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Die Telekommunikation im SPIEGEL – Teil 6 khd
Stand:  31.1.2000   (54. Ed.)  –  File: Spiegel6.html




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  • Neuere SPIEGEL-Berichte   (7. Teil).
  • 25.04.1998: D2-Chipkarten nicht sicher – Blamage für Mannesmann.
  • 21.04.1998: Internet: Alle 100 Tage Daten-Verdopplung.
  • 20.04.1998: Werbung: It's a trick. (Anglizismen in der Werbung)
  • 20.04.1998: Telekom: "Oberflächlich und falsch". (TV-Kabelnetz)
  • 20.04.1998: Unbeliebte Geldkarte.
  • 17.04.1998: Trustcenter – Teure Sicherheit.
  • 15.04.1998: Sicherheitslücke bei GSM-Mobilfunk entdeckt.
  • 13.04.1998: Internet: Sicher ohne Schlüssel.
  • 08.04.1998: T-Pleiten, T-Pech und T-Pannen.
  • 07.04.1998: Keine Wechselgebühr für Telefonkunden.
  • 02.04.1998: IBM und Sun entwickeln neuen Netzcomputer.
  • 01.04.1998: Grundig und Primus-Online starten Internet-TV.
  • 19.03.1998: Kein Chip mit "Hintertürchen" von Siemens.
  • 18.03.1998: Runter mit dem Ortstarif!
  • 14.03.1998: EU fühlt sich von Kirch und Bertelsmann "hinters Licht geführt".
  • 14.03.1998: Ron Sommer kritisiert die Regulierungsbehörde.
  • 13.03.1998: Ab September digitale Signaturen?
  • 10.03.1998: Niederlage für den grauen Riesen.
  • 09.03.1998: Netzzugang: Schluß mit den Wartezeiten?
  • 04.03.1998: Bill Gates: Räuber oder Genie?
  • 03.03.1998: In den USA fast 80 % der Schulen im Netz.
  • Ältere SPIEGEL-Berichte   (5. Teil).



    In den USA fast 80 % der Schulen im Netz

    Aus:
    Spiegel Online – 3. März 1998 (nur elektronisch publiziert).

    WASHINGTON. In den USA sind inzwischen fast 80 Prozent aller öffentlichen Schulen im Internet. Dies geht aus einem jetzt veröffentlichten Bericht des Erziehungsministeriums hervor. Demnach waren im vergangenen Jahr 78 Prozent aller 80.000 öffentlichen Schulen im Netz, 1994 waren es gerade 35 Prozent. In Deutschland liegt der Anteil der vernetzten Schulen derzeit bei 16 Prozent. Von einzelnen Klassenräumen der amerikanischen Schulen waren im vergangenen Jahr schon 27 Prozent ans Internet angeschlossen, 1994 waren es erst drei Prozent. Erklärtes Ziel der US-Regierung ist es, weitere Klassenzimmer ans Internet anzuschließen. Dies seien schließlich die Orte, an denen gelernt werde, heißt es. Die Zuschüsse, die die Regierung den Schulen dabei gewährt, sind allerdings in der vergangenen Zeit von seiten der Republikaner wiederholt kritisiert worden, weil der US-Kongreß keinen Überblick über die Verwendung der Mittel hat.



    Bill Gates: Räuber oder Genie?

    "Microsoft hat kein Monopol" / "Die Genialität unserer Mitarbeiter macht uns groß"

    Aus:
    Spiegel Online – 4. März 1998 (nur elektronisch publiziert).

    WASHINGTON. Die aufstrebende Software-Branche sei "eine offene wirtschaftliche Chance für jeden Unternehmer in Amerika", sagte Gates am Dienstag bei einer Anhörung in Washington. Für den reichsten Unternehmer der Welt ist nicht ganz klar, warum sich alle so über seine Geschäfte ärgern. Microsoft schaffe Arbeitsplätze und stärke das Renommee der USA durch technologische Innovationen. Und was heißt da schon "räuberische Aussperrungstaktiken" und "raubtierhafte Preisgestaltung"? Angesichts solcher Vorwürfe seines Konkurrenten Jim Barksdale von der Internetfirma Netscape kann Bill Gates auch vor dem Rechtsausschuß des US-Senats am Dienstag in Washington nur verständnislos den Kopf schütteln.

    Sun-Chef McNealy und Jim Barksdale warfen Gates vor, seine Monopol- stellung zu mißbrauchen. Microsoft wolle besonders den Zugang zum Internet durch die Kopplung seines Browsers "Internet Explorer" an Windows kontrollieren. Gates leugnete dagegen, überhaupt eine Monopolstellung innezuhaben.

    Der Frage des Vorsitzenden, Senator Orrin Hatch, "Sie bestreiten also ernsthaft, zumindest auf dem Gebiet der PC-Benutzeroberflächen ein Monopol zu haben?", wich er mehrmals aus. Monopol, bedeute eine unangreifbare Stellung; die aber könne es in der Computerbranche gar nicht geben. Barksdale bat die Anwesenden, die Hand zu heben, wenn sie privat einen Personalcomputer nutzen. Mehrere Dutzend meldeten sich. Danach fragte er, wer von diesen nicht das Windows- System einsetzt. Da blieb kaum jemand übrig. "Meine Herren, das ist ein Monopol", sagte Barksdale [Ed: es ist Fakt, daß Microsoft allein mit "Windows" einen Marktanteil von 90 % bei den PC-Betriebssystemen hat].

    Gates verwies auf den ersten führenden Computerhersteller IBM, dem man vor 20 Jahren auch ein Monopol nachgesagt habe – und doch habe er den Aufstieg geschafft. "Nicht unser angebliches Monopol macht uns groß, sondern die Genialität unserer Mitarbeiter", resümiert der Windows-Vater stolz [Ed: Hm, es ist in der Tat "genial", ein solches Murks- Produkt wie Microsofts "Frontpage" überhaupt zu verkaufen, was für eine Web-Seite völlig überflüssigen HTML- Code en masse produziert. Immerhin signalisiert jeder Anwender von "Frontpage" im Internet damit klar und deutlich, daß er keine Ahnung von vernünftigem Web-Design hat, und das kann ja auch seinen Wert haben].

    Als Zeichen seines guten Willens kündigte er sogar knapp vor Beginn der Anhörung an, die Knebelverträge mit zahlreichen Internet-Anbietern, welche nur den Explorer einsetzen durften, zu ändern. Gates: "Microsoft hält sich an die geltenden Regeln." Neue Reglementierungen des boomenden Marktes aber möchte hier keiner. Gates' Gegner wollen lediglich die bestehenden Gesetze gegen Microsoft angewendet sehen. Doch wie ihr Gegenspieler sind auch sie hauptsächlich gekommen, ihren Standpunkt der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. Bill Gates jedenfalls freute sich auf der abschließenden Pressekonferenz: "Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und überaus zufrieden mit dem Ergebnis." [SPIEGEL-Titel "Monster Microsoft?"]



    Netzzugang: Schluß mit den Wartezeiten?

    Aus:
    Spiegel Online – 23. Februar – 9. März 1998 (nur elektronisch publiziert) in 3 Teilen.

    Wirklich schnelle Internet-Zugänge können sich bislang nur Unternehmen leisten. SPIEGEL-Online stellt Ihnen neue Übertragungstechniken vor, mit denen sich das bald ändern könnte. Im ersten Teil unserer dreiteiligen Serie geht es um ADSL. Im zweiten Teil geht es um Kabelmodems, Satelliten und das Stromnetz. Im dritten Teil gibt Mark Lübcke, Produktmanager beim Internet-Provider "Internet Services", Auskunft über die Bedeutung dieser Verfahren für die Provider.



    Niederlage für den grauen Riesen

    Aus:
    Spiegel Online – 10. März 1998 (nur elektronisch publiziert).

    BONN. Die Deutsche Telekom AG muß ihren Konkurrenten eigene Teilnehmerleitungen deutlich günstiger vermieten als geplant. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post in Bonn hat jetzt entschieden, daß das ehemalige Monopolunternehmen für die sogenannte letzte Meile von der Vermittlungsstelle zum Telefonkunden pro Monat maximal 20,65 Mark zuzüglich Mehrwertsteuer verlangen darf. Das Nachfolgeamt des aufgelösten Postministeriums blieb damit deutlich unter dem von der Telekom verlangten Betrag von 28,80 Mark plus Steuer. Allerdings ging der Regulierer weit über eine Empfehlung des Bundeskartellamtes hinaus, das sich in einer Stellungnahme für einen Betrag von 14,30 Mark ausgesprochen hatte.

    "Mit dieser Entscheidung wurde eine wichtige Voraussetzung für den Wettbewerb im Ortsnetz geschaffen", sagte der Präsident der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle, am Dienstag in Bonn. Die Telekom-Konkurrenten verfügten jetzt über die nötige Grundlage, um Telefonkunden konkrete Angebote für die völlige Übernahme von Anschlüssen inklusive aller Orts- und Ferngespräche zu machen. Dagegen kritisierte die Telekom den Beschluß scharf. Das Unternehmen prüfe nun, ob es gegen die Entscheidung vor Gericht ziehe, sagte ein Konzernsprecher in Bonn.

    Damit sich auch private Telefonkunden ihren Anbieter auf dem seit Januar endgültig freigegebenen Telekommunkations- markt aussuchen können, muß die Telekom den neuen Konkurrenten die Nutzung ihrer Leitungen zu Haus- und Wohnungsanschlüssen gegen Entgelt überlassen. Wie Scheurle erläuterte, müssen private Telefongesellschaften 20,65 Mark für die Nutzung zweiadriger Kupferkabel zahlen, über die alle normalen Telefonanschlüsse, aber auch moderne ISDN-Zugänge am Festnetz hängen.

    Insgesamt genehmigte der Regulierer Mietsätze für acht Anschlußarten. Diese reichen in der Spitze bis zu 1332 Mark für die Nutzung eines Glasfaserkabels. Damit ist aber noch nicht über ebenfalls strittige Entgelte entschieden, die die Gesellschaften für den eigentlichen Wechsel von Kunden und die Mitnahme von Rufnummern entrichten sollen. Hierfür will die Telekom jeweils einmalig 49 Mark verlangen. Darüber werde die Behörde voraussichtlich Anfang April befinden, kündigte Scheurle an. Die Ablehnung des Telekom-Antrages zur Vermietung von Teilnehmerleitungen begründete er mit dem Hinweis, daß das Unternehmen seine Kalkulation nicht ausreichend begründet und zum Teil nicht belegt habe. Dies wies ein Konzernsprecher zurück. Die Telekom habe ihre Kosten sehr wohl "umfassend dargestellt". Sie stehe zu ihrem Antrag und behalte sich deshalb rechtliche Schritte gegen den Beschluß vor. Bleibe es bei der Entscheidung des Regulieres, müßten die Telekom und damit ihre Kunden die Anschlüsse fremder Unternehmen mitfinanzieren.

    Die Düsseldorfer Telefongesellschaft Otelo – einer der größten Telekom- Konkurrenten – wertete den Beschluß als Schritt in die richtige Richtung. Es sei gut, daß sich die Behörde kritisch mit den Forderungen der Telekom auseinander gesetzt habe, sagte Otelo-Chef Ulf Bohla. "Die neuen Wettbewerber dürfen nicht für die Ineffizienz der Telekom zur Kasse gebeten werden." [Ed: Mannesmann Arcor bewertete hingegen heute die 20,65 DM netto als weiterhin zu hoch. Die Differenz zur Grundgebühr von 24,60 DM, die die Telekom von ihren Endkunden verlange, sei gering. Die Mehrwertsteuer abgezogen verblieben rund 21,40 DM und damit nur eine Differenz von 75 Pfennig, sagte eine Sprecherin gegenüber vwd. Das Entgelt müsse sehr deutlich unter 20 DM liegen]. Die Regulierungsbehörde forderte die Telekom auf, ihr bis 22. Mai einen geänderten Antrag zur Vermietung der Teilnehmeranschlußleitungen vorzulegen. Bis dahin gilt der neue Nettosatz von 20,65 Mark, also derzeit 23,75 Mark einschließlich Mehrwertsteuer.

    Bisher können Verbraucher nur in Köln, Düsseldorf und Hamburg auch im Ortsbereich zwischen der Telekom und anderen Anbietern wählen. In dem jetzt abgeschlossenen Verfahren hätten sich jedoch elf weitere Firmen beteiligt, die unmittelbar davor stünden, mit eigenen Angeboten in die Ortsnetze einzusteigen, hieß es bei der Regulierungsbehörde. Seit der völligen Freigabe des deutschen Telekommunikationsmarktes am 1. Januar habe sie insgesamt 109 Lizenzen an 60 Unternehmen für Telefondienstleistungen oder den Aufbau eigener Netze vergeben. In Deutschland gibt es rund 40 Millionen Telefonanschlüsse.

    [SZ: Regulierungsbehörde blockt offenbar das Kartellamt ab]
    [Kartellamt: Telekom bremst Wettbewerb an allen Fronten]   [Preisvergleich à la Telekom]



    Ab September digitale Signaturen?

    Aus:
    Spiegel Online – 13. März 1998 (nur elektronisch publiziert).

    BONN. Die Telekom will als erste staatlich zugelassene Stelle Zertifikate für digitale Unterschriften ausstellen. Damit werde die wichtigste Voraussetzung für einen vollelektronischen und gleichzeitig fälschungssicheren Dokumentenaustausch über Computernetze geschaffen, erklärte am Freitag ein Unternehmenssprecher. Einen entsprechenden Antrag habe die Deutsche Telekom AG jetzt bei der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation in Bonn gestellt. Der Konzern geht davon aus, mit seinem Telekom Trust Center (TTC) im September die ersten Zertifikate ausstellen zu können. Allerdings müsse bis dahin auch der Regulierer die dafür nötigen Voraussetzungen geschaffen haben.

    Digitale Signaturen sollen in Zukunft normale Unterschriften im Geschäfts- und Behördenverkehr weitgehend ersetzen. Dafür geben von der Regulierungsbehörde zugelassene Zertifizierungsstellen Chipkarten mit verschlüsselten Codes aus. Mit ihrer Hilfe können etwa Unternehmer Verträge papierlos direkt per Computer und Telefonleitung austauschen. Dazu wird die Chipkarte vor dem Versand in ein mit dem Computer verbundenes Lesegerät gesteckt und die digitale Unterschrift durch Eingabe einer Geheimzahl freigegeben.

    Der Empfänger kann dann sicher sein, daß der Brief tatsächlich vom angegebenen Absender stammt und auf dem Versandweg nicht verändert wurde. Hat er Zweifel, kann er sich die Echtheit der Signatur durch eine Datenbank- abfrage bei der Zertifizierungsstelle – zum Beispiel beim TTC – bestätigen lassen. Digitale Signaturen sollen es in Zukunft auch möglich machen, Arbeitszeiten und Zugangskontrollen nur noch elektronisch zu führen oder eine Steuererklärung auf Diskette abzugeben. Nach Angaben des Unternehmens- sprechers soll die Ausstellung der Smart Card und die Verwaltung des entsprechenden Zertifikats bei der Telekom für das erste Jahr rund 150 Mark kosten. [mehr]



    Telekom-Chef Ron Sommer kritisiert die Regulierungsbehörde

    Aus:
    Spiegel-Pressemeldung – 14. März 1998 zum SPIEGEL – 12/1998, 16. März 1998, Seite 120–123 (Wirtschaft).

    HAMBURG. Telekom-Chef Ron Sommer kritisiert die Politik der Bonner Regulierungsbehörde massiv. In einem Gespräch mit dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL sagte Sommer, daß die Entscheidungen der Bonner Behörde die Telekom de facto dazu zwingen würde, "ihre Wettbewerber zu subventionieren". Es sei anhand von Gutachten klar nachgewiesen worden, daß die Telekom höhere Kosten habe, als sie nach den Entscheidungen der Regulierungsbehörde bei Mietleitungen im Ortsnetz oder der Überlassung des Teilnehmeranschlusses von den Wettbewerbern verlangen dürfe. Sommer kündigte in dem SPIEGEL-Gespräch an, daß er den von der Aufsichtsbehörde vergangene Woche festgelegten Preis von 20,65 Mark für die Überlassung des Teilnehmeranschlusses an die Wettbewerber nicht akzeptieren werde. "Wir erwägen", so Sommer, "juristische Schritte einzuleiten."

    Zu den Querelen mit dem Aufsichtsrat und zu Gerüchten über eine bevorstehende Ablösung wollte sich Sommer nicht äußern. Die gegenwärtige Diskussion sei "einer der vielen Versuche, uns zu beschädigen." Vehement wehrte sich der Telekom-Chef gegen ungerechtfertigte Kritik an seiner unternehmerischen Leistung: Kritische Punkte würden massiv überbewertet, während man die positiven Entwicklungen der Telekom bewußt ignoriere. Alle Versprechen, die man den Aktionären gegeben habe, seien eingehalten worden. Den Aktionären habe man immer wieder gesagt, die T-Aktie, sei "eine Langfristanlage und kein kurzfristiges Spekulationspapier." [Glosse: Solidarität mit Ron Sommer!]



    EU fühlt sich von Kirch und Bertelsmann "hinters Licht geführt"

    Aus:
    Spiegel-Pressemeldung – 14. März 1998 zum SPIEGEL – 12/1998, 16. März 1998, Seite 40–43 (Deutschland).

    HAMBURG. Die EU-Kommission will den Medienkonzernen Bertelsmann und Kirch, die beim Pay-TV fusionieren wollen, wichtige Programmrechte entziehen. Es sei nicht einzusehen, daß eine Genehmigung erfolgt, "ohne daß ein Teil der Rechte anderen zugänglich gemacht wird", sagte der Brüsseler Wettbewerbskommissar Karel van Miert in einem Gespräch mit dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL.

    Bei den Sportrechten könne sich van Miert beispielsweise vorstellen, daß Kirch und Bertelsmann ihre Rechte "über Unterlizenzen an andere Programm- veranstalter verkaufen, und zwar zu genau verabredeten Bedingungen." Es könne aber ebensogut sein, "daß sie bestimmte Exklusivrechte auch komplett abtreten müssen", so van Miert zum SPIEGEL. Kirch habe, so van Miert weiter, "mehr Ressourcen für Sportsendungen und hochwertige Filme als alle anderen deutschen TV-Unternehmen zusammen." Wer zu diesen Rechten oder wenigstens einem Teil davon keinen Zugang hat, "dürfte von vorne herein im Pay-TV-Geschäft keine Chancen haben." Die EU habe daher von Kirch schon früher verlangen wollen, seine umfangreichen Deals mit Hollywood-Studios in Brüssel anzumelden.

    Aus der Analyse der EU-Kommission gehe eindeutig hervor, daß der Kirch-Bertelsmann-Sender Premiere dauerhaft eine Alleinstellung als Anbieter von Pay-TV erlangen würde. Er könne sich, so van Miert, "deshalb nicht vorstellen, daß wir die Fusion ohne weitgehende Bedingungen und Auflagen erlauben können." Van Miert will "selbst eine Untersagung derzeit nicht ausschließen." Die von den Medienunternehmen geplante Zusammenarbeit zwischen dem Pay-TV bei Premiere und den eigenen werbefinanzierten Sendern sei zuletzt "noch viel deutlicher geworden", sagte van Miert. Während des Verfahrens aber hätten die Partner erzählt, daß etwa der Einkauf von Pay- und Free-TV-Rechten grundsätzlich getrennt erfolgen werde. Van Miert: "Es sieht so aus, als hätte man uns hinter das Licht geführt."

    Auch gegenüber einer geplanten Auffanglösung, wobei Premiere mit Kirchs Digital-Sender DF 1 in der Vermarktung kooperieren würde, zeigte sich EU-Kommissar van Miert skeptisch: "Die Parteien glauben offenbar: Okay, wenn das platzt, gibt es eine einfache Lösung, bei der man fast das gleiche macht wie vorher geplant. Die Kommission wird sich das nicht bieten lassen." Auch der Digital-Decoder d-box von Kirch und Bertelsmann erfülle nach Meinung der EU-Kommission "noch nicht" die Bedingung, neutral und offen für jeden Programmanbieter zu sein. Es müsse gewährleistet sein, daß sich andere Interessenten an der Weiterentwicklung des Decoders beteiligen dürfen. Van Miert: "Die von Kirch entwickelte Software muß offengelegt werden."

    In dem SPIEGEL-Gespräch legte van Miert auch dar, daß es "Erpressungen" durch Wirtschaftsführer gegeben habe "und noch immer gibt". Van Miert wörtlich: "Wie soll man es sonst nennen, wenn beispielsweise VW-Chef Ferdinand Piech, der auch hier in Brüssel Autos bauen läßt, zu uns kommt und sagt: "Wenn Sie das alles nicht genehmigen, dann gehe ich nach Tschechien?"



    Runter mit dem Ortstarif!

    Aus:
    Spiegel Online – 18. März 1998 (nur elektronisch publiziert).

    SAARBRÜCKEN/KÖLN. In jeder zweiten größeren deutschen Stadt über 100.000 Einwohner gibt es derzeit konkrete Vorhaben oder Pläne zur Gründung von lokalen Telefongesellschaften. Diese sollen um bis zu 30 bis 40 Prozent günstigere Tarife für Telefon und Mehrwertdienste anbieten als gegenwärtig die Deutsche Telekom. Das teilte am Montag der Vizepräsident des Deutschen Städtetages und Saarbrücker Oberbürgermeister Hajo Hoffmann (SPD) mit. "Über die Hälfte der 84 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern planen entsprechende Investitionen", sagte Hoffmann.

    Nach dem Wegfall des Telekom-Leitungsmonopols und dem zum Jahresbeginn in Kraft getretenen neuen Telekommunikationsgesetz operiert in Köln bereits das Unternehmen "Netcologne" und bietet als einer der ersten Wettbewerber seit Anfang Januar Ortsgespräche unter dem Telekom-Tarif. Gesellschafter sind die Kölner Stadtwerke, die Stadt- und die Kreissparkasse. Auch in- und ausländische Ferngespräche werden angeboten. Erste konkrete Vorhaben und Pläne für lokale Telefongesellschaften bestehen unter anderem auch bereits in Münster, Düsseldorf, Bremen, Wuppertal und Nürnberg.



    Kein Chip mit "Hintertürchen" von Siemens

    Aus:
    Spiegel Online – 19. März 1998 (nur elektronisch publiziert).

    HANNOVER. Der Elektronikkonzern Siemens AG (München) wird keinen Verschlüsselungschip mit einer Hintertür für staatliche Stellen entwickeln. "Wir sehen in der Hinterlegung von Schlüsseln kein taugliches Mittel zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, sehr wohl aber die Gefahr, daß wichtige Zukunftsmärkte dadurch in ihrer Entwicklung behindert werden", sagte Siemens-Vorstandsmitglied Volker Jung am Donnerstag auf der Computermesse CeBIT in Hannover.

    In den vergangenen Wochen hatten Medien mehrfach berichtet, das Bonner Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) werde zusammen mit Siemens den Verschlüsselungschip "PLUTO" entwickeln. Dieser Chip solle einen Hintertürschlüssel für Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste enthalten. Gegner einer staatlichen Kontrolle hatten das Projekt kritisiert. Siemens-Manager Jung betonte, elektronischer Handel sei nur dann möglich, wenn alle Anwender Vertrauen in die Sicherheit der elektronisch übermittelten Daten hätten. Dieses Vertrauen sei nur mit absolut verläßlichen Verschlüsselungsverfahren zu erreichen. Im Bundesinnenministerium in Bonn gibt es dem Vernehmen nach unterschiedliche Meinungen zum Verschlüsselungschip. Eine Gruppe fordert ein Verschlüsselungsgesetz, um Strafverfolgern und Sicherheitsbehörden eine Hintertür zu öffnen und die Entschlüsselungsarbeit zu erleichtern. Eine andere Fraktion innerhalb des Ministeriums lehnt staatliche Regulierungsversuche ab.



    Grundig und Primus-Online starten Internet-TV fürs Wohnzimmer

    Aus:
    Spiegel Online – 1. April 1998 (nur elektronisch publiziert).

    NÜRNBERG. Der Unterhaltungselektronik-Hersteller Grundig und der Online-Dienst Primus-Online haben am Mittwoch eine "strategische Internet- TV-Allianz" gestartet. Beide Partner wollen "einer breiten Konsumentenschicht einen einfachen und kostengünstigen Internetzugang über das Fernsehgerät ermöglichen". Über die "Internet- Box" [Ed: nicht mit der d-Box verwechseln!], einem Zusatzgerät für den Fernseher, und einen Telefonanschluß können Kunden künftig über das TV-Gerät auf das globale Datennetz Internet zugreifen.

    Primus-Online, ein Gemeinschaftsunternehmen der Metro Holding und der Debis AG, verlangt für den Internetanschluß im Wohnzimmer monatlich 7,50 DM sowie 2,70 pro Online-Stunde [Ed: zuzüglich der anfallenden Telefon- Gebühren für die Verbindung zu Primus-Online, also tagsüber in der Woche 4,80 DM pro Stunde], sagte Firmen-Sprecher Bernhard Wiegert. Der Anbieter verfügt zur Zeit bundesweit über 65 Einwahlknoten. Der Anschluß wird einfach durch das Einstecken einer Chipkarte in die etwa 800 DM teure Box eingerichtet. Im Vergleich zu einem Internet- Anschluß auf dem PC ist die Bildschirmauflösung geringer (maximal 640 x 480 Pixel). Die Internet- Box wird mit einer Fernbedienung gesteuert oder mit einer Infrarot- Tastatur (ca. 100 DM).

    Die beiden Partner streben in Deutschland die Marktführerschaft im Internet- TV-Konsumenten-Markt an [Ed: was aber nur mit einem günstigen Telefon- Pauschaltarif möglich sein wird]. In den USA war es der Firma WebTV gelungen, mehrere hunderttausend Kunden für einen Internet- Zugang im Wohnzimmer zu gewinnen [Ed: WebTV Classic gibt's dort aber auch zum monatlichen Pauschal- preis von 19,95 $, alles inklusive und mit unbegrenzter Nutzungsdauer]. Im vergangenen Jahr hat Microsoft WebTV aufgekauft. Auf dem deutschen Markt ist WebTV bislang noch nicht präsent [Ed: aber Telekom + Microsoft sollen daran arbeiten, wissen schlaue Leute in Bonn].



    IBM und Sun entwickeln neuen Netzcomputer

    Aus:
    Spiegel Online – 2. April 1998 (nur elektronisch publiziert).

    PALO ALTO. Das neue System basiert auf der Programmiersprache "Java" von Sun, teilten die beiden Unternehmen am Donnerstag in Palo Alto (Kalifornien) mit. Experten sehen in der Kooperation der auf vielen Feldern konkurrierenden Konzerne IBM (Armonk/New York) und Sun Microsystems Inc. (Palo Alto) den Versuch, die Vormachtstellung der Microsoft Corp. in der internationalen Softwareindustrie einzudämmen.

    Das neue "JavaOS for Business" (Java-Betriebssystem für Unternehmen) soll von beiden Firmen gemeinsam programmiert und vermarktet werden. "Zusammen mit IBM wollen wir den Unternehmen helfen, die wahren Vorteile des Netzwerk- Computers [NC] zu erkennen: Mit diesem System können Netzwerk- Dienstleistungen einfacher zur Verfügung stellt werden, die Sicherheit wird erhöht, die Verwaltung wird verbessert, und außerdem ist alles einfacher zu bedienen", sagte Janpieter Schreeder, Präsident der Sun- Tochterfirma SunSoft Inc.. IBM und Sun zielen mit dem neuen NC auf den großen Markt der kommerziellen Computer- Anwendungen, für die zur Zeit immer noch alte Zentralcomputer und Terminal- Bildschirme aus den siebziger und achtziger Jahren eingesetzt werden. Das gilt beispielsweise für Flug- Reservierungssysteme, Versicherungsanwendungen, Datenerfassungsstationen oder Bankautomaten.

    Sun und andere Hersteller hatten bereits vor rund einem Jahr eine erste Varinate eines Netz- Computers auf den Markt gebracht, die sich aber wegen verschiedener technischer Unzulänglichkeiten nicht in großen Stückzahlen verkaufen konnte. Microsoft versucht, den Terminal-Markt mit seinem Windows- System zu erobern, das bereits die Welt der Personal Computer dominiert. Als Reaktion auf die ersten Ankündigungen der Java-Netzcomputer hat die Firma von Bill Gates ein eigenes Konzept für Netzwerk PCs unter dem Codenamen "Hydra" vorgestellt, bei dem Windows-PCs zur Reduzierung der hohen Wartungskosten zentral gesteuert werden können. Die Kooperation von Sun und IBM wird von Experten auch als Versuch angesehen, einer weiteren "Balkanisierung" des Java-Systems entgegenzuwirken. Microsoft hatte in den vergangenen Monaten eine modifizierte Variante von Java auf den Markt gebracht, die besonders für Computer mit dem Microsoft-System Windows optimiert wurde. Außerdem hatte der Computer- Hersteller Hewlett-Packard Co. angekündigt, einen eigenen Java-Dialekt zu entwickeln.



    Keine Wechselgebühr für Telefonkunden

    Aus:
    Spiegel Online – 7. April 1998 (nur elektronisch publiziert).

    BONN. Der Wechsel von der Deutschen Telekom zu einem anderen Anbieter kostet den Telefonkunden bis auf weiteres nichts. Für die Mitnahme der bisherigen Rufnummer zu einem anderen Unternehmen dürfe grundsätzlich keine Gebühr erhoben werden, entschied die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post am Dienstag in Bonn. Wer seine Ferngespräche ständig über einen anderen Anbieter führt, muß für diese sogenannte Pre- selection bis zu einer Entscheidung über die dafür erhobenen Gebühren ebenfalls nichts für den Wechsel zahlen.

    Die Telekom, die bei den Telefon-Ortsnetzen weiterhin praktisch ein Monopol hat, wollte ursprünglich in beiden Fällen eine Gebühr von einmalig 49 Mark erheben. Wenn ein Kunde komplett zu einem anderen Anbieter wechselt und seine bisherige Rufnummer behalten will, dürfe aber grundsätzlich keine Gebühr verlangt werden, sagte der Präsident der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle. Ein entsprechender Antrag der Telekom sei abgelehnt worden. Als Grund nannte Scheurle, daß der Kunde das Nutzungsrecht an der Nummer habe, die sozusagen seine "Telefonadresse" sei.

    Bei der Pre-selection dagegen bleibt die Entscheidung weiterhin offen. Die Telekom hatte nach Scheurles Worten am Dienstag ihren bisherigen Antrag auf 49 Mark Gebühr zurückgezogen und durch einen neuen Antrag ersetzt. Der ursprüngliche Antrag wäre auch abgelehnt worden, sagte der Chef der Regulierungsbehörde. Dem Unternehmen sei es nicht gelungen, seine eigenen Kosten "überzeugend darzulegen". Das Unternehmen will nun in diesem Jahr einmalig 49 Mark, im kommenden Jahr 35 und ab 2000 dann 20 Mark für die dauerhafte Nutzung eines anderen Ferngesprächs- Anbieters kassieren. Dieser Antrag werde jetzt geprüft, sagte Scheurle. Zugleich wies er allerdings darauf hin, daß zum Beispiel in den USA eine Pre-selection- Gebühr zwischen drei und zehn Mark erhoben werde. Von der aufgeschobenen Entscheidung profitieren die Kunden: Eine rückwirkende Gebühr werde es nicht geben, versicherte der Behördenchef.

    Die Telekom will jetzt juristische Schritte gegen die gebührenfreie Mitnahme der Rufnummer prüfen. Das Unternehmen habe dabei ebenso wie bei Preselection Kosten von jeweils 95 Mark, sagte der zuständige Geschäftsbereichsleiter Hans-Willi Hefekäuser. Das sei der Regulierungsbehörde auch nachgewiesen worden. Schon mit den geplanten Gebühren von 49 Mark hätte die Telekom "einen erheblichen Anschub für den Wettbewerb" geleistet und bisher rund 50 Millionen Mark investiert, um die technischen Voraussetzungen für den Wechsel erst zu schaffen. Hefekäuser kritisierte, die von Scheurle genannten Wechselgebühren in den USA seien "nur die halbe Wahrheit". Zusätzlich zu den Kosten für den Kunden würden die verschiedenen Anbieter Gesamtkosten von rund 1,2 Milliarden Mark untereinander verrechnen.



    T-Pleiten, T-Pech und T-Pannen

    Aus:
    Spiegel Online – 8. April 1998 (nur elektronisch publiziert).

    HAMBURG/KÖLN. Die Pannenserie beim Telekom-Dienst T-Online reißt nicht ab. Nachdem der 16 Jahre alte Kölner Hobbyprogrammierer Aron Spohr erneut Deutschlands größten Online- Dienst vorgeführt hat, schütteln Experten über das Sicherheitsmanagement bei T-Online nur noch den Kopf. "Gerade mal 150 Minuten", sagt der Realschüler, habe er gebraucht, um das neue Verschlüsselungskonzept der T-Online- Software zu knacken. An der verbesserten Version hatten die Telekom- Ingenieure übrigens über eine Woche lang rund um die Uhr gearbeitet. Das neue Sicherheitsloch steht in einer Reihe von Pleiten, Pech und Pannen, die in den vergangenen Monaten den Ruf von T-Online angekratzt haben.

    Im vergangenen Sommer erlebte T-Online das erste große Debakel. Nachdem der Dienst stolz seine neue Zugangs- software verteilt hatte, lief bei vielen T-Online- Mitgliedern gar nichts mehr. Kunden konnten nicht die versprochene schnelle Auffahrt zur Datenautobahn genießen, statt dessen mußten sie sich mit Dauerbesetztzeichen oder anderen technischen Problemen bei der Einwahl herumschlagen. Erst nach Monaten bekamen die T-Online- Techniker das Problem in den Griff. Schon im vergangenen Jahr wiesen Experten die Telekom auf Sicherheitslücken bei T-Online durch die mangelnde Verschlüsselung der Passwörter hin. Fachredakteure aus dem Düsseldorfer Verlag "Data Becker" führten im Fernsehen bei "Schreinemakers TV" vor, wie einfach die Kunden- Zugangsdaten zu "knacken" sind.

    Die Telekom versprach Besserung – doch richtig abdichten konnten die Techniker die Sicherheitslöcher wohl nicht. Dabei betont ausgerechnet T-Online immer wieder, wie sicher der Dienst ist. "In puncto Sicherheit liegt T-Online ganz weit vorn und wird deshalb von den Banken besonders geschätzt", heißt es in der aktuellen Werbebroschüre. Als Plattform für Homebanking und elektronischen Handel ist gerade T-Online auf einen besonders hohen Sicherheitsstandard angewiesen, denn ein Mißbrauch der Zugangsdaten eines einzelnen Kunden könnte innerhalb eines einzigen Wochenendes einen Schaden von mehreren zehntausend Mark verursachen.

    Aufgeschreckt wurden die Verantwortlichen bei T-Online dann durch die beiden 16 Jahre alten Realschüler Aron Spohr und Marcel Henning, die Anfang 1998 mit Hilfe eines "Trojanischen Pferdes" die Paßwörter von über 600 T-Online- Kunden gesammelt hatten. Für Aron und Marcel war es ein "Kinderspiel", die ausspionierten Daten von der Telekom- Software anzeigen zu lassen. Und kaum hatte die Telekom eine neue Software im Netz, zeigte Aron Spohr erneut die Schwachstelle auf. Auf die Hilfe seines Freundes Marcel, der gerade in England einen Sprachurlaub macht, konnte er sogar verzichten. Die überlisteten Telekom- Programmierer wollen sich nun "genügend Zeit nehmen, um die Software wieder dicht zu machen", sagt T-Online- Sprecher Jörg Lammers. Diesmal will die Telekom sogar die Dienstleistungen aus der Hacker- Szene in Anspruch nehmen, um einer Attacke von Aron, Marcel und anderen zuvorzukommen.

    Was können nun besorgte T-Online- Kunden gegen einen Hacker-Angriff tun? Die Telekom selbst und verschiedene Experten empfehlen, das Zugangspaßwort nicht auf der Festplatte des PC zu speichern, sondern jedesmal per Hand einzugeben. Aber auch dieser Rat bietet keinen absoluten Schutz, denn inzwischen kursieren im Netz "Trojanische Pferde", die auch die Tastaturbewegungen aufzeichnen und ausspionieren. Das betrifft übrigens nicht nur T-Online, sondern alle Online-Dienste und Computer- Anwendungen, bei denen ein Paßwort abgefragt wird. Für einen effektiven Schutz sensibler Daten werden Software- Lösungen künftig wohl nicht mehr ausreichen. Erst mit dem – allerdings teureren – Einsatz von Sicherheitshardware wie Chipkarten oder Fingerabdruck-Lesegeräten würden echte Hürden für "Hacker" aufgebaut. [Security by Obscurity!] [Trial & Error!] [B.Z.-Kommentar] [Warten auf Sicherheit bei den Betriebsystemen]



    Internet: Sicher ohne Schlüssel

    Aus: Der Spiegel – 16/1998, 13. April 1998, Seite 18 (Panorama).

    Für Bundesminister Manfred Kanther (CDU) wird es immer schwieriger, in Deutschland die Verschlüsselung von Daten einzuschränken: Im Internet wird derzeit das sogenannte "chaffing and winnowing" diskutiert, eine Methode, Daten zwar unverschlüsselt, aber dennoch für Dritte unleserlich zu versenden. Die in vielen Ländern geltenden oder geplanten Verbote, Kryptographie zu benutzen oder zu exportieren, werden beim "chaffing" unterlaufen. Auch Kanthers Mitlese- Pläne liefen so ins Leere. Die Idee ist simpel: Der Originaltext wird nicht verändert, sondern in winzige Teile zerlegt, die dann wie ein Haufen Puzzlestücke beim Empfänger landen. Jede Informationseinheit trägt eine Kennziffer, die dem Empfänger das Zusammensetzen ermöglicht, zusätzlich erhält jedes Puzzlestück noch einen digitalen "Echtheitsstempel".

    Um das Zusammensetzen des Puzzles zu erschweren, wird ein beliebiger Nonsenstext auf dem Rechner erzeugt und wiederum in kleinste Teile aufgesplittet. Jedes Teil trägt zusätzlich eine gültige Kennziffer und einen – nur scheinbar gültigen – Echtheitsstempel. Dieser Datenmüll wird über den Originaltext gestreut und gemeinsam stückchenweise versandt. Nur der Empfänger kann in diesem Wirrwarr die falschen von den echten Stempeln unterscheiden und die Spreu vom Weizen trennen. Er hat sich vorher mit dem Sender über die echten Stempel verständigt. Der Sender handelt völlig legal, denn er verschickt unverschlüsselte einzelne Buchstaben. Dennoch ist der Sinn der Nachricht für einen Dritten – etwa staatliche Überwacher – im Internet nicht zu erkennnen.

    ["Chaffing and Winnowing: Confidentiality without Encryption" by Ronald L. Rivest]



    Sicherheitslücke bei GSM-Mobilfunk entdeckt

    Aus:
    Spiegel Online – 15. April 1998 (nur elektronisch publiziert).

    NEW YORK (vwd). US-amerikanischen Hackern ist es erstmals gelungen, den persönlichen Code von GSM- Mobilfunk- Teilnehmern zu knacken [Ed: Falsch! Es waren Forscher, wie aus der im Internet zu findenden Primärquelle hervorgeht]. Um den bisher als sicher geltenden Code zu kopieren, brauchten zwei Studenten der University of California- Berkeley gerade sechs Stunden. Die Codierung ist auf der von dem jeweiligen Netzbetreiber ausgegebenen Telefon- Karte gespeichert. Wie das "Wall Street Journal Europe" (WSJE) in seiner Dienstagsausgabe berichtet, könnten sich Hacker durch das Kopieren des gespeicherten Codes in das GSM- Abwicklungssystem mit einer fremden Kundenregistrierung (PIN-Nummer) einwählen, um dann kostenlos zu telefonieren. Das Mobilfunk-System GSM (Globales System für mobile Kommunikation) wird weltweit von knapp 80 Millionen Menschen genutzt, unter anderem wird das System auch in Deutschland eingesetzt.

    Einer der Studenten gab allerdings zu, daß die Möglichkeiten zum Mißbrauch relativ gering sind. Um den Code zu kopieren, muß sich die Telefonkarte mindestens sechs bis acht Stunden im Besitz der Hacker befinden. Zur Zeit gäbe es keinen Weg, Codierungen während der Luftübertragung zwischen einem Mobiltelefon und dem Netzbetreiber zu knacken. Eine einfache Kopie des Codes nützt den Hackern zudem wenig: Nur ein Gerät zur Zeit kann den Code nutzen. Wenn also der rechtmäßige Besitzer sein Handy in Betrieb hat, hat außer ihm niemand Zugriff. Bei Diebstahl kann die Karte gesperrt werden. Das Wall Street Journal vermutete andere Gründe für die Leichtigkeit, mit der die Studenten den Code kopieren konnten: Seit Jahren kursieren Gerüchte, daß der Code vereinfacht wurde, um staatlichen Stellen das Abhören und die Überwachung von Mobiltelefonen zu erleichtern. [more] [Auch D2-Netz ist unsicher]



    Trustcenter – Teure Sicherheit

    Aus:
    Spiegel Online – 17. April 1998 (nur elektronisch publiziert).

    Noch in diesem Jahr sollen private Trustcenter zugelassen werden, die das elektronische Signieren im Internet rechtskräftig machen. Damit wäre Deutschland weltweit führend – vielleicht aber auch isoliert [Ed. weil etwa Microsoft anderes vorhat]. [mehr]



    Unbeliebte Geldkarte

    Aus: Der Spiegel – 17/1998, 20. April 1998, Seite 107 (Trends).

    Wenig Anklang finden bislang Banken und Sparkassen mit ihrer Geldkarte, die sie seit gut einem Jahr unters Volk bringen. Zwar sind allein bei den Sparkassen bereits 25 Millionen Euroscheck- und Kundenkarten mit dem Zusatzchip der Geldkarte versehen. Doch die Umsätze mit dem neuen Zahlungsinstrument, das im Handel das Bargeld ersetzen soll, sind bescheiden. Nur 4,2-millionenmal haben die Deutschen 1997 mit ihrer Geldkarte bezahlt, so der Zentrale Kreditausschuß von Banken und Sparkassen. Bei durchschnittlichen Ausgaben von 21 Mark brachte das den Finanzinstituten 1997 nicht mehr als 88,2 Millionen Mark Umsatz – Peanuts im Vergleich zu den 28 Milliarden Mark, die allein durch den Gebrauch der EC-Karte im elektronischen Zahlungsverkehr jährlich umgesetzt werden.



    Telekom: "Oberflächlich und falsch"

    Der Vorstand der Telekom streitet sich um das verlustreiche Kabelnetz: Die erhoffte Sanierung ist in Gefahr. Platzt der geplante schnelle Verkauf?

    Aus: Der Spiegel – 17/1998, 20. April 1998, Seite 118–119 (Wirtschaft).

    Bis zur politischen Wende 1982 in Bonn war Sozialdemokrat Franz Arnold im damaligen Postministerium für das Fernmeldewesen zuständig, Gerd Tenzer diente als Assistent. Heute ist Tenzer, 54, Vorstand der inzwischen privatisierten Telekom und sein früherer Chef Arnold, 56, sein wichtigster Berater. Das Duo eint ein ehrgeiziges Ziel: Sie wollen das defizitäre Kabelgeschäft der Telekom mittelfristig sanieren – am liebsten mit Partnern aus der Industrie. Die sollen mitbezahlen und sich beteiligen dürfen.

    Im Ressort von Finanzvorstand Joachim Kröske sind solche Pläne nicht sehr beliebt. Die Sanierung fuße auf falschen Annahmen, so der Tenor interner Schriftsätze. Und einen übereilten Verkauf wollten die Finanzexperten der Telekom auch nicht: Sie plädieren bisher für eine Sanierung aus eigener Kraft. Erst dann soll das zum High-Tech-Kabel aufgerüstete [Ed: und rückkanalfähige?] Netz verkauft werden – für mehr Geld. Beide Vorstände wissen, daß etwas geschehen muß: Das Kabelnetz hat der Telekom riesige Verluste eingebracht. 1,1 Milliarden Mark waren es allein im vergangenen Jahr.

    Um die roten Zahlen zu bekämpfen, erhöhte die Telekom zum 1. November 1997 die Preise um durchschnittlich 15 Prozent. Doch entsprechende Einnahmesteigerungen sind fraglich, Experten der Regulierungsbehörde für Telekommunikation wollen die Preiserhöhung vielleicht wieder rückgängig machen. Bei den Aufsichtsbehörden waren Beschwerden über den neuen Grundpreis von knapp 26 Mark pro Monat eingegangen. Eine daraufhin erstellte Studie der Regulierer ergab, daß von den zusätzlichen 3,40 Mark allenfalls ein Drittel gerechtfertigt ist. Die Empfehlung: einschreiten. Das aber verursachte politischen Wirbel: Eine für Anfang dieser Woche anberaumte Entscheidung wurde vergangenen Freitag kurzfristig um acht Tage verschoben [Ed: na, sollte der Regulierer doch nicht so unabhängig sein?]. Ein Veto der Regulierer würde die Telekom, deren Aktienkurs am Freitag auf Rekordhöhe kletterte, empfindlich treffen. Ohne höhere Preise ist die Strategie von Tenzer und Arnold kaum durchführbar.

    Denn das Duo braucht Geld für seine Digitalisierungspläne und zum Abbau der chronischen Defizite. In Absprache mit dem Vorstandschef Ron Sommer wurde schließlich eine Allianz mit den Medienriesen Bertelsmann und Kirch geschlossen: Die Telekom soll deren Digital-TV über ihre Kabel transportieren. So könnten neue Dienstleistungen dem Netz zu einer besseren Auslastung verhelfen. Für die Telekom sei es "hinsichtlich Shareholder-value strategisch entscheidend, eine Option auf die Teilnahme an der positiven Entwicklung von Digital-TV zu haben", begründete Arnold intern seinen Kurs. Denn mit der reinen Massenkommunikation bestehe keine Chance, eine Kostendeckung für die bereits geleistete Kabel-Infrastruktur zu erreichen.

    Die soll die Digitalisierung bringen – dank höherer Preise für die Zuschauer und die TV-Branche. Ziel müsse es sein, bei den Sendern "Einspeiseentgelte von 18 Millionen Mark pro Kanal und Jahr zu erreichen", erklärt Arnold. Das wäre eine Preissteigerung um 500 Prozent. Als Beitrag des Publikums ist für Mitte 1999 eine Extra-"Digitalgebühr" von monatlich 4,90 Mark geplant. Doch auch die Telekom müßte investieren. Ob der Digital-Deal tatsächlich das Kabelgeschäft sanieren kann, ist intern umstritten. In einem Papier rechnete Lars Schneider, ein Mitarbeiter des Finanzvorstands Kröske, nach, was Arnold ausgehandelt hatte. Das harte Urteil: Die Strategie sei für die nächsten Jahre "ergebnisvernichtend". 1998 und 1999 gäbe es jeweils eine Milliarde Mark minus, noch im Jahr 2006 falle ein Verlust von 352 Millionen Mark an. Das Ziel der Kostendeckung rücke "in weite Ferne".

    Vor allem die Hoffnung, die Allianz mit Kirch und Bertelsnamnn könnte der Telekom entscheidend helfen, wird von Kröskes Truppe so nicht geteilt. Insgesamt neun Risikopotentiale machte Finanzmann Schneider aus. Skeptisch beurteilte er die Chance, daß Abonnenten des Bertelsmann-Kirch-Senders Premiere auf das digitale Fernsehen umsteigen. Die Kunden müßten hohe Zusatzkosten tragen, die Premiere-Abonnenten aber würden sich "zu einem Großteil aus Sozialhilfeempfängern zusammensetzen, die kaum Möglichkeiten der Budgetumschichtung besitzen". Und auch die Vermarktung von Kirchs Decoder d-Box verursache Kosten, die deutlich über den Umsätzen lägen. "Oberflächlich und falsch" sei die Expertise, kontert Arnold in seiner direkten Erwiderung für den Vorstand. Die Vereinbarung mit den Medienunternehmen stelle überhaupt erst sicher, daß das Digitalgeschäft für die Telekom "ohne totale Fremdsteuerung" durch Medienwächter und Regulierer beginnen könne. Die Telekom habe wichtige Sonderrechte gesichert [Ed: hört, hört!].

    Nun macht allerdings die EU-Kartellbehörde dem Strategen Arnold das Leben schwer. Die Brüsseler haben in einem Zwischenbescheid verkündet, das Bündnis zwischen Kirch, Bertelsmann und Telekom führe zu einem "marktbeherrschenden Duopol" bei den technischen Dienstleistungen fürs Digital-TV – und wird wahrscheinlich so nicht genehmigt. Die EU will sogar noch mehr: die Trennung von Telefon- und Kabelnetz. Das sieht der Entwurf einer neuen Kabelrichtlinie vor. Die Telekom begann deshalb im vergangenen Herbst mit Vorbereitungen, das Kabelnetz teilweise zu verkaufen. Sogar ein Rückzug bis auf einen Anteil von 25 Prozent ist möglich. Allerdings soll verhindert werden, daß das Kabel bundesweit unter Kontrolle eines Konkurrenten gerät. Der könnte nämlich, nach Modernisierung, Telefondienste oder den Zugang zum Internet anbieten – ein "Gefährdungspotential" (Arnold) [Ed: für die Telekom, nicht aber für den Wettbewerb. Denn High-Speed Internet via TV-Kabelnetz ist anderenorts bereits äußerst attraktiv und billig].

    Deshalb entschied sich das Unternehmen für einen Verkauf in kleinen Portionen: In den nächsten Wochen will die Telekom acht Landesgesellschaften fürs Kabel gründen. Diese Firmen sollen, je nach Bedarf, lokale Töchter starten. Ziel der Aktion: Viele Käufer kleinerer Anteile sollen gewonnen werden, um den Einstieg eines Mehrheitsgesellschafters zu verhindern. Als Gesellschafter sind Energieriesen wie Veba und Viag eingeplant, auch die Allianz und das Bankhaus Oppenheimer sollen über einen Kabelfonds mitmachen.

    Die Pläne, das Kabel auf diesem Weg schon bald loszuschlagen, sind freilich nicht ohne Brisanz. Denn die Investitionslasten für das Kabelprojekt – insgesamt 30 Milliarden Mark – sind noch nicht abgeschrieben. Bei einem Total-Verkauf müßte die Telekom insgesamt neun Milliarden Mark erzielen. Mit diesem Wert steht das Kabelnetz in den Büchern. Der Marktwert indes schrumpft, sollte die Regulierungsbehörde eine Preiserhöhung verhindern. Und er schrumpft noch mehr, wenn die EU-Kommission die Allianz mit Kirch/ Bertelsmann platzen läßt. Dennoch will die Telekom bei der von Arnold und Tenzer formulierten Strategie bleiben. Ein Spitzenmanager: "Wir suchen weiter nach Investoren." [mehr]



    Werbung: It's a trick

    Mit englischen Werbesprüchen versuchen die Firmen dem Zeitgeist auf die Spur zu kommen. Sie wollen cool sein – und produzieren manchmal nur Quatsch.

    Aus: Der Spiegel – 17/1998, 20. April 1998, Seite 124–125 (Wirtschaft).

    Beim Institut für Deutsche Sprache in Mannheim ist man an abstruse Zuschriften gewöhnt. Fast täglich gehen Briefe ein, die ultimativ die sofortige Ausweisung jeglicher Fremdwörter aus Germanien fordern oder auch nur den Mißbrauch des Dativs beklagen. Seit einigen Wochen jedoch füllt sich der Briefkasten des Instituts mit Hilferufen, die erboste Kunden der Deutschen Telekom verfaßt haben. Die Ärmsten beschweren sich über die erste Telefonrechnung nach der Tarifreform: Statt des altbewährten Orts- und Ferngespräches sollen sie nun City-Calls bezahlen, German-Calls, Global-Calls, außerdem Dinge, von deren Existenz sie nichts geahnt haben: Holiday-Plus-Gespräche, ein T-Vote-Call oder den City-Weekend-Tarif.

    All denen, die das T-Englisch nicht verstehen, wird eine 36seitige Broschüre angeboten. In nur wenigen Stunden kann man damit die Telefonrechnung dechiffrieren. Das geht zu weit, befand Institutsdirektor Professor Gerhard Stickel. In tadellosem Deutsch sandte er Telekom-Chef Ron Sommer einen Brief mit der Frage, ob das denn wirklich sein müsse.

    Es muß. Eine Telekom-Zielgruppen-Umfrage hat ergeben, daß die englischen Bezeichnungen ganz eindeutig dem Zeitgeist entsprechen, und der spricht nun mal Englisch. Sorry, Oma. Nur internationales Flair kann den Amtsmuff aus den Leitungen vertreiben. "Modern, frisch und unverwechselbar" klingen die neuen Namen, sagt Telekom-Sprecher Hans Ehnert. Er ist zuversichtlich. Schließlich "regt sich beim Airbag auch keiner auf, obwohl da nur heiße Luft drin ist". So denken auch die meisten Werber hierzulande. Der Siegeszug der Anglizismen [Ed: und der vielen vermeintlichen Anglizismen (Beispiel Handy) ist offenbar nicht zu stoppen. Hoffen deutsche Werbeprofis, so den Anschluß an die amerikanische Werbeelite zu finden? Läßt sich gar der britische Humor auf diese Weise nach Deutschland importieren?

    In nahezu allen Branchen locken die Unternehmen mit englischen Slogans ihre Kundschaft an. Was sie dem Kinobesucher, Zeitungsleser und TV-Zuschauer an Sprüchen bieten, ist meist cool, aber manchmal nur Quatsch. Die Fluglinie British Airways bewirbt derzeit in Deutschland ihre neuen Komfortsitze mit dem geistreichen Slogan: "Chairholder Value". Dagegen trommelt die Deutsche Lufthansa, Abteilung Cargo, für ihre "Service Revolution" mit der Zeile: "Die neuen time definite Services td.Pro, td.X und td.Flash. Zum 1.4.98." "Pidgin- Englisch am Rande der Verständlichkeit ist das", schimpft Annette Trabold vom Institut für deutsche Sprache und hält mit einer eigenen, repräsentativen Umfrage zur Sprachbefindlichkeit dagegen. Danach belegen Anglizismen in der Negativwertung Platz eins, noch vor Jugendkultwörtern wie "geil". Nur 49 % der Westdeutschen und 26 % Prozent der Ostdeutschen können Englisch sprechen, das ergab eine im Jahr 1996 erstellte Erhebung.

    Zumindest die Telekom läßt das kalt – schon weil ihre Wortschöpfungen wettbewerbsrechtlich geschützt sind – anders als das gute "Ortsgespräch". Vor allem aber geht es ums Image: Mit den englischen Ausdrücken werde suggeriert, daß man "keine kleine Hühnerstall- Firma" sei, sondern "ein Global Player" mit Fremdsprachkenntnissen und mithin ein gefährlicher Gegner im hart umkämpften Telefonmarkt. Schließlich macht auch die Konkurrenz auf Weltunternehmen. Ungeniert nennen sich Firmen Talkline oder Mobilcom. In der Werbung des Anbieters Mannesmann- Arcor locken Rothaarige ins Reich der "telephone people". Als Vollmitglied des Telefonvolkes darf der Kunde dann Call by Call von Town to Town quasseln. "Natürlich hätten wir als Claim auch die "Telefon-Menschen" machen können, aber der englische Slogan klingt irgendwie internationaler, globaler, frecher", sagt Oliver Grenville, zuständiger Kreativdirektor der Werbeagentur McCann-Erickson.

    Auch Otelo, das Gemeinschaftunternehmen von Veba und der urdeutschen RWE, ging zeitgeistgemäß auf englisch ins Rennen. "For better understanding" warb Otelo damals. Bis jemandem auffiel, daß dies schlechtes Englisch ist. Hektisch wurde ein Buchstabe gespendet, und nun verbindet Otelo klangvoll und weltmarktkompatibel "for a better understanding". Fast alle Handy- Hersteller nutzen mittlerweile die anglo-amerikanische Sprachgewalt: "Make yourself heard", ruft Ericsson alle schüchternen Kunden an die Mobilmuschel. Konkurrent Nokia wanzt sich mit dem Slogan "Connecting the people" ans Telefonvolk, und so langsam wird auch dem letzten Telefonkunden klar, daß es ohne Englischkenntnisse in Deutschland bald keinen Anschluß mehr gibt.

    Schon länger sind die Deutschen an englische Slogans von weltweit agierenden US-Firmen gewöhnt. Coca- Colas "Can't beat the feeling", IBMs "Solution for a small planet", Sonys "It's not a trick" werden gleich nach Mickymaus als kollektive Kultbegriffe ins globale Dorf eingehen. Da kann Bauknecht lange wissen, was Frauen wünschen, und AEG aus Erfahrung gut sein: Selbst brave Produkte sprechen heute englisch. "Let's make things better", fordert die Philips- Kaffeemaschine. Im Autoland Deutschland erfährt der Reifenliebhaber, daß ein Dunlop- Exemplar "tested for the unexpected" ist und man damit guten Gewissens "to the future" fahren kann. Uhren von Breitling sind "Instruments for professionals", die von Ebel dagegen "the architects of time". Wer bei Vitra einkauft, kriegt zum Schreibtisch den dazugehörigen "workspirit" geliefert. Die Holzkirchener Bürofirma Zweckform steuert die Perfect Printout Etiketten bei. Selbst das Wohnmobil, rollender Inbegriff der Spießigkeit, wird im Marlboro Country zum Caravaning- Abenteuer. Bally- Schuhe wirken – warum auch immer – "breathtaking". Messer von der Geislinger Besteckfirma WMF heißen "Heavy Metal für die leichte Küche", und die Deutsche Börse ist "Your access to successs".

    "Wer eine Werbebotschaft verstehen will, muß Englisch können", glaubt Karin Frank-Cyrus von der Gesellschaft für deutsche Sprache und fragt sich: "Wer soll was kaufen, wenn man's nicht versteht?" Warum also texten deutsche Werber auch ohne Not auf englisch? "Die Sprache läßt sich wesentlich besser verdichten als die deutsche", sagt Holger Jung von der Hamburger Agentur Jung von Matt. Sie sei komplexer und treffe besser den Punkt. Nur wenige halten dagegen. Einer ist Sebastian Turner, der das alles "Quatsch" findet. Für den Chef der Agentur Scholz & Friends Berlin ist das Finden der passenden Wörter einer Frage der Intelligenz. "Man kann in deutsch alles sagen, Wörter wie Abseitsfalle, Bürgersteig, Blitzkrieg, Mahlzeit sind kräftig und stark. Wie saftlos klingt der Vacuum-Cleaner gegen den Staubsauger!" Tassilo Schwaller vom Gesamtverband Werbeagenturen glaubt eine Erklärung für das englische Fieber der Agenturprofis gefunden zu haben. " Was erwarten sie von Leuten, die in briefing-meetings Sätze sagen wie: Euer outdoor-photo hat so viel appetizing appeal, daß es für unser window display der eye-catcher schlechthin ist?"



    Internet: Alle 100 Tage Daten-Verdopplung

    Aus:
    Spiegel Online – 21. April 1998 (nur elektronisch publiziert).

    WASHINGTON. Der Datenverkehr im Internet verdoppelt sich nach einer neuen Untersuchung des US-Handelsministeriums alle 100 Tage. In den Vereinigten Staaten wächst die Informationsbranche derzeit doppelt so schnell wie die Volkswirtschaft insgesamt. Die über das Internet getätigten Kaufabschlüsse zwischen Firmen könnten in den USA im Jahr 2002 ein Volumen von 300 Milliarden Dollar erreichen. Für Millionen Menschen werde der Umgang mit dem Internet immer mehr zum Alltag, sagte US-Handelsminister William Daley. Er mahnte die Industrie zu verstärkten Bemühungen um Sicherheit und Datenschutz. Internet-Nutzer müßten die Gewähr haben, daß Kreditkartendaten und persönliche Informationen nicht in die falschen Hände gerieten. Das Internet breitet sich dem Bericht zufolge schneller in der Gesellschaft aus, als alle anderen Medien. Das Radio brauchte 38 Jahre, bevor es 50 Millionen Zuhörer hatte. Beim Fernsehen dauerte es 13 Jahre und beim Internet nur vier Jahre. Ende vergangenen Jahres hingen weltweit schätzungsweise 100 Millionen Menschen am Netz, unter ihnen allein 62 Millionen Amerikaner.



    D2-Chipkarten nicht sicher – Blamage für Mannesmann

    Aus:
    Spiegel-Pressemeldung – 25. April 1998 zum Artikel "Datensicherheit: Aussichten eines Klons" im SPIEGEL – 18/1998, 27. April 1998, Seite 98–99 (Gesellschaft). [Vollständiger Artikel]

    HAMBURG. Die Chipkarten in Handys für das deutsche D2-Netz sind nicht sicher. Der Chaos Computer Club (CCC) hat nach einem Bericht des Nachrichten- Magazins DER SPIEGEL eine Telefonkarte von Mannesmann Mobilfunk kopiert. Damit läßt sich auf Kosten des Besitzers der Originalkarte telefonieren. Dank einer mangelhaften Verschlüsselung, so der SPIEGEL, können geheime Daten auf der Chipkarte mit einem Computer freigelegt werden. Der Rechner spiegelt anschließend dem Handy vor, er sei die richtige Karte.

    Mißbrauchsmöglichkeiten liegen laut SPIEGEL vor allem dort, wo die PIN eines Handys frei zugänglich ist, beispielsweise bei Abteilungshandys in vielen Firmen oder bei Mietwagen, die über ein Mobiltelefon verfügen. Ist die Karte einmal dupliziert, benötigt die Kopie keine PIN mehr. Betroffen vom Angriff des Computerclubs ist bislang nur das D2-Netz von Mannesmann Mobilfunk. Das D2-Netz, so ergaben Versuche des CCC, läßt es sogar zu, daß Original und Kopie sich gleichzeitig im System einbuchen können. Nur wenn auch zur selben Zeit telefoniert werden soll, können Fehlermeldungen auftreten.

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      Zum Teil 7

    © 1998-2000 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 20.12.2009 12.35 Uhr