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Telekommunikation in den Medien – Teil 15 khd
Stand:  10.3.2000   (55. Ed.)  –  File: Aus_Medien/15.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Zeitungsartikel und andere Texte zur Telekommunikation im Original dokumentiert und manche auch kommentiert [Ed: ...]. Tippfehler gehen zu meinen Lasten. Presseberichte zu den Pannen der Telekom sind ab der Seite "Neue Telekom- Ungereimtheiten" gesondert dokumentiert und kommentiert. Hier sind dokumentiert:

  • Neuere Presseberichte  (16. Teil).
  • 14.01.1998: Telefonieren: Gebühren no! – Zählimpulse fehlen weiter.
  • 13.01.1998: Fehlstart in den freien Wettbewerb. (Leitartikel des Tagesspiegels)
  • 12.01.1998: Cable: UK groups mull @Home link.
  • 10.01.1998: 50 Millionen Deutsche im Internet?
  • 10.01.1998: Massiver Gewinneinbruch bei der Telekom.
  • 10.01.1998: Ende des Kostengefasels? – Regulierer plant Kosten-Modell. [Kommentar]
  • 09.01.1998: Bundeskartellamt gegen Fusion von Premiere und DF1.
  • 09.01.1998: Internet in Deutschland boomt bei Werbung.
  • 08.01.1998: EU-Kommission gegen Telekom-Gebühren.
  • 08.01.1998: Ungarn: Nächtelanges Internet-Surfen zum Einheitspreis.
  • 07.01.1998: Telekom: Keine Gebühren für Wechsel.
  • 06.01.1998: Telekom wirbt bei Gebühren um Verständnis.
  • 06.01.1998: Ärger um einheitliche Telefonrechnung.
  • 04.01.1998: Telekom-Sommer kritisiert Mitbewerber.
  • 03.01.1998: Auch Telekom-Wettbewerber sollen zahlen.
  • 02.01.1998: Regulierer will Telekom-Gebühr notfalls stoppen.
  • 02.01.1998: In vier Jahren sollen alle Schulen ans Netz.
  • 01.01.1998: Telekom will Gebühren bei Wechsel abkassieren.
  • 01.01.1998: Kein Anschluß unter dieser Nummer – Nix geht beim Test der Neuen!
  • 31.12.1997: Telekom will Gebühr für Netz-Wechsler.
  • 31.12.1997: Datenschützer gegen Handy-Observation.
  • 31.12.1997: Bill Gates' New Year's Predictions (xDSL für den Internet-Zugang).
  • 30.12.1997: Schweiz überwacht auch deutsche Mobilfunker.
  • Ältere Presseberichte  (14. Teil).



    Schweiz überwacht auch deutsche Mobilfunker

    Die Swisscom speichert für Telefonrechnungen unerhebliche Daten ein halbes Jahr lang

    Aus: TAZ, Berlin, 30. Dezember 1997, Seite 2 (Aktuelles).

    GENF (taz). KundInnen deutscher Mobilfunkunternehmen, die ihr Handy in der Schweiz benutzen, unterliegen dort derselben Überwachung durch die nationale Telefongesellschaft "Swisscom", wie die rund eine Million eidgenössischer "Natel"-Besitzer. Das bestätigte gestern ein Swisscom- Sprecher. Die Swisscom erfaßt nicht nur die Daten, die für die Berechnung der Gebühren unerläßlich sind – Uhrzeit, Wochentag, Gesprächsdauer, sondern auch den Standort des Telefonierenden sowie Nummer und Standort der angewählten Person. Dies geschieht unabhängig davon, ob diese ebenfalls auf einem Handy oder auf einem Festtelefon angewählt wird. Für die Rechnung sind die genauen Standorte der jeweils miteinander telefonierenden Personen unerheblich. Die von der Swisscom erfaßten Gesprächsdaten werden sechs Monate lang in einem Zentralcomputer gespeichert, um – so die offizielle Begründung – auf Kundenreklamationen von Rechnungen reagieren zu können. In Deutschland werden diverse Telefondaten maximal 80 Tage gespeichert.

    Die Swisscom bestätigte gestern allerdings auch Angaben verschiedener Untersuchungsrichter, wonach sensible Daten in der Vergangenheit schon mehrfach auf richterliche Anordnung dem Staatsschutz und der Polizei für Fahndungs- und Ermittlungszwecke überlassen wurden. Die Gesprächsdaten erlauben die nachträgliche Erstellung zumindest eines ungefähren Bewegungsprofils. Nach Darstellung der Zürcher SonntagsZeitung ist dieses Bewegungsprofil sogar auf die Minute und wenige hundert Meter genau. Denn nach Recherchen der Zeitung wird bereits ein Mobiltelefon, das lediglich eingeschaltet ist, von dem aber nicht telefoniert wird, bei Bewegung seines Besitzers in der Schweiz von den über 3.000 Basisfunkstationen der Swisscom laufend registriert. Die erfaßten Daten werden sodann an den Zentralcomputer der Telefongesellschaft in Bern weitergeleitet.

    Die Swisscom hat dies inzwischen dementiert. Die durch eine Basisfunkstation erfaßten Daten eines Benutzers würden "sofort gelöscht und überschrieben, wenn er in den Bereich einer anderen Station kommt". Die SonntagsZeitung blieb jedoch gestern zunächst bei ihrer Darstellung. [und in Deutschland]



    Bill Gates` New Year`s Predictions

    Aus: Finance – Internet Daily, 31. Dezember 1997, originally published and edited by CBS Marketwatch.

    REDMOND/USA. Microsoft chairman Bill Gates expects 1998 to be a year of faster Net access. He expects DSL, Digital Subscriber Line, to become more widely available. DSL allows faster data transmission across plain old telephone lines. It's already in use in Singapore, where access speeds are dozens of times faster than using convention modems, Gates said in his latest column in The New York Times. He says that while DSL is in trial in the U.S., it won't be until this time next year that the service will be available to consumers. Among his predictions for the new year are two repeated from last year: that videoconferencing and Net meetings will become important, and the total cost of owning a PC will fall sharply, again. [more xDSL] [High-Speed Internet via TV-Kabelnetz 1]



    Datenschützer gegen Handy-Observation

    Telefongesellschaften dürfen Aufenthaltsort ihrer Handy-Besitzer prinzipiell nicht weitergeben. Telekom-Tochter T-Mobil informiert Polizei, Justiz und Nachrichtendienst 2.000mal pro Monat über ihre Kunden

    Aus: TAZ, Berlin, 31. Dezember 1997, Seite 6 (Inland).

    BERLIN (taz). Der Datenschutzbeauftragte des Bundes ist "sehr erstaunt" über die Speicherungspraxis des Mobil- telefonunternehmens T-Mobil. Es gebe keine "rechtliche Ermächtigung", die sogenannten Bewegungsdaten von Handy- Besitzern pauschal für zwei Tage zu speichern, sagt Helga Schumacher, die Sprecherin der Institution, die in Deutschland über das Recht auf unbeobachtete Kommunikation wacht. T-Mobil- Sprecher hatten erklärt, das zur Telekom gehörende Unternehmen dokumentiere 48 Stunden lang die Aufenthalts- positionen seiner 3,4 Millionen TeilnehmerInnen (siehe auch taz von gestern).

    Tragbare Telefone senden permanent Signale an die Funkbasen der Telefongesellschaften. Die TeilnehmerInnen werden dadurch funktechnisch erreichbar – gleichzeitig ist deren Aufenthaltsort bis auf einen Umkreis von drei Kilometern lokalisierbar. Die Funksignale gehen selbst dann ab, wenn das Telefon nur auf Empfang geschaltet ist. Wird gesprochen, ist die Position des Telefonierenden sogar bis auf 100 Meter genau zu ermitteln. Da die Sicherheitsbehörden sich Zugang zur elektronischen Dokumentation von Telefongesprächen verschaffen können, macht das eine relativ genaue Beobachtung der Handy-Nutzer möglich. "Da kann man auch fragen, wieso nicht gleich jeder einen Chip eingesetzt bekommt", beschreibt Datenschutz- Sprecherin Schumacher ein extremes Ðberwachungsszenario. In der Bundesrepublik sind über acht Millionen Handys in Betrieb.

    Die Sprecherin von T-Mobil, Susanne Sperling, korrigiert auf Nachfrage, daß Bewegungsdaten lediglich "bis zu" 48 Stunden gespeichert würden. Dies sei notwendig, um Störungen oder Telefonbetrug rechtzeitig feststellen zu können. Die Datenschutzverordnung beschränkt die Speicherung und Verarbeitung von Bewegungsdaten allerdings auf Einzelfälle. Die Regulierungsbehörde für die Telekommunikation und der Datenschutz müssen davon "unverzüglich in Kenntnis" gesetzt werden.

    Die Telefonkunden sollen sich auf die Vielfalt der Kommunikations- möglichkeiten freuen, die der Fall des Telekom-Monopols ab morgen bringen soll. Den Datenschützern bereitet das Kopfzerbrechen. Die beiden Konkurrenten von T-Mobil, Mannesmann-Mobilfunk und e-plus, verweigerten gestern die Auskunft über die Zusammenarbeit mit Polizei, Staatsanwaltschaft und Nachrichtendiensten. Nicht einmal die Zahl der Ermittlungsersuchen wurde herausgegeben. "Dazu geben wir keine Auskünfte", sagt Claas Sandrock, Sprecher von e-plus.

    Der Datenschutz registrierte 1996 6.300 abgehörte Telefone, davon 2.000 Handys. Die Zahl der Auskünfte über sogenannte Bestandsdaten (Name, Telefonnummer, Adresse) und Verbindungsdaten (Gesprächspartner, -dauer) liegt aber weit höher. Allein T-Mobil gibt 2.000mal pro Monat solche Daten an Ermittlungsbehörden weiter, so Sperling. In der Schweiz sorgt die Speicherung detaillierter Datensätze über Mobilfunkgespräche für Aufregung. Die Swisscom gab ganze Bewegungsprofile an Ermittlungsbehörden weiter.



    Telekom will Gebühr für Netz-Wechsler

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 31. Dezember 1997, 18.11 Uhr, Tafel 136, Rubrik Nachrichten.

    MÜNCHEN. Kunden der Deutschen Telekom AG, die ständig über das Netz eines anderen privaten Anbieters telefonieren wollen, müssen möglicherweise eine einmalige Gebühr von 85 Mark bezahlen. Ein entsprechender Antrag der Telekom liegt derzeit der neuen Regulierungsbehörde für den Telekom- munikationsmarkt vor. Die Gebühr wäre dann fällig, wenn sich der Kunde mit seinem Anschluß bei der Telekom mit dem sogenannten "Pre-selection"- Verfahren von vornherein auf einen privaten Anbieter [Ed: bezüglich der Ferngespräche] festlegen wolle. Die Telekom will sich damit den technischen Aufwand vergüten lassen. Die einmalige Gebühr werde dem Kunden oder dem neuen Dienste- Anbieter in Rechnung gestellt, sagte ein Telekom- Sprecher. [mehr]



    "Kein Anschluß unter dieser Nummer"

    Nix geht beim ersten Test der Neuen / Telekom hat die Nase vorn

    Aus:
    t-off (Telekom offline!) – Nr. 312, 3. Januar 1998.

    BERLIN – 1.1.1998 um 1.11 Uhr (khd). Nun ist er da, der erste Tag des Telekom- Freimarkts. Um die 50 neue Telefon- Gesellschaften (Telcos) wollen um die Gunst der 44 Millionen Telefon- Kunden buhlen, manche schon heute am Neujahrstag, andere kommen später. Die bestraft dann womöglich das Leben. Aber um 0.59 Uhr war es Zeit, einen ersten Test des nun auch in Deutschland möglichen "Call-by-call" zu wagen, um einen ersten Eindruck von den tatsächlichen (digitalen) Fähigkeiten und Möglichkeiten der Neuen zu erhalten. Natürlich ohne Voranmeldung, denn wir (informierten) Telefon- Kunden wollen ja echtes Call-by-call mit einer Gesamtrechnung vom Anschluß- Lieferanten (Vollanbieter), wie in den USA!

    Und um es einfach zu halten, wurde zum Testen im Minutenabstand eine banale Verbindung von Berlin nach North- Carolina (USA) verwendet. Das Ergebnis war sehr beachtlich. Keiner der 11 ausgewählten neuen Telefon- Gesellschaften (Telcos) war in der Lage, das Auslands- ferngespräch zu vermitteln. Warum auch immer. Beeindruckend aber ist die enorme Variationsbreite der Ausreden (Ansagen), warum's nicht geht. Sollte das etwa ein Omen für den Freimarkt sein? Nur die Deutsche Telekom konnte den Kunden- Auftrag sofort und einwandfrei ausführen, hoffentlich auch zur Hälfte des sonst üblichen Preises.

    Telcos Gewählt Ergebnis am 1.1.1998 ab 00.59 Uhr
    Arcor 01070 – 001 704... "Dieser Anschluß ist vorübergehend nicht erreichbar. Bitte rufen Sie später wieder an." Laut Arcor-Angabe erfolgte die Netzzusammenschaltung erst um 8.00 Uhr.
    Deutsche Telekom 01033 – 001 704... Die Verbindung in die USA kam einwandfrei in guter Qualität zustande. Der einzige Treffer!
    Interoute 01066 – 001 704... "Kein Anschluß unter dieser Nummer."
    MobilCom 01019 – 001 704... Nur eine Info-Ansage des CityLine-Services.
    Otelo 01011 – 001 704... Nur ein Besetztzeichen! Das paßt zu Otelo.
    Talkline 01050 – 001 704... "Hallo, hier ist Talkline. Wir dürfen Sie leider erst ab dem 1. Januar 1998 weiterverbinden." – Hm?!
    TelDaFax 01030 – 001 704... "Kein Anschluß unter dieser Nummer."
    Tele2 01013 – 001 704... "Keine Verbindung unter dieser Vorwahl."
    TelePassport 01024 – 001 704... "Dienst oder Dienstemerkmal [Ed: na, was ist denn das? Das hört sich ja so nach ex-Post an] nicht möglich."
    Viag Interkom 01090 – 001 704... "Kein Anschluß unter dieser Nummer."
    WestCom 01085 – 001 704... "Keine Verbindung unter dieser Vorwahl."
    WorldCom 01088 – 001 704... Nur ein merkwürdiges (neues) Wählzeichen?

    2.1.1998 (khd). In Deutschland sollte am 1. Januar 1998 ab 0.00 Uhr zumindest die freie Auswahl beim Fern-Telefonieren starten. Durch die Vorwahl einer Netzkennzahl sollte sich damit beim Call-by-call der günstigste Gesprächspreis festlegen lassen [Tarif-Matrix]. Es wurde ein glatter Fehlstart. Wie der Test zeigte, haben alle Neuen geschlafen oder noch Silvester/Neujahr gefeiert. Obwohl sie nun Jahre der Vorbereitung hatten, funktionierte absolut nichts! Und damit dürfte der Lack ab sein, denn sehr viele Telekom-Kunden werden diese Negativ- Erfahrung in der Neujahrsnacht gemacht haben, beim schlichten Versuch Neujahrs- glückwünsche über die günstigen Netze der Neuen zu transportieren. Das vergißt man nicht so schnell. Und Ron Sommer kann sich ins Fäustchen lachen.

    Nein, die Neuen sind als absolute "Angeber" (ARD-Bericht aus Bonn) enttarnt, die auch nur das "Blaue vom Himmel" in flotten Werbesprüchen versprechen, um so reichlich Kunden mit meist unnötigen Verträgen einzufangen. So sagte doch heute ein Talkline-Sprecher im RTL- Morgenmagazin tatsächlich, daß Telekom-Kunden sich bei der Nutzungsabsicht von Call-by-call immer bei allen gewünschten neuen Telefongesellschaften "anmelden müssen", so daß diese das freischalten können. Das ist Dummschwatz hoch Drei, denn dieses ist zwar eine der Möglichkeiten nach der neuen TKV, aber eben genau nicht die kunden- freundlichste, sondern die firmenfreundlichste Variante. Und das hat Methode. Da es bisher außer der Telekom keinen bundesweiten Vollanbieter von Telefon- Dienstleistungen gibt, ist es für die meisten Privatkunden am besten, wenn sie echtes Call-by-call – also ohne schriftlichen Vertrag und Anmeldung mit einer Abrechnung über die Telekom – nutzen können. Nur zwei der neuen Anbieter, es sind Mannesmann Arcor und MobilCom, haben das bisher verstanden, und bieten das an, was Kunden wirklich brauchen. Wann werden nun die anderen vernünftig und orientieren sich an den Kundenwünschen?



    Telekom will Gebühren bei Wechsel abkassieren

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 1. Januar 1998, 22.24 Uhr, Tafel 126, Rubrik Nachrichten.

    BONN. Die Deutsche Telekom AG will bei Telefonkunden, die zu privaten Anbietern wechseln, einmalige Gebühren abkassieren. Telekom-Sprecher Lissek bestätigte entsprechende Berichte, wonach der bisherige Monopolist 53,00 DM Gebühr für die Beibehaltung der alten Rufnummer verlangen werde, wenn man zu einem anderen Anbieter wechselt. Als Begründung wurde der hohe technische Aufwand der Umschaltung genannt [Ed: und hoffentlich läßt sich der Regulierer hier nicht erneut von der Telekom hinters Licht führen. Denn bei geeigneter Vermittlungssoftware ist der Aufwand eher gering, was durch neutrale Gutachten zu beweisen wäre]. Das bisherige Festnetz-Monopol der Telekom ist am Neujahrstag gefallen. Nur bei Ortsgesprächen bleiben die Telefonkunden auf das ehemalige Staatsunternehmen angewiesen. [mehr]

    1.1.1997 (t-off). Die "Berliner Zeitung" berichtet außerdem, daß nun die Telekom zur Voreinstellung des Netzes einer neuen Telefongesellschaft (Pre-selection) sogar eine Gebühr von 94,99 DM – und nicht 85,00 DM – erheben will. Der Telekom-Kunde müßte demnach bei einem vollen Wechsel zu einer neuen Telefongesellschaft offensichtlich 147,99 DM bezahlen. Es stellt sich nun doch die Frage, wie es überhaupt zu einem solchen Ansinnen der Telekom kommen kann, zumal diese bereits seit dem 1.1.1996 bei den Ortsgesprächen überproportional abkassiert? Wieso darf sich die Telekom immer wieder (ungestraft) neue Schikanen ausdenken, um so den freien Wettbewerb zu behindern? Warum ist der kostenlose Wechsel von der Bonner Politik nicht klar und eindeutig in den Gesetzen und Verordnungen geregelt worden? Und im Wahljahr 1998 bedarf auch dieses jetzt einer sehr schnellen Klärung durch den nunmehr zuständigen Wirtschaftsminister. Herr Rexrodt, Sie haben dringenden Handlungsbedarf!



    In vier Jahren sollen alle Schulen ans Netz

    Neue Millionen-Mittel angekündigt

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 2. Januar 1998, Seite S 2 (Interaktiv).

    BONN. Bis zum Beginn des Schuljahres 2001/02 sollen alle 44.000 deutschen Schulen Zugang zum weltumspannenden Computernetz Internet erhalten. Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers und Telekom- Vorstandschef Ron Sommer kündigten vor Weihnachten in Bonn an, vom Jahr 1999 an wollten das Ministerium weitere 40 und die Telekom AG 60 Millionen Mark für die gemeinsame Initiative "Schulen ans Netz" bereitstellen [Ed: Frankreich hingegen will bereits in zwei Jahren (bis Ende 1999) alle Bildungseinrichtungen am Netz haben und hat dafür umgerechnet 1,4 Mrd. DM bereitgestellt!].

    Die im Frühjahr 1996 gestartete Initiative hat nach dem Bericht von Rüttgers bisher 6.500 Schulen mit einem Internet-Zugang ausgerüstet, mehr als zunächst erwartet. In der ersten Förderphase standen 59 Millionen Mark für Computer- ausrüstung, ISDN-Anschlüsse, Telefonkosten und Software bereit. Ergänzt wurden diese Mittel durch zahlreiche Sponsoren aus Medien und Wirtschaft. Rüttgers und Sommer riefen alle Sponsoren auf, ihr Engagement fortzusetzen und möglichst zu verstärken. [In den USA sind es bereits 80 %]



    Regulierer will Telekom-Gebühr notfalls stoppen

    Aus:
    Yahoo-News, 2. Januar 1998, 16.12 + 18.19 Uhr (Wirtschaft).

    BONN. Die neue Telefon-Regulierungsbehörde will der Telekom AG notfalls verbieten, Kunden mit einer Zusatzgebühr zu belasten, wenn sie nach der Freigabe des deutschen Telefonmarktes zur Konkurrenz wechseln. Die Telekom wisse selbst nicht, welche Umschaltkosten ihr entstünden, sagte der Chef der neuen Behörde, Klaus- Dieter Scheurle, am Freitag in Bonn. Erst wenn die Telekom ein Kostenrechnungs- modell vorlege, um die Höhe der Gebühr zu begründen, könne über eine Genehmigung der Gebühr entschieden werden [Ed: und bekanntlich verfügt die Telekom über kein modernes Kostenrechnungssystem]. Nach Angaben der Behörde will die Telekom beim dauerhaften Wechsel zu einem anderen Dienste-Anbieter eine einmalige Gebühr von 95 Mark erheben. Der Telekom- Konkurrent Otelo bezeichnete die Gebühr als "Strafmaßnahme gegen die Kunden". [mehr]



    Auch Telekom-Wettbewerber sollen zahlen

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 3. Januar 1998, 22.32 Uhr, Tafel 123, Rubrik Nachrichten.

    BONN. Unabhängig von den Gebühren, die die Telekom von Kunden für einen Anbieterwechsel fordern will, sollen auch die neuen Telefongesellschaften für den Zugang zum Telekom-Netz Gebühren zahlen. Ein Telekom-Sprecher erklärte, das Unternehmen stelle den neuen Anbietern einen Teil seiner Infra- struktur zur Verfügung und werde dafür monatliche Gebühren verlangen. Nach Angaben der neuen Regulierungsbehörde will die Telekom Beträge zwischen 28,80 und knapp 3.000 Mark monatlich fordern. Die neuen Anbieter haben nur zum Teil eigene Leitungen und sind bislang auf die Ortsnetze der Telekom angewiesen. [mehr]



    Telekom-Sommer kritisiert Mitbewerber

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 4. Januar 1998, 20.12 Uhr, Tafel 127, Rubrik Nachrichten.

    HAMBURG. Im Streit um die Gebühren für die Nutzung neuer Telefon- gesellschaften hat Telekom-Chef Ron Sommer die Mitbewerber sehr scharf kritisiert. "Gegen unseren Willen bestanden die Wettbewerber darauf, daß der Kunde die Kosten tragen soll", sagte Sommer der "Bild-Zeitung" [Ed: und das bedeutet doch wohl , daß die CNS die Unwahrheit gesagt haben muß (bei den Verhandlungen mit der Telekom sei von solchen Ablöse- Gebühren keine Rede gewesen), oder?]. Die Telekom habe die Kosten dagegen unter den Gesellschaften aufteilen wollen. Mit der Diskussion um die Ablöse- Gebühren wolle die Konkurrenz offenbar erreichen, daß der Eindruck entsteht, die Telekom wolle Kasse machen. Tatsächlich habe die Telekom aber viele hundert Millionen Mark investiert, um den Wettbewerb erst zu ermöglichen. Nach dem Willen der Regulierungsbehörde sollen die Kunden aus der Auseinandersetzung herausgehalten werden [Ed: und hoffentlich bedeutet das aber nicht, daß diese Fragen aus der öffentlichen Diskussion herausgehalten werden]. Behörden- Präsident Scheurle sagte, er wolle möglichst bald versuchen, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. [mehr]



    Ärger um einheitliche Telefonrechnung

    Papierflut am Monatsende ist unnötig

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 6. Januar 1998, Seite 15 (Wirtschaft).

    BONN. Auf dem Telefonmarkt droht [Ed: vorhergesagter] Ärger um das Recht der Kunden auf eine einheitliche Rechnung, auf der zum Monatsende neben den Gebühren des Anschlußstellers auch alle Fremdgebühren aufgelistet sind. Mehrere Privatanbieter wie die Firmen Talkline oder TelePassport wollen ungeachtet der gesetzlichen Bestimmungen separat Rechnungen an ihre Kunden schicken. Die Regulierungsbehörde betonte, daß ein solches Vorgehen vom Kunden nicht hingenommen werden müsse. Es bestehe die Möglichkeit zum Widerspruch. "Da werden einige Firmen Probleme bekommen", prophezeit ein Sprecher der Bonner Behörde [Ed: Adresse zum Beschweren].

    Laut Kundenschutzverordnung können Telefonkunden auf die Erstellung einer Gesamtrechnung pochen, um eine Rechnungsflut und viele Einzelüber- weisungen zu umgehen. Die angestrebte Einheitsrechnung sieht einen Gebührenblock des Anschlußstellers – in den meisten Fällen noch die Deutsche Telekom AG – vor, an den sich die Rechnungsbeträge der beanspruchten Fremdfirmen anschließen. Der Gesamtbetrag ist mit einer Einmalüberweisung abgegolten und muß von der Telekom unter den anderen Firmen verteilt werden. Die Konkurrenz muß des Ex-Monopolisten für das Inkasso bezahlen. Wie verlautet, verlangt die Telekom fünf Prozent Provision bei Rechnungs- beträgen über 50.000 DM. Im Gespräch ist auch eine Umsatzbeteiligung von 10 Prozent, wenn die Telekom die Rechnungen zusammenstellt, versendet, eintreibt und das Geld unter den Dienstleistern verteilt. Außer Mannesmann Arcor und MobilCom wollen die meisten Telefonfirmen vorerst [Ed: extrem kundenunfreundlich] auf eigene Rechnungen beharren [Ed: ein Rückfall ins Denken der mittelalterlichen Kleinstaaterei. Nun müssen wohl erst kräftige Geldbußen das Lernen von Kundenorientierung beschleunigen]. [mehr]

    19.1.1998 (t-off). Nach Informationen des SPIEGEL (4/1998, Seite 18) verlangt die Telekom "unverhältmismäßig hohe" Preise für das Inkasso. Neben einer knapp 5%igen Umsatzbeteiligung an den Telefongesprächen wolle die Deutsche Telekom zusätzlich 6,8 Pfennig pro Rechnungszeile kassieren. Dagegen haben inzwischen einige Telefongesellschaften Beschwerde beim Regulierer in Bonn eingelegt.



    Telekom wirbt bei Gebühren um Verständnis

    Aus:
    Yahoo-News, 6. Januar 1998, 10.14 Uhr (Wirtschaft).

    BONN. Im Streit um die Gebührenerhebung beim Wechsel von Kunden der Deutschen Telekom zu anderen Anbietern hat der Telekommunikations- konzern am Dienstag [Ed: und Mittwoch] in ganzseitigen Zeitungsanzeigen um Verständnis geworben. Über 5.000 Telekom-Mitarbeiter seien allein damit beschäftigt, den Wechsel von Kunden zu anderen Anbietern zu bearbeiten. Zu diesen Kosten kämen Aufwendungen für Änderungen in der komplexen Vermittlungssoftware, hieß es in den regional und überegional geschalteten ganzseitigen Anzeigen. [mehr]



    Telekom: Keine Gebühren für Wechsel

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 7. Januar 1998, 00.12 Uhr, Tafel 120, Rubrik Nachrichten.

    BONN. Telekom-Kunden müssen bei einem Wechsel zu einem anderen Anbieter vorläufig keine Gebühren zahlen. Telekom-Sprecher Kindervater sagte, nach Ansicht der Bonner Regulierungsbehörde seien solche Gebühren genehmigungspflichtig. Die Telekom wollte 95 Mark für den Wechsel sowie 53 Mark für die Beibehaltung der alten Rufnummer verlangen.

    Unterdessen gibt es Pannen bei der Berechnung von Gebühren für Gespräche über große Telefonanlagen etwa in Hotels oder Verwaltungen. Die neuen privaten Anbieter senden keinen Zählimpuls, deshalb werden Gebühren oft nur der Zentralnummer, nicht aber den Einzelanschlüssen zugeordnet. [mehr]



    Ungarn: Nächtelanges Internet-Surfen zum Einheitspreis

    Aus:
    Yahoo-News, 8. Januar 1998, 11.27 Uhr (Vermischtes).

    BUDAPEST. Für die ungarischen Internet-Surfer wird am 1. Februar ein Traum wahr. Wie die Tageszeitung "Magyar Hirlap" (Budapest) am Donnerstag berichtete, wird die ungarische Telekom- Gesellschaft Matav [Ed: eine 67,35 %-ige Tochter der Deutschen Telekom AG (!) mit einem Umsatz von 1,9 Mrd. DM und einem Gewinn nach Steuern von 269 Mill. DM in 1996] von diesem Tag an zwischen 22.00 Uhr und 05.00 Uhr für Ortsgespräche einen Einheitstarif von 125 Forint verrechnen [Ed: rund 1,10 DM pro Verbindung], unabhängig von der Dauer einer Verbindung. Die Zeitung schrieb, die Preisreform komme jenen Internet- Benutzern entgegen, die sich von ihrem Wohnungs-Anschluß aus per Modem ins Weltnetz einklinken und dort künftig nachts bis zu sieben Stunden für den Einheitstarif "surfen" können.



    EU-Kommission gegen Telekom-Gebühren

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 8. Januar 1998, 19.56 Uhr, Tafel 122, Rubrik Nachrichten.

    BRÜSSEL. Die Europäische Union will die von der Deutschen Telekom geplanten Gebühren bei einem Wechsel zu einem anderen Telefondienst- Anbieter verhindern. Die EU-Wettbewerbskommission habe der Bundesregierung inzwischen mitgeteilt, daß sie ein Prüfverfahren über die Zulässigkeit der Gebühren einleiten wolle, meldet die "Süddeutsche Zeitung". Die Telekom will von Kunden, die ganz oder teilweise wechseln, Gebühren von 53 oder 95 DM verlangen.



    Internet in Deutschland boomt bei Werbung

    Aus:
    Yahoo-News, 9. Januar 1998, 13.04 Uhr (Wirtschaft).

    HAMBURG. Das weltweite Datennetz Internet erlebt in Deutschland ein rasantes Wachstum. Die Werbe- aufwendungen erhöhten sich 1997 im Vergleich zum Vorjahr um 400 Prozent von sechs Millionen auf 24 Millionen DM. Dies geht aus einer Analyse der Gruner+Jahr Electronic Media Service GmbH (G+J EMS) hervor, die am Freitag in Hamburg vorgelegt wurde [Ed: offensichtlich zu dem Zweck, weitere Werbekunden zu gewinnen]. Zugleich stieg die Nutzung nach einer Analyse des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) um gut 500 Prozent: Im Dezember 1997 wurden monatlich 18,4 Millionen Internet-Besucher registriert, nach nur 1,4 Millionen im Februar. Die Zahl der abgerufenen Seiten kletterte in dem Zeitraum von 9,2 Millionen "Pageviews" auf 70,8 Millionen Internet-Seiten.

    1998 werden sich die Werbeausgaben im Internet voraussichtlich auf 50 Millionen DM verdoppeln und bis zur Jahrtausendwende weiter auf etwa 350 Millionen DM erhöhen, sagte G+J EMS-Geschäftsführer Andreas Schmidt. Die Prognose basiere auf einer Befragung unter den 500 größten Werbetreibenden in Deutschland. Die Werbung im Internet werde insbesondere in den Branchen Banken, Finanzdienstleister, Computer und Telekommunikation immer beliebter. Der neueste Trend gehe dabei wie im Fernsehen zum Sponsoring.

    Die deutsche Entwicklung sei mit einer Zeitverschiebung von zwei Jahren dem US-Markt vergleichbar. Die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes in Deutschland werde diese Entwicklung noch beschleunigen. Insgesamt nutzen nach den jüngsten Studien etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland das Internet. Die drei großen Online-Dienste verzeichneten zur Jahreswende laut G+J EMS insgesamt 2,6 Millionen zahlende Mitglieder – T-Online rund 1,9 Millionen, America Online 400.000 und Compuserve rund 300.000 Teilnehmer.



    Bundeskartellamt gegen Fusion von Premiere und DF1

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 9. Januar 1998, 22.12 Uhr, Tafel 602, Rubrik Medien.

    BERLIN. Nach einer Agenturmeldung lehnt das Bundeskartellamt die von den Medien- konzernen Bertelsmann und Kirch geplante Fusion ihrer Abo-Sender Premiere und DF1 ab. Ein Sprecher der Kartellbehörde habe einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigt. Als Begründung für die Ablehnung wird angegeben, daß durch eine solche Fusion beim Pay-TV und beim werbefinanzierten Fernsehen eine dominierende Position der Konzerne Bertelsmann und Kirch entstünde. [mehr]



    Ende des Kostengefasels?

    Regulierer plant Modell für die Kosten des Ortsnetzes

    Aus:
    t-off (Telekom offline!) – Nr. 313, 10. Januar 1998.

    MÜNCHEN – 9.1.1998 (ws). Im Streit um die Höhe der Interconnection- Gebühren konnte die Telekom bisher nur Kostenbehauptungen, nicht aber prüfungsfähige Unterlagen liefern. Auch bei der drastischen Anhebung der Tarife im Ortsbereich [Ed: Tarifreform 96] war dies nicht anders. Daß dringend eine detaillierte und bereichsbezogene Kostenrechnung benötigt wird, hat mittlerweile auch der Chef der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle erkannt. Denn sechzehn Zusammenschaltungs- anträge müßten noch endgültig geprüft werden. Desgleichen hätte die Regulierungsbehörde aber auch drei Entgeltgenehmigungsanträge der Telekom für die Überlassung der Teilnehmeranschlußleitungen zu prüfen. "Das ist hier ein sehr bedeutender Tatbestand, denn er hat Auswirkungen für die Einführung von Wettbewerb auch im Ortsnetzbereich. Wir werden deswegen sehr schnell hier Ergebnisse vorzeigen wollen und hoffentlich auch können", erklärte Scheurle heute in einem Vortrag im Rahmen der vom Münchner Kreis veranstalteten Fachkonferenz "Telekommunikation im Spannungsfeld von Innovation, Wettbewerb und Regulierung".

    Generell wolle der Regulierer ein allgemeines Modell für die Kosten des Ortsnetzes einführen, wie es es auch in anderen Staaten mit Wettbewerb vorhanden sei [Ed: das WIK in Bad Honnef ist vom Regulierer beauftragt, ein solches Kostenmodell zu entwickeln]. Dieses könne dann für das Fernnetz erweitert werden. Mit den Betreibern solle eine öffentliche Modelldiskussion geführt werden. Laut Scheurle wolle man das Modell noch vor Ende 1998 eingeführt haben.
    Siehe auch: [VTM-Studie "Kosten des Ortsnetzes" vom Mai 1996]   [WIK-Entwurf vom 4.3.1998: "Ein analytisches Kostenmodell für das Ortsnetz" (PDF-Datei, 658 kByte)]


    Endlich Ortsnetz-Wettbewerb herstellen – Eine Herausforderung für den Regulierer

    10.1.1997 (ws). Dieses Kostenmodell wird zeigen, inwieweit der Regulierer wirklich den Wettbewerb im Ortsbereich und damit insbesondere niedrigere Internet- Zugangstarife ermöglichen möchte. Hierzu ist es eine wesentliche Voraussetzung, daß der Zugang zur Teilnehmeranschlußleitung nicht nur zu zeitabhängigen Tarifen, sondern auch zu monatlichen Fixkosten erfolgen kann. Nur so wird das Internet zum monatlichen Pauschalpreis (Flat-rate) ohne zeitabhängige Telefonkosten genutzt werden können. Offen bleibt in diesem Zusammenhang weiterhin die von der EU-Kommission gestellte Forderung nach einer Trennung von Telefon- und Kabelaktivitäten der Telekom. Die Bonner Politik jedenfalls scheint die negativen volkswirtschaftlichen Konsequenzen dieses De-facto- Supermonopols bei den Endkundenzugängen noch nicht erkannt zu haben.

    Ohne diese Trennung ist die Strategie der Telekom offenkundig: Analysten zufolge wird die Telekom versuchen, die Kosten des Ortsnetzes (und damit auch für die entbündelten Endkundenzugänge) so hoch wie möglich anzusetzen, schließlich können Konkurrenten (fast) alle Endkunden nur über Telekom- Leitungen erreichen. Verlorene Marktanteile im Fernbereich sollen durch Mengenwachstum im Ortsbereich deutlich überkompensiert werden, und dafür sollen die Internet- Nutzer herhalten. Das ist auch grundsätzlich nicht falsch. Doch anstatt Skaleneffekte beim Umsatzwachstum durch die Einführung attraktiver Sonder- tarifpakete für die Internet- Einwahl zu realisieren (z. B. monatliche Pauschalpreise für Telefonkosten + Providergebühr), hält die Telekom mit Gewalt an den für den Sprachbereich entwickelten – für die Internet-Nutzung aber äußerst wirtschaftshemmenden – zeitabhängigen Tarifen fest. Richtige Internet- Tarife wie bei NetCologne wird es deshalb bei der Telekom nicht geben. Um etwaiger Kritik der Politiker vorzubeugen wird der Tarif City-Plus erweitert, doch eine signifikante Entlastung ergibt sich bei dieser Telekom- Mogelpackung nicht.

    Internet- Tarife werden schon deshalb nicht eingeführt, weil die teuren Internet-Zugänge der Telekom (T-Online, 1&1 Internet) [Ed: beide berechnen zeitabhängige Providergebühren] bereits bei jetzigen Telefontarifen viel zu langsam sind. Ein Ausbau dieser Infrastruktur hat keine Priorität – die Expansion der Telekom im Ausland ist offenbar strategisch wichtiger [Ed: und dort werden dann von den Telekom- Töchtern – wie jetzt in Ungarn bei der Matav – auch richtige Internet-Telefontarife eingeführt]. Außerdem soll den Aktionären eine höchst attraktive Divende gezahlt werden, zudem sollen gleichzeitig noch die Finanzverbindlichkeiten reduziert werden. Wer in den ländlichen Regionen wohnt und keine anderen Internet-Provider außer den sehr teuren Providern T-Online und 1&1 erreichen kann, hat eben Pech gehabt. "Die sollen sich gefälligst damit zufriedengeben, daß wir die Telefonleitung überhaupt zum City-Tarif über die Nahzone hinaus zum nächstgelegenen Einwahlknoten durchschalten!" Vom Regulierer angeordnete Preissenkungen konzentrieren sich daher (fast) nur auf den Fernbereich, wo sich angesichts Wettbewerb ohnehin Tarifreduktionen nicht vermeiden lassen.



    Massiver Gewinneinbruch bei der Telekom

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 10. Januar 1998, 23.41 Uhr, Tafel 142, Rubrik Wirtschaft.

    HAMBURG. Die Deutsche Telekom AG hat nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" 1997 einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Danach beträgt der Überschuß statt der erwarteten 5,5 Mrd. DM weniger als 4 Mrd. DM. Zahle die Telekom wie von ihrem Vorstandschef Ron Sommer angekündigt eine Dividende von 1,20 DM je Aktie, müßten dafür 90 Prozent des Gewinns aufgebracht werden, schreibt die "WamS". Ausschlaggebend dafür seien die unerwartet hohen Ausgaben des Unternehmens. Die Telekom lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Es lägen noch keine Zahlen zum Geschäftsjahr 1997 vor, sagte ein Telekom- Sprecher in Bonn. [mehr]



    50 Millionen Deutsche im Internet?

    Aus: Sat.1-Teletext, 11. Januar 1998, 23.14 Uhr, Tafel 511, Rubrik Computer.

    HAMBURG. Das Internet wird sich auf der ganzen Welt flächendeckend durchsetzen – viel schneller und dramatischer als wir es uns heute vorstellen können. Das prognostiziert der Hamburger Professor Hansmann in einem Zeitungs- interview. Hansmann sieht in Deutschland ein Potential von 50 Millionen Internet-Nutzern. Noch sei das Internet eine virtuelle Spielwiese, der Verkauf übers WWW stocke deshalb, weil das Problem der Bezahlung noch nicht gelöst sei [Ed: und die Zugangskosten viel zu hoch sind. Wer will schon bebilderte Kaufangebote in Ruhe studieren, wenn ständig der Telefon- Gebührenzähler tickt?]. Die meisten Internet-Nutzer wollten ohnehin nur Information.



    Cable: UK groups mull @Home link

    Aus:
    Financial Times, 12. Januar 1998, Seite ??. By JOHN GAPPER in London and NICHOLAS DENTON in San Francisco. [Übersetzungs-Service]

    Cable companies in the UK are having detailed talks with At Home Network, the US provider of high-speed internet access over cable networks, to establish a similar service for the UK's 1.8m cable customers.

    Cable and Wireless Communications, NTL and Telewest, the three largest British cable companies, have discussed setting up a joint venture company – in which all four partners would hold equity – to replicate At home's services.

    Although the three UK cable companies could try to produce their own services, some executives say it would be hard to match the expertise built by At Home or Roadrunner, Time Warner's rival US service.

    At Home is thought to have produced draft proposals for a UK joint venture at Christmas. These are now being considered by the UK companies. However, executives say they are likely to look at other possibilities before making a deal.

    NTL said yesterday that although it had talked to At home, it was "actively considering a range of alternatives" to the joint venture, including offering a high-speed internet service to other UK cable companies itself.

    The talks are significant for UK cable companies because At home's service, which carries data up to 100 times faster than ordinary telephone lines, has contributed to a strong revival in the market valuations of US cable companies.

    By providing internet access as well as new television channels, US cable companies are seeking to differentiate themselves from satellite broadcasters as well as developing revenues from advertising and home shopping.

    This promise lies behind much of the recovery in the shares of US cable companies, several of which have doubled from their lows last year.

    Several UK executives involved in talks believe At home is demanding too large an equity stake in the venture in return for technology and expertise. However, At home may seek deals with individual companies if a deal is delayed.

    Cable groups believe they do not have to rush because there is no immediate threat of competition for high-speed internet delivery from telecoms groups. They are also occupied by the introduction of digital television this year.

    At Home uses the infrastructure of participating cable companies, linked by a "backbone" network it has built.

    Lead investors in At Home, which went public in July 1997 and is valued at $2.6bn, include Tele-Communications Inc and Comcast, two of the largest US cable companies, as well as Kleiner Perkins, the venture capital firm. [mehr]



    Fehlstart in den freien Wettbewerb

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 13. Januar 1998, Seite 1 (Leitartikel) von HEIKE JAHBERG.

    Stell Dir vor, es herrscht freier Wettbewerb, und keiner merkt's. Das gibt es nicht, glauben Sie? Dann werfen Sie doch einfach mal einen Blick auf Ihre Telefonrechnung zum kommenden Monatsende. Die dürfte den Abrechnungen aus dem Vorjahr, als die Telekom als Monopolistin noch das alleinige Sagen hatte, verblüffend ähneln. Von der großen neuen Freiheit auf dem Telefonmarkt machen nämlich zur Zeit die allerwenigsten Gebrauch. Sicher: Einige Unternehmen telefonieren schon heute mit Arcor oder MobilCom, doch in den eigenen vier Wänden bleibt man erst einmal der Telekom treu. Das liegt nun wirklich nicht daran, daß Telekom-Chef Ron Sommer und seine Mitarbeiter durch ihre Leistungsstärke bestechen, sondern schlicht daran, daß niemand so recht weiß, welche Fallstricke mit dem Wechsel zu einem der privaten Konkurrenten verbunden sind [Ed: denn der Ex-Postminister hatte schlichtweg vergessen, die Bundesbürger mit Zeitungsinseraten über die neuen Telefonier- Möglichkeiten neutral und umfassend aufzuklären, ungewöhnlich bei einer "Jahrhundertreform"]. Der Streit um Wechsel- und Inkassogebühren hat dem deutschen Telefonkunden den Jahresauftakt erst einmal gründlich vermiest.

    Nun sollte also gestern der Runde Tisch – eine etwas abgegriffene Allzweckwaffe – das zerschlagene Porzellan wieder kitten. Doch der Berg kreißte und gebar ein Mäuslein: Nach über fünfstündigen Verhandlungen unter der Regie des Oberregulierers Klaus-Dieter Scheurle beschlossen der Ex- Monopolist und seine Wettbewerber erst einmal die Einsetzung einer Arbeitsgruppe. Das ist ein mageres Resultat. Doch es paßt in die Landschaft. Das Hickhack geht weiter. Zum Verdruß der Kunden: So zog die Telekom statt neuer, attraktiver Tarif-Varianten nach dem Jahreswechsel plötzlich immer neue Gebühren aus dem Hut, um uns Verbraucher zu verunsichern und weiter an sich zu ketten. Preissenkungen gibt's erst im März, bis dahin verfährt man nach der Strategie: Knute statt Knete. Angesichts dieses Marketing-Desasters sollten auch treue Aktionäre ernsthaft in sich gehen und über die Zukunft ihrer Papiere nachdenken [Ed: denn unter gut informierten Börsianer gilt es als ausgemacht, daß der Kurs der T-Aktie schon demnächst unter ihren Ausgabekurs rutschen kann].

    Aber auch die Privaten haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Statt eine verbale Schlammschlacht mit dem Marktführer anzuzetteln, hätten sie schon lange vor dem Fall des Monopols auf feste, vertragliche Gebührenabsprachen mit der Telekom dringen müssen [Ed: und bei jeglichem Streit darüber unverzüglich den Postminister als Regulierer anrufen müssen, schon im Interesse ihrer künftigen Kunden]. Denn daß Ron Sommer und Co. – völlig zurecht – die Hand aufhalten würden, wenn die Privaten nicht nur ihre Netze nutzen, sondern auch noch die Aufstellung einer Gesamtrechnung samt Einzug der Gebühren verlangen, kann nun wirklich nicht überraschen. Keine Leistung ohne Gegenleistung, das weiß jedes Schulkind, das Kaugummis gegen Glanzbildchen tauscht. Und: Auch daß die Neuen – wie sich nach dem jüngsten Bonner Gebühren-Meeting abzeichnet – die anfallenden Telekom-Gebühren selbst tragen und nicht an die Kunden weiterreichen, hätte sich doch unter dem Stichwort "Kundenfreundlichkeit" eigentlich von selbst verstehen müssen. Doch selbstverständlich, das haben wir inzwischen gelernt, ist offensichtlich gar nichts.

    Das gilt eben auch für die Newcomer. Doch wer neu auf den Markt will, muß seine Hausaufgaben machen. Er müßte Alternativen aufzeigen und uns den Wechsel schmackhaft machen [Ed: und das heißt auch, echtes Call-by-call anzubieten und keinerlei Vertragtricks im Kleingedruckten einzuplanen]. Müßte! Stattdessen kämpfen wir mit sprachlichen Ungeheuern wie "Call-by-call" oder "Pre-select" und sind bei Ortsgesprächen doch erst einmal weiterhin auf die Telekom angewiesen. Parallelen zur Privatisierung des Briefbereichs, in dem eine Einigung erst in der sprichwörtlich letzten Minute zustandekam, sind unübersehbar. Obwohl man seit Jahren den Stichtag für das Ende der Monopole bei Post und Telekommunkation kannte, scheint die Republik erst einmal in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein, aus dem sie nun unsanft erwacht. Reformen sind eine heikle Sache in unserem Lande. Große Vorhaben wie der Umbau des Steuersystems wurden zerredet, verschoben und werden bekanntlich frühestens nach der Bundestagswahl wider in Angriff genommen. Aber auch die vergleichsweise leichteren Übungen gelingen nicht so recht. Die Erfahrungen mit dem Übergang des Post- und Telekom-Monopols in den freien Markt – demnächst steht auch noch der Energiebereich an – tragen wohl kaum dazu bei, das Vertrauen des Wahlvolks in die Reformfähigkeit von Politik und Wirtschaft zu stärken. Wer Taten statt Ankündigungen sucht, ist derzeit hierzulande "falsch verbunden".



    Telefonieren: Gebühren no!

    Zählimpulse und Sperren fehlen weiter

    Aus: TAZ, Berlin, 14. Januar 1998, Seite 1.

    BERLIN. Es werde "drei bis fünf Jahre" dauern, bis ein Standard für die Übermittlung von Zählimpulsen geschaffen ist, meinte gestern Telekom- Vorstand Gerd Tenzer in Bonn. Das ist ein schwerer Schlag für die neuen Konkurrenten der Telekom. Damit würden noch Jahre vergehen, bis auf den Zählern die Gebühren für Telefonate mit anderen Anbietern ohne Zusatz- aufwand erscheinen. Ein Problem ist das zum Beispiel für Hotels oder Krankenhäuser. Sie erfahren damit erst frühestens einen Monat später, wieviel die einzelnen Gespräche eines Gastes gekostet haben. Dann erst kommt die Einzelgesprächsaufstellung, und dann kann die Rechnung für Telefonate geschrieben werden.

    Als Ausweg bietet die Telekom jedem Kunden an, grundsätzlich alle 010xy- Nummern zu sperren. Das Rosinenpicken mit dem jeweils billigsten Anbieter wäre dann allerdings unmöglich. Kunden müßten entweder ganz von der Telekom weg oder könnten wie bisher nur mit der Telekom telefonieren. Denkbar wäre auch, daß einzelne Anbieter bei Hotels oder Firmen mit Software hausieren gingen, die auf ihre Gebühren zugeschnitten ist. Die Hotelkunden könnten dann wenigstens diese Unternehmen alternativ zur Telekom nutzen. Vorwürfe von Konkurrenten, die Telekom blockiere unfair den Wettbewerb, hat der für den Bereich Technik und Netze zuständige Vorstand Tenzer gestern zurückgewiesen.

    Allein für die Digitalisierung des T-Netzes, mit der ganz wesentliche Voraussetzungen für den Wettbewerb geschaffen worden seien, habe die Telekom in den letzten drei Jahren zwölf Milliarden Mark investiert. Telekom-Sprecher Stephan Althoff versteht darüber hinaus die Überraschung bei den Konkurrenten nicht: "Das ist doch vertraglich festgelegt. Seit einer Sitzung am 26. Juni 1997 ist bekannt, daß der Gebührenimpuls nicht übermittelt werden kann." [Ed: denn Postminister Bötsch wußte ja alles besser. So wollte er Anfang 1996 nicht die geforderte unabhängige Expertenkommission zur Überprüfung der Gebührenerfassung einsetzen, und so konnte die Telekom machen, was sie wollte].

    Von Abstimmungsproblemen zwischen den Vermittlungscomputern der Telekom und den Dutzenden von Konkurrenten ist auch die Sperre bestimmter Nummern betroffen. Bisher war es möglich, in Firmen die Telefone für Auslandstelefonate sperren zu lassen. Auch konnten besorgte Eltern so verhindern, daß ihre Sprößlinge über teure 0190-Servicenummern mit "Party- Talks" oder den Sex-Stöhnnummern die Haushaltskasse leeren. Diese Sperren werden nun umgangen, sobald die 010xy-Netzvorwahl eines neuen Betreibers gewählt wird. Ausweg: Aufwendige Sperrverträge mit jedem der neuen Anbieter oder wieder die generelle Sperrung der 010xy-Nummern. [mehr]




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      Zum Teil 16

    © 1997-2009  – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 31.12.2009 05.10 Uhr