Achtung! Diese Archiv-Seiten dienen nur noch dokumentarischen Zwecken!Sehr viele Links sind nicht mehr aktiv. Aktuelles finden Sie evtl. auf der khd-Page oder im khd-research.net.![]() ![]() |
Ish braucht dringend Geld
Investoren werden ungeduldig
Aus: Handelsblatt, 6. Mai 2002, Seite ?? (TV-Kabel). [Original]DÜSSELDORF Sonntag, 05. Mai 2002, 16.47 Uhr (HB). Der TV-Kabelnetzbetreiber Ish steckt in Bedrängnis. Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfuhr, braucht die deutsche Tochter des US-Investors Callahan dringend etwa 50 Mill. Euro neues Geld, um Zinsen für Anleihen zahlen zu können.
Einige Investoren würden ungeduldig und überlegten, bereits gewährte Kreditlinien zu kappen. Offiziell wollte sich die Callahan- Gruppe dazu nicht äußern. Der US-Investor hat die Mehrheit am TV-Kabel in Nordrhein- Westfalen und Baden- Württemberg von der Deutschen Telekom [Ed: zu teuer] gekauft. Mit Milliardeninvestitionen rüstet Callahan das Netz für digitales Fernsehen, Telefon und schnelles Internet auf.
Für seine neuen Dienste kann Ish aber deutlich weniger neue Kunden begeistern als geplant. Damit fehlen fest einkalkulierte Einnahmen. Analysten schätzen, dass der Kabelbetreiber gerade einmal 3.000 bis 5.000 Nutzer für die neuen Dienste angeworben hat viel zu wenig, um den Geschäftsplan durchzuziehen. Genaue Zahlen will Ish Ende Mai mitteilen. Seine bisherigen Kabel-TV- Kunden hat Ish überdies mit einer deutlichen Preiserhöhung verärgert. Die Folge ist eine regelrechte Kündigungswelle: In den vergangenen Wochen haben 120.000 Haushalte ihren Kabelanschluss bei Ish gekündigt und weichen auf Satellitenempfang aus.
Sollte das Unternehmen keine neue Kapitalspritze bekomme, werde es Konkurs anmelden müssen, da es überschuldet sei, sagte Galia Velimouk-hametova, Analystin bei JP Morgan. Ish hatte Ende 2001 Verbindlichkeiten von über 3 Mrd. Euro und zahlt etwa 300 Mill. Euro Zinsen pro Jahr. Bei einem Umsatz von 388 Mill. Euro hat der Kabelnetzbetreiber vor Steuern 527 Mill. Euro Verlust eingefahren.
Geburtsfehler Auf Pump zu teuer gekauft
6.5.2002 (t-off). Hier ist es wichtig zu verstehen, daß Ishs hohe Verschuldung dadurch entstanden ist, daß Callahan bereits den reinen Erwerb der Mehrheitsbeteiligungen an den Telekom- Kabelnetzoperationen in Nordrhein- Westfalen (NRW) und Baden- Württemberg weitgehend durch Hochzinskredite anstatt durch Eigenkapital finanziert hatte. Den Kaufpreis für die 55 % Mehrheitsbeteiligung an der KabelNRW bezifferte das Handelsblatt damals auf 5 Milliarden DM, die Financial Times nannte hingegen einen etwas niedrigeren Betrag von 1,83 Milliarden Euro. Der Kaufvertrag wurde also zum Hochpunkt der Börseneuphorie im Februar 2000 abgeschlossen, die Akquisition wurde im Juli 2000 vollzogen.Für Callahans 60 % Mehrheitsbeteiligung an der KabelBW wurde der an die Telekom gezahlte Kaufpreis auf 11,2 Milliarden Euro geschätzt. Diese Akquisition wurde im September 2001 abgeschlossen, wobei Callahan aber schon seit Frühjahr 2000 mit der Telekom in Kaufverhandlungen war.
Ursache für die jetzt eskalierenden Finanzierungsprobleme sind in beiden Fällen der Geburtsfehler völlig überhöhter Kaufpreise und vor allem die Finanzierung dieser Akquisitionen durch hochverzinsliches Fremdkapital. Callahan muß deshalb beispielsweise für KabelNRW hohe Zinszahlungen von von rund 355 Millionen Euro pro Jahr leisten, während der annualisierte Umsatz der Kabeloperationen auf Basis des 4 Quartals 2001 rund 408 Millionen Euro beträgt. Ohne die hohen Zinsabflüsse wäre Callahan Nordrhein- Westfalen operativ profitabel mit einer EBITDA- Marge von rund 37 % (Basis: Callahan-Daten).
Leider werden oftmals in den Medien die Finanzprobleme nur sehr oberflächlich betrachtet und ohne jegliche Analyse auf den Investitionsbedarf für die Netzaufrüstung geschoben. Daß der riesige Schuldenberg aber bereits allein für die Finanzierung der Mehrheitsbeteiligungen an den Telekom- Kabeloperationen entstand, wird dabei nicht gesehen.
Das Dilemma Callahans ist nun, daß die hohen Zins- Tilgungen nicht von den derzeitigen Erträgen der operativ eigentlich profitablen Kabelnetze in NRW und Baden- Württemberg geleistet werden können, von der Zurückzahlung der Schulden ganz abgesehen. Callahan muß also die Erträge der bisher noch weitgehend unaufgerüsteten Kabelnetze erheblich steigern. Dies erfordert aber eine Netzaufrüstung, für deren Finanzierung weitere Kredite aufgenommen bzw. Anleihen emittiert werden müßten.
Das ist Callahan jetzt aber kaum möglich. Denn wer möchte Anleihen zeichnen bzw. Kredite vergeben, wenn Callahan bereits Probleme mit der Tilgung der bestehenden Zinsverpflichtungen hat? Letztendlich wird daher eine Restrukturierung der Finanzbasis unvermeidlich sein (wie bereits bei NTL und auch bald bei UPC erfolgt). Ansonsten bleibt nur der Gang zum Konkursgericht. So ist das nun einmal in der Marktwirtschaft, zumal wenn die Kunden in Scharen weglaufen. Die Telekom wird kaum nachträglich den Kaufpreis mindern. Denn BigT hat selbst reichlich (Schulden-) Sorgen.
T-Online greift Monopol in Frankreich an
Aus: Financial Times Deutschland, Hamburg, 7. Mai 2002, Seite xx (TV-Kabel). [Original]HAMBURG. T-Online, die Internet- Tochter der Deutschen Telekom, verstärkt ihre Anstrengungen im Ausland. T-Online- Chef Thomas Holtrop plant, die französische Unternehmenstochter Club Internet zum zweitgrößten Anbieter von schnellen DSL-Internet- Zugängen aufzubauen.
In verschiedenen Ländern Südosteuropas werde das Darmstädter Unternehmen zudem noch in diesem Jahr als Internet- Zugangsanbieter antreten, sagte Holtrop der Financial Times Deutschland. Derzeit prüfe T-Online Investitionen in Ungarn, Kroatien und Slowenien. Eine Entscheidung, in welchem Land T-Online zuerst Internet- Zugänge verkaufen wird, soll bis zum Sommer fallen.
Obwohl Holtrop auf erste Erfolge beim Umbau T-Onlines vom klassischen Internet- Zugangsanbieter (Internet Service Provider ISP) zu einem Internet- Medienhaus verweisen kann, lebt das Unternehmen hauptsächlich noch immer vom ISP- Geschäft. Das Portalgeschäft mit kostenpflichtigen Inhalten und Diensten, Werbung sowie dem elektronischen Handel hatte im vergangenen Jahr einen Anteil von knapp 15 %. Auf dem umkämpften Heimatmarkt Deutschland verlangsamt sich aber das Kundenwachstum: Im weiterhin wachstumsträchtigen Ausland ist T-Online dagegen bislang kaum zum Zuge gekommen.
Aufbauend auf der Infrastruktur der Konzernmutter Telekom hat das Unternehmen in Deutschland bis Ende März über 9,2 Millionen Kunden gewonnen. Die 4 Auslandstöchter in Spanien (Ya.com), Frankreich, Österreich und der Schweiz dagegen zählen zusammen gerade mal 2 Millionen Kunden und fuhren bislang schmerzhafte Verluste ein: ein Minus von 140 Mio. Euro allein im vergangenen Jahr. In erster Konsequenz wurde sowohl in Spanien als auch in Frankreich das Management ausgetauscht.
Chancen in Osteuropa
In Südosteuropa, wo T-Online auf die Festnetzbeteiligungen der Deutschen Telekom etwa an der ungarischen Telefongesellschaft Matav oder der kroatischen Hrvatske Telekomunikacje aufbauen könnte, sind die Darmstädter noch nicht vertreten. Anders als in Westeuropa bieten die noch ungesättigten osteuropäischen Märkte Internet- Unternehmen die Chance, aus eigener Kraft zum Topanbieter zu wachsen. "Wir werden am Anfang als reiner ISP antreten, das Portalgeschäft dort ist noch unterentwickelt", sagte Holtrop.Anders sieht es in Frankreich aus, einem ähnlich wie Deutschland umkämpften Markt. Hier setzt Holtrop auf die lukrativen DSL- Zugänge und teils kostenpflichtige Breitbandangebote. "Wir wollen auf Platz 2 unter den DSL- Anbietern in Frankreich", sagte der T-Online- Chef. Kürzlich hat Club Internet mit einer Beschwerde vor dem französischen Kartellamt das DSL- Quasimonopol von Wanadoo gebrochen. Wanadoo, die Internet- Tochter des Staatskonzerns France Télécom, beherrscht bislang ähnlich wie T-Online in Deutschland durch die Marktmacht der Mutter das Geschäft mit den schnellen Internet- Zugängen. Das Kartellamt verpflichtete France Télécom nun, der Internet- Konkurrenz bei der Bereitstellung von Leitungskapazitäten die gleichen Konditionen zu gewähren wie der eigenen Tochter Wanadoo.
Holtrop hofft auf ein geradezu sprunghaftes Wachstum. Bis Jahresende soll Club Internet die Zahl der DSL- Kunden von einigen Tausend auf bis zu 120.000 ausbauen. Das entspräche einem Marktanteil von knapp 15 %. Wanadoo ist mit 530.000 Breitband- Kunden bislang unangefochten Marktführer. Club Internet zählt insgesamt 900.000 Kunden; Wanadoo hat 3,3 Millionen. In Deutschland, das in der EU als Vorreiter in der DSL-Technik gilt, will die Deutsche Telekom bis zum Jahresende 3,6 Millionen DSL- Anschlüsse ins Netz geschaltet haben. Derzeit sind es 2,3 Millionen.
Bitstream Access in Frankreich besser geregelt
8.5.2002 (t-off). Auf Großhandelsebene gibt es in Frankreich fürs DSL 3 Interconnection- Produkte (siehe unten). Die von France Télécom angebotenen Zusammenschaltungsprodukte ermöglichen es, daß Internet-Service-Provider (ISP) auf der letzten Meile die DSL-Leitungen und Infrastruktur von France Télécom nutzen, dann aber für den Internet- Datenverkehr ihre eigenen IP-Backbones verwenden können, anstatt sämtliche IP-Transportleistungen bei France Telecom einkaufen zu müssen. Derartige Interconnection- bzw. Entbündelungskonzepte für DSL-Leitungen werden als Bitstream- Access bezeichnet.Während T-Online (Club Internet) auf diesem Weg sein DSL-Flatrate-Angebot in Frankreich realisiert, gewährt dagegen in Deutschland die Deutsche Telekom den T-Online Wettbewerbern noch keinen Bitstrom- Zugang. Wer als ISP die DSL-Leitungen der Deutschen Telekom nutzen will, kann nicht seinen eigenen IP-Backbone verwenden, sondern muß zwangsweise die kompletten IP-Transportleistungen bei der Telekom einkaufen (wie es T-Online macht, aber auch reine Reseller wie 1&1). Für die Nutzung ihrer IP-Plattform offeriert die Telekom unter der Produktbezeichnung "TICOC-DSL" dazu verschiedene Großhandelsprodukte, die zeit- oder alternativ volumenabhängig abgerechnet werden.
Aus diesem Grund ist in Deutschland bislang für die Telekom- Wettbewerber nur die vollständige Übernahme der TAL (durch TAL-Enbündelung, bzw. zukünftig auch das Line-Sharing) die einzige wirtschaftlich sinnvolle Lösung, wenn Telekom- Wettbewerber ein eigenes DSL-Produkt zu Flatrate- Tarifen offerieren möchten. Daraus folgt, daß richtiger Wettbewerb beim DSL auf absehbare Zeit nur hauptsächlich auf die größeren Städte beschränkt bleiben wird, wo sich für die Telekom- Wettbewerber das Aufsetzen auf der TAL- Enbündelung (inklusiv dem notwendigen Anmieten von Kolokationsräumen in den Telekom- Ortsvermittlungsstellen) rentiert. Gäbe es aber einen Bitstream- Access wie in Frankreich, könnten hingegen alle T-DSL Kunden ihren Internet- Provider fürs DSL viel freier wählen, anstatt nur eine Auswahl zwischen T-Online und anderen Komplett- Resellern der Telekom-IP Plattform wie 1&1 oder auch AOL treffen zu können.
Obwohl der Bitstream- Access von der EU propagiert wird, ist der deutsche Regulierer (RegTP) bislang untätig geblieben. In ihrem Bericht an die EU-Kommission vom Herbst 2001 hat die RegTP einzig darauf verwiesen, daß die Deutsche Telekom ein Zusammenschaltungsprodukt fürs DSL geplant hat (T-DSL ZISP). T-DSL ZISP scheint somit derzeit nicht mehr als ein reines Phantomprodukt zu sein. Es bleibt nun abzuwarten, ob T-Onlines Wettbewerber wie Freenet, Tiscali und AOL in Sachen Bitstream- Access sich doch noch irgendwann bei der RegTP formal beschweren werden. Denn ohne vorangehende formale Beschwerde aus Reihen der Wettbewerber wird die RegTP von sich aus nicht tätig.
Bitstream Access in Frankreich:
Quelle: EU-Report (Seite 120).ADSL Connect ATM. Wholesale high bitstream access service offered by France Télécom following a decision of the competition authority (in a case brought by 9 Telecom) on 18 April 2000. The offer is of indirect access to the local loop for ISPs through an ATM network (PVCs) and via 41 access points. The offer is designed for residential or professionals.
Turbo DSL. A similar high bitstream access service oriented to business customers (and with guaranteed high speeds) offering national coverage via ATM network for operators and ISPs. Also limited to ADSL services.
Collect IP/ADSL. Only for ISPs. It is essentially the resale of France Télécom ADSL services ("Netissimo"). It includes connection from the final user to the corresponding DSLAM, and the further connection to the ISPs' IP collection point.
Telekom prüft Verfassungsklage gegen Regulierung
Aus: Yahoo-Finanzen, 7. Mai 2002, 12.19 Uhr (Telekommunikation). [Original]FRANKFURT/MAIN 07. Mai. Die Deutsche Telekom prüft Angaben aus Unternehmenskreisen zufolge, ob die strikte Reglementierung ihrer Preise und Dienstleistungen durch die Telekom- Regulierungsbehörde möglicherweise gegen ihre verfassungsmäßigen Rechte verstößt. "Wir prüfen die rechtliche Situation", verlautete heute aus Unternehmenskreisen. "Die Regulierung der Telekom ist ein tiefer Einschnitt in unternehmerische Rechte, die nur dann statthaft und zulässig ist, wenn sie sich auch rechtfertigen lässt", hieß es zur Begründung. Für ungerechtfertigt hält die Telekom beispielsweise die Reglementierung des Unternehmens in rund zwei Drittel aller Ortsnetze in Deutschland. Diese Ortsnetze seien "unrentabel" [Ed: hm, ob das auch das Bundesverfassungsgericht glaubt?] und deshalb herrsche dort kein Wettbewerb. "Dort wo kein Wettbewerber hingeht, braucht auch nicht reguliert zu werden, da sich Wettbewerb dort auch durch Regulierung nicht erzwingen lässt", hieß es weiter [Ed: ...aber da ist doch noch gar nichts richtig reguliert].
Die Vorbereitungen für eine Klage sind den Kreisen zufolge bereits "sehr weit" fortgeschritten. Denkbar ist den Angaben zufolge eine Verfassungsbeschwerde oder eine Klage vor den ordentlichen Gerichten. Um vor dem Bundesverfassungsgericht eine schnelle Behandlung des Anliegens zu erreichen, könne beispielsweise auch versucht werden, dass das Verwaltungsgericht die Klage der Telekom wegen grundsätzlicher Bedeutung den Verfassungsrichtern vorlege. "Wir sind finster entschlossen, uns auch juristisch mit der Regulierung auseinanderzusetzen", hieß es in den Kreisen weiter.
Die rechtliche Grundlage für die Reglementierung der Telekom hinsichtlich ihrer Preisgestaltung und ihrer angebotenen Dienstleistungen für Verbraucher und Wettbewerber bildet das seit Mitte 1996 geltende Telekommunkationsgesetz. Für die detaillierte Regulierung des noch weitgehend marktbeherrschenden ehemaligen Staatsunternehmens ist die Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post zuständig. Gegen deren Preisanordnungen und Verpflichtungen zum Angebot bestimmter Dienstleistungen hat die Telekom in zahlreichen Fällen mit unterschiedlichem Erfolge Klage erhoben. Eine grundsätzliche Klärung des Telekommunikationsgesetzes auf seine Verfassungsmäßigkeit steht bislang noch aus.
Das Telekommunikationsgesetz soll in der nächsten Legislaturperiode novelliert werden. Unter anderem müssen Vorgaben der Europäischen Union in das Gesetz eingearbeitet werden. Seit 1998 können auf dem deutschen Telekommunkationsmarkt neben der Telekom auch andere Unternehmen agieren. Die Konkurrenten fordern wegen der aus ihrer Sicht ungenügenden Wettbewerbsbedingungen Verschärfungen der Regulierung. Die Telekom versucht dagegen seit Jahren, die Regulierungsbestimmungen aufzuweichen. In Unternehmenskreisen wird eine mögliche Klage gegen das Telekommunikationsgesetz auch als Signal im Hinblick auf die anstehende Gesetzesreform gesehen. [mehr]
Dann klagt mal schön
9.5.2002 (t-off). Für das T-Management ist also der größte Teil der deutschen Ortsnetze unrentabel. Das verwundert. Denn wenn dem so ist, dann hätten doch den Aktionären verantwortliche Manager solche nur Kosten verursachenden Betriebsteile längst abgestoßen. Allerdings wollten damals bei der Postreform weder die Postler noch die regierende Union und die opponierende SPD sowie die Postgewerkschaft, daß von vornherein die Ortsnetze in eine gesondertes Service- Unternehmen eingebracht werden. Bei einem solchen Konzept wäre dieser Firma insbesondere die diskriminierungsfreie Vermietung des Kunden- Zugangs (TAL) an die konkurrierenden Telcos auch der T-Com zugefallen. Und natürlich zu wahren Kostenpreisen. [Ortsnetz-Links]
Wie man SIM-Karten fälscht
Aus: Heise-Newsticker, 7. Mai 2002, 20.28 Uhr (Mobilfunk). [Original]HANNOVER (dz/c't). Der Computer-Konzern IBM hat einen Weg gefunden, alle zum Duplizieren von SIM-Karten erforderlichen und eigentlich aufwendig geschützten Daten binnen Minuten auszuspähen. Mit einer so gefälschten SIM-Karte (Subscriber Identity Modul) könne man auf fremde Kosten per Handy telefonieren, so IBM am heutigen Dienstag.
SIM-Karten speichern neben Telefonnummern oder Kurznachrichten geheime kryptografische Schlüssel, die einen Nutzer gegenüber dem GSM-Mobilfunknetz authentifizieren und auch dazu dienen, Sprach- und Datenverkehr vor Lauschern zu schützen. Um den für jede SIM-Karte einzigartigen und besonders geschützten Schlüssel zu erhalten, haben die IBM- Mitarbeiter ein bisher nicht beschriebenes Verfahren zum Auslesen von Daten angewendet, das sie partitioning attack nennen. Interessanterweise geht diese Methode im Unterschied zu der bisher schnellsten bekannten Attacke, die Stunden dauert, gar nicht erst auf kryptografische Algorithmen der SIM- Karten ein, um sie zu knacken. Auch seien keine "Einbruchsversuche" in den Micro- Chip erforderlich, um die verschlüsselte Information zu ergattern. Vielmehr wird der Mikrochip über "Seitenkanäle" ausgeschnüffelt, welche unbeabsichtigt Informationen absondern. Dazu zählt IBM den abhängig von den Rechenoperationen variierenden Stromverbrauch oder auch die EMV-Strahlung der Chips. Damit gehört die partitioning attack zu den Side-Channel- Angriffen, die sich beispielsweise unerwünschte Funkabstrahlung von Tastaturen, Grafikkarten, Videokabeln und Monitoren zu Nutze machen, um Dateneingaben von Anwendern aus der Ferne auszuspionieren.
IBM-Fachleute meinen, dass viele Chip-Karten, die Verschlüsselungsverfahren anwenden, gegen Side-Channel-Attacken gefeit sind, auf bestimmte ältere SIM-Karten, die in GSM-Netzen eingesetzt würden, treffe das aber nicht zu. Der Angriff gründet sich hauptsächlich auf zwei Eigenheiten: auf den "verwundbaren" SIM- Karten kommt nur ein leistungsschwacher Mikrochip zum Einsatz, und dieser muss wegen des eingesetzten COMP128- Algorithmus beziehungsweise dessen Varianten mit langen Tabellen arbeiten. Diese Kombination führt zu charakteristischen Verhaltensmustern, während der Verschlüsselungsalgorithmus durchlaufen wird und anhand der speziellen Muster kann man auf den benutzten individuellen Schlüssel der SIM-Karte schließen. Sieben Durchgänge des Algorithmus, der bei der Kommunikation mit Mobilfunkbasisstationen gebraucht wird, genügen laut IBM, um den individuellen 128-Bit-Schlüssel einer Karte zu ermitteln. Dieser Vorgang kann in Minuten abgeschlossen sein. Die bisher "beste" Angriffstechnik gegen SIM-Karten braucht für ihre kryptoanalytischen Attacken rund 150.000 Durchläufe des Algorithmus mindestens acht Stunden.
Über den erforderlichen Aufwand oder die Kosten für eine unerlaubte SIM-Kopie ließ IBM nichts verlauten. Eine kleine Hürde für kriminelle Geister besteht immerhin darin, dass jungfräuliche SIM-Karten nicht im Einzelhandel erhältlich sind. Sehr wohl teilt Big Blue jedoch mit und das nicht ganz uneigennützig , wie man sich vor Fälschern schützen könne. Anwender sollten ihre SIM- Karte möglichst nicht aus der Hand geben, allenfalls vertrauenswürdige Personen von dieser Regel ausnehmen. SIM-Kartenherstellern empfiehlt die Firma ein eigenes Verfahren, das den unbeabsichtigten Informationsabfluss durch side channels verhindere. Da das Verfahren mit wenig Arbeitsspeicher auskomme, sei es leicht zum Schutz von Chip- Karten und anderen verschlüsselnden Geräten anwendbar, die mit wenig RAM auskommen müssen.
Wie sich die Nachfrage nach solchen Lizenzen entwickeln wird, ist fraglich, denn es gibt bereits netzseitige Techniken, die erkennen können und Alarm schlagen, wenn sich zwei SIM- Karten mit derselben Identität anmelden wollen. Allerdings ist diese Technik nicht bei allen Netzbetreibern in Gebrauch. SIM- Karten mit der älteren COMP128- Verschlüsselung sind jedenfalls noch zahlreich im Einsatz. Von Schlumberger, Weltmarktführer bei SIM-Karten, verlautete, dass in Europa rund 30 Prozent der "alten" SIM-Karten in Umlauf seien.
Telekom fehlt Alternative zu Sommer
In der Bundesregierung wächst der Unmut über den Konzernchef
Aus: Handelsblatt, 8. Mai 2002, Seite ?? (Telekom). [Original]BERLIN/DÜSSELDORF Dienstag, 07. Mai 2002, 19:02 Uhr (dri/slo/uhl). Die Aktien der einst staatlichen Telekomunternehmen Europas sind erneut abgestürzt. Ursache ist die Sorge der Finanzmärkte, dass die alten Telekoms ihre Ortsnetzmonopole demnächst verlieren könnten.
Die Aktionäre der Deutschen Telekom AG werden für ihr Durchhalten nicht belohnt. Der Kurs der T-Aktie stürzte nach zweijähriger Talfahrt gestern zeitweilig auf ein Allzeittief von 12,46 Euro. Das Papier liegt damit um mehr als 2 Euro unter seinem Ausgabekurs bei der Börsenpremiere vor 6 Jahren.
Die Kursflaute verdirbt auch dem Großaktionär Bund so nachhaltig die Laune, dass in Berlin erneut Gerüchte um eine vorzeitige Entlassung von Telekom-Chef Ron Sommer kursieren, dessen Vertrag bis 2005 läuft. Eine rasche Ablösung des Vorstandschefs sei allerdings wegen einer fehlenden überzeugenden personellen Alternative nicht zu erwarten, heißt es in Regierungskreisen. Wie es in Aufsichtsratskreisen heißt, ist ein Vorstoß zur Ablösung Sommers zuletzt im vergangenen Jahr an mangelnden Ideen für die Nachfolge gescheitert.
Kein Politiker von SPD und Grünen fordert bisher, den Vorstandschef in die Wüste zu schicken. Und Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Dietrich Winkhaus sagte dem Handelsblatt: "Der Aufsichtsrat steht geschlossen hinter Herrn Sommer." Doch in Berlin hat die innere Absetzbewegung von Sommer begonnen. Das gilt nach Einschätzung von Koalitionsexperten auch für das Bundesfinanzministerium, das zu den Spekulationen jede Stellungnahme ablehnt.
Die Haushaltsexperten der Koalition machen sich Sorgen wegen der Auswirkungen des Kursverfalls der Telekom- Aktie auf den Bundeshaushalt. Mit den Einnahmen aus Aktienverkäufen und Dividenden der Post- Nachfolgeunternehmen müssen die Pensionskassen für die ehemaligen Postbediensteten finanziert werden. Zwar sei der in diesem Jahr fällige Zuschuss von 5,4 Mrd. Euro gesichert, hieß es in der Koalition. Im nächsten Jahr aber werde man die Pensionskassen ohne Aktienverkäufe kaum finanzieren können.
Es erscheint jedoch fraglich, ob eine Ablösung Sommers der T-Aktie helfen würde. "Nichts würde sich ändern", meint Hans Huff, Analyst bei der Bankgesellschaft Berlin. Der teure Kauf von VoiceStream und die hohen Preise für UMTS- Lizenzen, die den Kurs drücken, seien nicht mehr rückgängig zu machen. Bei Fondsmanagern und Investmentbankern ist Sommer als Person durchaus anerkannt, wie dem Handelsblatt mehrfach bestätigt wurde. Der Vorteil eines neuen Chefs könne allenfalls darin liegen, dass dieser VoiceStream ohne Gesichtsverlust wieder verkaufen könnte, hieß es [Ed: hm, auch das Netz der T-Com könnte ausgegliedert werden].
Das aktuelle Kursdesaster begründen Experten nicht mit einem Versagen Sommers, sondern mit der Branchenentwicklung. Nach Vorlage der jüngsten Bilanzen hat unter angelsächsischen Analysten das Grübeln darüber eingesetzt, ob denn die Ortsnetzmonopole der europäischen Ex-Telefonmonopolisten tatsächlich so unknackbar sind, wie sie bisher erscheinen. So verlor France Télécom nach Öffnung des Ortsnetzes binnen weniger Monate 10 % Marktanteil. Die Telekom- Festnetztochter T-Com verzeichnete im letzten Quartal 2001 Umsatzrückgänge um 8 %. Die EU-Kommission zwingt zudem alle Mitgliedstaaten zur Einführung von Call-by-Call- Gesprächen im Ortsnetz. Bei den hohen Schulden könnten bereits leichte Umsatzeinbußen im Festnetz, der bisherigen Cash-Cow, jede der alten Telekoms in eine Schieflage bringen, fürchten die professionellen Anleger.
Die Neuentdeckung der Chancen von Wettbewerbern ließ in der vergangenen Woche die Kurse aller Ex-Monopolisten stürzen: KPN verlor 23 %, France Télécom 18 %, Sonera 15 %, Telia 14 %, die Deutsche Telekom 13,5 %. Wettbewerber wie Colt Telecom, die zuvor durch ein Kurstal der Tränen gegangen waren, legten zu.
Dieser Hintergrund erklärt, warum die Telekom einen erneuten Vorstoß gegen die Regulierung plant. Wie es in Unternehmenskreisen heißt, erwägt sie eine Verfassungsbeschwerde gegen die Öffnung der Ortsnetze: Diese seien für die Telekom wegen der Verpflichtung zur Flächendeckung unrentabel.
Deutsche Bank: Kein Interesse an Telekom-Kabelnetz
Aus: Yahoo-Finanzen, 8. Mai 2002, 8.48 Uhr (TV-Kabel). [Original]BERLIN. Die Deutsche Bank AG, Frankfurt, hat kein Interesse am Kabelnetz der Deutschen Telekom AG, Bonn. Mit dem Telekom- Konzern werde nicht über einen Kauf verhandelt, sagte Vorstandssprecher Rolf-E. Breuer dem Tagesspiegel (Mittwochausgabe). Die Bank war nach dem Scheitern des Verkaufs des Kabelnetzes an den US-Konzern Liberty Media als möglicher Zwischeninvestor im Gespräch. Zugleich bekräftige Breuer, dass die Deutsche Bank die Trennung vom industriellen Beteiligungsbesitz voran treiben werde. Zur Disposition stehe auch das Aktienpaket an DaimlerChrysler.
EU Kommission verdächtigt Deutsche Telekom, wettbewerbswidrige Preise für den Zugang zum Ortsnetz zu erheben
[Ed: hm, droht nun eine weitere Erhöhung der Telefon-Grundgebühren?]
Aus: EU-Kommission, 8. Mai 2002, IP/02/686 (Pressemitteilung zum Wettbewerb). [Original]BRÜSSEL. Die Europäische Kommission hat der Deutsche Telekom AG (DT) nach gründlichen Ermittlungen eine Mitteilung von Beschwerdepunkten zugestellt. Die Kommission kommt darin zu dem vorläufigen Schluss, dass der etablierte Anbieter von Telekommunikationsdiensten in Deutschland seine marktbeherrschende Stellung durch unangemessene Preise für den Zugang zu seinem Telefon- Ortsnetz missbraucht hat. Der Vorwurf besteht darin, dass DT von Wettbewerbern höhere Entgelte für den Zugang zum Ortsnetz verlangt als von den eigenen Endkunden. Dieses erschwert den Markteintritt der Wettbewerber und verhindert damit die Schaffung von Arbeitsplätzen. Den Verbrauchern wird dadurch die Auswahl zwischen verschiedenen Betreibern und der Preiswettbewerb im Ortsnetz vorenthalten. Das Verfahren beruht auf Beschwerden von Mannesmann Arcor und zahlreichen regional tätigen deutschen Betreibern. Die Kommission hat kürzlich bereits Verfahren gegen die ADSL- Tarife von France Télécom's Tochtergesellschaft Wanadoo und gegen die Entgelte für die Anrufbeendigung im Mobilfunknetz des niederländischen etablierten Anbieters KPN eröffnet.
Wettbewerbskommissar Mario Monti stellte fest: "Nach 4 Jahren vollständiger Liberalisierung hat der Wettbewerb auf den europäischen Telekommunikationsmärkten ein kritisches Stadium erreicht. Dieses gilt besonders für das Ortsnetz, wo mehrere sehr vielversprechende neue Anbieter schon ihr Geschäft aufgeben mussten. Ich glaube aber, dass noch viel getan werden kann, um den Wettbewerb in diesem Bereich zu fördern. Dieses ist jetzt eindeutig eine unserer Prioritäten. In Italien und Spanien haben wir bereits einen angemessenen Ausgleich zwischen den monatlichen Anschlussgebühren und den Gesprächsentgelten durchgesetzt und es den Wettbewerbern in diesen beiden Ländern dadurch ermöglicht, besser mit den Incumbents zu konkurrieren."
Zugang zum Ortsnetz
Das Ortsnetz ist die physische Verbindung zwischen den Endkunden und dem lokalen Verteiler des Telekommunikations-Netzbetreibers. Traditionell besteht das Ortsnetz aus Doppel- Kupferdrähten. Die Wettbewerber auf den Telekommunikationsmärkten benötigen direkten Endkundenzugang über das Ortsnetz zu fairen und diskriminierungsfreien Bedingungen (Entbündelung), um Telefondienste anbieten zu können, da es technisch, ökologisch und wirtschaftlich nicht möglich bzw. sinnvoll ist, das über mehr als ein Jahrhundert aufgebaute bundesweite Ortsnetz der DT nachzubilden.Effektive Entbündelung ist der Schlüssel zur Verbreitung elektronischer Kommunikationsdienste und damit auch zum Erfolg der New Economy. Sie wurde den traditionellen Betreibern durch das EU-Recht und in einigen Mitgliedsstaaten, wie in Deutschland, auch auf nationaler Ebene vorgeschrieben. Jedoch gibt es keinen Zweifel daran, dass die Entbündelung noch nicht in ausreichendem Maße stattfindet.
Neben der regulatorischen Entbündelungspflicht können die Bedingungen der Entbündelung, wie z. B. die Preisgestaltung, Gegenstand von Untersuchungen nach den EU-Wettbewerbsregeln sein.
Situation in Deutschland
DT gewährt Zugang zum Ortsnetz auf zwei verschiedenen Ebenen. Neben den Endkundenanschlüssen bietet DT den entbündelten Zugang zum Ortsnetz für Wettbewerber an. DT ist somit auf dem vorgelagerten Markt für den Ortsnetzzugang an Wettbewerber und auf dem nachgelagerten Markt für Ortsnetzzugang an Endkunden tätig. Beide Märkte sind eng miteinander verbunden.Das Ortsnetz von DT ist nicht die einzige technische Infrastruktur, die eine Bereitstellung von Zugangsdiensten für Wettbewerber und Endkunden ermöglicht. Jedoch sind sämtliche Alternativen zum Ortsnetz, wie Glasfasernetze, drahtlose Ortsnetze, Satelliten, Stromnetze und aufgerüstete Kabelfernsehnetze, in Deutschland noch nicht ausreichend entwickelt und können somit für die Wettbewerber DT's Ortsnetz nicht gleichwertig ersetzen.
Nach vorläufiger Einschätzung der Kommission hat DT daher eine marktbeherrschende Stellung auf den Märkten für Vorleistungs-Zugangsdienste und für Endkunden- Zugangsdienste. Bei der Erbringung von Vorleistungs- Zugangsdiensten ist DT der einzige deutsche Netzbetreiber mit einem bundesweiten Ortsanschlussnetz, der Wettbewerbern Zugang gewährt. Bei den Endkunden-Zugangsdiensten hat DT nach 4 Jahren Wettbewerb noch einen Marktanteil von 98 % und die restlichen 2 % sind zwischen zahlreichen Wettbewerbern aufgeteilt.
Kosten-Preis-Schere
Wie in der Mitteilung der Beschwerdepunkte dargelegt, geht die Kommission gegenwärtig davon aus, dass DT ihre marktbeherrschende Stellung durch unangemessene Preise in Form einer Kosten-Preis-Schere zwischen den Vorleistungs- und den Endkundenentgelten mißbraucht hat. Eine Kosten-Preis-Schere ist anzunehmen, da zwischen DT's Endkundentgelten und DT's Vorleistungsentgelten für den Ortsnetzzugang eine unzureichende Spanne besteht.Die Kommission hat von Mannesmann Arcor und von zahlreichen regionalen Netzbetreibern aus Deutschland Beschwerden erhalten, in denen eine Kosten-Preis-Schere seitens DT für den Zugang zum Ortsnetz vorgetragen wird.
Die Kommission ist der Auffassung, dass DT die Kosten-Preis-Schere hätte vermeiden können, und zwar entweder durch Senkung der Vorleistungsentgelte, durch Erhöhung der Endkundenentgelte oder eine Änderung beider Entgelte. Die jüngsten Entgeltänderungen der DT sind zwar als ein erster Schritt in die richtige Richtung anzusehen, sind aber keineswegs ausreichend, um die Entgelte für den Ortsnetzzugang angemessen umzustrukturieren.
Grundsätzlich vertritt die Kommission die Position, dass vertikal integrierte Betreiber wie DT ihre Endkundenentgelte auf einem Niveau festsetzen müssen, welches ausreichend über den Vorleistungsentgelten liegt, um neuen Anbietern den Eintritt in den Wettbewerb zu ermöglichen.
Die Kommission kann nach Artikel 82 des EG-Vertrages den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung untersagen. DT hat nun 2 Monate Zeit, um Argumente vorzubringen, welche die erste Bewertung der Kommission widerlegen. DT kann diese Gründe auch in einer mündlichen Anhörung weiter erläutern. Erst nachdem dies geschehen ist, wird die Kommission eine endgültige Entscheidung treffen.
Hintergrundinformationen
Mehr als ein Jahr nach Inkrafttreten der EU-Verordnung über die Entbündelung des Ortsnetzes (am 1. Januar 2001) sind weniger als 800.000 Teilnehmeranschlüsse in Europa entbündelt. Zwar befindet sich die überwiegende Mehrheit davon (fast 700.000) in Deutschland, wo die Entbündelung bereits 1998 durch nationales Recht angeordnet wurde, aber selbst dort stellen entbündelte Anschlüsse noch weniger als 2 % aller Anschlüsse dar. Dieser Mißstand wurde ausführlich im 7. Umsetzungsbericht der Kommission vom November 2001 (KOM(2001) 706) und in einem im März 2002 auf der Webseite der Generaldirektion Wettbewerb veröffentlichten Gutachten analysiert.Die bisher noch schleppende Entbündelung der Ortsnetze ist dem Verhalten der traditionellen Netzbetreiber zuzuschreiben, welche eine Reihe von Hindernisse für den wirksamen Zugang zum Ortsnetz und zu Kolokationsräumen zu wirtschaftlich zumutbaren Bedingungen errichtet haben. Die Kommission hat nach dem Gemeinschaftsrecht zwei Möglichkeiten, solche Hindernisse zu beseitigen: sie kann entweder anhand der sektorspezifischen Vorschriften oder mit den EU-Wettbewerbsregeln, insbesondere mit Artikel 82 des EG-Vertrages, vorgehen.
Die Kommission hat im Dezember 2001 ihre Befugnisse nach der sektorspezifischen EU-Verordnung zur Entbündelung des Ortsnetzes ausgeübt, indem sie gegen drei Mitgliedstaaten (Deutschland, Griechenland und Portugal), Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet hat, weil jene die Verpflichtung zur gemeinsamen Nutzung der Ortsnetze (sog. "Line sharing") nicht in nationales Recht umgesetzt hatten. Das Line sharing ist entscheidend für solche Betreiber, die lediglich Breitbanddienste anbieten wollen. Die Kommission hatte zudem bereits im Jahr 2000 eine allgemeine Untersuchung über die Wettbewerbsbedingungen im Ortsnetz eingeleitet, die noch andauert. Solche Untersuchungen sind ein hilfreiches Instrument, um Hinweise auf mögliches mißbräuchliches Verhalten zu erlangen. Neben dem Verfahren gegen DT hat die Kommission vor kurzem auch in Frankreich gegen Wanadoo's ADSL- Tarife (vgl. IP/01/1899 vom 21.12.2001) und in den Niederlanden gegen KPN's Entgelte für die Beendigung von Gesprächen aus dem Festnetz im Mobilfunknetz (IP/02/483 vom 27.3.2002) Verfahren eingeleitet.
[Reaktion des BREKO-Verbandes]
BREKO: Preise für den Zugang zur letzten Meile müssen gesenkt werden
Missbrauchsverfahren der EU-Kommission gegen die Deutsche Telekom darf nicht zu Lasten der Verbraucher gehen
Aus: BREKO-Verband, 8. Mai 2002, ??.?? Uhr (Pressemitteilung). [Original]BONN. Die Europäische Kommission hat nach Auffassung des Bundesverbandes der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (BREKO) durch ihre heutige Entscheidung, ein Kartellverfahren gegen die Deutsche Telekom zu eröffnen, den Weg für mehr Wettbewerb durch alternative Netzbetreiber eröffnet. Dies werde jedoch nur gelingen, wenn es der Telekom verwehrt werde, das Verfahren zu einer Erhöhung der Anschlusskosten für die Endkunden zu missbrauchen. Um dem Wettbewerb nachhaltige Impulse zu geben, sei eine deutliche Absenkung der Preise für die Bereitstellung der letzten Meile vorzunehmen, fordert BREKO- Geschäftsführer Rainer Lüddemann.
BREKO hatte in den zurückliegenden Entgeltverfahren mit eigenen Berechnungen nachgewiesen, dass die Kosten der Telekom für die Bereitstellung der Teilnehmeranschlussleitung deutlich unter den Endkundenentgelten liegen und daher massive Preissenkungspotenziale bestehen. "Sollte die Telekom nun die von der EU-Kommission kritisierte Preis-Kosten- Schere dadurch schließen, dass sie die Endkundenpreise erhöht, würde sie doppelt abzocken bei den Wettbewerbern und den Verbrauchern", warnt der BREKO-Geschäftsführer.
Ansprechpartner: Rainer Lüddemann, Geschäftsführer BREKO Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften e.V., Königswinterer Straße 310, D-53227 Bonn, Telefon: 0228 249 99 70, Telefax: 0228 249 99 72, E-Mail: pr@brekoverband.de, Internet: www.breko.org
Telia sells dark fiber and colo to Ish
German cable operator buys capacity linking four cities
Aus: Total Telecom, 10. Mai 2002, ??.?? Uhr (Network Infrastructure). [Original] [Übersetzungs-Service]STOCKHOLM. Telia International Carrier, the international wholesale arm of the SwedIsh incumbent, announced Friday a contract to provide dark fiber capacity in Germany to the cable operator Ish.
Telia will supply two dark fiber pairs covering 500 route kilometers linking the cities of Dusseldorf, Cologne, Mannheim and Stuttgart. Ish will also get coloation in eight German facilities. In addition, Telia will provide support for installation, operation and maintenance. "The deal with Ish strengthens our position and cable operators like Ish, that demand a reliable high-performance infrastructure, are a very interesting target group for Telia," commented Erik Heilborn, president of Telia International Carrier.
Ish is a subsidiary of Callahan Associates International, which operates the cable network in North Rhine- Westphalia and Baden- Wuerttemberg. It said the expansion is part of its strategy to turn the existing cable network into a fiber- based broadband network. "As we are upgrading our cable network to match the modern broadband standard we need a reliable high-performance network platform that enables us to offer our customers valuable broadband services, like high-speed Internet access," said Chuck Carroll, chief technology officer at Ish.
UMTS wird sich bald jeder leisten können
Volker Jung, Siemens-Vorstand und Präsident des BITKOM über Mobilfunk, New Economy und die Angst vor dem Computer
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 13. Mai 2002, Seite 17 (Wirtschaft). Das Gespräch führte MAURICE SHAHD. [Original]Volker Jung, ist seit 1999 Präsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Im Vorstand der Siemens AG verantwortet der 62-jährige Ingenieur den Bereich Telekommunikationsnetze, die Handy- Produktion sowie die IT-Dienstleistungen.
Der Tagesspiegel: Herr Jung, seit der Lizenzversteigerung ist das Wort UMTS fast so bekannt wie Franz Beckenbauer. Wann kommt der neue Mobilfunkstandard denn endlich?
Volker Jung: Die Vorschriften der Regulierungsbehörde sind eindeutig: Bis Ende kommenden Jahres muss UMTS 25 % der Bevölkerung erreichen. Das ist nur machbar, wenn alle großen Städte über 180.000 Einwohner mit UMTS ausgerüstet werden. Das sollte im vierten Quartal 2003 der Fall sein.
Tagesspiegel: Von den Netzbetreibern wurde die Einführung von UMTS mehrmals verschoben. Ist die Technik so schwer zu beherrschen?
Jung: Es liegt nicht an der Technik. Wir werden Ende 2003 sowohl die Netze als auch die Handys haben.
Tagesspiegel: Wird sich der Normalbürger UMTS leisten können?
Jung: Am Anfang wird UMTS recht teuer sein. Es wird ähnlich wie bei der Einführung des jetzt genutzten GSM- Netzes laufen. Zu Beginn war das Telefonieren per Handy sehr teuer, doch die Preise sind dann schnell gefallen. Bei 6 UMTS- Anbietern wird der Wettbewerb sein Übriges tun. UMTS wird sich bald fast jeder leisten können [Ed: aber Otto Normal möchte sich zunächst mal das Internet leisten können].
Tagesspiegel: Behindert die Strahlendebatte den Aufbau der UMTS- Netze?
Jung: Ich fürchte ja. Heute haben wir 4 Mobilfunkbetreiber, die bei ihrem Netzausbau massive Schwierigkeiten mit Bürgerinitiativen haben. Bei UMTS werden es 6 sein. Das macht die Sache nicht einfacher. Ich selbst wohne in einem Dorf südlich von München und kann in meinem Haus nicht mit dem Handy telefonieren, weil ich keinen Antennenmast in der Nähe habe. Eine Bürgerinitiative verhindert den Bau einer Mobilfunkantenne. Und in Deutschland gibt es rund 1000 Bürgerinitiativen.
Tagesspiegel: Was tut die Industrie, um über die Gefahren der Mobilfunkstrahlung aufzuklären?
Jung: Die europäische Industrie hat viel Geld ausgegeben, um die Wirkungen elektromagnetischer Felder auf den Menschen wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Kein einziges von insgesamt 20.000 Gutachten hat unterhalb der bestehenden Grenzwerte auch nur einen Verdacht auf Schadwirkungen festgestellt. Wir wollen doch als erste wissen, ob die elektromagnetischen Felder gefährlich sind. Wäre dem so, würden wir sofort mit dem Netzaufbau aufhören, damit wir nicht noch mehr Geld in den Sand setzen. Aber Mobilfunk ist eine sichere Sache [Ed: hm, was sollte nicht schon alles sicher sein: Deutschland ist BSE-frei und dann...].
Tagesspiegel: Die UMTS-Technik gilt als Schrittmacher für die Telekommunikationsindustrie. Siemens wird UMTS- Handys von Motorola verkaufen. Ist das ein Rückschlag für die deutsche Industrie?
Jung: Überhaupt nicht. Siemens macht das, was alle anderen auch machen. Wir suchen uns Partner, um die Entwicklungskosten auf mehrere Schultern zu verlagern. Zwar wird die technische Plattform der UMTS- Handys von Motorola und Siemens weitgehend identisch sein. Trotzdem kommen da völlig verschiedene Handys bei raus. Den Unterschied machen die Software, die Bedienoberfläche und das Design aus.
Tagesspiegel: Wäre Siemens nicht in der Lage gewesen, ein eigenes UMTS-Handy zu entwickeln?
Jung: Ich halte es für falsch, wie es in Deutschland Jahre lang gemacht wurde, alles selber zu entwickeln und dann tief in die roten Zahlen zu rutschen, weil die Kosten aus dem Ruder laufen. Ich glaube, eine gesunde deutsche Industrie ist wichtiger. Und gesund ist die Industrie dann, wenn sie Profit macht.
Tagesspiegel: In anderen Ländern ist das Fernsehkabel eine Datenautobahn. In Deutschland hat das Kartellamt der Telekom verboten, den Großteil ihres TV-Kabels an John Malone zu verkaufen. Wirkt sich das negativ auf die Verbreitung schneller Internet- Zugänge aus?
Jung: Die Entscheidung des Kartellamts kann ich zwar nicht verstehen, glaube aber nicht, dass sie dem Standort schadet. Wir haben andere Möglichkeiten des schnellen Internet- Zugangs, zum Beispiel DSL. Da haben wir ja im internationalen Vergleich günstige Preise [Ed: die dennoch viel zu hoch sind].
Tagesspiegel: Die gesamte ITK-Industrie hat ein dramatisch schlechtes Jahr 2001 hinter sich. Was ist da passiert?
Jung: Wir hatten eine Reihe von Effekten, die der Branche einen Boom gebracht hat. Mit dem Aufkommen der New Economy herrschte plötzlich die Meinung vor, das Wachstum zählt mehr als das Ergebnis. Also haben sich die Firmen verschuldet, um zu wachsen und dabei kräftig in Hard- und Software investiert. Irgendwann ist diese Blase geplatzt und so manche Unternehmen sind in ein tiefes Loch gefallen.
Tagesspiegel: Den Unternehmen wurden von der IT-Branche riesige Möglichkeiten mit dem Internet versprochen. Haben Sie falsche Hoffnungen geweckt?
Jung: Das mag für die schwarzen Schafe gelten, nicht aber für den Großteil der IT-Anbieter. E-Business funktioniert nicht, wenn es falsch oder nur halbherzig angewendet wird. Wir kommen gar nicht darum herum, in allen Firmen E-Business einzuführen. Ein Beispiel: Siemens hat in Deutschland etwa 90.000 Zulieferer. Rationell wird der Warenaustausch erst, wenn wir eine totale Vernetzung hinkriegen. Wenn beispielsweise ein Hersteller weiß, wieviel von seiner Ware bei seinen großen Kunden auf Lager liegt, kann er viel genauer die eigene Produktion planen.
Tagesspiegel: Ist der deutsche Mittelstand für das E-Business gerüstet?
Jung: Die Nutzung des Internet und der elektronischen Medien für Geschäftsvorgänge läuft in Deutschland noch nicht optimal. Da ist noch viel Zurückhaltung zu spüren. Viele der großen Unternehmen werden bald nur noch mit Firmen zusammenarbeiten, die sich vernetzen lassen. Darauf müssen sich die kleinen und mittleren Unternehmen einstellen.
Tagesspiegel: Wie steht Deutschland insgesamt im internationalen Vergleich bei der Nutzung von PC, Internet und Telefondiensten da?
Jung: Deutschland liegt gut im Rennen. Wir haben international deutlich aufgeholt. Nachholbedarf haben wir noch bei der Ausstattung mit PCs und Internet- Anschlüssen. Da sind die Amerikaner vorne. Bei schnellen Internet- Zugängen per DSL, ISDN- Anschlüssen und Handys liegen wir an der Spitze.
Tagesspiegel: Viele können sich PC und Internet nicht leisten oder haben Angst vor der neuen Technik. Wie kann die "digitale Spaltung" der Gesellschaft überwunden werden?
Jung: Das ist schwierig. Es wird immer Leute geben, die sich keinen PC leisten können. Die Preise für PC sind aber schon sehr niedrig. Die Software der Computer muss aber noch benutzerfreundlicher werden. Solange der PC nicht so einfach zu bedienen ist wie ein Telefon, wird es Menschen geben, die keine Lust haben, damit zu arbeiten. Ich habe das Bill Gates schon mehrmals gesagt und es bewegt sich Einiges.
Tagesspiegel: Wie steht es um den Nachwuchs?
Jung: Gut gelaufen ist in Deutschland die gemeinsame Aktion von Bund, Ländern und der Industrie "Schulen ans Netz". Damit haben wir die junge Generation an die PCs und ins Internet gebracht. Auch viele, die sich die neue Technik sonst nicht leisten konnten.
Tagesspiegel: Wie sollte die Aktion jetzt weitergeführt werden?
Jung: Der stationäre PC in der Schule ist eigentlich ein Fehler. Die Schüler brauchen ein Laptop, das sie auch mit nach Hause nehmen können. Damit können sie auch daheim arbeiten. Um das zu fördern, sollten Eltern den Schul- Laptop ihrer Kinder von der Steuer absetzen können. Das hat auch den Vorteil, dass die Investitionen in die Geräte nicht mehr vom Staat getätigt werden müssten. Entsprechende Vorschläge des BITKOM werden bislang leider von der Bundesregierung abgelehnt.
Tagesspiegel: In der Metallindustrie wird gestreikt. Sind davon auch Unternehmen aus der IT- und Telekommunikationsbranche betroffen?
Jung: Sicher. Es gibt viele Unternehmen, deren Belegschaften in der IG Metall organisiert sind. Wir sind betroffen, wenn in den Betrieben gestreikt wird und wir sind von dem Ergebnis der Verhandlungen betroffen. Und egal wie es ausgeht, es führt zu höheren Kosten.
Tagesspiegel: Und wie kommen die Firmen damit klar?
Jung: Es ist schon die Frage, ob der alte Flächentarifvertrag noch zeitgemäß ist. Ein solcher Vertrag gilt für große und kleine Firmen, für erfolgreiche und solche, die gerade in einer Krise stecken. Da brauchen wir dringend eine höhere Flexibilität. Viele Tarifverträge sind immer noch auf die Fließbandarbeit maßgeschneidert, die es in unserer Branche aber kaum noch gibt.
Weitere Services im Rahmen des Archivs "t-off" von khd | ||
|
|
|
Hier gibt es keine gekauften Links! |
|