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Die Telekommunikation im SPIEGEL – Teil 25 khd
Stand:  10.12.2000   (21. Ed.)  –  File: Spiegel/25.html




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  • Neuere SPIEGEL-Berichte   (26. Teil).
  • 31.10.2000: Telekom: Gewinn auf Pump.
  • 30.10.2000: Zum Preiskampf der Internet-Dienste. (Interview mit dem Teles-Chef)
  • 30.10.2000: Zwischen den Mühlen von Telekom und Arcor.
  • 26.10.2000: Der „Fall FTP-Explorer“: Auf Sand gebaut.
  • 25.10.2000: FTP-Explorer: Gravenreuth unterliegt in erster Instanz.
  • 25.10.2000: UMTS: VIAG Interkom klagt über „Erpressung“.
  • 24.10.2000: Gema will Gebühren für Handys.
  • 24.10.2000: Italien: UMTS-Auktion löst politische Krise aus.
  • 23.10.2000: UMTS: Mörderisches Milliardenspiel.
  • 20.10.2000: Lauschangriff im Netz. (Cybercrime-Abkommen)
  • Ältere SPIEGEL-Berichte   (24. Teil).



    Netzdepesche: Lauschangriff im Netz

    Der Grünen-Politiker Cem Özdemir und Wirtschaftsminister Werner Müller könnten derzeit eine Vorstrafe riskieren. Folgt man dem gerade veröffentlichten 22. Entwurf zum "Cybercrime- Abkommen", müsste man eigentlich ihre Rechner konfiszieren – und den E-Mail-Verkehr der beiden künftig überwachen.

    Aus:
    Spiegel Online – 20. Oktober 2000, 18.06 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    CYBERSPACE. Cem Özdemir, innenpolitischer Sprecher der Bündnisgrünen im Bundestag, wäre jetzt vorbestraft. Er veröffentlichte auf seiner Homepage ein Porträt über die Ausländerbeauftragte Marieluise Beck. Geschrieben hatte es die Journalistin Kerstin Schneider für die "taz". Eine Erlaubnis zur Zweitverwertung hat Özdemir nicht eingeholt. Ginge es nach den Autoren des Cybercrime- Abkommens im Europarat könnte die Polizei deshalb Özdemirs E-Mails überwachen oder seinen Computer zu Zwecken der Beweissicherung beschlagnahmen.

    Auch Bundeswirtschaftsminister Werner Müller wäre längst im Visier der Fahnder. Auf dem IT-Sicherheitsserver seiner Behörde finden sich etliche Artikel von Autoren, die dazu nicht explizit ihre Einwilligung erteilt haben. Damit haben Müller wie Özdemir gegen Urheberrechtgesetz verstoßen – natürlich bereits jetzt, unter geltendem Recht, aber mit weniger weitreichenden Implikationen.

    Das Cybercrime- Abkommen, dessen 22. Entwurf mittlerweile veröffentlicht wurde, sieht als Abhörgrund aber nicht nur Verstöße gegen das Urheberrecht und das Copyright an. Strafbar macht sich, wer sich unberechtigt Zugang zu einem Computersystem verschafft. Dazu gehört auch das Abfangen von Datenübertragungen und das Abgreifen elektromagnetischer Strahlungen. Aber auch wer Daten verändert, verfälscht oder gar zerstört, hat eine Straftat begangen. Ebenso, wer Passwörter oder Zugangscodes an Unbefugte weitergibt.

    Besonders die IT-Sicherheitsindustrie dürfte es stören, dass das Herstellen, der Verkauf und die Verbreitung von Werkzeugen, die dieses Eindringen ermöglichen, verboten werden sollen. Denn nur mit Hilfe solcher Werkzeuge können Systeme auch ausreichend auf ihre Sicherheit getestet werden. Auch der Besitz, das Anbieten und die Verbreitung von Kinderpornografie soll strafrechtlich geächtet werden.

    Alle Unterzeichnerstaaten, dazu gehören neben den europäischen Staaten auch die USA, Kanada und Südafrika, verpflichten sich, entsprechende rechtliche Regelungen einzuführen. Interessant ist, dass einzelne Staaten über Sondererklärungen bestimmte Straftaten nicht akzeptieren müssen. Dazu gehört unter anderem der "illegale Zugang" zu Computersystemen.

    In einem Brief wandten sich zahlreiche Cyberrights-Organisationen aus den USA, Kanada, Australien, Südafrika und Europa am 18. Oktober gegen das Abkommen: Es erweitere "unangemessen" nationale Polizeibefugnisse und reduziere die Verantwortlichkeit der Regierungen bei der künftigen Strafverfolgung.

    Freibrief zum Schnüffeln

    Anstoß nehmen sie vor allem am Artikel 18, der bislang noch unter Verschluss gehalten worden war. Er sieht vor, dass die Polizei den Inhalt bestimmter Datenkommunikation aufzeichnen und speichern darf. Dazu darf sie auch Service- Provider zwingen. Die Abhörregelung gilt auch für Telekommunikationsverkehrsdaten von bestimmten Kommunikationspartnern, die Behörden oder Provider "in Echtzeit" aufzeichnen dürfen.

    Aus deutscher Sicht ist das schon fast kalter Kaffee: Sieht das Telekommunikationsgesetz doch bereits seit 1997 vor, dass Internet- Provider jederzeit Polizei und Geheimdiensten Zugang zum System gewähren müssen – und zwar über eine automatische Abrufmöglichkeit. Der Zugriff wurde allein angesichts massiven Widerstands aus der Wirtschaft noch nicht realisiert.

    Neu aus deutscher Sicht ist allerdings die massive Erweiterung des Straftatkatalogs. Sie kommt einem Freifahrtticket für Lauscher gleich: Als Abhöranlass genügen alle im Abkommen angeführten Straftaten – also Verstöße gegen das Urheberrecht genauso wie die Weitergabe von Passwörtern oder der Besitz von Kinderpornografie. Darüber hinaus gilt sie für "andere Straftaten, die mit Hilfe eines Computersystems begangen wurden" und Beweise zu jeder Straftat, wenn sie in elektronischer Form vorliegen.

    Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss ist das "völlig inakzeptabel". Tauss will deshalb im Bundestag einen Anhörung abhalten, sobald die deutsche Übersetzung fertig ist. Die Cyberrights- Gruppen sehen den Abhörartikel gar in Widerspruch mit der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

    In ihrem offenen Brief an Walter Schimmer, dem Generalsekretär des Europarats, schrieben die Cyber-Bürgerrechtler mit Blick auf das Urheberrecht: "Neue Straftaten sollten nicht über ein internationales Abkommen eingeführt werden, wenn sie im nationalen Recht noch nicht geklärt sind."

    In den Regelungen zur Durchsuchung und Beschlagnahmung von Computern sehen sie sogar die Voraussetzungen für den behördlichen Zugriff auf private Kryptoschlüssel. Auch dies würde gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen – nach der sich niemand freiwillig belasten muss.

    Schon zum Refrain gehört die Kritik an der Vorgehensweise: Polizeibehörden und mächtige Lobbygruppen erarbeiteten unter Ausschluss der Öffentlichkeit Regelungen – ungeachtet demokratischer Willensbildungsprozesse. Es versteht sich von selbst, dass nicht nur Volksvertreter, sondern auch Cyberrights- Gruppen von den Beratungen ausgeschlossen waren – und sind.

    Ob diese Kritik auf Gehör stößt, läßt sich nächste Woche feststellen: Vom 23. bis 26. Oktober nämlich treffen sich die Vordenker des Papiers: Über einhundert Experten aus den G-8-Staaten beraten über Sicherheit und Vertrauen im Cyberspace. Sie tagen in Arbeitsgruppen über die Lokalisierbarkeit von Verbrechern im Internet, der Sicherheit der Internet-Infrastruktur und des elektronischen Handels sowie der Kooperation von Regierungen, Industrie und Nutzern.



    Telekommunikation: Mörderisches Milliardenspiel

    Krisenstimmung in der Telefonindustrie: Die teuren UMTS-Lizenzen werden einigen Firmen womöglich nie Profite bringen, der Netzaufbau dauert zudem länger als geplant. Interne Kalkulationen bauen darauf, dass die Handy-Kunden kräftig konsumieren und zahlen — aber wofür eigentlich?

    Aus: Der Spiegel – 43/2000, 23. Oktober 2000, Seite 114–118 (Wirtschaft). [Original]

    [ Ed: Die Abbildung „Prototyp eines UMTS-Handys: Unterhaltung vom Horoskop bis zum Cartoon“ in dem Report sagt alles: Wer braucht das schon? ]

    Der moderne Mensch lebt multimedial. Geweckt wird er mit Lieblingssongs aus seiner Musik-Datenbank, abgespielt vom Handy neben seinem Bett. Kaum aufgestanden, stöpselt er das Gerät an einen Drucker, der ihm die Leitartikel einiger Tageszeitungen ausspuckt. Im Auto auf der Fahrt ins Büro dann liest ihm das Wunderding aktuelle E-Mails vor und nimmt erste Diktate entgegen. Und wenn dann noch Zeit bleibt, werden online die ersten Aktien geordert.

    Auf Knopfdruck geht es weiter im Tagesablauf. Mittags, auf dem Weg zum Flughafen, treffen aktuelle Nachrichten ein, der Mann am Steuer überweist schnell Geld an seinen Weinlieferanten und bestellt den aktuellen Spielfilm mit Madonna. Abends auf dem Heimweg nach dem Rückflug macht das Handy dreimal "Beep". Stau auf der Autobahn – auf dem Farbbildschirm erscheint die günstigste Ausweichstrecke. Gleich danach wird angezeigt, dass es noch Restkarten für das Gastspiel der Londoner Symphoniker gibt – der Klassikfan bucht ohne zu zögern. Per Knopfdruck natürlich.

    Alles Utopie? Reine Spielerei von Technik-Versessenen? Oder doch, wie die Konzerne glauben, ein Zukunftsmarkt für Hunderttausende, am Ende sogar Millionen moderner Menschen? Wo so viel Neues wartet, müssen neue Begriffe her. Der Werbemanager Alexander Schmidt-Vogel, Chef der größten deutsche Media-Agentur Mediacom, spricht vom Zeitalter der "Body communication", weil der heutige Leser, Zuschauer, Bankkunde alles aus der Westentasche regeln kann. Nicht das Internet sei die Revolution, "sondern das mobile Netz". Leistungsstarke Handys erfüllen jene Funktionen, die heute noch auf Telefon, Computer, Fernseher und Zeitschrift verteilt sind.

    Erst mit neuen starken Frequenzen verlassen die herkömmlichen Medien ihren alten Aggregatzustand, verflüchtigen sich, werden mobil. Zum Fernsehgucken braucht man dann kein TV-Gerät mehr, auch das Internet kommt drahtlos aufs Handy. Musik und Videofilme sind ohne Musikanlage und Videorecorder zu empfangen – Wireless Communication, die drahtlose Kommunikation von Sendezentrale und Privathandy macht's möglich.

    Noch transportieren Lastwagen täglich Berge von Zeitungen zu den Lesern, noch flimmert eine "Tagesschau" für alle über den Guckkasten in die Wohnzimmer. Doch in der Welt von morgen, so die Vision, stellt sich jeder sein eigenes Nachrichtenblatt, sein persönliches TV-Programm zusammen – Empfang jederzeit, an jedem Ort.

    Völlig losgelöst und souverän sollen die Kunden dann per Handy natürlich auch Waren bestellen, Bücher, Schuhe, Konzerttickets. Euphorisch prognostiziert das Forschungsunternehmen Forrester bereits über 120 Millionen westeuropäischer Nutzer des mobilen Internets im Jahr 2005 – ein mutmaßliches Milliardengeschäft. Die Wirklichkeit heute sieht trister aus, die Hoffnungen weichen allmählich der Skepsis, in einigen Telefonfirmen macht sich Sorge breit. In den Finanzplänen zeigen sich plötzlich hässliche Lücken.

    Die Ausgaben für UMTS, jene grundlegende Technik für das mobile Zeitalter, beunruhigt die Controller. Schon die UMTS-Lizenzen, die Bundesfinanzminister Hans Eichel vor acht Wochen versteigern ließ, kosten die sechs siegreichen Firmenkonsortien jeweils rund 16,5 Milliarden Mark. Seit der spektakulären Aktion in Mainz sind die beteiligten Firmen an der Börse mit starken Kursverlusten abgestraft worden – was den Spielraum weiter verengt.

    Zuletzt verkroch sich Maximilian Ardelt wochenlang in seinem Büro. Doch egal, wie der Chef der Telefonfirma Viag Interkom die langen Zahlenkolonnen durchrechnete, das Ergebnis war immer wieder gleich: Ohne radikale Kürzungen in fast allen anderen Bereichen des Unternehmens seien die UMTS-Milliarden nicht aufzubringen. Vergangenen Dienstag entschloss sich Ardelt zum Befreiungsschlag: Ein Teil von Eichels Lizenz-Milliarden müsse, umgehend "an die Unternehmen zurückfließen", erklärte er öffentlich. Ansonsten drohe der Handy-Branche schwerer Schaden. Schon einige Tage zuvor hatte Konkurrent Gerhard Schmid, Vorstandschef der Mobilcom, eine Klage gegen die staatliche Regulierungsbehörde eingereicht.

    In den Chefetagen der meisten Mobilfunkfirmen herrscht Katerstimmung. "Die Situation ist dramatisch", sagt ein Viag-Interkom-Manager. Für die Lizenz haben sich die meisten Konzerne extrem verschuldet, täglich werden Millionenbeträge an Zinsen fällig. Weitere Kredite von bis zu zehn Milliarden Mark pro Unternehmen müssen in den nächsten Monaten aufgenommen werden, um Netze aufzubauen. Die Lizenz ist schließlich nur ein Stück Papier.

    Hinzu kommen technische Probleme. Viele Versprechen der Zulieferfirmen erweisen sich als Luftblasen, Liefertermine werden schon jetzt nach hinten geschoben. Der Aufbau des Netzes wird wohl länger dauern als geplant. Die anvisierten Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu zwei Megabit sind zumindest in den ersten Jahren wohl nicht zu schaffen. "Um solche Raten zu erreichen", gesteht Mattias Schröter, UMTS-Manager bei der Telekom-Handy-Tochter T-Mobil, "müssten wir jedem Handy-Kunden eine eigene Antenne samt Richtfunkstrecke aufs Dach montieren".

    Nun soll alles bescheidener werden – die deutschen Handy-Firmen planen ihr UMTS-Netz meist mit Übertragungsraten von 144 Kilobits. Das wäre zwar immer noch doppelt so schnell wie ISDN – doch für die geplante Übertragung von Spielfilmen oder langen Musikstücken zu langsam. Selbst wenn solche Schwierigkeiten in zwei Jahren zu überwinden sind, bleibt die Frage, ob die horrenden Investitionen jemals wieder eingespielt werden. Denn die Technik allein fasziniert die Kunden nicht. Ein Produkt muss her, für das die Konsumenten bereit sind zu zahlen. Aber welches?

    Alle Kalkulationen beruhen auf einer unbekannten Größe: Wie viele Menschen werden sich tatsächlich eines der neuen Geräte zulegen? Schmid und sein langjähriger Finanzchef Carsten Meyer, der jetzt im Aufsichtsrat sitzt, rechnen für ihre Firma mit elf Millionen Kunden im Jahre 2010. Doch gibt es wirklich so viele Technikfans, die mit ihrem Handy mehr machen wollen als telefonieren? Will der Verbraucher wirklich Anzug und Schuhe über Handy kaufen? Wird er tatsächlich von Mallorca aus das Licht in seinem Hamburger Haus ein- und ausschalten? Will er elektronische Postkarten verschicken? Auf dem winzigen Bildschirm seines Handys einen Krimi sehen?

    "Die Leute werden den Spaß daran entdecken", sagt der Mobilcom-Chef. Er sieht seine These durch die Tatsache untermauert, dass bis Jahresende schon über 40 Millionen Deutsche ein Handy nutzen und jeder Dritte regelmäßig im Internet surft. Ernüchternd wirkt dagegen die Zahl derer, die auch über das Internet kaufen: Es sind nur zehn Prozent aller Erwachsenen.

    In den Wirtschaftsplänen sind dennoch gigantische Beträge summiert. Rund 160 Mark müsste nach den Planungen von Mobilcom jeder Handy-Nutzer im Monat einbringen, damit das Unternehmen im Jahr 2007 in die schwarzen Zahlen kommt. Die UMTS-Spezialisten von Telekom-Chef Ron Sommer haben in Modellrechnungen herausgefunden, dass sogar rapide Anstiege der Kommunikationsausgaben in allen Haushalten nicht ausreichen werden, die UMTS-Investitionen von sechs Anbietern zu refinanzieren.

    Unter Hochdruck entwickeln die Konzerne derzeit eigene Angebote, die ihnen eine starke Marktstellung verschaffen sollen. Branchenführer Vodafone arbeitet an einem speziellen elektronischen Kalender, der den Nutzer über den ganzen Tag begleitet. Viag Interkom wiederum bastelt an einem eigenen mobilen Internet-Portal, das den Kunden maßgeschneiderte Nachrichten und Werbeaussagen bereitstellen soll. Und die Telekom schließlich plant eine Internet-Plattform, die für alle Anbieter von Inhalten zur Verfügung steht.

    Neben den Telefontarifen sollen zielgerichtete Werbung und spezielle Einkaufsangebote das große Geld bringen. Dank des ständigen Datenstroms, der bei der UMTS-Technik an das Handy ausgesandt wird, wissen die Mobilfunkfirmen sehr genau, wo sich ihre Kunden aufhalten. So könnten sie etwa dem Manager, der gerade auf dem Flughafen gelandet ist, per Handy einen Leihwagen und ein Hotel anbieten – oder Autofahrern bei plötzlichem Schneefall in einem Werbebeitrag die fälligen Winterreifen offerierten.

    Schmids Rechnung ist relativ einfach: Er erwartet, dass künftig jeder Besitzer eines neuen UMTS-Gerätes pro Monat 100 Mark für Dienste zahlt. Weitere 60 Mark nimmt das Unternehmen demnach durch Werbung, Provisionen und Abrechnungen unter den verschiedenen Anbietern ein. Doch außer Visionen und Ideen hat keine der Firmen etwas Greifbares zu bieten. Prototypen? – Fehlanzeige. Marktforschung ist zurzeit daher unmöglich.

    "Nach der Lizenzvergabe rätseln die meisten Mobilfunkbetreiber noch, mit welchen Angeboten sie Kunden an sich binden können. Der Wettbewerb wird über Service und Inhalte entschieden, nur damit lässt sich Geld verdienen", sagt Andreas Schmidt, Manager bei Bertelsmann: "Deshalb ist derzeit die Bereitschaft für Partnerschaften sehr groß." Medienkonzerne wie Bertelsmann verfügen über umfassende Rechte, die den Telefongiganten weitgehend fehlen. Und sie besitzen jenes kreative Potenzial – Autoren, Filmemacher, Journalisten – das sich seit jeher mit den Gewohnheiten und Interessen von Lesern und Zuschauern befasst. Die Telefonfirmen dagegen sind Technikunternehmen, hier sind Experten für Richtfunk und Kabelstränge zu Hause.

    Schmidt organisiert derzeit als Chef der Bertelsmann E-Commerce Group den Auftritt des Konzerns in dem Zukunftsgeschäft. Fast 200 Leute sollen sich in der neuen Abteilung BeMobile um attraktive Angebote fürs Handy kümmern, alle Produkte des Konzerns – von den Online-News des Business Channel bis zum Whitney-Houston-Song – werden unter der Führung von Konzernvorstand Rolf Schmidt-Holtz gebündelt. Es sollen Pakete entstehen, die für eine Nutzung via Handy attraktiv sind. Ein "Haupttreiber" für die neue Handy-Welt sei Musik, glaubt Schmidt – schon bald sollen die Kunden über ihr Telefongerät Songs im MP3-Format anhören und später speichern können. Verhandlungen über das Projekt seien weit fortgeschritten, unter den Favoriten für ein Joint Venture ist angeblich die Viag Interkom.

    Nach einer Bertelsmann-Studie gehen in Zukunft im Durchschnitt 52 Prozent der Handy-Minuten für Entertainment- Angebote vom Horoskop bis zu Cartoons drauf. 21 Prozent entfällt auf Transaktionen wie Bankgeschäfte oder Ticket-Bestellungen, 14 Prozent auf Datenbank- Recherchen (etwa zum Auffinden von Telefonnummern) und 13 Prozent für Nachrichten. Der reine Telefonkonsum spielt in diesem Planspielen keine Rolle – der Preis hierfür tendiere, so die Bertelsmänner, gegen Null.

    Auf Fußball setzt dagegen der Münchner Medienunternehmer Leo Kirch. So schwärmt Christian Faltin, Sprecher der Kirch New Media, vom "HSV-Handy", mit dem die Fans des Hamburger Bundesliga-Clubs stets auf Ballhöhe sein könnten. An Spieltagen sollen sie informiert werden, wenn irgendwo ein Tor fällt – gegen Extrabezahlung gibt es auch die passenden bewegten Bilder. Kleinere Medienunternehmen sehen auch Chancen für Nischenangebote. Die Kölner Produktionsfirma Brainpool, die Komiker wie Stefan Raab oder Ingo Appelt unter Vertrag hat, entwickelt für das Handy eigens kurze Comedys. Und der milliardenschwere Ölerbe Mark Getty, der die Rechte an 70 Millionen Bildern hat, schwärmt vom elektronischen Verschicken von Postkarten und Schmuckmotiven via Handy – das sei ein "Riesenmarkt".

    Derzeit plagen sich die Telefonkonzerne noch mit den Widrigkeiten des Netzaufbaus, jeder Monat zählt. Argwöhnisch beobachtet jeder den Konkurrenten, denn wer als erster ein Netz vorweisen kann, wird auch zuerst auf Kundenfang gehen. Ein munteres Mobbing beginnt. Mobilcom-Chef Schmid habe den Mund zu voll genommen, meinen Mitbewerber, die den Selfmade- Milliardär seit jeher skeptisch beobachten. "Mobilcom muss erst mal ein Netz schaffen", sagt Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater: "Wir dagegen müssen nur an unseren Stationen neue Antennen draufsetzen."

    Schmid sieht das ganz anders. Seine größeren Wettbewerber hätten zwar für ihr bisheriges Netz etwa 4000 Stationen, die aber müssten sie umrüsten und das sei problematisch. Für ein flächendeckendes UMTS-Netz brauche jeder Anbieter 10.000 Stationen, das heißt, auch die Telekom könne den Vorteil ihres alten Netzes nur teilweise nutzen. "Ohne France Télécom wäre das nicht zu machen", gibt Schmid allerdings bereitwillig zu. Der Partner übernimmt den Aufbau der Infrastruktur. Schmid hat 100 Franzosen, alles Experten in Sachen Netzplanung, nach Büdelsdorf geholt und in leer stehenden Ferienwohnungen einquartiert. Geschäftssprache ist Englisch.

    Derzeit sind so genannte Site- Acquisiteure unterwegs. Die klingeln bei den Hausbesitzern, auf deren Dach oder auf deren Grundstück das notwendige UMTS- Gerät installiert werden soll. Dem Hausbesitzer bringt ein solcher Vertrag oft mehr ein als die Vermietung einer Wohnung. Danach kommen die Montagefirmen, die ebenfalls bereits reichlich Erfahrungen im Netzbau besitzen. Als Hauptlieferanten für die Hardware hat Schmid die schwedische Firma Ericsson gewählt.

    Einige der selbstbewusst angetretenen Handy-Firmen freilich dürften das Ende der neuen Gründer-Epoche nicht erleben. "Nur wer demnächst mit seinen Diensten Kunden in ganz Europa erreicht", prophezeit ein Vodafone- Manager, "gehört zu den drei oder vier Konzernen, die das mörderische Milliardenspiel überleben." Bertelsmann- Manager Schmidt jedenfalls stellt sich auf darwinistische Verhältnisse ein: "Es kommt zu einem brutalen Auslesekampf."



    Italien: UMTS-Auktion löst politische Krise aus

    Nach dem schnellen Ende der italienischen UMTS-Auktion werden die Schuldigen gesucht. Die Opposition hinter Silvio Berlusconi fordert den Rücktritt der Regierung, ist aber selbst in das Debakel verwickelt.

    Aus:
    Spiegel Online – 24. Oktober 2000, 15.23 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    ROM. Zuerst sprachen italienische Zeitungen von der "Versteigerung des Jahrhunderts". Als es dann schon nach zwei Tagen vorbei war, bekam die UMTS- Auktion den Titel "Italienische Farce." Die Einnahmen bleiben mit rund 23,8 Milliarden Mark weit hinter den Rekord- Erlösen in Deutschland und Großbritannien zurück. Experten sprechen von einem "Flop für die Staatskassen".

    In Rom zog das Debakel heftige politische Turbulenzen nach sich. Vertreter der rechtsgerichteten Parteien unter Führung von Oppositionschef Silvio Berlusconi forderten Ministerpräsident Giuliano Amato zum Rücktritt auf. Das ganze Procedere sei ein "Dilettanten- Stück" gewesen. Den Sturm entfachte das Bieter- Konsortium Blu mit seinem Rückzug, noch bevor die Auktion überhaupt in Schwung gekommen war. "Dass ein Bieter aussteigt bei einem Preis, der gerade mal zehn Prozent über dem Mindestgebot liegt, grenzt an Absurdität", schreibt das Fachblatt Il Sole – 24 Ore. Dabei bestehe das Blu-Konsortium nicht aus waghalsigen Enthusiasten, sondern aus soliden Unternehmen, das als Garantie vier Milliarden Mark Kaution hinterlegt habe. Diese Summe will die Regierung nun als Strafe einbehalten.

    Eines der Unternehmen im Blu-Konsortium war Mediaset, das Medienimperium von Silvio Berlusconi. Gerüchten zufolge hatte es schon vor der Auktion Absprachen mit anderen Bietern gegeben, die Versteigerung frühzeitig zu beenden und damit den Preis für die UMTS-Lizenzen niedrig zu halten. An dem Konsortium waren auch British Telecom (BT) und der Autobahnbetreibe Autostrade beteiligt.

    "Diese Geschichte stinkt zum Himmel", sagt der grüne Fraktionsvorsitzende Mauro Paissan. "Wenn ein Bieter sich zurückzieht, dann macht er das nicht gratis. Die anderen müssen jetzt viel weniger bezahlen."



    Gema will Gebühren für Handys

    Bei der Urheberrechtsabgabe auf Personalcomputer kommt die Gema nicht richtig voran. Macht nichts: Bald kommt ja UMTS.

    Aus:
    Spiegel Online – 24. Oktober 2000, 18.23 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    MÜNCHEN. Mit den neuen UMTS-Handys könnten Verbraucher ganze Musikstücke oder Filmausschnitte empfangen. Deshalb müssten, so Hans-Herwig Geyer von der Gesellschaft für Musikalische Aufführungs- und Mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema), entweder die Gerätehersteller oder die Multimedia- Anbieter eine Urheberrechtsabgabe zahlen.

    Die Höhe der Gema-Gebühr sei noch unklar. "Das hängt von der Häufigkeit der Nutzung und der finanziellen Dimension des UMTS- Marktes ab", sagte Geyer. Vorstellbar sei eine ähnliche Regelung, wie es sie derzeit bei der Nutzung von Handy-Klingeltönen gibt.

    Bei einigen auf dem Markt befindlichen Handys ist es möglich, kleine Melodien als Klingeltöne einzustellen. Die Verbraucher können sich diese Töne über das Internet auf das Handy laden. Laut Geyer nutzen gerade junge Leute dieses Angebot.

    Bei jedem Abruf einer urheberrechtlich geschützten Melodie werde dann eine Vergütungshöhe von zwölf Prozent auf den Netto- Endverbraucherpreis fällig, die dann die Klingeltöne- Anbieter an die Gema zu entrichten haben. Diese Regelung könnte auch ein Modell für die Urheberrechtsabgabe bei UMTS- Handys sein. Letztendlich würden die neuen Kosten wahrscheinlich auf den Verbraucher umgelegt.



    UMTS: VIAG Interkom klagt über „Erpressung“

    VIAG-Interkom-Chef Maximilan Ardelt sagt, er habe nur unter Zwang bei dem Milliarden-Poker um UMTS mitgespielt. Er fordert weiter einen Teil seines Einsatzes zurück.

    Aus:
    Spiegel Online – 25. Oktober 2000, 15.41 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    MÜNCHEN. Der Preis pro Lizenz sei unnötigerweise durch die im Bundesbesitz befindliche Deutsche Telekom um rund sechs Milliarden "in die Höhe getrieben worden", sagte Ardelt. Seiner Ansicht nach ist es allein die Schuld der Telekom, dass nach dem Ausstieg von Debitel noch weiter gesteigert wurde. Dadurch wurde der Gesamtpreis der UMTS-Lizenzen nochmals um mehr als 30 Milliarden Mark in die Höhe getrieben, ohne zu einem anderen Ergebnis zu führen.

    Zudem hätten die Regularien der Lizenzvergabe zu einer "Erpressungssituation" geführt, da ein Ausstieg aus der Auktion für etablierte Netzbetreiber "langfristig der Geschäftsaufgabe" gleichgekommen wäre. Den Verzicht auf eine Lizenz ist nach Ardelts Meinung nur für Unternehmen möglich gewesen wäre, die noch kein Netz in Deutschland betreiben.

    Da eine Rückzahlung des Geldes auch nach Ardelts Einschätzung "unrealistisch" ist, forderte er Kompensationsleistungen des Bundes. Diese könnten in weitreichenderen Rechten für die Lizenznehmer, wie dem bislang noch nicht möglichen Weiterverkauf, bestehen. Ardelt fordert außerdem, dass die UMTS-Erlöse zur Förderung des Telekommunikationsmarktes eingesetzt werden. Denkbar seien Mittel zur Errichtung des Netzes im ländlichen Raum oder für eine höhere Akzeptanz von Funkmasten, für die sich immer schwerer Standorte finden ließen.

    Ardelt betonte, dass sowohl die volks- als auch die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der hohen Auktionskosten immens seien. Die Branche werde die rund 100 Milliarden Mark auf die Zulieferer und die Kunden "abwälzen". Zudem schränkten sich die einzelnen Unternehmen voraussichtlich auf ihre Aktivitäten in einzelnen Geschäftsfeldern ein, was für weniger Wettbewerb sorgen werde.



    FTP-Explorer: Gravenreuth unterliegt in erster Instanz

    Im Rechtsstreit gegen den bekannten Self-HTML-Autor Stefan Münz hat der Anwalt Günter Freiherr von Gravenreuth vor dem Landgericht Düsseldorf eine Schlappe erlitten. Eine Trendwende in den Verhandlungen um "Explorer"-Abmahnungen?

    Aus:
    Spiegel Online – 25. Oktober 2000, 18.29 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    DÜSSELDORF. Verhandelt wurde eine "negative Feststellungsklage", die der bundesweit bekannte Self-HTML-Autor Stefan Münz gegen die Firma Symicron eingereicht hatte. Die Firma, vertreten durch den ebenso bekannten wie berüchtigten Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth, hatte zuvor Stefan Münz verklagt, weil dieser in seinen HTML-Übungen einen Link auf einen von den USA aus vertriebenen "FTP-Explorer" gesetzt hatte.

    Für den in der Computerbranche nicht gerade seltenen Namen "Explorer" besitzt Symicron seit dem Jahre 1995 einen Markeneintrag. Mit einer Welle von Abmahnungen versucht die Ratinger Softwarefirma seit etwa einem Jahr, ihren "guten Namen" beim Explorer zu verteidigen.

    Das Gericht weigerte sich, ein Link zu inkriminieren

    Die Vorsitzende Richterin Fudickar führte den Tenor des Urteils aus: In ihm wird festgestellt, dass die Nennung des FTP-Explorers wie der Hyperlink auf die Hompage der amerikanischen FTPx Corporation keine Rechte des Beklagten verletze. Damit hat Stefan Münz als Kläger die erste Runde gegen die Firma Symicron gewonnen. Das vollständige schriftliche Urteil wird in zwei bis drei Wochen erwartet.

    Nun ist der Weg zum Oberlandesgericht frei, da Rechtsanwalt von Gravenreuth es unterlassen hat, eine Leistungsklage vor dem Landgericht München einzureichen. Eine solche Klage hätte die negative Feststellungsklage von Stefan Münz gewissermaßen "überstimmt".

    Frühzeitig hatte der HTML-Guru erklärt, seinen Fall als "Musterprozess" bis zum guten oder bitteren Ende durch alle Instanzen führen zu wollen. Unterstützt wird er dabei vom Verein Freedom for Links, der über eine Spendenaktion für die Kosten des Verfahrens gesammelt hat.


    „Bamm!“ –
    Der Versuch, schon den Link auf ein "Explorer"- Produkt abzumahnen, wurde abgeschmettert.

    Stefan Münz ist nicht allein auf weiter Flur. Auch die Computerzeitschrift "c't" aus dem Verlag Heinz Heise befindet sich in einem Rechtsstreit um die Nutzung des Namens Explorer. Sie hatte eine CD-Rom vertrieben, auf der sich zwei Hilfsprogramme mit dem Namen HFV-Explorer und Explore2fs befanden. Von Gravenreuth nahm dies zum Anlass, eine hohe Lizenzgebühr kassieren zu wollen und drohte gleichzeitig damit, alle Vertreiber des Blattes abzumahnen.

    Bislang waren Symicron und der geschäftstüchtige Anwalt mit ihrem "Lizenzwerben" erst ein einziges Mal erfolgreich: Microsoft lizenzierte für einen symbolischen Betrag vor Jahren den Namen, "wohl um den Produktlaunch von Windows 95 nicht zu gefährden", wie Microsoft- Sprecher Andreas Krumpholz die Geschichte rekonstruiert.

    Erinnern wir uns: Mit Windows 95 kam der "Datei-Explorer", und wenig später begann der Internet Explorer, sich furios im Netz zu verbreiten. Das Lizenzabkommen kam überraschend: Damals hatte Microsoft in der ersten Instanz gegen Symicron gewonnen und es kaum nötig gehabt, vor dem Oberlandesgericht einem Lizenzabkommen zuzustimmen. Der Wirbel um Windows 95 verhinderte offensichtlich einen genauen Blick auf die Herkunft des Explorers aus dem Hause Symicron.

    Die ist äußerst nebulös und wirft ein bezeichnenden Blick auf die Frühzeit der Multimedia-Branche, als alle Protagonisten fortlaufend mit Begriffen und Visionen klotzten, ohne konkrete Programme abzuliefern.

    Ausblick: "Der Fall Explorer" – die Geschichte einer Verwechselung?

    Das Düsseldorfer Unternehmen Symicron mahnt über seinen Anwalt Günter Freiherr von Gravenreuth Unternehmen und private Website-Betreiber ab, die den markenrechtlich geschützten Namen "Explorer" nutzen. Dieser Markenschutz könnte auf falschen Voraussetzungen beruhen: Der Nachweis der Existenz des Produktes seit 1991 beruht auf einer Erwähnung in der Computerzeitschrift Chip – und könnte durch einen Irrtum des Autors in dem betreffenden Artikel gelandet sein. [mehr]

    [Der Fall Münz]   [Der Fall Explorer]   [Gravenreuth gegen das Netz]



    Der „Fall FTP-Explorer“: Auf Sand gebaut

    Gab es den "Symicron Explorer" wirklich schon 1991? Nein, sagt der Mann, dessen Chip-Artikel aus jenem Jahr als "Beweis" für die frühe Existenz des Produktes herhalten muss.

    Aus:
    Spiegel Online – 26. Oktober 2000, 18.02 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    Nach Informationen von "Freedom for Links" mahnte das Düsseldorfer Unternehmen Symicron innerhalb der letzten eineinhalb Jahre mindestens 51 Privatpersonen und Firmen wegen der Benutzung des markenrechtlich geschützten Begriffes "Explorer" ab. "Explorer" hat sich damit zu einem der meistabgemahnten Namen entwickelt. Eine ursprünglich vom Heise-Verlag initiierte Recherche des Autors führte zu der These, dass Symicrons Explorer das Produkt einer Verwechslung sein muss, bei der damals der Name einem anderen, in Planung befindlichen Produkt übergestülpt wurde.


    "Explorer"
    in Nöten

    Kritiker zweifelten immer an, dass es das Produkt wirklich schon zu dem Zeitpunkt gegeben habe, den das Unternehmen als Entstehensdatum reklamiert. Sie scheinen recht zu haben: Alles deutet darauf hin, dass Symicron 1995 die "Rückdatierung" ihres Produktes gelang – auf Grund einer folgenreichen Verwechslung in einem Computermagazin.

    Symicrons "Beweis": Ein Artikel aus dem Jahr 1991

    Auf diese Veröffentlichung konnte sich die Firma Symicron berufen, als sie den Namen Explorer als Warenzeichen beim Deutschen Patentamt eintragen ließ. Das passierte im Jahre 1995, als etliche Artikel in der Computerpresse bereits ausführlich über den neuen Explorer von "Windows 95" informiert hatten. Für Symicron war das kein Problem, konnte die Firma bei der Anmeldung des Namens doch auf einen Artikel in der Computerzeitung Chip verweisen, in dem der "Windows-Explorer" von Symicron anscheinend bereits im Jahre 1991 beschrieben wurde.

    Der Multimedia-Spezialist des Blattes, Claus Vester, versuchte sich in der Dezemberausgabe unter dem Titel "Werkzeuge der neuen Art" an einer Bestandsaufnahme von Multimedia-Programmen für DOS-Computer. Viel gab es damals nicht. Vester besprach die Software "Klick!" der Firma Symicron, die als Bildarchiv für die Bildauswertung von Einzelbildern konzipiert war.

    Gegenbeweis: Die Symicron-Broschüre zur Systems 1991 – vom "Explorer" keine Spur


    "Klick!": Ein Produkt, für das Symicron Anfang der Neunziger warb. Ein "Explorer" war da noch nicht in Sicht.

    Für Klick! hatte Symicron im Herbst 1991 zur Computermesse Systems eine größere Werbekampagne gestartet. Ein "Büro für technische Anwendungspublizistik und Product Marketing Ledwon TPL" verschickte damals Pressemeldungen, in denen Klick! in den höchsten Tönen gelobt wurde.

    Mit der Pressemeldung verschickte TPL eine kleine Broschüre "Multimedia by Symicron – Ihr Computer lernt sehen", in denen alle Produkte des Hauses aufgeführt waren, ein "Data-Access-Picture", ein "Data-Access-Picture-Labor", ein "Data-Access-Picture-MW" (Materialwirtschaft) und die Fakturierungssoftware "Data-Acess-BDE II+" – von einem Explorer keine Spur.

    Nach der Systems verschwand das kurzlebige Pressebüro "TPL" von der Bildfläche: Diese Firma war vom Unternehmensberater Ledwon in Meerbusch nur dazu gegründet worden, die neue Klick!-Software seines Kunden Symicron in der Presse zu promoten.

    Redaktionsbesuch: Claus Vester erfährt von den Symicron-Planungen zu "Explora"

    Während der Arbeit am Chip"-Artikel wurde Claus Vester in der Redaktion vom Symicron- Chefingenieur H. D. Zittier besucht, der ein weiteres, in Planung befindliches Multimedia-Produkt beschrieb: "Explora" sollte es heißen und ein bildorientiertes Autorensystem sein.

    Teile eines Video-Einzelbildes sollten dabei als Schaltflächen definiert werden können, auf dass sich der Anwender durch eine Bildpräsentation klicken könne. Vester notierte sich die Funktionsweise des Produktes, wie es ihm erzählt wurde – und baute später einen "Symicron Explorer" in den Artikel ein, der noch viel später als Beweis beim Patentamt herhalten musste: Aus "Explora" war "Explorer" geworden.

    Die Erklärung für diese Übertragung ist einfach: Kurz vor der Systems fand 1991 in Wiesbaden der erste deutsche Multimedia-Kongress statt, der von Claus Vester besucht wurde. Auf diesem Kongress sorgte die Firma Compton für Furore, weil sie die "Compton's Multimedia Encylopedia" vorstellte, die mit einem Programm namens "Picture Explorer" arbeitete. Klick für Klick sollten sich selbst Kinder durch die Enzyklopädie bewegen können, einfach durch Klicken auf aktive Bilder.

    "Als ich über Symicrons Explora schreiben wollte, hatte ich Comptons Explorer im Kopf", erklärt sich Vester heute die Verwechslung.

    Vester weiter: "Vielleicht haben die Leute von Symicron auch den Kongress in Wiesbaden besucht und über die Compton- Software die Idee zu ihrem Explora entwickelt, die sie mir dann erzählten."

    Es dauerte genau ein Jahr, bis Compton mit seinem Picture Explorer für Schlagzeilen sorgte. Auf der amerikanischen Computermesse Comdex lud die Firma im Herbst 1992 Journalisten zu einem Bankett, auf dem sie ein Patent, basierend auf ihrem Explorer, präsentierte. Der Titel des Patents: "Multimedia search system using a plurality of entry path means which indicate inter-relatedness of information."

    Es sollte für "alle Datenbankabfragen und Verknüpfungen multimediale Informationen in einer benutzerfreundlichen Weise aufbereiten; auf alle Abfragen und Verknüpfungen eine Multimedia-Datenbank, bestehend aus Texten, Bildern, Audioquellen und Animationen, durchsuchen sowie nach grafischen und textorientierten Informationen suchen können."


    Claus Vester ist der Autor eines Artikels aus dem Jahr 1991, der angeblich die frühe Existenz des "Explorer" beweist.

    Sprich: Compton versuchte, Hyperlink-Strukturen zu patentieren. Jede Firma, die CD-ROMs produzierte, jeder Online-Dienst, jedes Videotext-Programm, jeder kommerzielle Bilderdienst sollte ein Prozent des fortlaufenden Nettogewinnes an Compton überweisen.

    Leider scheiterte der Megaplan: Comptons Patent wurde 1994 für ungültig erklärt. Als mit dem World Wide Web das Internet erstmals auf dem Radarschirm der Multimedia-Branche erschien, durfte verknüpft und aufbereitet werden, was das Zeug hielt.

    Genau dieser Zustand ist es, der mit den "Explorer"-Abmahnungen der Firma Symicron erneut zur Debatte steht. Geht es nach dem Verteidiger dieser von Symicron glücklich errungenen Namensmarke, so muss vor dem Setzen eines Links sorgfältig geprüft werden, ob das Markenrecht verletzt werde. Ein solchermaßen juristisch "austariertes" Internet wäre das Ende des Mediums.

    Anfang dieser Woche mussten Symicron und der Anwalt des Unternehmens, Günter Freiherr von Gravenreuth, vor dem Landgericht Düsseldorf eine erste Schlappe hinnehmen. Das Gericht entschied zu Gunsten von Stefan Münz, der es "gewagt" hatte, auf seiner Website einen Link hin zu einem "Explorer"- Produkt zu setzen.

    Gut möglich, dass dies eine Trendwende einleitet. Die Symicron- Abmahnungen fußen auf der markenrechtlichen Anerkennung des Produktes Explorer. Symicron bekam diese Rechte zugesprochen, weil das Unternehmen die Existenz des Produktes über den Zeitschriftenartikel aus dem Jahr 1991 nachweisen konnte. Doch die Nennung des Produktnamens "Explorer", versichert der Autor, beruhte auf einer Verwechslung. Symicron besaß 1991 kein Produkt namens "Explorer", das zeigen auch die Broschüren der Firma aus diesem Jahr. Die "Marke" Explorer ist auf Sand gebaut.



    Telefon: Anruf vom Mars

    Wer zwischen die Mühlen der Telefonanbieter gerät, hat schlechte Karten. Eine Unternehmerin saß 3 Monate ohne Fernsprecher da.

    Aus:
    Der Spiegel – 44/2000, 30. Oktober 2000, Seite 92 (Deutschland). [Original]

    An den Telefonen von Sabin Bergmann hingen schon Bofrost-Vertreter und die Empfangsdamen der Hamburger Edelfriseurin Marlies Möller – manchmal mit nervös- zittriger Stimme. Denn der energischen 32-jährigen Telefontrainerin entgeht weder eine Nuschelbegrüßung à la „Baumarktinnendienstschulze“ noch überfreundliche Geschwätzigkeit. Per Crash- Kurs bringt sie Angestellten Benehmen am Hörer bei.

    Da ist es nicht gerade geschäftsfördernd, wenn Anrufer unter Bergmanns eigener Nummer nichts als Rauschen vernehmen. Knapp 3 Monate lang stand die Unternehmerin ohne Telefonanschluss da – keine E-Mail, kein Fax, kein Electronic Banking. Als sie die Telefongesellschaft endlich dazu bewegt hatte, Anrufe auf ihr Handy umzuleiten, musste sich Bergmann erst mal reihenweise böse Sprüche verprellter Kunden anhören: „Haben Sie da ein Lego- Telefon, oder rufen Sie vom Mars aus an?“

    Von der schönen liberalisierten Welt des Telefonierens hat die 1997 zur „Nachwuchsunternehmerin des Jahres“ gekürte Bergmann seither erst einmal genug. Dabei hatte alles so gut angefangen, als sie vor zwei Jahren von der Telekom zur Mannesmann-Tochter Arcor wechselte: Sie zahlte nicht nur „30 Prozent weniger, die waren auch fix und freundlich“. Fast so, wie sie es ihren Schülern beibrachte. Bis Bergmann im Juni mit ihrer Firma Contelle ins Hamburger Karolinenviertel zog.

    Von da an ging nichts mehr am Telefon. Nach vier Wochen Dauerärger „legte Arcor mir nahe zu kündigen“, so die Telefontrainerin – aus technischen Gründen, sagt die Firma. „Wir mieten die meisten Leitungen von der Telekom. Wenn es irgendwo nicht genug gibt, verlegt die Telekom neue Leitungen, aber nur für einen Telekom- Kunden“, begründet Arcor- Sprecherin Barbara Kögler das Ansinnen an die Kundin Bergmann. Theoretisch könne Arcor natürlich selbst eine Leitung legen, „aber für einen einzigen Anschluss ist das nicht wirtschaftlich“. Bergmann fühlt sich verschaukelt. „Als Neukunde wurde ich mit offenen Armen begrüßt, aber als dann zu hohe Investitionen anfielen, schickte mich Arcor wieder zurück zur Telekom.“


    „Der Telekom ausgeliefert.“

    Die Schuld für den nun folgenden Kleinkrieg schieben sich die Telefonkonzerne gegenseitig zu. Das rosarote Unternehmen behandele Zwangsrückkehrer gern mit „bewusster Verzögerungstaktik“, behauptet Kögler. Im Fall Bergmann dauerte es nach dem Arcor- Rausschmiss noch fast zwei Monate, bis die Telekom die Leitung einrichtete. Obendrein musste die Unternehmerin mit der Regulierungsbehörde drohen, um ihre Rufnummern behalten zu dürfen. Das sei Geschäftstaktik der Privaten, kontert die Telekom: „Arcor gab erst nach langem Hin und Her die Rufnummern frei“, so Telekom- Sprecher Ulrich Lissek.

    Was Sabin Bergmann zum Verhängnis wurde: Jenseits aller flotten Werbesprüche ist der Wettbewerb auf dem Telefonmarkt längst nicht frei. Die Telekom ist im Ortsnetz immer noch ein Quasi- Monopolist: Dort gehören ihr 98 Prozent der Leitungen. Der zweitgrößte Anbieter im Festnetz, die Arcor-Gruppe, bedient erst 60.000 Kunden mit einem eigenen Komplettanschluss.

    Telekom-Kunden kreiden dem ehemaligen Staatsbetrieb noch andere Sünden an. „Rückrufe werden nicht erledigt, terminliche Zusagen nicht eingehalten“, klagt die Sprecherin der Bayerischen Verbraucherzentrale Ingrid Kreuzer. „Die Kunden schreiben, sie rufen an, und sie laufen gegen eine Wand.“

    Die Sprache der Kundenbetreuer hat sich zwar geändert, doch die überkommene Behördenmentalität ist offenbar vielerorts geblieben. „Hier ist nicht die Beschwerdestelle, hier ist die Stelle für Anregungen und Kritik“, bekam der verdutzte Essener Filmproduzent Johannes Haneke zu hören, als er nachfragte, warum sein ISDN- Anschluss nach fast zwei Monaten immer noch tot sei. Das Problem löste die Dame bei der Telekom, so Haneke, auf ihre Weise: „Die hat dann – rrrromms – einfach aufgelegt.“

    Sabin Bergmann, die gern mit ihrem kundenorientierten und prompten Service wirbt, musste monatelang ihre E-Mails in einer befreundeten Firma lesen. Eingehende Faxe ließ sie über einen Büroservice umleiten und sich per Post zuschicken. Weil das nicht immer klappte, ging ihr ein eiliger Auftrag über mehr als 40.000 Mark durch die Lappen.

    Die Telekom zeigte sich ungerührt. Erst als Bergmann, mit den Nerven am Ende, durchblicken ließ, sie berate auch Call-Center bei der Wahl ihrer Telefonanbieter, stellte die Telekom ihr ein Handy zur Verfügung – aber nur das Gerät inklusive Grundgebühr. Für die teuren Mobilfunk-Gespräche bezahlt sie 1000 Mark monatlich.


    Marktanteile
    der Neuen

    „Man ist der Telekom ausgeliefert“, klagt Bergmann. Denn laut Telekommunikations- Universaldienstleistungsverordnung muss das marktbeherrschende Unternehmen zwar einen Anschluss bereitstellen. Aber das kann dauern, denn eine Frist steht nicht im Regelwerk. „Da kommt nicht sofort der Bagger, das geht nach Bedarfsplänen“, stellt Telekom- Sprecher Lissek klar. Sabin Bergmann träumt unterdessen von einem lukrativen Auftrag ihrer neuen alten Telefongesellschaft: „Den Laden in Schwung zu bringen, das wär 'ne Lebensaufgabe.“



    Internet: „Mit aggressivem Marketing“

    Teles-Chef Sigram Schindler, 64, über den Preiskampf der Internet-Dienste

    Aus:
    Der Spiegel – 44/2000, 30. Oktober 2000, Seite 162 (Trends).

    Spiegel: Seit über einem Jahr bieten Sie mit Strato einen Internet-Zugang an, der etwa 60-mal schneller als ISDN ist. Doch der große Durchbruch blieb bislang aus. Ist Ihr skyDSL zu teuer?

    Schindler: Verzögerungen sind in der Tat entstanden: Den skyDSL-Dienst wirklich attraktiv zu machen erwies sich technisch als viel komplizierter als ursprünglich vermutet, so dass wir auch mit einem aggressiven Marketing dafür noch gar nicht anfangen konnten. Im November beginnen wir aber mit einer breit angelegten Werbekampagne, von der ich mir einigen Erfolg erwarte. Im Übrigen haben Sie schon Recht: Private Nutzer hätten gern alles umsonst – das können wir leider an der Stelle nicht bieten. Wir sind immerhin die Preiswertesten in diesem Marktsegment.

    Spiegel: Ihr Breitband-Dienst läuft über einen Satelliten von Eutelsat und ist damit kostenintensiver als herkömmliche Internet-Dienste. Wie viele Nutzer wollen für die Schnelligkeit mehr zahlen?

    Schindler: Wir glauben, dass wir in Europa bis Ende nächsten Jahres 160.000 Benutzer gewinnen können.

    Spiegel: Immer mehr Anbieter setzen im Preiskampf auf eine Flatrate. Wollen Sie auch eine solche Monatspauschale, die alle Kosten abdeckt, einführen?

    Schindler: Nein, eine Flatrate kann es in diesem Umfeld grundsätzlich nicht geben – bei uns nicht und auch bei keinem anderen Anbieter.

    Spiegel: Viele Experten glauben, dass in ein paar Jahren UMTS den satellitengestützten Internet-Zugang ablösen wird.

    Schindler: Wer das glaubt, kann kein Experte sein. Beide Dienste sind in ihren Charakteristika so unterschiedlich, dass sie einander nicht ersetzen können [Ed: wohl aber das HighSpeed-Internet via TV-Kabel – insbesondere in der Form des FTTH – kann satellitengestütztes Internet überflüssig machen]. Dies gilt vor allem für die Bandbreite: Bei unserem skyDSL- Dienst können Sie schon heute jederzeit mit 8 Megabit pro Sekunde surfen, während UMTS Ihnen bestenfalls 2 Megabit Bandbreite liefert, in der Regel aber ISDN- Geschwindigkeit, also 64 Kilobit pro Sekunde.



    Telekom: Gewinn auf Pump

    Gewinn und Umsatz steigen kräftig, und dennoch sind die Analysten nicht begeistert. Telekom-Chef Ron Sommer hat dafür nämlich einen gigantischen Schuldenberg aufgehäuft.

    Aus:
    Spiegel Online – 31. Oktober 2000, 15.07 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. Es waren vor allem Beteiligungen und der Börsengang der Internet- Tochter T-Online, die Umsatz und Gewinn in die Höhe schnellen ließen. Wie der Konzern mitteilte, lag der Konzernüberschuss durch Sondereinflüsse mit rund 16,4 Milliarden Mark um mehr als das Sechsfache über dem Vorjahreszeitraum.

    Die Telekom verzeichnete aber auch milliardenschwere Ausgaben im Mobilfunkbereich, was den Schuldenberg auf rund 121,5 Milliarden Mark anwachsen ließ. Der Umsatz des Gesamtkonzerns stieg um 14,5 % auf 57,3 Milliarden Mark. Ohne die erstmals ganz in der Bilanz enthaltenen Firmen One2One, Club Internet und Siris legte der Umsatz noch um 5,5 % zu.

    Nach den vorläufigen Daten brachte allein der steuerfreie Verkauf der Telekom-Beteiligung am internationalen Telefondienstleister Global One im ersten Quartal rund 5,7 Milliarden Mark in die Konzernkasse. Mit dem Börsengang von T-Online im April fuhr der Mutterkonzern knapp 5,3 Milliarden Mark ein. Positiv zu Buche schlug auch der steuerfreie Verkauf der Beteiligung am italienischen Mobilfunkbetreiber Wind mit ebenfalls rund 5,3 Milliarden Mark.

    Den größten Kundenzuwachs verzeichnete die Telekom im Mobilfunkgeschäft. In Deutschland hat D1 rund 16,1 Millionen Nutzer, die britische One2One steigerte ihre Kundenzahl auf 7,1 Millionen und bei der österreichischen max.mobil sind 1,9 Millionen Kunden registriert. Rund 39 % der Mobilfunkkunden seien außerhalb Deutschlands, gab das Unternehmen an. Die Zahl der Nutzer von T-Online liegt derzeit bei etwa sieben Millionen, hier sind allerdings bereits die Kunden von Club Internet in Frankreich und Ya.com in Spanien eingerechnet.

    Der größte Teil der neuen Schulden entstand durch die Bezahlung der deutschen UMTS- Lizenz mit mehr als 16,6 Milliarden Mark. Die mehrheitliche Übernahme des US-Mobilfunkanbieters VoiceStream kostete weitere elf Milliarden Mark, für knapp 4,5 Milliarden Mark stockte die Telekom ihre Beteiligung an der ungarischen Telefongesellschaft MATAV auf. Die Belegschaft der Telekom war Ende September noch 129.151 Mitarbeiter stark und ging damit im Verlauf eines Jahres um 13.416 Beschäftigte oder gut 9 % zurück.

    An der Börse wurden die Telekom-Aktien nach positiver Eröffnung gegen Mittag mit einem deutlichen Abschlag von 3 % gehandelt. Von Analysten wurden Gewinnmitnahmen wegen der lediglich bestätigten Erwartungen als wahrscheinlich angesehen. Ein deutliches Abwärtspotenzial gebe es aber nicht, hieß es. Händlern zufolge zeigten sich Anleger auch von der hohen Bruttoverschuldung des Konzerns verstimmt.

    [T-Online: Vetternwirtschaft?]   [Manager Magazin: Hat Sommer den Konzern noch im Griff?]




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      Zum Teil 26

    © 2000-2002 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 20.12.2009 12.34 Uhr