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F L A T R A T E SUMTS: Kosten erheblich unterschätzt
Neue Hiobsbotschaft für die Telefongesellschaften: Der Aufbau von UMTS-Netzen könnte mehr als doppelt so viel kosten wie eingeplant, warnt eine britische Unternehmensberatung.
Aus: Spiegel Online 11. Dezember 2000, 12.32 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG. Die Unternehmensberatung Quotient Communications schätze die tatsächlichen Kosten für die Errichtung der multimedia- und internetfähigen Infrastruktur auf europaweit rund 340 Milliarden Euro, berichtete die Financial Times Deutschland heute. Bisher seien nur rund 150 Milliarden Euro eingeplant.
Viele Unternehmen unterschätzten die tatsächlichen Kosten "erheblich", zitierte die Zeitung den Chef von Quotient Communications, Rodney Stewart. Sie setzten vor allem die Zahl der Übertragungsmasten zu niedrig an, die für den Volllastbetrieb eines UMTS-Netzes benötigt würden.
AOL bittet T-Online um Rückendeckung bei der Telekom
Was für eine Web-Opera: Die beiden großen Konkurrenten am Providermarkt üben den Schulterschluss, um bei der Telekom doch noch die Flatrate durchzudrücken und zwar für alle Anbieter. Ob T-Online bei der eigenen Konzernmutter Gehör findet? Ob Sommer weich wird? Ob das alles schon abgesprochen ist?
Aus: Spiegel Online 12. Dezember 2000, 18.48 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG/KÖLN. Der Online-Dienst AOL will gemeinsam mit T-Online günstige Internet- Pauschaltarife bei der Telekom für alle Wettbewerber durchsetzen. Das berichtete das Wirtschaftsmagazin Capital heute vorab. In einem Schreiben an den künftigen Vorstandsvorsitzenden von T-Online, Thomas Holtrop, forderte danach AOL- Chef Uwe Heddendorp einen monatlichen Pauschaltarif für das Surfen im Internet von unter 50 Mark.
Hierfür solle sich Holtrop bei seinem Aufsichtsratschef und Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom, Ron Sommer, einsetzen. Ein Sprecher von AOL bestätige auf Anfrage das Schreiben an Holtrop. Bei einem Endkundenpreis von 50 Mark müsste die Telekom laut Capital für den Internet- Zugang ihren Wettbewerbern eine Pauschale von rund 20 Mark pro Monat gewähren.
Bislang zahlen die Internet-Anbieter knapp 2 Pfennig pro Minute. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hatte die Telekom vor wenigen Wochen angewiesen, den Online- Diensten ab Februar 2001 eine so genannte Großhandelspauschale anzubieten. Die Telekom befürchtet dagegen durch Dauersurfer eine Überlastung ihrer Netze und eine Verlagerung des wirtschaftlichen Risikos auf den Netzbetreiber.
Telekom-Chef Ron Sommer deutete unlängst allerdings an, dass das Unternehmen mit Internet- Pauschaltarifen nach dem britischen FRIACO- Modell [t-off berichtete über FRIACO 1] leben könne. Sie sieht Pauschaltarife beim Internet- Zugang auf der Basis von angemieteten Kapazitäten vor. Damit würde künftig nicht mehr nach Minuten, sondern nach einem Festpreis abgerechnet und das Surfen im Internet für die Endkunden attraktiver gemacht.
12.12.2000 (t-off). Überrascht zeigte sich die Telekom vom jetzigen AOL-Vorstoß: "Wir haben überhaupt keine gemeinsamen Ziele mit AOL", sagte Telekom- Sprecher Ulrich Lissek gegenüber dpa. Auch sei bei Holtrop bislang kein Brief von Heddendorp eingegangen. Der AOL-Chef habe offenbar den Sinn für die Realitäten verloren. [mehr]
F L A T R A T E - O F F E R T ETelekom: Die Großhandels-Flatrate kommt
Noch vor Ablauf der von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post gesetzten Frist sagt die Telekom eine Großhandels-Flatrate zu. Ron Sommer bleibt bei seinem Preismodell: Ab 15. Dezember gibt es bei der Telekom "britische Konditionen".
Aus: Spiegel Online 14. Dezember 2000, 16.58 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Die Deutsche Telekom wird Anbietern von Online-Diensten einen so genannten Großhandelspauschaltarif für Vorleistungen zur schmalbandigen Internet-Nutzung offerieren. Wie der Konzern heute bekannt gab, orientiert sich das neue Angebot am bereits bestehenden britischen Modell [Ed: aber nur am FRIACO-Modell 1, das nur vom Endkunden bis zur lokalen Vermittlungsstelle funktioniert, was in Britannien bei den ISPs Kritik hervorrief und dann im November zum erweiterten FRIACO-Modell 2 führte].
Der Pauschalpreis für die Internet-Nutzung beträgt dabei pro [Primär-Multiplex-] Anschluss [mit 30 Kanälen zu 64 kBit/s] 4.800 Mark monatlich beziehungsweise 57.600 Mark jährlich. Das Vorleistungs- Angebot entspreche einem Pauschalpreis pro Endkunde, der deutlich unter der von den zuständigen Behörden geforderten Preisobergrenze liege, erklärte die Telekom.
Mit der Flatrate könnten die Online-Dienste dann neue, maßgeschneiderte Endkundenangebote entwickeln. Die Telekom betonte zugleich, trotz des neuen Flatrate- Angebots im Schmalbandbereich vertrete man weiter die Auffassung, dass durch die Vorgaben der Regulierungsbehörde die Weichen für den Zukunftsmarkt Internet falsch gestellt würden.
Die Deutsche Telekom verwies darauf, dass mit dem jetzigen Angebot für Online- Dienste eine Großhandels- Flatrate sehr viel schneller eingeführt werde, als von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post gefordert. Mit der Flatrate seien für die Telekom "erhebliche finanzielle Risiken" durch die kurzfristige Bereitstellung der erforderlichen Netztechnologie und die Bereitstellung der Anschlüsse für Online- Dienste verbunden. Der Bonner Konzern unterstrich, dass es durch die Flatrate nicht zu weiteren Netzengpässen kommen dürfe und der Telefonverkehr aufrechterhalten bleiben müsse.
Daher müsse es Absprachen mit den interessierten Online- Diensten geben. Ziel sei es, Planungssicherheit bei der technischen Realisierung zu ermöglichen und zudem das Netz entsprechend anpassen zu können. Die neue Flatrate kann von den Online- Diensten an den rund 1600 so genannten Teilnehmervermittlungsstellen der Telekom in Anspruch genommen werden. [mehr] [noch mehr] [FRIACO 1 unworkable]
ISP: Der Preis ist zu hoch
Die meisten Online-Dienste haben das Flatrate-Angebot der Deutschen Telekom als zu teuer kritisiert. Kleine Anbieter könnten sich die nötigen Investitionskosten nicht leisten und blieben zwangsläufig auf der Strecke.
Aus: Spiegel Online 15. Dezember 2000, 11.05 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG. Im Wesentlichen streiten sich die T-Online-Konkurrenten und die Telekom um die Frage, wie die so genannte "last Mile" zu definieren ist. Für den ehemaligen Monopolisten ist die Frage klar beantwortet: Vom Anschluss des Kunden bis zur Ortsvermittlungsstelle [= Oftels FRIACO 1]. Ergo legte der rosa Riese nur dafür ein Flatrate-Angebot vor. Für die Telekom sind damit die von Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) auferlegten Wettbewerbsentzerrungen erfüllt.
Ab dem 15. Dezember will die Telekom einen Pauschaltarif für einen zeitlich unbeschränkten Internet- Zugang anbieten. Der Preis für einen solchen Anschluss soll 4.800 Mark pro Monat betragen. Auf einer Zwei-Megabit-Datenleitung könnten dann 30 Endkunden gleichzeitig im Netz surfen. In der Branche wird allerdings davon ausgegangen, dass wegen unterschiedlicher Nutzungszeiten bis zu 300 Flatrate- Surfer gleichzeitig eine Leitung nutzen wollen. Dabei kann es passieren, dass mancher Kunde ein Besetztzeichen bekommt, wenn die Leitung voll ist.
Die Telekom-Offerte gilt nur zwischen Hausanschluss und Ortsvermittlungsstelle, von denen es rund 1.600 in Deutschland gibt. Die Online-Dienste stützen sich mit ihrem Angebot aber bislang auf die rund 475 regionalen Vermittlungsstellen der Telekom. Dort schalten sie ihre eigenen Einwahlknoten auf, so dass ihre Kunden sich ins Internet einwählen können. Deshalb versteht die T-Online-Konkurrenz die Verbindung zwischen Hausanschluss und regionaler Vermittlungsstelle als "last mile".
Das Angebot der Telekom sei eine Scheinofferte, kritisiert der Geschäftsführer des Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), Jürgen Grützner. Die Online-Dienste und Provider wären bei dem Flatrate-Angebot gezwungen, mit hohem Kostenaufwand im Ortsbereich ein "Parallelnetz" zur Telekom zu schaffen. "Die Investitionen dafür wären so hoch, dass sich das Angebot nicht rechnet." [Ed: hm, warum nicht gleich FRIACO 2 wie bei BT?]
Wahrscheinlich können die Online-Dienste die Investitionskosten allerdings umgehen. Die Telekom könnte zusätzlich pauschal Datenleitungen zwischen Orts- und regionaler Vermittlungsstelle anbieten. Doch das würde die Kosten der Online-Anbieter erhöhen. Der anvisierte Flatrate-Preis in einer Spanne von 50 bis 80 Mark wäre nicht zu halten [Ed: hm, im UK geht's doch auch mit rund 48 DM/Monat].
"Das Angebot muss deutlich modifiziert werden, damit Wettbewerbsgleichheit herrscht", forderte Julian Riedlbauer, Vorstandsmitglied des Online- Anbieters AddCom. "Der Weg ist richtig, aber der Preis ist zu hoch", stieß AOL-Sprecher Carsten Meincke in das gleiche Horn. Sein Chef, Uwe Heddendorp, sah in dem Angebot den Versuch der Telekom, "ihre ohnehin monopolistisch geprägte Position in einem entscheidenden Teil des Telekommunikationsmarktes zu zementieren."
Debitel war in der Beurteilung der Offerte vorsichtiger. Man wolle erst einmal die Preise der Telekom genau prüfen, sagte ein Debitel-Sprecher. Außerdem müsse geprüft werden, wie die Umsetzung reibungslos funktionieren könne.
Die Telekom will die Aufregung offenbar nicht verstehen. Man sei mit dem vorgelegten Angebot unter den von der Regulierungsbehörde als Obergrenze angesetzten Preisen geblieben, lobte ein Telekom-Sprecher sein Unternehmen. Der VATM sei dagegen so in altem Denken verhaftet, dass die Phantasie fehle, sich auch Mischmodelle vorzustellen. Mit dem nun vorgelegten Angebot gebe die Telekom den Onlinediensten eine Art Baukasten, mit dem diese sich selbst ein Flatrate-Angebot für ihre Kunden zusammenstellen könnten. Dabei könne es durchaus auch mehrere Pauschaltarife geben.
Möglich seien beispielsweise Mischkalkulationen, in die die Unternehmen auch Festverbindungen oder die alte Minutenabrechnung einfließen lassen könnten, so der Telekom-Sprecher. Denkbar seien auch Kooperationen zwischen verschiedenen Diensten.
Die Regulierungsbehörde schweigt zu der neuen Auseinandersetzung. Die Telekom genieße Vertragsfreiheit bei den Internet- Tarifen, hieß es. Man könne die von der Telekom verlangten Preise nur nachträglich überprüfen. Details der Vereinbarung wolle die Telekom der Regulierungsbehörde in der kommenden Woche vorstellen.
Digital-TV kommt schon 2002
Die gute Nachricht vorab: Das Ende des analogen Fernsehens ist nah, meint Norbert Schneider, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten. Bald werde Fernsehen mehr zu bieten haben. Die schlechte Nachricht: TV wird teurer.
Aus: Spiegel Online 20. Dezember 2000, 13.21 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]DÜSSELDORF. Die flächendeckende Versorgung mit digitalem Fernsehen und Telediensten in Deutschland erwarten die Landesmedienanstalten bereits ab 2002. Als erstes werde die Aufrüstung des Kabelnetzes durch Privatinvestoren in Nordrhein- Westfalen erfolgen. Ein Pilotprojekt soll bereits Mitte 2001 im Raum Düsseldorf abgeschlossen sein. Eine weitgehende Versorgung werde voraussichtlich ein Jahr später in NRW erreicht.
"Im Moment sind von der Deutschen Telekom Mehrheitsanteile an Privatinvestoren in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen verkauft", sagt Norbert Schneider.
In einer Reihe weiterer Länder seien die Verhandlungen schon so weit, dass es in nächster Zeit zu Abschlüssen kommen könne. In Deutschland werde es deshalb eine zeitlich gestaffelte Entwicklung bei der Aufrüstung der Kabelnetze geben. Die Arbeiten würden aber sicher zügig vorangehen. Die Gesellschaften, die Milliarden in den Netzkauf investieren, seien naturgemäß daran interessiert, so schnell wie möglich ihr Geld wieder zu verdienen.
TV wird teurer
"Dem Nutzer wird bald mehr geboten", betont Schneider. Es solle sich aber niemand täuschen. "Wer die neuen Angebote nutzen will, muss auch mehr zahlen." Fernsehen werde nicht so billig bleiben wie bisher. "Es wird aber jedem frei bleiben, was er an persönlichem Medienbudget aufwenden will."Beim schwierigen Übergang vom analogen zum digitalen Fernsehen wollen die Landesmedienanstalten künftig eine Moderatorenrolle übernehmen. "Die Übergangsphase wird nicht ohne Opfer gehen", betont Schneider. Beim analogen Fernsehen werde es weiterhin und verschärft Kapazitätsprobleme geben. Eine Lösung hätten die Landesmedienanstalten nicht anzubieten.
Es funktioniere aber nicht wie beim Kabelnetz in Leipzig, wo das Mainzer Unternehmen Primacom Vollprogramme wie VOX oder Kabel 1 einfach aus dem analogen Netz genommen und gegen Gebühr ins digitale Kabel gestellt habe. Die Beteiligten müssten im Interesse von Konsenslösungen viel stärker miteinander kommunizieren, fordert Schneider.
F L A T - R A T EScheurle geht, Regulierung bleibt
Bundeswirtschaftsminister Werner Müller verabschiedet Oberregulierer Klaus-Dieter Scheurle und erteilt Sommers Wunsch nach Artenschutz für die Telekom eine Absage.
Aus: Spiegel Online 20. Dezember 2000, 19.27 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Müller bekräftigte, dass die gegenwärtige Politik in der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post kontinuierlich fortgesetzt wird. Bei allem Verständnis, das er für die regulierten Unternehmen Deutsche Telekom und Deutsche Post habe, werde es keine grundsätzliche Änderung des Telekommunikationsgesetzes bis zum Jahr 2002 geben. Müller betonte mit Blick auf die jüngste Kritik von Telekom-Chef Ron Sommer an der Regulierungspolitik, er habe so manche "sommerliche Wünsche im Winter" gehört, die er aber nicht erfüllen werde.
Der Wirtschaftsminister sprach sich für den gegenwärtigen Behördenvizepräsidenten Matthias Kurth (SPD) als Scheurles Nachfolger aus. Die Behörde werde mit Kurth einen "exzellenten Präsidenten" haben. Zu der Neubesetzung des Vizepräsidentenpostens wollte sich Müller nicht äußern. Zunächst müsse dieser ein Fachmann sein. Darüber hinaus könne er auch einer Partei angehören. Für die Neubesetzung der Spitzenposten der Regulierungsbehörde hat der Beirat ein Vorschlagsrecht. Ernannt werden die Spitzenkräfte vom Kabinett.
P A Y - T VDeutsche Telekom zieht vor den Kadi
Die Deutsche Telekom hat ihre Drohung wahr gemacht: Das Unternehmen reichte eine Klage gegen die Flatrate-Entscheidung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post ein.
Aus: Spiegel Online 21. Dezember 2000, 18.46 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Man wolle in zwei Verhandlungen die Weisung der Regulierungsbehörde gänzlich zu Fall bringen, sagte ein Telekom-Sprecher. Mit einem Eilverfahren solle verhindert werden, dass die Forderung der Aufsichtsbehörde zur Angleichung der Internet-Verbindungspreise zu Haupt- und Nebenzeiten ausgesetzt werde. Im eigentlichen Hauptverfahren solle dann die Rechtmäßigkeit der Flatrate-Entscheidung geklärt werden.
Die Weisung der Regulierungsbehörde stelle einen unzulässigen Eingriff in die unternehmerische Freiheit dar, sagte der Sprecher. Bislang habe die Behörde bei der Einführung von neuen Tarifen nicht eingegriffen, und die Telekom wolle mit den Gerichtsverfahren verhindern, dass sie es in Zukunft tue.
Berthold Clausing, Sprecher des Verwaltungsgerichts in Köln, wo die beiden Anträge eingingen, sagte: Wann mit einer Entscheidung zu rechnen sei, sei nicht absehbar. Sollte aber der Eilantrag durchkommen, könne das Verfahren in einen langen Prozess münden.
Der rosa Telefonriese will sein Flatrate-Angebot an seine Mitbewerber trotz der juristischen Scharmützel offenbar aufrecht erhalten. Telekom-Vorstandsmitglied Gerd Tenzer sagte, unabhängig von der formalen Richtigkeit der Entscheidung gelte die Offerte. Man sei der Überzeugung, dass Flatrate- Angebote notwendig seien und "vorübergehend eine sinnvolle Maßnahme zum Netzausbau" seien. Telefonleitungen mit hohen Übertragungsraten (DSL) seien kurzfristig nicht realisierbar, räumte Tenzer ein. Die Telekom verlangt nach seinen Worten Planungssicherheit beim Netzausbau, um unnötige Investitionen zu vermeiden.
Beim Online-Anbieter AOL Europe konnte der Gang der Telekom vor Gericht nicht nachvollzogen werden: "Es ist ein sehr merkwürdiger Vorgang, den wir mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen", so ein Sprecher. Die Telekom streue damit Sand in die Augen der Verbraucher und diskreditiere die Arbeit der Regulierungsbehörde.
L E T Z T E M E I L Ed-Box: Die Chaos-Kiste
Ein von der Münchner Kirch-Gruppe in Auftrag gegebenes TÜV-Gutachten belegt: Mit der d-Box ist im digitalen Fernsehen ein Pannengerät im Einsatz.
Aus: Der Spiegel 52/2000, 25. Dezember 2000, Seite 106108 (Medien). [Original]Da ist er wieder in den deutschen Kaufhäusern und Elektronik-Supermärkten, der Kasten, der das Fernsehen verändern soll. Flankiert von großen Schildern in Rot und Gelb, wird er mit großen Sprüchen umworben: "Weihnachten gibt's jedes Jahr dieses Angebot nur jetzt!"
Die geballte Marketingkraft gilt dem Pay-TV-Sender Premiere World und seinem TV-Zusatzgerät "d-Box" es soll jetzt endlich, im fünften Jahr des Bestehens, zum Hit werden, zu einer Art Volksbox für die Glotze der Zukunft. Nur damit kann das digitale Premiere- Fernsehen des Münchner Medienunternehmers Leo Kirch empfangen werden, dessen rund 40 Pay-TV- Kanäle dem Zuschauer eine enorme Vielfalt versprechen.
Doch ob aus dem Milliardenprojekt jemals ein Geschäft wird, ist noch immer höchst fraglich und das liegt eben vor allem an vielen Problemen mit der Software des Zauberkastens.
Wie es mit dem Decoder d-Box wirklich aussieht, offenbart "streng vertraulich" ein Abschlussbericht über das "wirtschaftliche Schadenspotenzial durch Manipulation von Pay-TV-Empfangseinrichtungen" vom September dieses Jahres. Auf 32 Seiten hat im Auftrag der Kirch- Manager eine deutsche Institution den Apparat aus München analysiert der TÜV.
Es ging um Datensicherheit und den Schutz vor Hackern, aber auch technische Grundeigenschaften kamen zur Sprache. Ein Ergebnis der Studie: "Der KirchPayTV entstehen wirtschaftliche Schäden durch stark zunehmende Manipulationen im Rahmen des Empfangs von Pay-TV-Sendern, insbesondere Premiere World."
Bis 2004 belaufe sich der Schaden durch Piraterie auf 1,6 Milliarden Mark, ermittelten die TÜV-Prüfer über das Internet und einige Fachzeitschriften würden zahlreiche illegale Karten vertrieben, mit denen jeder gratis das Bezahlprogramm benutzen könne. Den Premiere- Managern seien auf diese Art im Jahr 2000 rund 90.000 potenzielle Kunden entgangen.
Das Decoder-System ist geknackt und kann, anders als von Kirch-Managern gern behauptet, offenbar auch nicht gegen Hacker- Angriffe neu geschützt werden. Rund zwei Prozent der Premiere- Abonnenten würden sich, ermittelte der TÜV, "auf manipulativem Wege zusätzliche Leistungen erschleichen" also die Plastik- Chipkarten, mit denen man Zugang zum Pay-TV bekommt, so verändern, dass etwa kostenpflichtige Spiele der Fußball-Bundesliga gratis gesehen werden können.
Piraterie bedeute eine "ernsthafte Bedrohung für jedes Unternehmen, das Inhalte über Netze anbietet", erklärt Kirchs Pay-TV-Chef Manfred Puffer dem SPIEGEL, das "Knacken" von Verschlüsselungscodes sei "weltweit ein beliebter Sport der Hacker-Communities". Puffer, der sein Amt Ende Oktober antrat: "Das TÜV-Gutachten soll uns bei der Abwehr dieser Angriffe und der Verfeinerung unserer Gegenmaßnahmen unterstützen."
Die Studie liefert aber auch ganz andere Erkenntnisse. Beispielsweise verglichen die TÜV-Fachleute an mehreren Stellen die erste Fassung des Kirch-Kastens ("d-Box1"), die nur noch gebraucht zu kaufen ist, mit der neuen Variante ("d-Box2"). Resultat: Die Probleme haben zu-, nicht abgenommen.
So bestätigten die von TÜV-Mitarbeitern vertraulich befragten Händler, dass die Leistung des ursprünglichen Modells wesentlich besser gewesen sei zum Beispiel, weil es einen "schnelleren Kanalwechsel, bessere Bildqualitäten, stabileren Betrieb ermöglichte".
Auch für die befragten Kunden ist die d-Box1 offenbar das bevorzugte Modell, jedenfalls laut TÜV-Gutachten: "Zunächst bietet die d-Box1 eine bessere Performance und ein stabileres Systemverhalten als die d-Box2. Weiterhin weist sie aus der Sicht der Anwender offensichtlich eine bessere Bedienbarkeit als die d-Box2" auf, heißt es in dem Papier.
Beispielsweise gäbe es keinen Steckplatz für Zugangskarten anderer Anbieter damit könnten Programme anderer Pay-TV-Anbieter nicht empfangen werden. Das Fazit des TÜV: "Es handelt sich um keinen offenen Standard." Auf den ehemaligen KirchPayTV-Chef Markus Tellenbach wirkte der Rüffel vom TÜV wie eine nachträgliche Bestätigung. Er habe sich schon lange über die permanenten Technikprobleme geärgert, erzählen Mitarbeiter denn die hatten und haben gravierende Auswirkungen.
Von rund 750.000 Kunden, die Premiere World im vergangenen Weihnachtsgeschäft mit massiven Werbeeinsätzen zum Probe-Abo lockte, sprangen 600.000 wieder ab. Häufigste Begründung: Probleme mit der Box. Nach wie vor dauert ein Kanalwechsel mehrere Sekunden. Wenn der ungeduldige Neueinsteiger daraufhin wie wild auf der Tastatur herumdrückt, gerät die Technik vollends aus dem Takt. Ergebnis: Der Zuschauer landet beim falschen Programm.
Manchmal friert das Bild beim Zuschauen auch einfach ein, etwa bei Fußball-Übertragungen. Und wer dann noch die von Premiere World vorgegebene Programmliste mit der Reihenfolge der Kanäle ändern will, muss sich auf ein langwieriges Frage-Antwort- Spielchen einlassen.
Auf versprochene Zusatzleistungen warten Kirchs Kunden seit langem, etwa auf den immer wieder angekündigten Zugang zum Internet über die d-Box. Jetzt heißt es, im nächsten Frühjahr soll die einfache Bestellung von exklusiven Spielfilmen auf Tastendruck möglich sein jedenfalls laut Manager Puffer: "Auf interaktive Anwendungen müssen unsere Kunden nicht mehr lange warten." Bislang müssen sie umständlich ein Callcenter anrufen, um ihre Order loszuwerden.
Die Kritik des TÜV wird durch ein ähnliches Gutachten der Stiftung Warentest gestützt. Die Handhabung der d-Box sei, "gelinde gesagt, sehr gewöhnungsbedürftig", bilanzierten auch deren Tester: "Wer die Langsamkeit digitaler Medien erforschen möchte, findet in der d-Box ein ideales Studienobjekt."
Die Konsequenz von Manager Tellenbach im Frühherbst: Er wollte einen neuen Decoder mit einer besseren Software bauen lassen billiger, schneller, einfacher. Gespräche mit den Firmen Galaxis und Technisat waren weit gediehen. Doch das war ein Affront gegen Gabor Toth, den Chef von Kirchs Technikfirma Beta Research. Sein Decoder sei immer auf dem neuesten Stand, verteidigt sich der ungarische Ingenieur, den Kunden würde über "Updates" jeweils die aktuelle Software überspielt.
Toth blieb, Tellenbach ging. Der Technikfanatiker hatte vor über zehn Jahren seinen Chef Leo Kirch überhaupt erst für das digitale Zukunftsfernsehen interessiert. Ohne eine rasche Kehrtwendung jedoch droht ein Desaster. Immerhin macht Premiere World dieses Jahr nach internen Zahlen knapp 1,3 Milliarden Mark Verlust (1999: minus 1,1 Milliarden Mark).
Die ursprünglich für Ende 2000 erwartete Zahl von 2,9 Millionen Abonnenten muss stark korrigiert werden, nach aktuellem Stand sind nur rund 2,35 Millionen Kunden zu erwarten. Schon im September waren 2,2 Millionen gemeldet worden. Hält die Flaute an, könnte bereits bald Kirchs Juniorpartner Rupert Murdoch zum Zug kommen und das deutsche Pay-TV-Geschäft übernehmen.
Der gebürtige Australier war im November 1999 bei Premiere World mit 24 Prozent eingestiegen. Den Kaufpreis von 2,9 Milliarden Mark zahlte der Tycoon jedoch nur gegen eine wichtige und für Kirch bedrohliche Option: Wenn das Pay-TV Ende 2001 die geplanten Ergebnisse um 20 Prozent verfehlt, was derzeit wahrscheinlich scheint, kann Murdoch sein Geld plus 12 Prozent Zinsen zurückfordern oder aber er darf dann die Kontrolle über KirchPayTV übernehmen.
Kirch muss also dringend innerhalb der nächsten Monate rund 500.000 Abonnenten gewinnen. Sein Befreiungsschlag setzt daher folgerichtig an der größten Schwachstelle des Pay-TV-Systems an: dem Decoder eben. Manager der Deutschen Telekom sollen helfen und eine einfache Version der d-Box entwickeln. Der Bonner Konzern übernimmt Anfang 2001 die Zustimmung des Bundeskartellamts vorausgesetzt für knapp 1 Milliarde Mark die Mehrheit an Kirchs Beta Research.
Bis es so weit ist, verkauft Kirch seinen Pannen- Decoder so günstig wie nie zuvor. Wer ein halbes Jahr lang Premiere World für 555 Mark abonniert, kann die umstrittene d-Box behalten. Für den TV-Unternehmer ein Verlustgeschäft allein in der Herstellung kostet das Gerät 600 Mark.
G E R I C H T S B E S C H L U S STelekom verwechselt Euro mit D-Mark
Die Kosten für die heiß umkämpfte letzte Meile im Ortsnetz sollen steigen zumindest für die Konkurrenten der Telekom. Doch die wollen das nicht einfach so hinnehmen.
Aus: Spiegel Online 28. Dezember 2000, 17.19 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]KÖLN. Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) hat den Plan der Deutschen Telekom scharf kritisiert, ab April von der Konkurrenz 17,40 Euro (rund 34 Mark) pro Monat für die Nutzung der so genannten letzten Meile zu kassieren. Offensichtlich verwechsele die Telekom Euro mit D-Mark, hieß es in einer heute verbreiteten Pressemitteilung.
Am Tag zuvor hatte die Telekom angekündigt, die Gebühren für letzte Meile erhöhen zu wollen falls die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) mitspielt. Der Preis soll von 25,40 Mark auf 34,03 Mark pro Monat angehoben werden. Die RegTP hatte diese Gebühr vor zwei Jahren bis zum 31. März 2001 festgelegt.
"Damit würde die Telekom von ihren Wettbewerbern über 50 Prozent mehr als von ihren eigenen Kunden verlangen und das für ein nacktes Kabel ohne jede Technik und Service", erklärte VATM- Präsident Joachim Dreyer. Privatkunden stellt die Deutsche Telekom derzeit 24,82 Mark für einen analogen Telefonanschluss in Rechnung.
In der Konsequenz müsse die Telekom nach der Vorgabe der EU-Kommission die eigenen Endkundentarife wegen Preisdumpings entsprechend anheben. "Höhere Preise für die Kunden wollen wir aber auf gar keinen Fall", sagte Dreyer.
Bereits vor Jahren hätten mehrere Wettbewerber der Regulierungsbehörde realistische Kostenkalkulationen vorgelegt, die durchschnittlich um 15 Mark lagen in Ballungszentren noch deutlich darunter, so der Verband der Telekom- Konkurrenten. Nach nun drei Jahren Erfahrung mit eigenem Netzausbau würden diese Kalkulationen voll bestätigt.
T - D S LTelekom muss Konkurrenten Flatrate anbieten
Rückschlag für die Telekom: Ihr Versuch, sich gegen die Weisung der Regulierungsbehörde zu wehren, um ihre Preispolitik gegenüber Mitbewerbern auch künftig selbst frei bestimmen zu können, ist gescheitert.
Aus: Spiegel Online 31. Januar 2001, 16.40 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]KÖLN. Die Deutsche Telekom muss ihren Wettbewerbern nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichts (VG) Köln vorläufig einen zeitunabhängigen Pauschalpreis für den Internet-Zugang anbieten. Einen Antrag der Telekom auf vorläufigen Rechtsschutz gegen diese Verpflichtung sei von den Richtern abgelehnt worden, teilte das Gericht heute in Köln mit.
Über die Hauptklage der Telekom gegen die Online-Pauschale werde erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation hatte die Telekom im vergangenen November aufgefordert, ihr Internet-Angebot für die Konkurrenten bis Anfang Februar um eine so genannte Großhandelsflatrate zu erweitern.
Laut VG begründeten die Richter ihre Entscheidung damit, dass der Fall schwierige Rechtsfragen des Telekommunikationsrechts aufwerfe, die sich in dem vorliegenden Eilverfahren nicht eindeutig beantworten ließen. Bis zur Entscheidung im Hauptverfahren sei es daher der Telekom und ihrem Tochterunternehmen T-Online zuzumuten, die Forderungen der Regulierungsbehörde zunächst zu erfüllen.
Von Seiten des Unternehmens hieß es, man werde die weiteren juristischen Schritte in der Sache prüfen. Da man dem Regulierungsbescheid bereits seit Mitte Dezember nachkomme und den anderen Online- Anbietern einen Pauschalpreis gewähre, stelle die praktische Umsetzung des aktuellen Gerichtsbeschlusses kein Problem dar, sagte ein Telekom- Sprecher. Der Preis pro Anschluss liege für die Konkurrenten bei 4800 DM monatlich. Dieses Angebot entspreche einem Pauschalpreis pro Endkunden von deutlich unter der vom Kartellamt geforderten Preisobergrenze von 79 DM.
T E L E K O MVerdacht auf Preisdumping
Konkurrenten werfen der Telekom vor, ihren Breitband-Internetzugang T-DSL deutlich unter den tatsächlichen Kosten zu verkaufen. Nun hat sich die Regulierungsbehörde eingeschaltet.
Aus: Spiegel Online 5. Februar 2001, 15.51 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hat ein Verfahren eingeleitet, um die T-DSL-Preise der Deutschen Telekom zu überprüfen. Das gab die Behörde am Montag in Bonn bekannt. Die Regulierer müssen bis zum 2. April entscheiden, ob der Vorwurf des Preisdumpings gerechtfertigt ist.
Wegen der T-DSL-Tarife hatte sich der Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsunternehmen an die Behörde gewandt. Der Verband vertritt die Auffassung, dass die Telekom-Preise für DSL-Anschlüsse deutlich unter den tatsächlichen Kosten liegen. Die Telekom versuche damit, Wettbewerber von einem Zukunftsmarkt fern zu halten. Das zeige sich auch darin, dass seit Monaten massenhaft T-DSL-Bestellungen auf Grund von technischen und Lieferproblemen gar nicht realisiert werden könnten, meinte Verbandsgeschäftsführer Rainer Lüddemann.
Die DSL-Technik ermöglicht in der von der Telekom angebotenen Variante Verbindungsgeschwindigkeiten aus dem Internet von 768 Kilobit pro Sekunde. Die normale Übertragungsrate bei ISDN-Anschlüssen beträgt 64 Kilobit pro Sekunde. Nach Angaben der Telekom waren bis Jahresende über 628.000 T-DSL-Anschlüsse bestellt, allerdings erst etwas über 200.000 Anschlüsse geschaltet.
T - O N L I N EKurssturz nach Rücktrittsgerüchten
An den europäischen Aktienmärkten kursieren Gerüchte, Telekom-Chef Ron Sommer könnte zurücktreten. Das Unternehmen dementiert, der Aktienkurs bricht dennoch ein.
Aus: Spiegel Online 14. Februar 2001, 17.12 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. "Das ist Quatsch. Die Spekulationen entbehren jeder Grundlage", sagte Telekom-Sprecher Ulrich Lissek auf Anfrage. Die gegenwärtige Schwäche der Telekom-Aktien sei kein Einzelfall, da die gesamte Branche an den Märkten unter Druck stehe. Im Gegensatz zu anderen Branchenunternehmen sei die Telekom eine "hervorragend finanziert". Es gebe daher keinen Grund für einen Rücktritt.
Zahlreiche Aktienhändler hatten am Morgen von einem am Markt kursierenden Gerücht über einen Rücktritt von Telekom-Chef Sommer berichtet. Die T-Aktie stürzte um rund sieben Prozent auf ein neues Jahrestief von 28,40 Euro ab und erholte sich dann wieder leicht auf knapp unter 29 Euro.
Telekom-Sprecher Ulrich Lissek unterstrich, der gegenwärtige Kurs der Telekom-Aktie habe noch keine Auswirkung auf den angestrebten Kauf des amerikanischen Mobilfunkanbieters VoiceStream. In dem Kaufvertrag ist die Klausel enthalten, dass Neuverhandlungen möglich sind, wenn der Kurs der Telekom-Aktie an fünf Tagen innerhalb von 15 Tagen unter die 30-Euro-Schwelle sinkt. Der Abschluss des VoiceStream-Kaufes sei für den 31. Mai terminiert, sagte Lissek. Bis dahin seien also noch drei Monate Zeit.
Nach Einschätzung von Analysten belasten derzeit die Herunterstufung der T-Aktie durch die Ratingagentur Moody' s und der schwache Börsenstart des Mobilfunkunternehmens Orange das Papier. Einig waren sich die Experten, dass es sich um eine Übertreibung nach unten handelt. Für einen Rücktritt von Sommer sahen sie keinen Grund.
Marcus Schmitz von Hauck & Aufhäuser sagte, nach rund 70 Prozent Kursverlust sei Sommer angeschlagen. Er glaube aber, dass der Telekom-Chef die Unterstützung des Bundes als Großaktionär habe.
Nach Ansicht von Dresdner-Bank- Analyst Chris-Oliver Schickentanz zeigt der Börsenstart von Orange, dass die Märkte den Zukunftschancen des Mobilfunkgeschäftes mittlerweile skeptischer gegenüber stünden. Bisher habe aber gerade das Mobilfunkgeschäft der Telekom die Fantasie der Anleger geweckt.
Generell hält der Experte die Telekom-Aktie für unterbewertet. Vor einem Jahr habe eine regelrechte Euphorie für europäische Telekommunikationswerte geherrscht. Jetzt übertreibe der Markt in die Gegenrichtung. Es herrsche "Riesenpessimismus". Seiner Meinung nach ist es nicht auszuschließen, dass die Kurse der europäischen Telekommunikationswerte noch weiter absacken. [mehr]
[Manager-Magazin 1999: Telekom auf Einkaufs-Tour]
[Manager-Magazin 1999: Heißer Sommer]
[Manager-Magazin 2001: Telekom auf der Kippe]
[Manager-Magazin 2001: Radikaler Kahlschlag bei T-Systems]
T E L E K O M M U N I K A T I O NFlat-rate fällt flach
T-Online schiebt dem grenzenlosen Surfen wieder einen Riegel vor. Für den Flatrate-Tarif gibt es nur noch 90 Stunden Zeit im Netz.
Aus: Spiegel Online 15. Februar 2001, 19.44 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Die erst im vergangenen Jahr eingeführte Flatrate wird zum 1. März wieder abgeschafft. Wer über den normalen Telefonanschluss oder über ISDN ins Netz will, muss dann wieder Zeitgrenzen beachten.
"Wir haben lernen müssen, dass die Flatrate die Internet-Nutzung definitiv nicht steigert", sagte T-Online-Chef Thomas Holtrop. Die User richteten sich weniger nach dem Preis als vielmehr nach ihrem Bedarf. Es müsse T-Online daher vorrangig darum gehen, neuen Bedarf zu wecken, und das gehe über die Inhalte. In den kommenden Monaten will das Unternehmen eine neue Content- Strategie präsentieren. Holtrop räumte ein, dass T-Online bei der "Wertschöpfung" weniger gut dastehe als andere Anbieter. Das in der "stabilen Kundenbeziehung" liegende Potenzial werde bislang nicht richtig "versilbert".
T-Online wird sieben neue Internet-Tarife einführen. Einer davon begünstigt Nutzer, die nur tagsüber an Werktagen surfen. Ein anderes Angebot richtet sich an Kunden, die nur nachts ins Internet gehen. Ferner gibt es vier Stundenpakete, zum Beispiel 30 Stunden monatlich für 29 Mark oder 90 Stunden für 79 Mark, der bisherige Preis für die Flatrate.
Kunden, die vor dem 11. Dezember 2000 den Flatrate-Vertrag abgeschlossen haben, werden zum Ende ihrer einjährigen Vertragslaufzeit auf die neuen Tarife umgestellt, können auf Wunsch aber schon früher wechseln. Flatrate- Verträge nach dem 11. Dezember werden im Mai automatisch auf den 90-Stunden-Tarif umgebucht.
Unverändert bleibt das Angebot einer Flatrate für 49 Mark im Monat für den superschnellen Internet-Zugang über T-DSL. Diese Technik soll nach Angaben von Telekom-Vorstand Gerd Tenzer massiv ausgebaut werden. Bis Ende 2001 sollen in Deutschland 2,6 Millionen Kunden über T-DSL ins Internet gehen können.
Die gegenwärtigen Lieferschwierigkeiten bei den Herstellern der nötigen Anschlussgeräte sollten bald behoben und die Rückstände im Sommer aufgearbeitet sein, sagte Tenzer.
[AOL: Preiskampf mit T-Online]
Die Luft wird dünn
Der Aktienkurs der Deutschen Telekom stürzt immer tiefer. In kaum einem Geschäftsfeld macht der Telefonkonzern derzeit Gewinne, der Schuldenberg ist bedrohlich hoch, der Kauf der US-Gesellschaft VoiceStream ist gefährdet harte Zeiten für Konzernchef Ron Sommer.
Aus: Der Spiegel 8/2001, 19. Februar 2001, Seite 110112 (Wirtschaft) von FRANK DOHMEN und KLAUS-PETER KERBUSK. [Original]Die Herren der Telekom waren etwas erschöpft, aber das Hochgefühl des "wahrhaft historischen Tages" wischte alle Müdigkeit weg. Liza Minelli sang "Money makes the world go round", und der Champagner floss in Strömen. Sogar Anti-Alkoholiker Ron Sommer nippte ab und zu an einem Glas, während er jedem erzählte: "Ich wüsste heute keine bessere Anlage als die T-Aktie." Denn schließlich kostete das Papier "nicht mehr als ein Kinobesuch".
Das war im November 1996. Und die große Party im New Yorker Guggenheim Museum war der krönende Abschluss einer gigantischen Marketing- und Werbekampagne, mit der die Deutsche Telekom ein Volk zu Aktionären gemacht hatte. Mehr als 1,7 Millionen Deutsche hatten damals zum ersten Mal Aktien gekauft und sich zum Einstandspreis von 28,50 Mark je Aktie an dem Staatsunternehmen beteiligt.
Die größte Aktienemission in der Geschichte hatte der Telekom 20 Milliarden Mark gebracht, und das war erst der Anfang. Knapp drei Jahre später versetzte Sommer die Deutschen erneut in ein Aktienfieber. Obwohl das Papier mit knapp 40 Euro inzwischen deutlich teurer war als ein Kinobesuch mit einer Familie, griffen erneut Millionen Kleinanleger begeistert zu.
Als zu Beginn des neuen Jahrtausends die Volksaktie im Gefolge der Internet-Euphorie zeitweise bis auf knapp 104 Euro hochschoss, schien es kein Halten mehr zu geben. Der Traum vom schnellen Geld setzte alle Vorsichtsmechanismen außer Kraft. Fast wie von Sinnen kauften Anleger aus aller Welt die hoch notierten Papiere.
Sogar noch im Juni vergangenen Jahres, als die dritte Tranche der Telekom zum Preis von 66 Euro herauskam, war die Aktie trotz deutlicher Warnzeichen an der Börse mehr als dreifach überzeichnet. Statt 15 Milliarden Euro hätte Bundesfinanzminister Hans Eichel damals auch 45 Milliarden Mark einnehmen können.
Seither geht's bergab, und unzählige Investoren klagen über hohe Verluste. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate verlor das Papier fast drei Viertel seines Werts und erreichte vergangene Woche mit 26,50 Euro einen traurigen Tiefstand. Selbst wer im Juni eingestiegen ist, hat bis heute mehr als die Hälfte seines Investments verloren. "Herr Sommer, was haben Sie mit meinem Geld gemacht?", prangerten verbitterte Kleinaktionäre in der Bild-Zeitung den Telekom-Chef an. "Hoffentlich", stöhnt der Heilpraktiker Klaus Herting, "nimmt Sommer bald seinen Hut."
Der Ärger der zurzeit rund 3 Millionen Kleinaktionäre ist verständlich. Jahrelang hat das "Dax-notierte Superunternehmen mit dem obersmarten Ron Sommer an der Spitze" (taz) rosige Versprechungen gemacht. Ein Unternehmen von Weltformat, ein echter "Global Player" mit hervorragenden Zukunftsaussichten sollte entstehen. Kein anderes Unternehmen auf der Welt, verkündete der promovierte Mathematiker Sommer noch im vergangenen Jahr, habe "bessere Ausgangsvoraussetzungen". Mit den Bereichen Festnetz, Mobilfunk, Internet und Systemlösungen sei die Telekom für den Wandel ins Zeitalter für Informations-Technologie ausgezeichnet präpariert.
Die Realität sieht anders aus. Seit Monaten bereits kann der deutsche Telefonriese seine Bilanz nur noch durch Sonderverkäufe positiv gestalten. In kaum einem seiner Kerngeschäftsfelder macht das Unternehmen trotz erheblicher Umsatzzuwächse zur Zeit Gewinn. Rund eine Milliarde Euro verbuchte der Konzern allein im letzten Quartal als Verlust.
Der Schuldenberg, den Sommer mit dem Kapital der Aktionäre eigentlich abbauen wollte, ist wieder so hoch wie vor der Privatisierung. Rund 56 Milliarden Euro hat sich der Ex-Monopolist derzeit bei Banken und Anlegern geliehen. Besserung ist nicht in Sicht. Ob Festnetz, Internet oder Mobilfunk: In allen Bereichen stehen Sommer und seine Manager vor gewaltigen Herausforderungen. Einige Probleme sind die Folge der Neubewertung der einstigen Boombranche, andere sind hausgemacht.
So hatte Sommer unmittelbar nach der Freigabe des Telefonmarktes 1998 die Tarife im Festnetz drastisch gesenkt. Den Herausforderern wie Arcor, Otelo oder Mobilcom sollte der Start so schwer wie möglich gemacht werden. Die Strategie ging nur halb auf. Zwar stehen viele Konkurrenten inzwischen vor dem Aus oder sind schon völlig von der Bildfläche verschwunden. Gleichzeitig brachen der Telekom aber in ihrem mit Abstand größten Geschäftsbereich die einst üppigen Gewinne weg.
Schon in den nächsten Wochen drohen weitere Einschnitte. Dann will die Regulierungsbehörde darüber entscheiden, zu welchen Preisen die Konkurrenten Leitungen und Telefonanschlüsse von der Telekom mieten dürfen. "Nach bisheriger Aktenlage", verlautet aus der Behörde, sei es "so gut wie sicher", dass die Gebühren unter den bisherigen Sätzen liegen und damit weitere Löcher in die Kasse des Ex-Monopolisten reißen.
Große Versprechungen machte Sommer auch beim Börsenstart der Internet-Tochter T-Online. Die sollte, versicherte er den Aktionären im vergangenen Frühjahr, zur Weltmarke ausgebaut werden. Knapp ein Jahr später ist davon noch wenig zu sehen. Zwar verfügt die Internet- Tochter offiziell über acht Millionen Kunden. Aber ihre Verweildauer auf T-Online-Seiten ist viermal niedriger als beim Konkurrenten AOL. Entsprechend klein sind die Werbeeinnahmen: 30 Millionen der insgesamt 52 Millionen Euro stammen aus Anzeigen des Mutterkonzerns Telekom.
Im Sommer vergangenen Jahres setzte Sommer deshalb in einer Hauruck-Aktion fast den gesamten T-Online-Vorstand vor die Tür. Mehr attraktive Inhalte, forderte er, müsse T-Online bieten und holte nach monatelangem Führungsvakuum den in diesem Geschäft reichlich unerfahrenen Deutsche-Bank-24-Manager Thomas Holtrop an die Spitze. Der, so Sommer, solle sich fortan um attraktive Spiele, Nachrichten und Einkaufsportale kümmern und das "für den gesamten Konzern".
Auch dieser Plan scheint nicht aufzugehen. Der für Inhalte verantwortliche Manager ist zur Zeit nicht Holtrop, sondern der mächtige Sommer- Vertraute Jürgen Kindervater, im Hauptberuf Bereichsleiter Unternehmenskommunikation.
Vergangene Woche musste Sommer eine weitere Schlappe eingestehen und das so genannte Flatrate- Angebot von T-Online zurücknehmen. Im Juni vergangenen Jahres hatte er den Tarif, bei dem Kunden für 79 Mark unbegrenzt im World Wide Web surfen können, gegen heftige Widerstände des Technikvorstands Gerd Tenzer und des damaligen T-Online- Chefs Wolfgang Keuntje durchgeboxt. "Der Markt will das Angebot, wir werden es ihm geben", hatte der Chef damals entschieden. Die Surfpauschale brachte nicht nur Ärger mit der Regulierungsbehörde, die darin eine Art Dumping gegenüber den Wettbewerbern sah. Das Discount-Angebot sorgte bei T-Online wegen der unerwartet hohen Dauernutzung auch für dramatische Verluste. Sommer hatte keine andere Wahl, als den Tarif vergangene Woche wieder vom Markt zu nehmen.
In der Boom-Sparte Mobilfunk hat die Telekom zwar eine beeindruckende Aufholjagd zum Marktführer D2 Vodafone hingelegt. Doch Ausgaben von rund 30 Milliarden Mark für UMTS-Lizenzen in England und Deutschland belasten die Bilanz. Noch immer ist ungewiss, ob die gewaltigen Investitionen in die dritte Generation des Mobilfunks jemals wieder hereinkommen. Zunehmend verlieren Banken das Vertrauen. Aus dem eigentlich schon für vergangenen Oktober geplanten Börsengang der T-Mobil wird wohl auch in diesem Jahr nichts werden.
Allerdings: Der Börsengang, und das ist Sommers einziger Trost in diesen trüben Tagen, ist auch nicht dringend erforderlich, um die Liquidität und die Finanzierung seiner Zukunftsprojekte sicherzustellen. Früher als die Konkurrenten hat er sich am Kapitalmarkt genügend Geld besorgt zu Zinsen, die deutlich unter denen liegen, die üblich sind, seit die Banken die großen Risiken der neuen Mobilfunk-Generation entdeckt haben.
Den wahren Grund für das "T-esaster", wie Telekom-Mitarbeiter frotzeln, sehen die Manager in der Bonner Firmenzentrale deshalb auch nicht in den hausgemachten Problemen, sondern in den sich dramatisch verschlechternden Zahlen der Konkurrenz. Da sieht es in der Tat bei vielen düster aus. Selbst einstige Vorzeigekonzerne wie die amerikanische AT&T und die britische BT oder die zeitweise als neue Stars gelobten Firmen wie die amerikanische MCI Worldcom, France Télécom und KPN aus den Niederlanden müssen sich mit sprunghaft steigenden Schulden und Zinsausgaben herumschlagen. Die Folge: Die Aktienkurse brechen ein, Ratingagenturen stufen die Kreditwürdigkeit der Firmen zurück, Banken verlangen noch höhere Zinsen und belasten so die Bilanzen der Firmen immer stärker.
Die Ursachen für diesen Teufelskreis sind fast überall die gleichen: Im Festnetzgeschäft brechen die Gewinne weg, und die Investitionen in den noch boomenden Mobilfunk steigen in bis vor kurzem unvorstellbare Größenordnungen. So gehen zum Beispiel die Analysten davon aus, dass allein die Zinsbelastungen bei BT in den nächsten Jahren von 600 Millionen Euro (2000) auf fast vier Milliarden Euro (2003) steigen. Bei der France Télécom rechnen die Experten sogar mit einem Anstieg von 2,1 Milliarden auf 5,2 Milliarden Euro. Beim Bonner Konkurrenten dürfte die Belastung dagegen durch den geplanten Verkauf von Beteiligungen und nicht mehr benötigter Immobilien von 3,3 Milliarden auf 1,1 Milliarden Euro sinken.
Tapfer behauptet Sommer deshalb, die Telekom sei "sowohl strategisch wie auch von der Finanzierungsseite deutlich besser aufgestellt als die meisten anderen Unternehmen". Daher sei das ganze Gerede über seinen Rücktritt, das vergangene Woche an den Börsen die Runde machte, "absoluter Quatsch". Vom Hauptaktionär der Telekom, der Bundesregierung, droht dem unter Druck geratenen Manager auch keine akute Gefahr. Eine Trennung von Sommer, heißt es im Finanzministerium, sei "aktuell kein Thema". Wohl auch mangels Alternative: In Deutschland, wissen Berater, die im Auftrag der Regierung den Markt beobachtet haben, seien derzeit passende Manager nicht zu finden.
Doch zumindest zwei entscheidende Hürden muss Sommer noch nehmen, damit sich die Einschätzung des Hauptaktionärs hält. Er muss die geplante Übernahme des US-Mobilfunkunternehmens VoiceStream endgültig schaffen und die Bilanzgewinne verbessern. Beides ist nicht sicher. So sieht der Übernahmevertrag für die VoiceStream- Aktionäre unter ihnen die als VoiceStream- Werbestar tätige Schauspielerin Jamie Lee Curtis eine Nachverhandlungsklausel vor. Sollte der Kurs der Telekom vor Abschluss des Deals am 31. Mai an 7 von 15 Handelstagen unter 33 Euro liegen, kann VoiceStream nachverhandeln. Damit könnte das ohnehin schon teure Engagement noch mehr ins Geld gehen oder sogar völlig platzen.
Angesichts nachlassender Gewinne sorgen sich die Berliner auch um die Pensionsansprüche der ehemaligen Postbeamten. Sollte die Telekom deren Pensionskasse nicht mehr bedienen können, müsste der Bund in die Bresche springen. Und dann, daran lassen Regierungsvertreter keinen Zweifel, wird die Luft für Sommer ganz dünn. [mehr]
[DIE TELEBÖRSE: Börsengang mit falschen Zahlen?] [Sommer hat versagt]
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