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Telekommunikation in den Medien – Teil 90 khd
Stand:  30.9.2001   (28. Ed.)  –  File: Aus__Medien/90.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Zeitungsartikel und andere Texte zur Telekommunikation im Original dokumentiert und manche auch kommentiert [Ed: ...]. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten. Auf dieser Archivseite ist auch Copyright- geschütztes Material anderer wegen der permanenten Link-Möglichkeit dokumentiert. Bitte beachten Sie das Copyright, das bei den jeweiligen (Zeitungs-) Verlagen liegt. Hier sind dokumentiert:

  • Neuere Presseberichte  (91. Teil).
  • 22.02.2001: Telekom: Sommer-Schlussverkauf.
  • 22.02.2001: „Es gibt keinen Wettbewerb beim Telefonieren“.
  • 21.02.2001: Portugal ICP sets flat rate tariffs for Internet access.
  • 21.02.2001: Regulierer gibt Ferngespräche in die Türkei frei.
  • 20.02.2001: Kabel-Blockade.
  • 18.02.2001: British Telecom overspent £10bn on UMTS licences.
  • 16.02.2001: Urteil zu Großhandelsflatrate in Holland.
  • 16.02.2001: Irreführende Werbung.
  • 16.02.2001: Ortsnetzbetreiber verlangen niedrigere Preise von der Telekom.
  • 15.02.2001: British Telecom to give full wholesale Net access. (ST FRIACO)
  • 15.02.2001: Joint-venture von Telekom und Kirch vor dem Scheitern. (Beta Research)
  • 14.02.2001: Gesundheitsgefahren durch Handys ungeklärt.
  • 14.02.2001: Deutschland: Flat-rates stehen vor dem Aus.
  • 14.02.2001: Der Wettbewerb im Orts-Telefonnetz muss angekurbelt werden.
  • 13.02.2001: AOL vergaß gegen Flatrate vorzugehen.
  • 13.02.2001: Nearly a third of UK homes have Internet access.
  • 09.02.2001: Preise für "letzte Meile" in Frankreich festgelegt.
  • 05.02.2001: Deutsche Telekom am Scheidepunkt. (Kommentar)
  • Ältere Presseberichte  (89. Teil).



    Deutsche Telekom am Scheidepunkt

    Aus:
    Yahoo-News, 5. Februar 2001, 12.30 Uhr (Unternehmen). [Original]

    BERLIN (ZDNet Deutschland). Wir haben's ja schon immer gewusst: Nicht die Deutsche Telekom (DTAG) hat Probleme, sondern wir, ihre Kunden, wollen einfach nicht verstehen, wo das Management die Prioritäten setzt. Beim 10. Internationalen Presseforum der DTAG, das vergangene Woche in Berlin stattgefunden hat, wiederholten die Telekom-Oberen, allen voran Ron Sommer, die Standpunkte des Rosa Riesen gebetsmühlenartig: Nicht der einzelne, der auf seinen DSL-Anschluss wartet, zählt, sondern der hohe Ausbaugrad des DSL-Netzwerkes in Deutschland durch die Telekom: "Das ist weltweit einzigartig", so Telekom-Boss Sommer.

    Und: Die Wettbewerber würden wohl das unternehmerische Risiko scheuen, so Technik-Chef Gerd Tenzer, warum (sinngemäß) würden sie sonst soviel jammern. Weiter: Nicht die Debis-Manager sind der Telekom davongelaufen, wie in den Medien berichtet, sondern die Telekom wollte sich von bestimmten Mitarbeitern trennen, meinte Vertriebs-Chef Josef Brauner. Nicht zuletzt: Das Verfahren über einen Eilantrag der Deutschen Telekom, der Konkurrenz die Großhandelsflatrate zu verwehren ist nicht verloren gegangen, "die Richter sagten nur die Materie sei zu komplex für einen Eilantrag". So kann man´s natürlich auch sehen: Die Telekom steckt nicht den Kopf in den Sand, der Himmel ist nur heute stark bedeckt, deshalb ist es so finster.

    Ins Bild passt da auch die "T-Interconnect-Office Solution", die kleinen und mittleren Unternehmen eine Plug-and-Play-E-Commerce-Lösung ins Haus stellen will "auch ohne eigene EDV-Abteilung". Schließlich verfügt die bislang vernachlässigte Klientel über Kapital, das sie doch bitteschön der Telekom als Universalisten mit Pauschal- Angeboten und nicht einem Spezialisten mit individualisierten Angeboten überlassen soll. "Bis zu 100 Mitarbeiter teilen sich einen einzigen T-DSL-Internet-Anschluss der Telekom", so der Leiter der Network Services bei T-Systems, Peter Kahl. Und wenn der Server mal zusammenkracht, ist "während der Geschäftszeiten für Geschäftskunden" ein Partner-Betrieb vor Ort erreichbar. Die Wartung erfolgt remote, sprich, der Mittelständler hat keinen Einfluss darauf, wer seine Geschäftsdaten auf dem Server zu sehen bekommt, der Telekom-Techniker, dessen Schwager womöglich bei der Konkurrenz arbeitet oder der redliche Kollege, der seinen Job und Schweigepflicht ernst nimmt. Ein schönes Angebot für vermutlich 780 Mark im Monat – genaue Preise stehen noch nicht fest.

    Wenn das die Strategie der Telekom ist, wundert mich nicht, dass der Kurs des Unternehmens im Keller liegt: Kooperationen wie der Marktplatz "Chemplorer" mit zwei Chemie- Konzernen oder ein Joint- Venture mit DaimlerChrysler (sic!) werden als die Neuerfindung des Rades verkauft. Das Ergebnis eines hochkarätig besetzten Expertengremiums zum Thema Breitband: "Das Internet wird unser Leben verändern." Wer hätte das gedacht. Mein Eindruck nach drei Tagen Telekom: Wenn das Unternehmen nicht bald aufhört zu leugnen, dass es sich an einem wichtigen strategischen Wendepunkt befindet, wird der Rosa Riese innerhalb kürzester Zeit vom ambitionierten Kämpfer gegen verkrustete Staatsbetrieb- Strukturen zur alternden, zänkischen Diva, die nicht einsieht, dass ihre besten Zeiten vorbei sind.

    14.2.2001 (ard-705). Die T-Aktie befindet sich inzwischen auf einer dramatischen Talfahrt. Sie stürzte heute zum Börsenschluß auf 28,74 Euro ab. Das ist der tiefste Wert seit mehr als 2 Jahren. Der Rücktritt von Telekom-Chef Ron Sommer wurde dementiert. [mehr]



    Preise für "letzte Meile" in Frankreich festgelegt

    Aus:
    Heise-Newsticker, 9. Februar 2001, 14.23 Uhr (Telefon). [Original]

    PARIS (ll/c't). Die französische Regulierungsbehörde, l'Autorité de Régulation des Télécommunications, hat gestern die Preise für den Zugang zur letzten Meile festgelegt. Danach kostet die Konkurrenten der France Télécom die Miete der kompletten Leitung maximal 28,32 DM pro Monat, einmalige Kosten dürfen bis zu 211,10 DM betragen. Will die Telefongesellschaft dem Kunden nur schnelle Internet-Dienste zur Verfügung stellen, so zahlt sie für die entbündelte Leitung 11,92 DM pro Monat.

    Die Deutsche Telekom will für die Vermietung der letzten Meile in Deutschland ab April monatlich 34,03 DM verlangen, bisher liegt der Mietpreis bei 25,40 DM. Die Telekom hatte die Preiserhöhung auch mit Verweisen auf die internationale Situation begründet. Ihre Konkurrenten bezeichnen eine Summe von 15 DM als "realistische Kostenkalkulation". Eine Entscheidung der Regulierungsbehörde steht noch aus.



    Nearly a third of UK homes have internet access, says Oftel

    [Ed: Bereits rund 2,5 Millionen Flat-rate Kunden in Großbritannien]

    Aus:
    The Independent, London, 13. Februar 2001, Seite xx (Internet). [Original] [Übersetzungs-Service]

    LONDON. Oftel, the telecoms watchdog, yesterday said that 7.5 million homes in the UK, or 30 per cent, now have internet access with around a third of those using unmetered access.

    However, while the Oftel research found a quarter of those households with internet access are considering installing high-speed Web access in the next year, it also discovered that only one in three people were aware of alternative telecoms suppliers. Those suppliers offer telecoms services, including phone calls, to the consumer using the telephone line already installed in the home.

    David Edmonds, director general of Oftel, said "a significant proportion" of consumers are not aware of the full range of choices available to them. "This reinforces the need for Oftel's continued commitment to industry initiatives such as www.phonebills.org.uk which provide consumers with information about the suppliers in their area and the potential savings they could make," Mr Edmonds said.

    The Oftel research also found that 1.25 million homes have a mobile phone instead of a fixed line while one in four households have a digital television. "Demand for modern telecommunications services such as mobile phones and internet access continues to grow," said Mr Edmonds. "Today's household has a range of communications services, mobile phones, unmetered internet access and a digital television, with high-speed ADSL services becoming increasingly popular," he added.

    Oftel found that people were particularly attracted to high-speed internet access as it enables voice calls to be made at the same time as using the internet on one single telephone line.



    AOL vergaß gegen Flatrate vorzugehen

    AOL meckert mit Vorliebe über die Großhandels-Flatrate der Telekom – allerdings vergaß AOL bislang Beschwerde einzulegen

    Aus:
    Internet World, 13. Februar 2001, 17.50 Uhr (Internet). [Original]

    BONN (dg). Seit Dezember vergangenen Jahres lamentiert AOL Deutschland über die Großhandels-Flatrate der Deutschen Telekom, vergaß aber offenbar Beschwerde gegen das Telekom-Angebot einzulegen. "Wir erwarten, daß die Regulierungsbehörde in den kommenden Tagen den Tarif unter die Lupe nimmt", erklärte AOL-Sprecher Jens Nordlohne noch vergangene Woche gegenüber der Internet World. Ein fataler Irrtum. Denn die Regulierungsbehörde wird nicht von sich aus aktiv, wie Behördensprecher Harald Dörr erklärte.

    "Die Telekom hat die Forderung erfüllt und einen Pauschaltarif vorgelegt", sagte Dörr. "Die Ausgestaltung des Tarifs obliegt der Telekom selbst." Aus Sicht der Behörde spielt es keine Rolle, ob der Tarif tragfähig oder völlig ungenügend ist. "Wenn die Telekom keinen Tarif vorgelegt hätte, könnte die Regulierungsbehörde Zwangsgelder verhängen", erklärt der Behördensprecher die rechtliche Situation. "Sobald die Telekom aber ein Blatt Papier nimmt und darauf schreibt: 'Großhandels-Flatrate 25.000 Mark', ist die Telekom formal ihrer Pflicht nachgekommen. Uns mitzuteilen, daß die Wettbewerber mit diesem Angebot nichts anfangen können, ist Aufgabe der Wettbewerber. Wir können das Angebot erst prüfen, wenn uns eine Beschwerde vorliegen."

    Nur: Bislang ist keine einzige offizielle Beschwerde eingegangen. Weder von AOL, noch von einem anderen Telekom- Konkurrenten. Mit dieser Tatsache konfrontiert, zeigte sich AOL Deutschland heute irritiert. "Wir werden der Sache auf den Grund gehen", hieß es lediglich.

    AOL Deutschland bemüht sich seit geraumer Zeit, das politische Klima für eine Flatrate zu bereiten. Erst heute wurde zur Unterstützung der Lobbyarbeit ein Büro in Berlin eröffnet und die Bundesregierung erneut aufgefordert, sich für die Einführung eines Internet-Pauschaltarifs stark zu machen. Die Glaubwürdigkeit dieses Unterfangen wird mit vergessenen Beschwerde nicht gerade untermauert.

    Nicht nur AOL erlag monatelang dem fatalen Irrtum, die Regulierungsbehörde werde das Angebot selbständig prüfen. Auch der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) war noch vergangene Woche überzeugt, die Regulierungsbehörde werde das Angebot schon bald prüfen. "Bislang ist uns kein Unternehmen bekannt, daß die Großhandels- Flatrate der Telekom nutzt", sagte VATM- Sprecherin Marion Krause. Von einer offiziellen Beschwerde des Verbandes oder eines angeschlossenen Unternehmens wußte auch Krause nichts.



    Der Wettbewerb im Orts-Telefonnetz muss angekurbelt werden

    Regulierungsbehörde mit Marktöffnung im Festnetz zufrieden / 240.000 Mitarbeiter in der Telekommunikationsbranche / Deutsche Post hält Postmarkt fest im Griff

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 14. Februar 2001, Seite 17 (Wirtschaft). [Original]

    BERLIN (vis). Die Wachstumsdynamik auf dem Telekommunikationsmarkt hat sich im vergangenen Jahr unvermindert fortgesetzt. Das war eine der guten Nachrichten, die der neue Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Matthias Kurth, gestern in Bonn bei der Vorlage des Jahresberichts 2000 verkünden konnte. Die Preise auf dem Telekommunikationsmarkt sind weiter gefallen, die Zahl der Arbeitsplätze in dem Sektor ist gestiegen. Einzig im Bereich der Ortsnetze musste Kurth eine negative Bilanz ziehen: "Der eigentliche Flaschenhals bleibt leider das Ortsnetz mit seiner noch unzureichenden Wettbewerbsentwicklung", sagte Kurth. Deshalb erfordere dieser Sektor auch in Zukunft besondere Anstrengungen der Regulierungsbehörde.

    "Für den Ortsnetzwettbewerb ist die Teilnehmeranschlussleitung ein entscheidender Faktor", sagte Kurth weiter. Über die Höhe des monatlichen Entgeltes für den direkten Leitungsanschluss muss die Behörde bis Ende März eine Entscheidung treffen. Die Telekom verlangt für die so genannte "letzte Meile" einen Preis von knapp 35 Mark (bisher: 25,40 Mark). Die Konkurrenten sehen hierin eine Behinderung von Wettbewerb im Ortsnetz. Die Regulierungsbehörde prüft derzeit den Telekom-Antrag.

    Kurth forderte die Wettbewerber auf, wie die Telekom Unterlagen über Kosten einzureichen. Das könne zur Findung eines fairen Preismodells beitragen. Wie dieser Preis aussehen könnte, wollte Kurth zwar nicht sagen, aber er deutete schon einmal eine Richtung an: Wenn bis Ende vergangenen Jahres 95 Unternehmen mit der Telekom Verträge über die Teilnehmeranschlussleitung abgeschlossen hätten, könnte der alte Preis so unattraktiv nicht sein.

    In den vergangenen drei Jahren hat der Telefonverkehr im deutschen Festnetz über 60 % zugenommen, berichtete Kurth. Das Jahresverkehrsvolumen im Jahr 2000 veranschlagte er auf 290 Milliarden Minuten. 65 Milliarden Minuten seien dabei auf die Wettbewerber der Deutschen Telekom entfallen. Etwas mehr als 50 % wickelte die private Konkurrenz davon im Bereich der Nah- und Ferngespräche ab und nur etwa 4 % im Ortsbereich. Für inländische Ferngespräche müsse der Verbraucher an Werktagen Anfang 2001 je nach Verkehrszeit bis zu 92 % weniger zahlen, als noch Ende 1997 vor Beginn der Liberalisierung. Allein im vergangenen Jahr seien die Preise von Call-by-Call-Gesprächen noch einmal um bis zu 39 % gefallen.

    Die Zahl der Mobilfunkteilnehmer wuchs im Jahr 2000 um 105 % auf 48,2 Millionen. Damit besaß zum Jahresende 59 % der Einwohner des Landes ein Handy. "Gemessen an den absoluten Teilnehmerzahlen liegt Deutschland damit im europäischen Vergleich vor Italien und Großbritannien an der Spitze in Europa." Allerdings hatten zum Jahresende 2000 in Finnland, Norwegen, Schweden, Island und Österreich bereits mehr als 70 % der Bevölkerung ein Mobiltelefon. Trotz zukünftig sinkender Zuwachsraten im deutschen Mobiltelefondienst könne man davon ausgehen, dass dieser Spitzenwert im laufenden Jahr auch hier zu Lande erreicht werde, sagte Kurth. "Im laufenden Jahr ist mit deutlich niedrigeren Zuwächsen zu rechnen, so dass die Teilnehmer-Entwicklung nun langsam einer Sättigungsgrenze zusrebt." Die dürfte bei 80 % der Bevölkerung beziehungsweise einer Teilnehmerzahl von rund 65 Millionen entsprechen, sagte Kurth

    Entwicklungspotenzial sieht Kurth auch noch bei der Internet-Nutzung. Der Internet-Verkehr im Telefonfestnetz habe sich innerhalb des vergangenen Jahres verdreifacht. Zwar habe die Zahl der Nutzer im Jahr 2000 um 70 % auf 24 Millionen zugenommen, bezogen auf die Einwohnerzahl rangiere Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern damit aber nicht unter den Ersten.

    Die Zahl der Beschäftigten im Telekommunikationssektor ist zum Ende des Jahres 2000 auf 239.000 angestiegen. "Damit setzte sich die positive Entwicklung der Vorjahre fort", sagte Kurth. 61.000 Mitarbeiter waren bei den Wettbewerbern der Deutschen Telekom beschäftigt, 8000 mehr als im Vorjahr (plus 15 %). "Die Wettbewerbsintensität des deutschen Telekommunikationsmarktes ist an der nach wie vor hohen Zahl von Anbietern abzulesen", sagte Kurth. Derzeit seien mehr als 1900 Anbieter registriert.

    Weniger dynamisch hat sich der Wettbewerb auf dem Postmarkt entwickelt. Der deutsche Postmarkt hatte im Jahr 2000 ein Volumen von mehr als 42 Milliarden Mark – das sei knapp die Hälfte des Marktes für Telekommunikationsdienstleistungen, sagte Kurth. Rund zwei Drittel des Postmarktes sind für den Wettbewerb geöffnet. Das sind im Wesentlichen die Kurier-, Express- und Paketdienste, aber auch Teile des Briefmarktes. Trotzdem entfallen weiterhin knapp zwei Drittel der Umsätze auf die Deutsche Post AG. Der Umsatz im lizensierten Bereich habe im Jahr 2000 voraussichtlich 20 Milliarden Mark betragen. Die Deutsche Post halte hier trotz der Öffnung bestimmter Bereiche für den Wettbewerb einen Marktanteil von 98 %.



    Flat-rates stehen vor dem Aus

    AOL nun auch mit einem Verbindungsbüro in Berlin / T-Online mit neuer Preistruktur

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 14. Februar 2001, Seite 30 (Interaktiv). [Original]

    BERLIN (Tsp). Im Streit um einen günstigen Internet-Pauschaltarif hat der Onlinedienst AOL die Bundesregierung zum Eingreifen aufgefordert. Die Regierung müsse die Richtung auch als Mehrheitseigentümer der Telekom vorgeben, sagte der Chef von AOL Deutschland, Uwe Heddendorp, gestern in Berlin, wo der weltgrößte Onlinedienst nun mit einem Verbindungsbüro vertreten ist. Eine Universitätsstudie identifiziert als Hürden bei der Internet-Verbreitung unter anderem die Telefon- und Hardware-Kosten.

    Gleichzeitig kündigte Konkurrent T-Online an, seine Preise für das Surfen im Internet neu zu gestalten. Ein Unternehmenssprecher verwies gestern in Bonn auf eine neue Preisstruktur, die ab 1. März mit "einer Reihe neuer Tarife" gelten soll. Nach Informationen der Wirtschaftswoche soll im Zuge der Tarifreform die Flatrate für den Internet- Zugang über das analoge und ISDN-Telefonnetz kippen, die monatlich 79 Mark kostet. Dies wurde von dem Sprecher weder bestätigt noch dementiert. [mehr]

    In Deutschland besitzt inzwischen fast jeder vierte Haushalt einen Internet- Anschluss. Damit liege die Bundesrepublik "bezüglich der absoluten Zahl der Nutzer in Europa weiter an der Spitze", sagte der neue Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Matthias Kurth, bei der Vorlage des Jahresberichts 2000 in Bonn. Vor allem im vergangenen Jahr habe zeitgleich mit einer drastischen Verbilligung der Angebote die Nutzung von Internet und Telefon deutlich zugenommen.



    Gesundheitsgefahren durch Handys ungeklärt

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 14. Februar 2001, Seite 30 (Interaktiv). [Original]

    BONN. Die Zahl der Handy-Nutzer in Deutschland und weltweit steigt immer weiter. Gesundheitliche Gefahren der Mobilfunkgeräte für den Menschen bleiben jedoch umstritten. Immer wieder tauchen Warnungen über Gesundheitsgefahren von Kopfweh, Übelkeit über Tinnitus oder Gedächtnis- und Schlafstörungen bis hin zu Krebs auf. Auch gegenteilige Berichte sind unter Berufung auf wissenschaftliche Untersuchungen zu lesen.

    Aber bewiesen ist nichts, wie Experten auf der Wissenschaftspressekonferenz gestern in Bonn übereinstimmend betonten. Mehr als "wissenschaftliche Hinweise" auf potenzielle Gefahren gebe es nicht. Und über mögliche Langzeitwirkungen fehlten Erkenntnisse gänzlich. Die Beantwortung der Frage, ob das Handy als modernes Kommunikationsmittel nur Segen oder doch auch Fluch sein könnte, ist schlicht nicht möglich. Es mache wenig Sinn, zu bestimmten Geräten oder Marken mit relativ niedrigen Strahlungswerten zu raten, da der Innovationszyklus auf dem Markt rasant sei, erläuterte Joachim Gertenbach vom Bundesverband gegen Elektrosmog. Die Untersuchungen zu den Handy-Gefahren seien meist widersprüchlich, betonte Peter Neitzke, Leiter des Ecolog-Instituts. "Mindestens 80 Prozent der Studien sind schlecht gemacht und sagen nichts aus."

    [Grenzwerte für E-Smog]



    D I E  T E L E K O M  U N D  D I E  D - B O X

    Joint-venture von Telekom und Kirch vor dem Scheitern

    Beteiligung an Dekoder-Firma Beta Research fraglich

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 15. Februar 2001, Seite 23 (Wirtschaft). [Original]

    BERLIN (dri/HB). Die Deutsche Telekom AG, Bonn, wird sich aller Voraussicht nach nicht an der Dekoder-Firma Beta Research beteiligen. Beta Research baut für die Münchener Kirch-Gruppe die d-Box- Dekoder. Ursprünglich wollte die Telekom eine Milliarde Mark für die Beteiligung zahlen. Wie das Bundeskartellamt dem Handelsblatt bestätigte, haben die Wettbewerbshüter große Bedenken gegen das Zusammengehen der Telekom als größtem Netzbetreiber und Kirch als dem einzigen Pay-TV-Anbieter, ausgerechnet bei der Dekoder-Technik. Die Prüffrist läuft bis zum 26. Februar. "Im Grunde sind die Bedenken die selben wie beim Verbot der Media Service GmbH durch die EU-Kommission 1994", sagte ein Kartellamtssprecher. Damals wollten Kirch, Telekom und Bertelsmann eine Bezahlfernseh- Allianz bilden. Diese wurde wegen der Dominanz des Dreierbundes untersagt.

    Nach Handelsblatt-Informationen verlangt das Kartellamt von der Telekom, in fest zu vereinbarenden Zeiträumen ihr Kabelgeschäft zu verkaufen. Bisher hat die Telekom die Mehrheit an den Kabel-Regionalgesellschaften Nordrhein- Westfalen an die US-Gruppe Callahan und Hessen an den Investor Klesch verkauft – der Verkauf an Callahan wurde am Mittwoch vom Kartellamt genehmigt. Um die übrigen sieben Regionen wird noch verhandelt. Angesichts des jüngsten Preisverfalls für Kabel-Unternehmen will sich die Telekom auf zeitliche Zusagen nicht einlassen. "Wir werden keiner Forderung des Kartellamts zustimmen, die Einfluss auf den Wert unserer Kabelaktivitäten hat. Es geht hier um Milliarden", sagte der zuständige Telekom-Vorstand Gerd Tenzer.

    Tenzer wies den Vorwurf zurück, dass ein Zusammengehen der Telekom mit Kirch bei Beta-Research den Wettbewerb behindere. "Die D-Box ist heute die einzige Pay-TV- Technik auf dem deutschen Markt. Uns kommt es darauf an, diese Technik an europäische Standards heranzuführen und zu einer offenen Plattform zu machen", sagte er. Als Hersteller für Dekoder solle künftig jeder, der will, tätig werden.

    Wie in Telekom-Kreisen zu hören ist, wäre der Konzern nicht allzu unglücklich über das Scheitern der Pläne. Aus heutiger Sicht finden manche Manager die vor einem Jahr verabredete Milliarde als Kaufpreis für die halbe Beta Research viel zu teuer.



    British Telecom to give full wholesale Net access

    [Ed: Großbritanniens Regulierer OFTEL verordnet echte Großhandels-Flatrate / British Telecom zum Netzausbau verpflichtet]

    Aus: Yahoo-News, 15. Februar 2001, 9.13 Uhr MEZ (Internet). [
    Original] [Übersetzungs-Service]

    LONDON. UK telecoms regulator OFTEL said on Thursday British Telecom (BT) would have to offer rival operators a new wholesale unmetered Internet access product known as ST FRIACO. BT is currently obliged to carry other operators' traffic from customers' homes to BT's local exchanges, which it does via its FRIACO product.

    The new OFTEL directive requires BT to carry other operators' traffic beyond local exchanges, all the way to the other operators' own networks. OFTEL said the introduction of ST FRIACO – Single Tandem Flat Rate Internet Access Call Origination – should boost competition in the provision of unmetered Internet access.

    BT's network will have to meet all reasonable demand for ST FRIACO, without limitation, from February 2003. In the short term, BT will be allowed to take measures to avoid overloading its main regional exchanges.



    Ortsnetzbetreiber verlangen niedrigere Preise von der Telekom

    Gutachten vorgelegt / Faire Miete für den Anschluss unter 20 Mark

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 16. Februar 2001, Seite 18 (Wirtschaft). [Original]

    BERLIN (vis). Der Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (BREKO) existiert seit fast zwei Jahren und hat knapp 50 Mitglieder. Es könnten bald erheblich weniger werden, wenn die Deutsche Telekom mit ihrer Forderung durchkommt. Das befürchtet jedenfalls der Präsident des BREKO, Udo Pauck, Geschäftsführer des Kölner Stadtnetzbetreibers NetCologne. Die Deutsche Telekom darf nach Ansicht der regionalen Telefonanbieter nur 17,80 Mark Miete für "die letzte Meile", den direkten Anschluss zum Endkunden, verlangen. Die geltenden monatlichen Mietpreise müssten um fast 30 Prozent gekürzt werden. Das habe eine Studie über die Kosten von Teilnehmeranschlussleitungen ergeben, die der BREKO in Auftrag gegeben hat.

    Gegenwärtig beträgt die monatliche Leitungsmiete 25,40 Mark. Für die Umschaltung eines Anschlusses auf das Netz eines Wettbewerbers verlangt die Deutsche Telekom zudem eine einmalige Gebühr von 200 Mark. Auch dieser Preis sei zu hoch. Angemessen seien Preise zwischen 48 und 116,45 Mark, bei einer großzügigen Bemessung könnten je nach Aufwand maximal 78,80 bis 186,32 Mark angesetzt werden.

    Die Deutsche Telekom will jedoch künftig noch höhere Gebühren als bisher verlangen. Die aktuellen Preise gelten nämlich nur noch bis zum 31. März. Die neuen Forderungen der Telekom liegen bei 34,03 Mark für die monatliche Miete und zwischen 248,47 bis 356,53 Mark für die einmalige Umschaltgebühr. Ob die Telekom ihre Preisforderungen durchsetzen kann, darüber muss die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post entscheiden.

    Bereits jetzt führten die überhöhten Preise dazu, dass Privatkunden vom Netz abgeschaltet würden, weil sie nicht kostendeckend bedient werden könnten, sagte BREKO-Präsident Pauck. Daher gebe es auch im Ortsnetz bisher keinen Wettbewerb. Die Konkurrenten der Telekom haben im Ortsnetz gerade einmal einen Marktanteil von 1,5 Prozent. "Wenn der Preis steigt, können wir uns nicht vorstellen, das Geschäft fortzuführen", sagte Pauck. "Das ist keine Drohung, das ist ein Fakt." NetCologne beweist aber auch, dass niedrigere Preise realisierbar sind: In einem Vertrag mit dem Festnetzanbieter Arcor überlässt NetCologne Ortsnetzanschlüsse für nur 14,80 Mark im Monat. Diese Gebühr sei sauber kalkuliert.



    Irreführende Werbung

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 16. Februar 2001, Seite 22 (Recht & Steuern). [Original]

    KÖLN (gms). Werbeangaben wie "Free ins Net" oder "Internet umsonst" sind irreführend, wenn nutzungsabhängige Telefongebühren anfallen. Das berichtet die in Köln erscheinende Zeitschrift Computer und Recht (Ausgabe 12 / 2000) unter Berufung auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg (Az.: 3 U 54 / 00). Wer sich erstmals um einen Internet-Zugang bemühe, müsse annehmen, dass er für die Benutzung des Internet nichts zu zahlen brauche.

    Aber auch die Internet-Surfer, die von den Telefonkosten wissen, gehen nach Ansicht der Richter bei dem vermeintlichen Gratis-Angebot von einer Neuerung aus. Diese Irreführung lasse sich auch nicht durch einen Sternchen- Hinweis ausschließen. Der Leser würde auf Grund des Blickfangs den Hinweis überlesen.



    KPN moet MCI Worldcom flat-fee aanbod doen

    [Ed: Urteil zu Großhandelsflatrate in Holland]

    Aus:
    Planet.nl, 16. Februar 2001, 14.30 Uhr (Internet). [Original] [Translation-Service]

    ROTTERDAM. KPN Telecom moet MCI Worldcom een vast tarief aanbieden bieden voor internettoegang zonder telefoontikken. Verder moeten beide verder met elkaar onderhandelen over de invulling van die dienst. Dat heeft de president van de rechtbank in Rotterdam bepaald. Daarmee is ze het eens met de standpunten van de telecomwaakhond OPTA, die van KPN verlangde dat ze met een aanbod komt.

    MCI Worldcom wil al lange tijd internettoegang (ISDN) aanbieden voor een vast bedrag per maand via de lijnen van KPN. KPN hield dat tegen, daar ze vindt dat dit alleen verantwoord kan gebeuren als in het telefoonnet spraak en data van elkaar gescheiden worden. KPN is bang dat anders het spraaknet overbelast raakt.

    MCI Worldcom is blij, en volgens directeur Regular Affairs Rob Roosendaal zelfs "dubbel blij" met de uitspraak. "Niet alleen is voor ons nu het pad voor flat-fee internet geeffend, het is ook een van de eerste keren dat de rechter de OPTA in het gelijk stelt nadat KPN een bezwaar ingediend had. Op zeer korte termijn stelt de OPTA nu het tarief vast dat KPN moet voeren. Een week daarna moeten wij aangeven of we de dienst voor die prijs willen afnemen."

    Welk tarief voor bandbreedte voor Worldcom acceptabel is, wil Roosendaal nog niet kwijt. Wel vindt hij de tariefstelling die gisteren in Engeland is vastgesteld door toezichthouder Oftel goed. "Die tarieven zouden een goede referentie kunnen zijn voor de OPTA". De Oftel bepaalde gisteren dat voor ST Friaco (Single Tandem Flat Rate Internet Access Call Origination) in Engeland een tarief wordt vastgesteld van (omgerekend) ruim 54.000 gulden per maand per 2 Mbit/s poort in een centrale.

    De OPTA laat weten dat het binnen enkele weken met een tariefsvaststelling komt. Die is gebaseerd op een voorstel van KPN Telecom en wordt bekeken op reele kosten en reele winstopslag. Of dat in de buurt zal komen van de Engelse tarieven wil de OPTA nog niet zeggen. Overigens heeft MCI Worldcom tot 1 juli als tweede aanbieder het alleenrecht tot flat-fee internet via KPN-lijnen. Dit geldt als het zogenaamde "first mover advantage". Dit moet deels ook voorkomen dat voicelijnen overbelast raken door het flat-fee internet via ISDN. Daarna kunnen ook andere aanbieders de Nederlandse markt op.

    Simon Hampton, Directeur, European Public Affairs van AOL Europe in Brussel, heeft weken gewacht op deze uitspraak van de rechter in Rotterdam. Hij is er zeer mee in zijn nopjes: "Dit is uitstekend nieuws voor de consument. In de meeste landen in Europa verdienen de PTT's erg veel geld met telefoontikken. Als gevolg van de tikken beperken consumenten hun tijd online zo veel mogelijk en dat remt de ontwikkeling."

    AOL Europe, die in Nederland nettoegang aanbiedt met Compuserve, wil flat rate internet gaan aanbieden. Als consumenten langer online blijven is er meer mogelijk met reclame en e-commerce, wat weer in het belang is van AOL. Worden consumenten daar dan uiteindelijk wel zoveel wijzer van? Hampton: "Ze hebben de vrije keuze wat ze doen als ze online zijn. Geen enkele consument is blij met de telefoontikken. Het is goed dat de OPTA dit heeft aangepakt, en de rechter heeft nu bevestigd dat de OPTA goede argumenten hanteert om flat fee te eisen. Uiteraard probeert KPN dit zoveel mogelijk te vertragen."



    British Telecom overspent £10bn on licences, says Bonfield

    The future is red for mobile phone giants

    Aus:
    Sunday Times, London, 18. Februar 2001, Seite xx (Technology). [Original] [Übersetzungs-Service]

    LONDON. Sir Peter Bonfield has admitted that British Telecommunications (BT) spent £10 billion too much on acquiring licences for the next generation of mobile phones. The overspend – almost entirely due to the £4 billion BT paid for its British licence and the £5.5 billion cost of its German one – represents a third of the £30 billion debt mountain the company is struggling to reduce. BT Wireless acquired its other licences at modest prices. "We spent £10 billion too much," said Bonfield.

    The admission may increase pressure on Bonfield, chief executive since 1996, and Sir Iain Vallance, his chairman. However, Bonfield is determined to see through his plan to cut debt by £10 billion by floating a 25% stake in BT Wireless, which includes Cellnet. It has also emerged that BT's restructuring will cost the Treasury "billions" of pounds in lost tax revenue. The group's corporate structure is tax inefficient because most of its assets are owned by the parent company. BT wants to create a new holding company and a series of independently managed businesses.

    Bonfield's comments to The Sunday Times underline the strength of the industry's unhappiness about the outcome of the government's auction of third-generation (3G) licences last year. It is understood that Chris Gent, chief executive of Vodafone, blames France Télécom, which allegedly acted as a "rogue bidder" and forced up prices. Like BT, France Télécom is now weighed down by debt. Credit-rating agencies downgraded the French group last week after it raised a disappointing amount from the flotation of a 15% stake in Orange, the mobile-phone business.

    BT also faces a downgrade from Standard & Poor's after the rating agency said the British group was unable "to adequately communicate a debt- reduction strategy". BT will need government approval before it can put the holding-company structure to its shareholders. The loss of tax revenue that this involves may complicate negotiations as the government turns its mind to a likely spring election.

    Bonfield, chief executive, said the proposed restructuring was one of the most complex ever attempted. Since its origins as part of the Post Office at the turn of the last century, BT has acquired hundreds of thousands of "wayleaves", such as rights to lay cable. These obligations, or the records for its 20m customers, must be assigned to a successor company.

    Bonfield said the roll-out of 3G networks would be much more difficult than expected a year ago, because of proposed changes to the planning laws. He said: "Everyone like mobile phones but no-one likes mobile-phone masts."



    Kabel-Blockade

    Weil die Telekom Konkurrenz fürchtet, kann der Standort Deutschland nicht mit einem Multimedianetz überzogen werden

    Aus:
    Süddeutsche Zeitung, München, 20. Februar 2001, Seite xx (Medien). [Original]

    MÜNCHEN. Aus dem Kabel soll die Vielfalt kommen: neue Fernsehprogramme, Videospiele, Filme auf Abruf. Das und viel mehr verspricht die Deutsche Telekom ihren Kunden, die an das TV-Kabel angeschlossen sind, seit langem. Die ganze Welt des Internets sei drin, mit höheren Übertragungsgeschwindigkeiten als bei der Telefonleitung und dazu eine eigene Homepage für jeden Kabelteilnehmer. So viel Service sei „selbstverständlich vorgesehen“, steht in einem Verkaufsprospekt aus dem Sommer 1999. Seither sucht die Telekom Teilhaber für ihre Kabelfernsehnetze mit etwa 18 Millionen angeschlossenen Haushalten. Ziel der Verkaufsaktion ist es, das Kabel mit Partnern und Investoren auszubauen.

    Das Kartellamt ist skeptisch

    Bislang blieb der Wunsch unerfüllt. Lediglich in Hessen und in Nordrhein-Westfalen hat die Telekom ihre regionalen Kabelgesellschaften mehrheitlich ausländischen Investoren andienen können, die den TV-Anschluss nun zu einem Multimedianetz mit Internet-Zugang erweitern wollen. In den anderen Ländern tut sich in der Regel wenig.

    Das Bundeskartellamt, das seit Jahren auf einen Verkauf und Ausbau der Kabelnetze drängt, ist inzwischen sehr skeptisch. Die Wettbewerbshüter glauben nicht, dass es der Telekom gelingt, ihre übrigen Kabelgesellschaften „in Kürze zu veräußern“. So steht es in einem Brief, den das Kartellamt Ende Januar der Telekom und der Mediengruppe Kirch schickte. Die beiden Unternehmen planen eine Allianz beim Kabelfernsehen und beim Internet, doch die Kartellwächter wollen dieses Vorhaben untersagen. Sie fürchten, die Telekom werde bei ihrem Kabelfernsehen Kirchs Abosender Premiere World bevorzugen.

    Die TV-Sender streiten sich

    Bei dem Verfahren untersuchte das Kartellamt aus gegebenen Anlass auch, wie es um die Zukunft des TV-Kabels bestellt ist. Das Ergebnis ist ernüchternd. Trotz der Ausbaupläne sei „mittelfristig von einer weiter bestehenden Kanalknappheit auszugehen“. Die kleineren Fernsehsender streiten sich immer wieder um die wenigen Kanäle. Selbst RTL 2 fürchtet um seinen Platz.

    An der Kanalknappheit wird sich nach Einschätzung des Kartellamts grundsätzlich nicht viel ändern. Technische Schwierigkeiten und hohe Kosten stünden einem raschen Ausbau des Kabels entgegen. Als großes Problem betrachten die Kartellwächter auch die zersplitterte „Betreiberstruktur“.

    Nur ein Drittel der 18 Millionen Kabelteilnehmer sind direkte Kunden der Telekom, die restlichen zwei Drittel sind bei kleineren Kabelbetreibern unter Vertrag, die das TV-Angebot über die Netze der Telekom beziehen und an die Zuschauer weiterleiten. Diese kleineren Kabelbetreiber sind nur dann bereit, kräftig zu investieren, wenn sie ihr Geld mit Hilfe neuer Geschäftsmodelle zurückverdienen können. Beispielsweise durch eine Beteiligung an den Erlösen von Abosendern wie Premiere World oder am elektronischen Handel via Kabel und Internet.

    „Solche Geschäftsmodelle fehlen bislang weitgehend“, notierte das Kartellamt. Außerdem sei davon auszugehen, dass die Kabelnetze „aus wirtschaftlichen Gründen nicht flächendeckend ausgebaut werden“. Zusammenfassend sei festzustellen, dass Kabelfernsehkanäle „auf absehbare Zeit ein knappes Gut bleiben werden“. Deshalb gelte es zu verhindern, dass die Telekom eine Allianz mit Kirch bilde und dessen Abosender Premiere World im Kabel bevorzuge.

    Das Kartellamt könnte sich eine Genehmigung dieser Allianz allenfalls dann vorstellen, wenn die Telekom ihre Kabelnetze schnell und weitgehend abstößt. Davon hält die Telekom allerdings nichts. „Wir werden keiner Forderung des Kartellamts zustimmen, die Einfluss auf den Wert unserer Kabelaktivitäten hat“, sagte Kabel-Vorstand Gerd Tenzer dem Handelsblatt.

    Der Zugriff der Telekom auf das Kabel ist aber das zentrale Problem für den Medienstandort Deutschland. Hauptgeschäftsfeld des Konzerns ist das Telefon, das auch als Internet-Anschluss dient. Trennte sich die Telekom vom Fernsehkabel, wäre der Weg frei für einen Ausbau zum Multimedianetz. Neue Betreiber könnten daraus einen Telefonanschluss machen.

    Der Verbraucher hat keine Wahl

    Der Konzern, der aus der Bundespost hervorging, bekäme dann ernsthafte Konkurrenz. So stellt sich der Vorstand den Ausbau des Kabels offenbar nicht vor. Bei der Privatisierung der Bundespost und dem Börsengang der Telekom sei es versäumt worden, das Kabelfernsehen aus dem neuen Konzern herauszulösen, sagt Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg. Hege ist bei den Landesmedienanstalten, die das Privatfernsehen beaufsichtigen, für das Kabel zuständig. Er befürchtet, dass es nun nicht mehr gelingt, die Telekom zum Verkauf des Kabels zu zwingen.

    Wenn der Konzern die Netze behalte, sie aber nicht ausbaue, dann habe der Verbraucher beim Zugang zum Internet „keine Alternative“, warnt Hege. Ohne eine Digitalisierung der Kabelnetze, mit der Platz für mehr Fernsehprogramme, für das Internet und weitere Angebote geschaffen würde, „fällt Deutschland im internationalen Mediengeschäft zurück“. Den Berliner Mediendirektor beruhigt es auch nicht, dass die Telekom wenigstens in der Hauptstadt zahlreiche neue, digitale Kabelkanäle schafft. „Das ist ein Ausnahmefall.“

    Die Telekom kündigt derweil unverdrossen den Verkauf weiterer Kabelgesellschaften an. Das sagt der Konzern immer wieder, passiert ist kaum etwas. Und selbst dort, wo die Telekom ausnahmsweise mal einen Partner findet, muss das nichts heißen. Die Veräußerung der Kabelgesellschaft in Baden-Württemberg an einen ausländischen Investor ist zwar bereits vereinbart worden, wurde aber laut Kartellamt „bislang nicht vollzogen“.



    T E L E K O M M U N I K A T I O N

    Regulierer gibt Ferngespräche in die Türkei frei

    Praxistest für die Deutsche Telekom / Behörde sieht Marktbeherrschung bei Telefonaten in die USA und Dänemark

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 21. Februar 2001, Seite 18 (Wirtschaft). [Original]

    BONN (vis). Die Deutsche Telekom ist mit ihrem Versuch gescheitert, in Teilmärkten aus der Regulierung entlassen zu werden. Lediglich im Telefonverkehr mit der Türkei, muss die Telekom ihre Preise künftig nicht mehr genehmigen lassen. Bei Auslandstelefonaten in die USA und Dänemark entschied die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post jedoch, dass der Ex-Monopolist hier immer noch eine marktbeherrschende Stellung einnimmt. Daher bleibt die Regulierung in diesen Bereichen bestehen. Ein Telekom-Sprecher bezeichnete die Entscheidung als enttäuschend. "Die Regulierungsbehörde hat die Chance zur tatsächlichen Deregulierung vertan."

    Die Regulierungsbehörde hat sich für die am Dienstag verkündeten Entscheidungen Zeit gelassen. Den Antrag, das Unternehmen im Bereich des Telefonverkehrs in die USA aus der Regulierung zu entlassen, stellte die Telekom bereits Mitte Mai des vergangenen Jahres. Begründung: Auf diesem Markt habe das Unternehmen keine marktbeherrschende Stellung mehr. Die Wettbewerber argumentieren jedoch, dass die Teilung des Marktes in einzelne Zielländer oder Zielgruppen – Privat- und Geschäftskunden – künstlich sei. Würde die Telekom in einzelnen Bereichen aus der Regulierung entlassen, könne sie hier ihre Marktmacht einsetzen, um die unliebsame Konkurrenz wieder vom Markt zu verdrängen. Die Frage nach der Abgrenzung von Teilmärkten im Telekommunikationsmarkt sei eines der kompliziertesten Themen und ihre Beantwortung verlange besondere Finesse, sagte Regulierungspräsident Kurth.

    Seit Öffnung des deutschen Telekommunikationsmarktes Anfang des Jahres 1998 hat sich die Branche dynamisch entwickelt. 1900 Anbieter konkurrieren mittlerweile mit der Telekom. Nicht nur die Telekom fordert daher eine schrittweise Rückführung der Regulierung. Auch das Bundeswirtschaftsministerium hat der Regulierungsbehörde den Auftrag erteilt, zu prüfen, ob und wieweit der Markt überreguliert ist und wie diese Überregulierung abgebaut werden könne. Die Regulierungsbehörde will die Frage der relevanten Märkte nun zur Diskussion stellen. "Wir suchen dazu möglichst viel sachverständigen Rat von draußen", sagte Kurth. Die Behörde hat bereits zwei Gutachten zu der Frage in Auftrag gegeben und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in 14 Eckpunkten zusammengefasst. Über die soll nun diskutiert werden. Bis zum 30. April haben die Wettbewerber und die Telekom Zeit, ihre Kommentare einzureichen. Bis zum Sommer will die Behörde dann die Richtlinien für die künftige Regulierungspolitik vorlegen. Diese Richtlinien seien notwendig, um für die beteiligten Unternehmen eine mittelfristige Orientierung für ihre Entscheidungen auf dem Markt zu schaffen.

    Dass die Behörde jetzt bereits für den Teilmarkt der Ferngespräche in die Türkei eine Entlassung der Telekom aus der Regulierung beschlossen hat, sei keine Vorentscheidung. Kurth betrachtet dies als Praxistest: "Wir werden sehr genau beobachten, was die Telekom mit ihrer neuen Freiheit anfängt." [mehr]

    [Wann beherrscht man einen Markt?]  [Testfall Türkei]



    Portugal ICP Sets Flat Rate Tariffs For Internet Access

    [Ed: Portugiesischer Regulierer verfügt preisgünstige Großhandels-Flatrate bis zu regionalen Vermittlungsstellen]

    Aus:
    Dow Jones Newswires, 21. Februar 2001, 15.58 Uhr MEZ (Internet). [Original] [Übersetzungs-Service]

    LISBON (Dow Jones). Portugal's telecommunications regulator Instituto de Comunicacoes de Portugal (ICP) Wednesday set the maximum tariffs Portugal Telecom SA (PT) can charge Internet service providers for flat rate access to the Internet via its network.

    In a statement, the ICP said PT can charge the ISPs a maximum of EUR 9.98 per user per month for offpeak access and EUR 19.95 for unlimited access through local nodes. For regional access, the maximum tariffs are EUR 13.47 offpeak and EUR 25.44 for unlimited access.

    The ICP has also widened the definition of "offpeak" for Internet access to 1800 GMT – 0900 GMT. The ICP said these prices are lower than current prices for Internet access and are also lower than fixed-line access for voice telephony.

    "The new regime aims to protect the interests of the users and the sustainability of the business, thereby increasing the use of the Internet in Portugal," the ICP said.



    R E G U L I E R U N G S A U F H E B U N G

    „Es gibt keinen Wettbewerb beim Telefonieren“

    Konkurrenten kritisieren neue Tariffreiheiten der Telekom

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 22. Februar 2001, Seite 21 (Wirtschaft). [Original]

    BERLIN (mwb/HB). Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) hat die Entscheidung der Regulierungsbehörde, die Tarife der Deutschen Telekom für Ferngespräche in die Türkei nicht mehr zu regulieren, hart kritisiert. Die Telekom darf die Tarife für Gespräche in die Türkei jetzt selbst festsetzen. Die Telekom habe bei Ferngesprächen in die Türkei mit einem Marktanteil von über 33 Prozent eine marktbeherrschende Stellung, sagte VATM-Präsident Joachim Dreyer. Deshalb könne von einem funktionierenden Wettbewerb auf diesem Teilmarkt keine Rede sein.

    Möglichkeiten zum Dumping

    Zwar begrüßte der VATM, in dem viele neue Konkurrenten der Telekom zusammengeschlossen sind, die Entscheidung der Regulierungsbehörde, die Preisregulierung der Telefongespräche nach Dänemark und in die USA nicht aufzuheben, aber dies zeige auch die Inkonsistenz der Entscheidung des neuen Behördenchefs Matthias Kurth. Die Regulierungsbehörde hatte am Vortag dazu eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen, ob und wie der Telekommunikationsmarkt in einzelne Teilmärkte zerlegt werden kann. Doch die Behörde habe ja bereits eine Entscheidung gefällt.

    "Es gibt keine Argumente dafür, Regionalmärkte zu definieren, es sei denn, man wünscht eine sehr komplexe Regulierung in Verbindung mit Marktzersplitterung seitens der Politik", sagte Paul Welfens, Professor für europäische Wirtschaftsintegration an der Universität Potsdam. Er hat im Auftrag des VATM eines von zwei Gutachten zum Thema Marktabgrenzung und Marktbeherrschung erstellt. Die Experten warnen davor, "die Anfangserfolge der Wettbewerbsintensivierung durch verfrühte Deregulierung zu verspielen". Die Telekom habe immer noch eine marktbeherrschende Stellung mit allein 98,5 Prozent Marktanteil im Ortsnetz und allen Möglichkeiten zum Dumping. Deshalb müsse der Markt als Ganzes betrachtet werden. Die Aufsplitterung in Teilmärkte erschwere die Aufsicht.

    Der Verbandschef forderte die Behörde auf, ein besonderes Augenmerk auf die neuen gebündelten Angebote der Deutschen Telekom zu werfen. So seien bei einem Tarif Gespräche am Sonntag für die Kunden kostenlos. Dies hält der Verband für einen eindeutigen Fall von Quersubventionierung. Auch bei der Rücknahme der Flatrate (Internet- Pauschaltarif) habe die Telekom dokumentiert, wie rücksichtslos sie ihre Marktmacht gebrauche. Mit der Freigabe der Ferngespräche in die Türkei habe der ehemalige Staatsmonopolist wiederum die Möglichkeiten, derartige Praktiken auszuweiten. Zudem würden durch die Bündelangebote kleinere Anbieter, die gerade den Wettbewerb belebt hätten, wieder aus dem Markt gedrängt, kritisiert der Verband.

    Planungssicherheit für Wettbewerber

    Wegen der Marktmacht der Telekom müsse die Preisregulierung entsprechend der Gesetzesvorschriften aufrecht erhalten werden, hieß es. Die Konkurrenten der Telekom bräuchten Planungssicherheit für ihre Investitionen. Sollte diese durch die Entscheidungen der Regulierungsbehörde nicht gewährleistet sein, drohe ein Rückzug der Unternehmen vom deutschen Markt.

    "Hier ist kein Tummelfeld für Experimente", sagte Hermann-Josef Bunte, von der Universität der Bundeswehr in Hamburg, der das zweite Gutachten vorlegte. Die Konkurrenten der Telekom planen nach Angaben des VATM in diesem Jahr mit 6,5 Milliarden Mark zusammen höhere Investitionen ins deutsche Festnetz als die Deutsche Telekom.



    Telekom: Sommer-Schlussverkauf

    Die Wertberichtigung seiner Immobilien kommt für Telekom-Chef Sommer zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Sie macht ihm den Schuldenabbau noch schwerer.

    Aus:
    Financial Times Deutschland, Hamburg, 22. Februar 2001, Seite xx (Telekom). [Original]

    HAMBURG. Der Deal war sein ganzer Stolz. Als Ron Sommer an einem sonnigen Tag Ende Mai vergangenen Jahres in der Köln Arena vor die Aktionäre der Deutschen Telekom trat, schwärmte der Konzernchef von der "gewinnträchtigsten Investition, die wir überhaupt je gemacht haben". Er meinte damit den Kauf des Zehn-Prozent- Anteils an der Telekomgesellschaft Sprint.

    Für die Aktien des US-Unternehmens hatte er im Jahr 1996 rund 1,5 Mrd. Euro bezahlt. Im Mai 2000 war das Paket auf einmal 8,5 Mrd. Euro wert. Doch die Zeiten, als all das, was Ron Sommer anpackte, zu Gold wurden, sind vorüber. Seit Monaten kennt der Kurs der Volksaktie nur eine Richtung: nach unten. Die einstige Euphorie ist längst in Ernüchterung umgeschlagen. Am Mittwoch teilte die Telekom nun mit, dass sie ihr Sprint-Paket noch im ersten Quartal verkaufen werde. Reich werden die Bonner Telekom-Manager damit nicht mehr: Die 8,5 Mrd. Euro sind mittlerweile auf 2,1 Mrd. Euro zusammengeschrumpft.

    Der Sprint-Deal ist symptomatisch für das Dilemma, in dem der Konzern gegenwärtig steckt. Um die Schuldenlast von fast 60 Mrd. Euro zu drücken, muss die Telekom sich möglichst schnell von allen Beteiligungen trennen, die nicht zum Kerngeschäft zählen. Nur ist das, was Ron Sommer anzubieten hat, derzeit nicht gefragt – und deshalb viel wertloser als bislang veranschlagt.

    Rund um den Globus drängen die Manager der mächtigen Investmentfonds die Telekomkonzerne, ihre Schuldenberge abzutragen. Für den Kauf der UMTS-Mobilfunklizenzen mussten fast alle riesige Kredite aufnehmen. Wer nun angekündigte Einnahmen nicht oder verspätet verwirklicht, wird mit drastischen Kursverlusten bestraft.

    Fatales Eingeständnis

    Ron Sommer bekam das am Mittwoch in aller Härte zu spüren. Trotz der Ankündigung, sich von Sprint zu trennen, brach der Kurs der T-Aktie ein. Der Grund: Die Telekom musste einräumen, was Kritiker schon lange befürchten. Ihr umfangreicher Immobilienbesitz ist weitaus weniger Wert als bisher bilanziert.

    Ein fatales Eingeständnis: "Wenn die Telekom die Immobilien wirklich verkaufen will, ist damit zu rechnen, dass sie nun weniger Einnahmen erzielt", sagt Petra Nix, Telekomexpertin der Schweizer Bank Vontobel. "Dies hat zur Folge, dass die Verschuldung nicht entsprechend gesenkt werden kann."

    Die Grundstücke und Gebäude der Telekom sorgten seit Jahren immer wieder für Zündstoff. Kritiker wie der Würzburger Wirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger werfen dem Konzern vor, seine Immobilien bereits bei der Eröffnungsbilanz 1996 zu hoch angesetzt und die Aktionäre vorsätzlich über den tatsächlichen Wert getäuscht zu haben. Eine Anschuldigung, die der Konzern stets bestritten hat.

    Vorsatz oder nicht: Am Mittwoch gestand die Telekom ein, dass sie auf überbewerteten Immobilien sitzt. Statt 17,2 Mrd. Euro, wie bisher ausgewiesen, weist sie den Wert fortan um zwei Mrd. Euro geringer aus. "Es musste ja damals alles sehr schnell gehen", räumt ein Telekom-Sprecher mit Blick auf die erstmalige Bewertung 1996 ein. Für eine detaillierte Bilanzierung der über 12.000 Grundstücke sei damals keine Zeit gewesen.

    In den vergangenen Monaten hat die Telekom genauer nachrechnen lassen. Schließlich will sie sich von ihren Schmuckstücken so rasch wie möglich trennen. Das Ergebnis: Etwa die Hälfte der Gebäude und Grundstücke ist überbewertet, die andere Hälfte unterbewertet. Da der Konzern zu niedrig angesetzte Immobilen jedoch nicht höher bewerten darf, schlägt die Berichtigung auf die zu hoch angesetzten Häuser voll zu Buche.

    Dass es zu dem Schritt kam, ist Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick zu verdanken. Der frühere Manager der Haniel-Gruppe ließ intern schon länger keinen Zweifel daran, dass er die Immobilienfrage für eine Altlast hält, die schnellstens bereinigt werden müsse. Eicks Vorgänger Joachim Kröske hatte den Preis für sein Grundstücksportfolio stets als "angemessen" verteidigt.

    Fall für den Staatsanwalt

    Wirtschaftswissenschaftler Wenger hält es für möglich, dass weitere Wertberichtigungen folgen. "Man kann das als Externer schlecht voraussagen, aber es könnte auch das Dreifache sein", sagte Wenger der FTD. Seiner Einschätzung zufolge "deutet alles auf massiven Vorsatz hin". Akten, die dies belegen sollen, hat Wenger bereits im vergangenen Jahr der Bonner Staatsanwaltschaft übergeben. Die ermittelt seitdem gegen Kröske.

    Die Telekom hingegen glaubt, dass es bei den zwei Mrd. Euro bleibt. "Wir gehen nicht davon aus, dass es noch zu größeren Ausschlägen kommt", so ein Sprecher. Noch ist aber ungewiss, wann und in welchem Umfang der Konzern seine Immobilien tatsächlich zu Geld machen kann. Man verfolge nun die neue Strategie, "sich beschleunigt von einem erheblichen Teil des Immobilenvermögens zu trennen", teilte die Telekom lediglich mit. Nach Informationen der FTD war bislang geplant, Gebäude und Grundstücke in Höhe von zehn Prozent des Buchwertes jährlich zu verkaufen.

    Immerhin, die Suche nach einem strategischen Investor für die Bewirtschaftung der Liegenschaften macht offenbar Fortschritte. Bis zu 49 Prozent der Tochterfirma DeTe Immobilien wollen die Bonner Strategen verkaufen. In dieser Firma hatte die Telekom Ende 2000 das so genannte Facility Management gebündelt.

    Wie die FTD von Verhandlungsteilnehmern erfuhr, sind die Gespräche in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Vor drei Wochen gaben die drei verbliebenen Bieter ihre Angebote bei der Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter ab, die den Verkaufsprozess organisiert.

    Verkauf bis Mitte März

    Zu den Interessenten zählen die britische Immobilienberatungsfirma Jones Lang LaSalle (JLL), das britisch- amerikanische Gemeinschaftsunternehmen Trammell Crow Savills und der dänische Dienstleister International Service System (ISS). Siemens und Thyssen-Krupp sind bereits aus dem Rennen. Die Entscheidung, wer mit der Telekom exklusiv über die Details eines Einstiegs bei der Immobilien-Tochter verhandeln darf, soll laut Zeitplan bis Mitte März fallen.

    Trammell Crow Savills ist ein Joint Venture des US-Immobilien- Dienstleisters Trammell Crow und der britischen Firma FPD Savills. Das Gemeinschaftsunternehmen wurde im Mai 2000 gegründet. Die Londoner Immobilienfirma JLL entstand im März 1999 aus der Fusion von Jones Lang Wotton und LaSalle Partners. Das Londoner Unternehmen, das sich auf Bewertung, Beratung und Investment von Liegenschaften konzentriert hat, zählt mit 7200 Beschäftigten zu den Großen der Branche. Die dänische ISS aus Kopenhagen ist mit 24.000 Mitarbeitern der weltgrößte Reinigungsdienstleister.

    DeTe – Ein Sanierungsfall

    DeTe Immobilien kann dringend eine Frischzellenkur durch ausländische Investoren und deren Know-how gebrauchen. Sie ist ein Sanierungsfall: Die Kosten liegen weit über den Einnahmen, für das Jahr 2000 hat DeTe-Immobilien-Chef Gerhard Niesslein einen negativen Deckungsbeitrag von bis zu 380 Mio. DM vorausgesagt. Nach der Zweiteilung des Unternehmens in die Geschäftsfelder Asset Management (AM) und Facility Management (FM), die im Dezember 2000 bekanntgegeben wurde, soll sich DeTe Immobilien künftig auf das Facility Management, die technische und kaufmännische Verwaltung von Gebäuden, konzentrieren. Den Verkauf von Gebäuden und Grundstücken (Asset Management) will die Telekom künftig mit den Partnern Corpus Immobiliengruppe und der Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter vorantreiben.

    Die Immobilien-Tochter hat zu wenig Erfahrung am Markt. Es fehlt an Management-Wissen und Kundenkontakten. Weil der Restrukturierungsbedarf sehr groß ist, wird der Unternehmenswert von Morgan Stanley Dean Witter relativ niedrig veranschlagt. Die Investmentbank kommt auf maximal 250 Mio. Euro.

    Für die ausländischen Bieter ist DeTe Immobilien als Investment dennoch reizvoll. Denn die Tochter hat einen langfristigen Dienstleistungsvertrag mit der Mutter. Der geht bis 2009. Dies sichert dem künftigen Telekom- Partner einen Zugriff auf die Gebäudebewirtschaftung von 14,8 Millionen Quadratmeter Fläche – "ein Riesendeal", wie ein Verhandlungsteilnehmer meint.

    Für die Schulden geplagte Telekom handelt es sich dagegen eher um Peanuts. Ron Sommer muss schnell nachlegen und weitere Firmenteile abstoßen – seine Anteile an neun regionalen TV-Kabelgesellschaften zum Beispiel. Gelingt ihm das nicht, muss er auf der kommenden Hauptversammlung Ende Mai erklären, warum aus den im vergangenen Jahr präsentierten Buchwerten keine Barwerte geworden sind. Und das will eigentlich keiner wirklich hören.

    [DIE TELEBÖRSE: Börsengang mit falschen Zahlen?]   [„Sommer hat versagt“]




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      Zum Teil 91

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