Achtung! Diese Archiv-Seiten dienen nur noch dokumentarischen Zwecken!

Sehr viele Links sind nicht mehr aktiv. Aktuelles finden Sie evtl. auf der khd-Page oder im khd-research.net.




Die Telekommunikation im SPIEGEL – Teil 26 khd
Stand:  2.2.2001   (33. Ed.)  –  File: Spiegel/26.html




Dokumentiert sind hier in Auszügen oder als Links zum SPIEGEL-Archiv einige ausgewählte und in einer Zusammenstellung besonders interessante Artikel aus dem SPIEGEL. Dieses Copyright- geschützte Material wurde hier wegen der permanenten Link-Möglichkeit (HTML-Anker) dokumentiert. Bitte beachten Sie das Copyright, das beim Spiegel-Verlag (Hamburg) liegt. Tippfehler gehen zu meinen Lasten.

Hinweis: Der Zugang zum SPIEGEL-Archiv ist im Mai 1997 kostenpflichtig geworden. Deshalb besteht nun meist keine Möglichkeit mehr, direkte Links zu älteren Artikeln anzugeben. Schade! Beachten Sie auch, daß hier angegebene (ältere) Archiv-Links nun nicht mehr funktionieren. Und der Relaunch zum 1. April 1999 hat alles nur noch mehr durcheinandergebracht.

  • Neuere SPIEGEL-Berichte   (27. Teil).
  • 09.12.2000: Falsche Zahlen bei der Telekom?
  • 05.12.2000: EU einigt sich auf Öffnung der Ortsnetze.
  • 30.11.2000: RegTP: Mehr Freiheit für Sommer.
  • 27.11.2000: Ron Sommer: „Ich bin kein Frühstücksdirektor“. (Interview)
  • 23.11.2000: RegTP: Scheurle wechselt in die Wirtschaft.
  • 20.11.2000: Internet: Zweifelhafter Durchbruch.
  • 18.11.2000: Regulierer: Breitband-Angriff auf die Telekom.
  • 17.11.2000: Ron Sommer: „Dann stellen wir die Flatrate ein“.
  • 16.11.2000: Flatrate-Entscheid: Jubel und Verdruss.
  • 14.11.2000: Telekom zur Flatrate: Billiger wäre ein falscher Weg.
  • 10.11.2000: Astra greift nach den Sternen.
  • 09.11.2000: Schulen ans Netz: Deutschland hinkt hinterher.
  • 09.11.2000: Flat-rate: Verbraucherverbände machen Druck.
  • 08.11.2000: T-Online: Hohe Verluste durch Flatrate.
  • 08.11.2000: T-Online: Vier Manager fristlos entlassen.
  • 07.11.2000: Peking verordnet Zensur des Web.
  • 06.11.2000: Digital-TV: Das Fernsehen der Zukunft im Test. (Bertelsmann)
  • Ältere SPIEGEL-Berichte   (25. Teil).



    Digital-TV: Kabulske im Datenstau

    Medienkonzerne wie Bertelsmann arbeiten am TV der Zukunft: Bessere Übertragungsmöglichkeiten sollen Fernseher und Internet miteinander verbinden. Doch erste Tests sind ernüchternd.

    Aus:
    Der Spiegel – 45/2000, 6. November 2000, Seite 178–182 (Medien). [Original]

    Die Zukunft ist eine Dose. Bei Jörg Rohn hängt sie an der Wand. Das kleine, unscheinbare Ding, in dem ein Breitbandkabelmodem steckt, hat den Frankfurter Raumausstatter an die Spitze des medialen Fortschritts katapultiert – ausgerechnet ihn, der zwar einige Dutzend Fantasy-Romane, aber bis vor kurzem weder Computer noch Fernseher besaß.

    Doch diese Zeiten sind vorbei. Rohn, der bei der Arbeit gern die "Bild"-Zeitung liest, hat jetzt eine neue und großartige Aufgabe: Er soll nichts weniger als die Zukunft des Fernsehens testen. Oder das, was die Manager der Bertelsmann Broadband Group (BBG) dafür halten.

    Nach über einem Jahr der Vorbereitung will der Ableger des Gütersloher Medienkonzerns seine neuen Fernsehkonzepte endlich in der Praxis erproben – an "Beta-Testern" wie Rohn, die man kostenlos mit der notwendigen Ausrüstung ausgestattet hat: der Dose mit dem Breitbandkabelmodem, einem Computer und einem Hochgeschwindigkeits- Internet- Zugang. Testseher Rohn kann die neue TV-Welt bisher nur auf seinem Rechner genießen – noch fehlen die notwendigen Decoder, um über den Fernseher an die BBG-Angebote heranzukommen: ein virtuelles Filmarchiv zum Beispiel, in dem er die "Die Hits der Busenqueen" abrufen kann, den "Ratgeber Lust" oder aber "Rennschwein Rudi Rüssel".

    Doch nachmittags, wenn noch andere Tester in der Nachbarschaft an ihren Computern sitzen, bleibt der TV-Genuss oft genug begrenzt: Die Bilder ruckeln, weil der Verteil-Rechner überlastet ist. Der Internet-Zugang und die abrufbaren Musikvideos dagegen sind so schnell, dass das Navigationsmenü Mühe hat, mit ihnen Schritt zu halten. Während Rohn durch die Angebote des Musikkanals surft, behauptet die Programmübersicht ("Wo bin ich?") unverdrossen: "Unterhaltung/ Spielfilm/ Moviechannel". Rohn wird seiner Bertelsmann-Betreuerin einiges berichten können – telefonisch, denn die Chat-Funktion ist noch nicht aktiviert.

    Mit Testern wie dem Frankfurter Raumausstatter versucht BBG-Geschäftsführer Werner Lauff festzustellen, ob es den angepeilten Kunden Kabulske tatsächlich gibt. Kabulske wohnt in Glabotki, einem Ort "zwischen Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen" und: "Er ist unsere Zielgruppe." Doch die ist bisher genau so virtuell wie Kabulske.

    Lauff benutzt die proletarische Namensschöpfung, um das Massenpublikum zu beschreiben, das die Bertelsmann Broadband Group bei dem Versuch anpeilt, den deutschen Fernsehmarkt zu revolutionieren. In Zukunft – so die kühne Vision – sollen Millionen von Zuschauern vor ihren internetkompatiblen Fernsehern sitzen, Reisen oder Pizza ordern, sich in Programm-Chats einmischen und sich jederzeit Pop, Politik und Pornos auf den Bildschirm laden.

    Etwa 125 so genannte Inhaltepartner – von RTL bis zur Deutschen Welle – will die BBG [Bertelsmann Broadband Group] dafür bereits gewonnen haben. Aus „Bertelsmann- Playout- Centern“ sollen unbegrenzt viele Abruf-Filme und Texte ins System fließen – theoretisch. Denn noch ist die Technik nicht so weit. Herkömmliche Telefon- oder ISDN- Kabel können die großen Datenmengen nicht bewältigen, die dann durch das Netz gepumpt werden müssen. Schon der Versuch, online Mini- Videos im Format einer Briefmarke auf den Bildschirm zu holen, führt oft genug zum Datenstau.

    Bertelsmann setzt auf neue Breitband- Übertragungssysteme, die um ein Vielfaches leistungsfähiger sind als die bisher gebräuchlichen Kabelsysteme: auf moderne Kupfer-Koaxialkabel, ADSL-Telefonnetze oder drahtlose Richtfunkverbindungen [Ed: aber noch nicht auf die wegweisende Technik des „fiber-to-the-homes“ (FTTH)]. Damit aber ist die Republik zur Zeit noch unterversorgt. Vor allem die Telekom habe die Datenrate bei ihrem ADSL- Produkt T-DSL „auf ein Zehntel des Möglichen künstlich reduziert“ [Ed: da sonst die Telekom- Backbones leicht zum Flaschenhals werden könnten], kritisiert [BBG-Geschäftsführer Werner] Lauff. Dafür seien die Preise „prohibitiv hoch“. Unermüdlich wirbt er daher um weitere Netzanbieter für eine „Breitband- Allianz“.

    Doch der Fernsehkonsument der Zukunft braucht auch eine so genannte SetTop-Box, also einen Decoder wie die d-Box, mit deren Hilfe das Bezahl-TV- Angebot Premiere World entschlüsselt wird. Die d-Box kommt für Bertelsmann allerdings nicht in Frage. Sie ist bisher nicht „rückkanalfähig“, das heißt, sie kann Daten nur vom Sender zum Empfänger, aber nicht umgekehrt transportieren.

    Lauffs Programmangebot benötigt einen Decoder, der sehr viel mehr können muss: Er soll die Internet- Sprache verstehen, mit einem eingebauten Hochleistungsprozessor den Heim-PC ersetzen sowie über ein Kabelmodem und eine Zugangskontrolle verfügen. Doch an diesem Wunderapparat muss noch gearbeitet werden.

    Die BBG hat daher in den einigen hundert Testhaushalten nur eine abgespeckte Version ihres Angebots installiert. So kann Beta-Tester Toni Canov aus Köln bisher nur eingeschränkt online einkaufen, obwohl der Mazedonier keine Berührungsängste hat: "Ich hab ja schon meinen letzten Urlaub übers Netz gebucht." Der Unternehmensberater wohnt mit seiner Freundin in einer Genossenschaftssiedlung im rechtsrheinischen Ortsteil Höhenberg. Die ganze Nachbarschaft hängt am neuen Hochleistungsnetz des lokalen Kabelanbieters Netcologne.

    Der TV-Pionier genießt es, einen Film einfach unterbrechen oder zurückfahren zu können wie an einem DVD-Recorder. Doch auch er hat den Frust mit der Hightech- Glotze erlebt: "Einen alten Science-Fiction- Film konnte ich nur bis zur Hälfte sehen, dann war der Server überlastet. Und danach hatte ich keine Lust mehr." Auch Canov nutzt den für Tester kostenlosen Hochgeschwindigkeits- Internet-Zugang. Doch für Reportagen und Filme ist der PC nur bedingt geeignet: "Es reicht, wenn ich meine Arbeitszeit davor verbringe. Und meine Freundin setzt sich da nicht dran, weil ihr so nah vor dem Schirm leicht schwindlig wird."

    Der fiktive Prolo-Kunde Kabulske würde solche Mühen der Pionierphase wohl kaum auf sich nehmen. Für den hannoverschen Medienpsychologen Peter Vorderer gehören Beta-Tester wie Rohn und Canov zum jüngeren, flexibleren Teil der Bevölkerung, der mit der interaktiven Revolution Schritt halten kann: "Die Altersgrenze verläuft etwa bei 30, 35 Jahren."

    Solche so genannten Smart Watchers könnten schon bald nicht nur ihr Programm beliebig zusammenstellen, sondern auch den Fortgang der Handlung eines Films beeinflussen. Doch wer will das schon? Vorderer befragte in einer Psychostudie über 400 Testpersonen aller Altersstufen. Die zunächst wenig überraschende Erkenntnis: Ein 30-minütiger Spielfilm wurde nicht dadurch spannender, dass die Tester an drei Stellen der Handlung den weiteren Verlauf einer Sequenz per Knopfdruck bestimmen konnten ("Er soll sie küssen", "Er soll ihr Geld geben", "Es soll so weitergehen, wie der Regisseur es wollte"). Doch aufgeschlüsselt nach Gruppenmerkmalen ergab sich ein anderes Bild: "Die Jüngeren, schneller Denkenden, medienerfahrenen und höher Gebildeten bewerteten den Film positiver und spannender, je interaktiver er war."

    Doch die Erkenntnisse des hannoverschen Psychologen halten einige der Anbieter der neuen interaktiven Fernsehdienste nicht davon ab, auch die sprichwörtliche "Oma von nebenan" ins Visier zu nehmen. So will die Potsdamer Artemedia AG 16.000 Kabelhaushalte im brandenburgischen Cottbus an ihr breitbandiges System mit dem programmatischen Namen "Tve-Commerce" anschließen. "Wenn die Oma Essen auf Rädern bestellen möchte, bekommt sie das Menü vom Laden bei ihr um die Ecke gezeigt", sagt Artemedia-Vorstand Nicholas Denissen. Und wenn ein Autofahrer die Online-Werbung für ein Motorrad auch nach der 15. Einblendung ungesehen wegklickt, soll das System sein Desinteresse an Motorrädern registrieren und es lieber mit dem neuen Pkw-Spot versuchen. Lernfähige Benutzerprofile könnten das möglich machen, meint Denissen: "Je mehr ich fernsehe, desto passender ist das Programm."

    Mit heftigem Werben und Verkaufen wollen alle Anbieter interaktiver Programme die geplanten günstigen Nutzungstarife wieder reinspielen. So soll das Bertelsmann-Modell wahrscheinlich etwa zehn Mark Grundgebühr im Monat kosten, mit Zuschlägen für Blockbuster, Erotikfilme oder Special-Interest-Angebote. Doch noch ist vieles Phantasie. Während das Bertelsmann-System bislang nicht wirklich "wie Fernsehen aussieht, aber wie Internet funktioniert" (Eigenwerbung), setzt die konkurrierende Kirch-Gruppe mit ihrer Online-Tochter Kirch New Media voll auf den Computer, da in Deutschland erst 80.000 Haushalte an rückkanalfähige Breitbandnetze angeschlossen sind. Dagegen soll es bis zum Jahresende über 20 Millionen Internet-Nutzer geben.

    Ein "völlig neuartiges Online-Erlebnis" verspricht Rainer Hüther, Vorstandschef der Kirch New Media: "Hochklassige bewegte Unterhaltung in Bild und Ton, kombiniert mit der Informationstiefe des Internet." Kirch-Sender wie ProSieben und Sat.1 sollen integriert werden. Hüther will auch eher träge und schlichte Gemüter nicht überfordern: Stets bestehe "die Möglichkeit, sehr schnell zwischen interaktiver und passiver Unterhaltung zu wechseln". Auch bei Kirch wird man auf Kabulske achten.



    Peking verordnet Zensur des Web

    Die chinesische Führung zieht die Zügel an: Der Staat schreibt nun vor, welche Nachrichten ins Internet kommen. Chats und Foren müssen ebenfalls genehmigt werden.

    Aus:
    Spiegel Online – 7. November 2000, 19.36 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    PEKING. Internet-Nachrichtenanbieter in der Volksrepublik China müssen sich ihre Berichterstattung genehmigen lassen. Die neuen Regeln wurden heute im Zentralorgan der Kommunisten, der "Volkszeitung", veröffentlicht. Damit werden die Beschränkungen, denen Websites unterliegen, erstmals schriftlich niedergelegt.

    Verboten sind der Zeitung zufolge unter anderem Inhalte, die die Staatssicherheit gefährden, "feudalen Aberglauben" fördern – also dem Marxismus-Leninismus zuwider laufen – und Chinas Ehre und Interessen schaden. Pornografie und Glücksspiel sind ebenfalls nicht erlaubt.

    Artikel selbst zu recherchieren und zu verfassen, ist ebenfalls verboten. Von staatlichen Medienunternehmen dürfen nur dann Inhalte übernommen werden, wenn entsprechende Verträge abgeschlossen wurden. Um Nachrichten ausländischer Quellen zu veröffentlichen, brauchen die Sites eine gesonderte Genehmigung.

    Nachrichten-Websites dürfen nur Redakteure einstellen, die "einschlägige Erfahrung und mittleren oder höheren Sachverstand" haben. Die Regeln verlangen außerdem, dass sie die Quellen ihrer Artikel angeben.

    Viel wichtiger als der Inhalt der Regeln sei jedoch das, was nicht festgelegt worden sei, nämlich wie der Begriff "Nachricht" zu definieren ist, sagten Branchenvertreter. So war zunächst unklar, ob neben politischen Meldungen auch solche aus dem Bereich Sport, Unterhaltung oder Finanzmärkte darunter fallen.

    Der Bürgermeister von Schanghai, Xu Kuangdi, sagte, die Regeln seien in erster Linie zur Bekämpfung der Pornografie und anderer "gesellschaftlicher Übel" gedacht. "Wenn Internet- Inhalte gut für die Wirtschaft, die Gesellschaft, den kulturellen Austausch und das tägliche Leben der Menschen sind, werden wir sie nicht regulieren oder kontrollieren", so Xu.

    Das Informationsministerium bleibt der "Volkszeitung" zufolge allerdings für die Regulierung der Online- Foren und Chat- Räume zuständig, die auch genehmigt werden müssen. Außerdem sind Websites verpflichtet, ihre Nutzer zu erfassen und alle verbotenen Inhalte zu entfernen und den Behörden zu melden. Personendaten ihrer Nutzer dürfen die Betreiber von Internet-Seiten nicht an Dritte sondern nur an die zuständigen staatlichen Organe übermitteln.



    T-Online: Vier Manager fristlos entlassen

    Die interne Revision bei der Telekom-Tochter T-Online kostet weitere Top-Manager ihren Job. Sie sollen unerlaubten Nebentätigkeiten nachgegangen sein. Der Kurs von T-Online stürzte ab.

    Aus:
    Spiegel Online – 8. November 2000, 17.43 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    DÜSSELDORF. Die fristlose Kündigung ist Folge der internen Revision die seit kurzem bei T-Online im Gang ist. Dabei wurde untersucht, ob die Manager Sponsoring- Gelder von T-Online in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Dem Verdacht zufolge soll ein Vertrag zum Sponsoring von ATP-Tennistournieren geschlossen worden sein, der insgesamt die Zahlung von 60 Millionen Mark vorsah. Eine Agentur, an denen die Manager indirekt beteiligt waren, soll einen Teil der T-Online- Zahlungen an die Manager umgeleitet haben.

    Bei den entlassenen Führungskräften handelt es sich nach der Mitteilung der Telekom um den Webportal- Manager, den Produktmanager, den Verantwortlichen für den Bereich New Media und den Justitiar von T-Online.

    Nach Angaben des Unternehmens wird auch geprüft, ob der frühere T-Online- Vorstandsitzende Wolfgang Keuntje in die Affäre verwickelt war. Aus Unternehmenskreisen verlautete, dass er in die Pläne eingeweiht war und mehrere Aufträge sogar selbst unterzeichnet hatte. An der Börse brach die T-Online- Aktie weiter ein und lag am späten Nachmittag knapp 10 % unter Vortagesniveau. Das Papier war bereits am Morgen nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen unter Druck geraten.

    [Verdacht: Vetternwirtschaft bei T-Online]



    T-Online: Hohe Verluste durch Flatrate

    Trotz eines fast verdoppelten Umsatzes hat T-Online durch den Konkurrenzkampf mit AOL in den ersten neun Monaten hohe Verluste eingefahren. Die enttäuschende Zwischenbilanz ließ die Aktie weiter abrutschen.

    Aus:
    Spiegel Online – 8. November 2000, 17.51 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    DARMSTADT. Die Erlöse der Telekom-Tochter stiegen binnen Jahresfrist um 86,5 % auf 542,6 Millionen Euro, teilte das Unternehmen heute in Darmstadt mit. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stand dabei ein Verlust von 14,4 Millionen Euro zu Buche. Ohne die Erlöse in Höhe von 39,2 Millionen Euro aus dem Börsengang der „comdirect bank“ hätte das Minus sogar 53,5 Millionen Euro betragen. T-Online hatte seinen Anteil an Comdirect von 25 auf 21,35 % reduziert.

    Nach der Bekanntgabe der Zahlen fielen T-Online im frühen Handel am Neuen Markt um rund 3 %. Das Unternehmen begründete das schwache Ergebnis mit der Einführung einer Flatrate – einer pauschalen Gebühr unabhängig von der Dauer der Internet- Nutzung. Endgültige Zahlen will T-Online erst am 30. November bekannt geben. Das Unternehmen betonte, die bisherige Bilanz beruhe "auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes", weshalb sich noch Abweichungen ergeben könnten. Für das Gesamtjahr 1999 hatte der Internet- Dienstleister einen Verlust nach Steuern von 5,5 Millionen Euro ausgewiesen.

    Unterdessen berichtete T-Online, dass sich die Zahl der Kunden in Deutschland bis 30. September auf knapp 6 Millionen erhöht habe, nach 3,6 Millionen vor einem Jahr. Europaweit nutzten rund 7 Millionen Menschen den Internet- Dienst, davon jeweils rund eine halbe Million in Frankreich sowie in Spanien und Portugal.

    T-Online sucht seit Wochen nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden, nachdem der bisherige Chef Wolfgang Keuntje im Streit mit Telekom- Konzernlenker Ron Sommer zurückgetreten war. Zudem hatten zwei weitere Vorstände ihre Sessel geräumt. Die Aktie geriet inzwischen kräftig unter Druck und rutschte deutlich unter den Ausgabekurs von 27 Euro. Im Mai hatte sie einen Höchststand von 48 Euro erreicht.



    Flat-rate: Verbraucherverbände machen Druck

    Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation in Bonn bekam Post: 40.000 Unterschriften von Verbrauchern, die sich der Forderung nach einem Pauschaltarif von 40 Mark im Monat für den Internet-Zugang angeschlossen hatten.

    Aus:
    Spiegel Online – 9. November 2000, 17.16 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. Mehr als 40.000 Unterschriften für die Einführung einer so genannten Flatrate von 40 Mark im Monat sind heute bei Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation in Bonn eingegangen. Die Initiative "Internet ohne Taktung" und die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) organisierten die Unterschriftensammlung, um damit für preisgünstige Internet- Pauschaltarife einzutreten.

    Die Verbände verlangen die Einführung der Flatrate von 40 Mark im Monat, um dem Internet in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. Gegenwärtig liegt die Flatrate der Telekom für Internet via ISDN- oder Analoganschluss bei 79 Mark.

    "Unsere Umfrage ist die bislang größte virtuelle Unterschriftensammlung in Europa", erläuterte Philipp Sudholt, Sprecher der Initiative von Internet-Nutzern. Der Vizepräsident der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth [SPD], nahm die Unterschriften entgegen.

    Die Behörde will am kommenden Mittwoch [15.11.2000] über die Flatrate der Telekom entscheiden. Konkurrenten hatten bemängelt, dass die Telekom ihnen den Zugang zum Internet zum Minutenpreis berechne, wodurch das Angebot eines zeitlich unbegrenzten Internet-Zugangs zum Pauschalpreis zu einem unkalkulierbaren Risiko werde.

    "Deutsche Verbraucher haben nicht nur im Vergleich zu den USA, sondern auch zu anderen europäischen Ländern bei der Internet- Nutzung immer noch das Nachsehen", erläuterte Dirk Klasen, Wirtschaftsreferent der AgV. Haupthindernis für eine stärkere Verbreitung und Nutzung von Internet- Anschlüssen sind nach Ansicht der Verbraucherschützer die hohen Kosten. Nach einer aktuellen Umfrage verfügt nur etwa jeder fünfte Bundesbürger über einen privaten Internet- Zugang. Im europäischen Vergleich liege Deutschland abgeschlagen auf Platz 12. [mehr] [Die Übergabe]



    Schulen ans Netz: Deutschland hinkt hinterher

    Im europäischen Vergleich sind die deutschen Schulen in Sachen Internet alles andere als Klassenprimus – "ausreichend" wäre treffender. Nur Griechenland ist unter den EU-Ländern noch schlechter.

    Aus:
    Spiegel Online – 9. November 2000, 17.44 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BRÜSSEL. Nur 60 % aller weiterführenden Schulen in Deutschland haben einen Internet- Anschluss, bemängelte die Kommission der Europäischen Union. Bis auf Griechenland (20 %) schneiden nach Angaben von Industriekommissar Erkki Liikanen sämtliche andere Mitgliedsländer wesentlich besser ab [Ed: und davon hat ja WiMi Müller neulich gar nichts erzählt].

    Ziel der EU ist es, die europäischen Schulen ans weltweite Datennetz zu bringen. Nach der Übersicht Liikanens ist das in den folgenden Ländern nahezu vollständig gelungen: Frankreich, Irland, Luxemburg, Österreich, Portugal und Finnland. Hohe Quoten erreichen demnach auch Belgien, Dänemark, Spanien, Italien, die Niederlande, Schweden und Großbritannien.



    Astra greift nach den Sternen

    Die Drohung neuer multimedialer Kabeldienste im Nacken setzt Europas führender Satelliten-TV-Betreiber SES/Astra auf neue Strategien. Vollmundig verkündet die Firma, zum "weltweiten Anbieter" für Multmedia-Dienstleistungen werden zu wollen.

    Aus:
    Spiegel Online – 10. November 2000, 16.19 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    LUXEMBURG. Europas führender Satelliten-Betreiber, die Luxemburger SES/Astra, plant den Ausbau zum weltweiten Anbieter bei Multimedia- Dienstleistungen. "Wir wollen unsere Position als Anbieter von Breitbanddiensten über Satellit ausbauen und gleichzeitig unsere geografische Ausdehnung vorantreiben", sagte SES-Generaldirektor Romain Bausch.

    Nach der Expansion über den europäischen Kontinent hinaus in Asien und Lateinamerika stehe man jetzt vor dem Start auf dem US-Satellitenmarkt. Dort seien mehrere Möglichkeiten denkbar. Wahrscheinlich sei eine mehrheitliche Übernahme eines Anbieters, so Bausch. Gespräche würden geführt, eine Entscheidung sei in den kommenden Monaten wahrscheinlich.

    Der Multimediabereich werde zügig ausgebaut und soll zu einem festen Bestandteil des Satellitengeschäfts werden. In diesem Zusammenhang sei der Abschluss eines Vertrages mit der Deutschen Telekom bedeutsam. Er beinhalte nicht nur die Übernahme der Kapazitäten für den Telekom-Satelliten DFS1 Kopernikus, dessen Betriebszeit auslaufe, durch SES/Astra, sondern auch die zusätzliche Bereitstellung von Kapazitäten für Breitbanddienste. Dafür werde ein neuer Satellit – es ist der 14. von SES/Astra – bei Boeing Satellite Systems in Auftrag gegeben, der Anfang 2002 gestartet werden soll.

    "Unser Ziel ist die Einführung von hochwertigen Breitbanddiensten für Privathaushalte in ganz Europa." Seit Oktober dieses Jahres werde von Netsystem.com ein neues Breitband- Angebot direkt via Astra-Satellit an Endverbraucher in Italien ausgestrahlt, so Bausch weiter. "Dies ist nicht nur einer der dynamischsten Internet- Märkte Europas, sondern auch ein Land, in dem wir bislang noch nicht die Marktführerschaft haben und das deshalb für uns von großem Interesse ist."

    Über Satellit werden Internet-Anwendungen, interaktive Dienste, Web-Caching und Dateien- Abruf kombiniert. "Videoportal ist das erste italienische Internet-TV-Portal, das hochwertige Multimedia- Anwendungen wie beispielsweise Videostreaming und interaktive Video-Informationsbanner zur Verfügung stellt", sagte der SES/Astra-Chef.

    Über zehn aktive Satelliten auf den Orbitalpositionen 19,2 Ost und 28,2 Ost überträgt Astra gegenwärtig (analog oder digital) mehr als 1000 Fernseh- und Radioprogramme sowie Multimedia- und Internet-Dienste an nahezu 80 Millionen Haushalte in Europa. SES hat gegenwärtig vier zusätzliche Satelliten im Bau, die alle vor Mitte 2002 gestartet werden sollen. SES Multimedia betreibt die Astra-NET Plattform, die den Anbietern von Diensten und Inhalten zur europaweiten Übertragung von Daten via Satellit direkt an PCs in Unternehmen und Privathaushalten zur Verfügung steht.



    Telekom zur Flatrate: Billiger wäre ein falscher Weg

    Telekom-Vorstand Gerd Tenzer erläuterte am Tag vor der Entscheidung der Regulierungsbehörde, warum es falsch wäre, wenn diese einen verbilligten Internet-Zugang auch für T-Online-Konkurrenten erzwingen würde.

    Aus:
    Spiegel Online – 14. November 2000, 18.03 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]


    Gerd Tenzer: Wer will schon billiges ISDN, wenn irgendwann etwas viel Besseres kommt?

    BERLIN. Die Deutsche Telekom hat erneut Forderungen von konkurrierenden Online-Anbietern nach einem Pauschaltarif für die Internetnutzung abgelehnt. Telekom-Vorstand Gerd Tenzer sagte in Berlin, mit einer solchen "Großhandels- Flatrate" würde die Entwicklung im deutschen Internet-Markt in die falsche Richtung gelenkt. Die Zukunft liege nicht in Internet- Pauschaltarifen für ISDN- Anschlüsse mit geringer Übertragungsgeschwindigkeit. Gefragt sei vielmehr die xDSL-Technik, die einen Hochgeschwindigkeitszugang zum Internet von jedem herkömmlichen analogen Telefonanschluss ermögliche.

    Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post will am Donnerstag [16.11.2000] über die Preise für ISDN-Internet- Pauschaltarife mit geringer Übertragungsgeschwindigkeit entscheiden. Mit ihrer Entscheidung wird die Regulierungsbehörde unter anderem darüber befinden, ob der derzeit von der Telekom angebotene Internet- Pauschaltarif für ISDN- Anschlüsse von 79 Mark unter dem Gesichtspunkt des Wettbewerbs zulässig ist.

    Das von der Behörde eingeleitete Verfahren geht vor allem auf die Kritik von einigen Wettbewerbern der Telekom zurück, wonach die Telekom die eigene Internet- Tochter T-Online durch billige Tarife subventioniere beziehungsweise den Wettbewerbern einen Internet- Pauschaltarif vorenthalte.

    Die Telekom soll nach Vorstellung von Wettbewerbern als Marktführer zur Bereitstellung von pauschal und nicht länger zeitabhängig in Rechnung gestellten Leitungskapazitäten für den Zugang zum Internet gezwungen werden. Derzeit sind Internet- Pauschaltarife nicht immer kostendeckend, da Nutzer teilweise so lange im Internet surfen, dass der von den Wettbewerbern an die Telekom zu zahlende Verbindungsminutenpreis die Einnahmen aus dem angebotenen Pauschaltarif nicht mehr deckt.

    Telekom-Vorstand Tenzer wandte sich gegen die Kritik der Wettbewerber. Jedem Anbieter von Internet- Dienstleistungen stünde es frei, auf das von der Telekom gemachte Angebot für Online-Dienste- Anbieter zurückzugreifen. "Das wirtschaftliche Risiko trägt dabei aber jeder ISP (Internet Service Provider) für sich, genau wie T-Online."

    Die Telekom war der Kritik der Wettbewerber wiederholt damit begegnet, dass sie nicht das wirtschaftliche Risiko dafür tragen könne, dass Internet- Pauschaltarif von Online-Diensten nicht kostendeckend arbeiteten. Die Telekom will statt der defizitären ISDN- Pauschaltarife die xDSL-Übertragungstechnik in Deutschland voranbringen. Bei dieser Technik wird die über die Telefonleitung übertragene Datenmenge und nicht die Online-Zeit berechnet. [mehr]



    Flatrate-Entscheid: Jubel und Verdruss

    Nach der Entscheidung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post zur Flatrate glauben Provider und Industrie an goldene Zeiten für das Internet in Deutschland. AOL visiert nun den Pauschalzugang für "weit unter 50 Mark" an.

    Aus: Spiegel Online – 16. November 2000, 13.52 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. Ab Februar 2001 muss die Deutsche Telekom eine so genannte Großhandels- Flatrate anbieten, verfügte die Regulierungsbehörde [RegTP]. Die Preisgestaltung für den Pauschaltarif ohne Zeittaktung, der von den Providern an die Kunden weitergegeben werden kann, wird allerdings dem ehemaligen Staatsmonopolisten überlassen.


    Unmut in der Telekom- Zentrale

    Die Telekom ist mit der Entwicklung gar nicht zufrieden. Sie sprach von einer klaren Fehlentscheidung und trägt sich mit dem Gedanken, gegen die Anordnung zu klagen. "Die Großhandels- Flatrate ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte dagegen AOL-Sprecher Jens Nordlohne zu SPIEGEL Online. Nun sei es möglich, dass alle Internet-Provider wirtschaftlich arbeiten könnten. "Wir hoffen, unseren Kunden eine Flatrate weit unter 50 Mark anbieten zu können, wenn alle Probleme beseitigt sind", sagte Nordlohne. Seine Erwartungen seien auf die Erfahrungen in Großbritannien gegründet, wo die British Telecom von den Providern ebenfalls einen Pauschaltarif verlange. Dort koste den Endkonsumenten eine ständige Online- Verbindung bei AOL umgerechnet rund 45 Mark.

    Auch der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) begrüßte die Verfügung der Regulierungsbehörde. "Der Wettbewerb in diesem Zukunftsmarkt ist damit auf dem richtigen Weg", sagte Geschäftsführer Jürgen Grützner. Der Verband kritisierte jedoch, dass nur mittelfristig entschieden worden sei. Der Wettbewerb müsse in der Übergangsphase bis zum 1. Februar weiter mit Planungsunsicherheit und Preisdumping der Telekom leben. Auch sei noch nicht klar, wie der ehemalige Monopolist die Preise für den Pauschaltarif kalkulieren werde. Doch "die Regulierungsbehörde hat einen eindeutigen Handlungsauftrag an die Deutsche Telekom erteilt", so der VATM.

    AOL-Sprecher Nordlohne zeigte sich gesprächsbereit. "Der Ball liegt nun bei der Telekom, aber wir dürfen uns nicht gegenseitig vors Schienenbein treten." Wichtig sei, dass man sich zusammensetze und gemeinsam eine Lösung für Probleme wie Leitungsengpässe und Investitionskosten finde. "Das Internet muss nach vorne gebracht werden. Es muss jedem offen stehen", forderte Nordlohne.

    Der Pauschalpreises werde dem elektronischen Handel "weiter Auftrieb geben", hieß es beim Deutschen Industrie- und Handelstag. Private Nutzer dürften dadurch mit "deutlich niedrigeren Online-Gebühren rechnen". [mehr]

    [Telekom zur Flatrate: Billiger wäre ein falscher Weg]
    [RegTP-Pressekonferenz am 16.11.2000]



    Ron Sommer: „Dann stellen wir die Flatrate ein“

    Telekom-Chef Ron Sommer hat gedroht, die 79-Mark-Flatrate von T-Online zu kippen. Für ihn ist das offenbar die einzig logische Konsequenz aus dem Spruch der Regulierungsbehörde zur Wettbewerbs-Gerechtigkeit bei Flatrates [Ed: und das erinnert nun sehr ans Rumpelstilzchen].

    Aus:
    Spiegel Online – 17. November 2000, 16.07 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. "Wenn die Telekom den Wettbewerbern eine Großhandels- Flatrate anbieten muss, weil T-Online für die Endkunden eine Flatrate von 79 Mark hat, stellen wir sie ein", sagte Sommer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Pauschale der Telekom-Tochter sei "nicht ein Angebot auf Dauer für die Massen" gewesen, zeitlich unbegrenzt im Internet zu surfen. Vielmehr hätte die Flatrate die Kunden zum Wechsel zu T-DSL locken sollen. [Eine Leser-Meinung]

    Sommer vertrat erneut die Ansicht, dass es zu Kapazitätsprobleme im analogen und im ISDN-Netz käme, wenn das Internet intensiv genutzt werde. "Eine Flatrate soll doch genau dazu führen, dass Kunden rund um die Uhr die Verbindung stehen lassen. Damit wächst die Gefahr, dass es zu Blockaden im Telefonnetz kommt." Der Telekom-Chef nannte Frankreich als Beispiel. Dort sei mit Hinweis auf eine Netzüberlastung die Flatrate in den Spitzenzeiten auf eine Nutzungsdauer von 30 Minuten limitiert worden.

    Sommer kritisierte, dass AOL mit Hilfe der Regulierungsbehörde "sein unternehmerisches Risiko bei uns abladen" wolle. AOL handele nach dem Motto: "Die Telekom schenkt uns die Leistung, und wir bekommen das Geld." Die Telekom solle das Risiko tragen, "Milliarden-Investitionen in eine Technologie, die nicht für das Internet geschaffen wurde" zu leisten. T-DSL dagegen sei "die ideale Technik für Rund-um-die-Uhr-Internet". [Das ganze FAZ-Interview]

    Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post mag sich den Ansichten Sommers nicht anschließen. Sprecher Harald Dörr widersprach dem Telekom-Chef und sagte, dass die Flatrate- Entscheidung dem ehemaligen Staatsmonopolisten sogar mehr Planungssicherheit gebe und die Gefahr von Kapazitätsengpässen mindere. Bei einer Großhandels- Flatrate müssten Internet- Anbieter im Vorfeld festlegen, welche Netzkapazitäten sie bei der Telekom einkaufen wollten. Das Risiko für die Nutzung läge dann nicht mehr bei der Telekom.

    Dörr warf Sommer zudem Vergesslichkeit vor. Es gehe in der Angelegenheit nicht um künftige, sondern um lange zurückliegende Investitionen im Telefonnetz, die dem Unternehmen durch politische Entscheidung bei der Postreform zugefallen seien, erklärte Dörr. Diese alten Investitionen hätten die Telekom "sehr dominant gemacht". Diese Investitionen solle Sommer nun "nach dem Willen des Gesetzgebers mit Wettbewerbern in angemessenem Umfang teilen".

    Auch sei es Sommers Tochterunternehmen T-Online gewesen, das mit der Flatrate an den Markt gegangen sei, wenn auch wirtschaftlich wohl nicht besonders erfolgreich. Da T-Online 50 Prozent des Internet-Verkehrs in Deutschland auf sich vereinige, müsste die Telekom-Tochter bei Kapazitätsproblemen im Sinne der Konzernraison als Erste Zurückhaltung üben.

    [Heise News-Ticker: Telekom wehrt sich heftig gegen Flatrate-Entscheidung]
    [Das ganze FAZ-Interview]

    17.11.2000 (heise). Im Heise- Leserforum schreibt dazu heute Anton B. um 19.19 Uhr unter dem Titel "Der Mann tickt nicht ganz richtig!": „Habe ich mich gefragt, warum gehen die ganzen Telekom- Manager? Jetzt weiß ich warum, denn "der da" ist ja wirklich völlig weltfremd. t-online-Flat zum Einstieg nach T-DSL: wirklich lächerlich, bei der geringen Anzahl von T-DSL-Anschlüssen, die die Telekom wirklich liefern kann. Auch meine Anträge – alle abgelehnt, meine Vermittlungsanlage ist einfach zu modern, Glasfaserkabel- T-DSL gibts hier nicht, auch die nächsten Jahre nicht.

    Will mich dieser Mann mit seinen Aussagen verarschen??? Oder will er eine ganze Nation erpressen? Irgendwie hat es ja was mit Erpressung, wenn ein Monopolist mit der Einstellung einer Leistung droht, nur um andere nicht am Markt teilhaben zu lassen. Von welchem Planet kommt dieser Mensch und wie lange wird er noch da sein? Ich glaube und hoffe, dass hat sich bald erledigt. Oder die Telekom wird enteignet!!!“



    Regulierer: Breitband-Angriff auf die Telekom

    Nach der Flatrate will die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) auch das Breitband-Geschäft für den Wettbewerb öffnen. Behördenpräsident Klaus-Dieter Scheurle droht bereits der Telekom.

    Aus:
    Spiegel Online – 18. November 2000, 13.45 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Anfang nächsten Jahres werde seine Behörde über den Zugang von Telekom-Wettbewerbern zu Angeboten im Hochgeschwindigkeitsdatennetz der sogenannten Digital Subscriber Line (DSL) entscheiden, sagte Scheurle der Berliner Zeitung. DSL gilt als Schlüsseltechnik für das Angebot breitbandiger Internet- Zugänge mit hoher Datenübertragungskapazität, etwa auch für Bilder und Filme.

    "Wir müssen darauf achten, dass der DSL-Markt nicht kaputt gemacht wird, bevor er sich richtig entwickeln kann", sagte Scheurle. Der Behörde lägen Beschwerden von Mitbewerbern vor. "Wir werden deshalb schon Anfang nächsten Jahres eine Regulierungsentscheidung in diesem Zusammenhang fällen."

    Aufteilung von Telefonanschluss und DSL-Zugang

    Zwei Unternehmen hätten beantragt, künftig nicht mehr wie bisher komplette Telefonanschlüsse mieten zu wollen, sondern bei der Telekom nur noch ein Frequenzspektrum zu wettbewerbsfähigen Preisen einkaufen zu wollen. "Das würde bedeuten, dass ein Kunde seinen Telefonanschluss behält, der DSL- Zugang aber von einem anderen Anbieter bereit gestellt wird." Dies sehe im übrigen auch eine EU-Verordnung vor.

    Die breitbandigen Angebote verlangen einen direkten Zugang zum Kunden. "Und den gibt es nur im Ortnetz", sagte Scheurle weiter. Es gebe bereits 94 Firmen, die mit der Telekom die Überlassung von Teilnehmeranschlüssen vereinbart hätten. Weitere 18 Anbieter hätten Frequenzen zum Betrieb von Richtfunkanschlüssen im Ortsbereich. "Zudem hoffen wir, dass künftig auch Fernseh- Kabelnetzbetreiber Telefondienstleistungen anbieten werden."

    Die Regulierungsbehörde hatte erst am Donnerstag [16.11.2000] der Telekom auferlegt, im normalen (schmalbandigen) Telefonnetz Wettbewerbern im Internet- Bereich eine zeitunabhängige Großhandels- Pauschale ab Februar 2001 anzubieten. Bislang kaufen diese noch Zeiteinheiten zu einem Preis von rund 1,5 Pfennig je Minute, um Kunden eine so genannte Flatrate anzubieten. [Das ganze Scheurle-Interview]



    Internet: Zweifelhafter Durchbruch

    Die Telekom soll ihren Konkurrenten eine Flatrate anbieten – und muss deshalb Milliarden in veraltete Technik investieren [Ed: und Der Spiegel ist auf Ron Sommers Märchenstunde reingefallen].

    Aus: Der Spiegel – 47/2000, 20. November 2000, Seite 118 (Medien) von FRANK DOHMEN und KLAUS-PETER KERBUSK. [Original]

    Ron Sommer setzte sein ärgerlichstes Gesicht auf. Dann polterte er los: Die Entscheidung über die Internet- Flatrate, so der Chef der Deutschen Telekom AG, sei ein krasser Fehler. 150 Milliarden Mark habe die Telekom in den vergangenen zehn Jahren in den Aufbau ihrer Telefonnetze investiert. Auf diese enorme Vorleistung "könnten sich die Konkurrenten jetzt kostenlos aufsatteln". Das würden, drohte Sommer, "unsere drei Millionen Aktionäre nicht akzeptieren".

    Der Grund für Sommers Zorn war eine Entscheidung, die der Chef der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle, kurz zuvor in Bonn bekannt gegeben hatte. Ab Februar nächsten Jahres, hatte der gelernte Jurist kurz und bündig beschieden, müsse die Telekom-Konkurrenten wie AOL, Freenet oder Arcor ein "zeitunabhängiges Pauschalentgelt, eine so genannte Flatrate, für den Zugang zum Internet" anbieten.

    Was Scheurle in nüchternem Bürokratendeutsch verkündete, ist in Wahrheit eine mittlere Revolution auf dem deutschen Internet-Markt – und eine schwere Hypothek für die Telekom. Die hatte ihren Konkurrenten zwar auch bisher schon Leitungen für die Nutzung des Internet zur Verfügung stellen müssen, abgerechnet wurde die jedoch penibel genau nach benutzten Minuten. Je nach Uhrzeit und abgenommener Menge verlangt der Ex-Monopolist von den Konkurrenten zwischen gut einem und 1,9 Pfennig pro Minute. Den Kunden der Telekom-Tochter T-Online hingegen unterbreitete das Unternehmen das Angebot, sich für 79 Mark im Monat nach Herzenslust und ohne lästigen Blick auf die tickende Uhr im World Wide Web zu tummeln.

    Das sei, wetterten die Konkurrenten, eine klare Wettbewerbsverzerrung und legten bei der Bonner Regulierungsbehörde Beschwerde ein – mit Erfolg. Spätestens in drei Monaten muss die Telekom nun auch ihren unmittelbaren Wettbewerbern ein solches Modell anbieten, zu Großhandelspreisen, versteht sich. Mit dieser Entscheidung, jubelte AOL, der größte Internet-Konkurrent der Telekom in Deutschland, würden deutlich niedrigere Internet-Preise in Deutschland möglich. Auch Industrie und Politik feierten den Schritt als "Durchbruch für die Verbraucher" und als Möglichkeit, bei der Internet- Nutzung endlich zu Ländern wie den USA aufzuschließen.

    Das könnte sich schon bald als Trugschluss herausstellen. Und das nicht nur, weil die Telekom bereits Einspruch angekündigt hat und mit neuen Tarifen ohnehin frühestens im Sommer nächsten Jahres zu rechnen ist. Schlimmer wiegt die Tatsache, dass herkömmliche Telefonnetze für den massenhaften Internet- Verkehr, der durch die massenhafte Einführung der Flatrate zu erwarten ist, gar nicht ausgelegt sind. So musste AOL erst vergangene Woche sein Flatrate-Angebot in Frankreich während der Spitzenzeiten auf deutlich kürzere Nutzungsintervalle für die Kunden zusammenstutzen, weil die Netze ständig zusammenbrachen.

    Auch in Deutschland gestaltet sich der Zugriff über normale ISDN-Leitungen zu Stoßzeiten schon jetzt quälend langsam. In Ballungszentren wie dem Ruhrgebiet brachen im Sommer sogar schon unter Normalbedingungen reihenweise Einwahlknoten zusammen, weil die Vermittlungstechnik nicht auf die Übertragung von Internet- Datenpaketen, sondern auf Telefongespräche ausgerichtet ist.

    Zwar wäre eine Erweiterung der Kapazitäten theoretisch möglich. Doch effizient wäre sie nicht. Denn die Milliarden, die Telekom-Chef Sommer dafür in zusätzliche Vermittlungstechnik und Computersysteme stecken müsste, wären anderswo deutlich besser investiert – selbst wenn er einen Teil davon über die Einkaufspreise der Internet-Provider wieder zurückbekommt.

    Unbestritten ist der Zugang zum Internet über normale Telefonleitungen ein Auslaufmodell. Die Zukunft gehört breitbandigen Netzen wie ADSL, die die Telekom seit gut einem Jahr mit Milliardenaufwand ausbaut. Schon jetzt steht die Technik in zahlreichen Großstädten zur Verfügung. Bei deutlich besserer Qualität und höheren Übertragungsraten als auf dem Telefonnetz bietet die Telekom beispielsweise eine Flatrate für 49 Mark an, einige Konkurrenten wie Arcor, die ein eigenes Netz aufbauen, liegen mit 39 Mark sogar noch darunter.

    Doch längst nicht alle Wettbewerber der Telekom sind bereits in der Lage, die neue Technik anzubieten. Hauptkonkurrent AOL beispielsweise wird seinen Kunden erst mit einer überarbeiteten Zugangssoftware in einigen Monaten einen breitbandigen Zugang bereitstellen können. "Bis dahin", vermutet ein hochrangiger Telekom- Manager als eigentlichen Grund der Beschwerde, "sollen wir daran gehindert werden, unser ADSL-Angebot weiter auszubauen, indem wir Milliarden in die veraltete Technik investieren müssen."



    RegTP: Scheurle wechselt in die Wirtschaft

    Der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle, wird zum Jahreswechsel sein Amt niederlegen. Ihn lockt offenbar ein hochdotierter Job.

    Aus:
    Spiegel Online – 23. November 2000, 20.34 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    FRANKFURT AM MAIN/MÜNCHEN. Scheurle (CSU) werde zum Jahresende zurücktreten und in die Privatwirtschaft wechseln, bestätigte das Bundeswirtschaftsministerium heute Abend in Berlin. Bis zur Ernennung eines neuen Präsidenten soll die Regulierungsbehörde kommissarisch vom Vizepräsidenten, Matthias Kurth (SPD), geführt werden. Scheurle wird nach Angaben des Ministeriums am 20. Dezember verabschiedet.

    In der Ministeriumsmitteilung hieß es, Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) habe "mit Überraschung und Bedauern" von dem geplanten Rücktritt Kenntnis genommen. Das Ministerium nannte keinen Grund für den Rücktritt [Ed: hm, sie sollten aber von dem Riesenstreit im Vorfeld des Post- Börsengangs wg. der Briefporto- Deregulierung wissen]. Scheurle war heute für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

    Neuer Arbeitgeber Scheurles solle die Münchner Unternehmensberatungsfirma Roland Berger werden, berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer Freitagsausgabe [24.11.2000]. Ein Sprecher der Regulierungsbehörde sagte dazu, wegen des allgemeinen öffentlichen Interesses wolle sich der Präsident der Regulierungsbehörde am kommenden Montag zu den Berichten äußern [Ed: das ZDF (Heute-Journal) sagt, er geht zur Investmentbank Credit Suisse First Boston].

    Wie die Süddeutsche Zeitung weiter schrieb, habe sich Scheurle nach der erfolgreichen Auktion der UMTS-Mobilfunklizenzen zu diesem Schritt entschlossen, um sich zu einem günstigen Zeitpunkt seinen Ruf als renommierter Liberalisierer des Telekom-Marktes mit einem besser dotierten Job zu vergolden. Angeblich soll sein Jahresgehalt bei Roland Berger mehr als eine Million Mark betragen.

    Auch der zweite Vizepräsident der Behörde, Gerhard Harms (FDP), wird dem Zeitungsbericht zufolge seinen Posten zur Verfügung stellen. Dieser würde dann mit einem CDU-nahen Kandidaten besetzt. Ein Mitglied der Grünen könnte Nachfolger von Kurth werden.



    „Ich bin kein Frühstücksdirektor“

    Telekom-Chef Ron Sommer über den Kurssturz der T-Aktien, die Personalprobleme bei T-Online und den globalen Konkurrenzkampf

    Auszug aus:
    Der Spiegel – 48/2000, 27. November 2000, Seite 116–120 (SPIEGEL-Gespräch) mit KLAUS-PETER KERBUSK und FRANK DOHMEN in Berlin. [Original]

    (...)

    SPIEGEL: Außer den Personalien haben Sie noch ein paar andere aktuelle Probleme, etwa die Flatrate, die Ihnen die Regulierungsbehörde jetzt beschert hat. Werden Sie bis Februar allen Konkurrenten den Zugang zum Internet zu einem Pauschalpreis anbieten?

    Sommer: Was die Behörde genau fordert, ist mir noch nicht ganz klar. Aber wenn meine Befürchtungen zutreffen, geht es quasi um eine Enteignung der Deutschen Telekom, und dagegen würden wir massiv vorgehen.

    SPIEGEL: Inwiefern Enteignung?

    Sommer: Lassen Sie es mich an einem Beispiel verdeutlichen. Wenn ich mich heute auf die Straße stelle und verkünde, ich würde gerne jeden Deutschen mit einem Mercedes-Benz für 5000 Mark beglücken, dann würde ich viel Applaus kriegen. Dann sage ich: Vorausgesetzt, Jürgen Schrempp verkauft sie mir für 1000 Mark, und wenn er das nicht kann, muss der Staat ihn dazu zwingen. Beim Auto erkennt jeder sofort, wie absurd das ist. Wenn ein Konkurrent wie America Online eine ähnlich populistische Forderung für die Benutzung des Internets aufstellt, wundert sich keiner.

    SPIEGEL: Kritiker werden Ihnen entgegnen: Das sind gar nicht die Netze der Telekom. Die haben Sie bei der Privatisierung quasi als Mitgift erhalten.

    Sommer: Wenn heute jemand noch immer behauptet, das sind vom Steuerzahler bezahlte, seit hundert Jahren abgeschriebene Netze, dann versteht er wenig von der Materie. Wir haben in den letzten zehn Jahren 150 Milliarden Mark in die Netze investiert. Wir haben die modernsten Netze der Welt, aber für Millionen von Internet-Surfern, die ständig online sind, reicht die Kapazität bald nicht mehr. Dann könnte es passieren, dass Sie demnächst den Notruf nicht mehr erreichen. Dann möchte ich sehen, was in Deutschland los ist. [Dazu der IOT-Kommentar]

    SPIEGEL: Erwarten Sie, dass die Telekom nach dem Rücktritt von Klaus-Dieter Scheurle als Chef der Regulierungsbehörde weniger hart angefasst wird?

    Sommer: Ich meine, dass die Regulierungsbehörde einen guten Job gemacht hat, zumindest aus Sicht der Jahre 1996/97 und aus der damaligen Erwartung, wie Wettbewerb entstehen wird. Wir werden auch weiter offen und konstruktiv mit der Behörde zusammenarbeiten. Wir haben heute den offensten Markt der Welt: Catch as catch can! Alles, was erfunden wurde, um Märkte zu öffnen gegen einen übermächtigen Ex-Monopolisten, ist in Deutschland seit Januar 1998 möglich.

    SPIEGEL: Damit wurde nur ein Beschluss der EU verwirklicht.

    Sommer: Aber die anderen Länder haben sich deutlich mehr Zeit gelassen, und viele Dinge, die in Deutschland selbstverständlich sind, gibt es in Frankreich, Spanien oder England heute noch nicht. In Deutschland hat der Regulierer seine Aufgabe also weitgehend erledigt, nun ist die Politik wieder an der Reihe.

    SPIEGEL: Was sollte der Gesetzgeber tun?

    Sommer: Wir haben zwei Probleme. Das eine heißt: Wenn der Markt offen ist, wie baut man dann die Regulierung ab und wie überträgt man die Aufsicht in das allgemeine Wettbewerbsrecht? Zweitens geht es darum, für gleiche Wettbewerbsbedingungen zu sorgen. Es kann nicht angehen, dass mich das deutsche Telekommunikationsgesetz zwingt, einem Wettbewerber wie British Telecom oder France Télécom etwas unter unseren eigenen Kosten zur Verfügung zu stellen, und sich nicht darum kümmert, dass ich in England oder Frankreich die gleiche Leistung überhaupt nicht bekomme oder nur zu deutlich höheren Preisen. Das ist extrem unfair.

    SPIEGEL: Meinen Sie nicht, dass die rasche Deregulierung dazu beigetragen hat, dass die Telekom schneller wettbewerbsfähig wurde als andere Monopolisten?

    Sommer: Schon, aber ich bitte ja auch nicht um Schonung, sondern fordere nur gleiche Wettbewerbsbedingungen zumindest in der EU, gar nicht zu reden von Amerika. Unser Börsenwert wäre dramatisch höher, wenn wir faire Verhältnisse hätten. (...)



    RegTP: Mehr Freiheit für Sommer

    Nach dem Weggang von Klaus-Dieter Scheurle ist der Weg frei. Die Monopolaufsicht soll zurückgestutzt werden.

    Aus:
    Spiegel Online – 30. November 2000, 17.07 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG. Nach dem Wechsel Klaus-Dieter Scheurles in die Privatwirtschaft werden erste Umrisse eines Politikwechsels erkennbar. Wie die Financial Times Deutschland berichtet, hat das Bundesfinanzministerium in einem Schreiben an das Bundeswirtschaftsministerium mehr Freiheiten für die Telekom und die Post gefordert. Ihr vorrangiges Ziel: der arg gebeutelten T-Aktie wieder Auftrieb zu verleihen.


    Matthias Kurth:
    Uhren laufen jetzt anders

    Damit gerät die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post zunehmend unter politischen Druck, die Deutsche Telekom auf einigen Teilmärkten so schnell wie möglich aus der Marktregulierung zu entlassen. [t-off: Teile und herrsche]

    Dazu gehören unter anderem Ferngespräche in die USA, in die Türkei und nach Dänemark. In diesem Segment fühlt sich Telekom-Chef Ron Sommer benachteiligt, weil die Telekom keine marktbeherrschende Stellung mehr ausübt. Immerhin betrage der Marktanteil der Konkurrenten inzwischen mehr als 50 Prozent.

    Auch im Großraum Berlin ist nach Überzeugung der Telekom- Verantwortlichen der Konkurrenzdruck so stark, dass der Telekom freie Hand bei der Preisgestaltung zugebilligt werden muss. Ein entsprechender Antrag liegt bereits bei der Regulierungsbehörde vor.

    Experten gehen davon aus, dass die Entscheidung, die für Anfang 2001 erwartet wird, im Sinne des Bundesfinanzministeriums ausfallen wird. Denn als Nachfolger von Scheurle ist der derzeitige Vizepräsident Matthias Kurth im Gespräch, ein enger Vertrauter von Finanzminister Hans Eichel. [mehr]

    [DER SPIEGEL: "Fatales Signal"]



    EU einigt sich auf Öffnung der Ortsnetze

    Europas Telefongesellschaften werden sich auf neue Preiskämpfe einstellen müssen. Brüssel macht den Weg frei für mehr Konkurrenz in den europäischen Ortsnetzen.

    Aus:
    Spiegel Online – 5. Dezember 2000, 19.00 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BRÜSSEL. Ab kommendem Jahr wird die Konkurrenz in Europas Telefon-Ortsnetzen zunehmen. Bis Jahresende sollen dort die Monopole fallen. Die verantwortlichen EU-Minister verabschiedeten heute in Brüssel einen entsprechenden Beschluss, teilte die EU-Kommission mit.

    Die EU-Länder sind verpflichtet, die Ortsnetze bis Jahresende [2000] zu öffnen. Die Preise bei der "letzten Meile" sind für das Internet von zentraler Bedeutung, da sich die Nutzer meist bei lokalen Nummern ihres Anbieters einwählen. Gespräche und das Surfen im Internet werden demnach ab 2001 billiger.

    Lokale und regionale Telefonnetze sind in Europa vielfach noch in der Hand von Staatskonzernen oder früheren Branchen-Monopolisten. Ortsnetze sind deshalb oft noch nicht voll liberalisiert. Auf diesem Gebiet ist Deutschland nach früheren Angaben bereits weit fortgeschritten.

    Von der Neuregelung sollen wichtige Impulse auf Industrie und das Internet ausgehen. Geöffnete Ortsnetze gibt es laut EU-Kommission bereits in Österreich, Dänemark, Finnland, Italien, Deutschland und den Niederlanden. Frankreich, Spanien, Irland und Großbritannien planen nach früheren Angaben Regelungen für Januar 2001.



    Falsche Zahlen bei der Telekom?

    Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt seit Monaten gegen den früheren Finanzvorstand der Deutschen Telekom Joachim Kröske und weitere Manager des Unternehmens.

    Aus:
    Spiegel Online – 9. Dezember 2000, 16.49 Uhr und Der Spiegel – 50/2000, 11. Dezember 2000, Seite 79 (Trends). [Original]

    BONN. Der Verdacht lautet Falschbilanzierung und Kapitalanlagebetrug. Kröske, der bei der Staatsanwaltschaft als "Hauptbeschuldigter" geführt wird, soll möglicherweise ein Jahr vor dem Telekom- Börsengang 1996 die insgesamt 35.000 Immobilien des Unternehmens um mehrere Milliarden Mark zu hoch bewertet zu haben.

    Auslöser der Ermittlungen (Az: 42JS 108/2000) sind unter anderem ein Hinweis des Würzburger Aktionärsschützers Ekkehard Wenger an die Staatsanwaltschaft und ein Brief des ehemaligen Chefs der Telekom-Immobilien-Tochter DeTeImmobilien Frerich Görts an den Telekom-Aufsichtsrat Helmut Sihler. Darin hatte Görts, der mittlerweile zu dem laut Staatsanwaltschaft "sehr komplexen Sachverhalt" vernommen wurde, 1998 eine "krasse Falschbewertung" der Immobilien angeprangert. Görts musste kurz darauf gehen.

    Das Unternehmen, in dessen Hauptzentrale die Staatsanwaltschaft einen Raum mit Akten unter Verschluss hält, weist die Vorwürfe nach wie vor energisch zurück.




    Weitere Services im Rahmen des Archivs "t-off" von khd
  • Seite 1: Leitseite = t-off
  • Seite 2: Tarife & Rabatte
  • Seite 3: Pannen der Telcos
  • Seite 4: Protest-Infos
  • Seite 5: Politik & Gesetzgebung
  • Seite 6: Digitalien & Multimedia
  • Telekomien – Pannen der Telcos
  • Aus Leserbriefen
  • Reports
  • Internet
  • Suchen im Archiv
  • Das Archiv von t-off
  • TK-Chronik pt.1 pt.2
  • TK-Abkürzungen
  • TK-Quellen
  • TK-Themen Politik
  • Struktur des Archivs (Site-map)
  • Homepage von khd t-off
  • Hier gibt es keine gekauften Links!

      Zum Teil 27

    © 2000-2002 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 20.12.2009 12.26 Uhr