Mit nervenden Hotlines, gebrochenen Versprechen und unseriösen Tricks vergraulen Telefonfirmen ihre Kunden.
31.3.2007: Focus, 11.44 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original
Das Ärger-Tagebuch Aus: FOCUS, 31.3.2007. |
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Warum der Potsdamer Rechtsanwalt Jörg Pehnert erst
von der Telekom zu Arcor und dann wieder zurückwechselte. Telekom und
Arcor hielten Zusagen nicht ein.
7. August 2006: Weil die Telekom ihm
den lange zugesagten DSL-Zugang nicht liefert, bestellt Pehnert Telefon
und Internet beim Rivalen Arcor. Im Shop versicherte man, die Kanzlei
innerhalb von vier Wochen mit DSL 2000 zu versorgen. 6. Dezember 2006: Statt DSL und Telefon freizuschalten, legt die Vodafone-Tochter am Nikolaustag die Kanzlei komplett lahm. Pehnert kann weder telefonieren noch surfen. 11. Dezember 2006: Nach 5 Tagen, zahlreichen Gesprächen mit der Hotline und einem Besuch im Shop leitet Arcor die Anrufe zumindest an sein Handy weiter. 12. Dezember 2006: Der Jurist tritt vom Arcor-Vertrag zurück, setzt alle Hoffnungen auf die Telekom und bestellt im Call-Center Telefon und DSL-Anschluss. Zusätzlich besucht er die Berliner Repräsentanz der Telekom, um den Vorgang zu beschleunigen und wird an Bonn verwiesen. Dort leitet man sein Anliegen nach Frankfurt (Oder) weiter. 22. Dezember 2006: Trotz Terminvereinbarung erscheint der Telekom-Mitarbeiter nicht. Frankfurt (Oder) vertröstet ihn auf den 23.12. Doch auch an diesem Samstagvormittag vor Heiligabend wartet Pehnert vergeblich auf den Telefonmann. 27. Dezember 2006: Die Telekom installiert Telefon und DSL 2000. 2. Januar 2007: Arcor bedauert den von Ihnen geschilderten Sachverhalt und bittet Pehnert, den entgangenen Gewinn nachzuweisen. Am 13. März erhält der Anwalt 1600 Euro Schadenersatz.
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Die Telefonfirmen bringen ihre Kunden in Rage, unseriöse Internet-Anbieter legen arglose Surfer mit
Abofallen rein. Die Masse der Beschwerden richtet sich an die Festnetz-Riesen Telekom (44 Millionen
Anschlüsse) und Arcor (5 Millionen Kunden), die den Markt dominieren. Wie viele der
kleineren Wettbewerber (1&1, Freenet usw.) halten sie Termine nicht ein oder berechnen Leistungen, die
niemand bestellt hat. Wer sich bei Telekom & Co. beschweren will, strandet oft in Warteschleifen. Oder
er wird jeden Tag zu einem anderen Mitarbeiter durchgestellt, dem er den Vorgang aufs Neue erklären
muss. Gefährlich kann es sein, wenn der verzweifelte Kunde sein telekommunikatives Schicksal in die
Hände der Konkurrenz legen will. Dann riskiert er, als moderner Einsiedler zwischen allen
Stühlen zu landen.
Sein Krisenplan, Call-Center sowie technischen Kundendienst auszulagern und die Arbeitszeiten zu
verlängern, stößt indes auf Protest. In einer internen Mail warf ihm ein Mitarbeiter
Arroganz und Selbstherrlichkeit vor und verwahrte sich dagegen, zu schlecht, zu teuer,
faul und unproduktiv genannt zu werden. Zeitungen sprechen bereits vom E-Mail-Krieg in
Bonn, und die Gewerkschaft Ver.di droht vorsorglich mit Streik. Ein rasches Ende der Misere ist so nicht
zu erwarten. Harald Stöber, Chef des zweitgrößten Festnetzanbieters Arcor, kennt die
Probleme des Kollegen nur zu gut: Wir als Wachstumsunternehmen kämpfen mit
Qualitätsproblemen im Call-Center bei Hunderttausenden von Kundenzugängen passieren auch
Fehler.
Der Kundenmonitor Deutschland bestätigt, wie wenig die Verbraucher derzeit von ihren
Telefonfirmen halten über ein Jahr befragte die Münchner Service Barometer AG 1000 Haushalte.
Ergebnis: Aktuell denken 15 Prozent der Telekom- und 13,6 Prozent der Arcor-Kunden an Kündigung,
rechnet Jan Thunig von Service Barometer vor. Die Wechselbereitschaft nimmt zu. Auch die
Wehrhaftigkeit, sich Mängel nicht gefallen zu lassen, wächst: Beschwerten sich im Jahr 2000 nur
10 Prozent über den Service der Telekom, sind es aktuell 18 Prozent. Bei Arcor monieren sogar 20
Prozent der Kunden Mängel.
Call-Center verärgern die Kunden Angesprochen auf die allgemeinen Leistungen der Unternehmen, sind
die Kunden unzufriedener mit der Telekom als mit Arcor. Wenn es um die Bearbeitung von Reklamationen
geht, schneidet der Konzern aber noch mit zufrieden ab und ist besser als der
Branchendurchschnitt und auch besser als Arcor. Vor allem die Call-Center der Branche stehen in der
Kritik, weil sie die industrieüblichen Standards verfehlen, kritisiert Martin Gutberlet von der
Marktforschungsfirma Gartner: Eigentlich sollten Kunden nicht länger als eine halbe Minute warten,
bis sie einen Ansprechpartner erreichen. Und 90 Prozent dieser Gespräche sollten mit der
Lösung des Problems oder der Annahme des Auftrags enden. Die Realität sieht anders aus.
Gutberlet: Sowohl die Telekom als auch Arcor liegen deutlich unterhalb dieser Kennzahlen.
Ungewollt hochgestufte Tarife und Preise (neudeutsch: Upgrades) seien bei der Telekom nicht
ungewöhnlich, berichtet Hans Gerd Adler aus Linsengericht in Hessen. Telefonisch bot ihm die T-Com
den Tarif Calltime/T-Net an. So kann ich nicht entscheiden, ob sich das rechnet,
erklärte Adler und bat um schriftliche Informationen. Stattdessen flatterte ihm 8 Tage
später eine Auftragsbestätigung ins Haus, in der ihn die T-Com zur hervorragenden
Wahl beglückwünschte. Adler: Das sind unfaire Praktiken.
Wie Laila Hartwig und Inga Bakan geht es Zehntausenden, wenn nicht gar Hunderttausenden vor allem
Teenagern. Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg: Anbietern sogenannter
Internet-Abofallen geht es offenkundig darum, Nutzer in die Irre zu führen. Rehberg rät,
derartige Rechnungen nicht zu bezahlen: Wer Geld von Ihnen will, muss nachweisen, dass Sie
wissentlich und willentlich einen Vertrag geschlossen haben. Betroffene sollten doppelt
dagegenhalten, empfiehlt die Juristin. Ihr Tipp: Bestreiten, dass der Vertrag zustande gekommen
ist. Hilfsweise den Widerruf erklären, der mangels ausreichender Belehrung auch noch rechtzeitig
ist.
Derweil überlegen die großen Telefonanbieter, wie sie ihre Kundenprobleme in den Griff
bekommen. Wir wollen die Qualität der Kundenbetreuung erhöhen, verspricht
Stöber, der auf die Call-Center-Hilfe der Muttergesellschaft Vodafone hofft. Sein Rivale Obermann
setzt sich noch höhere Ziele: Wir werden Jahre brauchen, um zum bestangesehenen
Service-Unternehmen zu werden. Aber wir werden dieses Ziel erreichen. Die Verbraucher dürfen
gespannt sein.
Es ist die Aufgabe der Justiz und der Politiker, die Bürger vor diesen mächtigen
Konzernen zu schützen.
MEERBUSCH (RP). Das Atelier von Pasquale und Maria Lo Tufo befindet sich in Osterath im alten
Güterbahnhof an der Ladestraße 3. Pasquale Lo Tufo ist Holzbildhauer und Möbeldesigner.
In seinem Atelier sind unter anderem Grafiken und märchenhafte Charakterköpfe zu sehen. Maria
Lo Tufo eröffnete mit ihrem Mann Pasquale in Osterath ein Atelier im alten Güterbahnhof: Bis
sie die Segnungen der Telekommunikation erfuhr, verging eine Zeit voll Ärger und Mühe.
Ärger mit seinem Telefonanbieter kennt fast jeder. Doch was Maria Lo Tufo in den vergangenen 3
Monaten widerfuhr, ist wahrlich ein starkes Stück. Die Osteratherin wollte im Dezember des
vergangenen Jahres von der Telekom zu Arcor wechseln. Die Odyssee der Leiden begann. Wir wurden
von dem Zeitpunkt an von der Telekom schikaniert. Unsere Anrufe wurden auf eine T-Net-Box umgeleitet, so
dass wir nicht mehr erreichbar waren, sagt Lo Tufo. Dies geschah ausgerechnet in der Phase, in der
sie gemeinsam mit ihrem Ehemann ein Atelier eröffnete.
Wir waren mitten in der Planung unserer Ausstellung und konnten wichtige Anrufe nicht
entgegennehmen. Als wir die Telekom damit konfrontierten, sagte ein Mitarbeiter, dass dies so
beabsichtigt sei. Das ist unglaublich, empört sich Lo Tufo. Sie fühlte sich in ihrem
Anbieterwechsel absolut bestätigt.
Nun fing der Ärger aber erst richtig an. Arcor benannte den 3. Januar als Einschalttermin. Doch
da die Telekom ihrem Konkurrenten eine falsche Adresse mitteilte, verzögerte sich die Prozedur. Lo
Tufo wollte sich bei Arcor beschweren, doch die Hotline zum Preis von 24 Cent pro Minute schreckte sie
ab. Wieso muss ich als Kunde Geld dafür bezahlen? Zudem läuft minutenlang ein Tonband
mit Musik. Das sehe ich nicht ein. Aus diesem Grund schrieb die gebürtige Rumänin
mehrere Briefe an Arcor. Auf eine Antwort wartete sie vergeblich.
Stattdessen buchte die Telefongesellschaft rund vier Wochen später 49,90 Euro von ihrem Konto ab.
Lo Tufo verstand die Welt nicht mehr. Der Anschluss war immer noch nicht bereitgestellt, aber sie sollte
schon die erste Summe begleichen. Der größte Witz ist, dass wir ein All-Inclusive-Paket
mit 50 Euro Startguthaben abgeschlossen haben. Also hätten wir im ersten Monat nichts zahlen
müssen, wundert sich die 57-Jährige, der daraufhin der Kragen platzte. Sie buchte das
Geld zurück auf ihr Konto, kündigte den Arcor-Vertrag und schickte die Geräte zurück.
Wenig später erhielte sie wegen der Rückbuchung eine Mahnung. Es ist schon seltsam.
Wenn es um ihr Geld geht, werden sie plötzlich aktiv, zeigt Lo Tufo auf. Auf die
Kündigung reagierte Arcor hingegen mit einer undurchsichtigen Aussage (Wir können ihren
Kündigungsvorgang erst nach Eintreffen der Beauftragung durch ihren neuen Netzbetreiber weiter
bearbeiten). Im gleichen Schreiben erklärte der Anbieter aber auch, dass die neue Leitung am
22. Februar frei geschaltet werde. Selbstverständlich buchte das Unternehmen auch für den
gesamten Februar 49,90 Euro ab. Lo Tufo ist nun endlich dauerhaft telefonisch erreichbar.
Glücklich ist sie mit der Situation dennoch nicht. Ich möchte keine Arcor-Kundin mehr
sein. Dies Skrupellosigkeit und das Ignorieren unserer unzähligen Bitten stören mich gewaltig.
Es ist die Aufgabe der Justiz und der Politiker, die Bürger vor diesen mächtigen Konzernen zu
schützen, damit deren Praktiken nicht ausarten, so Lo Tufo.
RIESA. Verbraucher aus der Region Riesa sowie aus dem Erzgebirge erhalten derzeit von der
Lottogemeinschaft Südwest eine Umfrage Stimmungsbarometer Deutschland. Für das
Ausfüllen des Fragebogens erhalten die Teilnehmer 500 Frei-Minuten für das Festnetz zu Hause,
wenn sie auf dem Bogen die Inanspruchnahme dieses Dankeschöns ankreuzen.
Das sollte man sich allerdings genau überlegen, warnt Katja Henschler,
Telekommunikationsexpertin bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Denn im Kleingedruckten des Formulars
findet sich der Hinweis, dass für die Nutzung der Frei-Minuten der Telefonanschluss des Verbrauchers
auf einen anderen Anbieter voreingestellt wird, über den man dann dauerhaft telefoniert.
Wer darauf eingeht, bekommt wenig später ein Bestätigungsschreiben der Telecom Service
Deutschland (TSD) mit Sitz in Offenburg über die Anschlussumstellung auf diesen Anbieter und
verliert damit seinen Tarif bei der Deutschen Telekom. Dies ist vielen nicht bewusst, wenn sie
sich für die 500 Gratis-Minuten entscheiden, die zudem nur für Ferngespräche gelten,
macht Henschler aufmerksam.
Wer die Preselection-Umstellung nicht
möchte, sollte dies gegenüber TSD sofort schriftlich widerrufen. Außerdem sollte man
umgehend die Telekom von dem Widerruf informieren, um einer Umstellung möglichst noch zuvor zu
kommen. Wurde die Bestellung nicht von demjenigen unterschrieben, der Vertragspartner des
Telekom-Vertrags ist, sondern etwa vom Ehepartner, ist sie nicht wirksam.
Auch dann empfiehlt sich eine sofortige Mitteilung an TSD sowie an die Telekom. Generell sollte
man äußerst vorsichtig sein, wenn es um die Herausgabe persönlicher Daten geht.
Gerade die Teilnahme an Umfragen ist häufig mit Gewinnspielen verbunden, bei denen der Teufel im
Detail, nämlich im Kleingedruckten steckt. Schnell hat man zusätzlich zu einer Gratisleistung
auch einen kostenpflichtigen Dienst bestellt, etwa ein Abo oder eben einen Preselection-Vertrag.
Keinesfalls sollte man sich aufgrund verlockender Gewinne zur Angabe der Bankverbindung hinreißen
lassen. Und auch bei der Nennung der Telefonnummer ist Zurückhaltung angebracht, nicht zuletzt um
künftigen unerbetenen nervigen Werbeanrufen vorzubeugen. Wer häufig an Umfragen oder
Gewinnspielen teilnimmt, sollte sich außerdem nicht über unerwünschte Werbesendungen
wundern. Denn diese Lockmittel dienen den Anbietern in der Regel nur dazu, an die Adressen von
Verbrauchern zu gelangen, um diese mit neuen Werbeangeboten zu überhäufen.
[mehr]
Telefonanbieter Anfragen bleiben oft ohne Echo.
24.3.2007:
Kieler Nachrichten,
01.00 Uhr MESZ (nordClick).
[Original
KIEL. Mehr als vier Wochen ohne, acht Tage ohne, mal mit und mal ohne: Am Ende bleibt Frust
denn die Versuche der Betroffenen, Fehlerquellen bei Telefon- oder Internetanschlüssen zu
orten und ihren Telefonanbieter für ihre Sorgen zu interessieren, bleiben oft ohne Echo. Eigentlich
wollten Uwe und Liz Paetznick in Hammer im Herbst nur den Tarif ändern, im Januar war die
Telefonhauptleitung tot, viele Versuche der Kontaktaufnahme zur Telekom folgten. Warum ihnen keiner
gesagt hatte, dass die Konfiguration geändert werden muss? Warum die geänderte Konfiguration
kurz darauf wieder die alte und der Anschluss wieder tot war? Das lässt sich, sagt
Telekom-Pressesprecherin Sabine Röttger, nicht mehr feststellen. Verwundert ist sie, dass
Paetznicks Bitten um schriftliche Bestätigung auch für die aus seinem Ÿrger über
den Service der Telekom heraus erfolgte Kündigung ohne Antwort blieben.
"Wir haben die Privatisierung auf dem Telefonmarkt wegen der finanziellen Vorteile immer gewollt", betont
Thomas Hagen, Sprecher der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein in der Bergstraşe, die sich nun
ständig mit Klagen über Telefon- und Internet-Anbieter beschäftigt. Auf einem
gesättigten Markt "geht es nur ums Abwerben. Jede Woche kommt ein neues Angebot, das ein paar Cent
billiger ist." Hagen findet es fatal, dass das Leitungsnetz mit der Telekom als gröştem Anbieter
verquickt ist, so ist sie für die technische Unterstützung ihrer Konkurrenten
zuständig.
Der Wechsel des Anbieters hat Tierärztin Dr. Anne-Maren Marxen in Stadtmitte acht Tage ohne
beschert, da die Umstellung von Telekom zu Arcor zum angekündigten Termin nicht funktionierte.
"Diese Nummer ist zurzeit nicht vergeben", bekamen ihre Anrufer zu hören. "Die Leute mussten ja
denken, dass ich meine Praxis aufgegeben habe", sagt Anne-Maren Marxen. Ihre Bemühungen bei den
Arcor-Servicenummern blieben ohne Erfolg. In der Regel klappe das Ğbergabe-Verfahren zwischen Arcor und
Telekom ganz gut, nur in Einzelfällen nicht, sagt Arcor-Sprecher Thomas Rompczyk dazu. Marxen ist
einer der Einzelfälle, bei ihr ergab am Ende die Fehlersuche, dass die Rufnummer nicht korrekt
weitergereicht wurde.
Esther Alves die Neukielerin hat im Bereich Schrevenpark ihre Wohnung bezogen und sich bei Arcor
angemeldet bekam Mitte Februar die Auskunft, dass ihr Anschluss freigeschaltet wird. Dann hieş es
über vier Wochen lang: Die Leitung ist gestört. Daran änderten auch ihre Nachfragen
nichts. Aus der Arcor-Pressestelle kommt eine Entschuldigung: "Bei uns im Haus ist ein Fehler passiert,
die Störungsmeldung blieb zunächst liegen. Aber durch die Weitergabe hätten die Arbeiten
durch die Telekom fünf Tage später erledigt sein sollen. Nun haben wir das noch einmal bei der
Telekom gemeldet." Esther Alves freut sich inzwischen, dass sie per Telefon und Internet erreichbar ist:
Der Fehler wurde schlieşlich im Schaltkasten des Hauses gefunden.
Auf die generelle Frage nach fehlenden Ansprechpartner und überlasteten Hotlines erklärt
Telekom-Pressesprecherin Sabine Röttger: "Wir wissen, dass es aktuell mit unserem Service nicht zum
besten bestellt ist. Wir sind dabei, das zu ändern. Das kriegen wir aber nicht von heute auf
morgen hin."
Arcor-Sprecher Rompczyk spricht von rasantem Wachstum und DSL-Boom: "Bei uns passieren auch Fehler." Er
schreibt die Fehlerquote je zur Hälfte Arcor und Telekom zu. Und der Anbieter könne nach
Werbeaktionen regelrecht "überlaufen", mit seinen Callcentern überfordert sein.
Auf eine generell gute Zusammenarbeit mit der Telekom verweist ebenfalls KielNet-Sprecher Christoph
Bechtel. Aber auch hier könne der gleichzeitige Wechsel vieler bedeuten, dass die "Telekom nicht
genügend Techniker vor Ort hat. Dann kann das mal länger dauern".
Verbraucherschützer Thomas Hagen gibt schlieşlich als Rat: "Nichts telefonisch besprechen, vor allem
nicht wenn es um Geld geht. Lieber ein Einschreiben mit Rückschein schicken." Und wer den Anbieter
wechseln will, sollte vorsorglich allen Bekannten die Handy-Nummer geben sowie in der Nähe ein
Internet-Café ausgucken.
Vorwurf: Vorwahlwechsel nach Betrug.
Angebliches Langzeit-Abo für 84 Euro
Noch ganz anders behandelte ein dubioser Internet-Anbieter Inga Bakan aus Schleswig-Holstein. Angelockt
durch einen 14-tägigen scheinbar kostenlosen Test, meldete sie sich bei einem Musikportal an, um ein
paar Songs herunterzuladen. Obwohl der Versuch fehlschlug, forderte der Anbieter zwei Wochen später
überraschend 84 Euro für ein angebliches Langzeit-Abo.Telekom-Chef ist sehr betroffen
Die Mängel sind so gravierend, dass Anbieter die Flucht nach vorn antreten. Am härtesten geht
Telekom-Chef René Obermann mit dem eigenen Service ins Gericht: Wir können nicht die
Augen davor verschließen, dass sich viele Kunden täglich über unsere Performance
beschweren, schrieb er an die Mitarbeiter. Wir sind bevorzugtes Thema in den Kneipen der
Republik. Es sei Mode geworden, sich über uns lustig zu machen, analysiert er
selbstkritisch. Das macht mich sehr betroffen.Vom Regen in die Traufe
Dieses Eingeständnis kann Jörg Pehnert aus Potsdam nur bestätigen. Der Rechtsanwalt
wollte im Sommer 2006 seinen analogen Internet-Anschluss auf DSL-Tempo beschleunigen. Als die Telekom ihn
hinhielt, wechselte er zu Arcor und kam vom Regen in die Traufe. Statt die superschnelle Auffahrt auf
die Datenautobahn zu eröffnen, wurde die Kanzlei am Nikolaustag 2006 vom Netz genommen. Das
Schlimmste ist die Ohnmacht in der Warteschleife, sagt Pehnert. Ich habe 20 Telefonate
geführt, ohne etwas zu erreichen. [Das Ärger-Tagebuch]Grundgebühr plötzlich viel höher
Die Erfahrung machte auch der Rheinländer Hans Eschbach, nachdem er im Dezember einen ungewohnten
Posten auf seiner Telekom-Rechnung entdeckte. Statt 23,59 wurden ihm plötzlich 27,95 Euro
Grundgebühr im Tarif Calltime/T-ISDN berechnet. Den habe ich aber nie
bestellt, teilte er der Telekom über die Hotline und zweimal per Brief mit. Noch heute wartet
er auf eine Reaktion. Eschbachs Verdacht: Wenn das Unternehmen das tausendfach versucht, geht
diese Preiserhöhung sicher oft genug durch.Gesetze könnten verschärft werden
Mängel und Macken bei den großen Telefonkonzernen sind zwar ärgerlich, aber noch kein
Fall für den Gesetzgeber. Anders sieht es bei der allgegenwärtigen Abzocke mit angeblich
kostenlosen Diensten im Internet aus. Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) denkt gerade darüber
nach, die Gesetze zu verschärfen. Anlass sind Fälle wie der von Laila Hartwig, 14. Ihre
Neugier weckte ein Internetlink mit der Frage Wie alt wirst du?. Die Hamburgerin klickte
weiter und gelangte auf www.genealogie.de. Eine Antwort habe ich da nicht gefunden,
ärgerte sie sich und vergaß die Episode. Drei Monate später traf eine Letzte
Mahnung der Genealogie Ltd. über 65 Euro ein. Die Firma drohte sogar mit Inkasso. Laila
erschrocken: Dabei habe ich nur 25 Euro Taschengeld im Monat. Empört verweigert ihre
Mutter die Zahlung.
26.3.2007:
Verbraucherzentrale Sachsen,
??.?? Uhr MESZ (Telefon-Betrug).
[Original
Immer mehr Fälle von "Telephone Slamming" in Deutschland, und der
Gesetzgeber schläft!
[Unabhängige Marktbeobachter]
22.3.2007:
Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ),
Seite xx (Innenstadt).
[Original
Immer mehr Fälle von "Telephone Slamming" in Deutschland, und der
Gesetzgeber schläft!
[Unabhängige Marktbeobachter]
POTSDAM. Nach monatelang nicht abreißenden Beschwerden über die Werbepraktiken für Freenet-Verträge hat die Verbraucherzentrale Brandenburg jetzt Klage gegen die 01019 Telefondienste GmbH beim Landgericht Hamburg eingereicht. Das bestätigte gestern Andreas Baumgart der MAZ. Das Unternehmen schiebe Verbrauchern Verträge mit Freenet-Phone unter, indem an Aktionsständen in Einkaufszentren und auf der Straße mit angeblichen Freiminuten der Telekom geworben werde.
Auch in den Potsdamer Bahnhofspassagen waren die Werber auf Kundenfang, so Baumgart: "Mit Rubbellosen und 30 Freiminuten von der Telekom." Her damit, sagte sich da so mancher und signierte eine Bestätigung. Mit dem Ergebnis, dass wenig später ein Auftrag zur Preselection-Umstellung auf den Billigtarifanbieter bei der Telekom eintraf. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hätten sich die Werber auf diese Weise die Unterschrift für einen Vertrag erschlichen, sagt Baumgart: "Das ist Betrug." Wer den Verdacht hat, so übers Ohr gehauen worden zu sein, dem rät der Verbraucherschützer, Anzeige zu erstatten. Lasse sich ein Kontrakt vorerst nicht reklamieren, so könne man bei der Rechnung tricksen. "Wer im Call-by-Call-Verfahren nicht die 01019, sondern eine andere günstige Vorwahl nutzt, kann keine Abrechnung von Freenet bekommen, weil keine Gespräche geführt wurden."
Passieren kann das jedem, sagt Baumgart. Es gebe täglich mehrere solcher Beschwerden, auch die Redaktion erhielt gestern neue. Warum sollte man auch die 30 Freiminuten ausschlagen? Die Masche mit dem Gewinnspiel zieht: Freilos freirubbeln, Name, Adresse, Rufnummer eintragen und die Gewinnbestätigung unterschreiben. Später fühlen sich viele geneppt statt beschenkt. Denn tatsächlich haben sie nicht eine Gewinnbestätigung, sondern einen Preselection-Vertrag unterschrieben. Wer liest auf der Straße schon das Kleingedruckte, sagt Baumgart.
Zunächst hatte die Verbraucherzentrale den Telekommunikationsanbieter aufgefordert, die unseriöse Geschäftspraxis zu unterbinden und eine Unterlassungserklärung abzugeben. Ohne Erfolg. Nun soll die irreführende Abzocke gerichtlich gestoppt und Freenet verboten werden, dem Verbraucher unter Vorspiegelung eines Freiminuten-Geschenks einen Vertrag unterzuschieben, so Baumgart. Betroffenen empfiehlt er, sich zu wehren, da derartige Verträge aus Sicht der Verbraucherschützer unwirksam sind.
Rat erhalten Betroffene in den Beratungsstellen (Termine unter 01805 - 00 40 49, MoFr, 916 Uhr/14 Cent/Minute aus dem Festnetz der Telekom) sowie am Beratungstelefon 09001 - 77 57 70, MoFr, 918 Uhr (1 Euro/Minute aus dem Festnetz der Telekom).
Telekom stellt ohne Nachfrage um / Kundenaufträge sind offenbar erfunden.
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POTSDAM. Dass die Telekom ohne Auftrag des Kunden den Verbindungsnetzbetreiber für Billigvorwahlen wechselt oder andere Umstellungen vornimmt, betrifft offenbar zahlreiche Leser. E-Mails und Briefe an die Redaktion bestätigen: Der Bericht "Rätselhafter Kundenklau" hat vielen aus dem Herzen gesprochen.
Zum scheinbar eigenmächtigen Vorgehen des Branchenführers erklärt Telekom-Sprecher Jürgen Will: Das Unternehmen habe sich beim Wechsel des Netzbetreibers an das von der Bundesnetzagentur vorgegebene Verfahren zu halten. Demnach hat der neue Anbieter bei der Telekom den Auftrag dafür vorzulegen. "Die bringen uns ein Papier mit der Unterschrift des Kunden. Das dürfen wir nicht hinterfragen", beschreibt Will die Spielregeln. Wenn die Betroffenen jedoch versichern, sie hätten keine Unterschrift geleistet, drängt sich der Verdacht auf, dass es sich möglicherweise um fingierte Aufträge handelt. Auf diese Frage hat auch Will keine Antwort und vermutet "unlautere Mittel".
Auslöser der Berichterstattung war der Fall von MAZ-Leser Kurt K., dessen Anschluss durch die Telekom ohne sein Zutun auf den Anbieter Freenet umgestellt worden war. Gegen Gebühr und mit dem Hinweis in eigener Sache auf die "günstigen T-Com-Tarife" und die entsprechende Vorwahl. Wer den Umstellungsauftrag gegeben oder fingiert hatte, ließ sich bislang nicht klären. Freenet erklärte lediglich schon Bekanntes: Dass man die von K. reklamierte Umstellung nicht selbst vorgenommen habe. Svea Ihde vom Service-Team verweist auf die Telecom Service Deutschland, Anbieter von Preselection, also der Voreinstellung einer Netzbilligvorwahl im Vermittlungsrechner der Telekom.
Gleichfalls überrumpelt fühlt sich Günter Franzke. Der Neuseddiner sagt, er hänge "vollkommen in der Luft", obgleich er sofort ein Dutzend Mal bei der Telekom anrief, um gegen die Umstellung auf Freenet zu protestieren, aber: "Niemand kann helfen".
Weitere Kuriositäten aus der Telekom-Kundendienstwelt erzählt Detlev Schaaf. Der Schlaatzbewohner berichtet, wie ihm nach einer unverbindlichen Produktberatung am Telefon, bei der am Ende lediglich die Zusendung von Informationsmaterial vereinbart wurde, eine Auftragsbestätigung vom 1. Januar 2007 ein Feiertag für das T-Com-Angebot "Call & Surf" ins Haus flatterte. Am nächsten Tag wurde die Technik geliefert. Schaaf reklamierte schriftlich, da er "nie einen Auftrag" erteilt hatte. Keine Antwort. Inzwischen ist sein Anschluss tot, offenbar weil Schaaf die Rechnung um den nicht georderten Leistungsbetrag gekürzt hatte.
Fazit: Einen Ansprechpartner bei der Telekom zu finden ist oft unmöglich. Das sei wohl auch einer der Gründe, warum in den letzten Jahren etwa 1,5 Millionen Kunden abwanderten, vermutet Unternehmenssprecher Will. [mehr]
Burghard Margritz ist empört über die aggressiven Praktiken von Telefonanbietern.
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ZEHDENICK (roe). Für Burkhard Margritz steht fest: Er geht jetzt erst mal nicht mehr ans Telefon. Eingehende Anrufe werden über den Anrufbeantworter abgehört. Denn der Zehdenicker befürchtet, dass allein das Abheben des Telefonhörers und Sprechen mit Werbern fatale Folgen haben könnte. Etwa, wenn wenig später ein Vertrag über eine Leistung ins Haus flattert, die er nie gewollt hat. Erst kürzlich hat Burkhard Margritz so etwas erlebt. Mit der Freenet Cityline GmbH, einem dafür berüchtigten Telefonanbieter.
Das Telekommunikationsunternehmen Freenet ist bekannt für seine Praktiken. Im Internet gibt es zahlreiche Foren, in denen sich jene, die sich von dem Unternehmen belästigt fühlen, über dessen Praktiken beschweren. Bei allen lief es genauso. Sie hätten ein Schreiben von der Telekom erhalten, in dem ihnen mitgeteilt wird, dass ihr Vertrag mit der Freenet Cityline GmbH ab einem bestimmten Datum gültig werde. Alle Betroffenen hatten nie etwas unterschrieben und danach viel Mühe, den Anbieterwechsel rückgängig zu machen.
So erging es auch Burghard Margritz. Am 8. März erhielt er das Schreiben mit der Auftragsbestätigung. Danach habe er gleich bei der Telekom angerufen. Zwei Stunden hat es dann gedauert, ehe die Telekom ihm versprach, sich um die Sache zu kümmern. Schließlich ließ sich alles noch mal regeln. Bei der Telekom sind die Praktiken von Freenet bekannt. Leider könne das Unternehmen dagegen nichts machen, erhielten viele der belästigten Kunden als Antwort.
Für Burkhard Margritz war das Problem damit aber noch nicht Geschichte. Die Telekom teilte ihm jüngst mit, dass wieder ein Anbieterwechsel für ihn ins Haus stehe. Arcor sei ab 27. März sein Vertragspartner. Auch das hatte der Zehdenicker nie veranlasst. Als er jetzt bei Arcor anrief, wussten die jedoch nichts von einem Kontakt mit ihm.
Für Burkhard Margritz sind diese Praktiken widerlich. "Wir sind ja praktisch machtlos. Das grenzt schon an Kriminalität", empört er sich. In Zukunft werden er und seine Frau beim Telefonieren sehr vorsichtig sein. Überall könne ja eine Falle lauern. [mehr]
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