können.
Auch die französischen Unternehmen haben Großes vor. Die damals noch staatliche Telefongesellschaft France Télécom hatte bereits im April einen eigenen Internet-Zugang geschaffen [Ed: und zudem kundenfreundliche Internet Telefon-Tarife eingeführt]. Derzeit arbeitet sie gemeinsam mit Elektronik- Herstellern wie Alcatel und Matra Communication an einem Internet-Terminal [NC], das Mitte 1998 auf den Markt kommen soll. Es soll genauso leicht zu bedienen sein wie das Telefon und würde Multimedia- Computer ebenso Konkurrenz machen wie dem hauseigenen Btx-System namens Minitel. Wenn sich die hochfliegenden Erwartungen bestätigen, dann könnte Frankreich bald schon seinen Rückstand bei der Zukunftstechnologie des 21. Jahrhunderts aufgeholt haben. Bisher galt nämlich das Minitel [Ed: das französische Btx-System], das Anfang der 80er Jahre auf den Markt kam, wegen seiner weiten Verbreitung als Haupthindernis auf dem Weg in die Informationsgesellschaft. Es ist zwar mit 25.000 Anbietern und einem Jahresumsatz von 7 Mrd. FF eine leistungsfähige Einstiegsdroge in den elektronischen Kommerz. Als rein französisches System genügt es jedoch nicht den internationalen Standards. Das Minitel sei technologisch "begrenzt" und könne eine "Bremse bei der Entwicklung neuer Anwendungen" darstellen, erkannte Jospin. Dieser Meinung sind auch die meisten Experten, die dem einst vorbildlichen System die Schuld dafür geben, daß die Franzosen unzureichend mit Heimcomputern ausgerüstet sind.
Mit dem geplanten Internet-Terminal, das dem Minitel ähneln soll, könnte die französische Industrie indes die heimischen Verbraucher auf Trab bringen und neue Export-Märkte erschließen. Bereits jetzt hat Frankreich die Isolation in Sachen Informationstechnik weitgehend überwunden. Der Markt für Heimcomputer wächst schneller als in Deutschland. Der Datenverkehr per Internet verzeichnet monatliche Steigerungsraten von 15 Prozent; zu Jahresbeginn wurde die Zahl von einer Million "Internauten" überschritten. Zwar ist dies im internationalen Vergleich immer noch wenig. Doch da alle Medien, Museen und Ministerien in die Datenautobahn drängen, dürfte das Interesse der Franzosen weiter steigen. Nachdenklich stimmte das Porträt einer Kindergärtnerin, die einen Internet-Service für Eltern und Kinder eingerichtet hat: Ihre Homepage wurde seit 1995 bereits von 180.000 Interessenten angeklickt. Nur einer bekundete bislang kein Interesse: Claude Allègre, der Pariser Bildungsminister.
High-Speed Internet via TV-Kabelnetz
Bleibt Deutschland außen vor? / Teil 1: Konkurrenz zwischen Telefon- und TV-Kabelnetz
Aus: Telekom offline! (t-off) Nr. 299, 16. November 1997 von WOLFGANG SCHWENDT.Ron Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, beteuert immer wieder, daß die Telefontarife der Telekom denen der USA in nichts nachstehen. Doch es kann leicht über das Internet nachgeprüft werden, daß es in den USA, Kanada, Australien und auch in anderen Ländern monatliche Pauschaltarife (flat rates) für den Ortsbereich oder alternativ fixe Kosten pro Ortsverbindung gibt. Vorbeugend wird aus Telekom-Kreisen gerne das Gerücht gestreut, diese Pauschaltarife wären eine Sackgasse und würden früher oder später abgeschafft werden. "Pauschaltarife sind ein Auslaufmodell", so die Telekom. Aber stimmt das wirklich, wenn es richtige Konkurrenz bei den Endkundenzugängen gibt? Angesichts technologischen Fortschritts wird Bandbreite immer günstiger, nur die Privatkunden der Deutschen Telekom merken bei der Internet-Nutzung davon wenig. [mehr]
Daß die Auffassung der Telekom völlig abwegig ist, zeigt ein Blick auf aktuelle Entwicklungen in den USA oder Kanada. Denn dort treten die Cable Companies (Fernsehkabelgesellschaften) zunehmend in Konkurrenz zu den lokalen Telcos (Telefongesellschaften) und bieten einen sehr schnellen Internet-Zugang per Kabelmodem zum monatlichen Pauschaltarif (flat rate) an. So gründeten 1995 in den USA die Kabelnetzbetreiber TCI, Comcast, Cox und der Venture-Capital Finanzierer Kleiner Perkins Caufield & Byers das @Home Network. Auch Time Warner Cable bietet einen solchen Internet-Zugang, genannt Road Runner. Daneben kündigten weitere Cable Companies einen Internet-Zugang und auch herkömmliche Telefonie über das TV-Kabel an, z. B. die US-Firma CableVision. Aber selbst wenn die Telcos der lokale Kabelnetzbetreiber sind und neben den Telefonleitungen damit gleichzeitig auch den Endkundenzugang TV-Kabel besitzen, ist dies in den USA kein Widerspruch zum HighSpeed- Zugang per Kabelmodem. Im Juni gab beispielsweise die Telefongesellschaft GTE, im Ortsbereich einer der größten US-Provider (und vor kurzem mit einem Übernahmeangebot für MCI in den Schlagzeilen MCI geht nun aber doch an WorldCom), den Start ihres HighSpeed-Zugangs WorldWind zum monatlichen Pauschaltarif bekannt. "Cable modems free up telephone lines. You're always connected there's no need to dial up service", so GTE [Ed: das Besondere bei WorldWind: In Upload-Richtung wird nicht eine geringere, sondern die gleiche Bandbreite wie in Download-Richtung geboten].
Über das TV-Kabel erfolgt der Zugang zum Internet mit einem speziellem Modem, beispielsweise dem CyberSURFR Kabelmodem von Motorola, das per Ethernet- Vernetzung (10-Base-T) mit dem Computer verbunden wird. In Download- Richtung kann dieses Modem Daten mit einem maximalen Durchsatz von 10 MBit/s zum Kabelkunden übertragen, in der Gegenrichtung immerhin noch mit 768 kBit/s [Ed: für das Kabelnetz der Telekom könnte sogar ein noch leistungsfähigeres Modell entwickelt werden, denn in Deutschland beträgt die Bandbreite eines Kabelkanals 8 MHz statt nur 6 MHz wie in den USA]. Eine Telefonleitung (wie etwa beim Internet-Zugang der Münchner KMS für den Rückkanal) wird nicht mehr benötigt, da die TV-Kabelnetze, mit Verstärkern für die Gegenrichtung ausgerüstet, breitbandig rückkanalfähig sind. Der Empfang von Fernsehprogrammen wird durch die zusätzliche Verwendung des TV-Kabelnetzes für die Internet-Nutzung nicht beeinträchtigt.
Wie man auf dem Web-Server des @Home-Network nachlesen kann, kostet eine solche Internet-Standleitung mit einer Geschwindigkeit von 900 kBit/s je nach lokalem Kabelnetzbetreiber zwischen 39,95 und 44,95 Dollar (69 bis 78 DM) pro Monat, darin enthalten sind die Mietgebühren für das Kabelmodem. Beim Road Runner Service von Time Warner dürfen dabei sogar fünf Computer an das Kabel-Modem angeschlossen werden, so kann familienfreundlich ein ganzer Haushalt permanent mit dem Internet verbunden werden. Bei den Tarifen sind zudem Rabatte üblich, wenn nicht nur der Internet-Zugang, sondern auch gleichzeitig das Kabelfernsehen bezogen wird. [@Home-Tarife] [Road Runner Tarife] [GTE WorldWind] [Kanada: Wave@Home-Tarife (55 CAD = 67 DM/Monat bei Abonnement für 1 Jahr, sonst 65 CAD/Monat)] [MediaOne Tarif]
Nach Analysten-Einschätzung ist dies trotz (oder vielleicht gerade wegen) der für deutsche Verhältnisse niedrig erscheinenden Pauschaltarife ein lohnendes Geschäft für die Kabelgesellschaften. Grundsätzlich wären zwar auch volumenabhängige Tarife, wie etwa "pay-per-Gigabit" denkbar. Doch bei der Konvergenz von Internet und Fernsehen machen Pauschaltarife eindeutig mehr Sinn. So bemerkt Steve Harmon, Senior Investment Analyst bei der Consulting Firma Mecklermedia: "In a hybrid TV/Web environment the last thing advertisers want is people tuning out ads for fear of being charged to view them". [Ed: Bekanntlich liegt es gerade an den hohen, zeitabhängigen Tarifen der Telekom, daß die Deutschen das Internet zu 80 % nur für E-Mail nutzen]. Zudem sollte es nach Ansicht von Top-Managern aus den USA versucht werden, die Kunden dauerhaft zu gewinnen, also einen möglichst großen Teil ihrer Ausgaben für Telefon, Kabel-TV und Internet-Zugang fest an sich zu binden. Und dabei helfen " fixe Tarife". [Teil 2]
Telefonieren übers Kabelfernsehnetz
Siemens und Motorola kooperieren
Aus: Yahoo-News, 17. November 1997, 12.53 Uhr (Wirtschaft).MÜNCHEN. Das deutsche Unternehmen Siemens und der US- Konzern Motorola wollen gemeinsam das Telefonieren über Kabelfernsehnetze vorantreiben. Die Motorola Inc. (Chicago) und der Bereich Öffentliche Kommunikationsnetze der Siemens AG (Berlin/München) werden künftig in Vertrieb und Produktion bei dieser Technologie zusammenarbeiten, teilte Siemens am Montag in München mit. Künftig werde es möglich, das Telefon über ein Zusatzgerät (Modem) an die Kabelsteckdose für den Fernseher anzuschließen, sagte ein Siemens-Sprecher. Mittelfristig wird ein Marktvolumen von mehreren Milliarden DM erwartet.
Bislang werde die Technologie in ersten Versuchsanwendungen in Nordamerika, Europa, Asien und Australien eingesetzt. Der Siemens- Bereich Öffentliche Kommunikationsnetze gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Infrastruktursystemen in der Telekommunikation. Mit rund 35.000 Mitarbeitern wurden im vergangenen Geschäftsjahr 1996/97 (30. September) rund 14,5 Milliarden DM Umsatz erzielt. Bei der Zusammenarbeit mit Motorola in diesem Bereich filtert Siemens die Telefoninformationen aus dem TV-Kabelnetz und speist sie in das Telefonnetz ein. Motorola ist einer der weltgrößten Anbieter von drahtlosen Kommunikationslösungen, Halbleiterbausteinen sowie modernen Elektroniksystemen und Diensten. 1996 erzielte Motorola rund 28 Milliarden Dollar Umsatz. [Pressemitteilung von Motorola] [mehr]
Kein Telekom-Boom in Deutschland
Aus: ARD/ZDF-Teletext, 18. November 1997, 23.44 Uhr, Tafel 144, Rubrik Wirtschaft.
FRANKFURT/MAIN. Vom erwarteten Boom bei Telekommunikation und Multimedia werden die deutschen Hersteller nach Ansicht des Fachverbandes Kommunikationstechnik nur unterdurchschnittlich profitieren. Der Verbandschef Mecklinger sagte, die Branche richte sich auf ein Schrumpfen des Inlandsmarktes 1998 um 4 % ein. Dadurch könnten auch einige Arbeitsplätze verlorengehen. Grund für den Rückgang ist laut Mecklinger das "Ende der Riesenaufträge der Deutschen Telekom für die Digitalisierung ihres Telefonnetzes" [Ed: Tja, und warum hat man sich nicht rechtzeitig um (die eigene Entwicklung) wirklich zukunftsweisender Digital- (Massen-)Technik wie z. B. ADSL, Kabel-Modems, NCs und wirklich offener Set-top Boxen fürs Digital-TV bemüht? And remember: "The Internet is the next driver." (OECD, April 1997)].
Telekom droht Klage wegen Kabelgebühren
Frist zum Einlenken verstrichen
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 20. November 1997, Seite 23 (Wirtschaft).BERLIN (hej). Die Telekom muß damit rechnen, sich vor Gericht für die Erhöhung ihrer Kabelgebühren rechtfertigen zu müssen. Am gestrigen Mittwoch endete die Frist, die der Berliner Verbraucherschutzverein (VSV) dem Unternehmen gestellt hatte. Die Verbraucherschützer hatten den Monopolisten aufgefordert, eine Erklärung abzugeben, derzufolge die Telekom sich bei ihren Preiserhöhungen nicht auf eine nach Meinung des VSV unwirksame Klausel in ihrem Kleingedrucktem beruft. Dazu ist die Telekom jedoch nicht bereit: "Eine solche Erklärung werden wir nicht abgeben", sagte Telekom-Sprecher Stephan Althoff auf Anfrage. Die Telekom habe die Gebühren fünf Jahre lang stabil gehalten und dabei die Qualität des Angebots und den Service deutlich verbessert. Daher sei die Erhöhung gerechtfertigt. Der VSV ist dagegen der Auffassung, daß die Klausel, auf die sich die Telekom bei ihrem Preissprung bezieht, rechtswidrig ist, da sie dem Unternehmen ein uneingeschränktes Preisänderungsrecht einräumt. Diese ließe sich nicht mit der Rechtssprechung des Bundesgerichtshofs vereinbaren, der die Aufzählung von preistreibenden Faktoren verlangt.
Sexy "Hot-Line" manipuliert
Riesenschaden für Serbiens Telekom
Aus: Yahoo-News, 20. November 1997, 10.42 Uhr (Vermischtes).BELGRAD. Durch die Manipulation einer Sex-Telefonnummer in Kanada ist der serbischen Telekom-Gesellschaft ein Schaden in Höhe von 880.000 Dollar entstanden. Das berichteten Zeitungen in Belgrad am Donnerstag. Gegen zwei verantwortliche Telekom- Techniker und einen Mittelsmann wurde Strafanzeige gestellt. Nach den Angaben hatten die drei zwischen April und November durch technische Eingriffe die Gesamt- Gesprächsdauer auf der "Hot-Line" nach Übersee auf 193.000 Minuten "erhöht". Die tatsächliche Dauer der Sex-Anrufe und damit die Einnahmen der Telekom waren viel geringer. Von den vermeintlichen Telefon- Gebühren für die fingierten Gespräche bekam der serbische Besitzer der Sex-Nummer einen vertraglich festgelegten Anteil. Er belohnte die Telekom- Leute mit 71.000 Mark.
ISDN-Paket zum Nikolaustag für unter 50 DM
[Ed: Multimedia-Allianz will Internet-Zugang mit ISDN-Ausverkauf fördern]
Aus: Berliner Morgenpost, 22. November 1997, Seite 21 (Wirtschaft).MÜNCHEN (BM). Eine neu gebildete Multimedia-Allianz will mit einer spektakulären Aktion dem Zugang zum Internet und zu modernen Kommunikationsdiensten per ISDN einen kräftigen Schub geben. Die Teles AG (Berlin), die Deutsche Telekom AG (Bonn), die Bertelsmann-Tochter AOL (Hamburg) und die Advance Bank AG (München) bieten dafür ab dem Nikolaustag am 6. Dezember ein konkurrenzlos preisgünstiges Komplettpaket zu unter 50 DM an, wie Teles-Vorstandsvorsitzender Sigram Schindler [Ed: der unlängst das schlechte ISDN-Geschäft beklagte] am Donnerstag abend in München mitteilte.
Die Aktion soll mindestens bis zur CeBit '98 im kommenden März laufen. Teles gehört zu den führenden Unternehmen bei der Herstellung von Soft- und Hard- ware für die ISDN-Kommunikation. Das Paket enthält außer dem Anschluß an das digitale ISDN-Netz auch die notwendige Hard- und Software für Telefonieren, Surfen im Online-Dienst AOL und im Internet sowie kostenfreies Homebanking bei der Advance Bank. Zusätzlich wird im ersten Vierteljahr die Monatsgebühr von 46 DM für den ISDN-Anschluß erstattet. (...) Beim Einzelkauf außerhalb dieser Aktion kostet das erste Paket rund 380 DM und das zweite Paket mit einem Terminaladapter für zwei Analoggeräte rund 480 DM.
[What's ISDN? A faster way to go slowly mad San Jose Mercury News, Silicon Valley (USA), 9.11.1997]
Was wir in Deutschland wirklich brauchen
23.11.1997 (t-off). Und statt das Problem endlich an der Wurzel, den wirtschaftshemmend hohen Telekom-Ortstarifen, zu packen, versucht nun diese Multimedia-Allianz es mit untauglichem Kurieren an Symptomen. Nein, ein spektakulärer Ausverkauf einer schon angestaubten Ladenhüter-Technik, so interessant ein solches Angebot auch für einzelne noch sein mag, kann der Internet-Nutzung insgesamt nicht den kräftigen Impuls geben, der jetzt nötig wäre, um bei der Nutzung international Anschluß zu finden. Es sollte uns sehr nachdenklich machen, wenn wir dieser Tage erfahren, daß in Lateinamerika ein wahrer Internet-Boom herrscht (Steigerung um 788 % seit 1995) und man dort bereits im Mittel 8 Stunden pro Woche das Internet nutzt (Quelle: CBS Market Watch vom 19.11.1997). Was wir also in Deutschland dringend brauchen, ist ein Telefon-Pauschaltarif wie in Neuseeland (40 Mark pro Monat), den Festanschluß aller Schulen wirklich aller Klassenzimmer, was auch immer das kosten mag ans Internet wie in Frankreich und zusätzlich ein breites und vielfältiges Angebot wegweisender (schneller) Zugangstechniken wie ADSL, Kabelmodem via TV-Kabelnetz und auch über das Stromnetz zu für jedermann bezahlbaren Pauschaltarifen (Flat-rates).
Inlandsgespräche sollen billiger werden
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 23. November 1997, Seite 1.
MÜNCHEN. Für Telekom-Kunden sollen Inlandstelefonate bald billiger werden. Der Chef der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation, Klaus-Dieter Scheurle, kündigte im Magazin FOCUS an: "Wir ordnen in den nächsten Wochen an, daß die Telekom im Frühjahr sämtliche Preise für Inlandsgespräche um 4,5 % senken muß." Wer also beispielsweise nur im Inland telefoniert und ohne Berücksichtigung von Grundgebühr und Apparatemiete im Monat 50 Mark Telefonkosten hat, spart künftig 2,25 Mark [Ed: und darf daraus auch geschlossen werden, daß der Tagesortstarif der Telekom von derzeit 4,80 DM pro Stunde lediglich um bescheidene 21,6 Pfennig auf rund 4,58 DM pro Stunde fallen wird? Für 100 Online-Stunden im Internet, wie sie in der c't-Analyse vom Oktober für eine typisch professionelle Nutzung des Internets angesetzt werden, wären dann (ohne City-Plus) immer noch 458,40 DM an Telefongebühren fällig].
Im selben Magazin verkündet die Telefongesellschaft Talkline [Tochter von Tele Danmark] ihre Preise für das Festnetz, das zum 1. Januar in Betrieb genommen werden soll: Gespräche innerhalb Deutschlands kosten tagsüber 44 Pfennig pro Minute, in die USA 79 Pfennig und ins Mobilfunknetz 99 Pfennig.
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