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23.2.1998: TAZ, Seite 8 (Wirtschaft und Umwelt).
KÖLN (taz). Wer sich in diesen Tagen über eine ungewöhnlich niedrige Telefonrechnung freut, tut das vielleicht zu früh. Ein komplizierter Datenaustausch beim Call-by-call- Verfahren führt nämlich dazu, daß die meisten Gespräche vom Jahresanfang bisher noch nicht mit den Kunden abgerechnet werden konnten. Beim Call-by-call- Verfahren wählt sich der Kunde mit jedem Gespräch neu in das Netz eines Telekom-Konkurrenten ein und zwar über eine 010-xy-Vorwahl. Das Gespräch wird dann zu den Tarifen der gewählten Firma abgerechnet. Die Telekom registriert nur die Zeit der Verbindung. Die Preise für diese Telefonate werden dann von der Konkurrenz dem ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom mitgeteilt.
Zu Beginn dieses Monats leitete der größte Telekom-Konkurrent, Arcor, seine ersten Call-by-call- Gesprächsdaten an die Telekom weiter. Bis diese jedoch beim Bonner Plauderriesen den einzelnen Rechnungen zugeordnet und ausgedruckt werden können, vergeht noch einige Zeit. "In den meisten Fällen werden die Verbraucher ihre Januar-Gespräche erst im März auf der Telekom-Rechnung wiederfinden", bestätigt auch Arcor-Sprecher Christian Rogge.
In den Ortsnetzen Köln und Düsseldorf bieten NetCologne und Isis auch Ortsgespräche an. Colt in Berlin und auch andere Städte wollen folgen. Hier können die Kunden dann vollständig die Telekom verlassen. NetCologne zum Beispiel bietet billigere Ortstarife als die Telekom. Kurioserweise kann man über die 010-xy- Vorwahl des neuen Netzbetreibers das Ortsnetz der eigenen Stadt anwählen (in Köln 01022-0221-...).
Ahnungslose Anrufer, die glauben, auf diese Weise zu einem günstigeren als dem Telekom- Tarif zu telefonieren, erfahren bisher nicht, daß sie bei diesen Umweg- Ortsgesprächen automatisch in das Telekom-Netz zurückgeleitet werden. Offensichtlich ist dies selbst den meisten Telefongesellschaften nicht bekannt. Im Call- Center von NetCologne in Köln hieß es dazu zunächst, ein Call-by-call- Gespräch über eine Vorwahl sei innerhalb der gleichen Stadt nicht möglich. Ÿhnliche Auskünfte gab es auch bei den Hotlines anderer Telefongesellschaften.
Später korrigierte NetCologne, man habe diese Möglichkeit nun technisch ausgeschlossen. "Nach dem neuen Telekommunikationsgesetz sind Ortsgespräche nicht Gegenstand des Call-by-call- Verfahrens", erläutert Telekom- Sprecher Walter Grenz. Eine automatische Ansage, die wie bei Ferngesprächen darüber informiert, daß ein Gespräch nicht über das angewählte Netz vermittelt werden kann, sei im Ortsbereich nicht vorgesehen [Ed: und warum nicht?].
HAMBURG 22.2.1998 (lm/t-off). Nach Paragraph 15 der neuen TKV hat jeder Telefonkunde das Recht, auf eine Gesamtrechnung (mit kostenlosem Einzelverbindungs- Nachweis), mit der auch die über andere Netze geführten Telefonate abgerechnet werden. Der Kunde kann sich aber auch von den anderen Telefon- Gesellschaft Rechnungen geben lassen. Und viele haben es kommen sehen, daß die Telekom das nicht packt, zumal alle Gespräche (noch) wegen der "letzten Meile" durch ihre Vermittlungstechnik müssen, und sie auch schon die eigenen Optionstarife allzu häufig falsch abrechnete. Voilà! Die Telekom schrieb am 17.2.1998 einem Kunden [Ed: und vermutlich auch anderen]:
"Betreff: Berichtigung der Telefonrechnung vom 13.02.1998
Sehr geehrter Herr ...,
falls Sie Ferngespräche über andere Netzbetreiber als uns, die
Deutsche Telekom AG, geführt haben, kann es sein, daß diese
Gespräche sowohl von uns als auch von dem gewählten Netzbetreiber
in Rechnung gestellt werden. Sie würden das betreffende Gespräch
also sowohl in der Einzelverbindungsübersicht des Netzbetreibers als
auch in der unseres Unternehmens finden.
Ursache war ein Fehler in einem Teil unserer Vermittlungstechnik, der
inzwischen beseitigt worden ist. Ihre Telekom-Rechnung wurde berichtigt.
Als Entschädigung legen wir eine Telefonkarte bei [Ed: Wert 6 Mark].
Mit freundlichen Grüssen,
i. A. ..."
22.2.1998: RTL-Teletext, 22.33 Uhr, Tafel 124, Rubrik Aktuell Deutschland.
HAMBURG. Im Streit um den Wechsel von Telekom-Kunden zum Konkurrenten TelePassport hat das Landgericht Frankfurt dem ehemaligen Telefon- Monopolisten ein Ordnungsgeld von bis zu 500.000 Mark angedroht, so ein Zeitungsbericht [Ed: Welt am Sonntag]. Diese Strafe wird fällig, wenn die Telekom weiterhin ihren Kunden eine Gutschrift von 60 Mark in Aussicht stelle, die ihren Antrag bei dem Konkurrenten wieder zurückziehen wollten. Die Gutschrift sollte in 500 Frei-Einheiten abgerechnet werden.
22.2.1998 (yahoo). Telekom-Sprecher Ulrich Lissek sagte auf Anfrage, eine Niederlassung des Konzerns habe nach Erhalt der Anträge auf einen Wechsel Fragebögen verschickt. Die Telekom habe darin die Gründe der Telefonkunden für den angestrebten Wechsel erfragen wollen. Für die Rücksendung eines Fragebogens und nicht für den Verbleib eines Kunden beim Unternehmen seien 500 Frei-Einheiten angeboten worden, sagte Lissek.
FRANKFURT/MAIN 18.2.1998 (sac/t-off). Im Rahmen der "Aktion für einen günstigen Internet-Telefontarif" protestierte auch Carsten Saalbach im Januar bei der Telekom gegen die die Internet-Nutzung hemmende Gebührenstruktur. Die Telekom antwortete mit E-Mail aus dem Text-Bausteinkasten [t-off dokumentierte], signiert von Annette Hagelstein. Darin weist die Telekom erneut auf günstige Bedingungen für Geschäftskunden hin [t-off kommentierte]. Damit war der Student und nur Privatkunde nicht zufrieden. Denn für ihn ist bereits heute, wie für die meisten Studenten, das Internet die primäre und zuverlässigste Informationsquelle geworden. Und 45 Stunden pro Monat Online-Zeit wie die Telekom doch unlängst unbelegt behauptete reichen da für anspruchsvolle Recherchen nicht aus. Eher das 10- bis 20fache an Zeitaufwand ist pro Monat notwendig, will man die sehr reichlich vorhandenen wissenschaftlichen Informationsquellen im Weltnetz nutzen, um am Ball zu bleiben.
So teilte er der Deutschen Telekom empört mit: "Da die Kosten für Großkunden anscheinend sehr günstig sind und die Kosten für Normaltelefonierer bzw. Online- Nutzer so immens hoch sind, muß man doch vermuten, daß die Privatkunden Ihre Großkunden subventionieren. Ich bedanke mich dafür, daß ich mir nun nicht mehr darum Sorgen machen muß, daß Deutschland den Weg zur Informationsgesellschaft verpaßt. Ich jedoch mache mir als Student jeden Monat erneut Sorgen um den Preis meines Informationsbedürfnisses in Form meiner Telefonrechnung." Auch wies er auf den günstigen Internet- Telefontarif bei der ungarischen Telekom- Tochter Matav hin, und daß er "selten bzw. eigentlich noch nie eine so zynische und herablassende Mitteilung" erhalten habe. Er forderte die Telekom auf: "Hören Sie endlich auf, Ihre Kunden für dumm zu verkaufen und beginnen Sie endlich mit Taten, etwas gegen den schlechtesten Ruf eines deutschen Unternehmens seit den IG Farben zu unternehmen." Die Deutsche Telekom gab jetzt die folgende Antwort:
"Sehr geehrter Herr Saalbach, vielen Dank für Ihr e-mail. Gerne
nehmen wir nochmals die Gelegenheit war, um auf Ihre Kritik einzugehen.
Nichts liegt uns ferner, als unsere Kunden zynisch oder herablassend zu
behandeln. Sollten Sie eine Antwort als zynisch aufgefaßt haben,
bitten wir Sie hiermit vielmals um Entschuldigung.
Ein Vergleich mit den Tarifstrukturen der Telefongesellschaft Matav
können wir hier leider nicht anstellen, da auch die Infrastruktur
sowie das allgemeine Preisgefüge in Ungarn ins Verhältnis gesetzt
werden muß. Dieses würde hier unseren Rahmen sprengen. Lassen
Sie uns bitte lieber einen Vergleich mit hiesigen Telefongesellschaften
anstreben.
Wie Sie sicher wissen, ist die Deutsche Telekom eine Aktiengesellschaft,
die Ihre Leistungen auch angemessen bezahlt haben möchte und
muß. Die Deutsche Telekom hat in den letzten Jahren 150 Milliarden
DM investiert, um die Telekommunikations- struktur auf den modernsten Stand
zu bringen darunter allein 50 Milliarden DM in den ostdeutschen
Bundesländern. Der Gesetzgeber hat diese Aufbau-Kosten bei seiner
Interconnection- Entscheidung allerdings nicht berücksichtigt. Daher
können die Wettbewerber der Telekom deren Netz zu Kosten nutzen, die
weit unter den tatsächlichen liegen. Die Telekom hat gegen diese
Entscheidung Klage eingereicht, um für ihre Leistungen an den
Wettbewerb, also für die Bereitstellung ihres Netzes, auch faire
Preise zu erzielen. Zum Vergleich: Nach eigenen Angaben wollen die
wichtigsten Wettbewerber Arcor, Otello und Viag Interkom in denn
nächsten fünf bis acht Jahren zusammen nur rund 20 Milliarden in
die Telekommunikation investieren.
Dies alles müssen wir in unsere Preiskalkulation mit einfließen
lassen. Bitte haben Sie dafür Verständnis, das wir unsere
Leistungen nicht unter unseren tatsächlichen Kosten anbieten
können. Letztendlich muß jede Preisänderung, wie auch
unsere neue Tarifstruktur zum März 1998, vom Regulierungsrat genehmigt
werden. Das wir preiswerter als unsere Mitbewerber sein können, aber
nicht dürfen, zeigt nicht zuletzt die Preisanhebung unserer
Telefonauskunft, bei der wir, aufgrund einer Klage des Betreibers Telegate,
dazu verurteilt wurden, die derzeit gültigen Preise zu nehmen.
Die Deutsche Telekom AG will mit weiteren Preissenkungen das beste
Preis- Leistungs- Verhältnis in Deutschland bieten. Alle neuen Anbieter
müssen zunächst versuchen, unsere Leistungen zu überbieten
und unsere Preise zu unterbieten. Dabei zeigen Erfahrungen auf anderen
Wettbewerbsmärkten, daß der niedrigste Preis nicht automatisch
den größten Erfolg bedeutet. Wie überall werden sich die
meisten Kunden auch in der Telekommunikation für das beste
Preis-Leistungs- Verhältnis entscheiden. Statt Schnäppchen-
Taktik werden wir konsequent auf Topqualität zu günstigen Preisen
setzen. Das ist unser Erfolgsrezept für den Wettbewerb.
Wir verstehen Ihre Wünsche nach "flat rates", diese sind aber auch in
den USA umstritten und haben zu erheblichen Engpässen sowohl im
Telefonnetz als auch im Internet geführt. Die niedrigen
Ortsgebühren sind z. B. in den USA nur möglich, in dem diese, z.
B. durch Verträge mit den "long distance" Carriern, subventioniert
werden. Generell gilt, daß auch die Carrier in den USA nichts zu
verschenken haben und sehr wohl auf ihre Kosten kommen, wie die
international anerkannten Vergleiche unterstreichen.
Selbstverständlich können wir uns in manchen Bereichen verbessern
und sind kräftig dabei. Ich hoffe, mit meinen Ausführungen Ihre
Fragen abschließend beantwortet zu haben und verbleibe mit
freundlichen Grüßen,
Ihre Deutsche Telekom AG,
i. A. Oliver Boettcher."
BONN 17.2.1998 (zm/t-off). Auch Michael Z. aus
Fürstenfeldbruck wunderte sich über die
Billigkeit der Telekom-Ortstarife. So schrieb er am 11.
Februar der Telekom per E-Mail: "Sehr geehrte Damen und Herren, ich lese
gerade auf Ihrer Seite, das Ihre Ortstarife zu den billigsten der Welt
gehören. Dieser Satz verwundert mich doch sehr. Ich würde mich
über eine Zusendung Ihrer (...)." Und heute erhielt er folgende
Antwort, die er zur Wahrheitsfindung in
"de.comm.service+tarife" des
UseNets öffentlich machte:
"Sehr geehrter Herr Z., herzlichen Dank für Ihre Reaktion. Es ist ein
weitverbreitetes Vorurteil, daß die Ortstarife in Deutschland teurer
sein sollen als in den USA. Aber auch die amerikanischen Carrier haben
nichts zu verschenken. Die mancherorts niedrigen Ortstarife werden
vielfach zum Beispiel aus den Gebühren für Ferngespräche
querfinanziert. Trifft man hingegen eine repräsentative Auswahl der
amerikanischen Gebühren, so zeigt sich, daß die monatlichen
Telefonkosten für Kunden der Deutschen Telekom eher am unteren Ende
der Verteilung in den USA liegen. Die Anschluß- gebühren fallen
im Vergleich zu den USA sogar relativ gering aus. In Europa ist das Bild
genau so gut. Dies wurde uns in mehreren internationalen Studien (z. B.
Ovum, OECD [Ed: eine präzise Fundstellenangabe fehlt
natürlich] ) bestätigt. Auch die Süddeutsche Zeitung hat
in Ihrer Ausgabe vom 12. Februar 1998 einen Gebührenvergleich
veröffentlicht, der dies verdeutlicht: [Ed: hier folgen die
Vergleichszahlen aus der SZ vom
12.2.1998]. In der Hoffnung, Ihnen mit diesen Angaben gedient zu
haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen, Ihre Deutsche
Telekom AG, i. A. Hagen Klippe."
HAMBURG/BONN 8.2.1998 (bams/bz/t-off). Die Deutsche Telekom
AG verlangt weiterhin von Kunden, die bei den Ferngesprächen zur
(billigeren) Konkurrenz per
Pre-selection wechseln, eine
Gebühr von 94,99 DM. Die Regulierungsbehörde habe alle diese
Verträge der Telekom über Gebühren für die
Weiterschaltung von Ferngesprächen an andere Telefongesellschaften als
rechtswidrig eingestuft, sagte Chef-Regulierer Scheurle der "Bild am
Sonntag". Denn die Telekom schließe nunmehr diese Verträge
unter dem Hinweis auf einen Nachzahlungsvorbehalt. Das sei aber nach dem
Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verboten. Dennoch zieht Scheurle heute
in der Berliner "BZ am Sonntag"
(Seite 3)
insgesamt eine erste Positiv-Bilanz des Telekom- Freimarkts.
7.2.1998: Pressemitteilung der Deutschen Telekom AG.
Die Deutsche Telekom weist entschieden die Vorwürfe des
Präsidenten des Bundeskartellamtes, Dieter Wolf, zurück, wonach
die Tarife für Ortsgespräche eindeutig zu teuer sein. "Die
Ortstarife der Deutschen Telekom gehören zu den billigsten in der Welt
und halten jedem internationalen Vergleich stand", betont Detlev Buchal,
Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom. Dies belegen zahlreiche
internationale Studien.
So kostet beispielsweise ein Drei-Minuten-Gespräch in der Spitzenzeit
in Großbritannien zwischen 28 und 36 Pfennig, während bei der
Deutschen Telekom nur 24 Pfennig anfallen. Noch krasser fällt der
Vergleich bei dem amerikanischen Anbieter Nynex aus: Hier kostet ein
Gespräch zu Spitzenzeiten bis zu 49 Pfennig [Ed: siehe
Kommentar]. Und dies, obwohl in beiden Ländern
schon seit Jahren Wettbewerb herrscht.
"Die Aussagen des Kartellamts-Präsidenten sind eindeutig falsch und
zeugen klar von mangelnder Sachkenntnis", so Telekom-Sprecher Jürgen
Kindervater. Wolf argumentierte nur mit Vorurteilen, die durch
ständiges Wiederholen nicht wahrer würden. So sind
Ferngespräche eindeutig nicht über Ortsgespräche
subventioniert, sondern im Rahmen des weltweiten Rebalancing deutlich
abgesenkt. Absurd sei auch der Vorwurf, die Deutsche Telekom halte die
Ortsgespräche künstlich hoch und sei hier noch Monopolist. Wolf
sei scheinbar völlig entgangen, daß eine ganze Reihe von
Wettbewerbern bereits heute schon Ortsgespräche anbieten. In
Deutschland herrsche der weltweit schärfste Wettbewerb, so
Kindervater. In keinem anderen Land der Welt sind derartig viele Lizenzen
für Telefonnetzbetreiber erteilt worden. Auch dies sei Wolf
anscheinend vollkommen entgangen.
Aber woher hat die Telekom die 49 Pfennig? Nur einige Mausklicks und ein
Spezialtarif
"Cents Per Minute Plan" ist gefunden. Voilà! Danach kostet ein
Telefonat in der "Upstate New York Area" (Regionalzone) in den ersten 60
Minuten eines Monats 9 Cent pro Minute, was bei 3 Minuten umgerechnet rund
49 Pfennige ergibt. Nur ist
das ein absichtlich teurer Optionstarif ohne jegliche Anmelde- und
Grundgebühren, also ein Tarif für ausgesprochene
Wenigtelefonierer, die damit durchaus gegenüber den Pauschaltarifen
(Flat-rates) Geld sparen können. Das ist der
Deutschen Telekom bei ihren famosen Recherchen offensichtlich total
entgangen, obwohl eine Internet- Nachrecherche noch nicht einmal 10 Minuten
gedauert hätte. Und mit einem solchen völlig untauglichen
Tarifvergleich argumentiert dann der Magenta-Riese in Deutschland und macht
agressive Tarif-Politik über die Medien. Unglaublich! Nein, das ist
peinlich hoch Fünf. Wie heißt es doch immer bei RTLs "Wie
Bitte?!": "Oooch, Dooof!" So könnte wohl nun auch Buchal ein
Kandidat für eine Freisetzung werden.
[Hintergrund]
12.2.1998 (ms/ws). Es ist schon nicht einfach. Da hat die Telekom
gezielt nach einem in den USA angebotenen Ortstarif mit zeitabhängigen
Gebühren gesucht, um so die deutsche Öffentlichkeit bewußt
hinter's Licht führen zu können. Dabei kennt sie doch über
ihre 10%-ige Beteiligung an
der US- Telefongesellschaft Sprint die dortigen Tarifmodelle im Ortsbereich
genau. Deshalb ist es ihr natürlich bekannt, daß sich die
Mehrheit aller amerikanischen Internet- Nutzer für den monatlichen
Pauschalbetrag (flat rate) als Tarifmodell entscheidet. Gelegenheitsnutzer
wählen, falls angeboten, auch ein Tarifpaket mit fixen Kosten pro
Ortsverbindung, um so sparen zu können. Ortstarife mit
zeitabhängigen Gebühren sind in den USA dagegen eine absolute
Rarität, sind sie doch allenfalls als Sondertarif für
Minimaltelefonierer bei ausschließlicher Sprachnutzung, nicht aber
für die Internet- Nutzung interessant. Und so hagelt es von deutschen
Internet-Nutzern Spott: "Vielleicht sollte die Telekom nächstes Mal
eine Preisagentur beauftragen, um so den teuersten (Sonder-)Tarif zu
finden!". Die würde dann wenigstens eine Telefongesellschaft
ermitteln, die es noch gibt.
[Reaktion der Telekom]
6.2.1998: TAZ, Seite 28 (Berlin).
BERLIN (taz). Herbert S. bekommt seit November keine
Telefonrechnung mehr, und weil er folglich auch nicht zahlt, hat die
Telekom sein Telefon gesperrt nur keiner will es bei der Telekom
gewesen sein.
Na, klingelt's? Leider nicht. Denn der rosa Riese sperrte einem seiner
noch zahlreichen Kunden das Telefon. Dabei kann Herbert S. doch gar
nichts dafür. Er wohnt seit zehn Jahren in der Görlitzer
Straße in Kreuzberg. An diese Adresse wurden bisher auch seine
Telefon- Rechnungen geschickt. Jedenfalls bis November letzten Jahres. Dann
aber gab ein bis heute unbekannt gebliebener Mitarbeiter der Telekom eine
andere Adresse in den Computer ein. Die Telefonrechnungen wurden nun
automatisch an einen anderen Empfänger in der Skalitzer Straße
in Kreuzberg geschickt, kamen aber von dort als "unzustellbar" zurück.
Die Telekom reagierte auf ihre Weise. Am 23. Januar wurde der
Anschluß von Herbert S. abgeklemmt: Das Telefon war tot, und nicht
einmal ein Notruf war mehr möglich.
Der routinierte Telefonierer wußte natürlich, was er zu tun hat:
Er rief zuerst den Störungsdienst. Dort fühlte sich niemand
zuständig, und man empfahl als Möglichkeit den
Privatkundenvertrieb: "Einen Moment bitte, ich verbinde Sie weiter..." Der
Kunde gelangte an die Rechnungsstelle, in der anscheinend der Urheber des
Fehlers sitzt. Wieder ohne Ergebnis. Letzter Versuch: die
Kundenbetreuung. Bilanz am Ende des Tages: Zwei Stunden telefoniert, "die
ganze Palette der Telekommunikationsdienste" ausprobiert, und immer noch
war es unmöglich, den Urheber des Fehlers zu finden. So ging es auch
die nächsten Tage weiter. Einen ersten Erfolg gab es nach fünf
Tagen. Der Privatkundenvertrieb versprach, die Vollsperre im Laufe des
Tages aufzuheben. Achten Sie auf das Kleingedruckte, hätte Herbert S.
gleich denken sollen, anstatt sich einfach zu freuen. Denn aus der
bisherigen völligen Sperre wurde einfach nur eine teilweise Herbert
S. konnte nur angerufen werden, nicht aber selber wählen.
Die Beschwerde von Herbert S. läßt die Mitarbeiter der
Pressestelle der Telekom kalt. Für die Kommunikationsprofis sieht die
Angelegenheit ganz anders aus: Bei ihnen war der Anschluß des Kunden
unter "Wunschsperre" registriert, das heißt, der Kunde beantragt eine
Sperre des Telefons für einen bestimmten Zeitraum. Somit lag für
die Telekom kein Fehler vor. Daß Herr S. diese Serviceleistung nie
beantragte, ficht die Telekom nicht an. Eine Entschuldigung hält man
ebenfalls nicht für nötig. Laut Auskunft der hiesigen
Pressestelle sei Herbert S. aber nun "zufriedengestellt": Ihm wurde die
Grundgebühr für den Zeitraum der unfreiwilligen Sperre erlassen.
Und seit zwei Tagen kann er wieder telefonieren ohne Sperre.
Trösten darf sich Herbert S. dafür mit dem Schicksal seines
Nachbarn. Auch diesem wurde jetzt der Anschluß gesperrt, nachdem
zuvor dessen Rechnungen an eine geänderte Adresse gingen.
6.2.1998:
vwd-News, 18.48 Uhr (Top-News).
MÜNCHEN. Die Telekom-Tarife für
Ortsgespräche sind nach Ansicht des Bundeskartellamtes eindeutig zu
teuer. Die Deutsche Telekom mißbrauche ihr weiterbestehendes Monopol
bei den Ortsverbindungen als "Geldmaschine", um von den Kunden
überhöhte Gebühren zu kassieren. So könne die Telekom
die Preise für Ferngespräche senken und damit gegenüber den
neuen Wettbewerbern konkurrenzfähig zu bleiben, kritisiert der
Präsident des Bundeskartellamts, Dieter Wolf, in einem Interview der
"Süddeutschen Zeitung" (Samstagausgabe).
Der Bundesregierung und der Aufsichtsbehörde für die Telekom
wirft Wolf "Mauschelei" und Rechtsbruch vor. Die Bonner
Telekom-Regulierungsbehörde hat sich mit dem Plan des
Telekommunikations-Konzerns einverstanden erklärt, die Tarife in den
nächsten beiden Jahren um durchschnittlich 4,3 Prozent zu senken, den
Weg dazu aber der Telekom selbst überlassen. Daraufhin waren zwar
Regional- und Ferngespräche, nicht aber Ortsverbindungen verbilligt
worden. Wolf kritisierte, die Behörde hätte selbst
Preisnachlässe für einzelne Bereiche vorschreiben müssen.
[mehr]
[noch mehr]
HANNOVER/STEINFELD 5.2.1998 (wa/t-off). Die Deutsche Telekom
AG sieht sich in Sachen Kundenorientierung und Service für weltweit
führend. "Mit der Leistungsqualität des Services für unsere
Geschäftskunden stehen wir international eindeutig an der Spitze",
sagte Telekom-Vorstand Detlev Buchal heute auf einem Telekom-
Pressekolloquium in Hannover. Telefonstörungen würden im Schnitt
innerhalb von 12 Stunden behoben. Soweit die T-heorie für die
Presse, die diese brav aufschrieb. Aber in der Praxis sieht das
völlig anders aus. Das erfuhren unlängst rund 1.400
Mobilfunk-Kunden des D1-Mobilnetzes der Telekom.
Am Wochenende geht nämlich noch immer nichts, auch wenn die Telekom
schuld an einer massiven Störung hat und Geschäftskunden
betroffen sind. Denn räumt die Telekom in ihren Computern auf,
dann kann es schon mal passieren, daß sie oder ihre noch
computer-unerfahrenere Tochter
DeTeMobil gleich Kundendaten
komplett vernichtet, ohne daß diese etwa gekündigt haben. So
geschah es am Freitag, den 23. Januar 1998, als "aus Versehen" gleich rund
1.400 gültige Rufnummern des D1-Mobilnetzes aus dem Zentralcomputer
verschwanden, so die DeTeMobil. Betroffen war auch die Kommunikations-
Gesellschaft ComNet in Steinfeld. Als
der langjährige Kunde Andreas W. an diesem Tag mit dem Handy
telefonieren wollte, ging das plötzlich nicht mehr, da die "Karte
abgelehnt" wurde. Und da dieses am Freitag gegen 16 Uhr passierte, vermochte
die Hotline 0130-0171 nicht zu helfen: "Die Herren haben alle frei!"
Erst am Montag (26. Januar) könne die Störung behoben werden.
Aber es sollte noch bis Dienstag dauern. Auch der Hinweis, daß
ComNet das Handy für den eigenen Notdienst benötige, half absolut
nichts. Am Montag gelang es ComNet schon nach 45 Minuten den richtigen
Gesprächspartner bei der DeTeMobil am Telefon zu haben (die Hotline
hatte die Störung nicht weitergemeldet), der Aufklärung gab und
riet: "Stellen Sie doch einfach einen neuen Antrag." Das aber hätte
eine neue Rufnummer bedeutet, was bekanntlich für ein Unternehmen
tödlich sein kann. So war DeTeMobil dann doch noch bereit, den alten
Mobilanschluß zu reaktivieren, kostenlos. Sie schickten am
nächsten Tag eine neue Handy-Karte per Paketdienst. Die Beseitigung
dieser Telefonstörung dauerte mehr als 90 Stunden. Das sei nun in der
Tat Spitze, weiß jetzt Andreas W. von ComNet.
3.2.1998:
Heise Newsticker.
HANNOVER (ct/bn). Ein
Betrüger, der sich als Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG ausgibt,
spioniert derzeit Paßwörter von T-Online-Kunden aus. Mit der
gefälschten Absender-Adresse DB@T-Online.de verschickt er seriös
wirkende E-Mails, in denen ein sogenannter "Online-Bahn-Service 98"
angekündigt wird. In diesem Anschreiben, das mit "Dr. Hans
Krüger, Leiter Softwareentwicklung" signiert ist, bittet er unter
anderem um die Zusendung der angeblichen "Freischalt-Datei" dbserver.ini
aus dem T-Online- Verzeichnis. Diese Datei hat jedoch trotz ihres Namens
nichts mit der Deutschen Bahn zu tun, sondern enthält persönliche
Zugangsdaten; sie darf unter keinen Umständen in fremde Hände
gelangen.
2.2.1998:
Yahoo-News, 6.59 Uhr (Wirtschaft).
BONN. Das kostenlose Zusatzprogramm von T-Online zur
Abwicklung von Bankgeschäften über den Computer enthält
einem Magazinbericht zufolge ein Sicherheitsloch. Der Passwortschutz
für einzelne Konten könne umgangen werden, berichtete die
Zeitschrift "Computerbild" in ihrer jüngsten Ausgabe am Samstag vorab.
Ein 15jähriger Schüler habe die Schwachstelle des Systems
zufällig entdeckt. Als er ein zweites Konto angelegt habe, das er
nicht mit einem Passwort schützte, habe er auch Zugriff auf sein
passwortgeschütztes Konto erhalten. Gefährlich werde es daher,
wenn Konto-Inhaber ihre PIN-Nummer im Programm gespeichert hätten,
berichtete die Zeitschrift weiter. Jeder Fremde könne dann ohne
Kenntnis des Zugangscodes Überweisungen ausführen, die von den an
T-Online angeschlossenen Bankrechnern ausgeführt würden.
31.1.1998: Berliner Zeitung, Seite xx (Lokales).
BERLIN. Die Telekom wird von ihrer eigenen Technik überrollt.
Die Niederlassung Berlin sperrte 300 Kunden am 16.Januar kurzerhand den
Zugang zu Netzen privater Anbieter. Begründung: Probleme bei der
Abrechnung. Betroffen sind Firmen aus sechs Bürohäusern, unter
anderen die von der Fundus Gruppe verwalteten Immobilien Pyramide,
Spreebogen und Plaza. Kein Anschluß unter 010 In diesen Komplexen
betreibt die Telekom eine zentrale ISDN-Anlage, an die die Telefone der
Mieter angeschlossen sind. Call-by-Call-Gespräche über die
Vorwahl 010 können sie im Netz der Telekom allerdings nicht
führen, weil die Gebührenimpulse aus technischen Gründen
nicht registriert werden. Mit der Folge, daß die Telekom die Kosten
den Nutzern nicht in Rechnung stellen kann. Auch Hotels und
Krankenhäuser haben aus diesem Grund bereits ihren Kunden den privaten
Netzzugang verwehrt.
Frank Schneider von der Fundus Fonds-Verwaltungen GmbH hält die
Maßnahme der Telekom für einen "Willkürakt". Damit werde
die private Konkurrenz ausgeschaltet. Der Firmenanwalt hat der Telekom nun
mit einer einstweiligen Verfügung gedroht. Die reagierte prompt
und ließ die Leitungen am Freitag wieder freischalten.
Für den wirtschaftlichen Schaden sollen künftig die Mitbewerber
aufkommen. Telekom-Sprecher Ulrich Lissek: "Wenn wir die Gebühren der
einzelnen Teilnehmer nicht ermitteln können, leiten wir die gesamte
Rechnung an die Call-by-Call-Anbieter weiter."Bereits Mitte 1996 waren der
Telekom und den anderen Anbietern die zu erwartenden Schwierigkeiten bei
der Gebührenübermittlung bekannt."Die privaten Firmen haben die
Dimension wohl nicht erkannt und sich nicht rechtzeitig um eine Lösung
bemüht", vermutet Ronald Dammschneider von der Stiftung Warentest.
Und die Experten von der Telekom, heißt es in Insider-Kreisen,
behielten ihr Wissen für sich. Um die Berechnung der
Gebühreneinheiten die von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich
lang sind und unterschiedlich viel kosten auf einen technischen
Standard zu bringen, dauert es nach Aussage von Telekom-Sprecher Lissek
noch anderthalb Jahre. (...)
BERLIN 27.1.1998 (wastl/zoc/t-off). Seit dem 1. Januar
haben viele Telefon- Kunden keine
Gebührenkontrolle mehr. Denn die Übertragung der
Gebührensignale zwischen den verschiedenen Telefon-Netzen klappt
nicht, weil das keiner (!) rechtzeitig im Interesse der Verbraucher
geklärt hatte. Sprach noch der Telekom- Vorstand Gerd Tenzer,
zuständig für die Technik, vor zwei Wochen äußerst
diffus davon, daß "die Weiterleitung des Gebührenimpulses
technisch praktisch gar nicht möglich" sei, brachte heute im
UseNet des Internets
ein hier mitdiskutierender Telekom-Mitarbeiter
endlich etwas Licht ins Dunkel der aktuellen Probleme mit der
Gebührentechnik. Er schrieb in dem Thread "Telekom reagiert doch
schnell!":
"Aaalso, ich seh das so (und kann mich irren): Normalerweise und bisher,
also zu Zeiten der 'reinen Lehre', als es nur Telekom gab, da war das alles
kein Problem, weil die Vermittlungstelle, wo das Gespräch herkommt,
wußte, was es kosten wird, egal wohin. Und konnte so die
Zähltakte für den Kunden generieren. Verzonung am Ursprung nennt
sich das. Und jetzt 'auf einmal' klappt das nicht mehr, weil die
Vermittlungsstellen der Telekom nicht zuverlässig wissen
können (...), was denn nun der gewählte
Verbindungsnetzbetreiber für das auf der einen Leitung geführte
Gespräch berechnet, was für ein Vertrag mit welchem Kunden zu
welchen Konditionen da zur Berechnung herangezogen wird. Und auf der
anderen Leitung 'nebenan' können schon wieder ganz andere
Konditionen herrschen.
Und natürlich muß den Interconnectionbündeln 'beigebracht'
werden, daß auf diesen die Zählung fortan vom Ziel bzw. der
Transitvermittlungstelle des anderen Anbieters kommt. Aber das ist eine
reine Fleißaufgabe, die bundesweit innerhalb eines Monats erledigt
sein könnte. Also Verzonung am Ziel. Warum, auf der anderen Seite,
die anderen Anbieter nicht von selbst auf die Idee gekommen sind, einen
ihrem eigenen tatsächlichen Tarif entsprechenden Takt (umgerechnet in
12 Pfennig, weil das nun mal die interne Telekom-Währung ist) für
die Zähler ihrer eigenen Kunden (!) (...) zu generieren, ist
mir schleierhaft. Ich möchte jetzt weder böse Absicht noch
Dummheit unterstellen, weil das nicht gleichzeitig in etwa 30 Firmen
passieren kann. Vielleicht haben aber auch die Hersteller der Anlagen
gepennt. (...)
Also, meine (und auch der Telekom) Schlußfolgerung: Die anderen
Anbieter müssen den Rechnern der Telekom 'sagen', was denn nun im
konkreten Fall die Verbindung kostet. Und da sind wir dann wieder bei
Sekundenabrechnungen und Minutenpreisen und und und... [Ed: ach,
hätten sich doch alle Telcos auf die Sekundenabrechnung geeinigt, oder
hätte diese doch der Bonner Verordnungsgeber von vornherein für
alle vorgeschrieben...] Dieser ganze Hassel kann nur gelöst werden,
wenn sich alle (oder zumindest die Großen) Netzbetreiber mit den
Firmen an einen (runden?) Tisch setzen und gemeinsam eine
Lösung suchen, wie immer die auch aussehen mag. (...)"
22.1.1998:
MDR Ein Fall für Escher.
LEIPZIG. Die Familie Döbereiner aus Leipzig kann seit einem
dreiviertel Jahr nicht mehr telefonieren. Der Telefonriese hat ihren
Anschluß gesperrt. Grund: Döbereiners weigern sich die hohen
Rechnungen zu bezahlen. Die Telekom verlangt für vier Monate sage und
schreibe 6.000 Mark. Der gesperrte Anschluß trifft sie besonders
hart. Denn für die kleine Tochter ist ein Telefon lebensnotwendig: Sie
leidet an Stoffwechselstörungen, braucht bei Fieberanfällen
dringend eine Arzt. Der Einzelverbindungsnachweis zeigt Seltsames: Die
meisten Nummern gehören Sex-Hotlines. An einem Tag soll die Familie
sogar 20 Stunden ununterbrochen telefoniert haben. Die Döbereiners
protestieren bei der Telekom. Sie beteuern immer wieder, solche
Rotlicht-Telefonate nicht geführt zu haben.
Doch die Telekom bleibt stur; sie vermutet sogar: Die
anderthalbjährige Tochter der Döbereiners, Michelle, hätte
diese Gespräche heimlich geführt. Eine technische Prüfung
der Telekom bringt kein Ergebnis. Kein Hinweis auf Manipulationen. Die
Telekom bleibt dabei: Döbereines müssen zahlen. Doch die junge
Familie hat die Tausende Mark nicht. Nun droht die Zwangsvollstreckung. Die
Ursache der horrenden Telefonkosten ist weiterhin unklar. Auf der Suche
nach der Quelle wird ein neutraler Fachmann schließlich fündig:
Er entdeckt an der Telefonleitung, die zu den Döbereiners führt,
eine aufgeschlitzte Stelle. Fremde könnten dort die Verbindung
angezapft haben, so seine Vermutung...
BERLIN 22.1.1998 (bs/fs/t-off). Die Telekom kann auch
anders. So erhielt dieser Tage ein langjähriger Geschäftskunde
überraschend Post von der Telekom Abteilung "Telemarketing",
nachdem er Anfang Januar bei der Telekom einen Auftrag auf
Pre-selection für seinen
Telefonanschluß auf eine dieser neuen, bei Ferngesprächen so
viel billigeren, Telefongesellschaften erteilt hatte. Der freundliche
Brief enthielt neben einem bereits freigestempelten Antwort-Briefumschlag,
einem vorbereiteten Formular für den Rückwechsel zur
Voreinstellung "Telekom" (01033) auch das Versprechen, beim
Zurückwechseln 500 Freieinheiten (60 DM) zu spendieren [Ed: am
23.1.1998 stoppte das Landgericht Düsseldorf diese
Rückgewinnungs- Praxis. Unzulässig!].
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[500.000 DM Strafe drohen nun]
Andere Geschäftskunden wurden erst jetzt von der Telekom darüber
aufgeklärt, was mit "Ihren Telefonkosten" wegen der
versäumten
Übertragung von Gebührensignalen zwischen den verschiedenen
Netzbetreibern passieren kann, wenn sie die Netzzugangsnummer der Neuen
nicht sperren würden. Aber auch dafür hat die Telekom die
ultimative Service- Lösung parat: "Die Deutsche Telekom hat
kurzfristig die Voraussetzungen geschaffen, um für rund 38 Millionen
analoge Telefonanschlüsse eine netzseitige Sperre der fallweisen
Anwahl eines anderen Verbindungsnetzbetreibers (Call-by-call) anbieten zu
können", heißt es in einem vierseitigen Schreiben. Und was
dabei noch keinem Zeitungskommentator einfiel, schrieb heute Joachim L. im
UseNet: "Die Telekom reagiert
doch schnell! Der Gebührenimpuls der Konkurrenz kann angeblich nicht
vor 1999 weitergeleitet werden, aber man ist in der Lage, sofort
die Konkurrenz abzublocken."
17.1.1998: Der Tagesspiegel, Berlin,
Seite 1 + 17 (Wirtschaft).
BONN (wei). (...) Der Telefonauskunftsdienst Telegate AG stellte am
Freitag Strafanzeige "wegen Prozeßbetrug" (...) gegen den
Telekom-Vorstand und gegen Unbekannt. In dem Verfahren geht es um die
Behauptung der Telekom, daß Telegate einen bestimmten TV-Werbespot
gesendet habe. (...) Der Marktführer habe eine Flut von Verfahren
gegen seine Konkurrenten eingeleitet, um deren Geschäfte zu
beeinträchtigen. Im vorliegenden Fall soll die Telekom die Werbung
von Telegate für ihre Auskunfts- nummer juristisch blockieren. Dadurch
gingen weniger Anrufe als geplant bei Telegate ein. Nach den Angaben des
Geschäftsführers, Klaus Harisch, wickelt die Firma 100.000
Anfragen pro Tag ab. Bis März will Telegate, an der auch
Ex-Postminister Christian Schwarz-Schilling und der Metro-Konzern beteiligt
sind, bundesweit 1.000 Mitarbeiter beschäftigen und im laufenden Jahr
20 Mill. DM investieren. Auch MobilCom führt Klage über die die
Telekom. Bereits im Oktober habe MobilCom Leitungen für 100.000
Verbindungen pro Stunde beantragt aber nur 20.000 Einheiten erhalten.
16.1.1998: Die Welt, Seite ??
[Original].
LIMBURG (wtm). Ein weiteres Mal hat die Deutsche Telekom AG vor
Gericht eine Niederlage einstecken und auf eine Forderung von 3195,66 Mark
verzichten müssen. Der Monopolist hatte gegenüber seinem
Privatkunden Siegfried M. weit überhöhte Telefonrechnungen mit
Sex-Ansagediensten in die Karibik und anderen dubiosen Servicediensten
begründet. Die will der betroffene Kunde aber nie geführt haben
und verweigerte deshalb die Zahlung.
Während des vier Jahre dauernden Rechtsstreits hatte die Telekom zwar
versucht, ihren Kunden Siegfried M. mit "Lauschangriffen" zu
überführen. Auch hatte sie, zunächst vor dem Amtsgericht
Dillenburg und zuletzt vor dem Landgericht Limburg, Zeugen eingesetzt und
als zusätzliche Beweismittel akustische Demonstrationen aus den
"Lauschangriffen" vorgebracht. In denen sollten der Sohn des
Beklagten und der Kanarienvogel der Familie M. zu hören sein. Doch
die Telekom konnte damit schon die Richter des Amtsgerichts nicht
überzeugen, zumal ein Gutachter nach umfangreicher Prüfung
Manipulationen von außen und damit die Aufschaltung fremder
Telefonate nicht ausgeschlossen hatte. In der Berufung vor dem Landgericht
Limburg spielte dann noch eine Rolle, daß die Telekom bereits in
einem anderen Rechtsstreit vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf (Az.:
22 U 91/95) zugegeben hatte, daß ungetreue Telekom-Mitarbeiter
manipulativ ausländische Servicedienste in Anspruch nahmen und die
Gebühren dafür wahllos anderen Kunden aufschalteten. Das
Landgericht entschied deshalb gegen die Telekom, die ihre Forderung nun
endgültig zurücknehmen muß.
12.1.1998: B.Z., Berlin,
Seite 3 (Politik).
Die Schwierigkeiten ihrer Konkurrenz mit ISDN-Kunden (Gebühren
können nicht erfaßt werden), waren laut FOCUS [von der Telekom]
einkalkuliert. Nach Aussage des postpolitischen Sprechers der CDU, Elmar
Müller, "wußte die Telekom bereits Anfang Dezember davon". [Ed:
Nutzen Kunden mit ISDN-Anlagen die Call-by-call- und Pre- selection-
Angebote der neuen Telefongesellschaften, dann werden die anfallenden
Gesprächsgebühren von ihren ISDN-Anlagen wegen der
nichtweitergeleiteten Gebührensignale weder erfaßt noch
ausgewiesen, womit jegliche Kontrolle durch den Kunden unmöglich wird.
Laut FOCUS (3/1998) rechnen die Neuen selbst nicht damit, das Problem vor
1999 zu lösen].
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[Probleme mit Zählimpulsen]
5.1.1998:
Teltarif.de (Internet).
Die Kunden von T-Online, Deutschlands größtem Online-Dienst,
müssen um die Datensicherheit beim Telekom-Service fürchten. Im
Internet kursiert derzeit ein Programm [Relavation], das die
verschlüsselt [Ed: auf der PC-Festplatte] gespeicherten Angaben
für das Einwählen bei T-Online etwa das Paßwort
für Dritte sichtbar macht. Gefährdet sind vor allem
solche Benutzer, deren Rechner für mehrere Personen zugänglich
ist, beispielsweise am Arbeitsplatz. Das kleine Hacker- Programm
läßt sich schnell und unauffällig installieren; es
dekodiert in Sekundenschnelle [Ed: dank des von der Telekom so
hackerfreundlich gewählten Verschlüsselungsverfahrens] die
persönlichen Zugangsdaten zum Online-Dienst. Wer diese Daten kennt,
kann anschließend von jedem anderen Rechner aus auf Kosten des
Ausgespähten T-Online benutzen und die elektronische Post seines
Opfers lesen.
4.1.1998: B.Z. am Sonntag, Berlin,
Seite 2 (Politik-Kommentar).
Schöne neue Telefonwelt. So sieht also das
"Preisfeuerwerk" aus, das die Telekom vor
Weihnachten so vollmundig versprochen hatte. Um gerade mal 4,5 Prozent
hatte der Bonner Telefonriese die Gebühren durchschnittlich gesenkt
das konnte nicht alles sein. Und richtig. Pünktlich zum
Jahresbeginn zündete die Telekom ihre Knaller. Preissenkung?
Fehlanzeige. Statt dessen versucht der Ex-Monopolist die Preise der neuen
Konkurrenten in die Höhe zu treiben. Ablösesumme, Gebühren
für den Eintrag ins Telefonbuch, für die Rechnungserstellung und
und und. Das Ganze zu Preisen, die im internationalen Vergleich ein Hohn
sind.
Die Telekom gebärdet sich wie ein eifersüchtiger Liebhaber.
Zurück bleiben verwirrte Kunden. Klar: Der Telefon-Riese kann der
Konkurrenz das Feld nicht zum Nulltarif überlassen. Aber: Wir haben
für das Milliarden-Netz der Telekom längst bezahlt mit
Gebühren und Steuern. Wir wollen jetzt nicht zum zweiten Mal zur
Kasse gebeten werden. Ein klares NEIN zu Wucherpreisen
[Ed: Ortstarife!]. NEIN auch zum
Tarifdschungel. Freier Wettbewerb bedeutet doch sinkende Preise, oder?
Klappen wird das erst, wenn der Bonner Riese endlich begreift, daß er
nicht mehr das Monopol auf deutsche Quasselstrippen hat.
POTSDAM 3.1.1998 (sol/t-off). "Für das neue Jahr haben
wir uns viele Über- raschungen ausgedacht", inserierte die Deutsche
Telekom AG am Freitag (2.1.1998) ganzseitigg in vielen deutschen
Tageszeitungen. Und weiter hieß es: "Freuen Sie sich 1998 auf ein
Feuerwerk von neuen Ideen." Das wurde zum totalen Rohrkrepierer
[Ed-10.1.1998: auch vorm Hamburger Landgericht]. Denn da
waren die realen Überraschungen
schon zwei Tage in aller Munde. Die
Telekom will von den Kunden, die abtrünnig werden und zu neuen
Telefongesellschaften abwandern, richtig Geld sehen
(53 oder 95 DM). Aber
auch die neuen Telefongesellschaften sollen dafür noch
bis zu 3.000 DM
abdrücken. In der Tat, das ist eine "neue Idee". So neu, daß
ein lokaler Anbieter, die Stuttgarter Communikationsnetze Süd-West GmbH
(CNS), sogleich mitteilen
konnte (Der Tagesspiegel Nr. 16208, Seite 15), daß in den
bisherigen Verhandlungen mit der Telekom nicht von solchen
Ablösegebühren die Rede gewesen sei.
Offensichtlich muß in der Telekom-Führungsetage wieder
einmal das absolute Chaos ausgebrochen sein und den Blick getrübt
haben. Weiß denn die Werbeabteilung und die Agentur "SEA" nicht,
was sich da gleichzeitig Finanzchef Kröske & Co ausdachten? Das
fragen sich die Zeitungsleser. Richtige Profis hätten jedenfalls ein
solches Inserat nie zu solcher Unzeit plaziert. Die Telekom
hätte sich das viele Geld zur Desinformation ihrer Kunden sparen
können. Denn die wahren Informationen kamen wieder einmal via
Bildschirm ins Haus, und jede(r) hat das gesehen. Immerhin lieferte die
Telekom- Anzeige die Bilder gratis zur kritischen TV-Berichterstattung,
ohne daß dieses erneut
Konflikte mit der Telekom geben
kann. Und wenn jetzt Manfred Krug in
Werbespots von
"-50 % Rabatt beim City-Plus"
schwadroniert, dann füllt das nur noch den Äther. Es versendet
sich.
Deutsche Telekom widerspricht Kartellamt /
Aussagen durch Fakten nicht belegt
Quelle:
http://www.telekom.de/aktuell/presse/020798.htm
[Hinweis: Von dieser Pressemitteilung hat die Deutsche Telekom wie
sonst üblich keine Fassung in Englisch auf ihrem Webserver
publiziert. Warum wohl?]. Zur Seriosität von Telekom-Angaben
11.2.1998 (khd/t-off). Also kontrollieren wir doch mal diese Telekom-Aussage
und gehen via Internet nach den USA, was ja heute nur einen Mausklick
entfernt ist. Und gleich auf der Homepage
von Nynex prangt: "HELLO. NYNEX is now Bell Atlantic." Hm, warum
weiß denn die Telekom nicht, daß Bell Atlantic und
Nynex bereits am 22. April 1996 (!) ihre Fusion ankündigten und diese
im vorigen Jahr abgeschlossen haben? Also Nynex existiert gar
nicht mehr als selbständiges Unternehmen.
Es gehört heute zu Bell Atlantic.
Und dort in New York gibt es natürlich wie auch
sonst in den USA im Ortsbereich
kundenfreundliche
Flat-rates,
wo bei Zahlung eines Pauschalpreises unbegrenzt telefoniert werden kann.
Das ist ideal für eine intensive Nutzung des Internets.
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