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F L A T R A T E S U N D M O G E L P A C K U N G E NVielen Telekommunikations-Anbietern droht die Pleite
Telekom könnte Call-by-call-Anbietern Leitungen kappen. Viele kleine Telefonanbieter stehen vor dem Aus: Sie können die Rechnungen für ihre Mietleitungen nicht mehr bezahlen.
Aus: Spiegel-Pressemeldung 31. März 2001, 10.49 Uhr zum Artikel "Am Tropf der Telekom" im SPIEGEL 14/2001, 2. April 2001, Seite 112 (Wirtschaft).HAMBURG. Zahlreiche Anbieter von so genannten Call-by-call Diensten müssen ihr Telefonangebot in den nächsten Wochen eventuell einstellen. Das berichtet das Nachrichten- Magazin Der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe. Grund ist nach Informationen des Spiegel der hohe Schuldenstand vieler Telefonanbieter bei ihrem Vorlieferanten, der Deutschen Telekom AG.
Zahlreiche Wettbewerber des Deutschen Telefonmultis wie beispielsweise TelDaFax [Netzvorwahl 01030], 01051- Telecom [Netzvorwahl 01051], Callino [Netzvorwahl 01075] oder RSL Com [Netzvorwahl 01015] stehen dort mit einer Gesamtsumme von rund einer halben Milliarde Mark in der Kreide. Gut die Hälfte der Summe, so Der Spiegel, sei inzwischen in der dritten Mahnstufe. Doch trotz Gesprächsangeboten und Mahnungen der Telekom, berichtet Der Spiegel weiter, würden zahlreiche Unternehmen ihre Schulden nicht begleichen.
Die Telekom will säumige Unternehmen deshalb in den nächsten Wochen konsequent von den Leitungen abschalten. Dem Marburger Telefonanbieter TelDaFax hat die Telekom eine solche Maßnahme bereits angekündigt. Der Schuldenstand des Unternehmens bei der Telekom beträgt nach Informationen des Spiegel mehr als 85 Millionen Mark. Sollte bis Anfang der Woche nicht zumindest ein Teil davon beglichen sein, so ließ die Telekom das börsennotierte Marburger Unternehmen wissen, werde man die Leitungen kappen. Ähnlich war die Telekom vor einigen Wochen bereits bei dem Frankfurter Anbieter Star Telecom verfahren.
2.4.2001 (t-off). Wie bereits den Frankfurter Unternehmen Star Telecom und Gigabell ist es nun dem Marburger Unternehmen TelDaFax ergangen. Die Deutsche Telekom hat heute wichtige Leitungen gekappt. Denn TelDaFax ist pleite und hat heute Konkurs angemeldet. Gegen das mittlerweile vom Neuen Markt ausgeschlossene Unternehmen Gigabell eröffnete das Frankfurter Amtsgericht schon im November ein Insolvenzverfahren. Die Münchener Callino GmbH sah sich bereits in der vergangenen Woche zu einem Insolvenzverfahren gezwungen. [mehr]
W E B V I A S T E C K D O S EDie Stunde der Tarifnomaden
In einer Hinsicht ist die Argumentation, mit der die Telekom die Einstellung ihres Pauschalangebotes begründete, stimmig: Im direkten Preisvergleich sind T-Online- und Internet-by-Call- Angebote für den Durchschnittssurfer günstiger als jede Pauschale.
Aus: Spiegel Online 6. April 2001, 14.21 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]Trotz der medienwirksamen Einstellung der T-Online-Flatrate sind die Kosten für die private Internet-Nutzung im Vergleich zum Vorjahr um 32,1 % gesunken. Im Dschungel der Preismodelle schlägt die Stunde der Tarifnomaden.
Während man bei T-Online die Einstellung des Flatrate-Angebotes wirtschaftlich begründete, entpuppte sich diese Aussage bei genauem Studium der neuen T-Online- Tarifstruktur als eine Nebelbombe für den Aktienmarkt: Letztlich sind die neuen Online-Tarife für die meisten Nutzer günstiger, als es die Flatrate je war. Mit den neuen Zeitkontingenten werden nur wenige Nutzer der eingestellten Pauschale nachtrauern.
Eine Flatrate für Modem- und ISDN-Nutzer gibt es nun noch bei AOL, für 78 Mark im Monat. Darüber hinaus bieten einige private Telefongesellschaften ihren festen Telefonkunden ab 60 Mark einen pauschalen Internet-Tarif an.
Preisvergleiche lohnen sich!
Doch die Zahl solcher Angebote sinkt. Obwohl sich der Markt also offensichtlich von der Idee eines pauschalen zeit- und volumenunabhängigen Zugangstarifes verabschiedet hat, sind die Preise für Verbindungen ins Internet weiter deutlich gesunken. Mit Minutengebühren unter 2 Pfennig machen Anbieter wie Arcor, Talknet und Freenet von sich reden.Doch ist auch hier Vorsicht im Tarifdschungel geboten, denn meist gehen Preise unter 2 Pfennig die Minute mit zusätzlichen Grundgebühren oder bestimmten Zeitkorridoren einher. Im Vergleich dazu stellt die Telekom Zeitkontingente zum Festpreis zur Verfügung, deren präzise Ausnutzung den Minutenpreis in Bereiche zwischen 1,61 bis 1,375 Pfennig pro Minute purzeln lassen. Das genaue Studium der Tarife lohnt sich unbedingt, denn 30 Stunden im Monat zu surfen kann bei T-Online 70,20 Mark oder eben auch nur 29,00 Mark kosten.
In einem Punkt ist die Argumentation der Telekom gegen die Flatrate jedenfalls stimmig: Die meisten Nutzer kommen mit einem Zeitkontingent von 30 Stunden im Monat aus. So rechnet sich die AOL-Flatrate zu 78 Mark im Vergleich mit den T-Online- Zeitkontigenten erst bei einer monatlichen Nutzung von über 90 Stunden pro Monat. Mit günstigen Internet-by-call- Minutentarifen erreicht man erst bei mehr als 50 Nutzungsstunden pro Monat den AOL-Referenzpreis.
Doch das Rennen um den günstigsten Minutenpreis hat auch seine Schattenseiten. So ziehen besonders wohlfeile Angebote mit Minutenpreisen unter 2 Pfennigen Heerscharen kostenbewusster Internet-Nutzer an und machen ab 17.00 Uhr in Ballungsräumen das WorldWideWeb zum bekannten, nervtötenden WorldWideWait.
Zudem wird mit dem Caching (=Zwischenspeichern) beliebter Internet-Inhalte die Proxy-Technik (=Daten kommen bei erneuter Abfrage vom Zwischenspeicher des Servers statt direkt aus dem Netz) wieder hervorgekramt. Besonders beliebte Netzangebote einschließlich der aktualitätsorientierten News-Angebote der großen Medienhäuser werden nicht regelmäßig aktualisiert und zeigen den ganzen Tag die gleichen Inhalte. Hier hilft beim Internet-Explorer nur die Tastenkombination "Strg-F5", um wirklich aktuelle Inhalte präsentiert zu bekommen. Ob es so gesehen sinnvoll ist, den Wanderungsbewegungen der entwurzelten Tarifnomaden bedingungslos zu folgen?
Telekom XXL: Wochenend-Surfen für lau?
Manche wollen dem Telekom-Tarifdschungel ein Schnippchen schlagen und mit dem Sondertarif Telekom XXL am Wochenende nicht nur umsonst telefonieren, sondern auch einem kostenlosen Surfvergnügen fröhnen.Ganz so einfach ist das jedoch nicht. Tatsächlich werden die T-Online- Einwahlen nicht im XXL-Tarif abgerechnet, und andere Minutenanbieter mit 0191x- Einwahlen rechnen in ihrem eigenen, von der Telekom unabhängigen Tarifgefüge ab. Pfuschen können da nur Kunden von kleinen privaten Providern, die den Kunden keine besondere Einwahlnummer, sondern nur einen normalen Ortsanschluss für den Weg ins Netz anbieten.
Wer auch bei T-Online oder auf Servicenummern, die bundesweit zum Ortstarif angewählt werden können, kostenlos surfen oder telefonieren möchte, kann den Tarif T-Online-Pro mit einer weiteren Grundgebühr von 19,90 Mark mit dem XXL-Angebot kombinieren. Das lohnt sich aber wohl nur für Menschen die jedes Wochende im Internet verbringen.
Auf Dauer dürfte eine Preisdifferenz zwischen Telefon- und Datenverkehr keinen Bestand haben. Gerade startete die Telekom den Voice-over-IP- Pilotversuch T-Netcall. Schon heute kann man mit der Internet-Telefonie für rund 2 Pfennig die Minute weltweit telefonieren und je mehr diese Technik als Netzanwendung in Mode kommt, desto stärker wird die Akzeptanz für die Differenzierung zwischen Daten und Telefonverkehr sinken. Der Leitung ist es schließlich gleich, welche Signale sie zu übertragen hat.
S T U D I EVerspätet, unausgereift, unzuverlässig?
Am Internet aus der Steckdose scheiden sich nach wie vor die Geister. Zu groß sei die Konkurrenz durch bessere Technologien sagen die einen, andere befürchten den Elektrosmog-GAU.
Aus: Spiegel Online 9. April 2001, 15.28 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN. Das Internet aus der Steckdose kommt nach Ansicht eines Branchenexperten zu spät für den deutschen Markt. In den Industrieländern gebe es mit Breitbandkabel, DSL und Funkdiensten mittlerweile genügend Alternativen, die auf lange Sicht leistungsfähiger und wirtschaftlicher seien, sagte der Geschäftsführer der Berliner CONAXION GmbH, Frank Brandt. "Ich glaube, PowerLine als Zugangstechnologie wird sich in Deutschland kaum durchsetzen."
Das 1999 gegründete Berliner Unternehmen berät vor allem ausländische Firmen bei der Einführung der PowerLine- Communication- Technologie (PLC) und hat eigene Prototypen hergestellt. Noch sei bei der PowerLine- Technologie nicht geklärt, wie hoch die Störstrahlung der Stromkabel bei einer Massennutzung als Telefon- und Internetleitung sein wird. Auch könnte es sein, dass sie dann nicht mehr annähernd stabil die erhofften Geschwindigkeiten bietet.
Brandt: "Die PowerLine-Technologie ist sehr komplex." Theoretisch hält Brandt eine Geschwindigkeit von 2 Megabit/s für möglich, das sind fast dreimal so viel wie mit der jetzigen DSL-Technik, mit deren flächendeckender Verbreitung die Telekom zudem ihre liebe Mühe hat. Benutzen aber mehrere Anwender die Stromleitung, sinkt die Geschwindigkeit. Dann könnte sich am Ende herausstellen, dass die Technologie zu langsam und dafür dann zu teuer sei, sagt Brandt. "Die Anbieter müssen die Wirtschaftlichkeit erst einmal beweisen."
Der Energiekonzern RWE will im Juli mit einem Internet- Angebot über das Stromnetz auf den Markt gehen und in weniger als zwei Jahren mehr als 100.000 Kunden gewinnen. Auch e.on, EnBW Energie Baden-Württemberg und die MVV Energie AG aus Mannheim haben Angebote angekündigt. Über die Steckdose können die PowerLine-Anbieter das Monopol der Telekom auf die Telefonbuchse umgehen. Nach einer vor gut einer Woche vom Bundesrat beschlossenen Frequenzverordnung müssen sie dabei aber streng festgelegte Grenzwerte für Störstrahlungen einhalten. Bei einer Massennutzung befürchteten Kritiker, dass Funkstörungen etwa beim Polizeifunk auftreten könnten. Eine Prozesswelle könnte folgen, sagte Brandt.
PowerLine = Elektrosmog in Überdosis?
Da würde Ralf Konzelmann von der Initiative "Nein zu PowerLine" gern noch eins draufsetzen: "PowerLine ist eine Schmutz-Technik. Ganz abgesehen von der nach wie vor nicht geschaffenen rechtlichen Grundlage für den Betrieb außerhalb von Feldversuchen sei PowerLine vor allem eines ein Elektrosmog-Verursacher allererster Güte: "Aus jeder Steckdose quillt Elektro-Smog." PLC verursache so starke "Störnebelfelder", dass entsprechende Großversuche in Großbritannien kurzerhand eingestellt worden seien wegen massenhafter Verbraucherproteste, sagt Konzelmann.Alles Probleme, entgegnet hierauf die Industrie, die weitgehend gelöst sind. Auch das Problem der Störanfälligkeit? Eine herkömmliche Bohrmaschine, behauptet Konzelmann, könne PowerLine außer Gefecht setzen. Für den viel zitierten Modellversuch einer PowerLine- Anbindung einer Essener Schule habe die RWE einen getrennten Stromkreis legen müssen, weil selbst die Solaranlage des Hauses den Betrieb der PowerLine- Modems torpediert habe.
Dazu öffne PowerLine "Tür und Tor für Hacker" und sei niemals geeignet, einen Telefonanschluss zu ersetzen. Vorwürfe, auf die RWE ohne viel Mühe eine Antwort findet: Ja, es gab Probleme. Sicher, sie sind gelöst. Und was die Telefonie angeht: Nein, über die Steckdose wird man nicht telefonieren können. Jedenfalls nicht sofort: Doch die Anbieter sind "zuversichtlich", binnen zwei Jahren eine Lösung entwickeln und anbieten zu können.
Bei allem Für und Wider ist PowerLine auch nach Ansicht von Frank Brandt alles andere als totgesagt. Die Vernetzung innerhalb von Wohn- oder Gewerbehäusern sei auch in Deutschland und anderen Industrieländern ein durchaus lukrativer Anwendungsbereich. Zwei PC in einer Wohnung etwa könnten so vernetzt werden. "Da wären dann auch geringere Übertragungsraten in Ordnung." In einem voll vernetzten Haus mit Internet- gesteuerten Haushaltsgeräten könne die Technologie breit angewendet werden. In weniger entwickelten Ländern sieht der Experte zudem gute Chancen für PowerLine als Zugangstechnologie für Telefon und Internet.
Wie zum Beispiel im Strom-Entwicklungsland USA? Dort namentlich im Hightech- Wunderland Kalifornien ist man mitunter froh, wenn überhaupt etwas aus der Steckdose kommt. Entsprechend schlägt die Idee eines verlässlichen Stromnetzes ein, über das man auch noch High-Speed surfen kann. Das Internet-Magazin Wired nannte den RWE-PowerLine-Ansatz Ende letzter Woche eine "schockierend innovative Idee", obwohl die Technik selbst ja gar nicht so neu sei. "Wenn die Sache Erfolg hat", schrieb Wired- Autor Matt Hilburn, "könnte den Telefonunternehmen eine heftige Konkurrenz ins Haus stehen."
Denn PowerLine kommt, glaubt Hilburn, auch weil es so konkurrenzlos sei: "Im Augenblick", zitiert Hilburn PowerLine- Pressesprecher Andreas Preuß, "sind wir das einzige Unternehmen weltweit, das das versucht." Was die Frage aufwirft, wer im Augenblick besser informiert ist: PowerLine- Freunde oder -Feinde?
[Internet aus der Steckdose: Wie viel Daten hätten's denn gern?]
[PowerLine: Startschuss für das Internet aus der Steckdose]
[Ab Juli 2001: Datenstrom aus der Steckdose]
Breitband-Internet kommt langsamer als erhofft
DSL, Kabel-Web, Net via Satellit Deutschlands Datensurfer hoffen darauf, dass ihr klappriges Medium endlich "tiefer gelegt" wird. Doch auf den Breitreifen für den Info-Highway werden sie noch eine Weile warten müssen glaubt die Web-Marktforschungsfirma Jupiter.
Aus: Spiegel Online 10. April 2001, 16.41 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]NÜRNBERG. Breitbandige Internet-Zugänge werden sich in den nächsten Jahren nur langsam etablieren. Das prognostiziert zumindest das Marktforschungsinstitut Jupiter MMXI. In einer Befragung von 3500 Verbrauchern fanden die Forscher heraus, dass bis zum Jahr 2005 lediglich 14 % der europäischen Haushalte über einen Internet- Zugang mit Breitband- Technik verfügen werden.
Die Gründe für diese Entwicklung sehen die Marktforscher im mangelnden Wettbewerb unter den Betreibern, in der geringen Nachfrage der Kunden und im hohen Preis für die Technik. Die Ergebnisse der Befragung zeigten darüber hinaus deutlich, dass das Wissen der Verbraucher über breitbandige Internet- Zugänge noch sehr begrenzt ist. So würden sich die meisten der Befragten für einen Breitbandanschluss entscheiden, um die Telefonleitung freizuhalten, während sie im Internet surfen. Andere Vorteile, wie den schnelleren Internet- Zugang und die Möglichkeit, im Internet mit Hunderten von Leuten zu spielen, seien offenbar weniger bekannt.
Im internationalen Vergleich werden die nordischen Staaten mit der derzeit schon größten Internet- Verbreitung in Europa die Breitband- Technik am schnellsten annehmen. Nach Schätzungen von Jupiter MMXI werden im Jahr 2005 etwa 30 % der Haushalte in Skandinavien Breitband- Zugänge haben. In Deutschland und Großbritannien werden es zu diesem Zeitpunkt 17 % beziehungsweise 15 % sein. Nur 10 % sollen es in Frankreich, Spanien und Italien sein.
[Korea hat beim Breitband-Internet die Nase vorn]
K O S T E N F R E I S U R F E NTelekom-Aufsichtsrat feuert Vorstände
Die Telekom hat zwei Vorstände entlassen. Dafür wurden zwei neue Chief Operating Officer ernannt.
Aus: Spiegel Online 11. April 2001, 20.56 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Detlev Buchal, zuständig für Produktmarketing, und Hagen Hultzsch, der bisher den Bereich Technik Dienste verantwortet, werden den Telekom- Vorstand verlassen. Das gab das Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung heute bekannt.
Vertriebsvorstand Josef Brauner soll das Aufgabengebiet von Buchal übernehmen und den Titel eines Chief Operating Officer erhalten. Maximilian Hirschberger, zur Zeit der Stabsleiter des Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer, wird zum Vorstand Corporate Affairs ernannt. Kai-Uwe Ricke, der Vorstandsvorsitzende von T-Mobile, wird im Rang eines Chief Operating Officer ebenfalls in den Vorstand berufen.
Mit dem Revirement will Sommer offenbar die vier kürzlich neu geschaffenen Sparten T-Com, T-Mobile, T-Online und T-Systems stärken und die Kommunikation zwischen dem Top-Management und diesen Geschäftsbereichen intensivieren. Dem Wall Street Journal zufolge hat Sommer die Idee, eine übergeordnete Holding zu schaffen, mittlerweile aufgegeben. Langfristig könnte jeder der Bereiche als eigenständiges Unternehmen gelistet werden.
[Umbau des Telekom-Vorstands Sommers Befreiungsschlag]
[Manager-Magazin: Ron Sommer will den Vorstand abspecken]
[Manager-Magazin: Zu Ron Sommer fällt vielen Aktionären nichts (mehr) ein]
G E R I C H T S U R T E I LGeheimwaffe XXL?
Eigentlich sollte kostenloses Surfen mit dem Telekom-Wochenendtarif nicht möglich sein. Doch wo ein Wille ist, findet sich auch ein offener Ortsanschluss.
Aus: Spiegel Online 25. April 2001, 18.26 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]Das Telekom-XXL-Angebot für ISDN-Kunden ermöglicht an Wochenenden und Feiertagen gegen Zahlung einer Pauschale von 15 Mark deutschlandweites Telefonvergnügen ohne weitere Telefongebühren. Viele Kunden hofften, mit dem Sondertarif eine günstige Flatrate für das Wochenende zu bekommen durch die "Hintertür", sozusagen.
Schnell wurde XXL-Kunden jedoch klar: Weder die T-Online-Einwahlen noch die Einwahlnummern der Internet-by-Call- Anbieter mit Service- Vorwahlen wie 0800, 0191x oder 0194x können mit XXL zum Nulltarif gewählt werden. Sie wurden von der Telekom blockiert. Doch den Preislotsen von Teltarif.de und anderen Infosites bleibt bekanntlich kaum etwas verborgen.
Denn neben den bekannten, bundesweit einheitlichen Einwahlnummern sind die Netzrouter der Internet-by-Call- Anbieter auch über ganz normale Ortsanschlüsse erreichbar. Im Normalfall leisten die bundeseinheitlichen Servicevorwahlen nicht mehr, als alle Anrufe an den örtlich zuständigen Sammelanschluss weiterzuleiten. Unter normalen Umständen macht es wenig Sinn, den zuständigen Router unter seiner Ortsrufnummer zu kontaktieren. Doch Telekom-XXL-Kunden können mit diesem Trick einen Haken im Tarifdschungel schlagen und sich an den Wochenenden zum Nulltarif ins Netz einwählen.
Der rosa Riese wird mit seinem XXL-Tarif unabsichtlich karitativ tätig. Die Telekom berechnet ISDN-Kunden für die XXL-Tarifoption 15 Mark zusätzlich im Monat. Droht also den Internet-by-Call- Anbietern durch die gezielte Umgehung der Service-Einwahlnummer ein kaum zu kalkulierender wirtschaftlicher Schaden?
"Nein!", beruhigt Heiko Witzke von der Arcor-Pressestelle. "Unseren Internet- Anschluss anzurufen, ist nichts anderes als mit Telekom-XXL einen Arcor- Telefonkunden erreichen zu wollen." Die Telekom vermittelt selbstredend Gespräche in das Netz des privaten Telefonanbieters. In diesem Fall muss die Telekom dem privaten Netzbetreiber die so genannte "Interconnection- Gebühr" bezahlen By-Call- Anbieter und XXL-Kunde haben den Nutzen, die Telekom den Schaden. Dass die Telekom an einer Bekanntmachung dieser XXL-Möglichkeit kein Interesse hat, ist nun wirklich kein Wunder.
S P I E G E L - G E S P R Ä C HTelekom-Konkurrenz gewinnt
Der Ex-Monopolist Telekom darf seinen Konkurrenten beim Zugriff auf die "letzte Meile" nicht die Bedingungen diktieren, entschied das Bundesverwaltungsgericht. Nur so könne für die Mitbewerber Chancengleichheit im Wettbewerb hergestellt werden.
Aus: Spiegel Online 25. April 2001, 18.38 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN. In dem Revisionsverfahren sollte geklärt werden, ob die Telekom ihren Konkurrenten auf der so genannten letzten Meile im Ortsnetz den "blanken Draht" gewähren muss oder diese der Telekom ein Leistungspaket abnehmen müssen.
Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation hatte vor drei Jahren das Unternehmen verpflichtet, die letzte Verbindungsstelle zwischen Ortsvermittlungsstelle und Endkunden Mitbewerbern zur Verfügung zu stellen. Die Telekom wollte die Vermietung aber an Bedingungen knüpfen und nicht nur die Leitung zur Verfügung stellen. Durch bisherige Gerichtsentscheidungen ist dieser entbündelte Zugang nun bereits möglich. Die Telekom wollte das nicht hinnehmen und wandte sich an das Bundesverwaltungsgericht.
In dem Rechtsstreit argumentieren die betroffenen Unternehmen Arcor und die Kölner Firma NetCologne, nur bei einem entbündelten Zugang würden sie nicht am Tropf der Telekom hängen. Ansonsten seien sie im Wettbewerb benachteiligt und könnten ihren Kunden keine eigenen technischen Entwicklungen anbieten.
Nach Angaben der Regulierungsbehörde ist der Wettbewerb im Ortsnetz der "eigentliche Flaschenhals" der Telekommunikation. Im Vorjahr entfiel erst ein Marktanteil von 1,5 % der 50 Millionen Telefonkanäle auf Wettbewerber der Telekom. Bis Ende 2000 hatten laut Telekom 95 Unternehmen mit ihr Verträge über die letzte Meile geschlossen.
Der Anwalt der Regulierungsbehörde, Joachim Scherer, sagte am Mittwoch in dem Verfahren, auch die EU-Verordnung über den entbündelten Zugang zeige, dass die deutsche Gesetzgebung genau richtig sei. Die neuen Wettbewerber könnten wegen der enormen Kosten keine komplett eigene Infrastruktur aufbauen, sondern seien auf das in nahezu 100 Jahren gewachsene Netz des früheren Staatsbetriebes angewiesen. Das Stück umstrittene Leitung werde bei der Telekom aber nicht herausgeschnitten, sagte der Anwalt. [mehr]
Ich bin doch kein Prophet
Telekom-Chef Ron Sommer über den Kurssturz der T-Aktien, die Wut der Aktionäre und die umstrittenen Immobiliengeschäfte der Telekom.
Aus: Der Spiegel 22/2001, 28. Mai 2001, Seite 8286 (Wirtschaft). Das Gespräch führten die Redakteure FRANK DOHMEN und KLAUS-PETER KERBUSK. [Original]SPIEGEL: Herr Sommer, bei der Hauptversammlung am Dienstag dieser Woche müssen Sie sich den wütenden Kleinaktionären stellen, und die meistgestellte Frage dürfte sein: "Was haben Sie mit meinem Geld gemacht?" Wird die Veranstaltung zu einem Volkstribunal für das Management der Telekom?
Sommer: Hauptversammlungen haben ja ihre eigene Dynamik, und deshalb ist so etwas schwer einzuschätzen. Wir rechnen damit, dass immerhin fast 10.000 Aktionäre nach Köln kommen. Aber ich glaube nicht, dass die Emotionen hochkochen.
SPIEGEL: Im vorigen Jahr stand der Kurs der T-Aktie bei etwa 70 Euro Sie wurden gefeiert wie ein Showstar. Jetzt liegt der Kurs bei unter 30 Euro, und Sie gelten als "Minus-Mann" oder als "Dax-Fallobst". Fürchten Sie nicht, ausgebuht zu werden?
Sommer: Ich verstehe, wenn Anleger emotional reagieren, denn es geht für sie ja auch um etwas sehr Emotionales, nämlich ihr Geld. Und deshalb wird es sicher den einen oder anderen unangenehmen Redebeitrag geben. Aber mein Job ist es nicht, Emotionen mit Emotionen zu beantworten. Ich setze eher auf die Chance, in der Kommunikation mit den Anlegern für mehr Transparenz zu sorgen.
SPIEGEL: Einige Aktionäre haben bereits angekündigt, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern.
Sommer: Solche Anträge gab es früher auch schon. In diesem Jahr kann ich sie aber überhaupt nicht nachvollziehen, denn wir haben ein sehr gutes unternehmerisches Jahr hinter uns trotz des schwierigen Umfelds.
SPIEGEL: Immerhin haben bis jetzt nur die Anleger einen guten Schnitt gemacht, die beim ersten Börsengang eingestiegen sind. Alle anderen haben bis zu drei Viertel ihres eingesetzten Kapitals verloren.
Sommer: Natürlich gibt es Anleger, die zu einem höheren Kurs als dem jetzigen gekauft haben. Daneben gibt es aber auch sehr viele Kleinaktionäre, die beim Höchststand von über 100 Euro ihre Papiere verkauft haben.
SPIEGEL: Das hört sich fast so an wie die Antwort Ihres Werbestars Manfred Krug, der einem erbosten Anleger schrieb: "Sie konnten den Hals nicht voll kriegen. Jetzt muss ich mir Ihr Gejammer anhören."
Sommer: Zu der persönlichen Korrespondenz von Herrn Krug will ich mich nicht äußern. Das ist dessen Angelegenheit, und wir können Herrn Krug nicht den Mund verbieten. Aber dass mit der T-Aktie auch gewaltige Beträge verdient wurden, steht doch völlig außer Frage.
SPIEGEL: Mit dieser Erklärung werden sich die Verlierer kaum zufrieden geben. Viele geben Ihnen die Schuld am anhaltenden Kursverfall.
Sommer: Natürlich bin ich auch verantwortlich für den Aktienkurs. Aber der Kurssturz betrifft ja nicht die Telekom allein. Das ist ein globales Börsenthema, und es enthält ein Problem von grundsätzlicher Bedeutung: Wie kann man die Finanzsysteme so verbessern, dass nicht sämtliche Firmen über einen Kamm geschoren werden? Es ist doch nicht erklärbar, warum alle Firmen einer Branche an der Börse gleichzeitig abstürzen. Logisch wäre für mich, wenn die Firma A abstürzt, weil sie in Schwierigkeiten steckt, und Firma B oben bleibt, weil die Geschäfte gut laufen. Wenn es diese Differenzierung gäbe, stünde der Telekom-Kurs deutlich höher.
SPIEGEL: Die Frage lautet aber auch: Haben Sie genug getan, um die Kleinanleger auf die Wechselbäder an der Börse ausreichend vorzubereiten?
Sommer: Wenn Sie unsere vier Börsengänge anschauen, dann werden Sie feststellen, dass ich nie versucht habe, beim Ausgabekurs noch den letzten Euro rauszupressen, sondern stets auch die langfristige nachbörsliche Entwicklung im Blick hatte.
SPIEGEL: Für die Anleger, die beim letzten Börsengang zu 66,5 Euro eingestiegen sind, dürfte das wie Hohn klingen.
Sommer: Aber ich bitte Sie, ich bin doch kein Prophet. Als wir vergangenes Jahr den Ausgabekurs festlegten, war ich fest überzeugt, dass wir nach dem Rückgang von 100 auf 60 die Talsohle durchschritten hätten. Und das war nicht nur meine Meinung. Wir sind ja immer von den besten Experten der Welt umgeben, die uns für teures Geld beraten. Keiner hatte erwartet, dass die Börse diesen Absturz erlebt.
SPIEGEL: Auch T-Online hat sich nach dem Börsengang nicht gerade gut entwickelt.
Sommer: Wenn Sie den heutigen Kurs nehmen, haben Sie Recht. Aber schauen Sie sich das Umfeld vor einem Jahr an. Damals sagten alle, das Börsenklima ist so schlecht, wie könnt ihr eine Aktienemission wagen. Als ordentlicher Segler, der bei jedem Wetter rausfährt, habe ich es trotzdem gewagt. Aber wie schwer ein Gewitter wirklich aussehen kann, das wissen wir erst jetzt.
SPIEGEL: Hätten Sie nicht wenigstens die Analysten und Banken bremsen müssen, als die T-Aktie beim Höchststand immer noch zum Kauf empfohlen wurde?
Sommer: Ich habe überhaupt nicht das Recht, den Kurs rauf- oder runterzureden. Ich würde mich strafbar machen, wenn ich das täte. Allerdings habe ich wenig Verständnis dafür, wenn die gleichen Analysten, die beim Kurs von 100 Euro zum Kauf der T-Aktie geraten haben, jetzt bei 30 Euro zum Verkauf raten, obwohl die Telekom heute viel kräftiger und gesünder dasteht als vor einem Jahr. Das ist doch der entscheidende Punkt.
SPIEGEL: Nun gibt es für den Kursverfall auch hausgemachte Gründe wie etwa die Fehlbewertung der Immobilien. Kam die Abwertung um 3,9 Milliarden Mark, die Sie im März vorgenommen haben, nicht um Jahre zu spät?
Sommer: Auf unseren Aktienkurs hatte die Korrektur keinerlei Auswirkungen. Die Gerüchte über eine vermeintliche Fehlbewertung unserer Immobilien gibt es, seit ich bei der Telekom bin. Im Markt hat die Abwertung um knapp 4 Milliarden bei einer Bilanzsumme von 250 Milliarden Mark nie eine Rolle gespielt.
SPIEGEL: Viele Kleinaktionäre verlieren aber angesichts solcher Vorgänge das Vertrauen in die Deutsche Telekom.
Sommer: Da unterschätzen Sie unsere Kleinaktionäre gewaltig. Das Immobilienthema hat auf deren Anlageentscheidung keinen Einfluss.
SPIEGEL: Immerhin mussten die T-Aktionäre zur Kenntnis nehmen, dass die Staatsanwaltschaft gegen Telekom- Vorstände und auch gegen Sie persönlich wegen Kapitalanlagebetrugs und Bilanzfälschung ermittelt. Meinen Sie wirklich, das geht an den Aktionären spurlos vorbei?
Sommer: Solche Vorgänge sind gut für eine Schlagzeile wie "Sommer im Visier der Staatsanwaltschaft". Die Aktionäre kümmert das nicht. Kein Mensch verkauft deswegen seine Aktien.
SPIEGEL: Können Sie sich als Beschuldigter auf der Hauptversammlung überhaupt zu diesem Thema äußern?
Sommer: Es gibt zu dem Komplex von uns sehr klare Aussagen, die wir auf der Hauptversammlung vertiefen werden, um die Sache noch deutlicher zu machen. Zurückhaltung ist mit Aussagen geboten, die Personen betreffen, weil das als Beeinflussung von Zeugen gewertet werden könnte.
SPIEGEL: Ist das der Grund, warum Sie zu den Vorwürfen Ihres ehemaligen Immobilienchefs Frerich Görts, der ja ein Haupttreiber in der ganzen Affäre ist, bisher keine Stellung bezogen haben?
Sommer: Ja, wir haben uns mit Sachfragen sehr detailliert auseinander gesetzt. Nicht jedoch mit irgendwelchen Personen, die im Hintergrund ihre Spielchen treiben.
SPIEGEL: Herr Görts ist ja nicht irgendeine Person. Er war Staatssekretär, Personalvorstand der Telekom und später Chef der DeTe- Immobilien. In Briefen an Sie persönlich hat er schon 1998 auf eine drohende Fehlbewertung der Immobilien in Milliardenhöhe aufmerksam gemacht. Sind Sie damit nicht zu lässig umgegangen?
Sommer: Nein, wir haben reagiert. Wir haben die Methoden, nach denen unsere Bilanzen aufgestellt wurden, von Sachverständigen minutiös überprüfen lassen...
SPIEGEL: ... und Herrn Görts fristlos gefeuert.
Sommer: Dazu kann ich mich nur sehr allgemein äußern: Jeder Vorstandsvorsitzende muss seinen Konzern vor Erpressungsversuchen schützen. Wenn man das konsequent tut, muss man auch damit rechnen, Gegenstand von unappetitlichen Auseinandersetzungen zu werden.
SPIEGEL: Sie sehen sich als Opfer?
Sommer: Sicherlich genieße ich es nicht, den Staatsanwalt im Haus zu haben. Aber noch einmal: Bei uns ist nichts unseriös gelaufen, weder beim Eröffnungsbörsengang noch später.
SPIEGEL: Genau das behaupten aber einige Aktionäre und haben Schadensersatzklagen wegen falscher Angaben im Börsenprospekt eingereicht. Was würde der Erfolg solcher Klagen für die Telekom bedeuten?
Sommer: Wir sehen den Klagen sehr gelassen entgegen. Das eigentliche Dilemma ist ein anderes: Das Thema ist so komplex, dass es uns wohl noch lange beschäftigen wird und uns damit von wirklich wichtigen Dingen abhält. Die Komplexität sehen Sie auch daran, dass die Börsenaufsicht die Abwertung noch nicht akzeptiert hat.
SPIEGEL: Neben der Immobilienaffäre irritiert viele Anleger auch Ihr geplanter US-Deal. Vor allem der gewaltige Kaufpreis von rund 100 Milliarden Mark, den Sie für die Mobilfunkgesellschaft Voicestream bezahlen wollen, stößt auf Unverständnis. Was werden Sie besorgten Aktionären auf der Hauptversammlung in Köln entgegenhalten?
Sommer: Ich glaube, der Preis wird heute akzeptiert. Jetzt geht es um die Umsetzung der Strategie und um die Gewinnung von Marktanteilen in den USA, wo wir Lizenzen haben, um 97 % der Bevölkerung zu erreichen.
SPIEGEL: Mit Lizenzen allein kann man noch nicht telefonieren. Wie viel Geld müssen Sie noch ausgeben, bis das Netz in den USA steht?
Sommer: Unsere Pläne sehen vor, dass wir zwei Milliarden Dollar pro Jahr investieren müssen, um die Netze und die Vertriebsorganisation aufzubauen. Dann werden wir auf Grund der überlegenen GSM-Technik aber einen großen Vorsprung haben.
SPIEGEL: Vorausgesetzt, der Deal wird wirklich abgeschlossen. Noch können die Amerikaner ablehnen, weil der Kurs der Telekom mit weniger als 26 Euro deutlich unter dem vereinbarten Referenzkurs von 33 Euro liegt. Rechnen Sie mit Problemen?
Sommer: Die Frage sollten Sie John Stanton und den anderen Voicestream-Aktionären stellen, die sind die Verkäufer. Alles, was ich bisher gehört habe, deutet darauf hin, dass wir uns keine Sorgen machen müssen.
SPIEGEL: So richtig überzeugend scheinen Ihre Argumente trotzdem nicht zu sein.
Sommer: Warum?
SPIEGEL: Immerhin haben Sie in den vergangenen Wochen mit gewaltigem Aufwand versucht, Großinvestoren in aller Welt von Ihrem Konzept zu überzeugen. Auf den Aktienkurs hat sich das nicht sonderlich positiv ausgewirkt. War die "Mutter aller Roadshows", wie Sie die Rundreise selbst genannt haben, ein Flop?
Sommer: Das ist eine Frage der Definition. Investoren definieren den Erfolg darin, dass sie sagen: "Wir haben einen Informationsgewinn, wir verstehen die Story der Telekom besser, und wir sind eher motiviert zu kaufen als zu verkaufen."
SPIEGEL: Genau das müsste doch zu steigenden Preisen führen. Oder verstehen wir die Börsenregeln falsch?
Sommer: Überhaupt nicht. Die Börsenregeln besagen aber auch, dass der Preis fällt, wenn ein großes Angebot da ist.
SPIEGEL: Und das ist momentan der Fall?
Sommer: Ja. Wir haben vertraglich vereinbart, dass die fünf großen Voicestream- Aktionäre jeweils 17 % ihrer Aktien in einer relativ kurzen Zeitspanne vor der Übernahme abstoßen können. Das ist eine gewaltige Summe, die der Markt aufnehmen muss. Darauf haben wir die Investoren bei der Roadshow vorbereitet.
SPIEGEL: Mit Erfolg?
Sommer: Ich bin zufrieden. Vor zwei Wochen hat bereits einer der Aktionäre, die finnische Telefongesellschaft Sonera, ihre Anteile am Markt verkauft. Das waren immerhin zwölf Millionen Aktien. Die sind von langfristig orientierten Großanlegern genommen worden, ohne dass es zu größeren Kursverlusten gekommen ist. Ich bin zuversichtlich, dass der Markt auch die weiteren Verkäufe so locker verarbeitet.
SPIEGEL: Wie schätzen Sie die Chancen, dass der seit langem geplante Börsengang Ihrer Handy-Tochter T-Mobil noch in diesem Jahr stattfindet?
Sommer: Wir werden das im vierten Quartal prüfen. Nur wenn der Zeitpunkt optimal ist, gehen wir an die Börse.
SPIEGEL: Eine erneute Verschiebung könnte Sie aber teuer zu stehen kommen. Immerhin drohen Rating-Agenturen damit, die Bonität der Telekom herabzustufen, wenn es in diesem Jahr keinen Börsengang der Handy-Tochter gibt.
Sommer: Eine Herabstufung würde uns rund 90 Millionen Euro pro Jahr kosten. Das zahlt niemand gern, aber ein misslungener Börsengang würde ein Vielfaches kosten. Deshalb kann ich nur sagen: Wir lassen uns nicht drängen.
SPIEGEL: Herr Sommer, vor dem ersten Börsengang haben Sie den künftigen Aktionären versichert: "Die T-Aktie wird so sicher wie eine vererbbare Zusatzrente sein." Im Mai 2000, bei einem Kurs von 62 Euro, sagten Sie: "Wer jetzt einsteigt, kann sich auf ein phantastisches Potenzial freuen." Ein halbes Jahr später, bei einem Kurs von 36 Euro, hieß es: "Nicht nervös werden!" Was raten Sie den Anlegern heute?
Sommer: Jemandem, der spekulieren will, dem kann ich keinen Rat geben. Aber wenn wir sehen, wie schnell sich Phasen ändern können, dann gibt es doch keinen Grund anzunehmen, dass die jetzige Schwächeperiode bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag anhält. Und wenn die Börsen wieder nach oben gehen, kenne ich kein Unternehmen, das bessere Chancen hat als die Deutsche Telekom.
SPIEGEL: Herr Sommer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
E U W A R N T V O R " E C H E L O N "Bilanztricks vor dem Börsengang?
Die Überbewertung der Immobilien der Deutschen Telekom ist offenbar schon seit 1995 bekannt. Die Bonner Telefongesellschaft wäre demnach mit einer falschen Bilanz an die Börse gegangen.
Aus: Spiegel Online 28. Mai 2001, 18.07 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]MAINZ. Dies geht aus einem Bericht des ARD-Magazins "Report" hervor, der am Montagabend [28.5.2001] ausgestrahlt werden soll. Danach hat das Immobilienvermögen am 1. Januar 1995 mit 35,7 Milliarden Mark in den Büchern gestanden, obwohl Bewertungsfirmen lediglich ein Vermögen von 31,8 Milliarden Mark ermittelt hatten.
Der Unterschiedsbetrag von 3,9 Milliarden Mark sei genau die Summe, mit der die Telekom im Februar dieses Jahres ihre Immobilien überraschend nach unten korrigiert hätte. "Diese Rechnerei ist absurd", sagte ein Telekom- Sprecher zu den von "Report" genannten Zahlen. Die Immobilienbewertung des Unternehmens sei immer stichhaltig gewesen.
In der Frankfurter Allgemeine Zeitung von heute wies auch der Chef des Telekom- Aufsichtsrates, Hans Dietrich Winkhaus, den Vorwurf der Falschbewertung zurück. Es habe keine leichtfertige Bewertung gegeben. Er zeigte sich zudem zuversichtlich, dass die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Telekom- Vorstände zugunsten des Unternehmens ausgehen.
Das ARD-Magazin zitierte den Bilanzexperten Wilhelm Strobel mit den Worten: "Wenn die Eröffnungsbilanz um 4 Milliarden Mark überzogen ist, hätte die Firma niemals mit dieser Bilanz an die Börse gehen dürfen." Die Telekom hatte im Herbst 1996 mit der bislang größten deutschen Aktienemission den ersten Schritt an die Börse getan.
C O N T E N T G E G E N K N E T EEuropäer, verschlüsselt Eure E-Mails!
In der schwelenden Auseinandersetzung über das von den USA geleitete Spionagesystem Echelon verschärft die EU den Ton. Echelon existiert, sagt der stellvertretende Parlamentspräsident Gerhard Schmid: Amerika hört mit.
Aus: Spiegel Online 29. Mai 2001, 21.21 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BRÜSSEL. Ein Ausschuss des europäischen Parlaments hat heute die Existenz des von den USA geleiteten Spionagesystems "Echelon" bestätigt und die Europäer zur Verwendung von Verschlüsselungsprogrammen aufgefordert. Der stellvertretende Parlamentspräsident Gerhard Schmid räumte ein, es gebe keine Beweise dafür, dass die amerikanischen Geheimdienste abgefangene Informationen an US-Unternehmen weitergeben, um ihnen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
In dem 108 Seiten starken Dokument hieß es, Echelon werde von den USA gemeinsam mit Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland betrieben. Das System aus Abhöreinrichtungen in der ganze Welt wurde danach zu Beginn des Kalten Kriegs aufgebaut. Es sei nicht darauf ausgerichtet, militärische Geheimnisse auszuspionieren, sondern private und geschäftliche Kommunikation abzufangen.
"Es besteht kein Zweifel, dass ein weltweites Abhörsystem existiert", hieß es. Die USA weigerten sich bisher, die Existenz des Systems zu bestätigen, erklärten jedoch, dass amerikanische Regierungsbehörden nicht an Wirtschaftsspionage beteiligt seien.
Die Parlamentarier wollten den Spionagevorwürfen im vergangenen Monat in Washington nachgehen. Dort wurden vereinbarte Treffen mit Vertretern der Geheimdienste CIA und NSA kurzfristig abgesagt.
Der Bericht forderte Großbritannien als Mitglied der Europäischen Union auf, seine Verbindung zu Echelon zu überdenken. Es hieß, das Land verletze möglicherweise europäische Menschenrechtsbestimmungen und Verträge mit den EU-Partnern. Washington wurde geraten, ein internationales Abkommen zum Schutz der Privatsphäre der Bürger zu unterzeichnen.
Die Ausschussmitglieder empfahlen, vertrauliche Informationen nur verschlüsselt per E-Mail zu verschicken. Der Bericht wies jedoch die Einschätzung einer vorangegangenen Studie zurück, dass Echelon Milliarden Botschaften pro Stunde belausche, darunter Telefongespräche, Faxübertragungen und private E-Mails. Nur ein sehr kleiner Teil der weltweiten Kommunikation werde ausspioniert, meist via Satellit. Der Bericht wird jetzt zur Prüfung dem Parlament vorgelegt.
[Die Anatomie der Schlapphüte]
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[E-Mail-Überwachung in den USA: Sturm der Entrüstung]
[Spionagesystem "Echelon": EU-Parlamentarier in Washington brüskiert]
E - G O V E R N M E N TInternet-Medienhaus T-Online
T-Online-Chef Thomas Holtrop wird nicht müde, seine neue Inhalte-Strategie öffentlichkeitswirksam zu wiederholen: Schluss soll sein mit der "Kostenlos-Kultur". Künftig könnte im Web gelten, was offline schon lange gilt: Nur das, was etwas kostet, taugt auch was.
Aus: Spiegel Online 30. Mai 2001, 12.58 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]KÖLN. T-Online-Chef Thomas Holtrop sieht sein Unternehmen für die Zukunft gut gerüstet. Schließlich sei man ja Internet- Zugangsanbieter und Inhalteanbieter zugleich. Damit habe man kontinuierliche Abrechnungsbeziehungen zu den Kunden, was für neue, kostenpflichtige Angebote genutzt werden solle.
T-Online entwickle zurzeit unter Hochdruck neue Angebotsformen und Bündelangebote, erklärte der Vorstandschef. "Jedem in der Internetbranche ist klar, dass wir mit der etablierten 'Kostenlos-Kultur' im Netz unsere Unternehmen nicht auf eine langfristige profitable Basis stellen können."
Andererseits würden es die Kunden nicht tolerieren, würden alle bisher kostenlosen Inhalte nun grundsätzlich gebührenpflichtig. Ein guter Grund, die neue Strategie immer wieder zu wiederholen: Steter Tropfen höhlt den Stein. Die Absicht, in der Internet- Öffentlichkeit einen Denkprozess über das Thema "Content gegen Knete" anzuregen, ist offensichtlich. Doch das allein wird wohl kaum reichen, die Kunden dazu zu bewegen, künftig für T-Online-Inhalte in die Tasche zu greifen: Ähnliches bekommt man an zu vielen Orten im Web und oft besser.
Das weiß auch Holtrop, der sich in den letzten Monaten intensiv bemühte, durch teils spektakuläre Kooperations-Deals das Inhalte- Portfolio des rosa Riesen aufzuwerten. Dazu entwickele T-Online "neue intelligente Konzepte" für Angebote, "die einen deutlichen Mehrwert für den Kunden haben", für den dieser dann auch zu zahlen bereit sei, kündigte Holtrop an.
Beispiele könnten unter anderem Live-Übertragungen von Pop-Konzerten sein, in denen die ersten Minuten als Appetitanreger kostenlos, die restliche Zeit dann aber gebührenpflichtig wäre. Neuartige Suchdienste für Inhalte im Internet oder Bündelangebote spezifisch zugeschnitten auf bestimmte Interessengruppen wie Familien, Unternehmenskunden, Selbstständige, Studenten oder Senioren seien weitere Beispiele bisher ungenutzter Verdienstmöglichkeiten.
Wandel zum "Internet-Medienhaus"
Zentrales strategisches Ziel von T-Online sei der Wandel des Unternehmens vom Internet-Zugangsanbieter zum Internet- Medienhaus, sagte Holtrop. Dazu gehöre der rasche Ausbau des inhaltlichen Angebots. T-Online werde sich dabei nicht exklusiv an einen Partner binden, sondern ein umfassendes Netzwerk aus Partnerschaften aufbauen. Beispiele seien die kürzlich geschlossenen Vereinbarungen mit dem ZDF über das Nachrichtenportal "heute.t-online.de" oder mit dem Axel Springer Verlag über eine Zusammenarbeit mit der Bild- Zeitung.T-Online wolle zudem den Internetzugang über mobile Endgeräte ebenso vorantreiben wie die Fusion von Internet und Fernsehen. Dritte strategische Stoßrichtung sei die Internationalisierung, die Integration und Weiterentwicklung der Auslandsbeteiligungen.
Fremde Welten
Mit dem Internet haben Deutschlands Beamte nicht viel am Hut. Jahr für Jahr verpulvern Behörden Milliarden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Studie mit dem Thema "Electronic Government" von der Universität Witten/Herdecke.
Aus: Spiegel Online 8. Juni 2001, 17.32 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]WITTEN. Vier von fünf Behördenmitarbeitern in Deutschland haben demnach noch keine Erfahrung mit der elektronischen Beschaffung. Sie organisieren Waren und Dienstleistungen nicht via Internet, sondern füllen wie vor 50 Jahren Anforderungsformulare aus, veröffentlichen Ausschreibungen in Amtsblättern oder tragen Bestellungen zur Post.
Rund 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (rund 500 Milliarden Mark) gibt der Staat pro Jahr aus, um Waren und Dienstleistungen einzukaufen. Deutschland schreibt nur fünf Prozent dieser Aufträge grenzüberschreitend aus und bildet damit das Schlusslicht der EU. Dabei müssen nach geltendem Recht Staatsaufträge ab etwa 400.000 Mark oder Bauleistungen von knapp zehn Millionen Mark europaweit ausgeschrieben werden.
Aus diesem Grund wird Deutschland von der EU-Kommission kritisiert. Ein Hindernis für die grenzüberschreitenden Ausschreibung sind die mangelnden Internet- Kenntnisse der Sachbearbeiter. Außerdem verfügen nur neun Prozent der Behörden über elektronische Systeme zur Auftragsvergabe. [mehr]
[Der Computer das feindliche Wesen]
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