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Politiker fordern bezahlbare Flatrate
[Ed: Politiker aus jahrelangem Tiefschlaf erwacht?]
Aus: OnlineKosten.de, 2. September 2000, 15.51 Uhr (Internet). [Original]BERLIN (rsi). Kaum sind sie in Deutschland eingeführt, da scheint auch schon das Ende der Flatrates in Deutschland bevorzustehen. Doch diesmal scheint sich die Öffentlichkeit, scheinen sich Politiker und die betroffenen Unternehmen nicht mehr mit der Rolle des Zuschauers begnügen zu wollen. So scheint sich nach CDU-Internet-Sprecher Thomas Heilmann auch FDP-Chef Dr. Wolfgang Gerhardt plötzlich darauf zu besinnen, daß User und Internet- Provider auch Wähler sind, denn er fordert fordert verbesserte Rahmenbedingungen für Internet- Provider.
Gerhardt wörtlich: "Flaschenhälse und Hürden für den Zugang zum Internet müssen aus dem Weg geräumt werden." Gerhardt ist seit neustem Mitglied der vor wenigen Wochen gegründeten Internet-Koalition für eine Großhandelsflatrate in Deutschland. Die vor acht Wochen von Vertretern der deutschen Internet-Wirtschaft gegründeten Vereinigung setzt sich für einen pauschalen Einkauf von Ortsnetzkapazitäten für alle Internet- Service- Provider ein.
"Wir müssen uns verabschieden von der alten Telefonwelt. Deutschland braucht neue Tarife für ein neues Medium", forderte der liberale Politiker vor dem Besuch der Online-Sendung AOL Live! "Centerstage" bei AOL Deutschland. Ziel der Koalition ist eine spürbare Senkung der Internet-Kosten durch eine Weitergabe kalkulierbarer Großhandelspreise von der Deutschen Telekom an die Wettbewerber.
Noch immer verhindern die derzeitigen Abrechnungsstrukturen zwischen der Deutschen Telekom und den Providern in Deutschland die Einführung einer für die Unternehmen wirtschaftlichen und für die Endverbrauchern preislich akzeptablen Flatrate. Der Grund: Die bisherige Minutentaktung für die Provider macht die Flatrate für diese Anbieter zu einem unkalkulierbaren Risiko. Das Uhrenticken während der Nutzung der Telekom- Ortsnetze gleicht für viele Unternehmen dem Ticken einer Zeitbombe, die die eigene Wirtschaftlichkeit sprengt. Nur die Einführung einer Großhandelsflatrate dabei zahlen die Provider einen Pauschalpreis für Netzkapazitäten an die Deutsche Telekom kann dieses Risiko aus dem Weg räumen.
"Wenn die Provider nicht bald selbst pauschal Ortsnetzkapazitäten von der Deutschen Telekom einkaufen können, werden erschwingliche Flatrates in Deutschland eine Utopie bleiben," so Gerhardt, "Eine Flatrate auf der Basis eines minutenbasierten Einkaufs anbieten zu wollen, bedeutet gerade für den Mittelbau der deutschen Provider den sicheren Ruin." Zu dem Beitritt von Wolfgang Gerhardt erklärt der Vorsitzende der Geschäftsführung von AOL Deutschland, Uwe Heddendorp: "Eine Flatrate auf der Großhandelsebene wird mit darüber entscheiden, welches Land den Wettlauf um die europäische Spitzenstellung im Internet gewinnen wird. Daher wäre Deutschland gut beraten, sich endlich mit aller Kraft und einem geeigneten Wettbewerbsrahmen daran zu beteiligen."
Deutschland hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt und will durch die "New Economy" einen deutlichen Beschäftigungszuwachs und hohe Produktivitätsraten erzielen. Noch aber liegen die Zugangskosten zum Internet in Deutschland deutlich höher als der OECD- Durchschnitt. "Die Internet-Koalition macht zu Recht auf dieses Innovationshemmnis aufmerksam, zu dessen Überwindung auch die Politik aktiv beitragen muss", so Wolfgang Gerhardt.
Nach Ansicht der Internet-Experten sollte sich die Regulierungsbehörde die Beispiele Großbritannien und Niederlande zum Vorbild nehmen und die Gewährung von pauschalen Großhandelspreisen überprüfen. In beiden Nachbarstaaten müssen die ehemaligen Monopolisten seit Neuestem konkurrierenden Wettbewerbern den Zugang zum Ortsnetz auf der Basis einer Großhandelsflatrate gewähren ein Schritt, der erschwingliche Internet-Kosten unmittelbar zur Folge hat.
Der Sprecher der Initiative "Internet ohne Taktung", Philipp Sudholt, freut sich über den Beitritt von Wolfgang Gerhardt. Mit Gerhardt habe die Internet-Koalition erneut einen engagierten Mitstreiter aus der Politik gefunden. In der Koalition könnten Vertreter von Verbrauchern, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ihre Aktivitäten zugunsten einer Änderung der für den deutschen Telekommunikationsmarkt politisch und wirtschaftlich relevanten Rahmenbedingungen wirkungsvoll bündeln, so Sudholt. Außerdem werde sie wertvolle Anregungen für die weitere Entwicklung von Internet und E-Commerce in Deutschland geben können.
In der Koalition, die sich auf Anregung der Bürgerinitiative "Internet ohne Taktung" kürzlich in Berlin gegründet hat, sind bislang die Internet- Service- Provider AOL Deutschland und freenet.de AG, das Start-up- Unternehmen dooyoo.de, das Europäische Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Potsdam (EIIW) sowie SPD und CDU vertreten. Die Koalition engagiert sich für eCommerce freundlichere Bedingungen in Deutschland und setzt sich insbesondere für eine Großhandelsflatrate ein, damit sich das Internet hierzulande tatsächlich zu einem Massenmedium entwickeln kann. [mehr]
Mobilfunk: Ende des Goldrauschs
Der Handy-Boom ist teuer erkauft. Immer mehr Telefongesellschaften klagen über sinkende Gewinne
Aus: FOCUS 36/2000, 4. September 2000, Seite xxxx (Wirtschaft). Ohne die Abbildungen.MÜNCHEN. Telekom-Boss Ron Sommer ist bekannt dafür, auch in brenzligen Situationen nie das smarte Pokerface einzubüßen. Dabei dürfte er sich beim Präsentieren der Halbjahresergebnisse seines Konzerns am vergangenen Dienstag nicht gerade wohl in seiner Haut gefühlt haben. Wegen der hohen Akquisitionskosten für die Neukundengewinnung im Mobilfunk besonders bei Geräten mit vorausbezahlten Karten (Prepaid-Karten) war der Konzerngewinn um 0,2 auf 0,7 Milliarden Euro geschrumpft.
Finanzchef Karl-Gerhard Eick musste für die Mobilfunksparte, einst ein Goldesel, sogar einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro verbuchen. Doch Sommers Truppe steht mit diesem Problem nicht allein. Mobilfunkunternehmen drohen von Hätschelkindern der Börse zu Sorgenkindern zu mutieren. Dabei brummt das Handy- Geschäft wie nie. Die Zahl der Anschlüsse wird sich nach Schätzungen der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) in diesem Jahr verdoppeln. Zum Weihnachtsgeschäft erwarten die Anbieter einen neuen Rekord- Ansturm. Mit 48 Millionen Teilnehmern rechnet die RegTP zum Jahresende. Damit wird es erstmals mehr Handys als Festnetztelefone geben.
Die Zeit der Preisfeuerwerke im Mobilfunk ist vorbei. Hans-Burghardt Ziermann
Viag InterkomDoch die Maschinerie überhitzt sich. Bei den beiden größten netzunabhängigen Telefongesellschaften MobilCom und Debitel sank trotz Kundenansturms im ersten Halbjahr der Gewinn. Debitels Ergebnis vor Zinsen und Steuern schrumpfte von 45 auf 41 Millionen Euro. MobilComs Gewinn vor Steuern brach gar um 63 % ein.
Selbst beim bislang hochprofitablen D2-Netz sind die goldenen Zeiten vorbei. Im ersten Halbjahr machte der Netzbetreiber trotz eines Umsatzzuwachses von 939 Millionen Euro einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag Verlust so ein Vodafone-Manager. 150 Euro geben die Netzbetreiber laut Telekom für jeden Neukunden aus. Das Geld fließt in verbilligte Handys und an die Händler. Dabei übersteigen die Ausgaben inzwischen die Einnahmen an Gesprächstarifen. Brachte ein Handy-Kunde T-Mobil 1991 im Durchschnitt noch 51 Euro Umsatz pro Monat, so erwartet Vorstandschef Kai-Uwe Ricke für Ende des Jahres nur noch 38 Euro.
Voreilig vorgeprescht. Angestoßen hat die Entwicklung Telekom-Tochter T-Mobil. Sie setzte zur Computermesse CeBIT ganz auf Handys mit Prepaid- Telefonkarten. Den Börsengang im Visier, wollte D1 am Marktführer Mannesmann (D2) vorbeiziehen. Das Problem: Prepaid-Nutzer sind faule Telefonierer. WestLB- Panmure- Analyst Holger Grawe spricht von Ramsch-Kunden. Lediglich 13 Euro Umsatz im Monat bringt ein Prepaid-Teilnehmer. Diese Klientel will oft nur erreichbar sein und telefoniert selbst nur wenig. Hinzu kommt eine kaum kalkulierbare Zahl an Betrugsfällen (siehe FOCUS 25/2000). Viag-Interkom- Geschäftsführer Hans-Burghardt Ziermann geißelt die von D1 losgetretene Taktik als Geldverbrennungspolitik.
Zu allem Überfluss erwies sich die von T-Mobil angestoßene Entwicklung als vergebens. Konkurrent D2 zog nach und blieb eine Nasenlänge voraus. Auch den Börsengang der Mobilfunksparte musste die Telekom wegen des geplanten Kaufs der US-Mobilfunkgesellschaften VoiceStream und Powertel inzwischen auf das kommende Jahr verschieben.
Grenzen des Wachstums. Aus dem Grabenkrieg der D-Netze hat sich die Konkurrenz der E-Netze (E-Plus, ViagInterkom) sanft verabschiedet. Wir machen den Quatsch nicht mehr mit, schimpft E-Plus- Technikvorstand Horst Lennertz. Die kleinen Netzbetreiber setzen verstärkt auf Vertragskunden und wachsen lieber langsamer. Selbst bei den D-Netzen versuchen die Produktstrategen das vernachlässigte Geschäft mit den Vertragskunden wieder anzukurbeln. Denn je länger die Kunden im Netz bleiben müssen, desto größer ist die Chance, bald wieder Gewinne zu erwirtschaften. Inzwischen sank der Anteil der vorausbezahlten Karten am Neukundengeschäft von über 80 auf 75 %.
Wenn 2003 die Handy-Netze der nächsten Generation (UMTS) in Betrieb gehen, wird die Kundenbasis über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. 25 bis 30 Milliarden Mark kostet der Einstieg in den neuen Multimedia- HandyMarkt. Dann wird es günstiger sein, Kunden zu halten, als sie von den Konkurrenten abzuwerben, prophezeit Analyst Grawe. Daher setzen die Anbieter weiter allein auf eine Vergrößerung des Kundenstamms. MobilCom-Chef Gerhard Schmid erwartet: Dieses und das kommende Jahr sind Wachstums- und keine Gewinnmaximierungsjahre.
Allerdings scheint der Höhepunkt erreicht. D2-Chef Jürgen von Kuczkowski rechnet bereits damit, dass nächstes Jahr der Markt langsamer wächst. Ob es jedoch in drei Jahren gelingen wird, ausgerechnet die teuer erkauften Prepaid- Teilnehmer zum Kauf eines UMTS- Handys im eigenen Netz zu überreden, ist fraglich. Insider wissen: Selbst im heutigen Mobilfunk- Markt wechseln Prepaid- Kunden kaum zu vertragsgebundenen Karten, um sich die Ungebundenheit zu erhalten. Selbst dann nicht, wenn diese Tarife für sie günstiger wären.
Schlechte Nachricht für Kunden: Die Gesprächstarife werden voraussichtlich nicht weiter sinken, wie in den vergangenen Jahren gewohnt. Die Zeit der Preisfeuerwerke ist vorbei, glaubt Viag-Interkom- Mann Ziermann. Bei Prepaid- Paketen aus Handy und Karte rechnet der Manager sogar mit steigenden Preisen. [Riskante Lockangebote]
Klageflut droht UMTS zu bremsen
Verband befürchtet viele Verfahren / GPRS-Standard soll Kunden locken
Aus: Berliner Morgenpost, 4. September 2000, Seite 1 + 15 (Wirtschaft). [Original]BERLIN. Der Aufbau der neuen Mobilfunknetze nach dem UMTS- Standard könnte durch Klageflut empfindlich verzögert werden. Mit dem Verweis auf die Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Strahlen bemühten Bürger zunehmend die Gerichte, erklärte Volker Link, Vize-Präsident des Fachverbands Eutelco der Berliner Morgenpost. "Ich bin überzeugt, dass der Netzaufbau auf erhebliche Widerstände stoßen wird." Auch könne wegen der angeblichen Risiken der politische Widerstand wachsen. Im Verband Eutelco sind nach eigenen Angaben die führenden europäischen Telekom-Beratungsfirmen organisiert.
Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hatte die Lizenzen für den UMTS-Standard (Universal Mobile Telecommunication System) in Deutschland vor knapp zwei Wochen mit einem Rekorderlös von fast 100 Milliarden DM versteigert. Sechs Konsortien waren zum Zuge gekommen. Sie wollen 2003 mit dem Netzbetrieb beginnen.
Die Diskussionen über Gesundheitsbelastungen nähmen in dem Maße zu, wie sich UMTS massenhaft verbreite, sagte Link. "Entsprechend wird die Bereitschaft der Vermieter abnehmen, Sende- und Empfangsanlagen für den neuen Standard zu akzeptieren." Experten schätzen, dass in den nächsten Jahren bis zu 40.000 Standorte für UMTS- Sendeanlagen gesucht werden. Wenn die Vermieter sich zurückhalten, "bekommen die Netzbetreiber Probleme mit der Flächendeckung", sagte Link, vor allem jene Konsortien, die noch nicht über Standorte in Deutschland verfügten. Bei der Auktion hatte auch eine Bietergemeinschaft aus der spanischen TelefÛnica und der finnischen Sonera eine Lizenz aus zwei Frequenzblöcken ersteigert. "Dauerhaft werden nicht alle sechs Konsortien eigenständig überleben", sagte Link.
Dabei verspricht die neue Technik kräftig wachsende Geschäfte und einen weiteren Boom im Mobilfunk, wie Link schätzte, "sofern es einen gradlinigen Verlauf gibt". Die Investitionen sollten sich demnach in sieben bis acht Jahren bezahlt machen. Den ersten Sendemast für die neue Technik errrichteten Spezialisten am vergangenen Donnerstag im sächsisch- anhaltinischen Schopsdorf.
Die Anbieter umwerben die künftigen Anwender besonders mit dem Versprechen auf eine bis zu zwei Megabit pro Sekunde schnelle Datenübertragung, die auch die ruckelfreie Übermittlung von bewegten Bildern ermöglichen soll. Im mobilen Betrieb reduzieren sich allerdings die Übertragungsraten auf etwa doppelte ISDN- Geschwindigkeit.
Link setzt darauf, dass das Interesse der Verbraucher an großen Bandbreiten zunimmt. "Die Anwendungen versprechen große Erleichterungen im täglichen Leben." Geplant sind etwa mobile Internetnutzung, komfortable Navigationssysteme oder umfangreiche Telematik- Anwendungen. Noch sind die Deutschen offenbar nicht von UMTS überzeugt. 71 % wollen nach einer Umfrage im Auftrag des Magazins Der Spiegel keine entsprechenden Geräte kaufen.
Als Lockangebot für die schöne neue Welt gilt der GPRS-Standard. Diese Zwischenstufe zu UMTS erlaubt die Übertragung deutlich höherer Bandbreiten als das bestehende Mobilfunksystem GSM, mit dem derzeit Handys betrieben werden. GPRS könne die geplanten UMTS- Angebote aber kannibalisieren, sagte Link.
Derzeit testen einige Mobiltelefongesellschaften GPRS. Bei dieser Technik werden Daten paketweise übermittelt, die erforderlichen Übertragungskanäle werden nicht dauerhaft belegt. Die Abrechnung erfolgt nicht wie derzeit üblich nach Nutzungszeit, abgerechnet werden die übermittelten Datenpakete. GPRS ist für die Netzbetreiber erschwinglich, die Investitionen halten sich nach Expertenschätzungen in Grenzen. Die Anwender benötigen allerdings neue Endgeräte.
Unterdessen haben die Mobilfunkbetreiber Telekom und Mannesmann die frisch ersteigerten Lizenzen noch nicht bezahlt. Das Geld hätte am Freitag überwiesen sein müssen, die Unternehmen wollen erst heute zahlen. Dem Staat entgehen so etwa 13 Millionen DM Zinsen.
[Umweltverbände fordern Erforschung der UMTS-Gefahren]
Online-Anbieter: Flatrate rechnet sich nicht
Aus: Financial Times Deutschland, 4. September 2000, Seite xx (Wirtschaft). [Original]HAMBURG. Der Flatrate-Anbieter Surf1 hat als erstes Unternehmen der noch jungen Branche Ende vergangener Woche aufgegeben. Das Unternehmen, das erst vor wenigen Monaten mit einem günstigen Pauschaltarif fürs Internet gestartet war, stellte beim Amtsgericht Bitburg Insolvenzantrag.
Mehrere andere Anbieter, darunter die mit großem Werbeaufwand gestartete Versatel-Tochter Sonnet, nehmen keine Anmeldungen mehr für das verlustreiche Geschäft entgegen. Die Krise der Flatrate- Branche könnte vor allem Vielnutzer des Web treffen, die über die heimische Telefonleitung surfen. Für sie gibt es erst seit April diesen Jahres überhaupt eine breite Auswahl von Angeboten, bei denen der Gebührenzähler nicht mehr im Minutentakt tickt. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte die Telekom- Tochter T-Online erstmals einen Pauschaltarif eingeführt. Die Konditionen, zu denen die Telekom ihre eigene Tochter bedient, muss sie als marktbeherrschendes Unternehmen auch Konkurrenten anbieten.
Nur vier Monate nach dem Start zeigt sich allerdings, dass das Risiko nur verlagert wurde. Denn abgerechnet wird weiterhin im Minutentakt allerdings nicht mehr beim Endkunden, sondern nun beim Online-Dienst. T-Online und ihre Wettbewerber müssen für jeden Kunden, der sich über die Telefonleitung einwählt, weiter einen festen Minutenpreis an die Telekom zahlen. Das Geschäftsmodell geht in diesem Fall nur auf, wenn einige Flatrate- Kunden den Tarif nicht voll ausnutzen und weniger surfen als erwartet. Das aber war zumindest bei Surf1 nicht der Fall. "80 % der Nutzer haben sich länger im Netz aufgehalten, als wir zuvor kalkuliert hatten", sagte Geschäftsführer Nylis G. Renschler. Dies sei auf Dauer unter den Rahmenbedingungen in Deutschland nicht finanzierbar. Surf1 hatte für private Nutzer eine Flatrate von 139 DM pro Monat verlangt und wollte sie ab 1. September auf 139 Euro umstellen.
Andere Provider wollten sich zu diesem Problem nicht äußern. Allerdings spricht ein Rundbrief von Sonnet an seine Nutzer Bände. "Vor Einführung des 'Internet zum Festpreis'-Tarifs sind die Internet- User im Durchschnitt eine Stunde pro Tag online gewesen. Wir haben kalkuliert, dass sich dies nach Einführung des Festpreises um den Faktor drei bis vier erhöht. Tatsächlich ist es aber so, dass jetzt 80 % der Netzkapazität durch Power-User belegt ist."
Die Probleme haben die Branche so sehr verunsichert, dass der Telekommunikationsanbieter Talkline sich bereits beeilte, darauf hinzuweisen, dass seine Flatrate nicht eingestellt wird. Das bedeutet aber nicht, dass sich der Pauschaltarif für Talkline lohnt. Nur können die breiter aufgestellten Telefonunternehmen ihre Verluste im Flatrate- Bereich leichter durch Gewinne in anderen Feldern ausgleichen als spezialisierte Anbieter. Das gilt vor allem für den Branchenführer T-Online. Zwar versicherte Technikvorstand Eric Danke, die Mischung stimme bei T-Online, einige Flatrate-Kunden surften mehr, andere weniger als nötig, um den Preis von 79 DM pro Monat voll auszunutzen. Doch gleichzeitig bemüht sich das Unternehmen, seine Kunden zur Nutzung des schnelleren DSL-Zugangs zu bewegen.
Am 1. September senkte T-Online den Pauschaltarif für die bis zu zehnmal schnellere DSL-Verbindung gar weit unter den Tarif für die herkömmliche Verbindung über den Telefonanschluss auf 49 DM. "Für die Kunden und für uns ist es sinnvoll, per DSL ins Internet zu gehen", sagte Danke. "T-Online zahlt der Telekom für die DSL- Nutzung keinen rein minutenabhängigen Tarif, sondern ein volumenabhängiges Entgelt." Das heißt, dass für T-Online das Risiko, mit Flatrate-Kunden Verluste einzufahren, stark sinkt. Bisher jedoch ist der DSL- Anschluss nicht weit verbreitet: Etwas mehr als 100.000 Kunden nutzen ihn. Die meisten der 200.000 Flatrate- Kunden von T-Online gehen über die normale Telefonleitung ins Netz. Dass sich das in den Geschäftszahlen des Unternehmens nicht niedergeschlagen hat, dürfte an der Masse der übrigen Surfer liegen: Mehr als fünf Millionen Kunden zahlen bei T-Online weiterhin minutenabhängige Gebühren. T-Online wirbt daher in einer großen Kampagne für die Flatrate aber nur für die mit DSL. [mehr]
[Handelsblatt: Flat-rate Nach drei Stunden Nutzung beginnt das Minus]
Telekom schuld am Flatrate-Sterben
Aus: Yahoo-News, 4. September 2000, 12.30 Uhr (Internet). [Original]BERLIN (ZDNet Deutschland). Am Flatrate-Sterben der vergangenen Tage ist nach Ansicht der Initiative Internet ohne Taktung (IOT) vor allem die Deutschen Telekom schuld. Die jetzige Situation, bei der die Provider im Minutentakt Durchleitungsgebühren in Höhe von knapp zwei Pfennig an den Ex-Monopolisten abführen müssen, ist nach Ansicht der Initiative das einzige Hinderniss für einen wirklich günstigen Pauschaltarif.
"Damit sind die Flatrates zum Scheitern verurteilt, und der Verbaucher ist letztendlich der Dumme", so der Gründer der Initiative, Philipp Sudholt. Eine Flatrate auf Großhandelsebene würde nach Meinung der Initiative Abhilfe schaffen. "Erst dann werden die Angebote stabil und seriös. Zudem könnten auch endlich Preise auf amerikanischem Niveau, also zwischen 30 und 50 Mark erreicht werden", so der Sprecher.
Dafür ist nach Ansicht von IOT jedoch politischer Druck nötig. Von alleine werde die Telekom einen solchen Tarif nicht einführen. "Die Regulierungsbehörde hält aber die Zügel in der Hand, um endlich auch in Deutschland den Weg für einen Pauschaltarif zu ebnen, der jedermann intensive Internet-Nutzung zu einem günstigen Pauschalpreis ermöglicht". [mehr]
Verizon Cuts DSL Prices
Aus: Multichannel-News, USA, 5. September 2000, ??.?? Uhr MESZ (Internet). [Original]NEW YORK. Verizon Communications' Verizon Online said Tuesday [5.9.2000] that it cut its monthly digital-subscriber-line rates and waived its connection fees for first-time subscribers.
Residential customers in the Midwest, Southeast and West Coast can now pay $39.95 per month for the Verizon Online "Bronze Plus" DSL service, which had previously cost $49.95. In the Northeast and mid-Atlantic region, the price of "Personal DSL" was reduced to $39.95 in July. The price reductions are available to both new and current customers. Through Dec. 31, Verizon Online is promoting a free modem to new subscribers.
9.9.2000 (t-off). Und im Press Release von Verizon heißt es: Verizon Online's Bronze Plus DSL service available to residential customers in the Midwest, Southeast and West Coast is now $39.95 per month, a 20 percent decrease from $49.95. It offers connection speeds of up to 768 Kbps downstream and up to 128 Kbps upstream.
This reduction brings pricing for consumers in line with pricing for Verizon Online's Personal DSL service for residential customers in the Northeast and Mid-Atlantic region which also was reduced to $39.95 in July. Personal DSL and Personal DSL Plus, the entry-level package for small businesses, offer connection speeds of up to 640 Kbps downstream and up to 90 Kbps upstream.
Small businesses nationwide also will enjoy new lower prices for Verizon's DSL. In the Midwest, Southeast and Western states, the entry-level price for Bronze Plus DSL service has been cut more than 20 percent from $91.50 to $69.95. In the Mid-Atlantic and Northeast region, the price for Personal DSL Plus has been reduced from $64.95 to $49.95. The prices for small business are still different in the former GTE and Bell Atlantic regions due to feature differences in the DSL service. (...)
Verizon Communications, formed by the merger of Bell Atlantic and GTE, is one of the world's leading providers of communications services. Verizon companies are the largest providers of wireline and wireless communications in the United States, with more than 100 million access line equivalents and more than 25 million wireless customers. A Fortune 10 company with more than 260,000 employees and approximately $60 billion in 1999 revenues, Verizon's global presence extends to 40 countries in the Americas, Europe, Asia and the Pacific. For more information on Verizon, visit www.verizon.com.
Öffentlich-rechtlich im besten Sinne: Das Web
Internet-Gebühren?
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 6. September 2000, Seite 34 (Medien). Kommentar von MONIKA HALKORT. [Original]Vielleicht ist es ja nur ein Missverständnis. Und Dieter Stolte hat es gar nicht so gemeint. Lautes Nachdenken ist schließlich erlaubt. Aber wenn der Intendant eines öffentlich-rechtlichen Senders über die Möglichkeit eines öffentlich-rechtlichen Internets nachdenkt, muss man hellhörig werden. So etwas sagt man nicht ohne Absicht. Und schon gar nicht nebenbei.
Was also kann er damit gemeint haben, als er über die Möglichkeiten eines öffentlich rechtlichen Internets sprach? Wieso kommt er auf die Idee, ein öffentlich- rechtliches Internet einzufordern, wo es doch den öffentlich- rechtlichen Rundfunk gar nicht mehr gibt? Dem Wort nach mag Stolte sich seinem Auftrag ja noch verpflichtet fühlen. De facto aber werden weder ZDF noch ARD ihrem öffentlich- rechtlichen Auftrag gerecht. Denn laut Rundfunkrecht ist öffentlich rechtlichen Sendeanstalten die Wahrnehmung der Interessen aller Bevölkerungsgruppen vorgeschrieben. Das aber bedeutet Nischen- und Minderheiteninteressen aktiv wahrzunehmen und durch intelligente Programmgestaltung den allgemeinen Bildungsauftrag zu erfüllen. Stattdessen können wir Tag für Tag live miterleben, wie die Rundfunkgebühren als teures Alibi benutzt werden, um Qualität zu belegen, wo längst die seichte Belanglosigkeit regiert.
Aber vielleicht liegt das Missverständnis auch woanders. Denn welches Medium könnte sich heute aufrichtig als öffentlich-rechtlich bezeichnen wollen, wenn nicht das Internet? Das Netz bietet unendlich viele Sendeplätze für ausnahmslos alle Mitglieder der Weltgemeinschaft. Nicht öffentlicher Auftrag, sondern persönliches Interesse bestimmt das Programmangebot. Klar hat das auch seine Schattenseiten. Denn das freie, dezentrale Prinzip des Netzes schließt auch Kriminelle, Pornoproduzenten und blind fanatische Rechtsradikale nicht zwangsläufig von der Sendelandschaft aus. Und dennoch scheinen Millionen Deutsche und Weltbürger das Internet den traditionellen Medien vorzuziehen. Denn im Netz hat man die Möglichkeit mitzumachen und zurückzureden. Im Fernsehen nicht.
Lineare Sendestrukturen sind im interaktiven Medienzeitalter zwangsläufig im Nachteil. Aber anstatt mit Trotz und Rückwärtsgewandtheit zu reagieren, sollten Fernsehmacher lieber drüber nachdenken, wie sie mit intelligenten Konvergenzformaten die Nachteile des Einwegmediums Fernsehen wieder wettmachen, um das wählerische Publikum der Internet- Generation nicht vollkommen aus dem Blick zu verlieren.
Den öffentlich-rechtlichen Anspruch ernst nehmen heißt, den Zusehern freie Wahl geben. Nicht die Wahl zwischen zugucken oder abschalten. Sondern die Wahl mitzugestalten und sich wiederzufinden im Programmangebot. Technische Barrieren sind da das kleinere Übel. Die wahre Herausforderung liegt in der Änderung der Sendementalität. Denn im Gegensatz zu den öffentlich- rechtlichen Medien repräsentiert das Internet nicht bestehende Machtverhältnisse. Es gibt vielmehr der demokratischen Vielfalt Ausdruck, indem es jedem eine Stimme verleiht. Niemand würde sich dort von den Heilsbotschaften religiöser Moralapostel oder Parteienvertreter zwangsbeglücken lassen. In den staatlichen Rundfunkanstalten dagegen sichert das Rundfunkrecht den Parteien und Kirchenvertretern nach wie vor per Gesetz freie Sendeminuten zu. Die Idee der repräsentativen Öffentlichkeit in den Medien mag in den 50er Jahren funktioniert haben. Der Realität der vernetzen Wissensgesellschaft wird diese Auffassung von Öffentlichkeit jedoch längst nicht mehr gerecht. Doch anstatt in Anbetracht der neuen Informationsvielfalt nach alten Privilegien zu schreien, wäre es an der Zeit, das traditionelle Verständnis von Öffentlichkeit im Rundfunkrecht zu hinterfragen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Denn auch wenn das Fernsehen sich gerne als Massenmedium ausgibt, hat es die ernsthafte Auseinandersetzung mit den Zuschauern selten gesucht.
Was also wollte Dieter Stolte mit der Idee eines öffentlich-rechtlichen Internets vorschlagen? Werden wir demnächst per Gesetz dazu gezwungen, mit dem Kauf eines PCs eine Pauschalabgabe für ZDF und MSNBC zu zahlen? Wir werden den Intendanten ausführlich dazu befragen müssen. Denn ein Exklusivrecht auf Internet- Steuer kann er ja wohl nicht damit gemeint haben. Oder etwa doch?
Telekom will politische Mandate von Mitarbeitern nutzen
[Ed: hm, haben die das nicht schon immer gemacht?]
Aus: Yahoo-News, 6. September 2000, 6.00 Uhr (Politik). [Original]HAMBURG (ots). In der Spitze der Telekom wird offenbar daran gearbeitet, den Einfluss des Konzerns auf allen politischen Ebenen zu verstärken [Ed: Scientology läßt grüßen]. Das berichtet das Hamburger Magazin Stern in seiner neuen, am Donnerstag [7.9.2000] erscheinenden Ausgabe. In einem Papier wurden Direktoren und Abteilungsleiter aufgefordert, unter den mehr als 170.000 Mitarbeitern des Unternehmens diejenigen ausfindig zu machen, die "Mandate in Parlamenten (Bundestag, Landtag, Kommunalparlamente) oder sonstige politische Funktionen" innehätten. In einer "Einverständniserklärung" sollen die Mandatsträger ihre Zustimmung dazu geben, dass ihre politische Funktion im Zentralbereich Ordnungs- und Wettbewerbspolitik, Leiter Hans-Willi Hefekäuser, gespeichert wird.
"Dieses bislang ungenutzte Potenzial" könne genutzt werden, "um unsere unternehmensstrategischen Botschaften zu platzieren", heißt es in dem Schreiben weiter. Telekom- Mitarbeiter mit einem politischen Mandat könnten als "Multiplikatoren dienen, indem sie unsere Positionen in die jeweiligen politischen Gremien einbringen". Auch sollen sie nach den Vorstellungen des Unternehmens "eine Art Frühwarnfunktion ausüben, in dem sie auf relevante Themen, die in den Gremien diskutiert werden, aufmerksam machen". Ein "kontinuierlicher Meinungsaustausch" zwischen den Mandatsträgern und der Unternehmensleitung soll durch "regelmäßige Mandatsträgerkonferenzen etabliert werden" .
Telekom will beim Kabelnetzverkauf Callahan bevorzugen
Aus: vwd-Wirtschaftsdienst, 6. September 2000, 10.13 Uhr (Telekommunikation). [Original]FRANKFURT/MAIN. Beim Verkauf des Fernsehkabelnetzes der Deutsche Telekom AG, Bonn, will das Unternehmen nach vertraulichen Strategiepapieren und Vorstandsvorlagen, die dem Anlegermagazin Die Telebörse vorliegen, das US-Unternehmen Callahan Associates International LLC, Denver, "bevorzugen" [Ed: da dieses die d-Box akzeptiert nix Kabelmodem nach DOCSIS]. Der Mitbewerber UPC soll komplett heraus gehalten werden [Ed: da er sich u. a. nicht die langsame d-Box vorschreiben lassen will], zitiert das Magazin aus den Unterlagen. Die Telekom plant nach Angaben der Telebörse zusätzliche weitreichende Kooperationen mit Callahan.
Telekom-Vorstandsvorsitzender Ron Sommer will das Unternehmen beim Kauf der zweitgrößten deutschen Kabelnetz- Gesellschafft TeleColumbus "unterstützen" sowie über "eine Beteiligung an Callahan" nachdenken, heißt es weiter. Auf diese Weise könnte die Telekom Bilanzwerte von mehreren Mrd DM heben, zugleich aber die Kontrolle über wesentliche Teile des Kabelnetzes behalten und damit zu einem Marktführer im künftigen Multimedia Geschäft aufsteigen. Wie das Magazin weiter berichtet, wird Sommer durch den Teilverkauf des Kabelnetzes deutlich mehr erlösen als bisher bekannt. Callahan habe allein für 55 % des nordrhein- westfälischen Kabelnetzes 2,3 Mrd Euro geboten. Das gesamte deutsche Netz sei jedoch sechs mal so groß und stünde bisher nur mit 3 Mrd Euro in der Bilanz. [mehr]
Regierung plant Abgabe auf Computer und Internet
Novelle des Urheberrechtsgesetzes / Kritik von FDP und CSU
Aus: Yahoo-News, 6. September 2000, 14.16 Uhr (Politik). [Original]BERLIN. Die Regierungspläne für eine Urheberrechtsabgabe auf Computer, Telekommunikationsgeräte und Internet- Anwendungen sind von den Oppositionsfraktionen im Bundestag scharf kritisiert worden. Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle forderte die Regierung heute in Berlin auf, dieses Vorhaben unverzüglich zu stoppen. Der medienpolitische CSU-Landesgruppensprecher Martin Mayer nannte die Pläne für eine "massive Ausweitung" der Urheberrechtspauschalen "völlig unangemessen, verbraucher- und wettbewerbsfeindlich".
Nach den Plänen der Bundesregierung soll ebenso wie bereits heute schon auf Kopiergeräte künftig auch auf PCs, CD-Brenner, Drucker, Festplatten und ISDN- Anlagen eine Vervielfältigungsabgabe zu Gunsten der Autoren und sonstigen Urheber gezahlt werden. Ein entsprechender Bericht der Berliner Zeitung wurde von einem Sprecher des Bundesjustizministeriums im Grundsatz bestätigt. Der Sprecher dementierte jedoch, dass es sich um eine "drastische" Abgabe handeln werde.
Der Plan, die Abgabe auch auf die Geräte der modernen Informations- und Kommunikationstechnik auszudehnen, sei bereits Bestandteil des im Juli vom Kabinett verabschiedeten Vergütungsberichts der Bundesregierung, sagte der Sprecher. Vorgesehen sei für die Novelle des Urheberrechtsgesetzes eine "angemessene" Vergütung, um auch die Urheber und Autoren, deren Werke mit den modernen Datengeräten vervielfältigt werden können, am technischen Fortschritt teilhaben zu lassen. Festlegungen über die Höhe der Abgabe gebe es aber noch nicht.
In dem Zeitungsbericht werden Berechnungen der Industrie angeführt, wonach die Gebühr die Geräte um bis zu 30 Prozent verteuern würde. Das Blatt zitiert zudem den Vize- Chef des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (BITKOM), Jörg Menno Harms, mit der Schätzung, dass die zusätzliche Abgabenlast etwa eine Milliarde Mark pro Jahr betragen werde.
Das Geld würde ebenso wie bisher die Kopierabgabe an so genannte Verwertungsgesellschaften fließen, die es an die Autoren von Texten, Filmbeiträgen und Musiktiteln verteilen. Demgegenüber behauptete Brüderle, wieder einmal sollten "die neuen Medien die Kassen der Bundesregierung füllen, diesmal über eine Urheberrechtsabgabe".
Mayer hingegen widersprach dem Vorhaben der Regierung nicht prinzipiell. Es sei im Sinne des Urheberschutzes folgerichtig, neben klassischen Vervielfältigungsgeräten künftig auch digitale Geräte sowie Speichermedien in die Vergütungspflicht einzubeziehen. Entscheidend sei die Höhe dieser Abgaben. Die Bundesregierung sei aufgefordert, eine wettbewerbs- und verbraucherfreundliche Regelung zu finden. [Gesetzgebungsvorhaben des Bundes]
Netzbetreiber Callahan: Kabelgebühren sind furchtbar niedrig
Aus: Yahoo-Finanzen, 6. September 2000, 18.53 Uhr (Internet). [Original]STUTTGART. Das amerikanische Unternehmen Callahan, Mehrheitseigner der TV-Kabelnetze in Nordrhein-Westfalen und Baden- Württemberg, hält die Kabelgebühren in Deutschland für "furchtbar niedrig". Das sagte der Chef des Netzbetreibers, Richard J. Callahan, beim Auftakt des Zukunftsforums "Kabel 21" heute in Stuttgart. Die Zuschauer sollten in Zukunft Pakete mit unterschiedlichen Angeboten und Preisen wählen. Callahan will ab Sommer 2001 pro Monat 100.000 Haushalte auf das neue Breitband-Kabelnetz umrüsten, über das auch ein schneller Internet- Zugang und Multimedia-Dienste in die Wohnzimmer kommen sollen.
Der ARD-Vorsitzende Peter Voß kritisierte, dass der für interaktives Fernsehen vorgesehene Rückkanal auf dem bisher für die öffentlich-rechtlichen Sender reservierten Platz eingerichtet werden soll. "Die Zuschauer werden massive Probleme bekommen, ihre Sender wiederzufinden," sagte Voß, der auch Intendant des Südwestrundfunks (SWR) ist. Außerdem stellte Voß die Einspeisungsentgelte der Fernsehsender für das Kabelnetz in Frage. In anderen Ländern würde der Netzbetreiber den Sendern sogar eine Vergütung für ihr Angebot zahlen.
Der Telekom-Beauftragte für Breitbandkabel, Franz Arnold, wies die Kritikpunkte als "Übergangsschwierigkeiten" in der Phase nach der Monopolstellung der Deutschen Telekom zurück. Der Rückkanal müsse auf dem vorgesehenen Platz eingerichtet werde, weil der Schritt dem internationalen Standard entspreche. Bei einem völligen Ausstieg der Telekom aus dem Kabelgeschäft wären die Probleme der Übergangsphase "dramatisch" gewesen.
Das Unternehmen hatte gemäß EU-Vorgaben die Verantwortung für das 460.000 Kilometer lange Netz auf neun regionale Gesellschaften übertragen. In Hessen wurden außerdem bereits 65 Prozent der Anteile an ein europäisches Konsortium verkauft, in Nordrhein-Westfalen und mit Wirkung zum 1.1.2001 in Baden-Württemberg erwarb Callahan 55 Prozent von der Telekom. Auf dem Zukunftsforum "Kabel 21" wollen Politiker mit Vertretern aus der Medien- und Telekommunikationsbranche über die Möglichkeiten des geplanten Breitband-Kabelnetzes diskutieren. Die Resultate sollen im März 2001 vorgestellt werden. [mehr]
Flatrate-Anbieter hoffen auf Unterstützung
Aus: Handelsblatt, 6. September 2000, 23.19 Uhr, Seite ?? (IT + Telekommunikation). [Original]DÜSSELDORF (jgo). "Wir haben das Sterben der Flatrate-Anbieter immer befürchtet", sagt Philipp Sudholt, Initiator der Initiative "Internet ohne Taktung". "Es kann natürlich nicht die Lösung sein, dass ein Anbieter die Telefonrechnung der Nutzer zahlt. Das hält keiner lange durch." Dennoch habe die Pleitewelle auch eine gute Seite. "Jetzt ist das Bewusstsein dafür da, dass die Politik das Thema angehen muss", hofft Sudholt. Um in Deutschland dem Internet zum Festpreis zum Durchbruch zu verhelfen, seien anstelle minutenabhängiger Durchleitungsgebühren pauschale Entgelte erforderlich.
Auch Anya Elis vom Flatrate-Anbieter Sonnet setzt auf einen Stimmungswandel. "Wenn jetzt immer mehr Unternehmen mit der Flatrate scheitern, dann ist es höchste Zeit für die Politik und für die Regulierungsbehörde, aktiv zu werden."
Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), in dem sich 50 Telekom- Konkurrenten zusammen geschlossen haben, sagte Handelsblatt.com, es sei "dringend erforderlich, dass pauschale Entgelte eingeführt werden". Grützner sieht eine "reale Chance", dass die Regulierungsbehörde jetzt von ihrer Position abrückt. "Es kann schließlich nicht angehen, dass der Regulierer erst dann eingreift, wenn alle Spieler mit gebrochenen Beinen auf dem Platz liegen."
Billiganbieter schaffen Fakten
Grützner zufolge haben einige kleine Anbieter der Telekom mit ihren Angeboten die Bälle zugespielt. Solange es Unternehmen gebe, die unter dem Druck, schnell in den Markt zu kommen fragwürdige Verträge mit der Telekom abgeschlossen hätten, habe nämlich die Spruchpraxis gegolten, dass derartige Bedingungen "marktüblich" seien. Große Unternehmen hätten sich wegen der Businesspläne zwar die Haare gerauft, seien aber gezwungen gewesen, auch bei inakzeptablen Ausgangsbedingungen mitzuziehen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Da die deutsche Regulierungspraxis eine klare Linie vermissen lasse und sich eher an Fall-zu-Fall- Entscheidungen orientiere [Ed: durchhangelt!], litten viele Unternehmen außerdem unter geringer Planungssicherheit.Besondere Sorge bereitet dem Verband derzeit der XXL-Tarif der Telekom, der an Sonntagen kostenlose Telefonate und Internet- Nutzung erlaubt. Die Telekom argumentiere zwar, nicht wenige Kunden würden sich den kostenpflichtigen Service zulegen, ohne ihn wirklich zu nutzen, aber eine derartige Mischkalkulation sei wenig plausibel. "So blöd sind die Kunden natürlich nicht", meint Grützner.
Zumindest auf lange Sicht ist der VATM- Geschäftsführer indes zuversichtlich, dass sich im Markt kapazitätsorientierte Abrechnungsmodelle mit vergleichbaren Ausgangsbedingungen durchsetzen werden. Für Flatrate- Befürworter Sudholt ist eine Änderung schon in Sicht. "Wir sind einer Lösung sehr viel näher gekommen", sagt er und verweist auf prominente Unterstützung. Dass ein Unternehmen wie AOL die Initiative vereinnahmen könne, glaubt er nicht. Die Argumente seien schließlich vernünftig, findet Sudholt. Zudem sei es nach wie vor ein Kampf wie zwischen David und Goliath, bei dem der Staat als Telekom- Großaktionär zugleich die Spielregeln mit bestimme. Mut machen sich derzeit auch die verbliebenen Flatrate- Anbieter, auch wenn Elis von Sonnet sagt: "Über T-Online traut sich keiner zu schimpfen, auch wir nicht." Elis hofft darauf, dass sich außer FDP- Chef Wolfgang Gerhard noch mehr Politiker des Themas annehmen.
Jobmaschine Flatrate
Im Februar hatte AOL der Politik immerhin schon eine Argumentationshilfe an die Hand gegeben. Im Auftrag des Online- Dienstes hatte das Europäische Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW) an der Universität Potsdam ermittelt, dass allein die Einführung einer Flatrate das Brutto- Inlandsprodukt um 0,5 % steigen lassen würde. Die Forscher rechneten in ihrem Gutachten zudem mit bis zu 400.000 neuen Arbeitsplätzen.
Telekom setzt Forderungen zur Zusammenschaltung nicht durch
Aus: vwd-Wirtschaftsdienst, 6. September 2000, 23.52 Uhr (Telekommunikation). [Original]FRANKFURT/MAIN. Deutsche Telekom AG, Bonn, hat ihre Vorstellungen von Struktur und Höhe der Zusammenschaltungsentgelte bei der Aufsichtsbehörde nicht durchgesetzt. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in ihrer Donnerstagausgabe [7.9.2000] schreibt, hätten auch einige Wettbewerber, die im Sommer überraschend dafür plädiert hatten, die entfernungsabhängige Tarifstruktur beizubehalten, keinen Erfolg gehabt. So hat der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle, gegenüber der FAZ bekräftigt, dass es zu einer Neuordnung der Zusammenschaltung kommen werde.
Die Behörde entscheidet am 8. September über einen entsprechenden Antrag von Mannesmann Arcor AG & Co, Frankfurt, wie die Zeitung weiter berichtet. Mannesmann Arcor hat die Behörde angerufen, weil sie sich in Verhandlungen mit Deutsche Telekom nicht auf einen neuen Vertrag über die Zusammenschaltung der Netze hatte einigen können. [mehr]
Mit UMTS die Revolution vorantreiben
T-Mobile Chef Ricke über den Preis der UMTS-Lizenz, die Möglichkeiten des neuen Mobilfunks und Akquisitionen in den USA
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 7. September 2000, Seite 25 (Wirtschaft). Das Interview führte CORINNA VISSER. [Original]KAI-UWE RICKE ist Vorstandsvorsitzender der T-Mobile International AG. In der Holding bündelt die Deutsche Telekom ihre Mobilfunkaktivitäten. Ricke, Jahrgang 1961, war bis 1997 Vorsitzender der Geschäftsführung der Talkline GmbH, bevor er 1998 zu T-Mobil wechselte. Den Vorstandsvorsitz der T-Mobile übernahm er im Februar.
TAGESSPIEGEL: Herr Ricke, T-Mobil hat 16,7 Milliarden Mark für eine UMTS-Lizenz in Deutschland bezahlt. Warum ist UMTS so viel wert?
Ricke: All das, was heute im Festnetz möglich ist und mehr wird künftig mobil, global, rund um die Uhr und unmittelbar abrufbar. Mit UMTS wird die nächste Stufe in der Revolution zur Informationsgesellschaft erreicht.
TAGESSPIEGEL: Wie sehen die konkreten Produkte und Dienstleistungen im UMTS- Netz aus?
Ricke: Das geht vom Zugang zum Internet über den Zugang zu Firmennetzen, personalisierten und lokalisierten Informationen bis hin zu Videokonferenzen, Einkaufs- und Unterhaltungsangeboten. Wir haben vier Trümpfe in der Hand: Wir wissen, wo der Kunde ist, wir wissen, wie kreditwürdig er ist, wir haben seine Identität und machen ihn mobil. Um diese Themen herum können wir eine Palette von Diensten stricken. Die werden wir nicht alle selbst entwickeln. Der Erfolg des Modells wird darin bestehen, dass andere Anbieter unsere Plattform nutzen, um ihre Produkte an unsere Kunden zu bringen.
TAGESSPIEGEL: Wie werden Sie Geld verdienen?
Ricke: Es wird verschiedene Einnahmequellen geben. Die Einnahmen aus dem Sprachverkehr werden rückläufig sein. Dafür werden die Kunden verstärkt Daten versenden angefangen bei den E-Mails. Darüber hinaus erwarten wir, im Jahr 2010 zwischen 20 und 25 % der Einnahmen mit Provisionen zu erzielen, wenn wir Dienstleistern unseren Kundenstamm als Vertriebskanal zur Verfügung stellen.
TAGESSPIEGEL: Werden sich die Kunden UMTS überhaupt leisten können?
Ricke: Ich denke nicht, dass die Preise steigen werden, weil die Kosten für die UMTS-Lizenzen und den Netzaufbau so hoch sind. Im Gegenteil, der Preisdruck wird wegen der hohen Investitionen eher zunehmen. Wir reden über Verdrängungswettbewerb.
TAGESSPIEGEL: Mit wie vielen Kunden rechnen Sie?
Ricke: Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2010 mit mindestens 25 Millionen Anschlüssen einen Marktanteil von mehr als 30 % haben werden. Pro Kunde erwarten wir zu diesem Zeitpunkt einen Umsatz von 60 Euro.
TAGESSPIEGEL: Wann werden Sie mit UMTS die Gewinnzone erreichen?
Ricke: Aus unserer Sicht ist UMTS die Weiterentwicklung unseres bisherigen Geschäfts, den Kundenstamm haben wir ja schon. Und wir sind bereits ein profitables Unternehmen. Wir bezahlen einmalig 16,7 Milliarden Mark, der Rest sind Netzinvestitionen. Der Aufbau des UMTS-Netzes wird acht bis zwölf Milliarden Mark kosten.
TAGESSPIEGEL: Wann beginnt der Aufbau?
Ricke: Wir nehmen gerade die Lieferanten unter die Lupe. Spätestens im Oktober werden wir uns auf einen oder mehrere präferierte Lieferanten festlegen. Unser Ziel ist, bereits im Jahr 2002 umfangreiche Tests durchzuführen und sehr frühzeitig im Jahr 2003 mit dem kommerziellen Betrieb zu beginnen.
TAGESSPIEGEL: Wird es in Deutschland tatsächlich sechs UMTS- Netzbetreiber geben?
Ricke: Ich halte das auf lange Sicht für unwahrscheinlich.
TAGESSPIEGEL: Wo kauft T-Mobile weitere UMTS- Lizenzen?
Ricke: Wir wollen uns jetzt auf Frankreich konzentrieren und die Länder, in denen wir bereits heute über Tochterunternehmen oder Beteiligungen präsent sind. Auch in Schweden haben wir uns gerade mit einem Konsortium beworben.
TAGESSPIEGEL: Warum wollen Sie unbedingt nach Frankreich und lassen Italien außen vor?
Ricke: In Italien hätten wir der fünfte Betreiber werden können, in einem Markt der sehr weit entwickelt ist. In Frankreich geht es um den vierten Netzbetreiber, in einem Markt, der viel mehr Entwicklungschancen bietet.
TAGESSPIEGEL: Wann kommt T-Motion, die gemeinsame Tochter von T-Mobile und T-Online, auf den Markt?
Ricke: In einem ersten Schritt, wird T-Motion sein Angebot in Deutschland, England und Österreich auf den Markt bringen. In Deutschland beginnen wir noch im September. Ein Schwerpunkt des Internet- Portals T-Motion werden Informationsangebote sein, die auf den aktuellen Aufenthaltsort des Kunden zugeschnitten sind.
TAGESSPIEGEL: UMTS tritt an die Stelle der GSM-Technik. Warum übernimmt T-Mobile trotzdem in den USA die GSM-Netzbetreiber VoiceStream und Powertel?
Ricke: GSM ist die Basis für die Weiterentwicklung. Die Bedingungen für UMTS sind in den USA gegenwärtig noch nicht geklärt. Es besteht also das Risiko, dass UMTS dort erst deutlich verzögert eingeführt wird. Aber mit GSM haben wir die Möglichkeit, eine einheitliche, hochmoderne Plattform zu installieren, die US-weit breitbandige Mobilfunkdienste anbietet. Bis UMTS in den USA kommt, können wir dort durchaus 20 Millionen Kunden gewinnen.
TAGESSPIEGEL: Planen Sie weitere Übernahmen in den USA?
Ricke: Wir wollen weitere Frequenzen zum Beispiel im Großraum Los Angeles erwerben.
TAGESSPIEGEL: Wegen der VoiceStream- Übernahme haben Sie den Börsengang verschoben. Wann geht T-Mobile an die Börse?
Ricke: So schnell wie es der Abschluss der VoiceStream- Transaktion erlaubt. Ich gehe davon aus, dass wir sie in der ersten Jahreshälfte 2001 abschließen können.
Kabelnetze: Neue Eigner alte Streitpunkte
Aus: Heise-Newsticker, Hannover, 7. September 2000, 10.52 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]STUTTGART (jk/c't). Drei Kabelnetze Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg sind bereits verkauft, bei den sechs restlichen steckt die Deutsche Telekom AG noch in Verhandlungen. Doch was die Privatisierung des Breitband-Kabelgeschäfts den Beteiligten vom Programmanbieter bis zum Endverbraucher letztlich bringt, ist bislang noch kaum erkennbar. Im Zukunftsforum Kabel 21 will die Baden- Württembergische Landesregierung nun klären, wohin die Reise geht und im Dialog mit der Callahan-Gruppe, der Telekom, der Landesanstalt für Kommunikation und weiteren Partnern gemeinsam Lösungen und Strategien erarbeiten. Zur Auftaktveranstaltung am gestrigen Mittwoch in Stuttgart war der Käufer der Kabelnetze mit 2,2 Millionen Teilnehmern in dem südwestlichen Bundesland, Richard Callahan, persönlich aus Denver (Colorado) angereist.
Die offenen Fragen sind zugleich die alten Streitpunkte. Dazu gehören insbesondere der diskriminierungsfreie Netzzugang, die Kanalbelegung bei der Umstellung auf digitale Übertragungstechniken sowie die Tarifierungspolitik. So sind die Entgelte, die die Telekom bisher für die Kabeleinspeisung verlangte, den Programmveranstaltern ein Dorn im Auge. "In den USA verlangen die Netzbetreiber kein Entgelt für die Einspeisung", klagte der ARD- Vorsitzende Peter Voß, aber hierzulande werde "an beiden Enden der Wurst" kassiert, bei den Sendern und bei den Konsumenten Dagegen hat die ARD gemeinsam mit dem ZDF eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht.
Bislang eher Gegenspieler der Liberalisierung des Rundfunks und der Telekommunikation, wird jetzt immer deutlicher, daß öffentlich-rechtliche und private Sender dieselben Probleme plagen. Der Präsident des Verbands Privater Rundfunk und Telekommunikation, Jürgen Doetz, beobachtet mit Sorge, daß die Kabelnetzbetreiber unter dem Druck der Refinanzierung ihrer Investitionen selbst Inhalte anbieten müssen und dann womöglich den eigenen Programmen einen leichteren Zugang zu ihren Netzen verschaffen als anderen Marktteilnehmern. "Wir werden uns nicht, weil wir auf das Kabel angewiesen sind, zum rechtlosen Spielzeug der kommerziellen Interessen von Kabelbetreibern degradieren lassen", kündigte er mit starken Worten an. "Wir produzieren teuren Content und wollen deshalb an den Einnahmen derer partizipieren, die als Transportunternehmen mit unserem Content Geld verdienen".
Obwohl direkt angesprochen, hielt sich Callahan, der sich selbst als "Breitband- Mann zu Lande, zu Wasser und in der Luft" beschreibt, zu den Konfliktpunkten der bundesdeutschen Medienlandschaft bedeckt und äußerte sich nur in Allgemeinplätzen. "Wir werden das mit den Kunden herausarbeiten", erklärte er. Ob 'free' oder 'Pay-TV' ist für ihn nicht die Frage; das Ziel sei ein umfassendes Angebot von Programmen und Diensten. "Wir wollen alles dabeihaben", erklärte er in Stuttgart. "Wir wollen Optionen schaffen, die den Kunden eine Auswahl bieten und für die sie auch bereit sind zu zahlen." Auf die Details seines Geschäftsmodells, und wie er sich zu positionieren gedenkt, werden die hiesigen Kontrahenten noch einige Zeit warten müssen.
Der Dialog mit dem neuen Herrn der Netze in Nordrhein- Westfalen und Baden- Württemberg wird jedenfalls fortgesetzt. In vier Foren geht es im Oktober um Inhalte und Vermarktung, im November um die technischen Fragen des Netzausbaus, im Januar um die Digitalisierung der Rundfunklandschaft und im Februar um den Nutzen für die Kunden. Interessenten können die Diskussion unter www.Kabel21.lfk.de mitverfolgen.
VATM dringt in USA auf Bedingungen für Telekom-VoiceStream-Kauf
Aus: Yahoo-Finanzen, 7. September 2000, 17.13 Uhr (Politik). [Original]FRANKFURT/WASHINGTON 7. Sep. Die im Branchenverband VATM zusammen geschlossenen Wettbewerber der Deutschen Telekom dringen in den USA darauf, dass die Telekom den Mobilfunkanbieter VoiceStream nur unter strengen Auflagen übernehmen darf. In einer vorbereiteten Stellungnahme zu einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus am Donnerstag in Washington verlangt der VATM, dass die Telekom vor dem Zukauf ihr wettbewerbsfeindliches Verhalten auf dem deutschen Markt aufgebe. Zudem dürften die deutsche Regierung als Mehrheitseigner der Telekom und die Regulierungsbehörde als Wettbewerbsaufseher dem diskriminierenden Verhalten nicht länger passiv zuschauen und den ehemaligen Monopolisten bevorzugen.
Die Telekom habe in den vergangenen Jahren "ihren traditionellen Markt nicht nur mit unfairen Mitteln verteidigt, sondern auch ihre Wettbewerber vom Markteintritt abgehalten", heißt es in der schriftlichen Erklärung eines vom VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) beauftragten US-Rechtsanwalts. Der VATM sieht vor allem bei schnellen Internet-Verbindungen via DSL und modernen Mobilfunk-Diensten Wettbewerbsbehinderungen durch die Telekom. Im Festnetz verlange die Telekom von ihren Wettbewerbern zudem "drückende" Gebühren für die Zusammenschaltung der Netze.
Neben der Telekom wird auch die deutsche Regierung scharf angegriffen. "Um den Wert des Investments zu stützen, verhält sich die deutsche Regierung in hohen Maß protektionistisch gegenüber der im Staatsbesitz befindlichen Deutsche Telekom AG und versucht auf vielen Wegen den Wettbewerb zu unterbinden und kleinzuhalten", heißt es in der Erklärung.
Im Repräsentantenhaus wird am frühen Donnerstagabend (17.00 Uhr MESZ) eine Anhörung über den Zutritt von ausländischen Gesellschaften mit mehrheitlichem Staatsbesitz auf dem US-Telekom- Markt statt finden. Die Parlamentarier wollen sich vor dem Hintergrund der geplanten Übernahme von VoiceStream durch die Telekom ein Bild vom Stand der Liberalisierung auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt machen. Unter anderem wird der gegenüber der Übernahme kritisch eingestellte US-Senator Ernest Hollings erläutern, warum er per Gesetz verhindern will, dass die FCC künftig Ausnahmegenehmigungen bei der Übernahme von US-Telekomunternehmen durch ausländische Konzerne mit mehr als 25 % Staatsbesitz erteilen darf. Sollte dieses von der US-Regierung abgelehnte Gesetz eine Mehrheit finden, wäre der Kauf von VoiceStream durch die Telekom gescheitert. Zu dem freundlichen Übernahmeplan der Telekom sollte sich auch der VoiceStream- Vorstandschef, John Stanton, äußern.
Der VATM vertritt in Deutschland mehr als 50 Wettbewerber der Telekom, darunter zahlreiche US-Telekom- Unternehmen. Die Wettbewerber drohen der Telekom nach den Worten der Verbandsführung damit, Akquisitionen der Telekom in den USA verhindern zu wollen, sofern der Bonner Konzern auf dem deutschen Markt weiterhin versuche, den Wettbewerb zu verhindern. Der Geschäftsführer des Verbandes, Jürgen Grützner, sagte in Köln, die an deutschen Telekom-Konkurrenten beteiligten US-Firmen würden ansonsten durch Lobbyarbeit bei US-Mandatsträgern dafür sorgen, dass der Telekom in den USA keine Übernahme mehr gelingen werde. Die Telekom war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. [mehr]
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