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Telekommunikation in den Medien – Teil 26 khd
Stand:  10.1.1999   (36. Ed.)  –  File: Aus_Medien/26.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Zeitungsartikel und andere Texte zur Telekommunikation im Original dokumentiert und manche auch kommentiert [Ed: ...]. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten. Presseberichte zu Pannen der Telekom und anderer Telcos sind ab der Seite "Neue Telekom/Telco- Ungereimtheiten" gesondert dokumentiert und kommentiert. Hier sind dokumentiert:

  • Neuere Presseberichte  (27. Teil).
  • 25.07.1998: Mobilcom plant Internet-Angebot.
  • 25.07.1998: Otelo hat Defizite beim Marketing.
  • 24.07.1998: Ein fataler Kalkulationsfehler. (Sperre First Telecom)
  • 23.07.1998: Mobilcom übernimmt Internet-Anbieter.
  • 23.07.1998: Bewag erzielt "Durchbruch" bei Datenübertragung. [Kommentar]
  • 22.07.1998: First Telecom kämpft um 0800-Nummern.
  • 20.07.1998: First Telecom will gegen Telekom vorgehen.
  • 20.07.1998: Telekom wird neuen Antrag vorlegen.
  • 20.07.1998: Ein eklatanter Eingriff in die Unabhängigkeit. (Regulierungsbehörde)
  • 20.07.1998: Was ein Telefonanschluß kostet.
  • 20.07.1998: Beschluß zur Telekom-Anschlußmiete vertagt.
  • 16.07.1998: Schrumpfen sich Post und Telekom auf Kosten der Steuerzahler gesund?
  • 16.07.1998: Wirtschaftsminister verteidigt Wettbewerbspolitik.
  • 15.07.1998: Wettbewerb am Telekommunikationsmarkt nimmt weiter zu.
  • 15.07.1998: Time Warner in talks with phone companies.
  • 15.07.1998: Ein Anruf über digitale Päckchen. (Internet-Telefonie)
  • 15.07.1998: Online-Gebühren der Telekom unter Druck.
  • 15.07.1998: Telekom verzögert Markteintritt der Konkurrenz.
  • 10.07.1998: Telekom muß die Kabelnetze öffnen.
  • Ältere Presseberichte  (25. Teil).



    Telekom muß die Kabelnetze öffnen

    EU-Kommission in Brüssel schaltet sich in Ortsnetz-Wettbewerb ein. Die Deutsche Telekom muß ihr Kabelnetz für Konkurrenten öffnen. Die privaten Kabelgesellschaften wollen über das TV-Kabel auch Telefon- und Internetdienste anbieten.

    Aus:
    Handelsblatt, 10. Juli 1998, Seite ?? (Thema des Tages).

    DÜSSELDORF (dri). Karel Van Miert macht Druck bei der Deutschen Telekom. Bis Ende 1999 soll sie die Mehrheit an ihren TV-Kabelnetzen an private Konkurrenten abgegeben haben. In einem Brief an Netzvorstand Gerd Tenzer gibt der EU-Wettbewerbskommissar der Telekom außerdem Mindestanforderungen für eine kartellrechtliche Genehmigung vor. Die EU-Kommission will nach der Liberalisierung des Ferngesprächsmarktes in Deutschland auch in den Ortsnetzen Wettbewerb erreichen. Denn die Kabelnetzbetreiber wollen das TV-Kabel zum Multimedia-Anschluß aufrüsten. Die Kunden könnten dann über einen Anschluß Fernsehprogramme empfangen, telefonieren und im Internet surfen. Damit könnten die Kabelnetzbetreiber der Telekom ihre Telefonkunden komplett abjagen. Überall in Deutschland würde Wettbewerb auch im Ortsnetz entstehen.

    In dem Schreiben verlangt Van Miert, daß die Kabelnetze in mindestens sechs Regionalnetze aufgeteilt werden müssen. Bundesweit darf die Telekom anschließend nicht mehr als 49,9 % an TV-Kabelnetzen halten. Unter diesen Regionalgesellschaften muß es darüber hinaus drei große geben, die mindestens zwei Drittel aller Kabelhaushalte in Deutschland repräsentieren. An diesen drei Gesellschaften darf die Telekom keine Sperrminorität (25 %) halten. Eigentlich, so stellt Van Miert klar, müsse das Kabelnetz total entflochten werden. Die jetzt gesetzten Mindestanforderungen seien also bereits ein Zugeständnis. Auf Grundlage des EU-Vertrages kann die Kommission ein marktdominantes Unternehmen zwingen, Unternehmensteile abzugeben, wenn es seine dominante Stellung mißbraucht. Van Mierts Brief ist die Antwort auf ein Schreiben der Telekom vom 25. Mai 1998. Darin hatte Tenzer zum 1. Januar 1999 – vorbehaltlich der Aufsichtsratszustimmung – die Ausgliederung des Kabelgeschäfts in eine Breitbandkabel GmbH (BK) zugesichert.

    Tenzer will die BK GmbH in mindestens sechs Landesgesellschaften aufteilen, die wiederum in Regionalgesellschaften untergliedert sein könnten. Ab 1. Januar 2000 soll es nach seinen Plänen eine Finanzholding geben, die für das Beteiligungsmanagement und die Umsetzung der Partnerbeteiligungen verantwortlich ist. Zusätzlich soll eine zentrale Dienstleistungsgesellschaft entstehen sowie die erwähnten Landesgesellschaften. Diese sollen nach wirtschaftlichen, technischen, medienpolitischen und geographischen Kriterien zugeschnitten werden. Es sei aber klar, daß jeder Verkauf „wirtschaftlich akzeptabel“ sein müsse. Zu dem Schriftwechsel mit der EU-Kommission wollte die Telekom auf Anfrage nicht Stellung nehmen.

    Die privaten Kabelnetzbetreiber, von denen sich die Hälfte im Verband Anga zusammengeschlossen hat, beurteilen Tenzers Pläne als zu unkonkret. Sie befürchten, daß über komplizierte Verhandlungen ein Verkauf nur hinausgezögert würde. Zumal die Preisvorstellungen für das gesamte Kabelnetz zwischen Telekom und Kabelnetzbetreibern um einige Milliarden DM auseinanderliegen. Unklar ist, wie das auch von der Telekom angestrebte Ziel, die Netzebenen 3 und 4 zu bündeln, umgesetzt werden kann (Grafik). Die Netzebene 3 umfaßt die Leitungen von den Einspeisungspunkten in das Kabel bis zum Übergabepunkt an der Grundstücksgrenze. Die Netzebene 4 ist die jeweilige Hausverteilanlage. Hier gibt die Kommission jedenfalls vor, daß die Regionalgesellschaften beide Netzebenen einschließen müssen.

    Gerade die großen Kabelgesellschaften, wie Otelo und Bosch, sehen jetzt die Möglichkeit, ihren Kunden zusätzliche Digitaldienste, einen superschnellen Internet-Anschluß und Telefon anzubieten. Besonders groß ist dabei das Interesse der Veba/RWE-Tochter Otelo, die neben einem neuen Telefon-Ferngesprächsnetz auch ein Kabelnetz für zwei Millionen Haushalte betreibt. Über das Kabel hätte sie den direkten Zugang zum Endkunden, der beim Telefon immer noch über die Ortsvermittlungsstellen der Telekom läuft.

    Allerdings stehen die Kabelnetzbetreiber unter Zeitdruck: Die Telekom baut zur Zeit ihr Telefonnetz mit neuer xDSL- Technik zur Multimedia- Datenautobahn aus. Dann kann sie über ihr Telefonnetz ebenfalls alle Dienstleistungen aus einer Steckdose anbieten. Jeder Monat länger bis zum Kabelverkauf verbessert also ihre Marktposition. Wie es in Brüssel heißt, waren der Auslöser für Van Mierts jetzigen Vorstoß die Pläne von AT&T in den USA, nach der Übernahme von TCI deren TV-Kabelnetz für Telefon und Internet aufzurüsten. Europa könnte technisch hinter die USA zurückfallen, wenn der Infrastrukturwettbewerb nicht schnell in Gang kommt, befürchtet Van Miert. In Großbritannien hat British Telecommunications dem EU-Wettbewerbskommissar zugesichert, ihr Kabelnetz komplett zu verkaufen.



    Telekom verzögert Markteintritt der Konkurrenz

    Ausländische Gesellschaften fühlen sich diskriminiert. Die neuen Telekommunikationsgesellschaften teilen sich inzwischen auf: in diejenigen, die bereits Netzzusammenschaltungsverträge mit der Deutschen Telekom haben, und solche, die noch in Verhandlungen stehen. Letztere fühlen sich diskriminiert.

    Aus:
    Handelsblatt, 15. Juli 1998, Seite ?? (Nachrichten).

    DÜSSELDORF (dri). Wettbewerb auch im Ortsnetz will die rheinische Stadt Leverkusen ihren Bürgern anbieten. Die Telelev Telekommunikation GmbH, eine Tochter des örtlichen Energieversorgers und der RWE Telliance, wäre auch bereit dazu – wenn sie nur endlich einen Vertrag mit der Deutsche Telekom AG schließen könnte. „Die Telekom verweigert uns die Netzzusammenschaltung“, sagt Susanne Seiffert, Prokuristin bei Telelev. „Die Verhandlungen darüber stocken. Eine durchgängige Begründung dafür gibt es eigentlich nicht.“

    Eines der Argumente der Telekom sei, daß Telelev außerhalb ihres Lizenzgebietes Leverkusen und Umland lediglich ein Wiederverkäufer von Telekom- Netzkapazitäten sei; deshalb habe sie keinen Anspruch auf die vom Regulierer für Netzgesellschaften festgelegten Zusammenschaltungsgebühren von durchschnittlich 2,7 Pf (Interconnection). Die Telekom verlange statt dessen höhere Reseller- Tarife. Tatsächlich betreibt die Telelev ein eigenes Telekommunikationsnetz, das sie von der Energieversorgung Leverkusen übernommen und ausgebaut hat. Außerdem hat sie einen eigenen Glasfaser- BackboneRing gelegt. Daran will sie als sogenannter Citycarrier Haushalte direkt anschließen. Für Ferngespräche hingegen ist sie auf das Telekom-Netz angewiesen.

    Die Telelev ist mit dem Problem nicht allein. Auch mehrere bayrische Citycarrier sehen sich mit der Forderung nach höheren Reseller- Gebühren konfrontiert. Die Telenec Telekommunikation Neustadt GmbH & Co. KG, Neustadt bei Coburg, hat es bisher nicht einmal bis zu Verhandlungen geschafft. In sechs Monaten könnten diese aufgenommen werden, vertröstete die Telekom den Citycarrier, der gerade erst seinen Lizenzantrag gestellt hat. Von „Schwierigkeiten, den Interconnect- Vertrag durchzubekommen“, berichtet auch eine Sprecherin der baden-württembergischen Tesion Communicationsnetze Südwest GmbH & Co. KG, Stuttgart. Sie ist froh, daß der Vertrag endlich unter Dach und Fach ist. „Der Weg war nicht erquicklich.“

    „Die Telekom versucht auf alle möglichen Arten, Interconnect- Verträge zu verzögern“, faßt Gerd Eickers die Erfahrungen der Anbieter zusammen, die kurz vor dem Markteintritt stehen. Der Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) verlangt, daß neue Gesellschaften nicht schlechter gestellt werden als die Anbieter, die zum 1. Januar in den Wettbewerb gestartet sind. Im Ausland, vor allem in den USA, entstehe bereits der Eindruck, daß der deutsche Telekommunikations- markt gegenüber neuen Anbietern abgeschottet werden solle. Die Deutsche Telekom äußert sich nach Angaben eines Sprechers nicht zu einzelnen Verhandlungen. Grundsätzlich verweist er jedoch darauf, daß die Regulierungsbehörde erst im September entscheiden wird, wer ein sogenannter Verbindungsnetzbetreiber ist und damit Anspruch auf Interconnection- Tarife hat und wer als reiner Reseller gelten kann. In der Zwischenzeit sei die Telekom zu Verhandlungen bereit; im Streitfall müsse der Regulierer als Schlichter angerufen werden.

    Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP) geht nach Angaben eines Sprechers derzeit einigen Beschwerden neuer Anbieter nach. Allerdings sei die Behörde auf detaillierte Informationen angewiesen. Daß jedoch das Lizenzgebiet relevant sei für die Frage, ob jemand Netzbetreiber sei oder nicht, sei absurd. Sich an die Regulierungsbehörde zu wenden, „hilft ungemein“, ist die Erfahrung von Klaus Winkler, Projektmanager Regulierung bei der Telepassport Service GmbH, Frankfurt/M. Die Verhandlungs- bereitschaft der Telekom sei danach auf jeden Fall höher. Telepassport steht vor dem Problem, daß die Telekom dem Unternehmen erst bis Ende 1999 weitere Rechner zur Verbindung der Netze (Switche) anschließen und zusätzliche Mietleitungen freischalten will. Gleichzeitig werfe die Telekom Telepassport vor, kein Verbindungsnetzbetreiber zu sein: Dazu betreibe sie nicht genügend Switche. [Behinderung von NetCologne]



    Online-Gebühren der Telekom unter Druck

    POP(R) offeriert zu weniger als dem halben Preis

    Aus: Schweriner Volkszeitung, 15. Juli 1998, Seite ?? (Nachrichten).

    HAMBURG/KÖLN (ADN). Für die Telekom brechen nun auch im Online- Geschäft schwerere Zeiten an. Nachdem die privaten Telefon- Gesellschaften den ehemaligen Monopolisten mit immer neuen Telefontarifen unterbieten, geht nun auch die Online- Konkurrenz in die Preisoffensive. Für genau 8,12 Pfennig pro Minute Telefongebühr [Ed: 4,872 DM/h] bindet der Internet-Provider POP(R) Point of Presence GmbH bundesweit Unternehmens- Netzwerke an das Internet an. Unternehmen, die nicht in Ballungsräumen liegen und einen Business- Provider bisher größtenteils zum herkömmlichen Regional-Tarif erreichen, werden dadurch finanziell deutlich entlastet.

    So kostet eine 30minütige Internet-Verbindung bislang vormittags im Regio- Tarif 6,76 DM [Ed: unklarer Preis, denn bei der Telekom kostet das derzeit 8,39 DM inkl. MwSt]. Beim bundesweiten POP(R)-Tarif fallen für die gleiche Verbindung nur 2,40 DM an. Die sekundengenaue Abrechnung der Online- Nutzung ermöglicht zudem eine deutliche Kostenersparnis. POP(R) gehört zum Hamburger Energieversorger HEW. Die standortunabhängige und vor allem sichere Internet- und E-Mail- Anbindung wird durch eine neuartige Zugangs- Technik gewährleistet.



    Ein Anruf über digitale Päckchen

    Telefonieren über das Internet ist weitaus billiger als über herkömmliche Leitungen: Damit sich die neue Technologie kommerziell durchsetzt, müssen die Daten jederzeit schnell übertragen werden können.

    Aus: Berliner Zeitung, 15. Juli 1998, Seite ?? (Wissenschaft).

    Der moderne Mensch sitzt an seinem Multimedia-PC und plaudert über Internet. Die Sprachqualität entspricht der einer akzeptablen Handy- Verbindung, an die leichte Verzögerung im Dialog hat er sich gewöhnt. Dabei macht er sich den Umstand zunutze, daß das gesprochene Wort in Daten gewandelt und über das weltweite Computer- Netzwerk transportiert werden kann wie andere Informationen auch. Dem Internet ist es egal, was die vielen kleinen Päckchen enthalten, die per Lichtgeschwindigkeit um die Welt rauschen.

    Das Prinzip der Internet-Telefonie ist einfach: Analoge Sprache wird digitalisiert und in etwa 40 Päckchen pro Sekunde zerlegt. Diese Päckchen tragen einen "Adreßaufkleber", der sie über diverse Knotenpunkte zum Ziel bringt. Dort werden die Päckchen wieder zusammengesetzt und als Klang ausgegeben. Entsprechend werden bestehende Leitungen durch Internet- Telefonie sehr viel effektiver ausgelastet als beim klassischen Telefonat und sind die Datentransporte via Internet deutlich billiger. Die Genfer "International Telecommunication Union" (ITU) hat errechnet, daß sich zum gleichen Preis fast die vierfache Datenmenge via Internet verschicken lassen.

    Drei Möglichkeiten

    Mit der Zeit haben sich drei Wege der Internet-Telefonie entwickelt. Am Anfang gab es den Talk von Computer zu Computer, bei dem die Gesprächspartner sich verabreden müssen. Nur wenn beide über ihre Rechner mit dem Internet verbunden sind und die gleiche Software benutzen, kommt eine Verbindung überhaupt erst zustande. Im nächsten Schritt folgte das Gespräch von Computer zu Telefon. Dabei kann der Anrufer über einen entsprechenden Provider eine Verbindung über das Internet zu jedem Telefon der Welt aufbauen. Möglich wird dies durch sogenannte Gateways, die das Gespräch aus dem Internet entgegennehmen und die letzte Strecke bis zum Empfänger über herkömmliche Telefonleitungen überbrücken. Mit dieser Technologie wird Internet- Telefonie kommerziell nutzbar, kostet aber schon etwas mehr, denn für Einrichtung und Betrieb der Gateways braucht es einen Anbieter, außerdem verursacht die letzte Strecke im Telefonnetz Zusatzkosten.

    Die neueste Entwicklung ermöglicht Gespräche von Telefon zu Telefon, die dennoch über das Internet vermittelt werden. Dabei müssen zwei Gateways zwischengeschaltet sein, der eine nahe des Anrufers, der andere unweit des Angerufenen. Damit wird es richtig komfortabel, denn so läßt sich via Internet und ohne Computer telefonieren, ein Telefon genügt. Preislich bewegen sich die Anbieter in Bereichen, die der Deutschen Telekom die Schamesröte ins Gesicht treiben müßten. Entscheidend für den Durchbruch der Internet- Telefonie wird schneller Datendurchsatz sein. Hier liegt auch die Crux, denn Staus auf der Datenbahn verursachen bei Telefonie Verzögerungen und Aussetzer. Deswegen leiten Anbieter Telefonate über ihre firmeneigenen Netze, in denen sie den Verkehr kontrollieren können.

    Hoher Datenverkehr

    Problematisch bleibt der Weg vom Anrufer bis in diese Schnellbahnen und aus ihnen heraus zum Angerufenen. Wer sich beispielsweise abends via Computer über Online-Dienste einwählt, muß mit Sprechpausen im Sekundenniveau rechnen, weil zur Feierabendstunde der Verkehr im Netz ansteigt. Anders bei der Verbindung von Telefon zu Telefon. Der Anruf erfolgt hier von jedem beliebigem Telefon über eine bestimmte Vorwahl oder über eine kostenfreie Rufnummer, wird dann im nächstgelegenen Gateway ins Internet geschleust und verläßt dieses wieder in unmittelbarer Nähe des Angerufenen.



    Time Warner in talks with phone companies

    Aus:
    Yahoo-Finance, 15. Juli 1998, 9.16 Uhr MESZ (US Market). [Übersetzungs-Service]

    NEW YORK – July 15. Time Warner Inc it is talks on the possibility of leasing its cable television infrastructure to long distance telephone firms that would allow them to provide local phone service, Chairman Gerald Levin said Wednesday. Those talks include AT&T Corp (T - news), which recently announced a deal to buy cable TV giant Tele-Communications Inc (TCOMA - news). "Yes, we're talking to AT&T", the chief executive said during a briefing with reporters after the company reported second quarter results. Time Warner executives said discussions extend to several long distance phone companies, although they did not identify any others. Levin repeated the currently popular view that the technology of cable operators provides the best platform for companies to provide local phone service. With their broad band capacity, cable systems are expected to provide a wide variety of services, including Internet, interactive services and phone service. Time Warner is currently the nation's largest cable operator with 12 million subscribers. (...)



    Wettbewerb am Telekommunikationsmarkt nimmt weiter zu

    Aus:
    vwd-Wirtschaftsdienst, 15. Juli 1998, 14.56 Uhr (Wirtschaft).

    BONN. Mit einem Anteil von zwölf Prozent am täglichen deutschen Ferngesprächsaufkommen haben die Konkurrenten der Deutsche Telekom AG, Bonn, seit der Marktöffnung am 1. Januar bereits ein gutes Ergebnis erzielt. Diese Tendenz werde anhalten, sagte Klaus-Dieter Scheurle, Präsident Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP), am Mittwoch in Bonn bei der ersten Halbjahres-Pressekonferenz der Nachfolgeeinrichtung des Postministeriums. "Trotz oder gerade wegen des Wettbewerbs" habe aber auch das Gesamtgesprächsminutenvolumen der Telekom weiter angezogen.

    Vor allem jedoch würden die Kunden von der Liberalisierung profitieren. Sie sparen z. B. bei Inlandsferngesprächen bis zu 70 Prozent. Insgesamt wickeln die neuen Anbieter pro Tag schon knapp 30 Mio Gesprächsminuten (alle Entfernungszonen) ab. Vergleichszahlen für das erste Quartal nannte Scheurle nicht, unterstrich aber, daß die Zunahmen deutlich seien. Allein im Ortsbereich sei die Entwicklung noch schwach. Hier wird erst der in einigen Wochen anstehende Beschluß über die Entgelte für die Anmietung der Teilnehmer- anschlußleitungen den Unternehmen die notwendige Planungssicherheit und damit die Chance konkurrenzfähiger Angebote geben. (...) Der RTP-Präsident betonte des weiteren, daß sich nach seiner Sicht am Privatkundenmarkt die Anbieter mit den klarsten und einfachsten Preisstrukturen am besten behaupten könnten. Der Verzicht auf komplizierte Tarife führe offenbar zum Erfolg.



    "Noch zuviel regulativer Ballast"

    Wirtschaftsminister Rexrodt verteidigt Wettbewerbspolitik / Kritik an Telekom

    Auszug aus: Die Welt, Berlin, 16. Juli 1998, Seite ?? (Wirtschaft). [
    Vollständiges Interview]

    BERLIN. Zu viel staatlichen Zwang und zu wenig Freiheit für den Wettbewerb hat die Monopolkommission in ihrem jüngsten Hauptgutachten angeprangert. Welche Schlüsse der Bundeswirtschaftsminister aus der Kritik zieht, sagte Günter Rexrodt (FDP) im WELT-Gespräch mit Michael Machatschke. (...)

    WELT: Vollständig von Monopolrechten befreit wurde zum Jahresanfang der deutsche Telekommunikationsmarkt. Wie sind Sie mit Ergebnissen und der Arbeit der Regulierungsbehörde zufrieden?

    Rexrodt: Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hat gute Arbeit geleistet. In kürzester Zeit hat sie wichtige Entscheidungen gefällt, mit der Folge, daß Ferngespräche bis zu 70 Prozent billiger geworden sind. Gewiß kann man es nie allen recht machen. Aber Entscheidungen müssen plausibel und nachvollziehbar sein. Und da bin ich mit der Arbeit des Regulierers sehr zufrieden.

    WELT: Die Deutsche Telekom ist ganz anderer Ansicht. Deren Chef Ron Sommer beklagt eine Benachteiligung seines Unternehmens.

    Rexrodt: Die Vorwürfe sind falsch. Herr Sommer wäre gut beraten, wenn er diese nicht mehr erheben würde. Die Bundesregierung und die Regulierungsbehörde haben kein Interesse daran, die Telekom zu kujonieren. Aber die Deutsche Telekom muß sich dem Wettbewerb stellen und da werden an sie die gleichen Anforderungen gestellt wie an andere Wettbewerber auch.

    WELT: Schadet sich die Telekom mit ihren Vorwürfen selbst?

    Rexrodt: Eine Strategie zu verfolgen, die darauf setzt, dem Regulierer unlautere Motive im Hinblick auf die Telekom zu unterstellen, ist meines Erachtens auch unternehmenspolitisch falsch.

    WELT: Neutralität und Aktionärsinteressen vertragen sich schlecht. Sollte sich der Bund nicht möglichst schnell von seiner Aktienmehrheit bei der Deutschen Telekom trennen?

    Rexrodt: Das ist richtig. Da gibt es ja auch eine klare Konzeption. Wir werden uns aus der Telekom Schritt für Schritt zurückziehen. (...)



    Schrumpfen sich Post und Telekom auf Kosten der Steuerzahler gesund?

    Ehemalige Bundesunternehmen schicken Zehntausende Beamte vorzeitig in den Ruhestand / Bund muß fast eine Milliarde Mark in Pensionskasse zuschießen

    Aus: Passauer Neue Presse, 16. Juli 1998, Seite xx (Politik).

    BONN. Seit 1995 arbeiten Post, Postbank und Telekom auf eigene Rechnung – so scheint es. Doch der Staat muß 900 Millionen Mark zuschießen, um die leeren Unterstützungskassen für die frühpensionierten Ex- Beamten zu füllen. Und es drohen noch mehr Kosten: Weitere 15 000 Beamte sollen vorzeitig in den Ruhestand geschickt werden. Karl Heinz Däke, Präsident des Bundes der Steuerzahler, wirft Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) deshalb vor, nicht rechtzeitig Vorsorge getroffen zu haben. Statt dessen seien die Privatisierungserlöse zum "Stopfen von Haushaltslöchern" verwendet worden. Hintergrund des Streites ist die Privatisierung der bundeseigenen Post (soll im Jahr 2000 an die Börse), Postbank (Börsengang nach 2000 oder Verkauf) und Telekom (seit 1996 an der Börse). Weil die Beamten, die bisher in staatlichen Betrieben arbeiteten, in einem Privatunternehmen "Fremdkörper" seien, mußte sich der Bund um ihre Pensionsansprüche kümmern – kündbar waren die Beamten nicht. Weil sie aber in den Unternehmen wie bisher ihren Dienst verrichteten, zahlte ihr privatisierter Arbeitgeber für sie statt in die Rentenkasse in die Pensionskassen ein. Doch das Geld reicht nicht: Bereits in diesem Jahr fehlen 900 Millionen Mark, wie das Bundesfinanzministerium gegenüber der Passauer Neuen Presse einräumte. Daher muß der Bund für die Lücken in den Pensionskassen aufkommen.

    "Im Prinzip nichts Neues, alles alte Kamellen", sagt ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Die Finanzierung der Pensionskassen sei im Postpersonalrechtsgesetz geregelt. Es sieht vor, daß die privatisierten Unternehmen bis 1999 Festzuschüsse zahlen – runde 7,2 Milliarden Mark. Ab dem Jahr 2000 müssen Post, Postbank und Telekom dann noch 33 Prozent der Bruttobezüge ihrer aktiven Beamten abzweigen. Den Rest trägt der Bund. Gedeckt werden soll das Defizit "aus der Veräußerung von Beteiligungsrechten an den Post- Nachfolgeunternehmen sowie durch deren Dividenden", kündigte der Finanzminister in seinem Haushaltsentwurf für die Jahre 1998 bis 2002 an. Im Bundeshaushalt müßten hierfür keine Ausgaben veranschlagt werden. Problematisch ist nun, daß es sich für die privatisierten Unternehmen rechnet, die teure "Altlast Beamte" loszuwerden: Je weniger Beamte, umso geringer die Zahlungen in die Unterstützungskasse. So sind angeblich bereits 100.000 ehemalige Postbedienstete in Frühpension gegangen – lange vor Erreichen des Pensionsalters, 15.000 sollen noch in diesem Jahr folgen. "Das ist eine ganz schöne Latte, für die der Bund letztlich die Pensionslast tragen muß", räumt auch der Sprecher des Bundesfinanzministeriums ein.



    Beschluß zur Telekom-Anschlußmiete vertagt

    Der Preis für die Überlassung von Telefonleitungen an Wettbewerber bleibt umstritten / Die Entscheidung gilt als Voraussetzung für echten Wettbewerb im Ortsnetz

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 20. Juli 1998, Seite 20 (Wirtschaft).

    BONN (dri/HB). Es handelt sich um die wichtigste noch offene Regulierungs- entscheidung: die Höhe der Monatsmiete, die die neuen Telefongesellschaften der Deutschen Telekom AG für einen Telefonanschluß zahlen müssen. Die Telekom muß ihren Konkurrenten den sogenannten entbündelten Teilnehmer- anschluß überlassen, wenn diese Telefongespräche auch im Ortsnetz anbieten wollen. Diese Regelung im Telekommunikationsgesetz soll verhindern, daß neue Anbieter in jeden Haushalt und jedes Büro neue Leitungen legen müssen.

    Über den angemessenen Preis für diese letzte Meile von der Ortsvermittlungs- stelle zur Telefonbuchse streiten sich die Telekom und ihre Wettbewerber. Im März hatte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP) diese Gebühr vorläufig auf 20,65 DM plus Mehrwertsteuer festgesetzt, nachdem die Telekom 28,80 DM für den Anschluß über die Kupferdoppelader verlangt hatte. Nach der vorläufigen Entscheidung reichte die Telekom einen neuen Antrag ein, in dem sie 47,26 DM verlangte. Über diesen Antrag hätte die RTP nach Ablauf einer 10-Wochen-Frist spätestens am 17. August entscheiden müssen.

    Nach Informationen des Düsseldorfer Handelsblatts haben sich jetzt die Regulierungsinstanzen und die Telekom darauf verständigt, diese Entscheidung auf den 30. November zu verschieben. Bis dahin will die Regulierungsbehörde ein Kostenmodell erarbeiten, auf dessen Basis sie nachvollziehbar ihre Gebührenentscheidung begründen kann [t-off berichtete]. Das Problem liegt in der Forderung aus dem Telekommunikationsgesetz, daß die marktbeherrschende Telefongesellschaft von ihren Wettbewerbern nur die "Kosten effizienter Leistungsbereitstellung" verlangen darf. Dahinter steht die Überlegung, daß die tatsächlichen Kosten der Telekom Altlasten aus Monopolzeiten enthalten und darum höher sind, als sie es wären, wenn es bereits seit Jahren Wettbewerb gäbe. Von einer Verständigung darauf, welche Kosten wie gewichtet werden, sind die Telekom und ihre Wettbewerber allerdings weit entfernt. (...) [mehr]



    Was ein Telefonanschluß kostet

    Wissenschaftler entwickeln ein Modell zur Berechnung

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 20. Juli 1998, Seite 20 (Wirtschaft).

    DÜSSELDORF (dri/HB). Wieviel kostet ein Telefonanschluß wirklich? Das hat das Wissenschaftliche Institut für Kommunikationsdienste (WIK) im Auftrag der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP) versucht, herauszufinden. Ein Modell wurde entwickelt, mit dem sich die Kosten der einzelnen Teile eines Ortstelefonnetzes bestimmen lassen sollen. Über dieses Modell will RTP-Präsident Klaus-Dieter Scheurle den fairen Preis für die Mitbenutzung der Infrastruktur der Deutschen Telekom AG durch die Konkurrenten ermitteln [t-off berichtete].

    Bestandteile eines Ortsnetzes sind demnach die Teilnehmeranschlüsse, Vermittlungs- und Übertragungsleistungen sowie die Festverbindungen. Jetzt will das WIK herausfinden, wieviel Geld heute in den Aufbau eines Ortsnetzes investiert werden müßte. Dabei zerlegen die Wissenschaftler das Telefonnetz in Kabelabschnitte, vermessen deren Längen, betrachten Verzweiger und Endkabel- Montagestellen und kalkulieren die erbrachten Tiefbauarbeiten. Beachtet werden außerdem unterschiedliche Ortsnetz- Architekturen. Die Investitionswerte wiederum sollen unter Berücksichtigung von linearer Abschreibung, kalkulatorischer Verzinsung und laufenden Betriebskosten auf jährliche Kosten umgerechnet werden. Die zwischen Telekom und Wettbewerbern umstrittenen Kosten für die Netzzusammenschaltung sollen sich dann aus der Summe der benutzten Elemente ergeben. Die Berechnung der Gemeinkosten, die der Telekom durch den Betrieb des Gesamtnetzes entstehen und nicht einzelnen Netzkomponenten zuzuordnen sind, sind allerdings nach wie vor umstritten. [Ende des Kostengefasels?] [Kommentar]



    „Ein eklatanter Eingriff in die Unabhängigkeit“

    Viag-Interkom-Chef Briese: Die Politik setzt zunehmend die Regulierungsbehörde unter Druck

    Aus: Süddeutsche Zeitung, 20. Juli 1998, Seite 20 (Wirtschaft).

    MÜNCHEN. „Es hat sich viel getan, und alles nicht zum Besseren“ – Peter-M. Briese, Vorsitzender der Geschäftsführung der Viag Interkom, München, befürchtet Übles für den seit kurzem liberalisierten Telekommunikationsmarkt. Stein des Anstoßes ist der zunehmende Druck, den Politiker seiner Ansicht nach auf die Regulierungsbehörde ausüben: „Ihre Unabhängigkeit ist gefährdet“, sagt Briese. Angesichts der Entwicklungen der letzten Monate spricht er von einem „riesigen Problem“. Seinem Unternehmen könnte vor allem eine anstehende Entscheidung zum Mobilfunk zu schaffen machen.

    Auch wenn bereits Dutzende von Firmen mit der Deutschen Telekom konkurrieren – richtiger Wettbewerb entfaltet sich auf dem bis vor kurzem monopolistischen Telephonmarkt nicht ganz von selbst, sondern er muß auch geschaffen werden. Dafür hat in der Vergangenheit der Regulierer – zunächst der Postminister, seit Jahresanfang eine eigene Behörde – unter dem Beifall der Marktneulinge gesorgt.

    Blatt wendet sich

    Nun scheint sich das Blatt zu wenden. So sind die Manager der Viag Interkom – wie auch viele ihrer unmittelbaren Konkurrenten – nicht recht zufrieden mit dem jüngsten Beschluß des Regulierers, der für Telekom-Kunden, die per Preselection (feste Voreinstellung) zu einem der neuen Anbieter wechseln wollen, eine gestaffelte Gebühr verlangt. Das habe sich richtig absurd abgespielt, klagt Natalie Lübben, die bei den Münchnern für Regulierungs- angelegenheiten verantwortlich ist: Die für die Entscheidung verantwortliche Beschlußkammer der Behörde sei so unter Druck gesetzt worden, daß sie auf den eigentlich geplanten Betrag von 10 DM für das laufende und das nächste Jahr noch 17 bzw. 10 DM draufgesattelt habe.

    Mehr Sorgen macht Briese vermutlich das zweite Beispiel, mit dem er den zunehmenden Einfluß der Politik auf die Regulierungsbehörde belegt: Telephonkunden sind im Mobilfunk bislang fest an ihren Anbieter gebunden; sie können nicht wie im Festnetz auf konkurrierende Gesellschaften und deren Netze ausweichen. Das hat seine Gründe, denn die Lizenzen für die drei existierenden Netze wurden vor Verabschiedung des Telekommunikations- gesetzes erteilt, das für die Marktöffnung sorgte. Die Anbieter sollen mit der Ausnahmeregelung in die Lage versetzt werden, ihren milliardenschweren Investitionen in die Netze auch wieder reinzuholen.

    Bis Anfang Juli sollte die Regulierungsbehörde entscheiden, wie lange das fallweise Telephonieren bei konkurrierenden Anbietern (Call by Call) im Mobilfunk ausgesetzt bleibt. Doch das Bundeswirtschaftsministerium fiel der Behörde in den Arm: Diese wollte die Ausnahmegenehmigung mindestens bis zum Ende der zwanzigjährigen Laufzeit der Lizenzen beibehalten. Das sei zu lang, befand das Ministerium. Die Entscheidung soll nun bis Ende des Jahres fallen. Briese sieht im Vorgehen des Ministeriums einen „eklatanten Eingriff in die Unabhängigkeit der Behörde“; Lübben fügt hinzu, daß solche Einzelweisungen rechtlich gar nicht zulässig seien.

    Was befürchtet wird

    Das Problem für Viag Interkom: „Wir gingen mit der Lizenzerteilung die Verpflichtung ein, zigtausend Basisstationen zu errichten“, sagt Briese. Wenn nun aber Verbindungsnetzbetreiber flexibel in den Markt gehen und dort die Überschüsse abschöpfen könnten, koste das Einnahmen, die zur Refinanzierung der Netze notwendig seien. Dabei steht im Hintergrund die Befürchtung der Mobilfunkbetreiber, daß die Preise für den Netzzugang ebenfalls reguliert werden – möglicherweise auf so niedrigem Niveau, daß wie im Festnetz aggressive Preisbrecher den etablierten Firmen das Leben schwermachen können. Während aber bei den Konkurrenten von D1 und D2 wenigstens schon seit einiger Zeit die Gewinne munter sprudeln, ist Viag Interkom noch nicht einmal am Markt. „Da wird es schwierig“ befürchtet Briese für den Fall, daß der ganz freie Markt beim Mobilfunk allzu früh eröffnet wird; „wir sehen dann Probleme, die Auflagen der Flächendeckung zu erfüllen“.

    Kein Komplettangebot

    Gelassener erwartet die Viag-Interkom-Führung die im August anstehende Entscheidung des Regulierers zu den Preisen, die Konkurrenten der Telekom für die Überlassung der Teilnehmeranschlüsse zahlen müssen. Zwar gebe es Anzeichen, daß man da der Telekom entgegenkommen möchte, stellt Lübben fest. Doch haben die Münchner vorsichtig kalkuliert: Ihre Planung sieht gar kein Komplettangebot inklusive Anschluß vor, erläutert Briese: „Nur bei einer günstigen Entscheidung würden wir den Kunden den vollen Service bieten.“



    Telekom wird neuen Antrag vorlegen

    Aus:
    vwd-Wirtschaftsdienst, 20. Juli 1998, 11.52 + 13.19 Uhr (Wirtschaftspolitik).

    BONN. Die Deutsche Telekom AG, Bonn, hat ihren Antrag über die Mietpreise für ihre Teilnehmeranschlußleitungen zurückgezogen. Zugleich sei die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP) gebeten worden, den Zeitraum für die vorläufig geltende Gebühr von 20,65 DM zu verlängern. Rechtzeitig vor Ablauf dieser neuen Frist werde ein neuer Antrag über die Entgelte für die "letzte Meile" gestellt werden. Das erklärte ein Telekom- Sprecher am Montag auf Anfrage zu einer Meldung des "Handelsblatts". Auch ein Sprecher des RTP bestätigte den Bericht. Derzeit laufe bei der betreffenden Beschlußkammer ein Verfahren, daß sich mit der Verlängerung befasse.

    Die Gültigkeit der 20,65 DM monatlich wird bis 30. November ausgedehnt werden. Darüber besteht zwischen Telekom und RPT Einigkeit. Bei dem noch ausstehenden Entscheid der Beschlußkammers dürfte es sich nur noch um einen formalen Akt handeln, hielten Bonner Beobachter fest. Sowohl der Regulierer wie die Telekom seien insgesamt in der für die Wettbewerbsentwicklung so dominanten Frage, welche Preise die Telekom-Konkurrenten für die Anmietung der Endkundenanschlüsse bezahlen müssen, bestrebt, eine für alle Seiten tragbar Lösung zu finden und nicht auf Konfrontation zu setzen. Die "Hardliner" hätten in beiden Lagern zurückstecken müssen.

    Der von der Telekom angekündigte neue Antrag – es handelt sich dann um den dritten Versuch – werde wohl gemäßigter ausfallen. Noch Anfang Juni hatte die Telekom überrascht: Ihr zweiter, revidierter Antrag sah höhere Entgelte als der erste vor. Während die RTP gefordert hatte, unter den vorläufig angeordneten 20,65 DM monatlich zu bleiben, verlangte der Konzern für den "entbündelten Zugang zur Teilnehmeranschlußleitung" nunmehr 47,26 DM. Der erste Antrag mit 28,80 habe auf einer historischen Betrachtung der eigenen Kosten basieren müssen. Mit der erfolgten Einführung eines modernen Kostenrechnungs- systems könne jetzt aber dem vom Telekommunikationsgesetz (TKG) verlangten Forwardlooking-Ansatz entsprochen werden, hieß es damals.

    Die auf die Zukunft ausgerichtete Berücksichtigung der notwendigen langfristigen Zusatzkosten ergebe aber ein höheres Entgelt. Parallel wurde dem 1.000 Seiten starken Antrag ein "Vorbehaltsantrag" zur Seite gestellt. In diesem nahm die Telekom die von ihr als unüblich bezeichnete Größen für den Kalkulationszins sowie den Abschreibungszeitraum des RTP zur Basis und kam auf 38,19 DM als Monatspreis für die Überlassung einer Leitung an einen Wettbewerber. Über diese Anträge sollte der Regulierer bis 17. August entscheiden. Nach Angaben aus Behördenkreisen war mit einer erneuten Ablehnung zu rechnen.

    Allerdings wäre dies nicht leicht gefallen, da die Telekom den Regulierer mit ihrer TKG-engen Berechnung in eine schwierige Position gebracht hatte. Jetzt wollen Telekom, Mitbewerber und RTP bis Ende November ein von allen nachvollziehbares Kostenmodell erstellen. Die Telekom-Konkurrenten hielten sich am Berichtstag mit einer Bewertung der neuen Entwicklung zurück. In der Vergangenheit hatten etwa die Mannesmann Arcor AG & Co, Eschborn, und die otelo communications GmbH & Co, Düsseldorf, erklärt, daß aus ihrer Sicht die 20,65 DM noch deutlich unterschritten werden sollten.



    First Telecom will gegen Telekom vorgehen

    Aus:
    Yahoo-News, 20. Juli 1998, 14.07 Uhr (Wirtschaft).

    FRANKFURT/BONN. Die Telefongesellschaft First Telecom bereitet eine Einstweilige Verfügung gegen die Deutsche Telekom AG vor. First Telecom habe keine Verträge gebrochen, wie die Deutsche Telekom behaupte, sagte eine Sprecherin von First Telecom am Montag. Die Telekom hatte am Freitag eine von First Telecom genutzte kostenlose 0800-Nummer gesperrt [t-off berichtete], über die unter anderem Mobilfunk-Gespräche ins Festnetz zu sehr niedrigen Tarifen angeboten wurden. Die Nummer sei vertragswidrig genutzt worden, hatte die Deutsche Telekom erklärt.

    Der Anteil der Mobilfunk-Gespräche über die nun gesperrte Nummer sei mit rund 30 Prozent deutlich geringer gewesen als von der Telekom behauptet, sagte die Sprecherin von First Telecom. Selbst wenn das Unternehmen mit dem Angebot gegen Verträge verstoßen haben sollte, sei das Abschalten der Nummer nicht akzeptabel, denn das Angebot sei in Zusammenarbeit mit der Telekom entwickelt worden. Dies sei falsch, sagte Telekom- Sprecher Stephan Althoff. Der Telekom entstünden Kosten von einigen Tausend Mark pro Tag. Die Nummer werde zu 100 Prozent statt wie vereinbart zu sieben Prozent für Mobilfunk-Gespräche genutzt.

    Mobilfunknutzer konnten über die Nummer von First Telecom für 38 Pfennig pro Minute tagsüber und für 20 Pfennig abends ins Festnetz telefonieren. First Telecom hatte dafür von der US-Telefongesellschaft Worldcom eine der für den Anrufer gebührenfreien 0800-Nummern angemietet. Worldcom hat wiederum eine sogenannte Interconnection-Vereinbarung mit der Telekom geschlossen und kann damit die Telekom-Leitungen günstig mitnutzen [Ed: 10 Pfennig pro Gespräch laut Deutsche-Presse-Agentur]. Die Telekom erklärte, sie habe deshalb ohne entsprechende Einnahmen 40 bis 50 Pfennig pro Minute an konkurrierende Mobilfunkanbieter zahlen müssen, wenn deren Kunden über First Telecom telefonierten. [mehr]



    First Telecom kämpft um 0800-Nummern

    Mobilfunk / Das schnelle Ende einer guten Geschäftsidee

    Aus:
    Handelsblatt, 22. Juli 1998, Seite ?? (Nachrichten).

    DÜSSELDORF (dri). Die Deutsche Telekom AG hat die abgeschalteten 0800-Service-Nummern der First Telecom GmbH, Frankfurt/M., wieder freigegeben. Damit reagierte das Unternehmen auf eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Hamburg (Az. 315 0 399/98). Die Telekom hatte die Nummern am Freitag nachmittag vom Netz abgeklemmt [Ed: t-off berichtete]. Über eine der 0800-Nummern macht First-Telecom-Geschäftsführer Bernd Pussel Handy-Nutzern ein besonders billiges Angebot: Wer die Nummer wählt, danach eine vorher vereinbarte PIN- und Kundennummer eingibt, kann tagsüber vom Handy ins Festnetz für 38 Pfg./Minute telefonieren. Dieser Preis liegt unter den heutigen Kosten für derartige Verbindungen: Diese betragen derzeit 50 bis 60 Pfg./Minute.

    Wie also, wunderte sich die Fachwelt, hat es Pussel geschafft, mit diesem Dumping-Angebot Geld zu verdienen? Ganz einfach: Im gerade entstehenden Geflecht unterschiedlicher Telekommunikationsanbieter hat er zwischen regulierten und frei verhandelbaren Tarifen eine Geschäftsidee entwickelt: So wie Mobilcom im Festnetz mit billigen Call- by-call- Telefongesprächen Erfolge feiert, wollte Pussel alle Mobilfunktarife unterbieten. Weil jedoch die Netzvorwahlnummern (010xy) für Call-by-call- Gespräche im Mobilfunk nicht gelten, mietete sich Pussel bei Worldcom in Frankfurt die erwähnte 0800- Service-Nummer und schaltete dahinter einen Verbindungsrechner. Wie bei den alten 0130-Nummern zahlt der Angerufene die Kosten des Gesprächs.

    Wenn das 0800-Gespräch vom Handy aus geführt wird, hat aber nicht Worldcom, sondern die Telekom Pech gehabt: Zu ihr stellen die Mobilfunknetzbetreiber das Handy- Gespräch durch. Weil es für den Anrufer nichts kostet, muß die Telekom automatisch die Verbindungsgebühr an den Mobilfunknetzbetreiber zahlen. Diese Kosten kann sie jedoch nicht direkt bei der 0800-Nummer kassieren: dazwischen ist Worldcom geschaltet. Und Worldcom muß als Festnetzbetreiber der Telekom lediglich den vom Regulierer festgesetzten Netzzusammenschaltungspreis von 5 bis 10 Pfg/Minute zahlen. Pro Handy-Anruf macht die Telekom so 50 Pfg./Minute Verlust. Nach Angaben eines Telekom-Sprechers kommen so täglich mehrere 100.000 DM zusammen. Verständlich also, daß die Telekom die First-Telecom- Nummer, die extrem erfolgreich ist, abschalten will.

    Nach übereinstimmenden Aussagen von Pussel und von Worldcom hat die Telekom am Freitag jedoch nicht nur die günstige Mobilfunkverbindung, sondern alle Worldcom- Service-Nummern gekappt. Darunter seien auch Auskunftsdienste von First Telecom, so Pussel. Probleme bekam außerdem die Alpha Telecom, die neben Auslandsgesprächen ebenfalls Mobilfunkgespräche anbietet. Als Worldcom- Kunde wurde sie ebenfalls stillgelegt. Bei Worldcom wiederum wunderte man sich über die Schnelligkeit, mit der die Telekom die Leitungen kappte. Zwischen Information und Abschaltung habe nur eine Stunde gelegen. Dabei seien zuvor die Geschäftsbeziehungen zwischen Worldcom und Telekom vollkommen entspannt gewesen.

    Worldcom wies außerdem den Vorwurf des Vertragsbruchs zurück. Anders als von der Telekom dargestellt sei nicht im Vertrag fixiert, wie groß der Anteil von Festnetz und Mobilfunk bei den 0800-Nummern sein soll. Die Telekom hatte eine Mischkalkulation als Basis der Verträge genannt: 93 % Festnetz-, 7 % Handy-Gespräche. Das Problem der Telekom dabei: Sie kann in ihrem Netz nicht verfolgen, woher eine 0800- Nummer angerufen wird. Dieses Problem wird laut Telekom-Netzvorstand Gerd Tenzer in den nächsten 6 bis 9 Monaten gelöst. Dann kann das Unternehmen bei 0800-Nummern zurückverfolgen, woher ein Anruf kam – und ihn entsprechend in Rechnung stellen.

    Die Telekom will jetzt in Gesprächen mit Worldcom erreichen, daß entweder die Tarife für 0800-Nummern angehoben werden oder die 93:7 %-Regel gilt, so ein Sprecher. Gleichzeitig habe die Telekom einen mit Schadensersatzforderungen versehenen Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung der First Telecom eingelegt. Ein Alpha-Telecom-Sprecher wiederum äußerte sich optimistisch, daß sich das Unternehmen sich in Gesprächen mit Worldcom und Telekom einigen werde. [mehr]



    Bewag erzielt "Durchbruch" bei Datenübertragung

    Aus:
    Die Welt, 23. Juli 1998, Seite ?? (???).

    BERLIN. Der Berliner Energieversorger BEWAG hat nach eigenen Angaben einen Durchbruch bei der Datenübertragung über Stromkabel erzielt. Das Unternehmen erhielt ein auch weltweit angemeldetes Patent für ein neues System zur Übermittlung von Daten über 220-Volt- Leitungen. Projektleiter Frank Brandt sagte gestern, das System mache Datentransfers über die jeden Haushalt erreichenden Leitungen bis in den zweistelligen Megabitbereich möglich. Bisher könnten nur Datenmengen bis zu einem Megabit übertragen werden. Die weiteren Arbeiten bis zur Produktreife würden noch etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen. [t-off berichtete]

    An dem Projekt arbeitet die Bewag mit der Hamburgischen Electricitätswerke AG sowie der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke Köln AG zusammen. Durch die neue Entwicklung könnten Stadtwerke Energie und Telekommunikation aus einer Hand anbieten und so auf den liberalisierten Märkten einen Wettbewerbsvorteil gewinnen. Die Datenübertragung über Niederspannungs-Netze würde auch Dienstleistungen wie Zählerfernablesung oder Hausüberwachung erlauben. [BEWAG-Pressemitteilung]

    Der t-off Kommentar:

    Wenn die Hoffnung nicht wäre...

    23.7.1998 (t-off). Der Erfolg der BEWAG gibt aber nur langfristig Anlaß für Optimismus, zumal die BEWAG in ihrer
    Pressemitteilung in erster Linie an die "klassischen Telekommunikationsdienste" (Sprachtelefonie) als Nutzungmöglichkeit denkt. Zwar werden auch auf den günstigen Internet-Zugang per Stromnetz große Hoffnungen gelegt, da die Ausnutzung der TV-Kabelnetze hierzulande bisher nur für die Fernsehversorgung erfolgt (von Otelos Alibi-Pilotprojekt InfoCity oder dem Angebot der KMS in antiquierter Einbahnstraßen- Richtung mal abgesehen). Aber selbst wenn die Produktreife für die Datenübertragung über's Stromnetz in zwei Jahren erreicht werden kann, für ein breites Angebot schneller Internet- Zugänge ohne zeitabhängige Gebühren muß vorher erst eine adäquate Infrastruktur aufgebaut werden. Denn nicht nur bei den Internet- Zugangskosten, auch bei den Backbones liegen zwischen der Situation in Nordamerika und der in Deutschland Welten. Während die IP-Plattform der Deutschen Telekom auf den Hauptstrecken nur eine Kapazität von 34 Megabit/Sekunde (Mbps) hat – geplant sind 155 Mbps, arbeitet in den USA beispielsweise die Telefongesellschaft Qwest Communications eifrig an der bis zum 2. Quartal 1999 geplanten Fertigstellung ihres 2-Terabit Backbone Netzes. Das sind immerhin 2.000.000 Mbps!

    Wer nun darauf hofft, daß Arcor, Otelo und die Viag Interkom solche Kapazitäten schaffen, wird vermutlich (wie bisher) weiterhin bitter enttäuscht werden. Die Zufriedenheit der großen Drei mit der von der Telekom angesichts planmäßiger Kapazitätsverknappung durchgesetzten Hochpreispolitik auch bei Internet- Standleitungen scheint wohl einfach zu groß zu sein. So verfügt beispielsweise Otelos Internet- Backbone ebenfalls nur über eine Kapazität von 2 bis 34 Mbps [Ed: siehe z. B. die Angaben in der Provider-Übersicht jeweils am Ende der Zeitschrift iX]. Aber auch hinsichtlich klassischer Modem-Einwahlports wurde bis jetzt kein wirklich umfangreicher Ausbau bekannt, auch nicht bei Mannesmann Arcor, ebenso keine Übernahmen von bereits am Markt tätigen Internet-Providern zum schnelleren Markteinstieg oder alternativ zumindest enge Kooperationen.

    Würden die politischen Entscheidungsträger hingegen nicht weiterhin die Verhinderung der intensiven Internet- Nutzung durch die Deutsche Telekom mit ihren ganz auf die Sprachtelefonie zugeschnittenen, teuren Ortstarifen tolerieren: Welche ungeahnten Anreize für den Ausbau sowohl der Backbone-Netze als auch der Einwahl-Ports und damit für den volkswirtschaftlich wichtigen, richtigen Infrastrukturwettbewerb könnten dann ausgelöst werden?

    [Ortsnetz-Wettbewerb weiter vertagt] [Provider beklagen teure Netzzugänge] [Europa auf der Internet-Kriechspur] [Qwest seeks Europe boom ride with EUnet]



    Mobilcom übernimmt Internet-Anbieter

    Aus:
    Yahoo-News, 23. Juli 1998, 18.06 Uhr (Wirtschaft).

    SCHLESWIG. Die Schleswiger Telefongesellschaft Mobilcom AG hat rückwirkend zum 1. Januar 1998 den Internet-Anbieter Topnet EDV und Datenkommunikation AG übernommen. Durch die Übernahme könne Mobilcom die Kapazität für Festnetz-Telefonate enorm ausweiten, teilte das Unternehmen am Donnerstag in einer Pflichtveröffentlichung mit. Topnet erwarte für 1998 einen Umsatz von 15 Millionen DM und ein positives Ergebnis. Auch für das kommenden Jahr rechne Topnet mit starkem Wachstum und einer guten Ertragslage. Das Mobilcom-Ergebnis werde durch die Übernahme nicht belastet.

    Topnet zähle zu den größten Internet-Service-Providern in Deutschland, teilte Mobilcom weiter mit. Das Krefelder Unternehmen unterhalte das derzeit schnellste Leitungsnetz mit einer Bandbreite von bis zu 100 Megabit pro Sekunde und nahezu 100 Einwahlknoten. Diese Knoten ließen sich an die acht Ortsvermittlungsstellen von Mobilcom anbinden und ermöglichten damit eine direkte Einwahl in das Leitungsnetz von Mobilcom. [mehr]



    Ein fataler Kalkulationsfehler

    Die Telekom muß vermutlich noch einige Monate lang Handy-Besitzer billig ins Festnetz verbinden

    Aus: Süddeutsche Zeitung, 24. Juli 1998, Seite 22 (Wirtschaft).

    Die Liberalisierung auf dem Telekommunikationsmarkt schafft weiterhin Arbeitsplätze – für Juristen. Bei Deutscher Telekom (DTAG) und First Telecom arbeiten Rechtsexperten fieberhaft an der Argumentation für einen Streit, der bald in die nächste Runde gehen soll. Und am kommenden Mittwoch beschäftigt ein Antrag auf einstweilige Verfügung der Worldcom ein Kölner Gericht.

    Zankapfel ist ein besonders attraktives Angebot für Handynutzer, die First zu Discountpreisen ins Festnetz verbindet. So kostet die Minute untertags nur 38 Pfennig. Möglich wird das durch einen Trick: Anrufer wählen zunächst eine kostenfreie 0800-Servicenummer an. Damit erreichen sie einen Verbindungs- rechner der First Telecom, der sie ins Festnetz durchstellt. Nur ist die Servicenummer auf Anbieterseite keineswegs kostenfrei. First zahlt dafür an den Netzbetreiber Worldcom, mit dem sie einen Vertrag hat; Worldcom wiederum entrichtet Gebühren für die Nutzung der 0800-Nummer an die Telekom: Der Ex-Monopolist bekommt gut 10 Pfennig pro Minute. Das rechnet sich, wenn das Gespräch aus dem Festnetz kommt – stammt es aus dem Mobilfunknetz, dann zahlt die Telekom kräftig drauf. Denn sie entrichtet an die Mobilfunknetzbetreiber für deren Leistungen 50 bis 60 Pfennig pro Minute. Unter dem Strich bleibt der Telekom also ein Minus von 40 bis 50 Pfennig pro Minute – wahrlich kein gutes Geschäft.

    Vor Gericht landete die Angelegenheit, als die Telekom zum Befreiungsschlag ausholte und kurzerhand die Serviceleitungen von First Telecom und Alpha Telecom, die ebenfalls Vertragspartner von Worldcom ist, abschaltete [t-off berichtete]. „Das war nicht länger tragbar. Es blieb uns keine andere Wahl“, rechtfertigt ein Telekom-Sprecher das harsche Vorgehen, das der Verband für Post und Telekommunikation als „Selbstjustiz nach Wildwest-Manier“ geißelt.

    Im Recht fühlen sich, wie immer, beide Seiten. First habe die Service- Nummern vertragswidrig genutzt, beharrt die Telekom, denn sie sei von einer Mischkalkulation ausgegangen, bei der nur sieben Prozent aller Gespräche aus dem Mobilfunknetz kommen sollten. Die Kalkulation der Telekom betrachtet First-Telecom- Chef Bernhard Pussel freilich nicht als sein Problem – in Verträgen sei dieser Mix nicht festgehalten worden. So etwas könnte er ja auch gar nicht zusichern: „Soll ich meinen Kunden sagen, sie müssen 93mal vom Festnetz auswählen, bevor sie siebenmal mit dem Handy telephonieren dürfen?“ Dabei nutzt der Geschäftsführer der First eingestandenermaßen geschickt eine Lücke, mehr noch: „Das ist unfair, das geben wir zu.“ Nur eben nicht ungesetzlich. Pussel sähe es gerne, wenn sich alle Beteiligten an einen Tisch setzten und eine verträgliche Lösung suchten – etwa unterschiedliche Abrechnung von Gesprächen aus Mobil- und Festnetz. Telekom-Vorstand Gerd Tenzer zufolge wird sein Unternehmen allerdings frühestens in sechs Monaten technisch dazu in der Lage sein.

    Ganz ohne Gerichte scheint es ohnehin nicht zu gehen. First hat per einstweiliger Verfügung die Wiederzuschaltung erstritten. Alpha dagegen versuchte es auf friedlichem Wege: „Wir wollen nicht mit der Telekom im Clinch liegen“, sagt General Manager Christian Plessl. Pech für ihn: Obwohl WorldCom der DTAG angeboten habe, die Verluste, die durch Alpha entstehen, zu übernehmen, habe diese nicht reagiert. Kunden, die eine der Alpha- Servicenummern anrufen, hören weiter nur die Ansage „Keine Verbindung unter dieser Telephonnummer“. Die Abschaltung trifft Alpha, das sein Hauptgeschäft mit Gesprächen aus dem Festnetz macht, hart. Mit 20.000 bis 30.000 DM pro Tag beziffert Plessl die zusätzlichen Kosten, die ihm dadurch entstehen, daß er nun auf eine teurere Zugangsnummer ausweichen muß. Zudem hätten 200 Kunden gekündigt, weil die alten Zugangsnummern nicht mehr funktionierten, und bei der Neuanwerbung gebe es auch große Schwierigkeiten.

    Die meisten Konkurrenten geben der Telekom geringe Chancen vor Gericht – sie habe einfach falsch kalkuliert, lautet der einmütige Tenor. Und dem Ex-Monopolisten droht weiteres Ungemach: TelePassport etwa will ab Ende August Handy-Besitzer billig per Zugangsnummer ins Festnetz vermitteln. Die Frankfurter Interoute verdient schon heute völlig unbehelligt gutes Geld mit diesem Kniff. Sobald die Rechtslage klar ist, will sie mit einer vorausbezahlten Karte und noch attraktiveren Preisen in dem Markt gehen. „Das wird ein Donnerwetter geben“, freut sich Marketingleiter Olaf Taupitz. Die aktuellen Vereinbarungen mit der Telekom liefen noch bis Jahresende – „in den letzten Monaten werden wir das noch intensiv nutzen.“



    Otelo hat Defizite beim Marketing

    Aus:
    Yahoo-News, 25. Juli 1998, 16.32 Uhr (Wirtschaft).

    HAMBURG. Die Telekommunikationsgesellschaft Otelo hat nach den Worten ihres neuen Unternehmenschefs Thomas Geitner "klare Defizite im Marketing und im Vertrieb". Otelo müsse flexibler werden, um möglichst schnell verbraucherorientierte Produkte in den Markt bringen zu können, sagte Geitner dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in dessen neuester Ausgabe. Das Unternehmen müsse umstrukturiert werden. Aus dem Otelo-Festnetz und dem Mobilfunkbetreiber E-Plus solle eine kundenorientierte Organisation erwachsen. Sein Unternehmen werde hart arbeiten, um die bisherigen Defizite zu beseitigen.

    Mit intelligenten Produkten wolle sich Otelo klar von den Wettbewerbern unterscheiden, fügte Geitner hinzu. Auch über neue Tarifstrukturen werde nachgedacht. Geitner hatte am 15. Juli den bisherigen Otelo-Chef Ulf Bohla abgelöst. Veba-Chef Ulrich Hartmann hatte sich zuvor unzufrieden über die Geschäftsentwicklung der Telekommunikations- gesellschaft geäußert. Otelo ist ein Gemeinschaftunternehmen von RWE und Veba. RWE und Veba sind gemeinsam mit dem britischen Konzern Vodafone auch am Mobilfunkbetreiber E-Plus beteiligt.



    MobilCom plant Internet-Angebot

    Aus: n-tv-Teletext, 25. Juli 1998, 22.04 Uhr, Tafel 485, Rubrik Hintergrund.

    SCHLESWIG. Die Telefongesellschaft plant nach der Übernahme des Providers Topnet ein Internet-Angebot mit Zusatzdiensten wie Internet-Banking. Das Angebot soll unter der Marke Mobilcom laufen. An Topnet interessiert die Hamburger Telekomfirma das Internet-Angebot im Bereich Geschäftskunden als auch die 100 Einwahlknoten ins Telefonnetz. Topnet wird in Zukunft weiter Geschäftskunden bedienen, Mobilcom dagegen bleibt bei den Privatkunden.




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      Zum Teil 27

    © 1998-2000 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 31.12.2009 02.31 Uhr