Achtung! Diese Archiv-Seiten dienen nur noch dokumentarischen Zwecken!Sehr viele Links sind nicht mehr aktiv. Aktuelles finden Sie evtl. auf der khd-Page oder im khd-research.net.![]() ![]() |
Dokumentiert sind hier in Auszügen oder als Links zum
SPIEGEL-Archiv einige
ausgewählte und in einer Zusammenstellung besonders interessante
Artikel aus dem SPIEGEL. Dieses
Copyright- geschützte Material wurde hier wegen der permanenten
Link-Möglichkeit (HTML-Anker) dokumentiert. Bitte beachten Sie
das Copyright, das beim Spiegel-Verlag (Hamburg) liegt. Tippfehler
gehen zu meinen Lasten.
Hinweis: Der Zugang zum SPIEGEL-Archiv ist im Mai 1997 kostenpflichtig geworden. Deshalb besteht nun meist keine Möglichkeit mehr, direkte Links zu älteren Artikeln anzugeben. Schade! Beachten Sie auch, daß hier angegebene (ältere) Archiv-Links nun nicht mehr funktionieren. Und der Relaunch zum 1. April 1999 hat alles nur noch mehr durcheinandergebracht.
MobilCom-Chef greift Telekom an
Gerhard Schmid, Chef der Telefongesellschaft MobilCom, hat schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Telekom erhoben. Seiner Ansicht nach ist der ehemalige Monopolist für die Höhe der Lizenzkosten verantwortlich.
Aus: Spiegel Online 23. August 2000, 11.17 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BÜDELSDORF. Schmid vermutet bei der Telekom einen "Interessenkonflikt", da das Unternehmen noch mehrheitlich in Staatsbesitz sei. "Warum bietet die Telekom erst immer weiter und hört dann plötzlich auf? Die Telekom hat den Wahnsinn befördert!", sagte Schmid dem Stern. "Wenn Ron Sommer das Ergebnis der Auktion 'optimal' nennt, meint er wohl den optimalen Preis für seinen Haupteigentümer, den Bund." MobilCom hatte bei der Auktion für 16,4 Milliarden Mark eine Lizenz ersteigert.
Schmid deutete außerdem an, dass er sich vorstellen könne, die Leitung seines Unternehmens künftig in andere Hände abzugeben. Es könne so weit kommen, dass der deutsche Markt für Telefongesellschaften zu klein sei. Deshalb habe sich MobilCom über die Verbindung mit France Télécom in einen europäischen Konzern eingeklinkt. "Wenn es sich herausstellt, dass ein solches Unternehmen besser von einem Konzernlenker geführt werden kann, bin ich der Letzte, der diesen Job weiter machen will", sagte Schmid.
Für den UMTS-Markt rechnet der MobilCom- Chef allein in Deutschland mit 100 Millionen Kunden im Jahr 2010. Schmid: "Dann hat jeder sein eigenes Handy, dazu kommt ein Familiengerät, eins im Auto und ein Firmen- Telefon." In seiner Planung rechnet Schmid "mit mehr als 100 Mark monatlichem Umsatz pro Kunde".
Privatsurfen am Arbeitsplatz: 104 Milliarden Mark Schaden?
Das Internet, unendliche Weiten. Tagtäglich brechen zehntausende von Büroarbeitern auf, um sich oft verbotenerweise surfend in den Tiefen der Web-Welt zu verlieren [Ed: wohl auch weil hierzulande das unmetered Internet für alle noch immer nicht existiert]. Zu Verlusten führt dies auch bei ihren Arbeitgebern.
Aus: Spiegel Online 25. August 2000, 16.14 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]DÜSSELDORF. Privates Internetsurfen von Mitarbeitern kostet deutsche Unternehmen schätzungsweise 104 Milliarden Mark im Jahr. Dies ist zumindest das Ergebnis einer Untersuchung in über 1000 deutschen Firmen im Auftrag des Düsseldorfer Softwarehauses Sterling Commerce. Der Studie zufolge gehen mehr als 60 % aller Arbeitnehmer mit Internet-Zugang mindestens einmal am Tag aus privaten Gründen ins Netz. Durchschnittlich verbringe jeder Beschäftigte 3,2 Stunden pro Woche ohne betrieblichen Anlass online.
"Pro Mitarbeiter entstehe dadurch ein Arbeitsausfall von mehr als 17 Tagen im Jahr", sagte Wilfried Heinrich, Geschäftsführer der Agentur Denkfabrik, die die Studie im Auftrag von Sterling Commerce erstellte. Bei Arbeitskosten von durchschnittlich 49,23 DM pro Stunde und 16,2 Millionen Arbeitsplätzen mit Internet-Zugang entstünden somit im Jahr Kosten von 104 Milliarden Mark ohne Berücksichtigung von Netzgebühren. Allein das Herunterladen des Computerspiels "Moorhuhn2" werde in den nächsten Wochen Kosten in Höhe von 135 Millionen Mark verursachen, schätzt Heinrich.
Wirksame Gegenmaßnahmen seien schwierig umzusetzen, meint Heinrich: "Den Unternehmen fällt nicht viel dazu ein." In kleineren Firmen sei es beispielsweise möglich, separate Internet- Arbeitsplätze einzurichten: "Das schafft soziale Kontrolle." Roland Ebert- Weglehner von Sterling Commerce warnt die Unternehmen jedoch, die "schleichende Kostenlawine" zu ignorieren. Es gebe immer mehr Anlässe zum privaten Surfen: "Je größer zum Beispiel der Kreis der privaten Aktionäre ist, desto häufiger werden Börseninformationen abgerufen."
[Surfen im Büro für Arbeitgeber kein Problem]
T-Online-Krise: Gab die Telekom Keuntje den Laufpass?
Offiziell hat Wolfgang Keuntje heute Nachmittag "auf eigenen Wunsch" den Chefposten bei T-Online niedergelegt. Doch das ist nach Informationen von SPIEGEL ONLINE offensichtlich nur die halbe Wahrheit.
Aus: Spiegel Online 25. August 2000, 19.52 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]DARMSTADT. Wie aus dem Umfeld der Deutschen Telekom verlautete, sollen sich zwischen Keuntje und dem Vorstand des Mutterkonzerns "unüberbrückbare Gegensätze" entwickelt haben. So soll der T-Online-Chef persönlich für die schlechte Entwicklung des Aktienkurses seines Unternehmens verantwortlich gemacht worden sein. Der Wert ist mittlerweile auf ein Niveau nahe dem Ausgabekurs abgerutscht.
Ein Analyst aus München vermutet zudem, dass es wegen eines größeren Übernahmeprojektes zum Streit mit Telekom- Chef Ron Sommer gekommen sei. Bereits bei der gescheiterten Übernahme von Freeserve soll es Branchenkennern zufolge zu Auseinandersetzungen zwischen Sommer und Keuntje gekommen sein.
In Branchenkreisen wurde außerdem vermutet, Keuntje habe seinen Stellung aufgegeben, da ihn die Telekom zu sehr "an der kurzen Leine gehalten" habe. Der Bonner Mutterkonzern habe dem T-Online- Chef möglicherweise nicht genügend unternehmerische Freiheiten gelassen und die Internet- Tochter mitunter für eigene Interessen genutzt. "Der Keuntje war frustiert. Der hat hingeschmissen", hieß es. Ähnliche Vermutungen wurden auch in der T-Online AG nahestehenden Kreisen geäußert. "Keuntje machte in der jüngsten Zeit keinen sehr zufriedenen Eindruck", hieß es.
Die offizielle Darstellung der Telekom lautet: Keuntje verlasse T-Online "auf eigenen Wunsch" und aus "persönlichen Gründen", teilte das Unternehmen mit. Detlev Buchal, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats von T-Online und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Telekom, werde die kommissarische Leitung der Gesellschaft übernehmen, hieß es in der knappen Mitteilung weiter.
Der 43-jährige Manager war seit 1996 Chef von T-Online und arbeitete seit 1994 für die Deutsche Telekom. Unter seiner Leitung entwickelte sich T-Online zum größten Service Provider Europas mit über sechs Millionen Kunden. Keuntje wurde häufig als "Mann im Schatten" des übermächtigen Ron Sommer dargestellt.
In Branchenkreisen wurde der Rücktritt Keuntjes knapp mit den Worten "sehr überraschend" kommentiert. Stephan Droxner, Analyst bei der Landesbank Baden- Württemberg, ist nach eigenen Worten vom Rücktritt "nicht schockiert". T-Online habe in den vergangenen Monaten in ihren Aktionen "eine klare Strategie vermissen lassen". Insbesondere die erwartete internationale Expansion sei bislang "nicht überzeugend" verlaufen. Es habe dem Vorstandschef "an Wagemut" gefehlt. Möglicherweise sei Keuntje mit seiner Aufgabe "leicht überfordert" gewesen.
Die T-Online-Aktie kam nach der Meldung vom plötzlichen Abtritt Keuntjes stark unter Druck. Ihr Kurs fiel von 30,50 Euro auf 28,50 Euro. Erst vor gut vier Monaten war der Online-Dienst mit einem Emissionspreis von 27 Euro an die Börse gegangen. [T-Online: Volksaktie für Zocker]
27.8.2000 (t-off). Das Handelsblatt schreibt heute dazu: Nach Handelsblatt- Informationen gingen dem medienwirksam inszenierten Abgang längere Differenzen zwischen Keuntje und Telekom- Boss Ron Sommer voraus. Keuntje sei nicht länger bereit gewesen, bedingungslos hinter den alles dominierenden Sommer "in die zweite Reihe" zurückzutreten und T-Online für Telekom- Zwecke instrumentalisieren zu lassen. Auch habe sich Keuntje wiederholt geweigert, T-Online- Kompetenzen zwecks "Zentralisierung" nach Bonn in die Telekom-Zentrale verlagern zu lassen.
Äußerungen aus dem Umfeld der Telekom legen nahe, dass Keuntje die Weiterentwicklung von T-Online vom Anbieter von Internet- Zugängen zum Informationsdienstleister nicht genug vorangetrieben habe. Als Jobbeschreibung für seinen Nachfolger ist zu hören, man suche eine Person, die sich sowohl "mit Medien und Inhalten als auch dem Internet- Geschäft gut auskennt". Denn unter dem Dach von T-Online sollen auch die Dienste der Gelbe-Seiten- Tochter T-Info untergebracht werden. "Alles, was Internet- und Portalgeschäft ist", werde bei T-Online angesiedelt, heißt es. Dafür galt der Fernmeldeingenieur Keuntje wohl nicht mehr als geeignet.
Tiefes Zerwürfnis zwischen Post und Telekom
Provinzposse in Bonn: Die Deutsche Telekom fürchtet um ihren guten Ruf und untersagt der Post deshalb die Nutzung des Begriffs P-Aktie.
Aus: Spiegel-Pressemeldung 26. August 2000, 11.23 Uhr zum Artikel "Schikanöse Abmahnung" im SPIEGEL 35/2000, 28. August 2000, Seite 90 (Wirtschaft).HAMBURG. Der Streit zwischen den ehemaligen Schwesterunternehmen Post und Deutsche Telekom um die Verwendung des Begriffes "P-Aktie" ist deutlich heftiger als in dieser Woche bekannt wurde. Wie das Nachrichten- Magazin DER SPIEGEL in der neuen Ausgabe berichtet, hatte die Telekom der Post bereits am Montag durch ihre Anwälte ein Unterlassungsbegehren zukommen lassen. "Die Wahl der Bezeichnung P-Aktie", heißt es darin, stellt "sich als unlauterer Versuch dar, vom guten Ruf der T-Aktien- Familie zu profitieren und führt zudem den Verbraucher in die Irre." "Außerdem", so die Anwälte in dem Schreiben, habe sich die Telekom die Bezeichnung "P-Aktie auch markenrechtlich schützen lassen."
Wie der SPIEGEL weiter schreibt, hat selbst ein Bittgang von Post-Chef Klaus Zumwinkel zu Telekom-Chef Ron Sommer am Mittwoch nichts an der Haltung der Telekom geändert. Stattdessen hat der Telefonmulti den verdutzten Postlern sogar eine einstweilige Verfügung präsentiert, die allerdings nicht zugestellt wurde. Am Donnerstag nämlich hat die Post wegen der klaren Rechtsposition der Telekom eine Vereinbarung unterzeichnet, nach der sie in Zukunft auf den Gebrauch des Begriffes P-Aktie verzichten will.
Trotzdem, so das Nachrichten-Magazin, hat der Vorstoß der Telekom bei dem Logistikunternehmen tiefe Verbitterung hinterlassen. Das ergibt sich aus einer während des Streites verfassten Schutzschrift der Post. Darin ist von einer ebenso "saloppen wie schikanösen Abmahnung" die Rede. Besonders ärgerlich, so DER SPIEGEL weiter, ist die Post über die Unterstellung, dass sie gleichsam als Trittbrettfahrer vom guten Ruf der T-Aktie profitieren will. Mit dem, heißt es in der Schutzschrift, sei es "gar nicht so weit her." Im Gegenteil: die Anleger, die die dritte Tranche der Telekom gezeichnet hatten, sind nach dem brutalen Kursrutsch sehr enttäuscht. Dass sich die Post an so etwas "Schwachem" wie die T-Aktie anlehnen will, heißt es in dem Papier, sei eine "groteske Annahme".
Am Montag [28.8.2000] will die Post mit einer großen Anzeigenaktion auf die Telekom- Attacke reagieren. Die Mehrzahl der Deutschen, soll Thomas Gottschalks Bruder Christoph darin verkünden, sei im Gegensatz zur Telekom in der Lage, ein P von einem T zu unterscheiden.
Handy-Boom ebbt ab
Handy-Produzenten wie Nokia und Matsushita rechnen mit einer Verringerung ihrer Absatzzahlen. War man zunächst davon ausgegangen, dass technische Verbesserungen immer neue Käufe nach sich ziehen, so ist nun Ernüchterung eingetreten.
Aus: Spiegel Online 1. September 2000, 18.11 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]TOKIO. Matsushita, der fünftgrößte Handy-Produzent der Welt mit Marken wie Panasonic, hat die Prognosen für den Verkauf von Mobiltelefonen um 7,5 % zurückgenommen. Grund ist das ins Stocken geratene Wachstum in Europa und Südkorea. Die zurückgeschraubten Erwartungen aus Tokio folgen den Warnungen, die von Weltmarktführer Nokia im Juni veröffentlicht wurden. Auch die Finnen gehen davon aus, dass Kunden in Europa nicht mehr so viele Geräte kaufen werden.
Grund sei, dass die Geräte mehr können, teurer seien und deshalb nicht mehr so schnell ersetzt werden. In Südkorea dagegen laufen finanzielle Förderprogramme für den Mobilfunk aus, die Neuanschaffungen teurer und damit weniger attraktiv aussehen lassen.
Weltweit legte der Verkauf von Mobilgeräten von 1998 auf 1999 um 65 % zu. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 283 Millionen Handys verkauft. In diesem Jahr, so eine Prognose des US-Marktforschungsinstituts Dataquest, sollten 410 Millionen Geräte weltweit über den Ladentisch gehen.
Nach Angaben von Matsushita liegt ein weiterer Hinderungsgrund für den Verkauf in der nur schleppenden Verbreitung des WAP- Protokolls. Die WAP- fähigen Geräte seien auf deutlich weniger Nachfrage gestoßen als erwartet [Ed: und klappt das nicht mit den (bezahlbaren) 2 MBit/s, dann wird's bei den UMTS- Handys nicht anders werden]. Die Japaner fahren deshalb momentan die Produktion von Billig-Handys hoch.
[WAP ist ein Flop] [Consumers don't want wireless Web yet]
Wenig Interesse an UMTS-Handys
Aus: Spiegel-Pressemeldung 2. September 2000, 10.49 Uhr zum Artikel "Wenig Interesse für UMTS-Handys" im SPIEGEL 36/2000, 4. September 2000, Seite 20 (Panorama Deutschland).HAMBURG. Die Mehrzahl aller Deutschen will sich künftig kein UMTS- Handy anschaffen, berichtet das Nachrichten- Magazin DER SPIEGEL in der kommenden Ausgabe. Nur 22 % der von Emnid Befragten will "ganz sicher" oder "wahrscheinlich" das neue Multi-Media- Handy in den nächsten Jahren anschaffen, 71 % dagegen wollen "ganz sicher" oder "wahrscheinlich" keines haben.
Nur in der Gruppe der 18- bis 24jährigen fiel der Zuspruch für die UMTS- Technik, deren Mobilfunklizenzen Telefonunternehmen für rund 100 Milliarden Mark vom Bund ersteigerten, höher aus: 33 % von ihnen erwägen den Kauf des Mobiltelefons, mit dem man auch im Internet surfen, fernsehen und Videofilme herunterladen kann. Dabei würden die meisten der potentiellen Käufer 55 % nur bis zu 100 Mark im Monat für die neuen Handys ausgeben. 23 % würden bis 200 Mark und immerhin 11 % sogar mehr als 200 Mark monatlich in das Telefon der Zukunft investieren. Befragt wurden 1000 Personen.
FDP, die Partei der Internet-Nutzer
Aus: Spiegel-Pressemeldung 2. September 2000, 10.50 Uhr zum Artikel "FDP: Virtuelle Plattform" im SPIEGEL 36/2000, 4. September 2000, Seite 18 (Panorama Deutschland).HAMBURG. Das Programm der FDP für die Bundestagswahl 2002 soll im Internet entstehen. Das will FDP- Generalsekretär Guido Westerwelle durchsetzen. Die Liberalen müssten zur "Partei der Internet-Nutzer", mittlerweile rund 18 Millionen Deutsche, werden, fordert Westerwelle in einem internen Papier. Unter dem Titel "Plattform 2.2" will er die künftige "Kernzielgruppe" mit Diskussionsforen und Abstimmungen über das Wahlprogramm an die FDP binden. "Wir setzen uns das Ziel, dass rund 900.000 Menschen helfen, die Plattform 2.2 zu erstellen." Das sei "jeder zehnte" der für 2002 angepeilten Wähler. Das Programm soll dann in den Gremien überarbeitet und dem Bundesparteitag im Frühjahr 2002 vorgelegt werden.
[FDP-Chef Gerhardt fordert Großhandels-Flatrate]
T-Mobile: Start von UMTS erst nach der Konkurrenz
T-Mobile will sich nach Worten des Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke in mindestens zehn weiteren europäischen Ländern um eine UMTS-Lizenz bewerben. Der Start für das deutsche UMTS-Netz ist erst für 2003 geplant.
Aus: Spiegel Online 2. September 2000, 10.54 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG. Die Deutsche Telekom will ihr UMTS-Netz erst ein Jahr später als der Konkurrent MobilCom starten. Sie will nach Angaben Rickes nicht mit unausgereiften Diensten an den Markt gehen. Neben MobilCom hat auch D2-Mannesmann bereits einen früheren Beginn der kommerziellen Nutzung bekannt gegeben.
Insgesamt hat die Telekom in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden 30 Milliarden Mark in UMTS-Lizenzen investiert, wird Ricke in Presseberichten zitiert. Bewerben wolle sich der Konzern zu gegebener Zeit auch in Österreich, Ungarn, Polen, Tschechien, der Slowakei, Kroatien, Russland und der Ukraine. In Frankreich und Schweden sei die Telekom über Partner im Rennen. Auch Italien, wo die Bewerbungsfrist bereits ohne Telekom-Bewerbung abgelaufen ist, hat der Konzern nach Rickes Worten noch nicht aufgegeben. Geprüft würden zudem Investitionen in der Schweiz, Belgien, Dänemark und Portugal.
Auf dem heimischen Markt stelle sich T-Mobile auf eine Verschärfung des Wettbewerbs ein. Grund sei der Ausgang der UMTS-Auktion, wo neben den vier etablierten Netzbetreibern mit MobilCom und dem Konsortium 3 G aus der spanischen Telefónica und der finnischen Sonera zwei Neue erfolgreich gewesen seien.
Der T-Mobile-Chef rechnet damit, dass es in zehn Jahren mehr Mobilfunkanschlüsse als Einwohner in Deutschland geben werde. Bis 2010 erwarte die Telekom mehr als 25 Millionen Anschlüssen für das eigene Netz, hieß es. In zehn Jahren werde es in Deutschland mehr UMTS- Anschlüsse als Einwohner geben, sagte Ricke. Viele würden mehr als ein Handy besitzen. Danach wolle T-Mobile einen Marktanteil von mehr als 30 Prozent behaupten. Heute liegt D1 hinter Mannesmann bei knapp 40 Prozent.
T-Mobile rechne dann mit einem Durchschnittsumsatz pro Handy-Kunden von 60 Euro. Das ist die Hälfte mehr als derzeit. Telefongespräche würden nur noch 40 Prozent zum Umsatz beitragen. Auf Geschäftsabwicklungen per Handy, den so genannten Mobile Commerce, würden 20 bis 25 Prozent entfallen.
Die 16,7 Milliarden Mark für die UMTS- Lizenz lohnten sich, sagte Ricke. Die Investition werde über 20 Jahre abgeschrieben, drückt also jährlich mit 830 Millionen Mark auf den Gewinn. In das Netz selbst werden 4 bis 6 Milliarden Mark investiert; die Zahl der Antennenstandorte wird auf 30.000 verdoppelt. Man sei schon in Gesprächen mit Lieferanten der Netz-Infrastruktur, sagte Ricke. Eine Vorauswahl stünde im September an, Aufträge würden im nächsten Jahr vergeben.
UMTS: D1 und D2 zahlen nicht
Die Mobilfunkunternehmen D1 und D2 verzögern offenbar die Überweisungen für ihre ersteigerten UMTS-Lizenzen. Dadurch entgehen dem Bund Zinseinnahmen in Höhe zweistelliger Millionenbeträge.
Aus: Spiegel Online 2. September 2000, 17.20 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Eigentlich hätten bis zum 1. September alle sechs Unternehmen, die einen Zuschlag für die Frequenzen der neuen Mobilfunkgeneration erhalten haben, die Lizenzgebühr an die Behörde für Post und Telekommunikation überweisen müssen. Doch bis zum Dienstschluss der Behörde am Freitag sind erst vier Zahlungen ganz oder teilweise eingegangen. Ein Telekommunikationsmanager sagte dem SPIEGEL: "Jeden Tag den wir das Geld nicht überweisen, sparen wir fünf Millionen Mark Zinsen".
Die säumigen Zahler seien T-Mobile und Mannesmann Mobilfunk, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Sie wollen nach diesen Informationen ihre Beträge von 16,6 Milliarden und 16,7 Milliarden Mark erst drei Tage später zahlen als von der Behörde verlangt. Dem Bund würden bei dem späteren Termin fast 13 Millionen Mark Zinseinnahmen entgehen.
Gemäß den Auktionsbedingungen ist der Preis für die Lizenzen innerhalb von zehn Werktagen nach schriftlicher Zahlungsfestsetzung zu entrichten. Die Behörde hatte die Übergabe der Zahlungsbescheide für Samstag, 19. August, angekündigt. Nach Darstellung der Zeitung standen die Vertreter der Behörde bei Mannesmann Mobilfunk in Düsseldorf vor geschlossenem Tor. Bei T-Mobile in Bonn verweigerten Angehörige eines Sicherheitsdienstes die Annahme des Briefes. Deshalb habe es eine "Ersatzzustellung" gegeben: Die Bescheide wurden bei den Polizeipräsidien in Düsseldorf und Bonn hinterlegt. Da nach Ansicht von D1 und D2 die Bescheide erst am folgenden Montag, 21. August, wirksam zugestellt wurden, endet die Zahlungsfrist nach ihrer Rechnung statt am 1. September erst an diesem Montag, 4. September.
Der Bund wolle nun von den säumigen Unternehmen die Erstattung dieses Zinsverlustes verlangen, heißt es. Insgesamt bekommt der Bund 99,36 Milliarden Mark für die sechs Lizenzen der neuen Mobilfunkgeneration.
Flatrate-Flop: Surf1 ist pleite
Vor wenigen Tagen noch gab Surf1-Chef Nylis G. Renschler eine "Korrektur" der Preise für Internet-Flatrates bekannt. Zu viele Kunden nutzten die Flatrate "als Standleitung" ins Web, sie könnten ein Unternehmen "pleite surfen". Die Korrektur kam zu spät.
Aus: Spiegel Online 2. September 2000, 18.19 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BITBURG. Der Internet-Dienstleister Surf1 aus Bitburg ist zahlungsunfähig. Das Amtsgericht Bitburg bestätigte einen Insolvenz- Antrag des 1996 als Silyn-Tek- Communications GmbH gegründeten Unternehmens.
Surf1 hatte seinen Kunden seit 1999 mit einer "Flatrate" Surfen im Internet ohne Zeitlimit für monatlichen Festbetrag ermöglicht. 80 Prozent der Nutzer hätten sich länger im Netz aufgehalten, als von Surf1 zuvor kalkuliert, sagte Geschäftsführer Nylis G. Renschler. Dies sei auf Dauer unter den derzeitigen Rahmenbedingungen in Deutschland nicht finanzierbar. Surf1 hatte für private Nutzer eine Flatrate von 139 DM pro Monat verlangt und wollte sie ab 1. September auf 139 Euro umstellen.
"Da uns hierdurch wahrscheinlich immense Verluste entstehen, ist zu befürchten, dass alle Flatrate- Zugänge kurzfristig abgeschaltet werden müssen", sagte Renschler. Surf1 habe als erstes deutsches Unternehmen die Konsequenzen aus der Krise der Flatrate- Branche gezogen.
Das Unternehmen hatte nach eigenen Angaben im Jahr 1999 einen Umsatz von mehr als 4,4 Millionen DM. Im ersten Quartal dieses Jahres habe der Umsatz bei mehr als 11 Millionen Dollar gelegen, heißt es auf der Homepage des Unternehmens in einer Mitteilung vom vergangenen Montag. Danach sollte der Börsengang 2001 erfolgen. Im August seien mehr als 80 Mitarbeiter im Unternehmen tätig gewesen.
[Das Flatrate-Sterben und die Poweruser]
UMTS: Böses Omen
Der enorme Finanzierungsbedarf für die UMTS-Lizenzen belastet die Finanzmärkte und gefährdet die Existenz von einigen der siegreichen Bieterunternehmen.
Aus: Der Spiegel 36/2000, 4. September 2000, Seite 8485 (Wirtschaft). [Original]
Die Securitas-Mitarbeiter am Tor der Mannesmann-Zentrale in Düsseldorf hatten klare Instruktionen: Sie durften den Brief, den ein Bote der Regulierungsbehörde überbrachte, nicht annehmen. Immerhin, so das Argument der uniformierten Wachposten, seien sie nicht einmal Mitarbeiter der Firma. Doch der Mann von der Regulierungsbehörde ließ nicht locker. Er rief die Polizei. Und als die Beamten den Brief unter der Türe hindurchschoben, machte er ein Foto als Beweis, dass der Bescheid zugestellt wurde.
Auch an der Zentrale der Deutschen Telekom hatte ein Bote der Regulierungsbehörde Probleme. Samstags, hieß es dort, sei kein regulärer Arbeitstag. Niemand weit und breit, der das Dokument annehmen könne. Die Manager der beiden Telefonriesen hatten gute Gründe für die ungewöhnliche Maßnahme. Denn mit der Zustellung des Zahlungsbescheids für die UMTS- Lizenzen begann für die siegreichen Bieter ein mörderischer Wettlauf mit der Zeit: Nur zehn Werktage hatten sie Zeit, die jeweils rund 16,5 Milliarden Mark auf ein Sonderkonto des Bundes zu überweisen.
"Dieser Gewaltakt", schimpft ein Mobilfunk-Manager, "ist selbst für Großkonzerne wie uns nicht einfach zu bewerkstelligen." Doch die Verzögerung der Annahme verschaffte den Unternehmen nicht nur einen Tag Luft, die Summe zu beschaffen. "Jeden Tag, den wir das Geld nicht überweisen", so ein Telekommunikationsmanager, "sparen wir fünf Millionen Mark Zinsen."
Am Freitag vergangener Woche war schließlich Zahltag. Bis 24 Uhr mussten die fast 100 Milliarden Mark überwiesen sein. Eine gewaltige Summe: Jeder Bundesbürger müsste 1200 Mark bezahlen, damit so viel Geld zusammenkommt. Die finanzielle Belastung für die sechs Bieter ist erdrückend. An den Kapitalmärkten hat die Auktion schon jetzt ihre Spuren hinterlassen. Bereits im Vorfeld, so analysierte die Bank für Internationalen Zahlungsverkehr (BIZ) in Basel, sind Geldströme aus allen Bankenzentren der Welt nach Europa, vor allem nach London geflossen.
Seit drei Wochen, die Gebote für die UMTS-Lizenzen hatten gerade die 60-Milliarden-Mark-Grenze überschritten, spielen auch die Anleihemärkte verrückt: Wer dem Staat sein Geld zehn Jahre lang borgt, bekommt dafür heute weniger Zinsen als einer, der es nur für zwei Jahre verleiht. Ein böses Omen, denn die verkehrte Welt am Kapitalmarkt gilt als untrügliches Zeichen für bittere Zeiten. Eine so genannte inverse Zinsstruktur ging, historisch gesehen, noch jeder Rezession voraus.
Um die Kapitalmärkte nicht noch weiter aus dem Gleichgewicht zu bringen, will Bundesfinanzminister Hans Eichel, anders als zunächst geplant, mit dem unverhofften Geldsegen nicht auf einen Schlag Schulden tilgen. Zwar werden bis Dezember Anleihen im Wert von 36 Milliarden Euro fällig. Doch einem internen Vermerk seines Ministeriums zufolge raten Eichels Experten von einer sofortigen Rückzahlung ab. Die sensiblen Anleger sind es schließlich gewohnt, dass der Bund Geld aufnimmt und nicht in den Markt abgibt. Der Kapitalfluss in umgekehrter Richtung hätte die Märkte überfordert, so die Mahnung der Beamten. Und außerdem sei die "Benchmark-Funktion des Bundes", also sein Ruf als vorbildlicher und größter Schuldner im Markt, gefährdet.
Eichel will nun zunächst nur 17 Milliarden Euro zurückzahlen. Alle übrigen fälligen Papiere werden durch neue Schulden abgelöst. "Eine Gefährdung des Benchmark-Status wird somit nicht eintreten", heißt es in dem Papier. Mit dem Rest des Geldes will Eichel im Januar den Ausgleichsfonds Währungsumstellung tilgen. Damit sicherte der Bund nach der Wende die Zahlungsfähigkeit ostdeutscher Banken. Die Rückzahlung macht Sinn: Die Schuldverschreibung ist variabel verzinst und je höher die seit Monaten steigenden Zinsen noch klettern, desto mehr müsste der Bund seinen Gläubigern zahlen.
Doch nicht nur die Tilgung der Staatsschulden, vor allem die Finanzierung der Lizenzen wird die Kapitalmärkte belasten. In den Unternehmen herrscht angesichts der horrenden Beträge, die nun fällig werden, Katerstimmung. Denn die Finanzchefs der Konzerne budgetierten eine Lizenz zwischen 7 Milliarden und 10 Milliarden Mark nun zahlen sie rund 16,5 Milliarden. Dabei müssen sie pro Lizenz noch einmal bis zu 10 Milliarden Mark in Sendetechnik investieren und die teuren UMTS-Handys subventionieren. Frankfurter Banker rechnen für jede UMTS-Lizenz mit Gesamtkosten von 30 Milliarden Mark. Inflationsbereinigt übersteigt die Investition in die neue Technik somit die Kosten für den Bau des gesamten europäischen Eisenbahnnetzes.
Nun müssen die Konzerne weit mehr Geld beschaffen als ursprünglich geplant. France Télécom, der Partner von MobilCom, will sich deshalb am Anleihemarkt zehn Milliarden Euro pumpen und British Telecom, Haupteigentümer der Viag Interkom, will dort 10 Milliarden Dollar einsammeln. Das Perfide dabei: Durch die astronomischen Gebote ist nicht nur der Preis der Lizenzen gestiegen, auch deren Finanzierung hat sich verteuert. Während der Auktion schon begannen die Preise für bereits emittierte Anleihen von Telekommunikationsunternehmen zu fallen, die Renditen sind seither um über 0,3 Prozent gestiegen.
Die Zahl hinter dem Komma kommt die Unternehmen teuer zu stehen. Für ihre neue Anleihe muss deshalb beispielsweise die France Télécom jedes Jahr rund 70 Millionen Mark mehr Zinsen bezahlen. Auf zehn Jahre gerechnet, sind das Mehrkosten von rund einer Milliarde Mark. Und die Telekommunikationsanleihen fallen weiter. Kreditexperten in den Frankfurter Geldhäusern rechnen damit, dass die Konzerne nur etwa ein Drittel des benötigten Geldes über gut besicherte Anleihen beschaffen können. Ein weiteres Drittel werden sie über Bankkredite finanzieren müssen wobei die Institute von Telekomfirmen derzeit zu den üblichen Zinsen rund zwei Prozent Aufschlag verlangen. Den Rest des Geldes werden die Konzerne über hochverzinsliche Anleihen, so genannte Junk-Bonds, zusammenkratzen müssen. Die Zinssätze dafür liegen aber bei über zehn Prozent.
Wohl dem, der vorgesorgt hat: Anders als viele ihrer Konkurrenten hat die Deutsche Telekom mit Blick auf die Milliardensummen, die sie für UMTS- Lizenzen europaweit ausgeben will, schon vor Wochen Anleihen im Wert von 15 Milliarden US-Dollar aufgelegt zu deutlich besseren Konditionen, als die Wettbewerber sie jetzt erhalten. Die astronomischen Summen haben in den Augen des Chefvolkswirts der Dresdner Bank, Klaus Friedrich, dazu geführt, "dass sich einige der Unternehmen finanziell übernommen haben und das UMTS-Abenteuer nicht überleben werden".
Kein Wunder, dass die Juristen in den Zentralen der Telefonkonzerne, aber auch externe Anwaltskanzleien sich in den vergangenen Tagen mit kniffligen Fragen beschäftigen mussten: "Was passiert, wenn wir die Zahlungsfrist nicht einhalten?" Und: "Ist das Verfahren überhaupt rechtmäßig?" Laut Telekommunikationsgesetz können Lizenzen zwar versteigert werden. Ob es sich angesichts der horrenden Summen aber noch um eine "Gebühr" handelt, gegen die Lizenzen nach diesem Gesetz erteilt werden, ist unter Juristen umstritten.
Noch ist keiner der Konzerne juristisch gegen die Lizenzversteigerung vorgegangen. Man halte sich jedoch, heißt es in deren Zentralen, alle Möglichkeiten offen. Eine davon ist, erst einmal nicht zu bezahlen. Die Chefjustiziare glauben, dass die Regulierungsbehörde dann ein Mahnverfahren starten müsste. Die Summe wäre dann, samt drei Prozent Zinsen, binnen vier Wochen fällig.
Ob einer der Konzerne diesen Schritt gewagt hat, war am Freitag ungewiss. Bei Dienstschluss der Beamten, um 15.30 Uhr, hatten erst vier der sechs Handy-Firmen ihre 16,5 Milliarden Mark ganz oder teilweise überwiesen. [mehr]
[Klageflut droht UMTS zu bremsen]
Wissenschaftsskandal: Tabaklobby bestach Mediziner
Seitens der Tabakindustrie Skandinaviens floss reichlich Geld an renommierte Mediziner. Die gesponserten Ärzte verharmlosten dafür die Gefahren des passiven Rauchens.
Aus: Spiegel Online 4. September 2000, 11.54 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]KOPENHAGEN. Enthüllungen über diskrete, aber betont üppige Zuwendungen der Tabakindustrie an bekannte skandinavische Mediziner haben die Öffentlichkeit im Norden Europas aufgeschreckt. Ins Rollen kam die Enthüllungsserie mit einem Bericht der Zeitung Jyllands-Posten. Darin hieß es, dass der inzwischen 82-jährige Mediziner Tage Voss pro Monat umgerechnet 3500 bis 6500 Mark vom US-Konzern Philip Morris dafür kassierte, dass er sich öffentlich gegen die Anti-Raucher- Gruppen äußerte. Er war seit Jahrzehnten als seriöser, engagierter und oft eigenwilliger Gesellschaftskritiker in Dänemark bekannt.
Die meist als Kardiologen tätigen Ärzte kassierten demnach hunderttausende Kronen für diskrete, aber mit wissenschaftlicher Durchschlagskraft versehene Lobbyarbeit, bei der vor allem die Gefahren des passiven Rauchens als unbewiesen oder nicht vorhanden dargestellt werden sollten.
Der schwedische "Koordinator"
Philip Morris griff noch direkter in die wissenschaftliche Debatte im benachbarten Schweden ein. Hier betätigte sich der Mediziner Torbjörn Malmfors vom Stockholmer Karolinska Institut, das jedes Jahr den Medizin-Nobelpreis vergibt, als Koordinator eines ganzen Netzwerkes "wohlgesonnener" Kollegen. Das brachte ihm nach Angaben der Zeitung Aftonbladet zusammen mit zwei besonders aktiven Medizinern umgerechnet 60.000 Mark (300.000 Kronen) ein. Einer von ihnen war der Kardiologe Lars Werkö, der immer wieder öffentlich äußerte, die Gefährlichkeit von passivem Rauchen sei unbewiesen.Auswahlkriterium der Tabak-Lobbiysten für ihre bezahlten Helfer war deren Reaktion auf Fachartikel über das passive Rauchen, die den Medizinern testweise zugeschickt wurden. Reagierten sie fragend oder ablehnend, bot der US-Konzern ihnen eine Kooperation gegen Bezahlung an. So waren auch in Norwegen medizinische Fachstudien zu Stande gekommen, mit denen die Gefahren von passivem Rauchen als unbewiesene Behauptungen heruntergespielt wurden.
AOL/Time-Warner: Angst vor Kabel-Monopol
Nach der EU-Kommission haben nun auch die amerikanischen Wettbewerbshüter ein Verbot der Fusion von AOL und Time Warner angedroht. Sie befürchten eine Monopolstellung des neuen Riesen im Kabelnetz.
Aus: Spiegel Online 4. September 2000, 16.35 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]WASHINGTON. Die Federal Trade Comission (FTC), die in den USA für den Schutz des Wettbewerbs zuständig ist, will die Fusion blockieren, wenn AOL und Time Warner nicht ihr superschnelles Kabelnetz für konkurrierende Unternehmen öffnen. Dies berichtete die Washington Post unter Berufung auf Kreise der Behörde. Dort werde die Gefahr gesehen, dass Konsumenten neben AOL Time Warner keine Wahl mehr hätten, wenn sie Inhalte über Hochgeschwindigkeits- Verbindungen abrufen wollten. Gemeinsam kontrollieren AOL und Time Warner etwa 40 Prozent des Marktes für Internet- Zugänge und etwa 20 Prozent der privaten Kabelanschlüsse. AOL versicherte in einer Stellungnahme, dass der Konzern bereit sei, das eigene Netz für Konkurrenten zugänglich zu machen. Es hatte bereits einen entsprechenden Vertrag mit dem Wettbewerber Juno Onlines Services geschlossen.
Auch die Europäische Union sieht die Fusion von AOL und Time Warner mit Sorge. Nach Zeitungsinformationen will sie den Zusammenschluss von AOL und Time Warner verhindern oder mit harten Auflagen versehen, damit der dadurch entstehende Konzern in der Musikindustrie nicht marktbeherrschend wird.
ICANN-Vorwahlen: Revolte des Stimmviehs
Die ICANN-Vorwahlen gehen ihrem Ende entgegen, das Ergebnis scheint schon jetzt festzustehen: Klar vorn liegen Andy Müller-Maguhn und Jeanette Hofmann. Das schmeckt der ICANN nicht und wird von der amerikanischen Industrie-Lobby misstrauisch beäugt: Läuft ICANN Gefahr, von "Hackern gehijacked" zu werden?
Aus: Spiegel Online 6. September 2000, 11.05 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]
INTERNET. Am Freitag endet die ICANN-Vorwahl, und noch immer liegen zwei Deutsche vorn. Andy Müller-Maguhn vom Chaos-Computer-Club kam bis zum Mittwochmorgen auf 2426 Stimmen, die Politikforscherin Jeanette Hofmann auf 1052 Stimmen. [Ergebnis]
Andy Müller-Maguhn: Hinter den Kulissen laufen Anfragen, ob "dieser Mann" gefährlich sei. Die europäischen Internet-Nutzer wählen in der Vorwahlrunde zwei Kandidaten, die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) nominierte fünf weitere Europäer. Aus den dann sieben Kandidaten wird im Oktober in einem zweiten Wahlgang ein neues europäisches Vorstandsmitglied gewählt. Der ICANN-Vorstand umfasst 19 Mitglieder.
Auch auf Platz drei lag am Mittwochmorgen mit 803 Stimmen ein Deutscher: Lutz Donnerhacke, Softwareentwickler für eine Firma in Jena. Hofmann, Müller-Maguhn und Donnerhacke haben laut ICANN nicht nur Stimmen aus Deutschland erhalten. Eigentlich ist das positiv, denn es bedeutet, dass das krude Wahlverfahren der ICANN tatsächlich funktioniert hat: Ein "At-Large"- Kandidat, der in freier Wahl bestimmt wird, muss aus mehr als einer Nation einer der definierten Wahlregionen Stimmen erhalten sonst fällt er durch. Dass dies weder Maguhn, noch Hofmann oder Donnerhacke noch passieren wird, lässt bei der ICANN trotzdem keine rechte Freude aufkommen und dafür gibt es Gründe.
Keine Chance für die Vertreter des "Kommerz"
Alle drei werden der "freien" Webszene zugeordnet, sind entweder dem CCC oder der FITUG eng verbunden. Klar abgeschlagen sind die Kandidaten, die von verschiedenen Industrielobby- Organisationen gestützt werden. So scheint die ICANN- Vorwahl zu einem Plebiszit über die Frage zu geraten, wer in Zukunft die Schlüsselentscheidungen über die Entwicklung der Netzinfrastrukturen lenken sollte. Den Vertretern der "kommerziellen" Lobby erteilten die wahlberechtigten Surfer in den letzten Wochen dabei eine klare Absage.
Lutz Donnerhacke: Wurde in der amerikanischen Presse als einschlägig bekannter Hacker diffamiert. Eine Entwicklung, die der ICANN selbst gar nicht so lieb sein dürfte. So bewies die Auswahl der vom Direktorium direkt für die Wahl nominierten Kandidaten, dass man sich eher einen Direktor wünschen würde, der der Industrie nahe steht. Bereits durch die Definition der Anforderungen, die ein zukünftiger Direktor zu erfüllen hat, setzte die ICANN hier klare Zeichen: Nicht nur, dass technischer Sachverstand gefordert wurde, von einem potenziellen Kandidaten wird auch erwartet, dass er über "finanzielle Unabhängigkeit" und genügend freie Zeit verfüge.
Das dürfte bei dem Telekom- Manager Winfried Schüller durchaus gegeben sein, der als deutscher Kandidat direkt vom Direktorium nominiert wurde. Ob er sich allerdings gegen Andy Müller- Maguhn, den derzeit aussichtsreichsten Kandidaten, wird durchsetzen können, dürfte mehr als fraglich sein.
In Amerika wird die Entwicklung argwöhnisch beobachtet. Schon im Frühjahr wurde in Presse und Politik die Frage diskutiert, ob das ungewöhnliche "Involvement" deutscher Medien nicht zu einer "Manipulation des Wahlprozesses" führen könne: Unter den gegebenen Umständen sind die deutschen ICANN- Wähler durch ihre schiere Zahl tatsächlich wahlentscheidend.
Von Hackern gehijacked?
Nun ist vor allem die Person Müller-Maguhns in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. So fragte der Journalist Kevin Murphy im "Computer Wire", Ausgabe vom 1. September: "Hackers Hijacking ICANN Elections?". Weiter heißt es im Text: "Es scheint sicher zu sein, dass eine deutsche Hackergruppe einen Sitz im Direktorium der ICANN gewinnen wird und sich damit Befürchtungen, dass die umstrittene Wahlprozedur von Gruppen mit Partikularinteressen gehijacked werden könnte, bestätigen."
Jeanette Hofmann: Fehlender Stallgeruch, also unerwünscht? Die sieht auch "Computer Wire" nur auf Seiten der "freien" Webszene, nicht jedoch auf Seiten der Industrielobby. Auch einen "Komplizen", durch den der derzeitige Wahlverlauf in dieser Weise ins Rollen gebracht wurde, macht "Computer Wire" aus: "Man geht davon aus, dass es durch die aufmerksamkeitsstarke Wahlaufruf- Kampagne von SPIEGEL ONLINE zu einer so hohen Zahl von deutschen Wähler- Registrierungen gekommen ist."
Vox populi, vox Rindvieh
Übersetzt heißt dies: Wenn es gelungen wäre, den Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzubringen, dann wären die "Wunschkandidaten" aus Industriekreisen reibungslos im Direktorium gelandet. Was kein gutes Licht auf den angeblich "demokratischen" Ansatz der At-Large- Wahlen wirft: Eine solche Perspektive ignoriert die Tatsache, dass offensichtlich eine große Mehrheit der registrierten europäischen Wähler Kandidaten wie Müller- Maguhn, Hofmann und Donnerhacke den Lobby- Vertretern vorzieht und nicht nur in Deutschland.
Bereits im Vorfeld der Wahl hatte ICANN- Direktoriums-Mitglied Esther Dyson klar gemacht, wovor man hier Angst hat: Durch freie Wahlen könnten "objektiv dumme" Kandidaten ins Direktorium aufrücken. Es scheint nun immer klarer, wie das zu verstehen ist: Weder Maguhn, noch Hofmann oder Donnerhacke wird man vorwerfen können, ihnen fehle die nötige Qualifikation. Sie stehen schlicht im falschen Lager. "Dumm" ist hier eigentlich nur eines: Aus Perspektive der ICANN ist die Wahl bisher "dumm gelaufen".
Esther Dyson: Angst vor Opposition? Für die ICANN ein Worst-Case- Szenario: Opposition innerhalb des Direktoriums, und wenn sich diese auf eine wirklich kontroverse Diskussion beschränkt, ist offensichtlich nicht gewünscht. Egal, wer nun am nächsten Montag als Kandidat in die Endrunde der Wahlen einzieht: Für ICANN, das derzeitige Direktorium und die ihren Positionen folgende Presse steht die Beurteilung der Wähler- Entscheidung fest: Vox populi, vox Rindvieh. Ein Schuss, der nach hinten losging: Eigentlich wollte man ja nur Stimmvieh.
Gesundheitsrisiko: Bürgerinitiativen gegen UMTS-Anlagen
Droht UMTS-Anlagen ein ähnliches Schicksal wie Atomkraftwerken? Bürgerinitiativen formieren sich bereits, um die strahlenden Masten von ihren Häusern fernzuhalten.
Aus: Spiegel Online 10. September 2000, 14.20 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN. Die sechs künftigen Betreiber des UMTS-Mobilfunks müssen wegen angeblicher Gesundheitsrisiken durch die Strahlung mit massiven Bürgerprotesten rechnen. Der Sprecher des Bundesverbandes Bürgeriniativen Umweltschutz, Eduard Bernhard, sagte der Welt am Sonntag, Anwohner nähmen den Bau zusätzlicher Antennen- Anlagen in der Nähe ihrer Wohnungen nicht mehr hin. "Wir erwarten massive Proteste, wenn nun auch noch Zehntausende UMTS-Anlagen installiert werden."
Klagen über Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwächen wegen bereits bestehender Mobilfunk- Anlagen hätten sich in der Vergangenheit gehäuft. Ende August war in Sachsen- Anhalt der bundesweit erste UMTS- Sendemast errichtet worden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rechnet dem Bericht zufolge damit, dass 60.000 neue UMTS-Anlagen installiert werden. Dadurch erhöhe sich die Belastung durch die elektromagnetische Strahlung [EMF] massiv, ohne dass die Umweltverträglichkeit je geprüft worden sei, sagte ein Sprecher.
Das Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer, Hajo Eckel, forderte die UMTS- Lizenzinhaber auf, die Umweltverträglichkeit der Strahlung untersuchen zu lassen. Versuche an Ratten und Hamstern hätten gezeigt, dass die Gedächtnisleistung erheblich eingeschränkt werde.
Mitte August war die Versteigerung der UMTS- Lizenzen mit einem Auktionserlös von knapp 100 Milliarden Mark zu Ende gegangen. Lizenz- Inhaber sind T-Mobile, Mannesmann Vodafone, E-Plus Hutchison, Viag Interkom und die Bietergemeinschaften France Télécom/Mobilcom und Sonera/Telefonica. [Grenzwerte für E-Smog]
Verbraucher: Noch viel zu holen
Im Kampf um Marktanteile setzen immer mehr Telefonfirmen Drückerkolonnen ein Verbraucherschützer klagen über die ruppigen Methoden.
Aus: Der Spiegel 37/2000, 11. September 2000, Seite 73 (Deutschland).
Die Vertreterin von dem Telefon- Unternehmen O.tel.o, die bei der 73-jährigen Frau im hessischen Hanau schellte, überfuhr die Rentnerin mit schönstem Neudeutsch: Mit einem Pre-selection- Vertrag könne sie viel billiger telefonieren als bisher, der Private- Tarif von O.tel.o direct bringe jede Menge Vorteile. Die alte Dame, die seit Jahren über einen verbilligten Sozialanschluss verfügt, unterschrieb: Ich dachte, die ist von der Telekom, erzählt sie.
Nach einigen Tagen dämmerte der Rentnerin, dass sich der neue Tarif als teures Vergnügen erweisen könnte und dass sie keineswegs mit der Nachfolgerin der guten alten Post zu tun hatte. Umgehend stornierte sie den Vertrag, gerade noch rechtzeitig vor Ablauf der Sieben-Tage- Frist.
Auf dem hart umkämpften Telefonmarkt werden die Sitten rauher. Private Telefon- Unternehmen, die in den vergangenen Jahren Milliardenbeträge investiert haben, um sich neben der einstigen Monopolfirma Telekom zu etabliern, schicken vermehrt Drückerkolonnen von Haustür zu Haustür. Per Multi-Level-Marketing, wie die Konzerne die altbekannte Vertriebstechnik nennen, wollen die Firmen nicht nur Festnetzabschlüsse, sondern auch lukrative ISDN- und Handy- Verträge losschlagen.
Doch jetzt häufen sich die Beschwerden bei den Verbraucherschützern. Mancher Firma sei im Kampf um die Kunden jedes Mittel recht, klagt etwa Markus Herwig von der Verbraucherzentrale in Frankfurt am Main, bei dem inzwischen wöchentlich Hunderte Bitten um Hilfe eintrudeln.
Die meisten Telefonierer sind nach wie vor bei der Telekom angemeldet. Zwar nutzen viele die Möglichkeit, mit speziellen Vorwahlnummern für einzelne Gespräche auf günstigere Anbieter umzusteigen (Call-by-call). Doch zielen die neuen Firmen vor allem auf die so genannten Pre-selection- Verträge, bei denen sie festen Kunden alle Gespräche außerhalb des Wohnorts in Rechnung stellen.
Besonders einfallsreich geht die amerikanische Telekommunikationsfirma ACN vor. Die freien ACN-Vertreter verdienen an den Telefonkosten ihrer Kunden mit, müssen aber für den Einstieg Lizenzen im Wert zwischen 115 und 811 Mark abnehmen. Wer neue Verkäufer anschleppt, erhält eine Provision eine Art Schneeballsystem. Viele Handelsvertreter hoffen auf dicken Gewinn. Die Münchner Taxifahrerin Ilse Schöninger etwa, die nebenberuflich für ACN arbeitet, würde gern ganz umsteigen: Da ist noch viel zu holen.
Auch die Drückerbosse freuen sich über das neue Geschäftsfeld. Jahrelang galt ihre Branche als Schmuddelgewerbe, in dem widerspenstige Zeitschriftenwerber schon mal brutal misshandelt wurden. Roman Brechtl, Chef der gleichnamigen Firmengruppe, hofft nun: Endlich kann ich raus aus dieser Ecke.
Für die Konzerne erweist sich der Arbeit mit den Drückern als rentabel. Das Unternehmen O.tel.o [Ed: Branchenspott Null-tel-null] beispielsweise spricht von einer Million Kunden, die es der Telekom habe abjagen können viele davon durch Gespräche an der Haustür. Oft sind alte Leute oder Ausländer Opfer der Werber. Eine 29-jährige Kasachin aus Stuttgart wurde gleich zweimal hintereinander angelaufen ausgerechnet von Vertretern derselben Firmengruppe, die sich die Kundschaft streitig machten. Erst unterschrieb sie bei einem Werber der Arcor- Tochter O.tel.o, dann ließ sie sich von Arcor- Leuten am Telefon abwerben es handele sich ja um die gleiche Firma, habe ihr der Anrufer gesagt.
Doch die erste Rechnung versetzte der Frau einen Schock: Gespräche in ihre Heimat kosteten bei Arcor knapp doppelt so viel wie bei O.tel.o. Fast 1000 Mark soll sie nun zahlen: Das ist für mich ein Desaster. Die Arcor- Manager können sich das nicht erklären. Eigentlich, wundert sich Firmensprecherin Barbara Kögler, machen wir keine Telefonakquise.
Gegenwehr provozieren die Methoden bei der Telekom. 30 Unterlassungserklärungen oder einstweilige Verfügungen hat das Unternehmen gegen Drücker und deren Auftraggeber allein in den vergangenen 12 Monaten erwirkt. Zuletzt ließ die Telekom Ende Juni der Firma Mannesmann- Arcor per Beschluss des Landgerichts Frankfurt verbieten, in Einkaufsstraßen Kunden anzuwerben. Zwar beteuert Arcor- Sprecherin Kögler, ihre Klinkenputzer nach strengen Qualitätskriterien auszuwählen. Und auch ihr MobilCom- Kollege Stefan Arlt spricht bei den Verstößen von Einzelfällen.
Doch Beispiele für Sünden der Drücker gibt es zuhauf. Weil sie auf Provisionen angewiesen sind, flunkern manche Verkäufer lieber, als ohne Aufträge zu den abendlichen Teambesprechungen zurückzukehren. Besonders dreist gebärdeten sich einige Vertreter von Arcor und O.tel.o, die nach Aussagen von Kunden immer wieder behaupteten, sie würden mit der Telekom zusammmenarbeiten. Ein Werber von TelePassport erzählte gar, dass die Telekom bald keine Ferngespräche mehr anbiete.
Glück hatte die Großmutter des Verbraucherschützers Herwig, Anna Günther. Bei der alten Dame klingelten die Werber der Telekommunikation Ranke OHG denen hat Arcor wegen Vertragsverstößen inzwischen gekündigt. Als die Ranke- Vertreter erfuhren, womit sich Günthers Enkel beschäftigt, schickten sie eilig eine Storno- Erklärung. Als Grund notierte die Firma knapp: Kundin wurde überrumpelt.
[DIE ZEIT: Fuß in der Tür (Wie Arcor & Otelo Kunden fangen)]
Lug und Trug
11.9.2000 (khd/t-off). Bei mir (Herausgeber von t-off) waren schon drei solche Otelo- Vertreter an der Wohnungstür. Sie klingelten immer Sturm und logen dann das Blaue vom Himmel herunter: Mit Otelo zu telefonieren sei viel billiger, als das Call-by-call zu benutzen. Sogar einen Vollanschluß mit supergünstigem Internet-Zugang gäbe es bei Otelo, versprachen diese unterbelichteten Klinkenputzer. Als mir einer dieser Drücker dann noch erzählen wollte, es gäbe fürs Internet nichts schnelleres als ein ISDN- Anschluß, knallte ich ihm die Tür vor die Nase.Nur wessen Produkte und Preise nicht stimmen, arbeitet beim Marketing mit Lug und Trug, um neue Kunden zu ködern. Daß sich aber Arcor und Otelo auf dieses Niveau begeben (müssen?) wer hätte das je gedacht. Insofern haben diese Eye-opener eins erreicht: Für viele potentielle Kunden zählen Otelo und deren Mutter Arcor/Vodafone nicht mehr zum Kreis seriöser Telcos.
Aber hatten wir das nicht schon mal bei den Buch-Clubs? Basiert nicht Bertelsmanns Imperium auch auf ruppigen Methoden des Kundenfangs? In den 50er-Jahren jedenfalls waren deren Drückerkolonnen eine wahre Plage. Nicht einmal auf einer Parkbank konnte man damals in der Berliner City ausruhen, ohne von einem Bertelsmann-Vertreter belästigt zu werden.
Weitere Services im Rahmen des Archivs "t-off" von khd | ||
|
|
|
Hier gibt es keine gekauften Links! |
|