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10.9.2000: Der Tagesspiegel, Berlin, Seite 26 (Wirtschaft).
MÜNCHEN (Tsp). Die Deutsche Telekom versucht offenbar erneut, anderen Telefongesellschaften das Geschäft zu erschweren. Das Nachrichtenmagazin Focus berichtete gestern vorab, Streitpunkt zwischen dem Ex-Monopolisten [Ed: und im Ortsnetz Noch-Monopolisten] und seinen Wettbewerbern sei die Pflicht der Telekom, die Gebühren der Konkurrenten auf den Telefonrechnungen auszuweisen und einzutreiben. Die Telekom habe nun neue Geschäftsbedingungen vorgelegt.
Wettbewerber sollen demnach von Kunden eine Einzugsermächtigung zu Gunsten der Telekom beibringen, berichtet das Magazin. Ferner wolle die Telekom nur noch Verbindungsgebühren eintreiben. Zusätzliche Entgelte wie Zugangsgebühren werde sie künftig nicht mehr kassieren, Gutschriften der Konkurrenten nicht länger verrechnen. Damit unterminiere die Telekom die Voraussetzungen für ein seriöses Abrechnungsverfahren, klagte der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten [VATM]. Auch die Regulierungsbehörde kritisierte den Vorstoß. [mehr]
DORTMUND 9.9.2000 (dw/t-off). Was eine (echte) Flat-rate (Pauschaltarif) für den Internet-Zugang ist, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben: Mit der Zahlung eines monatlichen Pauschalpreises sind alle Kosten des Internet- Zugangs abgegolten. Und es gibt keine zeitliche Limitierung der Internet- Nutzung. Alles andere sind keine Flat-rates. Punkt. Dennoch erklärt jetzt die Versatel- Tochter Sonnet ihren Kunden mit einer Fair Use Policy, wie sich der brave User beim Gebrauch der Flat-rate von 79 DM/Monat zu verhalten hat:
1. Die Nutzung des Online-Zugangs sollte in
verantwortungsbewußtem Rahmen ablaufen. Dies bedeutet, dass der
Zugang nur dann erfolgt, wenn er wirklich benötigt wird. Periodische
hohe Nutzung (z. B. am Wochenende, während des Urlaubs, etc.) ist
durchaus möglich, sehr hohe Nutzungszeiten über einen langen
Zeitraum können wir jedoch nicht dulden. (...)
10. Sogenanntes "War-Dialing" (massive automatisch wiederholte
Einwahlversuche per Hard- oder Software-Tools) wird ausdrücklich
ausgeschlossen.
Am 3. September war Sonnet ausgefallen. Die reichlich kundenfeindliche Wortwahl (können wir jedoch nicht dulden) kennen wir ja schon vom Bitburger Surf1, die dennoch den Flat-rate Flop des Jahres produzierten. Die typisch deutsche Wortwahl besagt alles. Aber was sind denn nun sehr hohe Nutzungszeiten? Offensichtlich will Sonnet das tagtäglich neu festlegen. [Vielsurfern wird gekündigt] [Flat-rate eingestellt]
[Süddeutsche Zeitung: Pfusch bei Sonne] [OnlineKosten.de: Sonnet: Die Flat-rate, die keine mehr ist]
BONN 5.9.2000 (ms/t-off). Das schnelle Sterben vielfältiger Flat-rates für den Internet- Zugang hat den Regulierer kalt erwischt. Hatte er doch immer auf die Marktkräfte gesetzt und nun das. Viele Internet-Nutzer laden ihren Unmut über Anbieter, Geldverlust und unzulängliche Regulierungspolitik bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) in Bonn ab. Diese zog erst mal die Notbremse. Sie teilte den empörten Bürgern jetzt mit:
Sehr geehrter Herr/Frau xxx,
zur angesprochenen Problematik, die nicht vom
Verbraucherservice der RegTP
zu beantworten ist, erreichten uns bisher über 3500 Anfragen. Leider
reicht unsere Kapazität nicht aus, auf jede einzelne Kundenanfrage
eine Zwischenmitteilung zu geben, wie wir es anfangs begonnen hatten.
Das angesprochene Problem ist der RegTP bekannt. Die zuständigen
Fachreferate und Beschlusskammern prüfen es derzeit.
Mit freundlichen Grüßen, Im Auftrag Bärbel Bergmann [mehr]
4.9.2000: Teltarif.de (Mobilfunk).
BERLIN. Erhebliche Schäden verbucht die Telekom-Tochter T-Mobil durch den massenhaften Missbrauch ihrer Xtra-Packs. Das Produkt beinhaltet neben vorausbezahlten Telefonkarten, so genannte Prepaid- Karten, auch ein hochwertiges Mobiltelefon. T-Mobil- Chef Kai-Uwe Ricke hatte die Xtra- Packs in den vergangenen Monaten millionenfach zu Preisen unter 100 Mark in den Handel geschoben, um vor dem geplanten [Ed: und inzwischen geplatzten] Börsengang möglichst hohe Kundenzahlen zu erreichen.
Doch die Lockangebote entwickelten sich zu einem enormen Risiko. Betrüger knackten die Sperre, mit denen der Gebrauch normaler Telefonkarten für einen Zeitraum von zwei Jahren verhindert werden soll, und verkauften die Handys massenweise gen Osten. Die Folge: Von gut 20 % der Xtra- Cards wurde nicht einmal der erste Anruf getätigt, und damit sind auch die 250 bis 300 Mark verloren, mit denen T-Mobil jedes Paket bezuschusst.
Wegen der Betrügereien und der generell hohen Kosten für die Akquisition der Mobilfunk- Kunden wird der Überschuss der Telekom in diesem Jahr um voraussichtlich 200 Millionen Euro sinken. Um künftig Missbrauch auszuschließen, soll bei den neuen Xtra- Paketen, die seit vergangener Woche verkauft werden, ein neuer Sicherheitsmechanismus verhindern, dass die Handys mit einer normalen Telefonkarte benutzt werden können. [mehr]
1.9.2000: Berliner Morgenpost, Seite ?? (Wirtschaft). [Original]
BERLIN. Die privaten Telekommunikationsanbieter haben die Deutsche Telekom scharf kritisiert. Der Ex-Monopolist versuche, Wettbewerb in der Branche mit allen Mitteln zu verhindern, sagte Joachim Dreyer, Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) in Berlin. Die Telekom führt einen Vernichtungsfeldzug gegen die Wettbewerber, sagte Dreyer, der bis zum Juni Chef des Anbieters Debitel war. Wenn man die Telekom weiter gewähren lasse, würden sich Investoren aus Deutschland zurückziehen.
Anlass für die heftige Reaktion des Verbandes war in erster Linie die UMTS-Auktion. Dort habe die Telekom gezeigt, wie sie die Konkurrenten bekämpfe, sagte Dreyer. Obwohl bei einem Gesamtgebot von knapp 70 Milliarden DM alle Teilnehmer signalisiert hätten, dass sie mit einem Feld von sechs Bietern mit je zwei Lizenzen einverstanden wären, habe die Telekom weiter für drei Lizenzen geboten wohl wissend, dass Mannesmann dann mitziehen muss. So seien zusätzliche 30 Milliarden DM der Aktionäre vernichtet und die Wettbewerber in finanzielle Bedrängnis gebracht worden.
Der Ex-Monopolist setzt laut VATM, der nach eigenen Angaben mehr als 50 in- und ausländische Mitglieder hat und rund 80 % des Umsatzes aller privaten Anbieter vertritt, auf Totalblockade. Seit die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post die Telekom im Juni zu verbindlichen Bearbeitungfristen verpflichtet hat, sei jede Kooperation zum Erliegen gekommen. VATM- Geschäftsführer Jürgen Grützner sagte, zum Teil würden Anträge, obwohl sie schon bewilligt seien, weitere Tage und Wochen liegen gelassen. Manchmal erklärt die Telekom zwei Tage vor Bereitstellung eines Raumes für Netz-Computer, sie habe kein Material oder es sei gar kein Raum frei.
In einem anderen Fall habe die Telekom einen solchen Raum für Vermittlungsstellen trotz Drängen der Mitbewerber zu 90 % leer stehen lassen. Begründung: zu hohe Wärmeentwicklung. Auf unseren Vorschlag, eine Klimaanlage einzubauen, hieß es nur "Dazu sind wir nicht verpflichtet", so Grützner. Inzwischen habe man zwar das prinzipielle Zugeständnis für eine Klimaanlage, streite sich aber seit einem halben Jahr um die technischen Details. Dreyer und Grützner sind sich sicher, dass es sich bei den Problemen nicht um Inkompetenz sondern um mutwillige Behinderung handelt. Dreyer: Das hat System. Seit Juni habe die Telekom alle Vereinbarungen gekündigt, alles zur Disposition gestellt, sagte Grützner. Das Motto der Telekom ist "Wenn ihr nicht einverstanden seid, klagt doch". Dabei wisse Telekom- Chef Ron Sommer genau, dass die Gerichte in diesem schnelllebigen Markt nicht schnell genug reagieren können. Bis zum Urteil kann ein Kläger längst pleite sein.
Der Verband betont, dass es hier nicht nur um Grabenkriege gehe. Vielmehr sei die Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarktes in Gefahr. Die ausländischen Investoren vertrauen darauf, dass sich der Gesetzgeber für die Öffnung einsetzt und die Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde garantiert, sagte Dreyer. Schaffe die Telekom es aber, den Wettbewerb auszuhebeln, befände sich das Land auf dem Weg zurück zum Monopol. Gefährlich sei der Antrag der Telekom, in Ballungsgebieten von den Auflagen der Regulierer verschont zu werden, weil dort angeblich ausreichend Wettbewerb herrsche. Das würde Firmen, die sich mit eigenen Netzen auf Geschäftskunden konzentrierten, das Genick brechen. (...) [mehr] [Telekom sagt: Alles falsch]
31.8.2000: ZDNet, ??.?? Uhr (Kommentar). [Original]
(sbr). Auf einen Internet-Zugang zum Pauschaltarif haben deutsche Internet-Nutzer seit Jahren gewartet. Auf der CeBIT 2000 kündigte Telekom-Chef Sommer dann das damals Unmögliche an: Eine Flatrate für unter hundert Mark. Da ging auch der Konkurrenz ein Licht auf und sie boten zum gleichen Tarif wie T-Online eine Flatrate an.
Die Kunden waren glücklich und nutzen den Dienst intensiv: Große Downloads, Chatten, Online- Games, Videos waren endlich möglich. Die Kalkulation der Anbieter war einfach: Da die Konkurrenten der Telekom rund zwei Pfennig Durchleitungsgebühr pro Minute zahlen müssen, um den Kunden bis zu ihrem Einwahlport zu bringen, ist bei der derzeitigen Tarifgestaltung nach rund 65 Stunden der Punkt erreicht, ab dem die Firma Verlust macht. Wer durchschnittlich mehr als 2,5 Stunden pro Tag die Flatrate nutzt, wird für den Anbieter auf Dauer zum Problem.
Erst beginnt man mit technischen Zwangstrennungen nach zwölf Stunden Nutzung, dann wird der User plötzlich nach zehn Minuten Inaktivität vom Netz getrennt. Vor wenigen Wochen gingen dann bei manchen Flatrate- Nutzern die Lichter aus: Der Zugang wurde wegen angeblicher Mehrfachnutzung gesperrt. Die User protestieren und einige erhielten wieder Zugang zum weltweiten Datennetz.
Auf Dauer können solche Kündigungswellen das finanzielle Problem nicht lösen. Doch wie kann man sinnvoll die Ausgaben deckeln, während bei steigenden Nutzerzahlen die Einnahmen steigen: Techniker kennen hierfür die sogenannte Portbegrenzung. Das Telekommunikationsunternehmen wird aufgefordert, die Zahl der Einwahlzugänge zu beschränken und schon hat der Provider die Kosten im Griff. Das sind Betriebsgeheimnisse, die unter Klageandrohung geheim gehalten werden.
Für eine richtige Flatrate, die nicht nach ein paar Monaten wieder eingestellt wird, müssen also diese minutenabhängigen Durchleitungsgebühren an die Telekom entfallen.
BERLIN 26.8.2000 (test/t-off). Zum Empfang des Digital-TV ist neben einem Kabelanschluß oder einem Satelliten- Receiver (und ab 2010 dann auch beim gesamten terrestrischen Empfang) meistens eine SetTop- Box oder ein Digitalreceiver mit integrierter SetTop- Box erforderlich. Eine SetTop- Box ist nichts anderes als ein Spezialcomputer, der mit einem soliden Echtzeit- Betriebssystem und spezieller Software ausgestattet, die empfangenen digitalen Signale dekomprimiert und zu einem analogen Fernsehbild zusammensetzt sowie weitere Steuerfunktionen übernimmt. Leo Kirch will zusammen mit der Telekom in Deutschland seine d-Box als SetTop- Box durchsetzen, was ihm bislang nur beim Bezahl-Fernsehen gelungen ist. Die Stiftung Warentest hat im Rahmen eines Tests von Digitalreceivern in der September- Ausgabe von test (Heft 9/2000, Seite 4650) auch diese d-Box unter die Lupe genommen:
Digitales PayTV ist in Deutschland untrennbar mit der d-Box verbunden. Der technisch mögliche Umstieg auf andere Digitalreceiver wird von den Premiere-World- Anbietern verhindert. Dem PayTV- Fan bleibt also nichts übrig, als die d-Box meist wird sie im Paket mit speziellen Abo-Varianten angeboten zu kaufen oder für 14,90 Mark pro Monat zu mieten.
Ärgerlich ist die Beschränkung auf dieses Gerät vor allem aus zwei Gründen: Für den Empfang nicht verschlüsselter Programme ist die d-Box unpraktischer als die untersuchten Digitalreceiver, und ihre Handhabung ist, gelinde ausgedrückt, sehr gewöhnungsbedürftig. Wer die Langsamkeit digitaler Medien erforschen möchte, findet in der d-Box ein ideales Studienobjekt.
Beispiel Zappen: Jeder Kanalwechsel dauert mehrere Sekunden, in denen das Bild kurz einfriert. Das vom Analogfernsehen gewohnte Durchschalten aller Programme gerät damit zur Quälerei, geht aber immer noch schneller als die direkte Programmwahl über Zifferntasten: Nach Drücken der 1, 5 oder 7 kommt nämlich keineswegs direkt der gewünschte Sender, sondern eine Einblendung, die verlangt, den Schaltvorgang zu bestätigen. Wenn ein Film vom Sender für Jugendliche gesperrt ist (und das sind sehr viel Filme), ist auch noch ein vierstelliger Code einzutippen. Generell abschalten ließ sich diese Kindersicherung in der geprüften Version nicht.
Extrem umständlich ist auch die Umsortierung der von Premiere- World vorgegebenen Programmliste. Selbst kleinste Verschiebungen erfordern langwierige Frage- und Antwort- Spielchen mit dem Bildschirm-Menü. So dauert eine Programmplatzänderung, die bei einem modernen Digitalreceiver in vielleicht 510 Sekunden abgeschlossen ist, bei der d-Box ungefähr 510 Minuten. Bitte haben Sie etwas Geduld diese häufige Bildschirmeinblendung ist nicht nur hier sehr wörtlich zu nehmen.
Dass die d-Box nicht gerade durch Funktionsvielfalt glänzt, den Electronic Program Guide (EPG) der öffentlich- rechtlichen Sender [noch immer] nicht darstellen kann und als Gebrauchsanleitung zwei karge Faltblätter bietet, rundet den mäßigen Handhabungseindruck ab. Bleibt nur zu hoffen, dass bei den regelmäßigen Software- Upgrades die größten Schwächen behoben werden.
MÜNCHEN 24.8.2000 (info-radio/t-off). Auf dem Weg zum Global-Player ist die Deutsche Bundepost AG weiter als die Telekom. Nun streiten sie sich um den Börsengang des gelben Riesen, der inzwischen zum weltweit operierenden Logistik- Unternehmen mutierte. Einst war die Telekom damals noch die Fernmeldeabteilung und bekannt als (maus)graue Post nur ein Teil der Deutschen Bundespost. Heute ist offensichtlich Frust und Neid die Triebfeder für ein völlig überflüssiges, streitsüchtiges Vorgehen des rosa Riesen [Ed: wir erinnern uns noch gut an den Streit mit France Télécom]. Hat doch die Telekom- Führung laut Süddeutscher Zeitung die Werbung der Post für den Börsengang als Gefahr für die Telekom ausgemacht.
Der Slogan "Die P-Aktie kommt" erinnere allzu sehr an den Begriff T-Aktie, mit dem die Telekom einst für ihre Emission warb. Der Bonner Konzern verlangt den Angaben zufolge nun vom ehemaligen Schwesterunternehmen die unverzügliche Einstellung der Werbekampagne. Bei der Telekom unterstellt man der Post, sie wolle mit ihrer Werbung vom allgemeinen Bekanntheitsgrad der T-Aktie profitieren. Außerdem sei die Telekom auch Inhaber der Markenrechte an dem Begriff "P-Aktie". Damit mache sich Ron Sommer nur lächerlich, urteilen Marktbeobachter. "Natürlich wird die Post- Aktie bei den Kleinaktionären auch in Zukunft P-Aktie heißen egal was die Telekom sagt." [mehr]
23.8.2000: Teltarif.de (Telcos).
KÖLN. Das Verfallsdatum auf Telefonkarten der Deutschen Telekom ist nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln unzulässig. Der Kunde hat demnach ein Recht auf Rückerstattung des verfallenden Betrages. Das Gericht erklärte in einer heute verkündeten Entscheidung, eine beschränkte Gültigkeitsdauer von Telefonkarten benachteilige die Verbraucher unangemessen.
Damit bestätigt die höhere Instanz ein Urteil des Landgerichts Köln vom Januar (Az: 6 U 202/99), gegen das die Telekom Berufung eingelegt hatte. Die Richter des Oberlandesgerichts gaben damit der Klage des Verbraucherverbandes Baden- Württemberg statt, die sich gegen das Verfallsdatum der seit Oktober 1998 erhältlichen Karten von drei Jahren und drei Monaten richtete. Die Telekom darf künftig weder Telefonkarten mit Verfallsdatum verkaufen noch sich bei bereits verkauften Karten auf die beschränkte Gültigkeitsdauer berufen.
Tragender Grund des Urteils sei ein Verstoß gegen das Transparenzgebot, erklärte das Gericht. Die Verbraucher würden durch den seit etwa Oktober 1998 auf Telefonkarten angebrachten Vermerk "gültig bis..." über ihre Rechte in die Irre geführt. Der Kunde könne meinen, dass ihm kein Erstattungsanspruch für nicht abtelefonierte Guthaben zustehe. Ein solcher Anspruch bestehe aber, da ohne weitere ausdrückliche Hinweise oder vertragliche Vereinbarungen allein durch den Gültigkeitsaufdruck auf der Karte der von der Telekom vorgesehene Verfall des Restguthabens nicht wirksam vereinbart sei, betonten die Richter. Gegen das Urteil wurde wegen der weiten Verbreitung von Telefonkarten Revision beim Bundesgerichtshof ausdrücklich zugelassen.
24.8.2000 (t-off). Ein Telekom-Sprecher wies inzwischen daraufhin,
daß Verfallsdaten bei Telefonkarten in Europa üblich seien.
Dies sei auch durch den technischen Fortschritt in der Chip- Industrie
bedingt, der eine unbeschränkte Gültigkeit der Karten verhindere.
Die Chips müssten wegen kurzer Innovations- Zyklen kontinuierlich
ausgetauscht werden, sagte er.
15.8.2000:
Nordkurier
ANKLAM/SCHWERIN/DÜSSELDORF (EB/ab). Eine Umstellung im D2-System der Düsseldorfer Firma Mannesmann Mobilfunk hat dafür gesorgt, dass Notrufe aus Anklam und Ostvorpommern in der vergangenen Woche bei der Polizeidirektion (PD) Schwerin statt in Anklam gelandet sind. "Bei uns ist ein Fehler passiert. Normalerweise gehen die Notrufe direkt zur Polizei in Anklam. Aber von Mittwoch bis Freitag vergangener Woche hatten wir in der Region eine Umstellung im System, und in dieser Zeit wurden die Notrufe nach Schwerin weitergeleitet", räumte gestern Firmensprecher Matthias Andreesen ein. Die Polizei in Schwerin wusste von der Umstellung nichts, wie der dortige PD-Sprecher Klaus Wiechmann bestätigte.
"Das ist eine wirklich tragische Geschichte, die ich sehr bedaure", sagte Andreesen im Hinblick auf den Vorfall auf dem Anklamer Markt am vergangenen Mittwoch. Wie berichtet, waren dort nach dem Zusammenbruch eines Imbisshändlers alle Notrufe in Schwerin gelandet. Der Rettungsdienst traf erst nach 20 Minuten ein, der Mann starb im Lukas-Hospital.
Ein Missverständnis auf dem Markt hat zusätzlich dazu beigetragen, dass die Hilfe so spät kam. Das hat die Auswertung der Gesprächsaufzeichnungen in den PD Anklam und Schwerin ergeben. In Schwerin sind kurz nach dem Notfall um 16.47 Uhr zwei Notrufe eingegangen. Der Händlerin, die zuerst anrief, wurde gesagt, sie solle in der Leitung bleiben, man stelle sie zur PD Anklam durch. "Dem Mann, der fast zeitgleich anrief, sagte der Beamte, es sei bereits ein Notruf weitergeleitet worden", berichtete Wiechmann. Die Händlerin jedoch, die sah, dass einer ihrer Kollegen ebenfalls mit der Polizei sprach, legte auf so kam keiner der beiden Notrufe in Anklam an. Einem weiteren Anrufer fünf Minuten später wurde ebenfalls mitgeteilt, dass bereits ein Ruf durchgestellt sei. Erst als es um 17 Uhr erneut in Schwerin klingelte, gaben die Beamten noch einmal nach Anklam weiter vier Minuten später war der Rettungswagen da.
Keinesfalls müßig ist indes die Diskussion über einen
offenbar allzu fahrlässigen Umgang des Mobilfunk- Konzerns mit dem
Thema "Notruf". Solch wichtige Anrufe einfach nach Schwerin zur dortigen
Polizeidirektion weiterzuleiten, ohne den Leuten in der dortigen
Einsatzleitstelle Bescheid zu sagen, macht eine erschreckend laxe
Einstellung deutlich. Als Bürger kann man nur hoffen, dass die
"Mannesmänner" die Notruf- Regelung künftig sorgsamer handhaben.
Als Kunde hat man einen Anspruch darauf.
BERLIN 14.8.2000 (khd/t-off).
Mannesmann Arcor, der deutsche Arm der
britischen Mobilfunkfirma Vodafone-
AirTouch, will es wissen: Telekom-Kunden sollen zu ihnen jetzt
umsteigen. So machen The telephone people heute in Berlin
Reklame für den Komplettanschluß Arcor-ISDN (Der
Tagesspiegel, Seite 3):
10 DM weniger Grundgebühr macht 249 "Wir kommen
später..."- Anrufe. Jeden Monat. Entweder zu viel oder zu uns.
Jetzt umsteigen: 0800 / 10 70 333. Endlich. Das Gleiche für weniger.
Den Arcor-ISDN- Komplettanschluss gibt's für nur 39,90 DM im Monat
(ohne T-Net-Box, Minutenpreise für Nahverbindungen: 49 Pf,
Regionalverbindungen 414 Pf und Fernverbindungen 418 Pf,
Mobilverbindungen 0,391,25 DM je nach Tageszeit). Bei der Telekom
kostet Sie das Gleiche 49,90 DM im Monat (mit T-Net-Box). Dann doch lieber
wechseln. Zu Arcor. Wenn Sie bereits einen ISDN- Anschluss haben, sparen
Sie auch noch die kompletten Wechsel- und Anschlussgebühren. Komplett
korrekt, oder?
15.8.2000 (t-off). Natürlich ist das nicht komplett korrekt.
Ein Anruf bei der Hotline brachte es an den Tag: Noch
günstigeres Call-by-call für Fern-
und Auslandsverbindungen funktioniert beim Arcor- Komplettanschluß nicht. Nur
noch das Telekom- Netz kann erreicht werden. Und einen günstigeren
Analoganschluß hat Arcor gar nicht erst im Angebot. Das wird es bei uns
nie geben, wußte die Hotline definitiv. Na dann eben nicht. Viele
Berliner sind doch nicht blöd und bezahlen unterm Strich mehr fürs
Telefonieren als bei der Telekom mit AktivPlus und Call-by-call.
BERLIN 12.8.2000
(ba/t-off/yahoo).
Die Premiere des Fußball total im digitalen PayTV
erwies sich heute als Flop. Zumindest in Berlin war der Empfang des neuen
Bundesliga- Pakets Premiere Sports World (mit) Kick des
Münchner Filmehändlers Leo Kirch massiv gestört. Die
digitale Bundesliga- Übertragung fiel für viele aus. Und so
waren Abonnenten sauer und die Premiere- Hotline dauerbesetzt. Inzwischen
erklärte Premiere den Ausfall ihres überteuerten Programms mit
nicht näher bezeichneten technischen Pannen. Man wolle
Abhilfe schaffen. Eine Rückerstattung wurde nicht versprochen. Diese
Pannen traten jetzt auf, obwohl das PayTV-Unternehmen eine jahrelange
Vorbereitungszeit hatte. Beobachter des PayTV berichten hingegen,
daß es bereits bei anderen Sportübertragungen immer wieder zu
Ausfällen gekommen sei.
Wer das komplette Bundesliga- Angebot des PayTV- Senders
Premiere World nutzen will,
muß sehr tief in die Tasche greifen. 349 DM kostet das
Saison-Ticket. Hinzu kommen eine monatliche Gebühr von 39,90 DM
für das Programmpaket Sports World Kick, die Kosten
für die d-Box (Miete 14,90 DM pro Monat oder Decoder- Kauf für
unter 500 DM) sowie eine einmalige Anschlußgebühr von 29,90 DM.
Für die große Mehrheit der Fans bedeutet mehr Fußball im
PayTV eine Reduzierung des Bundesliga-Angebots im frei empfangbaren
Fernsehen (FreeTV).
[Stiftung Warentest zur d-Box]
Dennoch will Premiere jetzt mit aller Macht das Bezahl-TV durchsetzen. So
verschickte man an 1700 Gastronomen Abmahnungen, weil sie in ihren Lokalen
ohne das notwendige Gastro- Abo die PayTV- Übertragungen zeigten. Der
Sender kontrollierte am Wochenende bundesweit rund 17.000 Gaststätten.
Man werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen,
um nicht genehmigte Nutzungen unseres Sportangebots zu verhindern,
hieß es heute bei Premiere- World.
[Premiere World kommt nicht in die
Gänge]
4.9.2000 (t-off). Der Spiegel (Heft 36/2000, Seite 97)
berichtet heute, daß Premier- World beim digitalen Fußballkanal
gefoult hat: Erst vor 3 Wochen hatte der PayTV-Kanal zum
Bundesliga- Start deutschlandweit 17.000 Gaststätten kontrolliert und
1700 Wirte wegen angeblich illegaler Ausstrahlung von Premiere- Livespielen
abgemahnt. Jetzt muss der Kirch- Sender einräumen, dass er die eigenen
Geschäftsbedingungen missachtet hat. Um möglichst schnell sein
neues Kneipen-Kickprogramm mit allen Spielen für 349 Mark im Monat auf
den Markt zu drücken, hatte der Sender im Juli allen Wirten
gekündigt, die das alte Premiere- Paket für 99 Mark mit nur 3
Livespielen pro Woche gezeigt hatten, und dieses Programm dann
eigenmächtig verschlüsselt.
Tatsächlich aber hätte nicht zum Saisonauftakt, sondern erst zum
Jahresende gekündigt werden dürfen. Konsequenz: Alle Wirte, die
sich bei Premiere- World deshalb beschwerten, dürfen bis Jahresende
weiter ihre 3 Spiele sehen. Der Sender leistet nun sogar eine
Entschädigung für den Ausfall der ersten beiden Spieltage und
senkt den Programmpreis bis zum Vertragsende auf 39,90 Mark im Monat.
Premiere-World- Sprecher Arnold Kulbatzki gibt zu: "Wir haben einen Fehler
gemacht."
FRANKFURT/MAIN 10.8.2000 (wep/t-off). Die Aktie der
T-Online International AG, an der die
ComDirekt-Bank (Tochter der Commerzbank) mit 25 % und die Lagardère-
Gruppe mit 6,5 % beteiligt sind, ist gestern auf ein historisches Tief von
26,75 Euro (52,32 DM) gefallen. Der Ausgabekurs beim Börsengang am
15. April betrug 27,00 Euro (52,81 DM). Die Deutsche Telekom hatte nur 10
% der Aktien ihrer Tochter an die Börse gebracht, um so mit ihren 58,5
% eine eigene Tauschwährung fürs Global-Play in der Hand zu
haben.
Die Kaffeesatzleser der Börsenszene die Chartisten
wollen sogar bei der T-Online-
Aktie einen intakten Abwärtskanal ausgemacht haben,
und sie sind nun auf der Suche nach Bodenbildung. Tatsache
ist, daß diese Aktie des Neuen Markts nach dem Erreichen eines Hochs
von 48,00 Euro (93,88 DM) seit Anfang Mai stetig an Wert verlor. T-Online
hat praktisch keinerlei eigene Internet- Infrastruktur und muß deshalb
für jede Kleinigkeit an die Telekom zahlen.
[Volksaktie für Zocker]
[DIE ZEIT:
T-Online Verschmähte Tochter]
[Krise bei T-Online]
12.8.2000 (t-off). Was sagt eigentlich dieser Robert T-Online dazu,
daß bislang seine vollmundigen Versprechungen nicht eingetroffen
sind? In neuen TV-Spots könnte er doch neue Orientierung
für frustrierte Kleinaktionäre geben, die nicht den
Börsenprospekt gelesen haben.
9.8.2000:
Die Welt, Berlin,
Seite ?? (Webwelt).
[Original]
BERLIN. Eine Frechheit ist das. Da hat sich die
Internet- Verwaltungsbehörde ICANN nach langem Hin und Her dazu
durchgerungen, die Netzbürger per
Online-Wahl über ihr Direktorium mitbestimmen zu lassen,
Wähler aus aller Welt ließen sich registrieren, und die ersten
Kandidaten wurden präsentiert. Und ausgerechnet der Bewerber aus
Deutschland hält es nicht für nötig, irgendetwas über
seine Ziele mitzuteilen. Winfried Schüller heißt der Mann, der
als Manager bei der Telekom arbeitet
[Ed: und dort zuständig für den internationalen Internet- Service
der Telekom ist].
Auf wiederholte Anfragen ließ Schüller über einen Sprecher
ausrichten, er werde sich erst äußern, nachdem er
gewählt sei. Und warum soll man dann für ihn stimmen? Diese
Frage bleibt unbeantwortet, und zu einem persönlichen Gespräch
ist der Herr von der Telekom nicht bereit. Dieses Verhalten ist eine
Ohrfeige für alle Online- Wähler, die gehofft hatten, über
diese Wahlen Einfluss auf die Arbeit
der ICANN nehmen zu können.
Stattdessen bestätigt sich hier eine lange gehegte Befürchtung:
Dass die Wahlen nichts weiter als ein demokratisches Feigenblatt sind und
die ICANN- Aristokratie in ihrem Inneren auf das Online- Fußvolk
pfeift. Besonders schlimm ist Schüllers Verhalten, weil sich gerade
in Deutschland viele Menschen auf die Wählerliste setzen ließen
sie stellen 57 % aller Wähler aus Europa. Schlimmer noch
wäre es, wenn Schüller nur gewählt würde, weil er
Deutscher ist. Meine Empfehlung: Schüller nein danke!
[31.07.2000: ICANN: Wettlauf der
Wähler] (DER SPIEGEL)
11.8.2000 (t-off). Für den FU-Professor Axel Zerdick, der auch
für einen ICANN- Direktorenposten kandidiert, war es hingegen eine
demokratische Selbstverständlichkeit, in einem
Interview mit
Heise- Online über seine Motive und Ziele zu informieren.
[Ein Minister für Digitalien]
19.8.2000 (t-off). Auch ICANN-Kandidat Lutz Donnerhacke hat
keinerlei Probleme, über seine Motive und Ziele im
SPIEGEL-Interview zu informieren. Donnerhacke liegt derzeit bei den
Unterstützungsstimmen auf Platz 3. Bekannt ist er vor allem durch
seine Anonymitätsprojekte und sein Engagement im Usenet und bei
FITUG.
24.8.2000 (t-off). Auch ICANN-Kandidat Andy Müller- Maguhn,
Sprecher des Chaos Computer Clubs, hat
natürlich keine Probleme, über seine Motive und Ziele in
einem
SPIEGEL-Interview zu informieren. Müller- Maguhn setzt sich
für ein freies, egalitäres Internet ein. Ihn haben bis dato mehr
ICANN- Mitglieder unterstützt als jeden anderen Kandidaten.
20.9.2000 (t-off). Heute fand auch ICANN-Kandidat
T-Schüller erste Worte in
SPIEGEL-Online.
Angemerkt
15.8.2000 (Siegfried Denzel). Und wieder einmal hat der Volksmund
den Nagel auf den Kopf getroffen: "Manchmal kann man gar nicht so blöd
denken..." Die Notrufpanne am vergangenen Mittwoch auf dem Anklamer
Marktplatz ist offenbar auf eine Verkettung unglücklicher
Umstände zurückzuführen. Müßig, darüber zu
spekulieren, ob der 55jährige Markthändler heute noch leben
würde, wäre er früher in ärztliche Behandlung gekommen.
Müßig auch die Diskussion darüber, warum der private
Mobilfunk- Anbieter Mannesmann ausgerechnet in Anklam Umstellungen am Netz
vorgenommen hat: Wo Technik im Einsatz ist, sind Verschleiß und
reparaturbedingte Provisorien niemals allzu fern.
Wer hat schon 1000 Mark übrig?
14.8.2000 (t-off). Nur 110.000 dieser Saison-Tickets soll bislang
Premiere verkauft haben. Das und über andere Ungereimtheiten
berichtet heute der Berliner
Tagesspiegel in seinem
Tages-Thema Die Bundesliga in Zeiten des PayTV auf Seite 2.
Bis zum Jahresende möchte Kirchs PayTV mindestens 700.000
zusätzliche Zahler haben, weshalb es nun Fußball live auch nicht
mehr im Radio gibt. Kenner des deutschen Medienmarktes wissen, daß
dieses Wunschdenken vom Markt nicht erfüllt werden wird. Den meisten
Leuten fehlt schlicht das Geld fürs bezahlte Sportfernsehen. Wer
könne schon gut 1000 Mark pro Jahr [Ed: 1036,50 DM/a] zusätzlich
hinblättern, um sich hauptsächlich am Gefummele
überbezahlter und wenig leistungsbereiter Fußball-
Millionäre (EM 2000!) zu ergötzen, ist vielerorts zu
hören.
[02.08.2000: ICANN-Wahlen The Nominees are...]
(DER SPIEGEL)
[02.08.2000: Ein Telekom-Kandidat für das Direktorium der
Internet-Verwaltung] (HEISE-Online)
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