Achtung! Diese Archiv-Seiten dienen nur noch dokumentarischen Zwecken!

Sehr viele Links sind nicht mehr aktiv. Aktuelles finden Sie evtl. auf der khd-Page oder im khd-research.net.




Telekommunikation in den Medien – Teil 116 khd
Stand:  25.11.2004   (30. Ed.)  –  File: Aus___Medien/116.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Zeitungsartikel und andere Texte zur Telekommunikation im Original dokumentiert und manche auch kommentiert [Ed: ...]. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten. Auf dieser Archivseite ist auch Copyright- geschütztes Material anderer wegen der permanenten Link-Möglichkeit dokumentiert. Bitte beachten Sie das Copyright, das bei den jeweiligen (Zeitungs-) Verlagen liegt. Hier sind dokumentiert:

  • Neuere Presseberichte  (117. Teil).
  • 29.07.2002: UMTS: Regulierer gerät unter Druck.
  • 25.07.2002: Die Neuordnung des UMTS-Marktes beginnt.
  • 25.07.2002: UPC debt-swap deal to keep Malone in charge.
  • 25.07.2002: Großhandelsflatrate: Telekom klagt gegen RegTP-Beschluss.
  • 24.07.2002: Mobilfunk Quam vor dem Aus.
  • 24.07.2002: Kartellamt bleibt beim Fernsehkabelnetz hart.
  • 24.07.2002: Weitere Risiken für die Telekom.
  • 23.07.2002: Kabel-Misere in NRW schlecht für Telekom.
  • 22.07.2002: Bundeskartellamt erlaubt Kooperationen bei Aufrüstung von TV-Kabelnetzen.
  • 20.07.2002: Ish-Muttergesellschaft ist insolvent.
  • 18.07.2002: Kabel in der Krise. (Interview mit MABB-Chef Hans Hege)
  • 17.07.2002: 50 Euro sind beim Mobilfunk die Schmerzgrenze.
  • 16.07.2002: Flächendeckendes Funk-LAN für Nordamerika geplant.
  • 15.07.2002: EU-Kommission wird Deutschland wg. Telefon-Ortsnetzen verklagen.
  • 15.07.2002: Hege für schnelle Überwindung der akuten Krise der Kabelnetze.
  • 15.07.2002: Bittere Lektionen für Telekom-Konzerne.
  • Ältere Presseberichte  (115. Teil).



    Bittere Lektionen für Telekom-Konzerne

    Welche Lehren die Großen der Branche aus der Krise ziehen: Alte Vorstände und Strategien gehen über Bord

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 15. Juli 2002, Seite 16 (Wirtschaft).

    Die Aktienkurse der europäischen Telefongesellschaften sprechen eine deutlich Sprache: Telekom-Unternehmen, die ihre Chefs rechtzeitig vor die Tür setzten und die alten Strategien über den Haufen warfen, fahren nun [bereits] die Ernte ein. Großbritanniens BT-Group stand ebenso wie die niederländische KPN oder die finnische Sonera knapp vor dem Schuldenkollaps. Doch die Aktien der 3 Unternehmen haben sich erholt, seitdem die Konzernspitzen ausgetauscht und die ehrgeizigen Strategien zurückgestutzt wurden. Allesamt schlugen seither den Vergleichsindex des Telekom- Sektors. Bei den Papieren von BT und KPN ging es seit dem Führungswechsel rapide aufwärts, während sich die Sonera- Aktie immerhin stabilisieren konnte.


    „Neue Manager sind da glaubwürdiger.“

    Telekom-Analyst
    Raj Karia.

    France Télécom und die Deutsche Telekom haben dagegen wenig für den Abbau ihrer Schulden getan und lehnen Änderungen an der Unternehmensspitze nach wie vor ab. Ihre Aktienkurse haben seit Jahresbeginn empfindlich gelitten. „Diejenigen, die damals zum Umbau gezwungen wurden, profitieren jetzt“, sagt Raj Karia, Telekom- Analyst bei Cannacord Capital. „Wer Schulden abbauen und den Cash- Flow verbessern will, muss Anlagevermögen verkaufen, die Kosten senken und ein transparentes Geschäftsmodell präsentieren. Neue Manager sind da glaubwürdiger, das wird auch die Deutsche Telekom bald einsehen“, meint Karia.

    Wenig Nachsicht mit den Chefs

    In anderen Sparten sind die europäischen Firmen weniger nachsichtig mit den Unternehmenchefs, wenn die Zahlen enttäuschen. Nach einer Studie des Marktforschers Booz Allen Hamilton werden erfolglose Vorstände in Europa sogar schneller entlassen als in Nordamerika. Erst am vergangenen Dienstag [9.7.2002] musste Donal Geaney, Vorstandschef des irischen Arzneimittel- Herstellers Elan, seinen Hut nehmen, als das Unternehmen nach undurchsichtiger Buchführung und sinkenden Aktienkursen das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen wollte.

    Europas Telekom-Unternehmen haben sich enorm verschuldet, um neue Technologien und Akquisitionen zu bezahlen. Im Zusammenhang mit der neuen Mobilfunk- Generation UMTS wurden in den letzten Jahren mehr als 150 Milliarden Euro für Betreiber- Lizenzen und Ausrüstung ausgegeben. Die meisten Versuche, durch massive Unternehmenskäufe zu mächtigen Marktgrößen zu wachsen, erfolgten inmitten der Internet- Hysterie und damit zu Rekordpreisen. Als den Aktien dann die Luft ausging, forderten die Aktionäre den Abbau der Schulden, um Schlimmeres zu vermeiden. Wer dieser Forderung nicht nachkam, den haben die Anleger abgestraft. Doch für die Aktionäre ist ein Wechsel in der Unternehmensführung kein Selbstzweck: Viel mehr ermutigt sie die damit einhergehende Atempause, in der das bedrängte Unternehmen neue Ziele ins Auge fasst und unpopuläre Maßnahmen wie Schließungen oder den Verkauf verlustbringender Sparten durchsetzen kann.

    Als erstes Unternehmen des Sektors beugte sich British Telecom (BT) dem Druck der Aktionäre, nachdem man bis zum Frühjahr 2001 einen Schuldenberg von über 46 Millionen Euro [Ed: das sind wohl 46 Milliarden Euro] angehäuft hatte. Der damalige Unternehmenschef wurde durch den einstigen Chairman der BBC, Sir Christopher Bland, ersetzt, der rigoros neu strukturierte: BT trennte sich gleich von mehreren Tochterfirmen, darunter von solchen in Japan und Spanien sowie von einem Unternehmen für Telefonregister [?]. Durch die Ausgabe neuer Aktien wurden 5,9 Millarden Pfund eingenommen. Im Januar wurde Ben Verwaayen zum neuen Vorstandschef berufen. Seitdem steigt die Aktie und lässt den Branchendurchschnitt weit hinter sich. „BT hat früh gehandelt und konnte so den schlimmsten Folgen des Dot-Com- Debakels aus dem Weg gehen“, sagt Tim Johns, der Sprecher von BT Group. „Unsere Schritte waren drastisch. Die Entflechtungen erfolgten rasch und bei unseren Verkäufen haben wir noch gut verdient.“

    Einige der ehemaligen Telefon- Monopolisten nahmen sich die BT-Strategie zum Vorbild: Die finnische Sonera, die in den vorangegangenen Jahren massiv expandierte und gleich in mehreren europäischen Märkten UMTS- Lizenzen erworben hatte, holte sich mit Harri Kopponen einen neuen Vorstandschef an die Spitze. Der bis dahin kaum bekannte ehemalige Ericsson- Manager setzte den Rotstift an und drohte den defizitären Einheiten mit Schließung oder Verkauf. Die Aktionäre konnte er von einer Neuausgabe von Aktien im Zeichnungswert von 1 Milliarde Euro überzeugen. Seit Kopponens Amtsantritt bewegt sich das Sonera- Papier um die Marke von 4 Euro und hat den krisengeschüttelten Sektor damit abgehängt.

    Sparkurs bei KPN zahlt sich aus

    Auch die niederländische KPN galt noch im August 2001 als Kandidat für die Insolvenz. Die Verhandlungen über einen Zusammenschluß mit Belgiens BelgaCom waren gescheitert und die Aktie ging zum Sinkflug über. Der damalige Unternehmenschef gestand, dass der Gesellschaft in den kommenden 11 Monaten das Geld ausgehen würde. Doch dann erschien ein neuer Mann am Steuer: Ad Scheepbouwer, ein Management- Autodidakt, der selten zum Spaßen aufgelegt ist und den Ruf des Kostensenkers hat. Bereits in der ersten Woche seiner Amtszeit kündigte Scheepbouwer Entlassungen und den Verkauf einiger nicht zum Kerngeschäft gehörender Unternehmensteile an. Die leeren Kassen füllte er, indem er weitere Anteile an die Börse brachte. Sein Sparkurs machte vor nichts Halt: Von den Zuschüssen für die Betriebskantine bis hin zu den Kosten für Büromittel reichten seine Streichungen. Seit dem Beginn der Maßnahmen im September 2001 hat sich die KPN- Aktie von 2 Euro auf 4,7 Euro erholt.

    Bei France Télécom und der Deutschen Telekom vertröstete man die auf Schuldenabbau drängenden Anleger in nahezu gleicher Manier: Mit einem erhobenen Zeigefinger und der Erklärung, dass es bei der Rückzahlung der Verbindlichkeiten dank der Stärke des einheimischen Festnetz- Geschäfts [Ed: mit Riesenmargen im Ortsnetz- Geschäft] keine Probleme gäbe. Die Spekulationen über einen Rücktritt von Ron Sommer wies Telekom-Sprecher Hans Ehnert bis zuletzt zurück: „Warum sollte er?“, fragte Ehnert. „Er hat das Unternehmen auf den richtigen Weg gebracht. Mit der Gesellschaft geht es aufwärts, sie ist in dem schwierigen Marktumfeld bestens positioniert. Wir haben eine Menge Schulden, doch die sind eine Investition in die Zukunft.“



    Hege für schnelle Überwindung der akuten Krise der Kabelnetze

    Aus: Berliner Zeitung, 18. Juli 2002, 12.54 Uhr (Wirtschaft). [
    Original]

    BERLIN. Eine schnelle Überwindung der akuten Krise in den deutschen Kabelnetzen hat der Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Hans Hege, gefordert. Das Kabelnetz sollte aus der Telekom herausgelöst und eigenständig werden [Ed: Spin-Off]. „Die neue Gesellschaft, an der der Bund auch weiterhin beteiligt sein kann, dürfte Teile der Netzebene 4 erwerben – was der Telekom nicht erlaubt worden wäre. So ließe sich diese wertvolle Infrastruktur doch noch entwickeln“. Als Netzebene 4 wird der direkte Zugang zum Endverbraucher bezeichnet.

    Derzeit sei der Ausbau der Kabelnetze aus Finanznot der neuen Betreiber Ish und Iesy unterbrochen und der Verkauf der Netze der Deutschen Telekom komme nicht voran. „Hinzu kommt, dass die wichtigsten Aufgaben weiter ungelöst sind: Eine neue Industrie zu werden, eine Branche umzubauen, die mit ihren Strukturen den Herausforderungen nicht gewachsen ist, das Kabel zum Königsweg der Informationsgesellschaft zu machen.“

    Hege beklagte, dass es keine ordnungspolitische Konzeption für die Privatisierung der Kabelnetze gegeben habe. „Man hätte das Kabel bei der Privatisierung der Telekom gleich ausgliedern müssen und mit der Netzebene 4 fusionieren.“ So sei die Telekom beim schnellen Internet schon wieder bei der nächsten Machtposition. „Deshalb brauchen wir das Kabel als Konkurrenz zum Telefon.“

    In Deutschland schwanke man zwischen zwei Extremen: Auf der Netzebene 4 fänden sich mittelständische Strukturen mit vielen kleinen Anbietern, während die Kabelnetze eine so hohe Konzentration aufweisen, wie nirgendwo sonst auf der Welt. „Der Verbraucher kann in Deutschland seine Kabelgesellschaft nicht wählen wie seinen Telefon- und Stromanbieter. Nirgendwo gibt es so wenig Infrastrukturwettbewerb wie beim breitbandigen Zugang für Privathaushalte, soweit es im Fernsehen um breitbandiges Internet geht. Deshalb plädiere ich dafür, dass der Nutzer die Wahl haben muss, von wem er Angebote bezieht, es folglich keine exklusive Kundenbeziehung geben darf.“ [mehr]



    EU-Kommission wird Deutschland wegen Telefon-Ortsnetzen verklagen

    Aus:
    Heise-Newsticker, 15. Juli 2002, 15.48 Uhr (Politik). [Original]

    BRÜSSEL (jk/c't). Nach dem Scheitern des Telekommunikationsgesetzes im Bundesrat plant die EU-Kommission eine Klage gegen Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Telefonkunden fehlten ausreichende Möglichkeiten, sich bei Ortsgesprächen anderer Betreiber als der Telekom mittels einer dauerhaften Vorauswahl (Preselection) zu bedienen. Das verlautete am Montag in Brüssel in Kommissionskreisen. Der Bundesrat hatte eine bereits vom Bundestag beschlossene Liberalisierung bei den Ortsgesprächen, etwa durch Call-by-Call auf der letzten Meile, erst einmal verhindert.

    Die Kommission hatte bereits vor gut 2 Jahren erste rechtliche Schritte gegen Berlin wegen fehlender Betreiber- Vorauswahl bei Ortsgesprächen eingeleitet. Beobachter hielten es für unwahrscheinlich, dass die Klage- Entscheidung schon an diesem Mittwoch bei der nächsten Sitzung der EU-Kommission fallen könnte. Ein baldiger Beschluss sei aber zu erwarten. Offiziell wurde die Klageabsicht Brüssels nicht bestätigt. Der Sprecher von Industriekommissar Erkki Liikanen sagte, nach dem Bundesratsbeschluss habe sich eine neue Situation ergeben. Das geplante Gesetz habe den von Brüssel gerügten Missstand ändern wollen. Er erinnerte daran, dass ein EU-Gesetz die Betreiber- Vorauswahl schon vom Jahresbeginn 2000 an in den EU-Staaten vorgeschrieben habe.

    Die Kommission habe im Juni 2000 gegen Deutschland und Großbritannien Verfahren wegen mutmaßlicher Verletzung des EU-Vertrages eingeleitet, sagte der Sprecher. "Das Ziel in diesem Bereich ist es, dass Kunden von Angeboten alternativer Anbieter für regionale und lokale Anrufe profitieren können." Bei dem Preselection- Verfahren bleibt der Anschluss zwar bei der Telekom, der Kunde telefoniert jedoch über einen anderen Anbieter.

    Verfahren vor dem EuGH können sich Jahre hinziehen. Erst im Mai hatte die Kommission gegen die Deutsche Telekom ein Kartellverfahren eröffnet. Die Telekom steht im Verdacht, Konkurrenten mit überhöhten Preisen den Zugang zum Telefonortsnetz versperrt zu haben.



    Flächendeckendes Funk-LAN für Nordamerika geplant

    Aus:
    Heise-Newsticker, 16. Juli 2002, 18.03 Uhr (Internet). [Original]

    NEW YORK (pmz/c't). In den USA mehren sich Berichte, nach denen in den kommenden Jahren ein kontinentales Wireless LAN in Nordamerika errichtet werden soll. Informationen der New York Times zufolge verhandeln Konzerne wie Intel, IBM, AT&T Wireless, Verizon und Cingular schon seit Monaten über die Gründung eines Joint- Ventures, das den Aufbau eines landesweiten Funknetzes nach dem Standard IEEE 802.11 in Angriff nehmen soll.

    Unter dem Code-Namen Rainbow würden Geschäftsmodelle diskutiert, mit denen man Notebook- und PDA- Besitzer flächendeckend mit drahtlosen Internet- Zugängen in Nordamerika versorgen könne, schreibt die Zeitung. Im Mittelpunkt des Interesses stehe dabei vor allem die Einrichtung zahlreicher so genannter Hotspots an Flughäfen und öffentlichen Einrichtungen. Verbraucherhaushalte sollen zunächst nicht versorgt werden.

    Insbesondere Intel soll sich für ein einheitliches WLAN in Nordamerika stark machen. Der Chip- Produzent unterhält seit geraumer Zeit eine eigene Telekommunikationssparte und hat angekündigt, Prozessoren für Mobilgeräte serienmäßig mit WLAN- Funktionen auszustatten. Bis 2004 will Intel insgesamt 60 Millionen Prozessoren ausliefern, die dem IEEE- Standard entsprechen.

    Zuletzt hatte auch Software-Gigant Microsoft bekannt gegeben, künftig im WLAN- Geschäft mitmischen zu wollen. Bis zum Herbst wollen die Redmonder eine neue Produktreihe mit WLAN- Geräten auf den US-amerikanischen Markt bringen. Das Unternehmen soll dem Vernehmen nach auch an einer neuen Softwarelösung für WLANs arbeiten.

    Motorola hingegen setzt auf ein ganz anderes Pferd: Im Juni stellte der Funkspezialist das System Canopy vor, das Daten mit bis zu 10 MBit pro Sekunde über eine Distanz von mehr als 3.000 Meter transportieren kann. Gedacht ist Canopy für Provider, die kleinere Orte, die kein xDSL bekommen können, mit schnellem Internet versorgen wollen oder für Provider, die größere Kunden nicht per Draht anbinden können und deswegen Richtfunk vorziehen.

    [T-Mobile steigt ins WLAN-Geschäft ein]



    50 Euro sind beim Mobilfunk die Schmerzgrenze

    [Ed: und wie groß ist dabei der statistische Fehler?]

    Aus:
    Heise-Newsticker, 17. Juli 2002, 14.41 Uhr (Mobilfunk). [Original]

    HANNOVER (anw/c't). Mehr als 50 Euro wollen die meisten deutschen Mobilfunk- Kunden monatlich nicht ausgeben. Dies hat die Unternehmensberatung Putz & Partner durch eine Marktanalyse festgestellt, für die nach eigenen Angaben diverse Studien herangezogen wurden. Nur 20 % der Mobilfunk- Kunden würden mehr Geld ausgeben. Gleichzeitig herrsche Unzufriedenheit über die undurchsichtige Gebührenstruktur und über die im europäischen Vergleich sehr hohen Kosten für mobiles Telefonieren in Deutschland. "Nur noch ein Drittel der Kunden schließt heute einen Standard- Vertrag ab [Ed: denn die üblichen 24 Monate Laufzeit sowie der verlangte Fremd- Zugriff aufs Bankkonto (Lastschriftverfahren) wird oft als Zumutung empfunden: „Seriöse Firmen versenden Rechnungen.“ ]. Die Mehrheit bevorzugt Prepaid- Angebote", heißt es bei der Unternehmensberatung.

    Vor diesem Hintergrund erscheint der wirtschaftliche Erfolg des neuen Mobilfunk- Standards UMTS zunehmend fraglich. Die Unternehmen, die UMTS wollen und milliardenteure Lizenzen ersteigert haben, gehen in ihren Geschäftsmodellen von monatlichen Einnahmen von 100 Euro und mehr je Kunde aus. Die Absatzzahlen von UMTS- Vorläufern wie GPRS und i-Mode liegen bislang unter den Erwartungen.

    Auch Multi Media Messaging (MMS) ist vorerst noch ein Verlustgeschäft. Für die Anbieter werde es in nächster Zeit entscheidend sein, ihre Angebote wesentlich differenzierter und zielgruppengerechter zu vermarkten. Jugendliche Nutzer seien eher für zusätzliche Spiele zu begeistern, während Geschäftskunden eher für mobile Office- Anwendungen und regionale Zusatzinformationen zu zahlen bereit wären.



    Kabel in der Krise

    MABB-Chef Hans Hege sieht den Ausbau der Netze bedroht

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 18. Juli 2002, Seite ?? (Wirtschaft). Das Interview führte BJÖRN WIRTH. [Original]

    Die Zukunft des Fernsehkabels ist düster. Von einer baldigen Aufrüstung und Digitalisierung des Netzes spricht kaum jemand noch, dabei galt das breitbandige TV-Kabel noch vor kurzem als Königsweg für die multimediale Rundumversorgung. Auch Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin- Brandenburg (MABB), fürchtet eine Verödung des Kabelnetzes, wenn nicht mehr in den Ausbau investiert wird.

    Berliner Zeitung: Jetzt hat Callahan, der Kabelnetzbesitzer in Baden- Württemberg, den versprochenen Ausbau gestoppt [Ed: weil bereits der Kauf der Netze weitgehend via Hochzinskredite finanziert wurde und daher Callahan von vornherein überschuldet startete, was auch für das Klesch/NTL- Konsortium in Hessen zutrifft]. Ist das der Anfang vom Ende des Kabelnetzes?

    Hans Hege: Für die Investoren dort ist es offenbar jetzt erst mal das Ende ihrer Ausbaupläne. Aber wir sehen ja an Berlin, dass es auch anders geht. Das Berliner Kabelnetz ist bereits zu großen Teilen ausgebaut worden, und dabei gab es nicht die Probleme wie in Hessen, Nordrhein- Westfalen oder auch Baden- Württemberg [Ed: tja, bei mir bis in die Wohnung seit 2 Jahren – aber ein attraktives Angebot fürs Always-on Internet (ohne TV-Konsum) gibt's noch immer nicht].

    Berliner Zeitung: Wie sieht die Situation in den anderen Bundesländern aus?

    Hege: Die Probleme in Nordrhein-Westfalen haben die Kabelindustrie insgesamt in Verruf gebracht. Jetzt denken alle, ein ausgebautes Kabelnetz bedeutet vor allem viele technische Pannen sowie höhere Preise bei schlechteren Leistungen.

    Berliner Zeitung: Und wie ist die Lage im Berliner Kabelnetz?

    Hege: In den ausgebauten Bezirken, vor allem im Zentrum und Osten Berlins, können mehr TV-Programme empfangen werden. In Hohenschönhausen gibt es beispielsweise auch schnelles Internet über Kabel. Leider ist dieses Angebot derzeit nur für wenige Berliner nutzbar.

    Berliner Zeitung: Ein ausgebautes Kabelnetz soll alles bieten: Hunderte TV-Sender, billiges Telefonieren, schnelles Surfen im Internet. Technisch ist das gewiss machbar, aber ist es auch praktisch durchsetzbar?

    Hege: Beim Internet über Kabel liegt der Vorteil auf der Hand. Es ist sichtlich schneller als DSL und funktioniert bereits in der Praxis. Dafür ist auch die Nachfrage vorhanden: Wer oft im Internet zu tun hat, einen schnellen Zugang braucht und womöglich auch eine Standleitung ins Netz, für den ist dieses Angebot durchaus von Vorteil.

    Berliner Zeitung: Woran liegt es, dass der Kabelnetz- Ausbau nicht vorankommt?

    Hege: Zunächst: Der Kabelmarkt befindet sich europaweit in der Krise, es betrifft also nicht nur Deutschland. Viele Investoren haben sich beim Erwerb der Kabelnetze hoch verschuldet und dachten, dass mit höheren Preisen an die Kunden weiter zu geben [Ed: und daß sie durch Beleihung ihrer bestehenden Kabeloperationen immer weitere Netze auf Kredit hinzukaufen und so ihren Börsenwert steigern könnten, denn während der Spekulationsblase an der Börse wurden Kabelfirmen vom Markt zwischenzeitlich primär anhand der Anzahl Kabelkunden bewertet]. Das funktioniert aber nicht, vor allem nicht in Deutschland, weil die Leute hier ein breites TV-Angebot haben und damit zufrieden sind. Da ist der Drang, für noch mehr Fernsehen mehr zu zahlen, eher gering. Andere Angebote wie Internet per TV-Kabel sind jetzt erst im Kommen, Telefonie ist noch gar nicht reif. Trotzdem denke ich, dass in der Kombination von allen ein Kabelanschluss attraktiv werden kann – wenn die Preis-Leistungs-Relation stimmt.

    Berliner Zeitung: Derzeit aber hat das TV-Kabel kein gutes Image. Es ist teuer, es gibt technische Probleme. Ist der Ruf noch zu retten?

    Hege: Ich denke schon. Wenn den Leuten etwas geboten wird, was ihnen einen zusätzlichen Nutzen verschafft, für den sie dann auch bereit sind, mehr zu zahlen. Im Fernsehbereich ist das verdammt schwer, also bleibt nur Internet und Telefonie. Allerdings sind die Preise im Festnetz schon sehr niedrig, und einen Handy- Vertrag hat auch fast jeder. Bleibt als wirklicher Mehrwert eigentlich nur das Internet übrig. Das halte ich für sinnvoll, das kann sich als Alternative zum DSL-Angebot der Telekom durchsetzen. Wenn DSL nämlich zum Monopol wird, gehen auch die Preise wieder hoch.

    Berliner Zeitung: Braucht es überhaupt ein ausgebautes, digitalisiertes Kabel?

    Hege: Nun gut, das Kabelfernsehen ist ja da, und niemand wird gezwungen, digitale Programme zu sehen. Und der Mehrnutzen ist derzeit noch zu gering. Aber irgendwann wird alles digital übertragen, weil es einfach billiger ist. Dann wird auch mehr angeboten, was die Leute brauchen können – und wofür sie bereit sind zu zahlen. Im Moment ist nur leider noch zu wenig da.

    Berliner Zeitung: Hat das TV-Kabel in Deutschland eine Zukunft?

    Hege: Wenn wir schnell gute Investoren für das Kabelnetz bekommen, sehe ich eine Zukunft. Allerdings muss das in den nächsten Monaten passieren, sonst sinken die Chancen fürs Kabel. Wenn es nicht mehr bietet als Fernsehen, kaufen sich die Leute lieber eine Satellitenschüssel oder wandern ab zum digitalen Antennen- Empfang [Ed: der im Raum Berlin bereits im Herbst 2002 startet].

    Politiker ohne Durchblick verhinderten Königsweg

    21.7.2002 (khd). Natürlich waren und sind Breitband-Kabel der Königsweg zur Versorgung der Bevölkerung mit Internet und Telefonie sowie sonstigem multimedialen Angebot. Aber die Bundespost und die Politik waren seit Mitte der 80er- Jahre absolut unfähig, rechtzeitig die Weichen richtig zu stellen. Bei der Post- Privatisierung gelang es unter Kanzler Kohl nicht, das TV-Kabelnetz in ein von der Telekom gesondertes Unternehmen auszugliedern.

    Die Telekom unter einem Dr. Sommer samt Technik- Chef Tenzer krönte dann die volkswirtschaftliche Fehlentwicklung seit 1996 durch ein jahrelanges Verzögern des Verkaufs der Rechte an den TV-Kabelnetzen – aus purem Eigennutz (Aufbau des DSL- Monopols). Und Politiker ohne (technischen) Durchblick wie Kanzler Schröder und seine Minister Dr. Müller und Eichel tolerierten das, wobei sie längst zum Wohle des Landes (Wirtschaftsstandort, Arbeitsplätze) hätten handeln müssen. Was und wer hat sie nur daran gehindert?

    Übrigens: Die Telefon- Ortsnetze hätten von vornherein in ein weiteres gesondertes Unternehmen überführt werden müssen, um echten Wettbewerb zu erreichen. Aber den will und wollte ja weder die Union noch die SPD. Nach der Ablösung von Ron Sommer wird es nun höchste Zeit, auch den Spin-off der Ortsnetze anzupacken.



    Ish-Muttergesellschaft ist insolvent

    Kabelgeschäfte sollen nicht gefährdet sein. Von der Überschuldung der Callahan Nordrhein-Westfalen GmbH (HoldCo) sei das Kölner Unternehmen aber nicht betroffen, teilte Ish gestern mit.

    Aus:
    Handelsblatt, 20. Juli 2002, Seite ?? (TV-Kabel). [Original]

    KÖLN – Freitag, 19. Juli 2002, 16.50 Uhr (HB). Die Muttergesellschaft des Kabelnetzbetreibers Ish hat Insolvenzantrag gestellt [t-off prognostizierte]. Der Betrieb des Kabelnetzes für 4,2 Millionen Haushalte in NRW sowie für die Kabelkunden von Callahan in Baden- Württemberg sei dennoch gesichert, betonte Unternehmenssprecherin Eva Krüger. Die HoldCo gehört zu 45 % der Deutschen Telekom und zu 55 % der Callahan- Gruppe.

    Grund für die Überschuldung sei in erster Linie der gesunkene Marktwert der Ish GmbH & Co KG, erläuterte Krüger. "Wegen der besonderen Struktur der HoldCo haben die Gläubiger aber keinen Zugriff auf die Umsätze von Ish.". Daher habe der Insolvenzantrag nur Auswirkungen auf die Investoren und Inhaber von Schuldverschreibungen. Ish könne dagegen seinen Geschäftsbetrieb in vollem Umfang aufrechterhalten. Callahan betreibt ebenfalls das ehemalige Telekom- Kabelnetz in Baden- Württemberg. Da Kabel BW keine Tochter der HoldCO sei, bleibe auch dort der Kabelbetrieb unberührt, betonte Krüger.



    Bundeskartellamt erlaubt Kooperationen bei Aufrüstung von TV-Kabelnetzen

    Aus:
    Yahoo-Finanzen – 22. Juli 2002, 14.49 Uhr (T-Politik). [Original]

    BONN. Das Bundeskartellamt hat keine Bedenken gegen eine enge Kooperation zwischen der Telekom-Tochter Kabel Deutschland GmbH (KDG) und Unternehmen der Wohnungswirtschaft. Die Deutsche Telekom werde die Aufrüstung der Kabelnetze der Wohnungsbauunternehmen in Kooperation übernehmen, teilte das Kartellamt heute in Bonn mit. Die Gesellschaften überlassen der KDG ihr Netz zur Aufrüstung und eingeschränkter Nutzung. Das TV-Kabelnetz ist in Deutschland in unterschiedliche Ebenen unterteilt. Anbieter wie etwa die Telekom oder ish betreiben das Netz bis zur "Grundstücksgrenze" (Ebene 3). Andere Unternehmen übernehmen dann die Verteilung bis an die Kunden (Ebene 4).

    Mit dem aufgerüsteten Netz werde die KDG in die Lage versetzt, neue Dienste wie breitbandiges Internet und zusätzliche digitale TV-Kanäle anzubieten. Das Wohnungsbau- Unternehmen erbringe weiter die traditionelle Versorgung der Wohnungen mit Radio- und Fernsehsignalen.

    Bei den Wohnungsunternehmen handelt es sich nach Angaben des Kartellamtes um "sehr kleine Wohnungsbaugesellschaften". Diese verfügten nicht über das nötige Kapital, um ihr Netz aus eigener Kraft aufzurüsten. Sie stünden daher nicht in einem Wettbewerbsverhältnis mit der Telekom.



    Kabel-Misere in NRW schlecht für Telekom

    Wo liegen denn die Vorteile für einen Kabelanschluß?

    Aus:
    InfoSat, 23. Juli 2002, ??.?? Uhr (Kabel). [Original]

    LUXEMBURG (InfoSat). Infosat Internet Info berichtete bereits darüber, dass die Dachgesellschaft des NRW-Kabelnetzbetreibers unter dem Namen Callahan NRW beim Kölner Amtsgericht Insolvenz beantragt hatte. Nach der Pleite der NRW Kabeldachgesellschaft verschlechtern sich in der Tat für die Deutsche Telekom die Aussichten auf den Verkauf der restlichen 6 der 9 regionalen Kabelnetze. Callahan teilte vor wenigen Tagen mit, dass ein unabhängiger Gutachter bestätigt habe, dass die Firma überschuldet sei. Dies hat den Gang zum Insolvenzrichter zwingend gemacht.

    Eine Sprecherin des Kölner Kabelbetreibers (Iesy) legte aber wert darauf, dass von der Insolvenz das operative Geschäft nicht betroffen ist. Das operative Geschäft läuft in einer Tochterfirma, nämlich Ish. Ish hatte vor einigen Monaten bereits über ein Drittel seines Personals entlassen. Das operative Geschäft von Iesy geht vorerst weiter. Was aber schlussendlich passiert, ist noch nicht ganz klar.

    Der Verkauf der Mehrheit des DT AG Telekom NRW-Regionalkabelnetzes an Callahan war im Februar 2000 der erste Verkauf eines der insgesamt neun regionalen Telekom Kabelnetze. Callahan kaufte 55 % für etwa zwei Millionen Euro [Ed: es waren 2 Mrd. Euro]. Callahan finanzierte diesen Betrag zum größten Teil über die Ausgabe von Hochzinsanleihen. Mit solchen Hochzinsanleihen sollte auch der Milliarden teuere Ausbau des Kabelnetzes finanziert werden. Der Ausbau wurde allerdings zwischenzeitlich gestoppt. Die Investitionen für den Gesamtausbau wurden von Callahan seinerzeit mit 7,5 Milliarden Euro angegeben. 45 % der Kabel-NRW-Anteile verblieben bei der DT AG Telekom. Außer den Kapitaleignern Callahan und Deutsche Telekom sind jetzt etwa 2000 Zeichner der Hochzinsanleihe die Hauptbetroffenen der Superpleite. Am 15. Juli 2002 war eine Zahlung an die Anleihezeichner fällig gewesen, die aber nicht honoriert werden konnte.

    Callahan hat offensichtlich zum einen seinen Anteil am NRW-Kabelnetz zu teuer bezahlt und zum anderen die Kundensituation und den Satellitenwettbewerb falsch eingeschätzt. Der hohe Kaufpreis war vor zwei Jahren damit begründet worden, dass das NRW-Kabel potentiell das lukrativste in Deutschland ist. Callahan hat bekanntlich auch die Mehrheit an den Netzen in Baden-Württemberg gekauft. Das hessische Regionalkabelnetz ging an eine Tochtergesellschaft des zwischenzeitlich insolvent gewordenen britischen Kabelkonzerns NTL.

    Die restlichen 6 regionalen Kabelnetze wollte die Telekom für etwa 5,5 Milliarden Euro an die amerikanische Kabelgesellschaft Liberty Media veräußern. Hier hatte allerdings im Frühjahr 2002 das Bundeskartellamt den Verkauf nur unter hohen Auflagen genehmigt. Liberty wollte diese Auflagen nicht erfüllen und zog sich zurück, was wahrscheinlich Liberty vor hohen Bilanzlasten bewahrt hat. Jetzt hat die Telekom einen weiteren Kabelschaden und versucht immer noch vehement, den Rest der Kabelaktivitäten zu verkaufen. Man braucht dringend Geld für den versprochenen Schuldenabbau.

    Dabei ist eins klar, nämlich dass die Deutsche Telekom AG nicht mehr die Milliardensummen für das Kabel bekommt, wie noch vor einigen Monaten angedacht. Die Telekom sitzt sozusagen auf ihrem Kabel fest. Von der Callahan Kabelpleite in Nordrhein-Westfalen ist die Telekom sozusagen in doppelter Sicht betroffen. Die DT AG Telekom hatte ihren 45 % Anteil an Callahan NRW bereits im vergangenen Jahr weitgehend abgeschrieben. Trotzdem tut dies weh. Viel schlimmer als ein möglicher Verlust der Anteile wiegt für die DT AG Telekom aber das alles auf die Verkaufspläne für das Restkabel. DT AG Kreise gaben am letzten Freitag dem Bonner Kartellamt die Schuld an der Misere. Man meinte, dass wenn das Kartellamt in Sachen Liberty anders entschieden hätte, die Telekom nicht in dem Zustand kabelmäßig sei, in dem sie eben ist. Man hofft jetzt, dass die Wettbewerbshüter in Bonn angesichts der Pleite in NRW ihre Vorstellungen für den Verkauf der Kabelnetze ändern. Man nimmt wohl die Insolvenz zum Anlass zu sagen, dass das vom Kartellamt favorisierte Kabelverkaufsmodell zum Scheitern verurteilt sei.

    Das Kartellamt hatte bekanntlich darauf bestanden, dass ein Betreiber, der ein weitgehendes Monopol im Kabel bekommt, im Gegenzug dafür dort im Kabel schnelles Internet und Co. auszubauen hat, um der Deutschen Telekom AG damit Konkurrenz zu machen. Die Deutsche Telekom AG wiederum hat in den letzten Jahren ihr T-DSL ganz schnell ausgebaut und darüber gibt es bekanntlich insbesondere schnelles Internet.

    Die Pleite von Callahan NRW steht nicht alleine da. Im Frühjahr 2002 hatten zwei große europäische Kabelanbieter, nämlich NTL und UPC, Insolvenz angemeldet. Beide Gesellschaften hatten ihre Kabelinvestitionen – wie im übrigen ja auch Callahan – über Hochzinsanleihen finanziert. Diese Callahan Anleihen wurden bereits im Frühjahr 2002 von den Bewertungsfirmen S & P & Moody¹s unter Verweis auf die sehr hohe Verschuldung von 2,9 Milliarden Euro auf den Status wertloser so genannter Junk Bonds herunter gesetzt. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Callahan NRW bei Umsätzen von etwa 388 Millionen Euro einen Nettoverlust von zirka 527 Millionen Euro eingefahren.

    Die Ish Sprecherin in Köln behauptete jetzt, dass die Firma nach dem Stopp des Kabelausbaus und Massenentlassungen operativ einen positiven Kapitalfluss erwirtschaften werde. Die Überschuldung der Mutter wurde durch Callahan begründet mit gesunkenen Werten für die Beteiligung. Wie Infosat Internet Info bereits mehrfach berichtete, hatte Ish auch wegen großer technischer Probleme und enormen Marketing-Fehlern nicht nur nicht so viele Kunden für neue Dienste und fürs Kabel gewonnen wie geplant, sondern auch noch welche verloren. Wahrscheinlich plant Callahan jetzt ähnlich wie NTL und UPC den Anleihezeichnern anzubieten, ihre Schuldverschreibungen in Firmenanteile umzuwandeln.

    Den Gläubigern, die noch davon träumen ihr Geld irgendwann einmal wieder zurückzusehen, bliebe dann möglicherweise die ganz vage Hoffnung, dass das Kabelgeschäft von Ish in Nordrhein-Westfalen vielleicht doch noch floriert. Daran mag aber kein Realist ernsthaft denken mögen. Ohne Milliarden schwere Investitionen in die Netze bleiben die Netze nur eine Art schmales Nadelöhr zur Verteilung von Fernsehprogrammen.

    Die kann man aber viel preiswerter direkt von den Satelliten Astra und Eutelsat beziehen. Beim Satellitendirektempfang ist zudem die Programmvielfalt wesentlich größer. Und moderne Sat-Block-Verteiltechnologie macht es möglich, dass an eine kleine Sat-Antenne dutzende und hunderte von Teilnehmern angeschlossen werden. Und ein eventuell gewünschter Rückkanal kann über T-DSL oder gar die normale Telefonleitung realisiert werden. Wo liegen also die Vorteile für einen Kabelanschluss?



    Weitere Risiken für die Telekom

    Börsenexperte sieht Abschreibungsbedarf wegen VoiceStream

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 24. Juli 2002, Seite 16 (Wirtschaft). [Original]

    KÖLN/FRANKFURT. Die Deutsche Telekom versteckt nach einem Bericht des ARD-Wirtschaftsmagazins „Plusminus“ in ihrer Bilanz einen zweistelligen Milliarden-Verlust. Grund hierfür sei die US-Mobilfunktochter VoiceStream, die noch mit 35 Milliarden Euro in den Büchern stehe. Nach Auffassung von Banken und Investmenthäusern sei VoiceStream aber nicht einmal mehr die Hälfte wert.

    Börsenexperte Wolfgang Gerke von der Universität Erlangen/ Nürnberg forderte den Vorstand auf, „der Öffentlichkeit in der Halbjahresbilanz reinen Wein einzuschenken“. Da die Telekom in diesem Jahr ohnehin nicht mit schwarzen Zahlen rechne, würde die Korrektur einen Verlust von 20 Milliarden Euro bedeuten. Ein Sprecher der Telekom sagte dagegen, dass unter dem neuen Vorstandschef Helmut Sihler bei VoiceStream keine solche Abschreibung vorgenommen werde. VoiceStream entwickle sich wie erwartet.

    Kabelnetze sind weniger wert

    Analysten erwarten zudem, dass der Insolvenzantrag des TV-Kabelnetzbetreibers Kabel NRW die Position der Telekom bei der noch ausstehenden Veräußerung von 6 Kabel-TV- Regionen schwächen wird. Der Verkaufspreis für die restlichen 6 Regionen werde eher weiter sinken, sagten befragte Analysten. Für den möglichen Erlös beim geplanten Verkauf der Netze gaben die Analysten sehr unterschiedliche Schätzungen ab, die von 2 bis 4,5 Milliarden Euro reichen.

    Die Telekom verhandelt seit Monaten erneut mit einer Reihe von Investoren, um sich im zweiten Anlauf [Ed: zweiten?] von den restlichen Kabelnetzen zu trennen. Im Februar hatte das Bundeskartellamt die Übernahme der 6 verbliebenen Netze durch die US-Mediengruppe Liberty Media für 5,5 Milliarden Euro untersagt. Kabel NRW hatte Ende vergangener Woche wegen Überschuldung einen Insolvenzantrag gestellt.

    „Es gibt Interessenten für die Kabelnetze der Telekom“, sagt Analyst Andreas Heinold von der Landesbank Baden- Württemberg. „Doch der Preis geht runter.“. Heinold rechnet mit einem Verkaufserlös zwischen 2 und 3 Milliarden Euro. Vor Jahresende sei jedoch nicht mehr mit einer endgültigen Einigung zu rechnen.

    Es droht noch mehr Ungemach

    24.7.2002 (t-off). Im Machtkampf an der Konzern-Spitze platzte fast unbemerkt von der Öffentlichkeit eine Strafanzeige gegen den kompletten Telekom-Vorstand beim Landgericht Bonn rein. Der Mannheimer Anwalt Dr. Wolfgang Philipp wirft den Managern im Zusammenhang mit dem Erwerb von VoiceStream Untreue und schwere Verstöße gegen Bilanzierungsregeln vor. Durch den Deal seien die T-Aktionäre um mehr als 20 Milliarden Euro geschädigt worden. [mehr]

    Ausgestanden ist auch noch lange nicht die sehr grundsätzliche Frage um die Zuverlässigkeit von Telekom- Rechnungen. Zumal die Telekom unbeirrt behauptet, daß bei ihr alles in Ordnung sei, was allein schon aufgrund von wissenschaftlich- statistischer Erfahrung unmöglich ist. So wurden dann auch bei der Analyse von 100 Millionen Datensätzen (CDRs) von 1999 bis 2001 von Communitel – aber auch von anderen – Rechnungsfehler in Millionen- Höhe zu Lasten der Kunden entdeckt. [mehr]



    Kartellamt bleibt beim Fernsehkabelnetz hart

    Aus:
    Yahoo-Finanzen – 24. Juli 2002, 19.33 Uhr (T-Politik). [Original]

    FRANKFURT/MAIN. Die Deutsche Telekom AG, Bonn, kann auch nach der Insolvenz des Kabelnetzbetreibers Callahan NRW beim anstehenden Verkauf ihres Fernsehkabelnetzes nicht mit einem Entgegenkommen des Bundeskartellamtes rechnen. "Wir würden heute im Liberty- Fall unter den gleichen Voraussetzungen keinen Millimeter von unserer Position abweichen, die Entscheidung könnte nicht anders ausfallen", sagte Kartellamtspräsident Ulf Böge der Frankfurter Allgemeinen Zeitung [25.7.2002]. Das Kartellamt hatte Ende Februar mit seinem Veto den Verkauf von rund der Hälfte des Telekom-Kabelnetzes für 5,5 Mrd EUR an den amerikanischen Konzern Liberty Media Corp verhindert.



    Quam vor dem Aus

    [Ed: das erste Opfer des UMTS-Abenteuers – und weitere werden folgen]

    Aus: Heise-Newsticker, 24. Juli 2002, 21.31 Uhr (Mobilfunk). [Original]

    MADRID (anw/c't). Die beiden Partner des Group 3G Konsortiums, Telefónica Móviles und Sonera, haben beschlossen, ihre geschäftlichen Tätigkeiten in Deutschland zu beenden. Was in dürren Worten in der heutigen Pressemitteilung von Telefónica Móviles steht, bedeutet zumindest das vorläufige Ende von Quam. Unter dieser Marke tritt Group 3G hierzulande auf. Auch aus Österreich, Italien und der Schweiz will sich das Konsortium möglicherweise zurückziehen.

    Telefónica Móviles machte im vergangenen Halbjahr enorm hohe Verluste: Das Minus beträgt 4,3 Milliarden Euro, während das Unternehmen für den Zeitraum von Januar bis Juni 2001 immerhin noch 378 Millionen Euro in schwarzen Zahlen schreiben konnte. Der Umsatz stieg von 3,9 Milliarden Euro auf 4,5 Milliarden Euro, das Loch in der Kasse rissen hohe Umstrukturierungskosten, die in Höhe von 4,9 Milliarden Euro abgeschrieben werden mussten. Ohne diese Kosten hätte Telefónica Móviles ein Plus von 569 Millionen Euro gemacht.

    Group 3G ersteigerte sich im August 2000 neben D1, D2 Vodafone, E-Plus, Viag Interkom und MobilCom für mehr als 8 Milliarden Euro eine UMTS- Lizenz. Noch vor gut 2 Wochen, als Quam- Vorstandschef Ernst Folgmann zurücktrat, hieß es noch, man wolle an der Strategie nichts ändern. Anfang Juli hatte Quam 200.000 Kunden. Die GSM/GPRS- Dienste sollen spätestens Februar 2003 eingestellt werden. [mehr] [noch mehr]



    Großhandelsflatrate: Telekom klagt gegen RegTP-Beschluss

    Aus:
    Online-Kosten News, 25. Juli 2002, 13.26 Uhr (Analog). [Original]

    BONN (tca). Am 12.6.2002 wurde von der RegTP beschlossen, dass die Deutsche Telekom AG (DT AG) "Internet- Verbindungen aus ihrem nationalen Telefonnetz den Wettbewerbsunternehmen im Rahmen von Netzzusammenschaltungen zu einem pauschalen Tarif" zuführen muss. Die DT AG sollte außerdem innerhalb von 6 Wochen einen Entgeltantrag einreichen. Diese Frist ist seit kurzem allerdings schon vorüber. Onlinekosten.de hat bei der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) nach dem aktuellen Stand der Dinge gefragt.

    Harald Dörr, Pressesprecher der RegTP, erklärte gegenüber Onlinekosten.de, dass die Telekom beim Verwaltungsgericht einen Eilantrag zur Aussetzung des Beschlusses vom 12.6.2002 gestellt hat. Über diesen Antrag hat das Verwaltungsgericht Köln bisher noch nicht entschieden. Die DT AG versucht damit offenbar eine einstweilige Verfügung zu erwirken.



    UPC debt-swap deal to keep Malone in charge

    Aus:
    Yahoo-Finanzen – 25. Juli 2002, 13.47 Uhr (TV-Kabel). [Original] [Übersetzungs-Service]

    AMSTERDAM. Europe's top cable-TV provider UPC on Thursday avoided a looming collapse when its bondholders said they had reached a debt-swap deal that leaves U.S. media baron John Malone in the driving seat. UnitedGlobalCom, UPC's main shareholder and key bondholder controlled by Malone's Liberty Media, will have 65.5 percent of Dutch-based UPC after a proposed conversion of $5.4 billion of UPC debt into equity.

    The remaining bondholders of UPC will have 32.5 percent of the company, leaving just two percent in the hands of its current shareholders, who have seen some 35 billion euros ($35 billion) in market value evaporate over the last two years. "UPC will emerge from this restructuring with one of the strongest balance sheets in the European media and telecoms sector at a time when its operations are achieving record financial results," UnitedGlobalCom Chairman Gene Schneider said in a statement.

    Malone, who has been on the prowl to snap up distressed cable assets around Europe, has said he wants to use UPC as the centrepiece of that strategy. UPC's Amsterdam-listed penny stock jumped 50 percent to 15 euro cents. Its bonds were valued at some eight percent of face value.

    UPC, whose full name is United Pan-Europe Communications NV, has been one of several European cable-TV providers struggling with huge debt acquired to fund aggressive acquisitions and investments to expand and update their networks to provide new services, such as digital TV, Internet and telephony.

    CENTREPIECE FOR LIBERTY

    Liberty also is seen as catalyst in the expected merger of Britain's top two cable players – Telewest, in which it has a 25 percent stake, and NTL, which is going through its own debt restructuring. Liberty may also make a second bid for Deutsche Telekom's German cable assets after its first offer was rejected by regulators.

    UPC's debt restructuring is expected to be completed in the first quarter of 2003, the statement said. "UGC's (UnitedGlobalCom's) announcement is an important and welcome next step in the recapitalisation of UPC's balance sheet. We are looking forward to participating in the negotiations for a definite agreement," a UPC spokesman said.

    UPC's net debt stands at some 10.1 billion euros including convertible preference shares. Earlier this year it reported a net loss of 4.4 billion euros for 2001, prompting its former auditor Arthur Andersen to question its ability to survive. Although some market watchers have speculated that cash- bleeding UPC may also have to restructure its bank debt sometime in the future, analysts said it appeared the company's banks have signed off on the deal.

    UGC is exchanging $1.6 billion in bonds and $918 million in loans into equity, while the rest of the bondholders are swapping $2.9 billion in bonds. "While the bondholders are getting less of the equity than I had expected, I think just the fact that there is a resolution after months and months of talks is good for everybody. And it's the shareholder, not the bondholders, who is putting in more cash," said a London-based high yield bond analyst.

    Under the preliminary agreement, UnitedGlobalCom would buy up to 100 million euros of UPC's common stock after the debt swap, with bondholders having an option to participate pro-rata in the equity issuance.

    Analysts said the cash injection may not be enough and UPC, which has seven million subscribers, may be forced to scale down the upgrade of its networks throughout Europe and sell some of its loss-making operations in east European countries such as Poland or the Czech Republic.



    H I N T E R G R U N D

    Die Neuordnung des UMTS-Marktes beginnt

    Aus: Heise-Ticker, 25. Juli 2002, 19.54 Uhr (Wirtschaft). [
    Original]

    HAMBURG. Als 6 Telekommunikationskonzerne im August 2000 für jeweils mehr als 8 Milliarden Euro eine UMTS-Lizenz ersteigert hatten, knallten die Sektkorken. Doch die Katerstimmung folgte. Telekom- Experten stellen die rosigen Aussichten des UMTS- Mobilfunks in Frage. 6 Anbieter auf dem deutschen Markt hätten keine Überlebenschance, war schon seit längerem zu hören. Dass mit Quam jetzt ein Neuling unter den Mobilfunkbetreibern sein Geschäft erstmal auf Eis legt, ist keine Überraschung.

    "6 UMTS-Anbieter werden betriebswirtschaftlich nicht rentabel arbeiten können", ist sich Torsten Gerpott, Telekom- Experte von der Universität Duisburg, sicher. Einige würden sich aus dem Geschäft verabschieden, prophezeit er. Selbst für die 4 etablierten Betreiber dürfte das Überleben nicht leicht sein. Nur die beiden Branchenführer T-Mobile und Vodafone D2, die derzeit den Mobilfunk- Markt mit rund 80 % beherrschen, gelten als eine sichere Bank.

    Ohnehin wurden den Neulingen Quam und MobilCom nur wenig Chancen eingeräumt, im UMTS-Geschäft dauerhaft zu bestehen. Auch wenn die spanische Telefónica Móviles, die zusammen mit der finnischen Sonera hinter Quam steht, offiziell noch beteuert, dass die Entscheidung, die Mobilfunkaktivitäten von Quam auf derzeitigem Stand einzufrieren, keinen endgültigen Rückzug aus dem UMTS-Geschäft bedeute, gilt der Schritt als Anfang vom Ende. Denn Telefónica und Sonera, die noch mit 45 % an Quam beteiligt ist und der kein großes Interesse mehr am UMTS- Geschäft in Deutschland nachgesagt wird, scheuen offenbar die enormen Kosten für den Aufbau des Geschäfts.

    Über das Netz des drittgrößten deutschen Mobilfunkbetreibers E-Plus bietet Quam seit Jahresanfang GSM- Dienste an. Für die rund 200.000 bestehenden Kunden ändert sich vorerst nichts, sie können wie bisher telefonieren. Neue Verträge werden aber nicht mehr abgeschlossen. E-Plus soll nach bisherigen Verträgen für das Roaming- Abkommen mit dem Neuling bis 2006 rund 660 Millionen Euro kassieren. "Wir kennen die Pläne von Quam nicht", sagte Pressesprecherin Catrin Glücksmann, "haben aber gültige Verträge".

    Ein Fragezeichen steht auch hinter den Plänen, wie es mit dem gemeinsamen Ausbau der UMTS- Netze weitergeht. Im vergangenen Jahr hatte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post eine begrenzte Zusammenarbeit der UMTS- Betreiber zugelassen. E-Plus arbeitet mit Quam zusammen und beziffert die Einsparungen dadurch auf gut 700 Millionen Euro.

    Spätestens im nächsten Jahr wird Klarheit bestehen: Bis Ende 2003 müssen die UMTS-Anbieter laut Lizenzbedingungen den Netzausbau soweit vorangetrieben haben, dass jeder von ihnen 25 % der Bevölkerung erreichen kann. Entweder hat Quam bis dahin das Ziel noch erreicht oder die Lizenz ist weg. Dass Telefónica jetzt die Notbremse zog, ist für Ralf Hallmann von der Berliner Bankgesellschaft ein klares Zeichen für den langsamen Abschied des Unternehmens aus dem UMTS-Geschäft. Eine Summe von 8 Milliarden Euro habe das Unternehmen dann verbrannt, sagt der Telekom- Analyst.

    Diesen Ärger hätte sich Telefónica sparen können. Und Hallmann ergreift Partei für die Großen, auf die in der Vergangenheit immer wieder eingehackt wurde, weil sie die UMTS-Preise in der Auktion angeblich hochgetrieben hätten. "Quam hat es auch verdorben", sagt er. Offenbar haben die Spanier inzwischen erkannt, dass sie ohne einen Partner in Deutschland keine Chancen haben.

    Nur machen die Lizenzbedingungen den Anbietern Kopfzerbrechen. Der Präsident der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth, weist Forderungen der Branche zurück, die Bedingungen zu lockern und ein Zusammengehen der Unternehmen zu erleichtern. Jedem Bieter sei zum Zeitpunkt der Auktion klar gewesen, auf was er sich einlasse, betont Kurth. Wer die Bedingungen nicht erfüllt oder sich mit einem Wettbewerber fusioniert, muss die Lizenz zurückgeben — umsonst.

    Ein mögliches Szenario für Telefónica wäre eine Fusion mit der niederländischen KPN, die vor einigen Jahren noch unter einem anderen Vorstandsvorsitzenden gescheitert war. Telekom- Analyst Hallmann hält das jedenfalls nicht für ausgeschlossen, zumal die Spanier den erfolgreichen KPN-Internet- Dienst i-Mode gerne in Spanien einführen würden.

    3 bis maximal 4 Unternehmen, so die Szenarien, könnten sich am Ende im UMTS- Geschäft durchsetzen. Die Marktführer T-Mobile und Vodafone D2 haben dabei die besten Aussichten. Im kommenden Jahr wollen die Anbieter den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Die Entwicklung der Geschäfte ist auch abhängig von der Zahl der dann zur Verfügung stehenden Endgeräte.

    MobilCom ist neben Vodafone D2 das einzige Unternehmen ohne einen Kooperationspartner beim UMTS- Netzaufbau. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hatte 2001 eine Zusammenarbeit zwischen den Anbietern teilweise gestattet.

    Nicht statthaft ist in Deutschland der Handel mit UMTS-Lizenzen. Die Vergabebedingungen erschweren auch Fusionen der Anbieter untereinander. Schließen sich zwei zusammen, muss eine Lizenz zurückgegeben werden. Damit wären die acht Milliarden Euro auf einen Schlag verloren. Inzwischen werden Forderungen aus der Branche nach einer Lockerung dieser Vorschriften lauter.

    Alle 6 UMTS-Lizenznehmer kämpfen mit Problemen

    Quam: Das Konsortium von Telefónica Móviles (Spanien) und Sonera (Finnland) droht, als erstes aufzugeben. Zwar wird nach wie vor beteuert, dass an eine Rückgabe der Lizenz nicht gedacht wird. Es sollen jedoch keine neuen Kunden mehr im bestehenden GSM-Netz geworben werden. Die bisher 200.000 Kunden telefonieren wie gewohnt.

    MobilCom: Der einstige Börsenstar steckt in einer tiefen Krise. Der seinerseits hochverschuldete Großaktionär France Telecom stellt die vereinbarten Milliarden- Investitionen in den Aufbau eines UMTS- Netzes in Frage. Im Streit nahm der charismatische MobilCom- Gründer Gerhard Schmid seinen Hut. Ursprünglich wollte MobilCom mit seinen derzeit 5 Millionen Mobilfunk- Kunden unter den ersten UMTS- Anbietern sein und sich so einen Startvorsprung sichern.

    E-Plus: Der drittgrößte deutsche Mobilfunkanbieter mit seinen rund 7,5 Millionen Kunden hat dem niederländischen Mutterkonzern KPN durch Abschreibungen von 13,5 Milliarden Euro einen Rekordverlust beschert. Zuletzt kam ein schleppender Start des Multimedia- Dienstes i-Mode – eine Art Vorläufer von UMTS – zu den Problemen hinzu.

    T-Mobile: Der Mobilfunk-Tochter der Deutschen Telekom werden neben Vodafone D2 die besten Chancen beigemessen, das UMTS- Abenteuer zu bestehen. Allerdings hat die Telekom bereits mit einem Schuldenberg von 65 Milliarden Euro zu kämpfen, der US-Kauf VoiceStream muss noch aus der Problemzone geführt werden und der dramatische Kursverfall der T-Aktie senkt die Spielräume.

    Vodafone D2: Die Tochter des nach eigenen Angaben größten Mobilfunk- Anbieters der Welt liefert sich ein Kopf-an-Kopf- Rennen mit T-Mobile um die Marktführerschaft in Deutschland. Beide haben mehr als 20 Millionen Kunden. Zumindest operativ gilt D2 profitabler als die Bonner Konkurrenz. Allerdings lasten auch auf dem britischen Konzern wegen der Übernahme von Mannesmann die Abschreibungen schwer: Im vergangenen Jahr machte Vodafone unter dem Strich einen Verlust von 13,5 Milliarden Pfund (21,2 Mrd Euro).

    O-2: Die schweren Verluste der früheren Viag Interkom und der hohe Kaufpreis für Übernahme der Mehrheitsanteile, der an E.ON gezahlt wurde, haben maßgeblich zur tiefen Krise des Mutterkonzerns British Telecom beigetragen. Das Milliarden- Engagement in Deutschland wurde mehrfach offen bedauert. Das ungeliebte Kind wurde schließlich mit der gesamten Mobilfunksparte abgespalten und versucht nun mit rund vier Millionen Kunden einen Neuanfang als O-2. Angesichts der Verluste wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 500 von 4.000 Stellen abgebaut.



    UMTS: Regulierer gerät unter Druck

    Aus:
    Financial Times Deutschland, Hamburg, 29. Juli 2002, Seite xx (Mobilfunk). [Original]

    HAMBURG/MAILAND. Der Rückzug von Telefónica und Sonera aus dem UMTS- Geschäft in Deutschland erhöht den Druck auf die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Investoren und auf dem deutschen Markt tätige Telefonkonzerne fordern den Behördenchef Matthias Kurth auf, die in den Lizenzen für die Mobilfunkgeneration UMTS festgeschriebenen Regeln zu ändern.

    Telefónica habe bei der Regulierungsbehörde ein Diskussionspapier eingereicht. Dies prüfe die Behörde bereits, hieß es in Kreisen der Regulierungsbehörde. Sonera- Finanzvorstand Kim Ignatius sagte der FTD: "Der Regulierer steht nun unter Handlungszwang. Entweder er akzeptiert mit unserem Rückzug weniger Wettbewerb oder er ändert die Bedingungen. Wenn wir uns zurückziehen, würden wir es favorisieren, wenn wir die Lizenz an andere Unternehmen weiterverkaufen könnten. Wir haben genug dafür bezahlt."

    Der Ruf nach mehr Flexibilität kommt zu einer Zeit, in der andere Regierungen und Regulierungsbehörden bereits die UMTS- Lizenzbedingungen aufgeweicht haben. Italien verlängerte die Laufzeit der Lizenz von 15 auf 20 Jahre, Frankreich reduzierte die einmalige Gebühr für die Lizenz von 4,75 Mrd. Euro auf 619 Mio. Euro und verknüpft künftige Einnahmen mit dem Umsatz der Anbieter aus dem UMTS-Geschäft. Die Schweiz änderte die Regeln für den Ausbau der UMTS- Netze. Dort müssen Betreiber erst Ende 2004 an den Start gehen, dann müssen sie die Hälfte der Bevölkerung erreichen. Bisher war vorgeschrieben, dass ihre Netze schon Ende 2002 rund 20 % der Schweizer erreichen sollen. Spanien verschob den UMTS- Start ebenfalls.

    Was Netzausbau und Börsenkurs gemeinsam haben

    Die Lizenzbedingungen fließen als feste Regeln in die Geschäftspläne der Mobilfunkkonzerne ein. In Deutschland müssen die Mobilfunkanbieter bis Ende 2003 mit ihrem Netz 25 % der Bevölkerung erreichen, Ende 2005 sogar 50 %. Dies schreibt den Unternehmen ein Zeitplan für den Ausbau der Netze vor. Ein UMTS- Netz kostet in Deutschland rund 3 bis 5 Mrd. Euro. Mit einer Verschiebung des Ausbaus könnten die Konzerne ihre Ausgaben für die Technik strecken. Dies hätte direkte Auswirkungen auf die Börsenkurse der Unternehmen und deren Finanzkraft.

    Ein Sprecher der Regulierungsbehörde sagte, an den Bedingungen werde nichts geändert. Er begründete dies mit möglichen Klagen anderer Telefonkonzerne, die im August 2000 nicht an der Auktion teilgenommen hatten. "Wir haben Verträge unterschrieben. Die Unternehmen wollen Rechtssicherheit." Swisscom hatte die Auktion verlassen und könnte sich bei veränderten Bedingungen in Deutschland einklagen. Allerdings gibt es bisher keine Klage gegen eine Regulierungsbehörde oder einen Staat. Die Deutsche Telekom, die 2000 an dem UMTS- Geschäft in Frankreich interessiert war, verzichtete auf eine Klage gegen den französischen Regulierer. "Das Geschäft ist für jemanden, der ohne Kunde neu anfangen muss, nicht interessant", so ein Sprecher.

    Dickköpfige Deutsche

    Ein Analyst in London sagte, der deutsche Regulierer sei "extrem unflexibel". In allen anderen Staaten könnten die Lizenzbedingungen geändert werden, nur in Deutschland sei dies tabu. "Wenn er seine Macht ausspielen würde, könnte er sie ändern. Wofür haben wir einen Regulierer, wenn er nicht fähig ist, die Lizenzbedingungen zu ändern."

    Die Änderung der Lizenzbedingungen war heute vom italienischen Kabinett verabschiedet worden. Ein Sprecher von Telecom Italia Mobile begrüßte dies: "Durch die 5 weiteren Jahre haben wir mehr Luft."

    Mit einer Verlängerung der Lizenzen will die italienische Regierung den Mobilfunkanbietern auf die Sprünge helfen: Die Maßnahme, die im Dezember per Präsidentschaftsdekret beschlossen wurde, dient der finanziellen Entlastung der 5 UMTS- Anbieter. Deren Belastung wird nun durch die 5 weiteren Lizenz- Jahre um rund 46 Mio. Euro im Jahr verringert. "Für die Anbieter ist dies ein enormer Vorteil, ohne dass dies auf Kosten des Staates geht", erklärte der italienische Kommunikationsminister Maurizio Gasparri.




    Weitere Services im Rahmen des Archivs "t-off" von khd
  • Seite 1: Leitseite = t-off
  • Seite 2: Tarife & Rabatte
  • Seite 3: Pannen der Telcos
  • Seite 4: Protest-Infos
  • Seite 5: Politik & Gesetzgebung
  • Seite 6: Digitalien & Multimedia
  • Telekomien – Pannen der Telcos
  • Aus Leserbriefen
  • Reports
  • Internet
  • Suchen im Archiv
  • Das Archiv von t-off
  • TK-Chronik pt.1 pt.2
  • TK-Abkürzungen
  • TK-Quellen
  • TK-Themen Politik
  • Struktur des Archivs (Site-map)
  • Homepage von khd t-off
  • Hier gibt es keine gekauften Links!

      Zum Teil 117

    © 2002-2004 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 24.12.2009 13.35 Uhr