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Neue Fragen an die Deutsche Telekom AG khd
Stand:  21.5.2001   (45. Ed.)  –  File: BigT/Neue_Fragen.html




„Bei der Deutschen Telekom dreht sich alles um eines: um Sie. Schließlich sind es die Kunden, die über unseren Erfolg entscheiden. Deshalb haben wir uns viel vorgenommen: das kundenfreundlichste Dienstleistungs- unternehmen Deutschlands zu werden.“  

(Aus der Telekom-Werbung – Januar 1995)



Telekom (is) offline

Seit dem Neujahrsflop bei der Tarifumstellung ist die Deutsche Telekom nun total von der Rolle – quasi "off-the-line". Es trifft sie jetzt voll die Wut der vielen aufgebrachten Kunden über die unverschämte, deutlich nach Wucher riechende Verteuerung der Telefonate im Ortsbereich zum 1. Januar 1996. Europas größter Telekommunikations- Konzern steht nun als, von der Bonner Politik geduldeter, Abzocker da – unsozial, teuer, inkompetent und arrogant.

Aber auch die absolut volksverdummende und völlig irreführende Werbung der Deutschen Telekom AG macht es notwendig weitere Fragen [2] zu stellen, auch wenn diese die Telekom wieder nicht beantworten [1] mag.

Also fragen Sie doch einfach mal die Telekom, (hoffentlich) zum Nulltarif unter 0130-1000 oder 0130-1118 oder per E-Mail (schließlich kann Ihr Browser doch Cut & Paste!): info@nic.dtag.de



Und hier beginnen die neuen Fragen von 1996:

  1. Wie ist es 1995/96 in unserer aufgeklärten Informationsgesellschaft überhaupt möglich, daß hochintelligente Menschen eines HighTech- Großkonzerns eine derartig aufwendige und irreführende Werbekampagne zum "Tarifkonzept 96" – die sich sogar der bewußten Lüge bediente – konzipieren, genehmigen und inszenieren, nur um den Kunden die Tatsache der massiven Verteuerung der Ortsgespräche zu verschleiern?

  2. Für wie blöd hält die Deutsche Telekom AG eigentlich ihre eigenen Kunden? – Mal nur so "von Mensch zu Mensch" gefragt.

  3. Wie beurteilt die Deutsche Telekom die Qualität und die Aussagen ihrer eigenen TV-Werbespots, angesichts der besonders gelungenen Konterkarierung durch die vom Westdeutschen Rundfunk Köln Anfang Januar 1996 in "ZAK" gesendeten drei Alternativ-Werbespot(t)s?

  4. Wieviel hat die Telekom-Werbung in allen Medien im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Tarifstruktur insgesamt gekostet? [Ed: Eine erste Antwort findet man in den neuesten Geschäftsdaten der Telekom. Danach betrugen 1995 die Werbeausgaben 935 Mill. DM, und für 1996 sind über 1 Mrd. DM vorgesehen. Und wieviel gibt das geteilt durch 40 Mill. Kunden?].

  5. Warum bestreitet die Telekom (SFB/B1 – Berliner Platz vom 9.1.1996), daß bereits 1995 – also noch bei den alten Tarifen! – ihre Einnahmen bei den Ortsgesprächen um 39 % über ihren Kosten lagen und sie 1995 beim Telefongeschäft insgesamt einen Gewinn von 14 Milliarden Mark bei Einnahmen von 45 Milliarden Mark erwirtschaftete (Focus – 2/1996)?

  6. Ist es andererseits wirklich richtig, daß von der Deutschen Telekom die Tarifreform zu Lasten der Ortsgespräche damit begründet wurde, daß sie im "Ortsbereich jährlich Verluste in Milliardenhöhe" (wieviel sind das genau?) erwirtschafte? [Ed: Die VTM-Studie vom Mai 1996 gibt erste Antworten dazu].

  7. Was ist denn nun wahr, oder wann wird die Deutsche Telekom AG gegen den Focus wegen der "Falschmeldung" gerichtlich vorgehen? [Ed: Bis Ende Oktober 1996 ist nicht bekanntgeworden, daß die Telekom den Focus verklagt hat].

  8. Welches sind die genauen Gründe dafür, daß der Software-Fehler, der am Neujahrstag 1996 in Vermittlungscomputern der Telekom zu einer völlig falschen Gebührenerfassung führte, von niemandem – weder vom Software-Lieferanten SEL-Alcatel noch von der Telekom selbst – rechtzeitig vor der Installation erkannt wurde? (Ich verweise dazu auch auf meine unbeantworteten Fragen 9 vom Januar 1995 und 54 vom Juli 1995).

  9. Mit welchen Programmiersprachen ist die Software (Computer- Programme) für den Betrieb der Telekommunikations- einrichtungen bei der Deutschen Telekom programmiert worden, beispielsweise die Programme für die digitalen Vermittlungsstellen und für die Übertragung der Roh-Datensätze der einzelnen Gespräche (sogenannte CDRs = "call detail records") auf die zentralen Abrechnungscomputer und deren Weiterverarbeitung?

  10. Welchen Zuverlässigkeitsgrad nach dem internationalen Normenwerk (z. B. der "integrity level" der IEC Working Group 9) weisen die bei der Deutschen Telekom und ihren Zulieferern benutzten Programmiersprachen – nicht die Programme – auf, und ist dieser Zuverlässigkeitsgrad dem Verwendungszweck adäquat angepaßt?

  11. Wird die Deutsche Telekom AG noch vor dem geplanten Börsengang das Zertifikat für die (eigene) Qualitätsorganisation nach der internationalen Qualitätsnorm für Unternehmen (ISO 9001–9004) erhalten, oder ist das wegen der vielen "Pannen" auf absehbare Zeit unmöglich geworden?

  12. Wenn jetzt sogar schon Postminister Bötsch zur Telekom sagt: "Wenn's um Technik geht, glaub' ich euch nichts mehr" (Der Spiegel – 2/1996), wie will dann die Telekom die nun schon seit einigen Jahren schwer erschütterte Glaubwürdigkeit und die Kompetenz in der Telekommunikation wieder zurückgewinnen?

  13. Wieso ist die Telekom eigentlich einerseits der Auffassung, daß eine betriebsinterne Quersubventionierung (anderenorts wird das positiv Mischkalkulation genannt) so schädlich für eine Firma im marktwirtschaftlichen Wettbewerb ist, andererseits quersubventioniert sie nun seit dem 1. Januar 1996 aufgrund der neuen Tarifstruktur eindeutig die Ferngespräche – insbesondere die der großen Geschäftskunden – durch die Gewinne aus den Ortsgesprächen?

  14. Aufgrund welcher rationalen Kriterien ist es der Telekom überhaupt möglich, die Gesamtkosten des Telefongeschäfts in Kosten für Orts- und für Ferngespräche zweifelsfrei aufzuteilen?

  15. Wie erklärt es sich, daß früher die Deutsche Bundespost immer in der Lage war, aus den Riesengewinnen des Telefongeschäfts der "grauen" Post problemlos die "gelbe" Post (z. B. die Briefsendungen) zu (quer)subventionieren (z. B. 1992: 1,5 Milliarden Mark) und außerdem noch riesige Abgaben an den Bundeshaushalt zu leisten (10 % des Umsatzes, z. B. 1992: 5 Milliarden Mark), während heute die Deutsche Telekom AG – nach dem Wegfall dieser Transferleistungen (bis auf die nun zu leistende Netto-Mehrwertsteuer) – ihre Preiserhöhungen ständig mit den Riesenverlusten bei den Ortsgesprächen begründet?

  16. Warum eigentlich weigert sich die Telekom noch immer, die wahren Kostenberechnungen offenzulegen, denn angesichts des bereits eingetretenen großen Glaubwürdigkeitsverlusts erscheint der ständige Verweis der Telekom auf die Wettbewerbsituation, in der sie sich befinde, wiederum als wenig glaubwürdig? Was hat die Telekom zu verbergen?

  17. Trifft es zu, daß (aufgrund von völlig veralteter Technik) für ein kurzes Ortsgespräch am Tage, das nur 84 bis etwas unter 90 Sekunden dauert, durchaus zwei Tarifeinheiten, also 0,24 DM statt der im "Tarifkonzept 96" versprochenen 0,12 DM – also das Doppelte! – berechnet werden?

  18. Wie wird die Telekom diesen systematischen Taktfehler in künftigen Abrechnungen bei davon betroffenen Kunden korrigieren, da sie ja die 10 freien (früher waren es sogar einmal 20) Kompensations- Tarifeinheiten zum 1. Januar 1996 ersatzlos abgeschafft hat?

  19. Welche Konsequenzen entstehen für die Deutsche Telekom (auch für das bereits schwer angeschlagene Image), wenn noch 1996 pfiffige und sehr geschäftstüchtige US-Telefongesellschaften nun auch kostengünstige Callback-Services für längere Ortsgespräche in Deutschland anbieten sollten, mit denen man dann beispielsweise am Tage von Berlin-Grunewald (via USA!) nach Berlin-Schöneberg für den halben Telekom-Preis telefonieren könnte (z. B. 60 Minuten für 2,40 Mark statt 4,80 Mark bei der Telekom für die direkte Verbindung, und die übrigens 1991 noch 0,23 Mark kostete!)?

  20. Und sind das etwa die Verbindungen, von denen die Telekom in ihrer neuesten TV-Werbung (Ende Januar 1996) "Unsere Verbindungen bewegen die Welt" träumt?

  21. Welche Gründe haben dazu geführt, daß sich die Telekom in der Konkretisierung der Genehmigung des Bundespostministers vom 31. Oktober 1995 (Schreiben 212a A 3480) den Nettopreis der Tarifeinheit (ohne MwSt) mit (0,12 DM/ 1,15) = 0,1043 DM nur auf 4 Dezimalstellen nach dem Komma (zu niedrig) hat genehmigen lassen, obwohl in der ursprünglichen Genehmigung der "Tarifstrukturreform 96" vom 18. März 1994 (Schreiben 122a A 3480) zunächst der genauere Wert 0,104348 DM vorgeschrieben worden war und zudem die moderne Computertechnik problemlos mit solchen genaueren Zahlen – insbesondere bei richtiger Wahl der Rechenalgorithmen – rechnen kann?

  22. Muß daraus geschlossen werden, daß die Abrechnungscomputer der Deutschen Telekom AG bzw. die darauf verwendete Software nicht dem internationalen Stand der Technik (state-of-the-art) entsprechen?

  23. Welches sind die wahren Gründe, die letztendlich dazu geführt haben, daß die Deutsche Bundespost so spät mit der konsequenten Einführung der Digitaltechnik begonnen hat? Und ist es richtig, daß anläßlich der Berliner Funkausstellung 1961 (BTW, die Berliner Mauer war gerade gebaut) noch führende Postvertreter meinten, daß die Digitalisierung für den Fernmeldebereich "niemals eine Bedeutung" haben würde?

  24. Ist es richtig, daß zur Einführung der exakten Sekunden- Abrechnung von Gesprächen und anderen Verbindungen die Digitalisierung der Vermittlungstechnik bundesweit abgeschlossen sein müßte, und diese gerechtere Abrechnungstechnik daher frühestens 1998 – drei Jahre nach der flächendeckenden Einführung bei der British Telecom – zur Verfügung stehen könnte?

  25. Und ist es richtig, daß für diese Sekundenabrechnung erst noch alle Vermittlungscomputer mit wiederum neuer Software ausgestattet werden müssen, diese Programme aber bisher nicht existieren bzw. auch noch gar nicht (ernsthaft) in Arbeit sind?

  26. Welches sind die wahren Gründe dafür, daß bisher die Deutsche Telekom AG nicht in zwei Unternehmen aufgeteilt worden ist, in eine nationale Netzgesellschaft (Telekom-Net), die die Infrastruktur von der Telekom übernimmt und ihre Leistungen allen Telekommunikations- anbietern zu gleichen Konditionen zur Verfügung stellt (ohne selbst das Endkundengeschäft zu betreiben) sowie eine reine Anbietergesellschaft (Telekom-Com), die das Endkundengeschäft (Privat- und Geschäftskunden) von der Telekom übernimmt?

  27. Welche politischen Kräfte haben bisher warum diesen volks- und marktwirtschaftlich sinnvollen Weg zu echtem Wettbewerb im Bereich der Telekommunikation verhindert?

  28. Und warum sind dann nicht zumindest die Ortsnetze und die TV-Kabelnetze aus der Telekom ausgegliedert und in neue eigenständige Unternehmen überführt worden?

  29. Wann wird die Deutsche Telekom AG der Empfehlung der Deutschen Monopolkommission vom Juli 1996 folgen und das gesamte Telekom-Netz oder zumindest die Ortsnetze an eine (neu zu gründende) Gesellschaft verkaufen, um so in Deutschland das drohende wettbewerbsfeindliche Telekommunikations-Oligopol zu vermeiden?

  30. Welche Schritte im einzelnen hat wann die Deutsche Telekom AG selbst unternommen, um – im Interesse ihrer Kunden – zu verhindern, daß mit dem Telekommunikationsgesetz (TKG) ein Einstieg in den Orwellschen Überwachungsstaat erfolgt?

  31. Wann wird die Deutsche Telekom ihre überhöhten Tarife im Ortsnetz – angesichts des riesigen Gewinnausfalls im Telefongeschäft von 1,2 Milliarden Mark – endlich auf ein soziales, kommunikationsfreundliches und Online-förderndes Preisniveau senken, um so durch Nutzung der nun brachliegenden Ressourcen wieder aus den roten Telefonzahlen zu kommen?

  32. Welche Schritte in diese marktwirtschaftliche (richtige) Richtung hat im einzelnen die Telekom bisher unternommen?

  33. Welche Gründe haben eigentlich dazu geführt, daß die Deutsche Telekom AG in ihrem Infoblatt "Bei der Auskunft tut sich was" (Beilage zur Telefonrechnung) in Millionenauflage ein geschütztes Logo der Firma Apple Computer Incorporated, Cupertino (USA) verwendet hat? Und hat dazu die innovative Weltfirma Apple ihr Einverständnis gegeben?

  34. Darf aus dieser Verwendung fremder Logos nun geschlossen werden, daß die Telekom es selbst doch nicht so genau mit dem weltweiten Markenrecht nimmt?

  35. Gibt es tatsächlich bereits Telekom- Pläne für die Einführung von volumen- statt zeitabhängigen Tarifen für ISDN- Anschlüsse, wenn dort Daten übertragen werden (Nutzung der Dienstekennung)?

  36. Dem Petitionsauschuß des Deutschen Bundestages hat die Deutsche Telekom AG 1995 erklärt (siehe Ausschuß- Protokoll Nr. 13/23 der Sitzung vom 6.12.1995, Seite 49), daß die Telefontarif- strukturreform "einnahmeneutral" sei und es bei keinem Einzelelement – also beispielsweise bei den Ortsgesprächen – "zu einer Erhöhung" käme. Wie beurteilt die Deutsche Telekom heute – Anfang November 1996 – ihre eigene Einlassung von damals, nachdem nun 10 Monate praktische Erfahrung mit der "Tarifreform 96" gesammelt werden konnten? Ist die Reform tatsächlich einnahmeneutral? Und warum ist sie das ggfs. nicht? Welche "Einzelelemente" haben sich doch warum erhöht?



Anmerkungen:

[1]   Die alten 55 Fragen von 1995 – ergänzt um interessante Telekom-Zitate – stehen auch als Dokumente im PDF-Format zum Lesen und zum Drucken mit dem Adobe Acrobat Reader zur Verfügung:   Teil 1 (Frage 1–21), Teil 2 (Frage 22–36), Teil 3 (Frage 37–55) sowie Warnsignale bei Manipulationen und Tips bei überhöhten Telefonrechnungen.

[2]   Die neuen 36 Fragen wurden von Januar bis November 1996 für diese Web-Seite im Rahmen des Magazins "t-off" formuliert und im Internet publiziert. Beantwortet wurden sie nicht.




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