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Flatrate auch für "normale" Internet-Anbindungen
Dass es Flatrates für Breitband-Anbindungen gibt, ist politisch gewollt: Man will die neuen Technologien fördern. Nicht genug, findet AOL-Chef Case: Gerade für Einkommensschwache bliebe das Internet so unerschwinglich.
Aus: Spiegel Online 8. März 2002, 21.33 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN. Der Vorstandsvorsitzende von AOL-Time Warner, Steve Case, hat für Deutschland einen Pauschaltarif auch für das langsamere Schmalband- Internet [via Telefon- Einwahl] gefordert. Die so genannte Flatrate dürfe nicht auf das schnelle Breitband- Internet (DSL) beschränkt bleiben, sagte Case heute auf einem Medienkongress in Berlin.
Viele Familien mit Durchschnittseinkommen könnten sich den teureren Tarif nicht leisten. Die EU sollte einen kostendeckenden Pauschaltarif auch für normale Telefonzugänge erlauben. Dabei sollten alle Internet-Anbieter gleichberechtigt zum Zuge kommen.
An dem zweitägigen Kongress der Stiftung Bertelsmann und der AOL Time Warner Foundation über die Nutzung der neuen Medien beteiligen sich Experten, Politiker und Wissenschaftler aus aller Welt. Vorgestellt werden zukunftsweisende Projekte zum Umgang mit Internet und Multimedia. Als Gäste nehmen unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder, Spaniens Ministerpräsident José María Aznar sowie die frühere amerikanische Außenministerin Madeleine Albright teil.
I N T E R N E T - D I A L E RInternet-Zugang: Analog schlägt Breitband
Die Zahl der Breitbandanschlüsse in Deutschland hat sich innerhalb von 12 Monaten fast verdreifacht. Der häufigste Weg ins Web ist aber nicht unbedingt der schnellste: Mehr als die Hälfte der User wählt sich noch immer analog ins Internet ein.
Aus: Spiegel Online 20. März 2002, 19.10 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG. 12 % der Internet-Nutzer surften im Januar 2002 über einen Breitbandanschluss, also eine ADSL- oder Kabelverbindung, hat eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Netvalue ergeben. Ein Jahr zuvor waren es noch 4,6 % gewesen.
Die stark gestiegene Zahl der Breitbandanschlüsse ist hauptsächlich auf die wachsende Verbreitung von ADSL- Zugängen zurückzuführen, deren Anteil von 2 % 2001 auf jetzt 8,8 % stieg. Der Anteil der Kabelanschlüsse ins Internet stieg dagegen nur leicht von 2,6 % auf 3,2 %.
Der Anstieg der Breitbandanschlüsse scheint vor allem zu Lasten von ISDN- Verbindungen zu gehen: Deren Anteil sank innerhalb eines Jahres von 35,9 auf 32,6 %. Nummer eins der Internet- Zugänge bleibt aber das analoge Modem: Der Umfrage zufolge ging der Anteil von analogen Verbindungen nur leicht von 56,2 auf 55,3 % zurück.
Heimliche Einwahl über 0190er-Nummern
Die Überraschung kommt meist mit der hohen Telefonrechung: Über eine 0190er-Nummer ist der Zugang zum Internet besonders teuer. Und die so genannten Dialerprogramme installieren sich oft unbemerkt.
Aus: Spiegel Online 29. März 2002, 14.41 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG. Offenbar häufen sich zurzeit solche unangenehmen Entdeckungen auf der Telefonrechnung: "Wir verzeichnen derzeit auffällig viele solcher Beschwerden", ist Carola Elbrecht vom Bundesverband der Verbraucherzentrale (VZBV) in Berlin aufgefallen.
Dabei wären die Dialerprogramme für den Internet- Surfer eigentlich sogar von Nutzen. Über sie können kostenpflichtige Angebote im Web wie Datenarchive und Videos genutzt werden, ohne dass der User seine Kreditkartennummer preisgegeben muss. Doch viele unseriöse Dialer installieren sich oft unbemerkt, weisen nicht auf ihre erhöhten Kosten hin oder richten sich als Standardverbindung ein.
Die Folge: Wer einmal einen Dialer auf der Festplatte hat, wählt sich unter Umständen jedes Mal über die teure Nummer ein und surft für mehrere Euro pro Minute im Internet. Das teuerste Programm, das bisher entdeckt wurde, soll happige 900 Euro für den Verbindungsaufbau berechnen.
"Erhöhte Vorsicht ist auf jeden Fall angebracht", sagt Axel Kossel, Redakteur des Computermagazins "c't". "Aber Grund zur Panik gibt es nicht." Kaum eines der 0190- Programme lade sich unbemerkt auf den Rechner herunter. Den Großteil der Einwahlprogramme fingen sich vor allem ungeübte Surfer ein.
Vorsicht auch bei Comic-Nikoläusen und Schneemännern
Die Dialer-Programme wurden bisher fast ausschließlich auf Erotikseiten gefunden. Doch in letzter Zeit mehren sich die Fälle, in denen von scheinbar seriösen Adressen aus E-Mails mit Anhang verschickt werden. Der Anhang enthält dann aber nicht, wie vielleicht angekündigt, ein Software- Update, sondern ein Dialer- Programm. Dabei werden oft die jüngsten Familienmitglieder angesprochen: Die Internet- Fahnder der Münchner Polizei ermitteln derzeit gegen Firmen, auf deren Seiten sich beim Anklicken von Comic- Nikoläusen oder Schneemännern Dialer auf die Festplatte laden.Erst vor kurzem musste der Microsoft- Konzern vor einer falschen Virus- Meldung warnen: Wer den Angaben der E-Mail von "info@microsoft.de" folgte und sich ein angebliches Virenschutz- Software herunterlud, installierte sich so einen der umstrittenen ISDN-Dialer.
Oft werden die hohen Gebühren des Dialers zwar in einem Pop-Up- Window angezeigt, aber geschickt verdeckt: "Häufig öffnen sich gleichzeitig mehrere Fenster und überlagern so den Kostenhinweis", warnt Kossel.
Um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen, sollten Internet- Nutzer auf jeden Fall die höchste Sicherheitseinstellung ihres Internet- Browsers wählen, rät Kossel. Da in letzter Zeit auch vor Dialern gewarnt wird, die sich über das so genannte ActiveX- Control- Programm auf den Rechner laden, sollte zudem die ActiveX- Steuerung beim "Internet Explorer" deaktiviert werden.
Die Aussicht auf Rückerstattung der Telefongebühren ist gering
Auch wenn viele 0190-Verbindungen die auffallende Vorwahl unterdrücken, sollten außerdem regelmäßig die Internet- Verbindungen im DFÜ- Netzwerk auf 0190- Nummern kontrolliert werden. Wer trotz aller Vorsicht am Ende des Monats einen unerklärlichen überdurchschnittlich hohen Betrag auf seiner Telefonrechnung feststellt, sollte Einspruch dagegen erheben und ihn eventuell zurückbuchen lassen, rät Verbraucherschützerin Elbrecht. Wichtig ist dabei, dass ein Einzelverbindungsnachweis auch die einzelnen Verbindungen aufschlüsselt, und nur die Kosten über die 0190er- Nummer beanstandet werden.Die Aussicht auf eine erfolgreiche Beschwerde ist jedoch gering. Frank Domagala, Sprecher der Deutschen Telekom in Bonn, sieht in solchen Fallen die Schuld beim Internet- Surfer, da die Dialer nach einer Beobachtung der Telekom immer "aktiv installiert werden müssen". [mehr]
SPD-Ministerpräsident Kurt Beck fordert stärkere Abschottung des deutschen Medienmarktes und verteidigt staatliche Hilfen für Fußball-Bundesliga
Aus: Spiegel-Pressemeldung 6. April 2002, 10.33 Uhr zum Artikel "Es ist vorbei" (Kirch- Pleite) im SPIEGEL 15/2002, 8. April 2002, Seite 2227 (Deutschland).HAMBURG. Der rheinland-pfälzische SPD-Ministerpräsident und Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, Kurt Beck, fordert höhere Hürden für ausländische Medien- Investoren in Deutschland. Angesichts des drohenden Einstiegs von Medien- Größen wie Silvio Berlusconi oder Rupert Murdoch sagte Beck: "Es wird Zeit, darüber nachzudenken, ob man sich nicht wie in den USA stärker abschotten sollte." Fehler in der bundesdeutschen Medienpolitik kann Beck allerdings nicht erkennen: Medienpolitik könne "nicht bedeuten, für alle Eventualitäten im Vorfeld roße Sperren aufzustellen. Und nicht jeder ausländische Investor ist des Teufels".
Gleichzeitig verteidigte der SPD- Politiker Überlegungen, den durch die Kirch- Schieflage in Bedrängnis geratenen Fußball- Bundesliga- Clubs von staatlicher Seite zu helfen: Es gehe "ausdrücklich nicht" darum, die hohen Gagen der Spieler mit Steuergeldern zu sichern. Wer sich "in den Sumpf reingeritten hat, soll auch zusehen, wie er wieder rauskommt". Der Markt der Rechte und Gagen sei "völlig überreizt". Aber Fußball bedeute "nicht nur, dass 22 hoch bezahlte Herren über eine Wiese rennen. Es geht um die Förderung der Basis, des Amateursports und der Jugendarbeit."
[DIE ZEIT: Leo Kirchs letzte Chance]
A B M A H N U N GWas muss ein Handy wirklich können?
Ob sich Zukunftsinvestitionen wie UMTS rentieren werden, entscheidet sich daran, ob interaktive Features nachgefragt werden oder nicht. Eine aktuelle Studie macht klar, dass dies eine Generationenfrage ist: Die Jugend will's interaktiv, die älteren wollen telefonieren.
Aus: Spiegel Online 10. April 2002, 18.23 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG. Ein Großteil der Deutschen steht technischen Neuheiten wie dem "Alleskönner"- Handy skeptisch gegenüber. Solche Mobiltelefone können beispielsweise auch als PC, Internetzugang oder Fernseher gebraucht werden. Nach einer heute veröffentlichten repräsentativen Umfrage das Hamburger BAT Freizeit- Forschungsinstituts sagten fast drei Viertel der Befragten "Nein, danke" zu den "Alleskönnern". Die Mehrheit der 2000 Interviewten ab 14 Jahren wollte "passiver Medienkonsument" bleiben.
Nur die "SMS-Generation" im Alter von 14 bis 24 Jahren begrüßte die neuen, vernetzten Möglichkeiten: Zwei Drittel der Befragten aus dieser Altersgruppe sind der Studie zufolge davon begeistert. Über 30-Jährige hätten dagegen "ausgeprägte Mediengewohnheiten zwischen Zeitung und Buch, Hörfunk und Fernsehen" und würden auf diesen beharren. Zwischen den Geschlechtern zeichnete sich ebenfalls eine unterschiedliche Offenheit für die Vielzweckgeräte ab. Jeder dritte Mann und nur jede fünfte Frau sei daran interessiert.
Hat das Multifunktions-Handy eine Zukunft?
Die CeBIT hat es gezeigt: Die Alleskönner unter den Handys liegen im Trend zumindest bei den Herstellern. Aber will der Kunde das auch? Wie steht es um die Zukunft der kleinen Alleskönner? Technologisch sei zwar alles möglich, doch psychologisch stoße die Medienrevolution bei den Menschen an Grenzen, sagte der Leiter des Instituts, Horst Opaschowski.Der immer intensivere Umgang mit zahllosen Programmen, Video, Computerspielen sowie E-Mail, Fax und Handy koste Zeit und Nerven. "Viele Menschen spüren dies und sagen dem Zeit- und Stressfaktor, der Infofalle und dem Erreichbarkeitswahn den Kampf an, damit aus der Entlastung keine Belästigung wird."
T E L E K O MBahn AG gegen Google
Die Deutsche Bahn AG verlangt von Google Gedächtnisschwund. Denn die Suchmaschine zeigt in ihrem Archiv eine Website, die die Bahn am Montag erfolgreich aus dem Web geklagt hatte.
Aus: Spiegel Online 17. April 2002, 18.37 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN. Eine Seite, die beim niederländischen Provider XS4ALL hinterlegt war, war der Deutschen Bahn AG seit langem ein Dorn im Auge: Dort fand sich aus der linksradikalen Zeitschrift Radikal der aussagekräftige Artikel "Kleiner Leitfaden zur Behinderung von Bahntransporten aller Art". Am Montag verschwand sie aus dem Web, nachdem ein niederländisches Gericht einer entsprechenden Klage stattgegeben hatte.
Allerdings nicht völlig, denn seit einiger Zeit entwickelt das Web ein Gedächtnis: Im Gegensatz zum Radio "versenden" sich Inhalte dort nicht mehr so schnell Google sei Dank, unter anderem.
Neben dem normalen aktuellen Link bietet die Suchmaschine Surfern auch einen Blick in die nicht allzu weit entfernte Vergangenheit: Das Archiv des Suchdienstes kramt auch Seiten wieder hervor, die längst gelöscht sind.
Grund genug für die Bahn AG, nun Google und nebenbei auch Yahoo! und Altavista mit Abmahnungen einzudecken. Die beanstandeten Inhalte seien auch aus den Archiven zu entfernen, ansonsten drohe eine Klage. Gerade einmal bis zum 18. April hätten die Unternehmen nun Zeit, entsprechend zu reagieren, meldet Heise.
Ein Vorgehen, das umgehend auf vehemente Kritik stößt: In der "Offline"-Welt ließe sich die Veröffentlichung entsprechend abgemahnter Inhalte zwar auch verhindern, doch auf die Idee, darum auch alte Publikationen aus Archiven zu kramen und zu vernichten, käme man dort nicht, meint etwa Maurice Wesseling von der niederländischen Cyberrechts- Organisation "Bits for Freedom".
In einem Interview mit Telepolis bemängelt er, dass hiermit "die Regeln für die Online- Welt strenger als die für die Offline-Welt" gehandhabt würden. Yahoo! wurde von der Bahn AG abgemahnt, weil eine Tochterfirma auf ihren Servern Kopien der Sabotageanleitungen vorhält. Altavista verweist auf diese Seiten [Ed: hm, und wie ist das mit dem Internet- Archiv in den USA und den vielen Spiegel- Servern in aller Welt?].
A B S O L U T E R R E K O R DVorstandsgehälter um 90 % gestiegen
Die Bezüge des achtköpfigen Vorstands der Deutschen Telekom sind für die Tätigkeit im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 um knapp 90 % auf insgesamt 17,425 Millionen Euro gestiegen. Dies geht aus dem heute in Bonn veröffentlichten Geschäftsbericht hervor.
Aus: Spiegel Online 23. April 2002, 18.47 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Im Jahr 2000 hatte das achtköpfige Gremium dem damaligen Geschäftsbericht zufolge Bezüge von 9,224 Millionen Euro erhalten. Die Telekom hatte im vergangenen Jahr erstmals seit dem Börsengang im Jahr 1996 einen Verlust verbucht, der sich auf 3,5 Milliarden Euro belief. Zudem konnte das Unternehmen den geplanten Verkauf großer Teile seines TV-Kabelnetzes wegen der Untersagung durch das Bundeskartellamt nicht abschließen. Der Börsengang der Mobilfunksparte wurde wegen der schwachen Lage an den Börsen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Auch die Zahl der den Vorstandsmitgliedern gewährten Aktienoptionen stieg steil an: Hatte sie im Jahr 2000 noch bei 441.000 Stück gelegen, betrug sie 2001 1,743 Millionen Stück.
Dividende stark gekürzt
Wegen der für den geplanten Schuldenabbau um rund 15 auf 50 Milliarden Euro bis Jahresende 2002 fehlenden Milliardenbeträge hatte das Unternehmen daraufhin unter anderem die Dividende für die Aktionäre auf 0,37 Euro pro Aktie von 0,62 Euro im Jahr 2000 gekürzt.An der Börse war die Telekom-Aktie im vergangenen Jahr um rund 38 % gefallen, deutlich stärker als der Deutsche Aktienindex (Dax), der Euro Stoxx 50- Index oder der US-Technologiewerte- Index Nasdaq Composite, die zwischen 15 und 18 % abgaben.
Bei den Beschäftigten der Telekom sollen nach der Forderung der Gewerkschaft Verdi ab dem Jahr 2002 die Bezüge um 6,5 % steigen. Die Verhandlungen beginnen am 14. Mai. Die Gehaltssteigerungen hatten im vergangenen Jahr deutlich darunter gelegen.
Völlig losgelöst
24.4.2002 (t-off). Davon kann Otto Normal nur träumen: 88,9 % Gehaltsteigerung auf hohem Niveau in nur einem Jahr. Bei derartigen Management- Vergütungen muß man sich natürlich nicht wundern, wenn beispielsweise die zeitabhängigen Internet- Tarife von diesem abgehobenen Telekom- Management als supergünstig bezeichnet werden und dieses die Vorgaben des Haupteigners ignoriert.Und Dow Jones ergänzte gestern dazu: A spokesman for Deutsche Telekom said the increase was largely due to the departure of two management board members, Detlev Buchal and Hagen Hultzsch, and their associated compensation. He declined to specify details. Executive pay is a sensitive topic in Germany , where unions often express outrage at managers awarding themselves U.S.- style packages. The government recommended that top managers give details of salaries, bonuses and options as part of a corporate governance code unveiled in February. In its 2001 annual report, Deutsche Telekom doesn't separate the earnings of individual management board members.
T E L E K O M A U F T A L F A H R TAOL Time Warner macht 54,2 Milliarden Dollar Verlust
Der weltgrößte Medienkonzern AOL Time Warner hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Rekordverlust von 54,2 Milliarden Dollar gemeldet. Es ist nach amerikanischen Medienberichten der größte Verlust in der US-Wirtschaftsgeschichte.
Aus: Spiegel Online 25. April 2002, 18.01 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]NEW YORK. Wie das Unternehmen nach Ende des regulären Börsenhandels in New York bekannt gab, ist der größte Teil des Verlusts auf Firmenwertabschreibungen zurückzuführen. Darin spiegele sich der dramatische Wertverlust von Unternehmen wider, die AOL Time Warner übernommen habe. Der Verlust sei der Beweis, dass AOL zu viel für Time Warner gezahlt habe, sagte der Experte George Gilbert dem Finanzdienst Bloomberg.
Neue Abschreibungsregeln in den USA zwangen den Konzern zudem dazu, die Verluste sofort und in voller Höhe auszuweisen. Vor der Fusion von AOL und Time Warner vor rund einem Jahr hatten beide Firmen im selben Zeitraum zusammen nur einen Verlust von 1,4 Milliarden Dollar verzeichnet. Ohne die Einmaleffekte entwickelte sich der Geschäftsverlauf jedoch besser, als es US-amerikanische Analysten erwartet hatten.
Experten erklärten, das größte Problem für den Medienkonzern seien Rückgänge in der Werbung gewesen, der vor allem den Onlinedienst AOL getroffen habe. Der designierte AOL-Time-Warner- Chef Richard Parsons erklärte, er erwarte in diesem Jahr im Vergleich zu 2001 einen Werberückgang bei AOL. Positiv zu Buche schlugen Filmerfolge wie der "Herr der Ringe".
Den bisherigen Rekordverlust von 41,8 Milliarden Dollar hatte der ehemalige Telekommunikationsriese JDS Uniphase im ersten Quartal 2001 berichtet.
0 1 9 0 - N U M M E R NT-Aktie fällt auf neues Allzeit-Tief
Die Aktie der Deutschen Telekom ist auf ein neues Allzeit-Tief abgestürzt. Das Papier verlor im Frankfurter Handel mehr als 6 % und lag zwischenzeitlich bei 12,92 Euro.
Aus: Spiegel Online 3. Mai 2002, 18.38 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]FRANKFURT/MAIN. Seit dem Börsengang der Telekom im Jahr 1996 war die Aktie noch nie so weit abgerutscht. Zum ersten Börsengang im November 1996 hatten Frühzeichner für die T-Aktie umgerechnet 14,32 Euro gezahlt. Der Emissionspreis lag bei 14,57 Euro. "Es gibt einfach nichts Positives zu dem Wert", hatte ein Marktbeobachter bereits gestern gesagt. Der Titel stehe bei hohen Umsätzen unter Druck, und die charttechnische Lage sehe sehr schlecht aus.
Am Freitagmorgen stufte Lehman Brothers die Telekom von "Marketperformer" auf "Underperformer" ab. Die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs hatten der Telekom bislang die Stange gehalten, gestern aber die T-Aktie von "Outperformer" auf "Marketperformer" zurückgestuft, nachdem bereits die Analysten von Merrill Lynch vor wenigen Tagen sogar zum "Reduzieren/Verkaufen" der T-Aktie geraten hatten. Die Analysten von Dresdner Kleinwort Wasserstein schraubten zudem am Donnerstag ihre Gewinnerwartung für die Telekom zurück.
Telekom
Der Lack ist endgültig ab."Dass einflussreiche Banken ihre Ratings noch auf einem solch niedrigen Kursniveau zurücknehmen, spricht Bände", zitiert die "Welt" einen besorgten Analysten von M. M. Warburg. Sollte die Aktie das Allzeit- Tief von 13,12 Euro nach unten durchbrechen, seien bald auch einstellige Kurse der T-Aktie vorstellbar, zumal die ganze Branche sich in einem gleichgerichteten Abwärtstrend befinde, sagte der Analyst weiter.
Die Telekom-Aktie bewegt sich in einem schwierigen europäischen Umfeld. Eine von den Analysten als Gewinnwarnung aufgenommene Ankündigung des Mobilfunkkonkurrenten Vodafone trug nach Angaben von Experten zu allgemein rückläufigen Kursen bei: Vodafone reduzierte am Freitagmorgen seine Einnahmeerwartungen aus dem Handy- Geschäft in Deutschland und Italien zusammen um 6,4 % gegenüber einer im Juli 2001 ergangenen Voraussage von 13,3 Milliarden Euro für das Ende März 2003 endende Geschäftsjahr. Der Kurs von Vodafone sank daraufhin bis zum Nachmittag um über 7,5 % auf den tiefsten Stand seit vier Jahren.
Alles noch schlimmer
4.5.2002 (t-off). Die T-Aktie fiel am 3. Mai sogar noch weiter auf 12,80 Euro! Für die nächsten Mai-Wochen werden sogar Notierungen von unter 10 Euro erwartet. Der Anlaß für den aktuellen Druck auf die T-Aktie ist die Tatsache bevorstehender Einmalaufwendungen in Milliardenhöhe für das erste Quartal 2002. Davon hatte aber die Telekom bei der Vorstellung des Geschäftsberichts am 23. April nichts gesagt.Durch eine Änderung der Bilanzierungsregeln (Bilanz nach US-GAAP) in den USA muß von der Telekom für Abschreibungen auf die Mobilfunklizenzen bei der US-Tochter VoiceStream eine Summe von 4,3 Milliarden Euro einmalig ausgebucht werden, teilte erst jetzt die Telekom mit und bestätigte damit Presseberichte der letzten Tage.
F I N A N Z N O TDas Ende der Abzocke?
Renate Künast, Deutschlands oberste Verbraucherschützerin, ist der Betrug mit 0190-Nummern ein Dorn im Auge. Künftig sollen Rechnungen für solche "Mehrwertdienste" nur gelten, wenn der Kunde keinen Einspruch erhebt.
Aus: Spiegel Online 7. Mai 2002, 10.44 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN. Bundesverbraucherministerin Renate Künast will Telefonkunden vor dem Missbrauch von 0190- Verbindungen schützen. Telefongesellschaften sollten die über dem normalen Preis liegenden Gebühren künftig nur abrechnen dürfen, wenn der Kunde keinen Widerspruch einlegt, forderte Künast gestern in Berlin.
"Unseriöse Praktiken der Anbieter von Mehrwertdiensten haben ein unerträgliches Ausmaß erreicht", erklärte Künast. Bislang würden anfallende Kosten für 0190- Verbindungen meist durch die Telefongesellschaften und nicht durch die Anbieter der Mehrwertdienste eingetrieben. Im schlimmsten Fall könne dies dazu führen, dass auf Grund eines Streits um eine solche Rechnung die Telefonanschlüsse der Verbraucher gesperrt würden, hieß es weiter.
Künast wendet sich vor allem gegen so genannte Dialer-Programme. Die Verbraucher lüden sich diese Software unbemerkt aus dem Internet auf den Computer und stellten damit eine unbeabsichtigte Verbindung über eine 0190-Nummer her.
"Kurzfristig ermuntere ich die Netzbetreiber, vor allem die Deutsche Telekom, das Inkasso zu verweigern, wenn eine Forderung eines Telefonkunden unbestritten ist, und bereits abgebuchte Beträge zurückzuerstatten", forderte Künast.
"Die Vorschläge von Frau Künast sind interessant und müssen diskutiert werden", sagte dazu ein Telekom-Sprecher. Er plädiere für einen gemeinsamen Dialog zwischen Netzbetreibern, der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post sowie den zuständigen Ministerien, um die juristischen Rahmenbedingungen entsprechend zu ändern. Doch bis dahin sei die Telekom verpflichtet, direkt abzurechnen.
0190-Verbindungen sind wesentlich teurer als die sonst üblichen Tarife für Inlandsgespräche. Die Minutenpreise schwanken zwischen 0,35 Euro und 1,60 Euro je Minute. Ursprünglich waren die Nummern eingeführt worden, um beispielsweise Anbietern von Wettervorhersagen eine Möglichkeit zu bieten, ihre Dienste über das Telefon zu vertreiben.
D E U T S C H E T E L E K O MRasche Insolvenz von KirchPayTV erwartet
Das zweite Unternehmen der KirchGruppe steht offenbar kurz vor der Insolvenz. Ein entsprechender Antrag für KirchPayTV könne bereits morgen gestellt werden, hieß es aus Branchenkreisen.
Aus: Spiegel Online 7. Mai 2002, 21.16 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]MÜNCHEN. "Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 90 %, dass der Insolvenzantrag morgen früh kommt", hieß es heute abend aus den Kreisen. Wie weiter verlautete, werde für den Bezahlsender PremiereWorld kein Antrag auf Insolvenz gestellt. Sprecher von Premiere und der Kirch- Gruppe lehnten einen Kommentar ab.
Nach dem Insolvenzantrag der Kerngesellschaft KirchMedia [Ed: eine KGaA] am 8. April war mit einer baldigen Insolvenz des PayTV- Geschäfts gerechnet worden. Seitdem haben die Gläubigerbanken zusammen mit dem Kirch- Management nach einer Lösung für die verlustreiche Unternehmenssparte KirchPayTV mit Premiere gesucht.
Premiere-Geschäftsführer Georg Kofler hatte zuvor betont, dass der Sender auch im Falle einer Insolvenz das Programm weiter ausstrahlen würde. Premiere hat 2,4 Millionen Kunden. Die Milliardeninvestitionen in Premiere gelten als Hauptursache für die finanzielle Schieflage der gesamten KirchGruppe.
Unabhängig von den Insolvenzantrag werde weiter nach einer Lösung gesucht, hieß es aus den Branchenkreisen. Die Gespräche mit möglichen Investoren dauerten an. Als ein Kandidat wird seit einigen Wochen der Medienriese Bertelsmann gehandelt. Nach wie vor soll aber auch der Medienmogul Rupert Murdoch Interesse am Ausbau seiner Beteiligung an Premiere haben.
13.5.2002 (t-off). Nun geht es Schlag auf Schlag. Das Kirch-Imperium bricht zusammen. Am 8. April 2002 meldete die KirchMedia KGaA, am 8. Mai 2002 die KirchPayTV KGaA Konkurs an. Und in den nächsten Tagen soll nun auch die Kirch- Dachgesellschaft TaurusHolding ihre Pleite bei Gericht anmelden. [mehr]
Der Kanzler gibt Sommer Rückendeckung
Eine schwindsüchtige Aktie, ein rekordverdächtiger Schuldenstand Telekom-Chef Ron Sommer hat nach siebenjähriger Amtszeit wenig Erfreuliches vorzuweisen. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich dennoch gegen eine Ablösung des glücklosen Managers ausgesprochen, denn seiner Ansicht nach hat Sommer "gut gearbeitet".
Aus: Spiegel Online 14. Mai 2002, 22.26 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]
HAMBURG/BONN. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich ungeachtet der Tiefstände der T-Aktie gegen eine Ablösung von Telekom- Chef Ron Sommer ausgesprochen. Man müsse jetzt den Mut haben, "den Ärger der Kleinaktionäre auszuhalten und ihnen zu sagen: Liebe Leute, es besteht kein Anlass, den Mann auszuwechseln, er hat gut gearbeitet", sagte Schröder in einem Interview mit dem Stern.
Der Mann
hat einfach
gut gearbeitet.Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) über Telekom-Chef Sommer Schröder sagte, er plädiere für Fairness und eine realistische Bewertung der Telekom. Die Branche habe weltweit Probleme, weil ihre Aussichten in Boomzeiten überschätzt worden seien. Die Deutsche Telekom sei aber "im internationalen Vergleich mit den Konkurrenten am besten aufgestellt und hat die günstigste Perspektive, aus den Schwierigkeiten herauszukommen". Der Bund ist direkt und indirekt noch mit 43 % an der Telekom beteiligt und damit größter Einzelaktionär.
Sommer war wegen des dramatischen Kursverfalls der Telekom-Aktie unter Druck geraten. In der Presse war bereits über seine bevorstehende Ablösung spekuliert worden. Die T-Aktie hatte erst am Montag [13.5.2002] mit 12,02 Euro ihren bisher niedrigsten Stand im Handelsverlauf erreicht. Heute Mittag stand das Papier bei 13,15 Euro und damit immer noch klar unter dem Ausgabekurs aus dem Jahre 1996 von 14,57 Euro. Zu ihren besten Zeiten im Frühjahr 2000 hatte die Aktie knapp über 100 Euro gekostet.
[02.05.2002: T-Aktie unter Ausgabepreis: Es gibt einfach nichts Positives zu dem Wert]
[03.05.2002: T-Aktie: Kursziel 10 Euro]
[07.05.2002: Deutsche Telekom: Sommer vor dem Fall?]
[08.05.2002: Unangemessene Preise: EU eröffnet Verfahren gegen Telekom]
[10.05.2002: Milliarden-Abschreibungen: Telekom in der Vertrauenskrise]
L A U E S D E M E N T ITelekom: Gerüchte um Microsoft-Bündnis
Telekom-Chef Ron Sommer will offenbar etwas gegen den dramatischen Kursverfall der T-Aktie unternehmen. Neben einem drastischen Personalabbau ist angeblich ein Einstieg des Software-Riesen Microsoft im Gespräch.
Aus: Spiegel Online 15. Mai 2002, 15.47 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Die Telekom habe Microsoft angeboten, bis zu 24,9 % der Internet- Tochter T-Online zu übernehmen, heißt es in einer Vorabmeldung des Wirtschaftsmagazins Capital. Zusätzlich plane die Telekom den Abbau von bis zu 15.000 Stellen im Festnetzbereich. Weder die Telekom noch T-Online wollten den Bericht kommentieren.
Durch den Verkauf eines Anteils von T-Online an Microsoft könnte die Telekom laut Capital zwischen 3 und 4 Milliarden Euro einnehmen und damit den dringend notwendigen Schuldenabbau vorantreiben. Eine Partnerschaft böte zudem beiden Unternehmen wichtige strategische Vorteile. T-Online und der Microsoft- Internet-Dienst MSN könnten zusammen den Marktführer AOL weltweit angreifen, hieß es. Zwischen Telekom und Microsoft bestehen bereits Kooperationen. So entwickeln T-Mobile und Microsoft gemeinsame UMTS- Lösungen, die sowohl in Europa als auch in den USA genutzt werden sollen. Auch im zukunftsträchtigen Bereich Web-Services arbeiten die beiden Unternehmen zusammen, Ron Sommer war auf der diesjährigen CeBIT während der Präsentation von Microsoft-Chef Steve Ballmer der Überraschungsgast.
Die T-Aktie zog bis 12.30 Uhr um 2,9 % an auf 13,76 Euro und setzte sich damit an die Spitze des Index. Der Dax gewann 0,2 % auf 5059 Punkte. "Das sind gute Nachrichten für die verschuldete Telekom", sagte ein Händler in Frankfurt und führte die Kursgewinne darauf zurück.
Wie "Capital" berichtet, hätten Studien gezeigt, dass der Personalstand mit derzeit 118.000 Mitarbeitern im Vergleich zu den internationalen Konkurrenten viel zu hoch sei. In den nächsten Tagen sollten bereits Gewerkschaften und Betriebsräte erste Details des Plans erfahren.
Sommer weist Bericht über Microsoft-Einstieg bei T-Online zurück
22.5.2002 (vwd/t-off). Der Wirtschaftsdienst vwd meldet heute um 19.16 Uhr dazu, daß inzwischen der Telekom- Vorstandsvorsitzende, Ron Sommer, die Berichte über einen möglicherweise bevorstehenden Einstieg des US-Softwarekonzerns Microsoft bei der Telekom- Tochter T-Online International AG zurückgewiesen hat. Dies sei "Unsinn", sagte Sommer heute auf einer Telefonkonferenz auf Fragen von Analysten. Er wolle Spekulationen nicht kommentieren, doch es gebe eine gute Zusammenarbeit zwischen Microsoft und T-Online. Mit der derzeitigen Situation seien beide Seiten zufrieden. Das Wirtschaftsmagazin Capital hatte vor einer Woche berichtet, Sommer habe Microsoft angeboten, bis zu 24,9 % von T-Online zu übernehmen. Inklusive eines Paketzuschlags könne die Telekom so 3 Mrd bis 4 Mrd EUR einnehmen und den geplanten Schuldenabbau weiter vorantreiben, hieß es.Sommer unterstrich vor den Analysten, dass die Telekom auch keine Ausgabe von neuen Aktien benötige, um ihr Schuldenziel zu erreichen. Der Abbau der Verbindlichkeiten werde durch eine Erhöhung des freien Cash-Flows und durch den Verkauf von Immobilien und anderen Nicht- Kerngeschäften wie die noch verbliebenen TV-Kabelgesellschaften erreicht. Nach dem Scheitern des Kabelverkaufs an Liberty Media habe die Telekom bereits neue Verhandlungen aufgenommen, sagte Sommer. Details hierzu nannte er jedoch nicht.
P R E M I E R E - I N S O L V E N ZKein EU-Verfahren gegen T-Mobile und Co?
Der Telekom-Tochter T-Mobile sowie ihren Wettbewerbern stünde ein Verfahren wegen überhöhter Roaming-Gebühren ins Haus, berichtete die Frankfurter Allgemeine. Stimmt nicht, sagen Brüsseler Quellen die aber namentlich nicht genannt werden wollen.
Aus: Spiegel Online 17. Mai 2002, 13.15 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]FRANKFURT/MAIN. "Das sind Gerüchte. Ich gehe davon aus, dass die etwas falsch verstanden haben", hieß es heute in Brüsseler EU-Kreisen zu einem entsprechenden Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ("FAZ").
Die Kommission prüft bereits seit einigen Monaten, ob Mobilfunkanbieter zu hohe Gebühren für Handy- Gespräche im Ausland kassieren und damit marktbeherrschende Stellungen ausnutzen. Noch dauere die Untersuchung jedoch an, hieß es dazu in den EU-Kreisen. Es gehe derzeit noch nicht um konkrete Verfahren.
Die "FAZ" hatte berichtet, die Kommission wolle gegen die drei Unternehmen T-Mobile, Vodafone und Cellnet bis zum Sommer entsprechende Verfahren eröffnen. Dies sei am Rande eines Gesprächs von Wettbewerbskommissar Mario Monti mit Telekom- Chef Ron Sommer deutlich geworden, schrieb die Zeitung ohne Angaben von Quellen.
Die Kommission hatte vergangene Woche gegen die Deutsche Telekom ein Verfahren eingeleitet. Die Wettbewerbsbehörde wirft dem Unternehmen vor, von seinen Konkurrenten zu hohe Gebühren für Ortsnetzanschlüsse zu verlangen.
T E L E K O M - R E C H N U N G E NKirch will Murdoch nicht auszahlen
Wegen der Insolvenz des Pay-TV-Senders Premiere fordert der australische Medienunternehmer Rupert Murdoch früher als geplant 1,7 Milliarden Euro von Leo Kirch zurück. Dessen Dachgesellschaft TaurusHolding weigert sich allerdings, Murdoch auszuzahlen vermutlich kann sie auch gar nicht.
Aus: Spiegel Online 20. Mai 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]LONDON. Der angeschlagene Kirch- Konzern sperrt sich dagegen, dem Medienmogul Rupert Murdoch 1,7 Milliarden Euro für dessen Anteil am Bezahlsender Premiere zu zahlen. Kirchs Dachgesellschaft TaurusHolding habe die Ausübung der entsprechenden Option abgelehnt, teilte Murdochs Sender BSkyB heute in London mit. Die Kirch- Seite gehe davon aus, dass die Bedingungen für eine Put-Option für BSkyB nicht gegeben seien, hieß es.
Die Option wäre eigentlich erst im Oktober fällig geworden. Murdoch hatte allerdings dem Vernehmen nach unter Hinweis auf den Insolvenzantrag der Bezahlsendersparte KirchPayTV die Option schon jetzt geltend gemacht. Er ist mit 22 % an Premiere beteiligt. Bei seinem Einstieg wurde vereinbart, dass er den Anteil für 1,7 Milliarden Euro zurückgeben kann, wenn der Bezahlsender bis Herbst 2002 bestimmte Ziele verfehlt.
Fehler im System?
Geistergespräche, Null-Sekunden-Telefonate, paradoxe Verbindungen seit Jahren gibt es Ärger wegen merkwürdiger Telefon-Rechnungen. Neue Fälle, interne Anweisungen und systematische Datenkontrollen werfen die Frage auf, wie zuverlässig die Zahlen [auf den Telefon-Rechnungen] sind.
Aus: Der Spiegel 22/2002, 27. Mai 2002, Seite 9498 (Wirtschaft). [Original]Historischer Tiefststand der Telekom-Aktie, Rekordverlust von 1,8 Milliarden Euro im ersten Quartal dieses Jahres, Schulden von 67 Milliarden Euro und die Bonität des Konzerns bei angesehenen Rating- Agenturen wie Moody's deutlich angekratzt für Telekom- Chef Ron Sommer dürfte die Hauptversammlung am Dienstag in Köln eher zum Spießrutenlauf als zum Spaziergang werden.
Ausgerechnet in dieser Situation sorgen interne Telekom-Papiere und Datenauswertungen von Experten für neue Zweifel an der Verlässlichkeit der monatlich über 40 Millionen Telefonrechnungen. In den Abrechnungssystemen, so scheint es, herrscht zumindest phasenweise pures Chaos. Mitunter werden auf interne Anweisung sogar Gespräche berechnet, die womöglich nie stattgefunden haben.
Beim Bonner Telefonmulti kennt man zumindest das Problem: Im Internet finden sich zahllose Beschwerdeseiten gegen vermeintlich falsche Gebührenforderungen. Bürgerinitiativen und Verbraucherschützer fordern mehr Transparenz. Selbst die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation kommt ihrem Auftrag zur Überwachung der Abrechnungsgenauigkeit nicht nach.
Die Telekom hält Zweifel an ihren Rechnungen für "völlig absurd. Wir haben eines der besten Qualitätssysteme der Welt", sagt Olaf Heyden, Leiter der Telekom- EDV und zuständig für die kaum noch zu überschauende Vielzahl der internen Abrechnungssysteme. Sämtliche Rechnungsvorgänge seien mehrfach geprüft worden und würden von unabhängigen Gutachtern zertifiziert.
Fehler im System? "Technisch nahezu unmöglich", sagt der Vorstand der Festnetz-Sparte T-Com, Hans-Albert Aukes. "Aus Sicht der Verarbeitungslogik", betont EDV- Experte Heyden, "arbeiten unsere Systeme mit einer Sicherheit von 99,998 Prozent." Fehler könnten allenfalls auftreten, "wenn Telekom-Mitarbeiter an den Monitoren Kundendaten eingeben" müssten.
Aus interner Telekom-Anweisung Nr. 21 vom 21.9.2001
Aus: SPIEGEL 22/2002, 27.5.2002, Seite 95.Erstattung von Verbindungen zur Telekom-Auskunft wegen Technikfehler Sehr geehrte Damen und Herren,
durch einen Fehler in der Technik kann es vorkommen, dass Verbindungen zur Telekom- Inlandsauskunft mit der Zugangskennzahl 11833 nicht oder zu spät beendet werden. Die fehlerhaften Verbindungen haben eine Dauer von mehreren Stunden bis zu einigen Tagen. Es können also fälschlicher Weise Rechnungs- beträge von mehreren Tausend DM pro Verbindung aufkommen.
Bisher liegen uns nur wenige (< 10) Fälle vor. (...)
Die Meckenheimer Einkaufsgemeinschaft Communitel, die als Vertriebspartner zwei Jahre mit dem Bonner Riesen eng zusammenarbeitete und für ihre rund 3500 Mitglieder spezielle Sonderkonditionen bei der Telekom anbieten konnte, ist ganz anderer Meinung. Wegen Streitigkeiten über die Abrechnungen der Jahre 2000 und 2001 kämpft Communitel nun mit dem Konzern vor Gericht.
Communitel-Chef Bernd Stötzel hat die rund 100 Millionen Datensätze aus den Rechnungen seiner Kunden noch einmal von Softwarespezialisten analysieren lassen nach Absonderlichkeiten, wie sie immer wieder auch auf den Rechnungen von ganz normalen Kunden auftauchen. Ergebnis: "Wir haben 20 Millionen fehlerhafte Datensätze in den Abrechnungen entdeckt", behauptet Stötzel.
Dabei beschränkten sich die Communitel-Fachleute auf einige eklatante Ungereimtheiten, die genau zu klassifizieren sind: Zu Tausenden tauchen da unvollständige und paradoxe Datensätze in Einzelverbindungsnachweisen auf, obwohl das Gesetz eindeutig vorschreibt, dass diese Rechnungen konkrete Angaben über die angewählte Nummer, Zeit, Dauer und Kosten des Gesprächs enthalten müssen.
Da werden beispielsweise bis zu 5300 Mark berechnet, obwohl weder Datum noch Nummer angegeben ist. Da wird als Zielort des Gesprächs China genannt, obwohl die Zielnummer eindeutig als Vorwahl von Düsseldorf zu identifizieren ist. Da werden 326 Mark für ein Fünf-Sekunden-Gespräch nach Kamerun oder 23,66 Mark für vier Sekunden nach Bonn berechnet.
Eine weitere Auffälligkeit sind die so genannten Doubletten. Laut Abrechnung wird die gleiche Nummer zu haargenau der gleichen Zeit mindestens zweimal angerufen, und die Gespräche haben auf die Sekunde genau die gleiche Länge. In Firmen mit großen Telefonanlagen oder bei ISDN- Anschlüssen mag das noch möglich sein, bei Standardanschlüssen ist eine solche Parallelität nahezu ausgeschlossen.
Bis zu 12.000 solcher Mysterien registrierte Communitel in Spitzenmonaten auf den rund 13.000 Anschlüssen ihrer Kunden. Massenhaft tauchen auch Verbindungen von wenigen Sekunden auf, und mitunter werden dafür mehr als tausend Mark verlangt.
All diese vermeintlichen Fehler, erklärt die Telekom, ließen sich im Einzelfall erklären. "Allerdings", räumt Vorstand Aukes ein, "müssen wir darüber nachdenken, wie wir unsere Rechnungen verständlicher und transparenter gestalten."
Völlig rätselhaft wird es, wenn man die dubiosen Daten zeitlich analysiert. Denn nach dem Zufallsprinzip müssten die Fehler übers Jahr hinweg breit gestreut sein. Die Auswertungen belegen aber erstaunliche Häufungen in bestimmten Monaten. So tauchten Null-Sekunden- Gespräche vor allem in den Monaten September, November und Dezember 2000 auf, während solche Daten später kaum mehr zu finden waren (siehe Grafik Seite 96).
Gleichzeitig fehlen in den Monaten September, November und Dezember 2000 die so genannten Zeitfenster, bei denen während eines Telefonats von einem analogen Anschluss noch weitere Gespräche berechnet werden. Stattdessen tauchen sie gehäuft im Juli 2000 und 2001 auf. Das Doubletten- Phänomen entdeckten die Informatiker fast ausschließlich im September 2001.
Aus interner Telekom-Anweisung Nr. 19 vom 24.4.2002
Aus: SPIEGEL 22/2002, 27.5.2002, Seite 95.Mögliche Kundenbeschwerden wegen langer Auskunftsverbindungen verspätet in Rechnung gestellt Sehr geehrte Damen und Herren,
im September trat ein Technikfehler auf. Dadurch entstanden Auskunftsverbindungen mit Überlänge. Dieser Sachverhalt wurde von uns mit GBG- Einstellung Nr. 21 vom 21.09.2001 kommuniziert. Nach Behebung des Fehlers trat dieser im Januar erneut auf. Im Prebilling wurde daraufhin erneut ein Filter gesetzt, sodass Verbindungen mit einer Dauer größer 20 Minuten zunächst ausgesteuert und gespeichert wurden. Der Technikfehler ist nun behoben.
Durch das Produktmanagement wurde entschieden, dass die ausgesteuerten Verbindungen mit einer Dauer von 20 bis zu 60 Minuten nicht fehlerhaft sind und der Fakturierung zugeführt werden sollen. Hier ist mit Kundenbeschwerden zu rechnen, da den Kunden verspätet Auskunftsverbindungen mit relativ hohen EURO- Beträgen in Rechnung gestellt werden. (...)
Alles bloß Zufall? Dumme Einzelfälle? Selbst die Experten bei der Telekom wissen keine Antwort. Eine der Ursachen für Abrechnungspannen sehen Kenner der Materie im Wildwuchs der über Jahre hinweg zusammengekauften Software. Denn ehe aus den immerhin 6,5 Milliarden Gesprächsdaten, die monatlich in den Vermittlungsstellen der Telekom anfallen, 40 Millionen Rechnungen werden, durchlaufen die Zahlenkolonnen mindestens drei verschiedene Systeme mit so kryptischen Namen wie Komdav, Fabian und KfFakt.
Gibt es bei der Standardverarbeitung Probleme, tritt die so genannte Verkehrsgebührennachverarbeitung mit weiteren Softwaresystemen wie BiSys, ÖTelFakt oder OMT in Aktion. Nicht selten müssen die Daten dann mühsam von Hand nachbereitet werden. Hinzu kommen Um- und Neuanmeldungen sowie rund 50 Millionen Tarifänderungen pro Jahr, weil etwa Kunden ihren Anschluss von Analog auf ISDN umstellen. All dies muss von Sachbearbeitern in die EDV eingegeben werden. Kleinste Pannen können in dem höchst komplexen Räderwerk leicht Hunderttausende von falschen Rechnungen ausspucken.
Ist der eine Fehler beseitigt, entsteht oft an anderer Stelle ein neuer. Mal erkennt die Software keine Buchungskonten, mal bekommen wie aus internen Telekom- Unterlagen hervorgeht "ca. 100.000 Kunden keinen Rabatt", der ihnen nach dem Tarif "AktivPlus" zustünde. Alles Probleme, die erst mit manuellen Eingriffen in die Abrechnungssysteme und im besten Fall mit späteren Gutschriften an die Kunden ausgebügelt werden.
Vor wenigen Tagen erst tauchte ein neues Problem auf, das alle Kunden betrifft, die seit dem 29. April einen Umzug bei der Telekom gemeldet haben. Denn eine neue Version in der Software Kontes verwechselt bundesweit bestimmte Daten. In der internen Warnmeldung vom 17. Mai heißt es dazu, dass "bis zur Fehlerbeseitigung alle o.g. Aufträge manuell in Redi nachbearbeitet werden müssen, weil dem Kunden ansonsten zu viel berechnet würde".
Trotz solcher Pannen will Telekom-Manager Heyden von "systematischen Fehlern" nichts wissen. Ein Team von 70 Spezialisten des Unternehmens soll nun stattdessen die Daten des ehemaligen Vertriebspartners Communitel genau analysieren. "Wir gehen", sagt Heyden, "davon aus, dass diese Merkwürdigkeiten auf den Sonderfall Communitel zurückzuführen sind."
Doch Ungereimtheiten finden sich auch in ganz anderen Fällen. Im November 2000 wurden sie von Software- Spezialisten im Rechenzentrum des Landes Hessen entdeckt. Mehr als 106 000 Gespräche waren doppelt abgerechnet worden. "Ein einmaliger Einspielungsfehler", sagte die Telekom und versuchte, das Problem mit großzügigen Angeboten unter den Tisch zu kehren.
Mit Erfolg. Offiziell weist das Land Ärger mit den Bonnern weit von sich. Mitarbeiter berichten jedoch, die Doppelgespräche seien längst nicht alles gewesen, was die aufgeschreckten Experten zu Tage gefördert hätten. Auch hier sollen die berüchtigten Zeitfenster- Phänomene und Null-Sekunden- Gespräche mit hohen Abrechnungssummen entdeckt worden sein.
Für die Telekom ist auch das kein Beweis für eine generelle Fehlerhaftigkeit ihrer Rechnungen. Für jeden einzelnen Fall, sagt T-Com- Chef Aukes, gebe es technische Gründe. Kurzgespräche unter einer Sekunde beispielsweise könnten entstehen, wenn ein Heimarbeiter sich in das Datennetz seiner Firma einklinkt. Doubletten seien möglich, wenn sich innerhalb eines Gesprächs der Abrechnungstarif ändere. Dazu kämen unzählige Möglichkeiten des Makelns oder der Rufumleitung.
Alles richtig. Doch da ist auch noch der Fall Kallay, der nach jahrelangem Hickhack im Oktober 2001 vom Amtsgericht Eschwege in einem nun rechtskräftigen Urteil entschieden wurde. Frauke Kallay, Inhaberin einer kleinen Werbeagentur, hatte 1996 auf ihrer Telefonrechnung entdeckt, dass sie jeden Monat 50 bis 60 Gespräche von wenigen Sekunden mit ihr unbekannten Teilnehmern geführt haben soll.
Teilweise wurden mehrere Gespräche angeblich gleichzeitig über denselben Anschluss geführt. Zudem sollte die Familie für etliche Anrufe bezahlen, von denen sie sicher war, sie zwar entgegengenommen, aber nicht selbst getätigt zu haben.
Die Kallays beschwerten sich bei der Telekom, wurden abgewimmelt und gründeten schließlich eine Bürgerinitiative, die in wenigen Wochen zig vergleichbare Fälle sammelte. Systematisch wurden deren Telefonrechnungen auf Fehler untersucht.
Insgesamt 11 davon finden sich in den Prozessakten. Darunter Probleme, wie sie auch bei Communitel oder in Hessen auftraten: Verbindungen ohne Angabe von Datum, Beginn und Dauer, Doubletten oder Sekundengespräche zu unbekannten oder gar nicht existierenden Rufnummern.
Um zu beweisen, dass die Rechnungen dennoch richtig seien, installierte die Telekom bei den Kallays ein Gebühren- Überwachungsgerät. "Alles korrekt", behaupteten die Manager nach der Messung und klagten die Gebühren vor Gericht ein.
Das hätten sie besser gelassen. Denn die vermeintlichen Telefonorgien der Kallays, stellte ein vom Gericht bestellter Sachverständiger fest, seien zwar technisch noch irgendwie erklärbar. Aber nicht mit dem Telefonverhalten eines Kleinstbetriebes sondern allenfalls mit dem Massengeschäft eines Call- Centers.
Selbst die Überwachungsanlage erwies sich als ungeeignet. In der Rechnung der Kallays tauchten Gespräche auf, die von der Maschine nicht registriert wurden und umgekehrt. Die Telekom, heißt es in der Urteilsbegründung, konnte den "positiven Beweis für die Richtigkeit ihrer Abrechnungen nicht führen".
Wie auch? Denn offenbar weist das Management Mitarbeiter sogar an, Gespräche zu berechnen, von denen bekannt ist, dass sie womöglich nie geführt wurden. Das zumindest geht aus internen Arbeitsanweisungen hervor, die dem SPIEGEL vorliegen (siehe Kasten).
Dabei geht es um Anrufe bei der Inlandsauskunft 11833. Durch einen Fehler in der Software wurde zeitweise das Gesprächsende nicht korrekt registriert. Kunden konnten fälschlicherweise stunden- bis tagelange Gespräche in Rechnung gestellt werden, die sich auf mehrere tausend Mark belaufen. Als der Fehler im September erstmals auftrat, wurden die Telekom-Mitarbeiter noch angewiesen, die "fehlerhaften Verbindungen zu erstatten".
Anfang des Jahres, als das Chaos erneut ausbrach, schwenkte das Unternehmen auf eine andere Linie um. Nun entschied das Produktmanagement, dass alle zweifelhaften Verbindungen "bis 60 Minuten nicht fehlerhaft" und von den Kunden zu bezahlen seien (98 Cent pro Minute). Das Daten-Tohuwabohu wurde zur Definitionsfrage. "Wir konnten am Ende mit ziemlicher Sicherheit ausschließen", erklärt EDV- Leiter Heyden die Entscheidung, "dass der Fehler bei Gesprächen unter einer Stunde aufgetreten ist." Doch statt die Kunden über mögliche Pannen zu informieren, ließ die Telekom es darauf ankommen, ob überhaupt Beschwerden laut wurden. Wer im Vertrauen auf die Richtigkeit der Telekom- Rechnung nicht so genau hinsah, bezahlte unter Umständen Hunderte Euro zu viel.
Aber auch wer sich wehrt, muss nicht unbedingt Erfolg mit seinen Einsprüchen haben. Die Rechte der Verbraucher sind beim Thema Telefonrechnung bescheiden. Reelle Erfolgschancen haben ohnehin nur Kunden, die einen vollständigen Einzelverbindungsnachweis beantragt haben das ist nur ein Viertel der mehr als 40 Millionen Kunden.
Auch vor Gericht haben die Verbraucher schlechtere Karten. Im Normalfall müssen sie den Nachweis erbringen, dass ihre Rechnung falsch ist. "Anscheinsbeweis" nennen Juristen dieses Prinzip, bei dem die Richter zunächst einmal davon ausgehen, dass die Rechnungen stimmen.
Warum eigentlich? Seit Jahren fordern Experten, dass die Telekom- Systeme von Eichämtern überprüft werden. Schließlich muss jeder Metzger seine Waage regelmäßig solchen Kontrollen unterwerfen. Bei den Telefonfirmen gibt sich die zuständige Bonner Regulierungsbehörde damit zufrieden, wenn ein Sachverständiger testiert, dass die Abrechnungssysteme korrekt funktionieren.
Auf weitere Kontrollen wie beispielsweise in England, wo die Behörde Telefonate mit bestimmten Messmethoden analysiert und dann mit den Rechnungen vergleicht, verzichtet die Behörde. Dazu, so heißt es, fehle die gesetzliche Grundlage.
Aber selbst bestehenden Auflagen kommt Behördenchef Matthias Kurth nicht nach. So ist in der Kundenschutzverordnung seit 1998 geregelt, dass Telefonanbieter jährlich genaue Angaben über ihre Abrechnungsgenauigkeit machen müssen. Diese Erhebung, heißt es in Paragraf 33, veröffentlicht die Regulierungsbehörde "einmal jährlich im Amtsblatt".
Bisher ist noch kein einziger Bericht erschienen. Es gebe noch "Klärungsbedarf" über die "Definition von Messgrößen und Messmethoden", heißt es in Bonn.
[07.03.1998: Der Fall Wehretal]
[29.06.1998: Aachen im Sekundentakt]
[22.12.2001: Wie verlässlich sind die Rechnungen der Telekom?]
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