Regionale Telefonanbieter bauen Netze aus
Regionale Telekom-Gesellschaften investieren wieder stärker in den Ausbau ihrer Netze. Denn neue Produkte wie schnelle Internet-Zugänge über DSL versprechen Umsatzwachstum.
Aus: Handelsblatt, Düsseldorf, 7. Juli 2004, Seite ?? (IT + Medien). [Original]DÜSSELDORF/FRANKFURT. Wir merken insgesamt ein Anziehen der Nachfrage im Bereich Netzwerke, sagt Thomas Ganswindt, Siemens Vorstand und Chef der Festnetzsparte ICN. Vor allem die Nachfrage der kleineren Netzbetreiber wachse kräftig, während die Investitionen der großen Gesellschaften auf dem bisherigen Niveau blieben.
Zu den investitionsfreudigen Anbietern zählen Firmen wie Versatel, die in Teilen von Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen Telekomnetze betreibt. Wir werden dieses Jahr in Deutschland rund 50 Millionen Euro in den weiteren Netzausbau stecken, sagt Andreas Heinze, Geschäftsführer von Versatel in Deutschland. Damit will das Unternehmen seine Reichweite ausdehnen und von der steigenden Nachfrage nach dem Internet-Turbo DSL profitieren.
Das führt auch bei Tropolys, einem Verbund von 14 regionalen Telekomgesellschaften, zu höheren Investitionen: Wir geben wieder Gas und werden dieses Jahr etwa 10 % mehr investieren als im vergangenen Jahr, sagt Tropolys-Chef Peer Knauer. Er erwartet auch ein entsprechendes Umsatzplus: etwa 150 Mill. Euro und damit 10 % mehr als im Vorjahr sollen es 2004 werden.
In Hamburg hat sich die zur Telecom Italia gehörende Hansenet bereits mehr als 40 % Marktanteil bei DSL-Anschlüssen gesichert. Ab 2005 will Hansenet auch in Ballungszentren wie Berlin, München, Hamburg und Frankfurt antreten. Das Unternehmen will 50 Mill. Euro in den Ausbau seiner Netze stecken Tendenz in den Folgejahren steigend, heißt es in Firmenkreisen.
Die Ausgaben lohnen sich für die Unternehmen nicht nur wegen des DSL-Wachstums. Auch das neue Telekommunikationsgesetz fördert die Investitionen und beeinträchtigt damit die kleineren Telekombetreiber weniger als befürchtet. Der ursprüngliche Gesetzesentwurf sah vor, dass Unternehmen in Regionen ohne eigenes Netz Telefonanschlüsse der Deutschen Telekom zu Großhandelskonditionen kaufen und unter eigenem Namen vertreiben sollten (Resale). Dadurch hätten Tropolys, Versatel & Co. zusätzliche Konkurrenz durch Anbieter wie Tele2 und Debitel.
Die Bedingungen für solche Geschäfte sind aber im Gesetz jetzt deutlich unattraktiver als einst geplant, so dass sich für Tele2 der Vorstoß ins Geschäft mit Telefonanschlüssen zunächst für die nächsten vier Jahre nicht lohnt.
Diese Schonfrist verschafft den regionalen Netzbetreibern Luft, um sich auf die neuen Konkurrenten besser vorzubereiten: Wir wollen in unsere Kundenbasis in den nächsten vier Jahren so erhöhen, dass uns das entbündelte Resale, das in vier Jahren kommt, nicht mehr weh tun kann, sagt Horst Schäfers, Chef des Düsseldorfer Stadtnetzbetreibers Isis. Das Unternehmen investiert in diesem Jahr einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in den Netzausbau. Isis konzentriert sich auf Geschäftskunden und versorgt diese mit Telekommunikations- und Datenlösungen. Es zahlt sich aus, die verschiedenen Branchen ganz gezielt mit speziellen Angeboten anzusprechen, sagt Schäfers. Das sorge für eine starke Kundenbindung, so dass der Kunde dem Unternehmen länger treu bleibe und auch andere Isis-Angebote nutze. Die Firma hat im vergangenen Geschäftsjahr mehr als 100 Mill. Euro umgesetzt und schreibt vor Steuern schwarze Zahlen.
Das DSL-Wachstum und auch das neue Telekommunikationsgesetz werden aber voraussichtlich eines nicht verhindern: Die Konsolidierung unter den regionalen Netzbetreibern wird nach Ansicht von Experten weitergehen, denn gerade die ganz kleinen unter den Anbietern könnten die für die Expansion notwendigen Investitionen nicht stemmen. Derzeit steht der Berliner Anbieter BerliKomm zum Verkauf. Nach Informationen aus der Branche bieten Versatel sowie Tropolys und die Wagniskapitalgesellschaft MC Venture für das Unternehmen. Der Kaufpreis liegt bei knapp 40 Mill. Euro.
Versatel kauft Telekomanbieter BerliKomm
Aus: Financial Times Deutschland, Hamburg, 30. Juli 2004, Seite xx (Telekommunikation). [Original]BERLIN. Der niederländische Telekomkonzern Versatel hat die Berliner Telefongesellschaft BerliKomm für 34,6 Mio. Euro übernommen. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, werde der Kaufpreis für die Tochter der Berlinwasser Holding über die Ausgabe neuer Aktien finanziert. Durch die Übernahme erreiche das Deutschlandgeschäft einen Jahresumsatz von über 300 Mio. Euro und steige so zur größten Geschäftseinheit Versatels auf. Der Konzernumsatz ziehe demnach um 50 Mio. Euro pro Jahr an, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen des Gesamtkonzerns um 7 Mio. Euro.
Mit dem Kauf stärkt Versatel, der auch in Belgien agiert, seine Position auf dem deutschen Markt deutlich. Derzeit betreibt der Konzern hier Telefonnetze in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. "Der Zukauf ist für die weitere Entwicklung unseres Unternehmens sehr wichtig", sagte Versatel- Deutschlandchef Andreas Heinze gestern der FTD. Der Berliner Telekom-Markt sei mit seinen 1,8 Millionen Haushalten und 150 000 Unternehmen hoch interessant für Versatel, dessen Angebote auf Privat- wie auch Geschäftskunden abzielen. BerliKomm decke bereits rund 96 % des Berliner Marktes ab.
Die Übernahme bringt Versatel auch dem langfristigen Konzernziel näher, sich zum größten Rivalen der Deutschen Telekom im Festnetz aufzuschwingen. Noch liegen Arcor, Colt und BT Global vor dem Anbieter aus den Niederlanden. "Wir gehören mit der Übernahme von BerliKomm nun zu den Top fünf", betont jedoch Versatel-Manager Heinze. Sein Unternehmen befinde sich nun bereits auf Augenhöhe mit dem Rivalen Telefonica Deutschland. Über die Integration des Berliner Regionalanbieters könne Versatel nun seine Strategie fortsetzen, über den Direktanschluss neuer Kunden zu wachsen. Im Gegensatz zu anderen Anbietern wie beispielsweise Arcor wollen die Niederländer nicht die seit kurzem eröffnete Möglichkeit nutzen, zusätzlich zum Anschluss ans eigene Netz auch Telefonanschlüsse der Deutschen Telekom mit eigenen Angeboten weiterzuvertreiben und so neue Kunden außerhalb des eigenen Netzbereichs zu erreichen.
Um das Berlin-Geschäft auszubauen, plant Versatel nach Angaben Heinzes Investitionen in Höhe von rund 20 Mio. Euro in die Infrastruktur und das Marketing. Ob der Name BerliKomm weg fallen wird, sei allerdings noch nicht entschieden. "Der Name Versatel ist sicher stärker und besser etabliert als BerliKomm", sagte der Manager allerdings.
Breitbandsurfer übernehmen erstmals die Mehrheit unter den US-Internet- Nutzern
Aus: Heise-Newsticker, 18. August 2004, 12.17 Uhr (Internet). [Original]NEW YORK (anw/c't). In den USA waren im vergangenen Monat mit 63 Millionen erstmals knapp mehr als die Hälfte der Internet-Nutzer mit einem Hochgeschwindigkeitszugang im Internet. 61,3 Millionen US-Bürger gehen noch mit einer Schmalbandverbindung online, schreibt das Wall Street Journal, das sich auf Zahlen von Nielsen/Netratings beruft. Damit seien im Juli erstmals mehr Breitband-Surfer unterwegs gewesen als jene mit langsameren Internet- Zugängen.
Die Steigerung des Anteils der Breitbandnutzer von 38 % im Juli 2003 auf nun 51 % führen die Marktforscher auf die zunehmende Verbreitung von interaktiven Videospielen und auf die vergrößerte Nachfrage nach Streaming- Angeboten zurück. In Deutschland gingen laut einer Untersuchung zuletzt 30 % der Internetnutzer über 14 Jahren mit einer Breitbandverbindung online.
Vodafone hält länger an Arcor fest
Aus: Financial Times Deutschland, Hamburg, 23. August 2004, 10.48 Uhr (Telekommunikation). [Original]LONDON. Die britische Tageszeitung The Times berichtete am Montag, die ursprünglich für Herbst angepeilte Veräußerung werde sich mindestens bis Ende 2004 hinziehen. Vodafone hatte bereits mit den Vorbereitungen für die Veräußerung von Arcor begonnen und für das Geschäft die Investmentbank UBS beauftragt.
Arcor ist nach der Deutschen Telekom der zweitgrößte Anbieter für Festnetz-Telefongespräche in der Bundesrepublik. Der britische Konzern hatte Arcor bei der Übernahme des Mannesmann-Konzerns miterworben. Während Mannesmann auf die Kombination von Festnetz- und Mobiltelefonie setzte, gehören Gespräche über Telefonleitungen nicht zum Kerngeschäft von Vodafone. Der britische Konzern geht davon aus, dass Mobiltelefone kontinuierlich die Festnetzapparate ablösen werden.
Kartellamt will zu viel Kabelnetz-Macht übers Fernsehen stoppen
Aus: Heise-Newsticker, 24. August 2004, 14.12 Uhr (TV-Kabelnetz). [Original]BONN (jk/c't). Das Bundeskartellamt will eine unkontrollierbare Marktmacht im TV-Kabelnetz mit gravierenden Auswirkungen für Programmanbieter und Fernsehkunden verhindern. Dieser negative Wettbewerbseffekt mit einer zu großen Abhängigkeit von TV-Sendern von einem Kabel-Monopolisten sei aber bei der geplanten Fusion zu erwarten, sagte der Präsident des Kartellamts, Ulf Böge, am Dienstag in Bonn. Daher müsse Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) die Übernahme der drei kleineren Unternehmen Ish aus Nordrhein-Westfalen, Kabel Baden-Württemberg (KBW) sowie Iesy aus Hessen in der beabsichtigten Form untersagt werden.
Mit dem Zusammenschluss würde KDG seine "heute schon marktbeherrschende Stellung" auf dem Einspeisemarkt für Fernsehprogramme und den damit in Verbindung stehenden technischen Dienstleistungen weiter verstärken, sagte Böge. Kabel Deutschland versorgt bereits in 13 Bundesländern 9,7 Millionen Haushalte. Nach einer Übernahme wären etwa 17 Millionen Haushalte direkt oder indirekt an das Kabelnetz angeschlossen. Nach der Abmahnung durch das Kartellamt hat KDG nun bis 8. September die Möglichkeit, die Einwände der Wettbewerbshüter zu zerstreuen oder durch Zugeständnisse noch eine andere Entscheidung zu erreichen. Böge ließ offen, wie ein solches Entgegenkommen konkret aussehen müsste, um das Kartellamt noch umzustimmen. Das Amt muss seine endgültige Entscheidung bis zum 7. Oktober treffen. Das Geschäft hat ein Volumen von insgesamt 2,7 Milliarden Euro.
Laut Böge beabsichtigt KDG, für das Bezahlfernsehen (Pay-TV) eine zusätzliche eigene Verschlüsselung vorzunehmen. Auch für das übrige TV-Angebot (Free-TV) sei eine Grundverschlüsselung beabsichtigt. Dann würde der Endkunde von Programmen der öffentlich-rechtlichen wie auch der durch Werbung finanzierten Privatsender für die Freischaltung einen Decoder benötigen, der aber auch von KDG kontrolliert würde. Die Programmanbieter würden dazu gezwungen, diese Leistungen der KDG in Anspruch zu nehmen. Auch die gesamte Digitalisierung würde in den Händen des Kabelnetzbetreibers liegen.
Außerdem wolle KDG selbst im Pay-TV-Markt tätig werden, sagte Böge. Ein Ausbau des Bezahlfernsehens sei aber nur möglich, wenn das Free-TV zurückgedrängt werden könne. Die Programmanbieter seien in diesem Machtspiel weitgehend auf den Kabelnetzbetreiber angewiesen, da sie nicht einfach auf einen anderen Übertragungsweg wie Satelliten-TV wechseln könnten. Über das Breitbandkabelnetz würden etwa 56 %, über Satellit etwa 39 % aller TV-Haushalte versorgt. "Die möglichst vollständige Erreichbarkeit aller Zuschauer lässt einen Verzicht auf einen der Übertragungswege nicht zu."
Mit der Fusion wäre laut Böge auch die Chance vertan, die marktbeherrschende Stellung der Telekom beim schnellen Internet- Zugang (DSL-Anschlüsse) und in der Telefonie aufzubrechen. Hier sei "kein aktiver Wettbewerbsvorstoß" der KDG zu erwarten. Das Kartellamt habe auf diesem Feld gegen die Telekom ein Verfahren wegen möglicher Wettbewerbsabsprachen eingeleitet, bestätigte Böge. Es gebe den Verdacht, dass Netzbetreiber wie KDG bei DSL-Anschlüssen nicht in Wettbewerb zum Marktführer Telekom treten dürften. Die Vereinbarungen sollen Teil der Veräußerung des TV-Kabelnetzes der Telekom an Finanzinvestoren gewesen sein. Die Telekom wies die Vorwürfe zurück.
Auch der KDG-Sprecher erklärte, diese Vorwürfe seien nicht nachvollziehbar. Im Zuge der geplanten Übernahme solle im übrigen eine technische Plattform geschaffen werden, die die Wettbewerbsbedingungen zwischen Fernsehanbietern verbessern würde. "Die Bedingungen sind fair und offen, jeder ist eingeladen, seinen Content zu bringen", betonte der Sprecher. Einige Kritikpunkte der Kartellwächter seien aus Unternehmenssicht sachlich nicht richtig.
KDG will zudem mit Zugeständnissen ein Verbot seiner Übernahmepläne durch die Kartellwächter abwenden. Der Firmensprecher kündigte am Dienstag verstärkte Investitionen in den Netzausbau bei Highspeed-Internet an. Dadurch soll das Netz für Telefonie und Internet tauglich werden. "Wir werden uns deutlich aktiver in dem Markt bewegen und sind dabei, ein Paket zu schnüren", sagte der Sprecher, ohne konkrete Details zu nennen. [mehr]
[14.11.1997: High-Speed Internet via TV-Kabelnetz] (t-off)
[29.02.2004: Marsch zurück ins Monopol Von der unendlichen Geschichte des deutschen TV-Kabelnetzes] (khd-Page)
[10.03.2004: Wo bleibt der Breitband-Wettbewerb?] (Kommentar)
Verkaufsstop für [Siemens-]Handys
Aus: B.Z., Berlin, 28. August 2004, Seite 2 (Nachrichten). [Original]MÜNCHEN. Wegen Software-Problemen müssen Siemens-Handys der 65er-Reihe aus dem Sortiment genommen werden. Betroffen sind T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2.
]Streit um Regeln für Internet-Telefonie
Aus: Yahoo Finanzen, 30. August 2004, 13.27 Uhr MESZ (Telekommunikation). [Original=46o9f.html
DÜSSELDORF. Seit Wochen ist das Thema Internet-Telefonie in aller Munde, verheißungsvolle Szenarien werden entworfen, Privatkunden können erste Angebote nutzen. Dabei sind grundlegende Fragen noch völlig offen: Wie ist Voice over IP (VoIP) überhaupt einzustufen, ist hier wie bei der herkömmlichen Festnetztelefonie ein regulatorischer Rahmen nötig? Die Anbieter drängen auf Klärung, um Planungssicherheit zu haben. Nach ihrer Ansicht muss die Deutsche Telekom unbedingt reglementiert werden, da sie die Breitbandanschlüsse dominiert, ohne die VoIP nicht möglich ist. Der Konzern lehnt das ab. So beginnt die neue Telefon- Ära mit einer Kontroverse.
"Die Frage nach dem Rechtsrahmen ist von essentieller Bedeutung für die deutsche Internetwirtschaft", betont der Internetverband eco in Köln. Er fungiert seit Juli als Fachorgan für die Internet-Telefonie in Deutschland und vertritt alle Anbieter. "Vor dem Hintergrund der zunehmenden Konvergenz von Sprach- und Datendiensten bestehen erhebliche Abgrenzungsschwierigkeiten bei der Einordnung von Voice over IP", beschreibt Eco die Problematik in einer Stellungnahme an die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP). Diese hat eine breite Anhörung zu dem Thema gestartet und will im Herbst erste Ergebnisse präsentieren.
Rund 60 Antworten von Unternehmen, Verbänden und Behörden sind eingegangen. Die Sichtung der Unterlagen zeigt: Es verläuft eine Trennlinie zwischen der Haltung der VoIP-Anbieter und jener der Telekom, welche "die weitere Entwicklung maßgeblich gestalten und Trends setzen wird" (so unlängst der Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke), selbst aber noch keine konkreten Produkte in Planung hat. Die Wettbewerber hegen die Befürchtung, dass der Bonner Konzern seine dominierende Stellung bei den DSL-Anschlüssen (mit mehr als 90% Marktanteil) auf den VoIP-Bereich übertragen und Verdrängungsstrategien verfolgen könnte.
Die Deutsche Telekom argumentiert hingegen im Sinne eines "getrennten" Marktes.
Dafür spreche unter anderem, dass VoIP-Dienste, die nicht mehr an einem
bestimmten physischen Anschluss gebunden seien, weder als Festnetztelefonie noch
als Mobilfunk behandelt werden könnten, heißt es in der Stellungnahme
des Bonner Konzerns. Und VoIP-Modelle seien nicht erfasst von einer Empfehlung
der Europäischen Kommission, die deren Richtlinienpaket von Anfang 2003
flankiert. Hier sind 18 Bereiche angeführt, die von den
Regulierungsbehörden der einzelnen EU-Länder daraufhin zu prüfen
sind, ob sie für eine Vorabregulierung überhaupt in Betracht kommen
oder nicht.
In Deutschland hat die RegTP diesen Prozess vor kurzem mit einer Anhörung
über den Zugang zu den Hausanschlüssen der Telekom ("letzte Meile") in
Gang gesetzt. Die Bemerkung des Ex-Monopolisten bedeutet im Klartext: VoIP
kommt für ihn von vornherein für eine Regulierung nicht in Frage. Er
vertritt zudem den Standpunkt, dass es für Anbieter keine Barrieren auf dem
Markt gebe. Sie hätten die Möglichkeit der Zusammenschaltung mit dem
Telekom-Netz, und wer den direkten Zugang zum Endkunden wolle, könne die
letzte Meile oder deren nur für die Datenübertragung nötigen Teil
(Line-Sharing) mieten sowie "Bitstream Access" nutzen.
Das hätte es in sich: Die Nutzer könnten dann eben diesen
Telefonanschluss bei der Telekom kündigen und statt dessen nur noch bei
einem Internet-Provider über das Web miteinander sprechen. Der Bonner
Konzern, der im Festnetz ohnehin starker Konkurrenz ausgesetzt ist und zunehmend
auf die monatlichen Grundgebühren setzt, könnte dann im Extremfall
erheblich an Umsatz einbüßen.
Nun hängt viel von der Regulierungsbehörde ab, die neuerdings generell
einen weiten Ermessenspielraum hat. Sie will Rahmenbedingungen schaffen, die es
ermöglichen, "die Chancen und Potenziale von VoIP zu nutzen und den
Wettbewerb zu fördern." Wie das bewerkstelligt werden soll, ist noch
völlig offen. Auf einer "Forumsveranstaltung" Mitte Oktober in Bonn will
die RegTP erste Ansätze aufzeigen. Ihr Abteilungsleiter Friedhelm
Dommermuth sandte aber schon eine viel sagende Kernbotschaft aus: "Die
umfassende Regulierung der Internet-Telefonie ist nicht das Ziel."
[15.07.2004:
Eine eigene Nummerngasse für Voice-over-IP] (c't)
[Weitere Links zum VoIP]
BRÜSSEL (Dow Jones/vwd). Über die Neuklassifizierung von
Computer- Monitoren ist nach Darstellung der Europäischen Kommission noch
keine abschließende Entscheidung gefallen. "Im Augenblick hat sich nichts
verändert", erklärte der Sprecher von EU-Binnenmarktkommissar Frits
Bolkestein. Vor der Sommerpause habe es Gespräche mit den Behörden in
den EU-Staaten gegeben, die nun wieder aufgenommen würden. Bis zu einer
Entscheidung bleibe die Klassifizierung unverändert, ergänzte er in
Brüssel. Damit ist ein möglicherweise drohender Preisanstieg für
Computer-Monitore in Folge eines neuen EU-Zolls zunächst vom Tisch.
Der angeblich drohende Importzoll von 14 % auf Grund einer Einordnung der
Computer-Bildschirme als Unterhaltungselektronik hat die Branche in Aufruhr
versetzt und öffentliche Proteste ausgelöst. Der Bundesverband
Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) warnte vor
einem deutlichen Preisanstieg für Computer- Monitore. Das
Bundesfinanzministerium (BMF) hat Aussagen des Branchenverbandes BITKOM zufolge
in der vergangenen Woche vorläufig den neuen Einfuhrzoll für
Flachbildschirme gestoppt und mehrere Schreiben der Zoll- und Finanzverwaltungen
zurückgezogen, in denen die Zollpflicht erklärt worden war.
Die EU-Kommission hat nach Angaben von BITKOM im Frühjahr zunächst
Plasmabildschirme mit DVI-Schnittstelle als zollpflichtig klassifiziert, da mit
diesen überwiegend Filme und Videos betrachtet würden, und vertrete
diese Haltung inzwischen auch bei LCD-Monitoren mit DVI-Anschluss. Nach Ansicht
des BITKOM verstößt deren Vorgehen gegen internationales
Handelsrecht. In dem 1996 unterzeichneten "Information Technology Agreement"
der Welthandelsorganisation WTO habe sich auch die EU verpflichtet, keine
Einfuhrzölle auf IT-Produkte zu erheben.
Die EU-Kommission betrachte die LCD-Monitore nun aber nicht mehr als
IT-Produkte, sondern als einem Einfuhrzoll unterliegende Unterhaltungselektronik
(UE). Monitore auf Grund des digitalen Signaleingangs zu Unterhaltungsprodukten
zu erklären, sei "sachfremd", urteilte der Verband. Vom BITKOM gemeinsam
mit dem europäischen Branchenverband EICTA erarbeitete technische Kriterien
zur Unterscheidung zwischen IT- und UE-Monitoren seien von der EU nicht
aufgegriffen worden, beklagte der Verband und erneuerte ein dies
bezügliches Gesprächsangebot, um eine dauerhafte und sachgerechte
Lösung zu erarbeiten.
Von einem Zoll betroffen wären den Angaben zu Folge alle LCD-Monitore, die
einen digitalen Signaleingang (DVI-Schnittstelle) besitzen. Davon würden
in diesem Jahr etwa 1,9 Mio Stück in Deutschland verkauft.
Chefregulierer Matthias Kurth über den Energiemarkt und die
jüngste Preisrunde der StrombrancheWettbewerber: VoIP kein gesonderter Markt
Eine "regulatorische Zurückhaltung" würde solchen Tendenzen Vorschub
leisten, warnt der breit aufgestellte Verband der Anbieter von
Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) in seinem Positionspapier. VoIP
sei nicht als gesonderter Markt anzusehen, sondern müsse in den der
Regulierung unterliegenden Markt für traditionelle Sprachtelefonie
einbezogen werden: "VoIP-Produkte treten bereits heute in Konkurrenz zu
herkömmlichen Sprachangeboten. Insofern müssen diese Dienste auch
regulatorisch demselben Markt zugeordnet werden." Ohnehin sehe das neue
Telekommunikationsgesetz "Technologieneutralität" von Sprache und Daten
vor."Telekom soll Bitstrom-Zugang anbieten"
Dazu merken die Konkurrenten zweierlei an. Zum Einen habe die Telekom
kürzlich eine drastische Erhöhung der Entgelte für die
Zusammenschaltung (ZISP) beantragt. Vor allem aber biete sie den
Bitstrom-Zugang (noch) gar nicht wirklich an [Ed: hm, noch immer nicht
das ist unglaublich!], sondern nur den Weiterverkauf ihrer eigenen
DSL-Anschlüsse. VATM und Eco sehen hier Eile geboten. Der Regulierer
müsse rasch dafür sorgen, dass Wettbewerber bei der Telekom den
breitbandigen Internetzugang "entbündelt" und damit getrennt vom
schmalbandigen Telefonanschluss beziehen könnten, fordern die
Verbände.
]EU-Kommission: Einfuhrzoll für Computer-Monitore offen
Aus: Yahoo Finanzen,
30. August 2004, 15.42 Uhr MESZ (News).
[Original=46oo7.html
]Der Wettbewerb hat deutlich nachgelassen
BERLINER ZEITUNG: Herr Kurth, vom kommenden Jahr an werden Sie für die Regulierung auch der Energiemärkte zuständig sein. Wie viel zahlen Sie eigentlich als Privatmann pro Monat für Ihren Strom?
Kurth: Relativ wenig. Das liegt daran, dass ich beruflich viel unterwegs bin und damit selten zu Hause. Ich habe zwei Wohnungen, eine bei Frankfurt am Main und eine in Bonn. Insgesamt zahle ich zirka 60 Euro für Strom im Monat. Aber ich weiß, dass Verbraucher zwar bereit sind, angemessene Entgelte zu zahlen, aber auch möglichst günstige Tarife möchten.
BERLINER ZEITUNG: Zum 1. Januar 2005 steht eine neue Preisrunde an. RWE hat gerade angekündigt, seine Tarife und - genauso wie Vattenfall Europe - auch seine Netznutzungs-Entgelte kräftig anzuheben. Wollen die Konzerne noch schnell Kasse machen, bevor der Regulierer kommt?
Kurth: Der Verdacht liegt zumindest nahe. Das Bundeskartellamt, das derzeit für die Energiemärkte noch zuständig ist, hat in Sachen Vattenfall Europe ja bereits eine genaue Prüfung eingeleitet und vom Unternehmen Unterlagen angefordert. Ich halte das auch für angebracht. Wenn meine Behörde die Zuständigkeit erhalten wird, werden wir bei Missbrauchsverdacht alle Fälle unter die Lupe nehmen können, bei denen die Konzerne in der derzeitigen Übergangsphase ihre Durchleitungsgebühren erhöht haben.
BERLINER ZEITUNG: Verbraucherschützer werfen der Strombranche seit Jahren Abzocke vor. Nicht ohne Grund: Privatkunden berappen inzwischen schon wieder so viel Geld für ihren Strom wie vor der Marktöffnung 1998. Die Konzerne schieben die Schuld auf den Staat, der durch ständig neue Abgaben der eigentliche Preistreiber sei. Wer hat Recht?
Kurth: Für die steigenden Strompreise gibt es mehrere Gründe. Ohne Zweifel hat in den vergangenen Jahren der Wettbewerb zwischen den Versorgern deutlich nachgelassen. Hinzu kommen Abgaben, die politisch gewollt sind - und steigende Erzeugerpreise, weil Öl, Kohle und Gas teurer werden. Mir ist wichtig, dass künftig mehr Transparenz herrscht. Verbraucher und Industriekunden sollen auf ihrer Rechnung mit einem Blick erkennen können, wie sich ihr Strompreis zusammensetzt. Sie werden dann exakt sehen, wie hoch der Anteil der Netznutzungsentgelte am Strompreis ist. Darüberhinaus muss aus der Rechnung der Anteil der einzelnen Energieträger und deren Umweltauswirkung hervorgehen.
BERLINER ZEITUNG: Ihre Behörde darf erst mit der Energiemarkt-Regulierung beginnen, wenn das neue Energiewirtschaftsgesetz vom Parlament verabschiedet worden ist. Das kann noch einige Monate dauern. Wie schnell werden Sie die Preise drücken können?
Kurth: Vielleicht muss ich die Erwartung der Verbraucher ein wenig dämpfen. Wir können nicht die Preise pauschal senken. Unsere Aufgabe wird es sein, ein wesentliches Element auf der Stromrechnung im Auge zu behalten, nämlich die Entgelte für die Netznutzung. Das Gleiche gilt für den Gasmarkt. Wir können die Unternehmen ihrer Struktur nach zu unterschiedlichen Gruppen zusammenfassen. Das können beispielsweise vergleichbare Stadtwerke oder überregionale Energieversorger sein. Wenn dann ein Versorger höhere Entgelte als der effiziente Mitbewerber in seiner Vergleichsgruppe verlangt, so muss er nachweisen, warum er höhere Kosten geltend macht.
BERLINER ZEITUNG: Der Gesetzgeber will Sie ermächtigen, Gebühren der Netzbetreiber nachträglich zu überprüfen. Aber das nur dann, wenn Sie Missbrauch vermuten. Wäre es nicht sinnvoller, die Entgelte unter die Lupe zu nehmen, bevor die Unternehmen sie in Rechnung stellen können?
Kurth: Die geplante nachträgliche Überprüfung stellt bereits einen Quantensprung dar. Bisher gab es überhaupt keine Regulierung im Netzbereich. Die werden wir künftig haben. Auch im Telekommunikationsmarkt konnten wir mit grundlegenden Entscheidungen schnell Effekte erzielen. Im Übrigen bin ich mir nicht sicher, ob eine vorgelagerte Überprüfung der Netz-Entgelte überhaupt schnell machbar wäre. Es gibt rund 900 Stromnetze in Deutschland. Wenn wir bei jedem die Preise einzeln vorab genehmigen müssten, bestünde die Gefahr, dass wir uns in Details verheddern.
BERLINER ZEITUNG: Es gibt einige Bundesländer, die die Energienetz-Regulierung in eigener Regie erledigen wollen. Halten Sie das für sinnvoll?
Kurth: Wir sollten die Aufgaben von Bund und Ländern grundsätzlich so entflechten, dass beide effizient und mit schlanken Strukturen arbeiten. Für den Netzzugang zu sorgen und die dafür anfallenden Entgelte zu prüfen, diese Kernkompetenz sollte bei uns liegen und nicht bei den Ländern. Außerdem ist es ja nicht so, dass die Energienetze an den Grenzen der Bundesländer halt machen.
BERLINER ZEITUNG: Wie wird Ihre Behörde eigentlich künftig heißen?
Kurth: Bundesregulierungsbehörde für Elektrizität, Gas, Telekommunikation und Post. Die Abkürzung wird wie bisher REGTP lauten, nur dass das E und das G künftig für die neu hinzukommenden Aufgabenfelder Elektrizität und Gas stehen.
BERLINER ZEITUNG: Der Buchstabe E könnte aber auch gut für einen ganz anderen Bereich stehen: Eisenbahn. Ist Ihre Behörde nicht geradezu prädestiniert dafür, auch dem Wettbewerb auf der Schiene zum Durchbruch zu verhelfen?
Kurth: Diese Frage stellt sich für uns nicht. Schließlich hat uns der Gesetzgeber dafür keinen Auftrag erteilt. Und es sieht auch nicht danach aus, als würde er das in absehbarer Zeit tun. Prinzipiell ist das Know-how für eine Regulierung von Netzwerkindustrien bei uns verhanden. Schließlich stellen sich beim Zugang zum Schienennetz ähnliche Fragen wie in den Energie- und Telekommunikationsmärkten. [mehr KURTH]
Kartellamt soll Verbot von Kabel-Monopol angekündigt haben
Aus: Heise-Newsticker, 13. September 2004, 18.01 Uhr (Internet). [Original]MÜNCHEN (jk/c't). Das Bundeskartellamt hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ein Verbot des geplanten Kabel- Monopols in Deutschland vor. In einem Schreiben an Deutschlands größten Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) habe das Kartellamt angekündigt, trotz Zugeständnissen die Übernahme der drei letzten Konkurrenten zu verhindern, berichtet die Zeitung in ihrer Dienstagausgabe. Das Kartellamt wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern: Man habe bis zum 7. Oktober Zeit für eine Entscheidung.
Die Kabel Deutschland GmbH (KDG/München) will die Konkurrenten Ish (Nordrhein-Westfalen), Iesy (Hessen) und Kabel Baden-Württemberg für 2,7 Milliarden Euro übernehmen. Damit würde das Unternehmen zum alleinigen Anbieter von Kabelfernsehen in Deutschland mit derzeit mehr als 17 Millionen angeschlossenen Haushalten. Das Kartellamt hatte zunächst mit einer Abmahnung auf die Übernahmepläne reagiert. Um ein endgültiges Veto zu verhindern, kündigte das Unternehmen Milliardeninvestitionen in schnelle Internetzugänge an, ein Markt, der bisher von der Deutschen Telekom dominiert wird. Bei einem ersten Treffen signalisierte das Kartellamt bereits, dass ihm die Zugeständnisse nicht weit genug gehen.
Dem Zeitungsbericht zufolge erklärte das Kartellamt nun, die Investitionspläne seien nicht geeignet, bei den Internetanschlüssen mehr Konkurrenz zu garantieren. Das Kartellamt habe zudem darauf hingewiesen, dass es personell und fachlich nicht in der Lage sei, den Ausbau der Netze zu überprüfen, hieß es in dem Bericht.
Ein KDG-Sprecher bestätigte, dass es eine schriftliche Reaktion des Kartellamts auf den Kompromissvorschlag gebe. Darin wiederhole das Kartellamt seine Bedenken, die bereits bei dem Treffen vorgetragen worden seien. Die KDG habe nochmals die Möglichkeit, dazu Stellung zu nehmen. "Das ist kein abschließender Bescheid, nur ein Zwischenschritt." [Infos zu den deutschen Cable-Companies]
[14.11.1997: High-Speed Internet via TV-Kabelnetz] (t-off)
[29.02.2004: Marsch zurück ins Monopol Von der unendlichen Geschichte des deutschen TV-Kabelnetzes] (khd-Page)
[10.03.2004: Wo bleibt der Breitband-Wettbewerb?] (Kommentar)
Full Speed Throughout France
96 % Coverage, and ADSL2+ 16 Meg; 1.7 M added in 2003, over 2 M in 2004
Aus: DSLprime, 17. September 2004, ??.?? Uhr MESZ (Internet). [Original] [Übersetzungs-Service]PARIS. While British Telecom and the Germans are still trying to limit DSL speeds, FT [France Télécom] will "make the maximum speeds available on all ADSL lines in France." That will offer 6 meg to many this year, and "As of 2005, the ADSL 2+ service will be deployed on the entire France Telecom network (emphasis added), boosting speeds up to 16 Mbps and even higher under optimal configurations."
Thierry Breton went to Jules Verne industrial park in Picardy to announce 300,000 kilometers of fiber optics in 20 metro rings, not science fiction but instead a logical plan for phase 3 of "Broadband for Everyone." The fiber will offer GigE to tens of thousands of business, and provide backhaul for a nationwide network of ADSL2+ and video. Especially with the EFM standard in place, the role of ATM will continue to shrink worldwide.
FT is offering DSL to 90 % of France in 2004, rising to 96 % in 2005. Their TV offering has expanded from Paris to Lyon, Marseille, and Toulouse. With the government selling off shares amid strikes over privatization, the company needs growth to protect the workforce and avoid further turmoil. Strong competition is inspiring FT to move ahead; Free.fr and Neuf took a million lines, and UPC Cable gearing up for VoIP.
Die Politiker malen schwarz-weiß
Matthias Kurth, Chef der Regulierungsbehörde, über hohe Energiepreise, Netzmonopole und die künftige Marktkontrolle.
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 20. September 2004, Seite 15 (Wirtschaft). Das Gespräch führte DIETER FOCKENBROCK. [Original]TAGESSPIEGEL: Herr Kurth, der Energiekonzern Eon hat einen Preisstopp vorgeschlagen, bis Sie als Energieregulierer ihre Arbeit aufnehmen können. Was halten Sie davon?
Kurth: Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hatte bereits die Branche aufgefordert, die angekündigten Preiserhöhungen auszusetzen. Wenn dies auf fruchtbaren Boden fällt, ist das erfreulich. Es wäre ein Schritt, um Sachlichkeit in die Debatte zu bringen und die Chance, für mehr Transparenz zu sorgen.
TAGESSPIEGEL: Hätte sich die Regierung beeilt, könnten Sie bereits arbeiten. Und wir hätten uns die Aufregung um steigende Preise erspart.
Kurth: Wir hinken hinter dem Zeitplan der EU hinterher. Das räumt selbst der Minister ein. Eigentlich sollten wir schon zum 1. Juli dieses Jahres starten. Aber ich glaube, dass die augenblickliche Diskussion dazu beiträgt, dass alle Beteiligten sich der Dringlichkeit der Angelegenheit bewusst werden.
TAGESSPIEGEL: Der heftige Streit um Energiepreise hat also auch sein Gutes?
Kurth: Er hat zumindest die Aufmerksamkeit auf einen Missstand gelenkt, der abgestellt werden soll. Bei den Energienetzen gibt es keinen befriedigenden Wettbewerb. Den in Gang zu bringen, ist die Aufgabe meiner Behörde.
TAGESSPIEGEL: Es ärgert Sie, dass Sie jetzt noch nicht eingreifen können.
Kurth: (lacht) Nein. Diese Gefühlskategorie ist mir im Zusammenhang mit unserer Regulierungsaufgabe fremd. Wir haben gerade einen zweiten Platz belegt in einem Wettbewerb, weil wir eine dynamische Führungskultur und motivierte Mitarbeiter haben. Da hat Ärger keinen Platz.
TAGESSPIEGEL: Warum sind wir bei der Energiemarktregulierung so spät dran?
Kurth: In Deutschland wurde die Notwendigkeit, den Strom- und Gasmarkt staatlich zu kontrollieren, lange nicht gesehen. Das ist heute sogar teilweise noch so. Man hatte darauf vertraut, die Probleme durch eine freiwillige Vereinbarung lösen zu können, die dann lediglich durch das Bundeskartellamt überwacht wird. Beim Erdgas ist eine solche Vereinbarung nie zu Stande gekommen, im Strombereich hat sie erhebliche Lücken.
TAGESSPIEGEL: Wann werden Sie denn in den Energiemarkt eingreifen können?
Kurth: Das hängt davon ab, wann die parlamentarischen Gremien das Energiewirtschaftsgesetz verabschieden.
TAGESSPIEGEL: Bei der Novelle des Telekommunikationsgesetzes hat es ein Jahr gedauert. Nach der Erfahrung kommt das Energiewirtschaftsgesetz erst Mitte nächsten Jahres.
Kurth: Ich will jetzt nicht den schlimmsten Fall an die Wand malen und den Zeitplan kritisieren. Es hat schon Gesetze gegeben, die innerhalb von drei Wochen in Kraft traten, weil eine dringende Notwendigkeit bestand. Möglich ist in diesem Land vieles, wenn alle Beteiligten sich einig sind.
TAGESSPIEGEL: Sie haben aber später Probleme, wenn ein Gesetz mit heißer Nadel gestrickt ist.
Kurth: Qualität geht vor Schnelligkeit. Der Gesetzgeber muss nicht alle Details vorgeben. Meine Vorstellung von Regulierung ist es, dass der Regulierer flexibel auf Marktveränderungen reagieren kann.
TAGESSPIEGEL: Die Parteien streiten sich jetzt schon um Details des Gesetzentwurfs.
Kurth: Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass wir in der Überwachung der Netzmonopole einen Quantensprung machen werden. Präzisieren können wir das immer noch. Zum Beispiel in der Frage: Was ist eine angemessene Eigenkapitalverzinsung? Was müssen die Versorger verdienen, um ihre Investitionen im Netz zu finanzieren? Da sollte man ganz praktisch einen Wert festlegen, um eine schnelle Überprüfung zu ermöglichen. Und mit den Erfahrungen sollten wir später Anpassungen vornehmen können.
TAGESSPIEGEL: Hauptsache, Sie können beginnen?
Kurth: Es herrscht ein großer Erwartungsdruck. Alle wollen Ergebnisse sehen. Wir brauchen aber Zeit. Diese Balance wird nicht einfach sein.
TAGESSPIEGEL: Sind die Erwartungen zu hoch, was die Wirkung auf die Energiepreise angeht?
Kurth: Auf die Weltölpreise und staatliche Abgaben hat die Energieregulierungsbehörde jedenfalls keinen Einfluss, sondern nur auf die Netzkosten. Und die sind nur ein Teil der Strom- oder Gasrechnung.
TAGESSPIEGEL: Beim Telefonieren wurden im Wettbewerb die Preise bis zu 95 % gesenkt. Dürfen sich auch die Strom- und Gaskunden auf einen solchen Preisrutsch freuen?
Kurth: Nein. Bei den Nutzungsentgelten liegen die Preise um bis zum Dreifachen auseinander. Bei solchen Spannen gibt es begründete Zweifel ob die Preise angemessen sind. Natürlich hat der Betreiber eines Großstadtnetzes andere Kosten als einer auf dem flachen Land. Sinnvoll ist es deshalb, Gruppen zu bilden. Dann stellt sich sehr schnell heraus, wer mit seinen Netzentgelten innerhalb seiner Gruppe aus dem Rahmen fällt. Und die werden wir uns sicher etwas genauer ansehen.
TAGESSPIEGEL: Müssen Sie die Netzmonopole knacken?
Kurth: Das wollen und das können wir gar nicht. Bei Strom und Gas wird es immer natürliche Netzmonopole geben. Aber wir werden sie überwachen. Unsere Aufgabe ist es dort Wettbewerb zu simulieren, wo es keinen gibt.
TAGESSPIEGEL: Ist Ihre Behörde mit 60 neuen Mitarbeitern für diese Aufgabe überhaupt gerüstet?
Kurth: Für eine effektive Überwachung des Energiemarktes brauchen wir zwischen 120 und 150 Stellen. Mit dem Wirtschaftsminister ist vereinbart, dass wir die Abteilung Zug um Zug aufbauen.
TAGESSPIEGEL: Einige Politiker verlangen, dass Sie sogar alle Tarife vorab genehmigen sollen.
Kurth: Sie können eine Vorab-Genehmigung haben, die zu bescheidenen Ergebnissen führt. Und Sie können eine nachträgliche Kontrolle haben, die sehr effizient ist. Deshalb ist es sehr wichtig das gesamte Aufsichtssystem sowie die Prüfverfahren und -kriterien zu beurteilen. In der politischen Debatte wird oft zu sehr schwarz-weiß gemalt und die Details werden außer Acht gelassen.
TAGESSPIEGEL: Außer Post, Telekom und Energie gibt es noch einen monopolistischen Markt, der an ein Netz gebunden ist. Wollen Sie auch das Schienennetz der Bahn überwachen?
Kurth: Man soll sich nicht übernehmen. Die Aufgabe, die jetzt vor uns liegt, ist schon eine Herkulesaufgabe.
TAGESSPIEGEL: Studien besagen, Regulierer bremsen Innovationen. Verhindern Sie Fortschritt?
Kurth: In ehemaligen Monopolmärkten garantiert erst die Regulierung, dass Wettbewerb entsteht. Die Deutsche Telekom hat sich sehr stark verändert, aber erst unter dem Druck des Wettbewerbs. Wenn der Wettbewerb in Gang kommt, ziehen wir uns wieder zurück.
TAGESSPIEGEL: Die Regulierungsbehörde wird irgendwann überflüssig?
Kurth: Wenn das Ziel erreicht ist, ja. Aber Strom und Gas werden auch in Zukunft natürliche Monopole haben. Die Leitungsnetze bleiben immer der Flaschenhals, durch den das Produkt geliefert wird. Diese Monopole werden wir auch langfristig begleiten müssen.
United Internet fordert schnellere Marktöffnung
Vorstandschef Ralph Dommermuth: Regulierer schützt Investitionen der Telekom / Geschäft mit schnellem Internet boomt.
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 20. September 2004, Seite xx (Wirtschaft). [Original]BERLIN. Der Wettbewerb auf dem Markt für schnelle Internetzugänge per DSL nimmt an Schärfe zu und setzt den Marktführer Telekom unter Druck. United Internet nach der Telekom-Tochter T-Online Nummer zwei auf dem deutschen DSL-Markt fordert jetzt von der Regulierungsbehörde eine schnellere Öffnung des Telefonmarktes. Die Telekom gibt von ihrer Marktmacht freiwillig nichts ab, sagte United Internet-Chef Ralph Dommermuth dem Tagesspiegel. Eine schnelle Regulierungsentscheidung wäre wünschenswert. United Internet zählte zuletzt rund 825.000 DSL-Kunden, T-Online 2,6 Millionen.
Vor allem das Monopol der Telekom bei der letzten Meile bis zum heimischen Telefonanschluss ist den Wettbewerbern ein Dorn im Auge. Zwar dürfen Anbieter wie United Internet oder Freenet seit diesem Frühjahr DSL-Zugänge aus einer Hand verkaufen, ohne zugleich einen Highspeed- Anschluss der Telekom vermarkten zu müssen. Doch auf die technische Infrastruktur der Telekom sind sie immer noch angewiesen. Die Telekom gewährt den so genannten Wiederverkäufern lediglich einen Rabatt gegenüber dem Endkundenpreis. Für die Internet- Nutzer fällt weiter eine Telefongebühr bei der Telekom an. Die Regulierungsbehörde geht davon aus, dass sie frühestens in anderthalb Jahren entscheiden wird, ob Telekom- Wettbewerber DSL-Anschlüsse auch allein verkaufen dürfen.
Die Entbündelung von Sprach- und DSL-Anschluss würde das Geschäft natürlich beschleunigen, weil wir nicht mehr auf die Telekom angewiesen wären, sagte Dommermuth. Die Regulierungsbehörde schütze hier die Investitionen der Telekom. Für den Telefonkonzern wäre es natürlich dramatisch, wenn unsere DSL-Kunden keinen Telefonanschluss mehr bräuchten. Der Wettbewerb werde hier aus nachvollziebaren Gründen in gewisser Weise behindert, sagte der United Internet-Chef.
Über mangelnden Zuspruch der Kunden muss sich Dommermuth freilich nicht beklagen. Unser DSL-Angebot läuft sehr gut. Wir gewinnen jeden Tag über 1000 neue Kunden, sagte er. Bis Ende 2004 will United Internet eine Million DSL-Anschlüsse verkauft haben. Doch der Preiskrieg der Anbieter könnte vor dem Weihnachtsgeschäft noch härter und teurer werden. Schon jetzt unterbieten sich United Internet (mit seinen Marken GMX und 1&1) sowie T-Online, AOL oder Freenet mit Schnäppchenangeboten und subventionierten DSL-Geräten, die gratis abgegeben werden.
Jeder neue Kunde kostet uns um die 50 Euro, rechnet Dommermuth vor. Vertriebskosten nicht eingerechnet. Unter dem Strich, so schätzen Branchenexperten, müssen im Schnitt 80 Euro ausgegeben werden. Zur Zeit haben wir sehr hohe Marketingkosten, räumt Dommermuth ein. Das DSL-Wiederverkaufsangebot werde im zweiten Halbjahr rund zehn Millionen Euro extra kosten. Neun bis elf Monate brauche United Internet, um die Kosten für die Kundengewinnung einzuspielen. Doch mit Blick auf alle Internet- Kunden ist der Vorstand zufrieden: Wir haben im ersten Halbjahr 45 Millionen Euro verdient und hatten 3,15 Millionen Kunden. Da kann man nicht meckern.
United Internet beschäftigt 4324 Mitarbeiter und war mit GMX als eine der ersten Firmen an den Neuen Markt gegangen. Während viele Internet- Firmen untergingen, blieb Dommermuth am Markt. Vom Geschäft mit Breitband- Internetzugängen verspricht er sich eine noch bessere Marktstellung: Der Internetmarkt wird gerade über DSL und den Umstieg auf schnelle Leitungen neu verteilt.
Mitmischen will der Unternehmer aus Montabaur auch in den USA. Wo sich hunderte Anbieter Konkurrenz machen, ist United Internet mit 50 Mitarbeitern auf Kundenfang. 2004 sollen 14 Millionen Euro investiert werden. Dommermuth zieht eine positive Zwischenbilanz: Beim Web-Hosting sind wir schon auf Nummer elf. Gemessen am monatlichen Wachstum sogar ungefähr auf Platz sechs.
UMTS-Nachfrage bislang mangelhaft
[Ed: tja, das war abzusehen. Woher soll auch das Geld bei den Kunden für das überteuerte UMTS herkommen Benzin wird teurer, Heizöl wird teurer, Gas wird teurer, Strom wird teurer, Lebensmittel werden teurer, die Mieten steigen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld gekürzt, die Arbeitslosigkeit steigt und Hartz-IV kommt...]
Aus: Heise-Newsticker, 22. September 2004, 9.06 Uhr (Telekommunikation). [Original]MÜNCHEN (tol/c't). Auch neue Tarifoptionen helfen offenbar nicht genügend, damit die Mobilfunkdienste der dritten Generation abheben. Die Mobilfunkbetreiber in Deutschland jedenfalls dürften mit der Nachfrage nach UMTS-Diensten unzufrieden sein. E-Plus-Chef Uwe Bergheim sagte im Interview mit dem Focus: "Das Netz ist zu weniger als einem Prozent ausgelastet". Das gelte für alle Anbieter, denn die Kundenakzeptanz fehle. Unter diesen Umständen werde sich das Unternehmen mit dem Ausbau der Technik Zeit lassen. "E-Plus stellt nicht die Republik mit Antennen zu, solange es nicht eine wirklich sichtbare Nachfrage nach den neuen Diensten gibt". Zuvor hatte E-Plus bekannt gegeben, eine Technik zum kostengünstigen UMTS-Ausbau entwickelt zu haben.
Unterdessen meldet E-Plus, die Marke von 9 Millionen Kunden überschritten zu haben. "Das hatten wir erst zum Jahresende erwartet", so Bergheim.
RegTP: Internet-Anbieter zahlen Telekom weniger für Datenverkehr
Aus: Yahoo Finanzen, 29. September 2004, 15.09 Uhr MESZ (Internet). [Original]BONN (Dow Jones-vwd). Internetanbieter müssen der Deutschen Telekom AG weniger für den Datenverkehr zahlen, der zwischen ihnen und den DSL-Anschlüssen der Endkunden über das Netz des Bonner Konzerns läuft. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) gab am Mittwoch eine Senkung dieses Vorleistungspreises um rund 18 % bekannt. Ihr Präsident Matthias Kurth sprach von einem wichtigen Signal für den Ausbau und das Wachstum des Breitbandmarktes in Deutschland. Die Preissenkung werde dem Wettbewerb in diesem Bereich neue Impulse verleihen.
Es geht um die Entgelte für das Vorprodukt namens ZISP (Zuführung zum Internet Service Provider) als Bindeglied zwischen den DSL-Anschlüssen der Telekom und den Internet- Plattformen der Wettbewerber. Laut Regulierer handelt es sich momentan um die wichtigste Zusammenschaltungsmöglichkeit im Breitbandbereich. Die Internetanbieter müssen ab dem 1. Oktober nur noch 0,52 EUR für 10 Kilobit Datenmenge pro Sekunde an die Telekom zahlen. Der neue Preis gilt für ein Jahr. Bislang betrug er 0,63 EUR.
Internet-Anbieter müssen Telekom weniger für Datenübertragung zahlen
Aus: Yahoo Finanzen, 29. September 2004, 17.02 Uhr MESZ (Internet). [Original]BONN. Der Monopolstellung der Deutschen Telekom bei Breitband-Anschlüssen ist weiter Wasser abgegraben worden: Statt 1,55 Euro je Kapazitätseinheit von zehn Kilo-Bit pro Sekunde wie ursprünglich gefordert kann die Telekom für ihr Produkt T-DSL ZISP künftig von Fremdanbietern nur noch 0,52 Euro verlangen. Dies entschied die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post am Mittwoch. T-DSL ZISP kostete bisher 0,6325 Euro je Kapazitätseinheit.
Wenn Kunden der Telekom das DSL-Angebot eines anderen Anbieters nutzen wollten, müssen diese Anbieter das Entgelt an die Telekom zahlen. Ein Beispiel dafür ist AOL.
France crowned Europe's LLU Prince
Aus: The Register, London, 30. September 2004, 16.27 Uhr GMT (Internet). [Original] [Übersetzungs-Service]PARIS. France has been crowned Europe's LLU leader, according to the latest data from the European Competitive Telecommunications Association (ECTA). With around three-quarters of a million unbundled lines, France has recently overtaken Germany as Europe's top nation for local loop unbundling (LLU).
ECTA a pan-European trade association serving the telecoms industry - reports that France only began opening up the incumbent's telephone exchanges to competition in 2002. Once the conditions are right for LLU, it argues, it can lead to a number of new services such as TV over broadband and internet telephony.
Said ECTA's Roger Wilson: "The French case demonstrates how joined up efforts by the national regulator and the EU and national competition authorities to promote a level playing field have created an environment that enables progress up the 'ladder of investment' and further innovation by alternative operators and independent ISPs."
In contrast, the UK only has a measly 13,000 unbundled lines although the Telecom Markets' Broadband Subscriber Database (BSD) reckons that this figure could explode to more than 800,000 by 2008. As the cost of LLU falls in the UK and a number of operators recently NTL and Cable & Waireless have pledged to invest in opening up BT's network, reearchers at BSD reckon the take-up of unbundled services will rocket over the coming years.
By 2008, it's predicted that more than eight million people in the UK will be hooked up to broadband with around one in ten subscribing by LLU. This month the UK passed another important milestone by notching up five million broadband punters. Of those, three million access the net using a dsl connection with the rest made up of cable connections. "With some 50,000 new subscribers joining every week, the 5 million barrier was breached in mid-September", says Gareth Willmer, analyst for BSD.
Wirbel um GEZ-Gebühr für Internet-PCs
Aus: Heise-Newsticker, 11. Oktober 2004, 15.39 Uhr MESZ (Internet). [Original]BERLIN (jk/c't). Die am Freitag von den Ministerpräsidenten beschlossene Rundfunkgebühren-Pflicht für Computer mit einem Internetanschluss erregt die Gemüter. Doch während Wirtschaftsverbände und die Berliner Regierungsopposition weiter scharfe Kritik an der Einführung einer "verkappten Internet-Steuer" üben, wissen die Medienpolitiker der Bundesländer mit dem von ihnen ausgelösten Aufruhr wenig anzufangen. "Zum ersten gilt die Gebühr für Internet-Rechner erst ab 1. Januar 2007", stellte Markus Görsch, Referent für Medienwirtschaft in der Sächsischen Staatskanzlei, gegenüber heise online eine anders lautende Meldung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Wochenende richtig. Auch für private Surfer mit "Empfangsgeräten" alias Internetzugang komme hier eine Übergangsbestimmung in Paragraf 11 des Achten Rundfunkänderungsstaatsvertrags (PDF-Datei) ins Spiel, die eine bereits für den Unternehmensbereich beschlossene Befreiung von der eigentlich von ersten April 2005 an fälligen Gebühr in Höhe von 17,03 Euro bis Anfang 2007 vorsieht.
Zudem seien auch die zu erwartenden Mehrbelastungen für die Wirtschaft "extrem gering", betonte Görsch. Für die Gesamtheit aller vernetzter Firmen-PCs sei pro Niederlassung nur eine Gebühr vorgesehen. In der Praxis gebe es insgesamt nur "minimale Änderungen", da im privaten Bereich eh Fernseher oder Radios zum Standard gehören und somit die GEZ-Kosten generell bereits anfallen würden. "Die ganze Diskussion ist nicht zu verstehen", stöhnt der Ministeriumsvertreter. Das Beschlossene müsse doch für jedermann "nachvollziehbar" sein. Es wäre höchstens noch die Alternative im Raum gestanden, das bis 2005 beschlossene "PC-Moratorium" bis 2009 zu verlängern. Dafür hätten sich aber so gut wie keine Befürworter mehr gefunden. Görsch wies zudem darauf hin, dass es auch angesichts der fortschreitenden Medienkonvergenz keine Lücken bei der GEZ-Pflicht geben dürfe. "Wenn über UMTS-Geräte Rundfunksempfangsmöglichkeiten bestehen, muss man natürlich auch dafür bezahlen", kündigte er weitere Änderungen an den Voraussetzungen für die Gebührenerhebung an.
Der Bundesverband digitale Wirtschaft (BVDW) stellt die beschlossenen Regelungen dagegen nach wie vor prinzipiell in Frage und sieht keine angemessene Begründung dafür gegeben. Ein globales Medium wie das Internet, das tendenziell in den kommenden Monaten und Jahren zunehmend auch mobil verfügbar sein wird, bedarf nach Ansicht des Verbands der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten als Garanten für Meinungsvielfalt und Meinungsbildung überhaupt nicht. Es handele sich doch bei dem neuen Medium anders als im streng reglementierten Rundfunkbereich um ein generell für alle zugängliches und nutzbares Medium, das an Vielfalt auch ohne per Zwangsgebühr geförderte Angebote "nicht zu übertreffen ist", erläuterte ein BVDW-Sprecher die Bedenken gegenüber heise online. Auf Europa bezogen bedeutete die Ausweitung der Gebühren zudem einen Standortnachteil für alle privatwirtschaftlichen Angebote, zu denen sich die aus der GEZ-Gebühr finanzierenden öffentlich-rechtlichen Sender in Wettbewerb begeben würden. Dies gefährde die vor allem von der Privatwirtschaft vorangetriebene gesunde Entwicklung vieler Bereiche wie Streaming-Angebote oder interaktive Bezahlinhalte im Netz. Die Pläne der Länder seien insgesamt nur als "grotesk" zu bezeichnen.
Hans-Joachim Otto, medienpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, hält seine Befürchtungen von der zu erwartenden Schädigung des Wirtschaftsstandorts Deutschland ebenfalls aufrecht. Nach der Entscheidung der Ministerpräsidenten appelliert er nun nachdrücklich an die Landtage, die unternehmensfeindlichen Gebühren auf PCs mit Internet- Zugang zu Fall zu bringen. Bei der Bundesregierung, der Otto seine Sorgen in der jüngsten Fragestunde des Bundestags Ende September kund tat, gibt es dagegen derzeit noch keine "verlässlichen Einschätzungen" über die Auswirkungen der neuen Regelungen auf die Verbreitung und Nutzung des Internet in Deutschland oder über die konkret entstehenden Zusatzkosten. Die Zahl der privaten Haushalte, die bislang keine gebührenpflichtigen Geräte, dafür aber einen Internetzugang haben, sei jedenfalls nicht bekannt. Im gewerblichen Bereich geht der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Ditmar Staffelt, gar von einer "Besserstellung" aus.
Telekom folgt Konkurrenz
Aus: DW World, 13. Oktober 2004, ??.?? Uhr (Telekommunikation). [Original]BONN. Die Rückkehr von T-Online zur Deutschen Telekom hat für Konzernchef Kai-Uwe Ricke einen simplen Grund: "Die Zeiten haben sich geändert." Das wissen France Telecom und Telefonica schon lange. Noch vor kurzem hat Telekom-Chef Ricke versichert, dass es keine Pläne gebe, T-Online wieder in den Konzern einzugliedern. Nun ist das vierjährige Börsenabenteuer von T-Online beendet.
Grund für die Kehrtwende war die Konkurrenz zwischen der Internet-Tochter und der Festnetzsparte der Telekom, T-Com. Die beiden Mitglieder der T-Familie kämpften um Kunden und die bessere Musikplattform. Da die Grenzen zwischen Internet, Telefonie und Fernsehen immer weiter verschwimmen, müssen sich T-Com und T-Online künftig in der neuen Sparte Breitband/Festnetz vertragen.
Neue, europäische Internet-Welt
Für Branchenexperten kommt die Entscheidung des Bonner Konzerns nicht überraschend ganz im Gegenteil. Im Vergleich zu den europäischen Wettbewerbern habe es recht lange gedauert, bis T-Online zurückgeholt wurde, meint Ingmar Lehmann, Analyst bei der Bank SEB.So haben France Telecom und Telefonica ihre Internet-Töchter Wanadoo und Terra Lycos bereits vor Monaten von der Börse geholt. Telefonica kontrolliert Terra Lycos mehrheitlich, France Telecom hat Wanadoo voll integriert. Vor allem der verschärfte Wettbewerb zwang die einstigen Monopolisten zum Handeln.
Das Rennen um den DSL-Markt
Markantestes Beispiel für die neuen Zeiten ist das Thema Internet-Telefonie. Anders als etwa in Frankreich, wo die Regulierer in Sachen Wettbewerb schon durchgegriffen haben, musste die Telekom im lukrativen Markt für Internet-Anschlüsse bislang keine ernsthafte Konkurrenz fürchten. Doch das wird sich ändern, denn die Telekom- Regulierungsbehörde will den schnellen DSL-Anschluss vom Telefonanschluss entkoppeln.Dann könnten Millionen DSL-Nutzer ihren Telekom-Anschluss kündigen und über das Internet telefonieren. Profiteure wären Online-Dienste wie United Internet oder Freenet. Deren erfolgreichen Resale-Angebote, bei denen der Kunde den DSL-Anschluss bereits ohne Umweg über die Telekom mieten kann, zeigten deutlich, dass der Kunde seine Produkte nicht mehr gestückelt, sondern aus einer Hand haben will, erklärt Ralph Hallmann, Analyst der Bankgesellschaft Berlin.
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